Großer Preis von Italien 1937

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Der zweitplatzierte Hermann Lang im Mercedes-Benz W 125
Der Circuito di Montenero in seiner befahrenen Version
Lage im Stadtgebiet

Der XV. Große Preis von Italien fand am 12. September 1937 auf dem Circuito di Montenero in Livorno statt. Als Grande Épreuve zählte das Rennen zur Grand-Prix-Europameisterschaft 1937, wurde aber abweichend zu den Bestimmungen der Internationalen Grand-Prix-Formel (Rennwagen bis maximal 750 kg Leergewicht; 85 cm Mindestbreite; Renndistanz mindestens 500 km) lediglich über 50 Runden à 7,218 km ausgetragen, was einer Gesamtdistanz von 360,9 km entsprach.

Sieger wurde Rudolf Caracciola auf Mercedes-Benz W 125, der sich mit seinem dritten Saisonerfolg in einem Meisterschaftslauf seinen zweiten Europameistertitel nach 1935 sicherte.

Rennen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zum ersten Mal seit 1921 wurde der Große Preis von Italien nicht auf der traditionellen Monza-Rennbahn ausgetragen, sondern auf die Montenero-Rennstrecke bei Livorno, dem üblichen Schauplatz des Rennens um die Coppa Ciano, verlegt, wo Tazio Nuvolari mit seinem Alfa Romeo 1936 zuletzt die Übermacht der deutschen Silberpfeile besiegen konnte.

Nuvolari, der nach seinem kurzen und nicht besonders geglückten Ausflug ins Lager der Auto Union beim Großen Preis der Schweiz etwas ernüchtert wieder in die Arme der Scuderia Ferrari, der offiziellen Werksvertretung von Alfa Romeo, zurückgekehrt war, musste sich aber ebenso, wie seine Mannschaftsgefährten Carlo Felice Trossi, Giuseppe Farina und Clemente Biondetti, nach wie vor mit eben diesem Alfa Romeo 12C-36 begnügen, mit dem er den Erfolg im Vorjahr erzielt hatte. Das neue Modell Alfa Romeo 12C-37, das nach seinem desaströsen ersten Auftritt beim Rennen von Pescara umgehend wieder aus dem Rennbetrieb zurückgezogen worden war, wurde dagegen hier in Livorno nur von Alfa Romeos oberstem Testfahrer Gianbattista Guidotti gesteuert, der das Auto kurz vor der Hälfte des Rennens mit einem technischen Defekt abstellen musste.

Die deutschen Teams ließen sich durch den Ortswechsel jedoch nicht allzu sehr beeindrucken und Rudolf Caracciola, der in der Europameisterschaftswertung noch zwei Punkte hinter seinem Teamkollegen Manfred von Brauchitsch zurücklag, erzielte mit seinem Mercedes-Benz W 125, dem leistungsstärksten Rennwagen seiner Zeit, umgehend die schnellste Trainingszeit, was gleichzeitig auch die beste Startposition bedeutete. Auf dem Platz daneben gab es allerdings eine Überraschung, denn Achille Varzi – aufgrund seines Drogenkonsums und anderer Eskapaden bei der Auto Union eigentlich zum Ende des letzten Jahres ausgemustert – hatte sich beim Team als geheilt zurückgemeldet und prompt mit dem Auto Union "Typ C"[1] die zweitschnellste Runde im Training gedreht. Damit war er sogar noch schneller als Starpilot Bernd Rosemeyer, der aktuelle Top-Fahrer des Teams, der mit Platz drei die vorderste Startreihe komplett machte.

Auch die zweite Reihe war mit Hermann Lang (Mercedes), Hans Stuck (Auto Union) und Manfred von Brauchitsch komplett mit Silberpfeil-Piloten belegt, bevor schließlich Nuvolari als bester Alfa-Romeo-Pilot gemeinsam mit Mercedes-Junior Richard Seaman und Carlo Felice Trossi auf dem zweiten Alfa Romeo in der dritten Startreihe Aufstellung nahm.

