São Tomé und Príncipe

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Demokratische Republik São Tomé und Príncipe
República Democrática de São Tomé e Príncipe
Flagge Wappen
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Amtssprache Portugiesisch
Hauptstadt São Tomé
Staatsoberhaupt Präsident
Evaristo Carvalho
Regierungschef Premierminister
Jorge Bom Jesus
Fläche 1.001 km²
Einwohnerzahl 197.541 (Stand Juli 2016)
Bevölkerungsdichte 197 Einwohner pro km²
Bevölkerungs­entwicklung   +1,78 %[1] (2016)
Bruttoinlandsprodukt
  • Nominal
  • Total (KKP)
  • BIP/Einw. (nominal)
  • BIP/Einw. (KKP)
2016[2]
Index der menschlichen Entwicklung 0,574 (142.) (2016)[3]
Währung Dobra (STD)
Unabhängigkeit 12. Juli 1975 (von Portugal)
National­hymne Independência total
Zeitzone UTC+0
Kfz-Kennzeichen STP
ISO 3166 ST, STP, 678
Internet-TLD .st
Telefonvorwahl +239
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São Tomé und Príncipe, portugiesisch „São Tomé e Príncipe“ [sɐ̃w̃ tuˈmɛ i ˈpɾĩsɨpɨ], ist ein Inselstaat im Golf von Guinea, etwa 200 km vor der Küste Afrikas westlich vor Äquatorialguinea und Gabun. Die Insel São Tomé ist nach dem Heiligen Thomas benannt; Príncipe ist die „Insel des Prinzen“ (oder: des „Fürsten“).

Geographie und Klima

São Tomé und Príncipe ist nach den Seychellen der zweitkleinste Staat Afrikas. Die beiden namensgebenden Inseln liegen zwischen den zu Äquatorialguinea gehörenden Inseln Bioko und Annobón.

Über 90 Prozent der Einwohner leben auf der südlichen, größeren Insel São Tomé, die 48 Kilometer lang und 32 Kilometer breit ist. Sie ist die gebirgigere der beiden Inseln. Die höchste Erhebung beträgt 2024 Meter. Auf São Tomé liegt die gleichnamige Hauptstadt. Die nördlichere, kleinere Insel Príncipe ist etwa 16 Kilometer lang und sechs Kilometer breit; ihre höchste Erhebung misst 927 Meter.

Verlauf der Kamerunlinie

Beide Inseln sind Teil einer entlang der Kamerunlinie durch vulkanische Aktivitäten entstandenen Gebirgskette, die sich auf dem afrikanischen Kontinent in Kamerun fortsetzt. In São Tomé und Príncipe sind die Vulkane nicht mehr aktiv.

Die südliche Spitze São Tomés liegt nur zwei Kilometer nördlich des Äquators, die zugehörige Insel Rolas wird vom Äquator direkt überquert.

In São Tomé und Príncipe herrscht durch die gebirgige Topographie beeinflusstes heißes und feuchtes tropisches Klima mit Regen- und Trockenzeit. Die Temperatur weist kaum jahreszeitliche Schwankungen auf; die durchschnittliche Jahrestemperatur beträgt an der Küste 28 °C, im Landesinnern 20 °C. Die jährliche Niederschlagsmenge reicht von 1000 mm im nördlichen Tiefland bis zu 5000 mm an den südwestlichen Gebirgshängen. Die Regenzeit währt von Oktober bis Mai.

Städte

Die größten Städte sind:

Rang Stadt Einwohner
(2012)[4]
Distrikt
1 São Tomé 67.000 Água Grande
2 Trindade 16.140 Mé-Zóchi
3 Santana 10.290 Cantagalo
4 Neves 10.068 Lembá
5 Guadalupe 07.604 Lobata

Fauna

Große Meeresbewohner sind:

  • Streifendelfine
  • Clymene-Delfin
  • Schlankdelfin
  • Zügeldelfin
  • Brydewal
  • Buckelwal
  • Blauwal
  • Schwertwal
  • Großer Tümmler

Auf den Inseln gibt es eine Vielzahl von Vogelarten sowie Frösche, Schlangen und Chamäleons. Im Nationalpark Obo auf Principe gibt es außerdem große Bestände des Graupapageis.[5]

