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„Loriot“ – Versionsunterschied

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'''Loriot''' (* [[12. November]] [[1923]] in [[Brandenburg an der Havel]], bürgerlich ''Bernhard Victor Christoph-Carl von Bülow'', kurz ''Vicco von Bülow'') etablierte sich seit den 1950er Jahren in [[Literatur]], [[Fernsehen]], [[Theater]] und [[Film]] als einer der vielseitigsten deutschen [[Humor]]isten. Loriot betätigte sich auch als [[Karikatur]]ist, [[Regisseur]], [[Schauspieler]], Bühnen- und Kostümbildner und wurde 2003 von der [[Universität Wuppertal]] zum „Professor für Theaterkunst“ ernannt.
'''Loriot''' (* [[12. November]] [[1923]] in [[Brandenburg anna Havel]], bürgerlich ''Bernhard Victor Christoph-Carl von Bülow'', kurz ''Vicco von Bülow'') etablierte sich seit den 1950er Jahren in [[Literatur]], [[Fernsehen]], [[Theater]] und [[Film]] als einer der vielseitigsten deutschen [[Humor]]isten. Loriot betätigte sich auch als [[Karikatur]]ist, [[Regisseur]], [[Schauspieler]], Bühnen- und Kostümbildner und wurde 2003 von der [[Universität Wuppertal]] zum „Professor für Theaterkunst“ ernannt.


Der Künstlername Loriot ist die französische Bezeichnung des [[Pirol (Art)|Pirols]], des Wappentieres der [[Bülow (Adelsgeschlecht)|Familie von Bülow]]. In der mecklenburgischen Heimat des Adelsgeschlechtes ist ''Vogel Bülow'' eine gängige Bezeichnung für den Pirol.
Der Künstlername Loriot ist die französische Bezeichnung des [[Pirol (Art)|Pirols]], des Wappentieres der [[Bülow (Adelsgeschlecht)|Familie von Bülow]]. In der mecklenburgischen Heimat des Adelsgeschlechtes ist ''Vogel Bülow'' eine gängige Bezeichnung für den Pirol.

Version vom 29. Mai 2010, 09:31 Uhr

Loriot, 2005

Loriot (* 12. November 1923 in Brandenburg anna Havel, bürgerlich Bernhard Victor Christoph-Carl von Bülow, kurz Vicco von Bülow) etablierte sich seit den 1950er Jahren in Literatur, Fernsehen, Theater und Film als einer der vielseitigsten deutschen Humoristen. Loriot betätigte sich auch als Karikaturist, Regisseur, Schauspieler, Bühnen- und Kostümbildner und wurde 2003 von der Universität Wuppertal zum „Professor für Theaterkunst“ ernannt.

Der Künstlername Loriot ist die französische Bezeichnung des Pirols, des Wappentieres der Familie von Bülow. In der mecklenburgischen Heimat des Adelsgeschlechtes ist Vogel Bülow eine gängige Bezeichnung für den Pirol.

Familie

Das Familienwappen mit dem Pirol (frz. loriot) als Wappentier auf dem Helm

Von Bülow ist der Sohn des Polizeimajors Johann-Albrecht von Bülow (1899–1972) und dessen erster Ehefrau Charlotte von Roeder (1899–1929), Tochter von Otto von Roeder (1876–1943). Die Eltern ließen sich 1928 in Gleiwitz (Schlesien), heute Gliwice (Polen), scheiden.

Bei der Familie von Bülow handelt es sich um ein altes mecklenburgisches Adelsgeschlecht mit gleichnamigem Stammhaus im Dorf Bülow bei Rehna. Der Name Bülow wird erstmals bei der Grundsteinlegung des Ratzeburger Doms (1154) urkundlich erwähnt. Die Stammreihe beginnt mit Godofridus de Bulowe (1229).[1][2] Viele Mitglieder der Familie brachten es im Staatswesen, beim Militär und in der Kirche zu hohen Ämtern oder machten sich um das Kulturleben verdient.[3] Zu Vicco von Bülows Vorfahren zählen unter anderem Bernhard von Bülow, Reichskanzler im Deutschen Kaiserreich.