Den besten Start hatte Caracciola, der vor Lang, Rosemeyer, von Brauchitsch und Varzi in die erste Runde einbog. Doch sein teaminterner Rivale ließ sich nicht abschütteln und konnte in der vierten Runde dann auch die Führung übernehmen. In ihrem Zweikampf setzten sich die beiden Mercedes-Piloten an der Spitze zunehmend vom Rest des Felds ab, in dem die Positionen zunächst weitgehend unverändert blieben. Nur Nuvolari hatte sch zur Freude des Publikums mit seinem Alfa Romeo kurzzeitig an Varzis Auto Union vorbeikämpfen können, bevor er dann kontinuierlich wieder an Boden verlor und in der 31. Runde schließlich an die Boxen kam, um das Auto entnervt an den bereits zuvor ausgeschiedenen Farina abzutreten.

In der Zwischenzeit hatte auch Lang in der 23. Runde einen Stopp eingelegt, um einen defekten Reifen zu wechseln. Dabei ließ sich die Boxenmannschaft von Mercedes auffällig viel Zeit, wohl um das teaminterne Duell etwas zu entschärfen und die vorgegebene Rangordnung im Team wiederherzustellen. Doch nachdem auch Caracciola später gestoppt hatte, war Lang wenige Runden später schon wieder an seinem Heck und versuchte vorbeizukommen. Doch Caracciola konnte bis ins Ziel alle Angriffsversuche abblocken und ging schließlich mit einem Wimpernschlag Vorsprung vor Lang als Sieger über die Linie. Da von Brauchitsch außerdem zuvor mit einem technischen Defekt ausgefallen war, bedeutete dies auch gleichzeitig den zweiten Titelgewinn für Caracciola nach 1935.

Ergebnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Meldeliste[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Team Nr. Fahrer Info Chassis Motor Reifen
Deutsches Reich NS Daimler-Benz AG 02 Deutsches Reich NS Rudolf Caracciola Mercedes-Benz W 125 Mercedes-Benz M 125 F 5.7L I8 Kompressor C
04 Deutsches Reich NS Manfred von Brauchitsch
06 Deutsches Reich NS Hermann Lang
08 Vereinigtes Konigreich Richard Seaman
10 Schweiz Christian Kautz
Deutsches Reich NS Auto Union AG 12 Deutsches Reich NS Bernd Rosemeyer Auto Union C Auto Union 6.0L V16 Kompressor C
14 Italien 1861 Achille Varzi
16 Deutsches Reich NS Hans Stucka
18 Deutsches Reich NS Hermann Paul Müller
Deutsches Reich NS Rudolf Hasse RES
Italien 1861 Vittorio Belmondo 20 Italien 1861 Vittorio Belmondo Alfa Romeo 8C-35 Alfa Romeo 3.8L I8 Kompressor
Italien 1861 Scuderia Ferrari 22 Italien 1861 Tazio Nuvolarib Alfa Romeo 12C-36c Alfa Romeo 4.1L V12 Kompressor E
24 Italien 1861 Giuseppe Farina
26 Italien 1861 Carlo Felice Trossi
28 Italien 1861 Clemente Biondetti
28 Italien 1861 Antonio Brivio DNS
Italien 1861 Alfa Corse 30 Italien 1861 Giovanni Battista Guidotti Alfa Romeo 12C-37 Alfa Romeo 4.5L V12 Kompressor P
Schweiz Hans Ruesch 32 Schweiz Hans Ruesch DNA Alfa Romeo 8C-35 Alfa Romeo 3.8L I8 Kompressor
a 
Während des Rennens von Hasse abgelöst.
b 
Während des Rennens von Farina abgelöst.
c 
Nuvolari sollte ursprünglich mit dem neuen Tipo 12C-37 antreten, entschied sich aufgrund der enttäuschend verlaufenen Testfahrten für das ältere Modell.