Bevölkerung

Die Bevölkerung des Staates setzt sich aus Mestizen, Angolares, Forros, Servicais, Tongas und Europäern (v. a. Portugiesen) zusammen. Das jährliche Bevölkerungswachstum wurde für das Jahr 2010 auf 2,4 % geschätzt.[6]

Circa die Hälfte der Einwohner von Sao Tome und Principe leben in Städten und Siedlungen.[7]

Neben der Amtssprache Portugiesisch, die gleichzeitig als Lingua Franca fungiert, werden auf den Inseln noch verschiedene auf dem Portugiesischen und westlichen Bantu-Sprachen basierende Kreolsprachen gesprochen: Saotomensisch (70.000), Principensisch (1.500) und Angolar (5.000).

Etwa 80 % der Bevölkerung sind Katholiken, weitere 10 % sind Protestanten, Neuapostolische und Traditionalisten.[8]

Bevölkerungsentwicklung

Jahr Einwohnerzahl
1950 60.002
1960 64.253
1970 74.253
1980 94.949
1990 113.893
2000 138.606
2010 174.776
2017 204.327

Quelle: UN[9]

Gesundheit

Die Säuglings- und Kindersterblichkeit lag im Jahr 2016 bei 3,4 %, die Lebenserwartung betrug 66 Jahre.[10] Das Land ist von Malaria betroffen. 2006 betrugen die Gesundheitsausgaben der Regierung 120 US-Dollar (Kaufkraftparität) pro Kopf.[11]

Bildung

Bei den Erwachsenen sind die Analphabeten deutlich in der Minderheit. Ihr Anteil beträgt 12,1 % (2009). Die Hälfte der Lehrer des Landes ist unterqualifiziert. São Tomé und Príncipe hat Hochschulen, darunter mit der 2014 eröffneten Universidade Pública de São Tomé e Príncipe auch eine staatliche Universität.[12] Es gibt ein Ausbildungszentrum für Landwirtschaft, das Centro de Aperfeiçoamento Técnico Agro-Pecuário. 98 % der Mädchen und 97 % der Jungen besuchen eine Grundschule, der Anteil der Kinder, die eine weiterführende Schule besuchen, liegt bei 38 %. Durch mehrere staatlich finanzierte Förderprogramme soll der Bildungsstandard in dem Inselstaat angehoben werden. Infolgedessen sind erste Erfolge zu verzeichnen. Beispielsweise stieg die Ausbildungsquote bei jungen Männern. Ein Problem des Bildungssystems ist die hohe Anzahl an Mädchen, die die Schule abbrechen. Die Regierung des Landes versucht mit Partnerorganisationen, wie beispielsweise dem Roten Kreuz, diesen sozialen Problemen entgegenzuwirken.[13]

Geschichte

Plakette zu Ehren Eddingtons in Sundy

Als Entdecker der Inseln gilt der portugiesische Seefahrer João de Santarém. Dieser stand in Diensten des Kaufmanns Fernão Gomes, welcher vom portugiesischen König Alfons V. das Recht erworben hatte, auf eigene Kosten jährlich 100 Leguas afrikanischer Küste im Namen der portugiesischen Krone zu erkunden. Am 21. Dezember 1471 entdeckte er São Tomé und am 17. Januar 1472 Santo António (oder auch Antão); letztere wurde 1502 in Príncipe umbenannt.

1485 erfolgte die Gründung der ersten portugiesischen Niederlassung. Einerseits dienten die Inseln als Umschlagplatz für den Sklavenhandel zwischen Afrika, Portugal, Brasilien und den karibischen Inseln, andererseits siedelte Portugal von der Inquisition ausgewiesene portugiesische Juden und Strafgefangene hierhin um. 1572 wurde São Tomé und im Folgejahr dann auch Príncipe direkt der portugiesischen Krone unterstellt. In der Folgezeit bildete sich eine Plantagenwirtschaft mit wechselnden Monokulturen aus, zunächst im 16. bis 18. Jahrhundert Zuckerrohr, dann in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Kaffee und schließlich seit etwa 1850 Kakao; Anfang des 20. Jahrhunderts waren die Inseln sogar der größte Kakaoproduzent der Welt.[14]