Von Bülow ist seit 1951 mit seiner Frau Romi verheiratet und hat zwei Töchter und zwei Enkel; er lebt in Ammerland am Starnberger See.[4]

Leben

Von Bülow wurde am 30. Dezember 1923 in der St.-Gotthardt-Kirche in Brandenburg getauft.[5] Er wuchs mit seinem ein Jahr jüngeren Bruder seit 1927 bei Großmutter und Urgroßmutter in Berlin auf. 1933 zogen die Geschwister wieder zu ihrem Vater, der im Jahr 1932 erneut geheiratet hatte. Mit dem Vater zog die Familie 1938 nach Stuttgart. Von Bülow besuchte dort das humanistische Eberhard-Ludwigs-Gymnasium, das er 1941 siebzehnjährig mit Notabitur verließ. Er begann entsprechend der Familientradition eine Offizierslaufbahn, die einen dreijährigen Militäreinsatz an der Ostfront in der Sowjetunion umfasste. Er wurde mit dem Eisernen Kreuz zweiter und erster Klasse ausgezeichnet.

Nach dem Krieg legte er 1946 in Northeim am Gymnasium Corvinianum das Abitur ab. Auf Anraten seines Vaters studierte er von 1947 bis 1949 Malerei und Grafik an der Kunstakademie (Landeskunstschule) in Hamburg. Nach dem Abschluss legte Bülow erste Arbeiten als Werbegrafiker vor und erfand das charakteristische Knollennasenmännchen. Ab 1950 war Bülow als Cartoonist zunächst für das Hamburger Magazin Die Straße, danach für die Zeitschrift Stern tätig. Seit dieser Zeit verwendete er den Künstlernamen Loriot. Es folgten weitere Arbeiten für Weltbild und Quick. Die Aufträge waren jedoch nur jeweils von kurzer Dauer (er zeichnete beispielsweise nur sieben Folgen für den Stern).

An einer Veröffentlichung seiner Zeichnungen zeigten diverse deutsche Verleger (unter anderem Ernst Rowohlt) kein Interesse. Erst der Schweizer Diogenes Verlag sagte zu. 1954 erschien dort Loriots erster eigener Cartoonband, (Auf den Hund gekommen).

1959 hatte Loriot eine kleinere Rolle als Schauspieler in Bernhard Wickis Film Die Brücke, 1962 war er erneut mit einer Mini-Rolle als Meldeoffizier in Andrew Martons Kriegsfilm Der längste Tag vertreten. Im selben Jahr gestaltete er das Titelblatt der ersten Ausgabe der pardon.

Loriot moderierte ab 1967 zunächst die Fernsehsendung Cartoon für die ARD, die er auch als Autor und Co-Regisseur verantwortete. Loriots anfänglich reine Moderation wurde zunehmend zu einem eigenständigen humoristischen Element der Sendung; zudem brachte er eigene Zeichentrickfilme ein und verließ damit künstlerisch die engen Rahmenbedingungen, die das Medium Zeitschrift seinen Zeichnungen auferlegt hatte.

1971 erschuf Loriot mit dem Zeichentrick-Hund Wum ein Maskottchen für die Aktion Sorgenkind in der ZDF-Quizshow Drei mal Neun, dem er selbst auch die Stimme verlieh. Zu Anfang war Wum noch der treue Freund eines Männchens, des eigentlichen Maskottchens, dem er jedoch mehr und mehr die Show stahl und das er schließlich völlig verdrängte. Zu Weihnachten 1972 wurde Wum dann zum Gesangsstar: Mit dem Titel Ich wünsch' mir 'ne kleine Miezekatze war er so erfolgreich, dass er für neun Wochen die Spitze der deutschen Hitparade belegte. Dabei handelte es sich bei Wums Gesang um von Bülows Sprechgesang. Wum blieb auch in der Nachfolgesendung Der große Preis bis in die 1990er Jahre hinein als Pausencartoon erhalten, bald schon als Duo zusammen mit dem Elefanten Wendelin und später mit dem Blauen Klaus, einem Außerirdischen, der mit seiner fliegenden Untertasse einschwebte. Alle Sketche wurden von Loriot geschrieben, gezeichnet und gesprochen und endeten mit einer Aufforderung an die Zuschauer, sich an der Fernseh-Lotterie zu beteiligen. Mit dem Ende von Der große Preis endeten auch die Abenteuer von Wum und Wendelin. Heute sind Wum und Wendelin auf der letzten Seite der Fernsehzeitschrift Gong zu sehen.