Qualifying[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pos. Fahrer Konstrukteur Qualifikationstraining Start
Zeit Ø-Geschwindigkeit
01 Deutsches Reich NS Rudolf Caracciola Deutsches Reich NS Mercedes-Benz 3:11,0 min 136,046 km/h 01
02 Italien 1861 Achille Varzi Deutsches Reich NS Auto Union 3:13,6 min 134,220 km/h 02
03 Deutsches Reich NS Bernd Rosemeyer Deutsches Reich NS Auto Union 3:14,2 min 133,804 km/h 03
04 Deutsches Reich NS Hermann Lang Deutsches Reich NS Mercedes-Benz 3:15,6 min 132,850 km/h 04
05 Deutsches Reich NS Hans Stuck Deutsches Reich NS Auto Union 3:17,4 min 131,635 km/h 05
06 Deutsches Reich NS Manfred von Brauchitsch Deutsches Reich NS Mercedes-Benz 3:18,6 min 130,840 km/h 06
07 Italien 1861 Tazio Nuvolari Italien 1861 Alfa Romeo 3:20,8 min 129,406 km/h 07
08 Vereinigtes Konigreich Richard Seaman Deutsches Reich NS Mercedes-Benz 3:21,6 min 128,893 km/h 08
09 Italien 1861 Carlo Felice Trossi Italien 1861 Alfa Romeo 3:22,2 min 128,510 km/h 09
10 Deutsches Reich NS Hermann Paul Müller Deutsches Reich NS Auto Union 3:22,4 min 128,383 km/h 10
11 Italien 1861 Giovanni Battista Guidotti Italien 1861 Alfa Romeo 3:24,2 min 127,251 km/h 11
12 Italien 1861 Giuseppe Farina Italien 1861 Alfa Romeo 3:24,4 min 127,127 km/h 12
13 Italien 1861 Clemente Biondetti Italien 1861 Alfa Romeo 3:24,6 min 127,003 km/h 13
14 Schweiz Christian Kautz Deutsches Reich NS Mercedes-Benz 3:29,0 min 124,329 km/h 14
15 Italien 1861 Vittorio Belmondo Italien 1861 Alfa Romeo 3:40,0 min 118,113 km/h 15

Rennergebnis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pos. Nr. Fahrer Konstrukteur Runden Zeit Ausfallgrund EM-Punkte
1 02 Deutsches Reich NS Rudolf Caracciola Deutsches Reich NS Mercedes-Benz 50 2:44:54,4 h 1
2 06 Deutsches Reich NS Hermann Lang Deutsches Reich NS Mercedes-Benz 50 + 00,4 s 2
3 12 Deutsches Reich NS Bernd Rosemeyer Deutsches Reich NS Auto Union 50 + 02:25,4 min 3
4 08 Vereinigtes Konigreich Richard Seaman Deutsches Reich NS Mercedes-Benz 49 + 01 Runde 4
5 18 Deutsches Reich NS Hermann Paul Müller Deutsches Reich NS Auto Union 49 + 01 Runde 4
6 14 Italien 1861 Achille Varzi Deutsches Reich NS Auto Union 49 + 01 Runde 4
7 22 Italien 1861 Tazio Nuvolari /
Italien 1861 Giuseppe Farina
Italien 1861 Alfa Romeo 49 + 01 Runde 4 / –
8 26 Italien 1861 Carlo Felice Trossi Italien 1861 Alfa Romeo 47 + 03 Runden 4
9 16 Deutsches Reich NS Hans Stuck /
Deutsches Reich NS Rudolf Hasse
Deutsches Reich NS Auto Union 47 + 03 Runden 4 / –
10 20 Italien 1861 Vittorio Belmondo Italien 1861 Alfa Romeo 45 + 05 Runden 4
DNF 10 Schweiz Christian Kautz Deutsches Reich NS Mercedes-Benz 43 4
DNF 28 Italien 1861 Clemente Biondetti Italien 1861 Alfa Romeo 38 4
DNF 04 Deutsches Reich NS Manfred von Brauchitsch Deutsches Reich NS Mercedes-Benz 36 Mechanik 5
DNF 30 Italien 1861 Giovanni Battista Guidotti Italien 1861 Alfa Romeo 24 Mechanik 6
DNF 24 Italien 1861 Giuseppe Farina Italien 1861 Alfa Romeo 13 Mechanik 6

Schnellste Rennrunde: Deutsches Reich NS Rudolf Caracciola und Deutsches Reich NS Hermann Lang (Mercedes-Benz), 3:11,2 min = 135,9 km/h

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Großer Preis von Italien 1937 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. die Typenbezeichnung der Auto-Union-Rennwagen wurde von Fachautoren erst nachträglich zur Unterscheidung der einzelnen Modelle eingeführt