Am 13. August 1913 wurde von Deutschland und England ein Vertrag unterzeichnet, wonach die beiden Inseln bei einer Zahlungsunfähigkeit Portugals als Entschädigung für Deutschland dem deutschen Kolonialreich einverleibt werden sollten. Durch den Verlust der deutschen Kolonien im Versailler Vertrag 1919 wurde auch der deutsch-englische Vertrag von 1913 hinfällig.[15]

Am 29. Mai 1919 bekräftigte die Sonnenfinsternis-Expedition unter Leitung von Arthur Stanley Eddington auf der Vulkaninsel Príncipe experimentell die Richtigkeit von Einsteins allgemeiner Relativitätstheorie.

Mit der Gründung verschiedener Befreiungsbewegungen außerhalb des Landes begann das Ende der Kolonialzeit. In Ghana wurde 1960 das Comité de Libertaçao de São Tomé e Príncipe (CLSTP) als Vorläufer der Movimento de Libertação de São Tomé e Príncipe (MLSTP) (ab 1972) gegründet. 1974, nach der Nelkenrevolution in Portugal, wurde die MLSTP als legitime Vertretung anerkannt, was schließlich zur Entlassung in die Unabhängigkeit am 12. Juli 1975 führte. Die MLSTP beherrschte das Land als Einheitspartei die ersten 15 Jahre nach dem Ende der Kolonialzeit.[16]

1991 wurde Miguel Trovoada zum Präsidenten des Landes gewählt. 1995 kam es zu einem Putsch; die folgenden Regierungen erwiesen sich als relativ instabil.

Am 5. Januar 1999 wurde Guilherme Posser da Costa zum Ministerpräsidenten ernannt. Allerdings brachten Korruptionsskandale, in denen gefälschte Schatzbriefe im Wert von 500 Mio. US-Dollar die Hauptrolle spielten, die Regierung schnell in Bedrängnis. Im März 1999 traten der Finanzminister sowie der Präsident der Zentralbank zurück.

Im August 2001 wurde Fradique de Menezes zum Präsidenten gewählt.

Am 16. Juli 2003 kam es zu einem Militärputsch unter Führung von Major Fernando Pereira. Der Präsident Fradique de Menezes befand sich zu dieser Zeit auf Staatsbesuch in Nigeria, daher wurden von den Putschisten nur die Premierministerin sowie einige andere Minister festgenommen. Schon am nächsten Tag kündigten die Putschisten eine Übergangsregierung und Neuwahlen an. Als Grund für den Putsch wurde die unsichere politische Lage auf der Insel angegeben, die durch Ölfunde einige Jahre zuvor und die daraus resultierenden Streitereien entstanden war. Nach acht Tagen wurde der Militärputsch auf Druck der internationalen Gemeinschaft unblutig beendet. In einem „Memorandum of Understanding“ wurde eine stärkere Beteiligung der Bevölkerung an wichtigen Regierungsentscheidungen zugestanden. Es kam zu einer Regierungsumbildung unter Verbleib der Premierministerin, aber Auswechslung von sieben Ministern.

Im September 2004 kam es erneut zu einer Regierungsumbildung nach einem Bestechungsskandal, in den die Premierministerin Maria das Neves und weitere Minister verwickelt waren. Im Juli 2006 wurde Präsident de Menezes wiedergewählt.[17]

Die Präsidentschaftswahlen des Jahres 2011 gewann Manuel Pinto da Costa in der Stichwahl vom 7. August 2011. Er übernahm sein neues Amt am 3. September 2011. Pinto da Costa diente bereits früher als Staatspräsident. Er trat zur Stichwahl der nächsten Wahl am 7. August 2016 nicht an, wodurch Evaristo Carvalho als verbliebener Kandidat gewann.

Kultur

Literatur

Bis heute zeichnet sich die Literaturlandschaft in São Tomé und Príncipe durch schwierige Bedingungen aus. Verlage sind rar, zudem existieren in der Republik selbst keine Buchdruckereien. So werden die Autoren häufig in anderen portugiesischsprachigen Ländern wie Portugal und Angola verlegt.