Nach Ende der Serie Cartoon produzierte der Sender Radio Bremen eine Sondersendung anlässlich des Besuchs der britischen Queen 1974 (Loriots Telecabinet), die bereits einiges vorwegnahm, was im Laufe des Jahrzehntes noch kommen sollte. 1976 entstand mit Loriots sauberer Bildschirm die erste Folge der sechsteiligen Fernsehserie Loriot, in der er sowohl gezeichnete als auch selbst gespielte Sketche (letztere oft zusammen mit Evelyn Hamann) präsentiert. Diese Sketche wurden in Deutschland sehr populär, werden noch immer regelmäßig im Fernsehen wiederholt und sind inzwischen komplett auf DVD erhältlich.

Eine besondere Liebe verbindet Loriot mit der klassischen Musik und der Oper. 1982 dirigierte er das humoristische Festkonzert zum 100. Geburtstag der Berliner Philharmoniker, mit deren Geschichte er durch familiäre Beziehungen verbunden ist (Hans von Bülow, der erste Chefdirigent der Philharmoniker, war ein entfernter Verwandter von Loriot). Seine Erzählfassung vom Karneval der Tiere führte Loriot wiederholt mit dem Scharoun Ensemble auf, einem Kammermusikensemble von Musikern der Berliner Philharmoniker. Als Regisseur inszenierte Loriot die Opern Martha (Stuttgart) und Der Freischütz (Ludwigsburg).[6]

Im Jahr 1983 produzierte Radio Bremen zu seinem 60. Geburtstag für die ARD die Sendung Loriots 60. Geburtstag. 1988 drehte Loriot als Autor, Regisseur und Hauptdarsteller den Film Ödipussi, 1991 folgte dann Pappa ante Portas. Dabei spielte Evelyn Hamann jeweils die weibliche Hauptrolle.

Loriot gehört dem im August 2004 in München aus Protest gegen die Rechtschreibreform gegründeten Rat für deutsche Rechtschreibung e. V. als Ehrenmitglied an.[7]

Im April 2006 gab Loriot bekannt, sich als Fernsehschaffender zurückzuziehen, da seiner Meinung nach in diesem Medium wegen der entstandenen Schnelllebigkeit keine humoristische Qualität mehr zu erzielen sei.[8]

Anlässlich seines 85. Geburtstages fand von November 2008 bis März 2009 im Filmmuseum Berlin die bislang größte Ausstellung zu seinem Werk statt.[9]

Am 19. September 2009 fand in seinem Beisein die feierliche Übergabe der restaurierten Nordkapelle (seiner Taufkapelle) in der St.-Gotthardt-Kirche statt. Die Stadt Brandenburg hatte zu einer Spendenaktion aufgerufen, um ihm dieses Geschenk zu seinem 85. Geburtstag machen zu können.[10]

Künstlerische Handschrift

Seine Werke beschäftigen sich hauptsächlich mit zwischenmenschlichen Kommunikationsstörungen. (Loriot: „Kommunikationsgestörte interessieren mich am allermeisten. Alles, was ich als komisch empfinde, entsteht aus der zerbröselten Kommunikation, aus dem Aneinander-vorbei-Reden.“)

Seine Cartoons leben vom Kontrast zwischen der dargestellten Situation, der dabei zur Schau getragenen Würde der Knollennasenmännchen und den Legendentexten. Eines dieser Elemente fällt immer aus dem Rahmen, etwa der Legendentext „Wir fordern die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau, auch wenn der Säugling dabei vorübergehend an Gewicht verlieren sollte“ unter der Darstellung eines sich distinguiert ein Kleinkind an die Brust legenden knollennasigen Herren. Ein anderer Cartoon zeigt, wie einem Anstreicher, der am oberen Rand eines hohen Schornsteins arbeitet, der Pinsel herunterfällt, wozu der Legendentext trocken anmerkt: „Reine Dachshaarpinsel sind zwar empfindlich, aber bei feinen Arbeiten sauberer im Strich.“

Steinlausweibchen, frei nach Loriot

Themen der Cartoons sind insbesondere das Alltagsleben, Szenen aus der Familie und der bürgerlichen Gesellschaft. Loriot zeigt, dass in jeder normalen Alltagssituation etwas Absurdes steckt. Auch in seinen Filmen und Sketchen zeigt Loriot gewissermaßen die 'Tapferkeit' von Menschen, die in den verschiedensten Situationen nur durch ihre Höflichkeit eine Katastrophe (oder zumindest den destruktiven Ausbruch von Aggressionen) verhindern.