Seit dem 19. Jahrhundert entwickelte sich die Literatur in São Tomé und Príncipe, insbesondere mit der Lyrik des Caetano da Costa Alegre (1864–1890).

Francisco Stockler (Fâchiku Stockler, 1834–1881) verwendete das são-tomesische Kreolisch (forro) in der Lyrik; es setzte sich jedoch nicht als Schriftsprache durch.

Der von der Insel Príncipe stammende Landbesitzer Marcelo da Veiga (1892–1976) nahm in seinem Werk als erster regelmäßig Bezug auf seine schwarzen Hautfarbe und auf São Tomés und Príncipes Situation als Kolonie und Insel. Diese ersten Anzeichen eines Nationalbewußtseins auf São Tomé und Príncipe kamen später im neorealistisch geprägten Werk von Francisco José Tenreiro (1921–1963) zur vollen Blüte. Von Bedeutung für die Manifestierung einer são-toméischen Literatur, als Zeichen eines erwachten Nationalbewußtseins, wurde insbesondere die 1963 von der Casa dos Estudantes do Império in Lissabon veröffentlichte Anthologie Poetas de São Tomé e Príncipe. Die Dichterinnen Maria Manuela Margarido (1925–2007) und Alda Espírito Santo (1926–2010) gehörten neben Tenreiro zu den bedeutendsten Namen dieser Phase.

Erster Roman aus São Tomé war 1937 Maiá Poçon von Viana de Almeida (1903-?). Als bedeutendster Romanautor São Tomé und Príncipes gilt jedoch der neorealistisch geprägte Sum Marky (1921–2003), seit seinem Roman O Vale das Ilusões von 1956. In No Altar da Lei (1960) und in Vila Flogá (1963) etwa thematisierte er das Massaker von Batepá im Jahr 1953, als Gutsbesitzer staatliche Repressionen aufgriffen und eine Welle der Gewalt gegen die schwarze Bevölkerungsmehrheit in São Tomé und Príncipe auslösten. Das Thema der kolonialen Unterdrückung nahm er auch in seinem letzten Roman Crónicas de uma Guerra Iventada (2001) wieder auf.

Die Zeit nach der Unabhängigkeit 1975 zeichnete sich durch wenig literarische Aktivität in São Tomé und Príncipe aus. Nach zwei politisch-soziologisch motivierten, literarisch wenig ambitionierte Gedichtssammlungen in den Jahren 1977, und dem 1979 veröffentlichten, literarisch ebenfalls wenig relevanten Band É Nosso o Solo Sagradao da Terra von Alda Espírito Santo erschienen erst zum Ende der 1980er wieder nennenswerte Werke. Lyriker wie Fernando de Macedo, Maria Olinda Beja oder Francisco Costa Alegre sind darunter zu nennen. Während Sacramento Neto als produktivster Romanautor der Inselrepublik gilt, zeichnet sich das Werk von Aíto Bonfim (Ângelo de Jesus Bonfim) vor allem durch seine Vielfalt an Themen und Formen aus.[18]

Auch der portugiesische Autor Ruy Cinatti (1915–1986) schrieb häufig über são-toméische Themen.

Film

Seit 2011 entwickelt sich das são-toméische Kino. International bekannteste Person der são-toméischen Filmschaffenden ist der Schauspieler Ângelo Torres (* 1968), der insbesondere als Schauspieler des Portugiesischen Kinos bekannt ist.

Politik

Verwaltungsgliederung

Die heutige zweistufige Verwaltungsgliederung São Tomé und Príncipes geht auf die portugiesische Kolonialverwaltung zurück, die das Gebiet ähnlich der Verwaltungsgliederung Portugals strukturierte. So waren die beiden namensgebenden Hauptinseln in je einen Concelho (Kreis) eingeteilt, die sich darunter in mehrere Freguesias (Gemeinden) unterteilten. Seit der Unabhängigkeit 1975 heißen die beiden früheren Kreise Provinzen, während die Gemeinden zu Distrikten wurden.

So ist das Land heute in die Provinz São Tomé mit sechs Distrikten und die Provinz Príncipe mit einem Distrikt aufgeteilt.

Innenpolitik

Die parlamentarische Republik besteht seit der Unabhängigkeit 1975 mit einer Verfassung von 1990.

Die Nationalversammlung (Assembléia Nacional) hat 55 Mitglieder und wird nach dem Verhältniswahlrecht alle vier Jahre gewählt. Der Präsident wird alle fünf Jahre direkt gewählt und darf einmal wiedergewählt werden. Wahlberechtigt ist jeder Bürger ab 18 Jahren.

Die Wahlen vom 12. Oktober 2014 ergaben folgende Sitzverteilung im Parlament:

  • ADI (Acção Democrática Independente) – 33 Sitze
  • MLSTP-PSD (Movimento de Libertação – Partido Social Democrata) – 16 Sitze
  • PCD-GR (Partido de Convergência Democrática – Grupa de Reflexão) – 5 Sitze
  • UDD (União dos Democratas para Cidadania e Desenvolvimento) – 1 Sitz

Außenpolitik

São Tomé und Príncipe gehört einer Reihe multilateraler Organisationen an. Neben den Vereinten Nationen und der Afrikanischen Union sind dies vor allem die Gemeinschaft der Portugiesischsprachigen Länder und insbesondere die afrikanischen Länder mit Landessprache Portugiesisch, außerdem gehört das Land der Lateinischen Union an.

Das Land unterhält Vertretungen in weltweit 19 Staaten, darunter sieben eigene Botschaften (Äquatorialguinea, Angola, Gabun, Nigeria, Belgien/EU, Portugal, USA), der Rest sind Honorarkonsulate.

Zur ehemaligen Kolonialmacht Portugal bestehen gute und enge Beziehungen. Auch die Beziehungen zu den Nachbarn im Golf von Guinea, Nigeria und Äquatorialguinea sind gut. Von besonderer Bedeutung sind dabei Fragen der Nutzung der Öl- und Gasreserven. Mit Nigeria besteht eine gemeinsame Wirtschaftszone zur Erschließung der Rohstoffvorkommen im Seegebiet zwischen beiden Ländern.

São Tomé und Príncipe war einer der wenigen Staaten, die nicht die Volksrepublik China, sondern die Republik China auf Taiwan völkerrechtlich anerkannten.[19]

Militär

Verwaltungsgliederung

São Tomé und Príncipe ist in zwei Provinzen gegliedert, diese wiederum in sieben Distrikte. Die Insel São Tomé und die umliegenden Inseln bilden die gleichnamige Provinz mit der Stadt São Tomé als Provinzhauptstadt. Diese Provinz ist in sechs Distrikte unterteilt.

Lage Provinz Distrikt Fläche Einwohner Hauptstadt Anmerkungen
São Tomé Água Grande 16,9 km² 51.886 São Tomé Água Grande ist der kleinste, jedoch der bevölkerungsreichste der sieben Distrikte.
São Tomé Cantagalo 119,0 km² 13.258 Santana
São Tomé Caué 267,0 km² 5.501 São João dos Angolares Der Distrikt Caué ist größtenteils von Wald bedeckt und nur schwer zugänglich.
São Tomé Lembá 229,5 km² 10.696 Neves In Lembá befindet sich der höchste são-toméische Berg, der 2024 m hohe Pico de São Tomé.
São Tomé Lobata 105,0 km² 15.187 Guadalupe
São Tomé Mé-Zóchi 122,0 km² 35.105 Trindade
São Tomé 859,4 km² 131.633 São Tomé
Príncipe Pagué 142,0 km² 5.966 Santo António do Principe Die Insel Príncipe und die umliegenden Inseln bilden die Provinz Príncipe und gleichzeitig den siebten Distrikt.
São Tomé und Príncipe 1.001,4 km² 137.599 São Tomé

Wirtschaft

Heimkehrende Fischerboote auf São Tomé

Allgemein

Im Jahr 2000 bezogen 15,3 % der Haushalte ihr Einkommen aus der Landwirtschaft, 36,5 % aus Industrie, Handel und Dienstleistungen sowie 11,5 % im öffentlichen Sektor.