Loriots enorme Popularität, seine treffsichere Sprache und Komik, die jedoch nie verletzend wirkt, hat dazu geführt, dass viele seiner Formulierungen und Erfindungen im deutschen Sprachraum Allgemeingut wurden. Dazu gehören das Jodeldiplom, die Steinlaus (die sogar mit einen Eintrag im Pschyrembel vertreten ist) und der Kosakenzipfel, aber auch Sätze wie „Dann hab’ ich wirklich was Eigenes!“, „Bitte sagen Sie jetzt nichts …“, „Das ist fein beobachtet“, „Früher war mehr Lametta!“, „Ein Klavier, ein Klavier!“, „Das Bild hängt schief!“ oder das lakonische „Ach (was)!“.

Zitate

Auf die Frage, wer ihn geprägt habe, antwortete Loriot 2007: „Ich weiß, als ich anfing zu studieren, wohnte ich zwischen dem Irrenhaus, dem Zuchthaus und dem Friedhof. Allein die Lage wird es gewesen sein, glaube ich.“[11]

Werke

Bücher

Die ISBN und der Verlag beziehen sich auf die aktuelle Ausgabe.

Kino/Fernsehen

Theater/Oper/Musik

Klassische Sketche von Loriot

  • Der Anzugkauf
  • Der Bettenkauf
  • Bundestagsrede
  • Brat Fettlos
  • Die Eheberatung
  • Der Familienbenutzer
  • Der Fernsehabend
  • Alles über’s Fliegen
  • Das Frühstücksei
  • Die Gesellschaft
  • Der Hausmeister
  • Die Herren im Bad
  • Herz im Zwielicht
  • Der Sprechende Hund (Zeichentrickfilm mit „Bello“)
  • Die Jodelschule
  • Das Klavier
  • Der Kleinsparer
  • Kochrezepte, Nilpferd in Burgunder, Elefantencreme ...
  • Der Kosakenzipfel
  • Der Lottogewinn
  • Marzipankartoffeln
  • Das Monster-Interview
  • Der Maskenbildner
  • Der Nächste bitte
  • Die Nudel
  • Die Parkuhr
  • Pneumatische Plastologie
  • Auf der Rennbahn (Zeichentrickfilm zum Rundfunksketch von Wilhelm Bendow)
  • Skat
  • Schmeckt’s?
  • Die Steinlaus
  • Theaterkasse
  • Die Tietzes
  • Der Wähler fragt, Politiker antworten
  • Weihnachten bei Hoppenstedts
  • Die Zimmerverwüstung
  • Die Zwei Cousinen
  • Liebe im Büro
  • Feierabend
  • Vertreterbesuch

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

Einzelnachweise

  1. P. von Bülow, Familienbuch der von Bülows, Berlin 1858/59 (2 Teile), Ergänzungsband 1873.
  2. Meyers Enzyklopädisches Lexikon, Biographisches Institut, Mannheim/Wien/Zürich 1972, Band 5, S. 59.
  3. Neue Deutsche Biographie, Berlin 1955, 2. Band, S. 727 ff.
  4. Focus: In Loriots Welt
  5. Carola Nathan: Keine Chance für die Steinlaus in: MONUMENTE, Magazin für Denkmalkultur in Deutschland, Ausgabe 11/12-2008, S. 9ff.
  6. Die Welt: Loriot
  7. Handelsblatt: Treffen von Spitzenbeamten: Vorbereitungen für künftigen Rat für Rechtschreibung angelaufen
  8. Der Spiegel: Loriot – „Fernsehen ist zu schnell für meine Komik!“
  9. Frankfurter Allgemeine Zeitung (online-Ausgabe faz.net): Fundstücke des Fernsehens (9): Loriot – Der erfahrene Mensch ist komisch eingesehen am 1. November 2009
  10. Loriots Taufkapelle in Brandenburg/Havel saniert auf berlinonline.de vom 19. September 2009
  11. Westdeutsche Zeitung. Abgerufen am 11. November 2008.
  12. Presse-Archiv Uni-Wuppertal: Ehrendoktorwürde für Loriot
  13. Dankesrede anlässlich der Verleihung der Ehrendoktorwürde, Universität Wuppertal, 22. Juni 2001

Literatur

Artikel und Reden

Film-Dokumentation

  • Bernhard Victor Christoph Carl von Bülow genannt Loriot. Portraitcollage, 2008, 90 Min., Buch: Klaus Michael Heinz, Produktion: WDR, RB, Erstsendung: 13. November 2008, Inhaltsangabe der ARD