Der heute noch wirtschaftlich unbedeutende Inselstaat exportiert fast nur Kakao (Anteil 2009: 95 %). Diese wirtschaftliche Ausrichtung stammt noch aus der Kolonialzeit. Natürliche Ressourcen von Bedeutung sind außerdem weitere landwirtschaftliche Produkte, die Fischerei und Erdölvorkommen, die derzeit noch nicht gefördert werden.

  • Die Landwirtschaft erwirtschaftete 14 % (neben Kakao ist die Erzeugung von Kokosnüssen, Kopra, Zimt, Pfeffer, Kaffee, Bananen, Bohnen, Vanille und Geflügel) des Bruttoinlandsprodukts. Die gesamte bewirtschaftete Fläche erstreckt sich über 484 Quadratkilometer.
  • Der Anteil der Industrie am Bruttoinlandsprodukt betrug im Jahr 2009 15 %. Produziert bzw. verarbeitet werden u. a. Hemden, Seife, Bier, Fische und Krabben sowie Palmöl.
  • Auf Dienstleistungen, vor allem den Tourismus, entfielen im Jahr 2009 71 % des Bruttoinlandsprodukts. In den letzten Jahren unterstützt São Tomé und Príncipe verstärkt private Initiativen, den Tourismus zu entwickeln.[20]

Exporten im Wert von 14,0 Millionen Euro standen 2009 Importe im Wert von 93 Millionen Euro gegenüber. Importiert werden, unter anderem aus Portugal (43 %), Frankreich (16 %) und Großbritannien (14 %) Nahrungsmittel und lebende Tiere, Brennstoffe sowie Kapitalgüter. Wichtigste Exportländer sind Portugal, die Niederlande, Spanien, Deutschland und die Volksrepublik China.

São Tomé und Príncipe wies im Jahr 2009 per Saldo keine Verschuldung gegenüber dem Ausland auf (siehe dazu weiter unten: Erdöl), nachdem die Auslandsverschuldung 2002 noch 318 Mio. US-Dollar betragen hatte. São Tomé und Príncipes Bruttoinlandsprodukt gehört zu den kleinsten der Welt und betrug 2016 ca. 350 Mio US-Dollar; das Bruttoinlandsprodukt 2016 pro Einwohner lag bei etwa 1800 US-Dollar. Die Inflationsrate belief sich 2009 auf 17 %.

Erdöl

Durch den Verkauf von Offshore-Erdölbohrkonzessionen in der mit Nigeria gemeinsam verwalteten Joint Development Zone (JDZ) erzielen São Tomé und Príncipe 40 % der Einkünfte, während Nigeria 60 % erhält.

In den 1990er Jahren vermuteten Geologen ca. elf Milliarden Barrel Öl[21] unter und um die Inseln. Für Journalisten und Wissenschaftler – so Bartholomäus Grill in Die Zeit im Jahre 2003 – gilt der Inselstaat als „schwarzes Brunei“ oder „zweites Kuwait und verfügt über vier Milliarden Barrel Ölreserven.[22] Laut German Institute of Global and Area Studies wurde bis 2006 in der Tiefsee von São Tomé und Príncipes Erdöl von bis zu einer Milliarde Barrel nachgewiesen.[23]

2003 bot der Konzern Chevron einen Vorschuss von 49,2 Millionen Dollar, um die Explorationsblöcke zu untersuchen. Auch der Ölkonzern Total meldete Rechte für den ersten von neun Explorationsblöcken an. Dennoch wurden keine Testbohrungen durchgeführt, da der Konzern an dem Erfolg zweifelte.

Für die Zukunft wird Off-Shore-Förderung von Erdöl und -gas erwartet. Die geostrategische Lage in Westafrika, das als Zukunft der Bohrstätten gilt, hat u. U. zum ersten ölpolitischen Wettrennen zwischen der Volksrepublik China und den USA geführt. Beide bemühen sich zurzeit verstärkt diplomatisch um Explorations- und Bohrrechte für nahestehende Firmen. In diesem Zusammenhang scheinen die USA daran interessiert, auf São Tomé einen Marinestützpunkt zu errichten.

São Tomé und Príncipe ist kein Mitglied der Welthandelsorganisation (WTO), verfügt aber über einen Beobachterstatus und hat einen Beitrittsantrag gestellt.[24]

Staatshaushalt

Der Staatshaushalt umfasste 2016 Ausgaben von umgerechnet 127 Mio. US-Dollar, dem standen Einnahmen von umgerechnet 109 Mio. US-Dollar gegenüber. Daraus ergibt sich ein Haushaltsdefizit in Höhe von 5 % des BIP.[6]

2006 betrug der Anteil der Staatsausgaben (in % des BIP) für folgende Bereiche:

Weblinks

Wiktionary: São Tomé und Príncipe – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: São Tomé und Príncipe – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikimedia-Atlas: São Tomé und Príncipe – geographische und historische Karten

Einzelnachweise

  1. [1]
  2. [2] (PDF) Internationaler Währungsfonds
  3. [3] United Nations Development Programme (UNDP),
  4. São Tomé and Príncipe: Districts, Cities & Urban Localities – Population Statistics in Maps and Charts. Abgerufen am 2. März 2018 (englisch).
  5. São Tomé und Príncipe. In: Laender-Lexikon.de. Abgerufen am 29. Mai 2017.
  6. a b c d The World Factbook
  7. São Tomé und Príncipe | Länder-Lexikon.de. Abgerufen am 29. Mai 2017.
  8. Länderinformationen des Auswärtigen Amtes zu São Tomé und Príncipe
  9. World Population Prospects – Population Division – United Nations. Abgerufen am 28. Juli 2017.
  10. CountryProfile. Abgerufen am 15. Dezember 2017.
  11. UNDP — São Tome and Principe, Country profile of human development indicators (Memento des Originals vom 19. Januar 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/hdrstats.undp.org (englisch), abgerufen am 8. August 2011
  12. UNDP – International human development indicators (Memento des Originals vom 19. Januar 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/hdrstats.undp.org, abgerufen am 8. August 2011
  13. Die Kinder von São Tomé und Principe | Humanium – Gemeinsam für Kinderrechte. Abgerufen am 29. Mai 2017 (amerikanisches Englisch).
  14. Isabel Castro Henriques: São Tomé e Príncipe: A invenção de uma sociedade, Lissabon: Vega 2000
  15. Michael Fröhlich: Imperialismus – Deutsche Kolonial- und Weltpolitik 1880-1914, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1994, ISBN 3-423-04509-4, Seite 123
  16. Tony Hodges & Malyn Newitt, São Tomé e Príncipe: From plantation colony to microstate, London: Westview, 1988
  17. Die wichtigste Quelle für die ersten nachkolonialen Jahrzehnte ist Gerhard Seibert, Comrades, Clients and Cousins: Colonialism, Socialism and Democratization in São Tomé and Príncipe, Leiden: Brill, 2006
  18. Fernando Cristóvão (Hrsg.): Dicionário Temático da Lusofonia. Texto Editores, Lissabon/Luanda/Praia/Maputo 2006, S. 641ff (ISBN 972-47-2935-4)
  19. Taiwan loses another friend as Sao Tome and Principe severs diplomatic ties: Shanghaiist
  20. Siehe Brígida Rocha Brito und andere, Turismo em Meio Insular Africano: Potencialidades, constrangimentos e impactos, Lissabon: Gerpress, 2010
  21. Mathieu von Rohr: Das verheißene Paradies. In: Der Spiegel. Nr. 16, 2008, S. 126–130 (online).
  22. Der Schatz von São Tomé DIE ZEIT, 2003, abgerufen am 11. November 2014
  23. Neue Erdölfunde in Afrika: Können Konflikte vermieden werden? Nummer 7, GIGA 2007, abgerufen am 11. November 2014
  24. WTO ¦ Members and Observers. Abgerufen am 15. Dezember 2017 (englisch).
  25. Der Fischer Weltalmanach 2010: Zahlen Daten Fakten, Fischer, Frankfurt, 8. September 2009, ISBN 978-3-596-72910-4

Koordinaten: 0° 19′ N, 6° 36′ O