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Medel (Lucmagn)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Medel (Lucmagn)
Wappen von Medel (Lucmagn)
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Graubünden Graubünden (GR)
Region: Surselva
Kreis: Cadi
BFS-Nr.: 3983i1f3f4
Postleitzahl: 7184 Curaglia
7185 Platta
Koordinaten: 706795 / 165624Koordinaten: 46° 38′ 0″ N, 8° 50′ 0″ O; CH1903: 706795 / 165624
Höhe: 1332 m ü. M.
Curaglia
Höhenbereich: 1090–3210 m ü. M.[1]
Fläche: 136,22 km²[2]
Einwohner: 328 (31. Dezember 2024)[3]
Einwohnerdichte: 2 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
8,5 %
(31. Dezember 2024)[4]
Gemeindepräsident: Claudio Simonet
Website: www.medel.ch
Curaglia von Süden gesehen
Curaglia von Süden gesehen
Lage der Gemeinde
Karte von Medel (Lucmagn)OberalpseeLimmerenseeMuttseeGigerwaldseeMapraggseeCaumaseeSufnerseeLago di LeiLago di MontesplugaZervreilaseeLago di LuzzoneLago del SambucoLago RitómLago di CadagnoLai da CurneraLai da NalpsLai da Sontga MariaLag da BreilLag da PigniuItalienKanton GlarusKanton SchwyzKanton St. GallenKanton TessinKanton UriRegion AlbulaRegion ViamalaRegion ImbodenRegion LandquartRegion MalojaRegion MoesaRegion PlessurBreil/BrigelsDisentis/MustérMedel (Lucmagn)SumvitgTrun GRTujetschFaleraIlanz/GlionLaaxSagognSchlueinLumneziaVals GRVella GRObersaxen MundaunSafiental
Karte von Medel (Lucmagn)
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Luftbild von Werner Friedli aus dem Jahr 1954. Im Vordergrund Curaglia, in der Mitte Disentis/Mustér mit Kloster, dazwischen die Schlucht «Las Ruinas»

Medel (Lucmagn) ([ˈmɛːdəl]/?, deutsch und bis 1943 offiziell Medels im Oberland) ist eine politische Gemeinde im Schweizer Kanton Graubünden. Sie liegt in der Region Surselva.

Medel (Lucmagn) liegt im Val Medel, dem Tal zwischen Disentis/Mustér und dem Lukmanierpass (rätoromanisch Cuolm Lucmagn). Die Gemeinde umfasst mehrere Dörfer, Weiler und Einzelsiedlungen, darunter Curaglia Welt-Icon und Platta Welt-Icon. Früherer Mittelpunkt war Platta (1389 m ü. M.) – die kleine, lawinengefährdete Siedlung wird noch heute als Hauptort bezeichnet.[5] Grösstes Dorf ist heute Curaglia. Andere Hauptsiedlungen der weitläufigen Gemeinde sind (von Nord nach Süd) Soliva (1492 m), Mutschnengia (1405 m), Fadretsch (1278 m), Baselgia (1365 m), Drual (1412 m), Matergia (1415 m), Pardé (1400 m), Fuorns (1488 m), Acla (1477 m) und Sogn Gions (1623 m).

Durch das Tal führt die Lukmanierpassstrasse. In Sta. Maria besass das Kloster Disentis ein Hospiz. Die Südgrenze der Gemeinde ist gleichzeitig die Kantonsgrenze zwischen Graubünden und dem Tessin.

Vom gesamten Gemeindegebiet von über 136 km² sind über 90 km² unproduktive Fläche, meist Gebirge. Die höchsten Punkte sind der vom Medelsergletscher bedeckte Piz Medel (3210 m) und der Scopí (3190 m). Der Stausee Lai da Sontga Maria am Lukmanierpass ist 177 ha gross. Weitere 2026 ha sind von Wald und Gehölz bedeckt. Die landwirtschaftliche Nutzfläche von 2421 ha besteht aus 2072 ha Maiensässen und 349 ha Acker- und Wiesland. Die restlichen 80 ha Gemeindegebiet entfallen auf Siedlungsflächen.

Wegen der Goldvorkommen im Gebiet wurden immer wieder verschiedene Projekte lanciert. Schon seit mindestens 1985 gehörte Goldwaschen im Medelser Rhein zur Freizeit-Unterhaltung des Disentiser Hotels Acla da Fontauna. Die Swiss Gold Exploration AG plante einen kommerziellen Abbau.[6] Am 1. April 2012 lehnten die Stimmbürger der Gemeinde deutlich eine Kompetenzabtretung in Sachen Schürfkonzession an den Gemeindevorstand ab. Somit bleibt die Erteilung einer Konzession Sache der Stimmberechtigten, welche offensichtlich den Erhalt einer intakten Landschaft sehr hoch bewerten.

Das Gebiet sollte auch Teil des Parc Adula Nationalparks werden, der aber durch Abstimmung überregional kein Gefallen fand.

Von Disentis her erfolgte im Frühmittelalter die Besiedlung des Taleingangs, im 12. und 13. Jahrhundert des Mittelteils und im Spätmittelalter auch vom Bleniotal her die Erschliessung des Lukmanierraums. Nur am Rande beteiligt waren die Walser, z. B. in Mutschnengia. Medel wurde 1315 als de valle Mederis erwähnt. Ende des 14. Jahrhunderts bestanden etwa 60 Siedlungen. Medel stand unter der Territorialhoheit des Klosters Disentis, doch bekamen die Gotteshausleute des Tals 1355 einen eigenen Ammann sowie 1526 und 1643 die Gerichtshoheit. 1744 wurde der Klosterzehnten ausgekauft.[7]

Die dem heiligen Martin geweihte 1338 erwähnte Talkirche in Platta war eine Filiale der Pfarrei St. Johann (S. Gions) in Disentis. 1454 wurde sie selbstständig und 1500 zur Pfarrei erhoben. In Curaglia wurde 1642 die Kurat­kaplanei des heiligen Nikolaus errichtet. Als niedrigster alpenquerender Pass der Schweiz wurde der Lukmanier bis ins Spätmittelalter stark begangen. Die Abtei Disentis unterhielt Hospizien in Sogn Gions und Sogn Gagl (1261 erwähnt) sowie das 1374 errichtete Hospiz Sontga Maria auf der Passhöhe.[7]

Im Medel wurde schon früh Bergbau getrieben; davon erhielten das Tal und die Talgemeinde den Namen (von métallum, Bergwerk). Die Bergwerke gehörten dem Landesherrn, dem Abt von Disentis. Spätestens von 1366 an bis ins 17. Jahrhundert baute das Kloster in Medel Silber ab. Als Abt Jakob II. (1357 bis ca. 1366) dieses Silberbergwerk an Auswärtige verpachtete, gab es Unruhen im Tal und der Abt fiel einer Verschwörung zum Opfer. Sein Nachfolger machte die Verpachtung rückgängig.[8]

Eine erste Strasse erschloss Medel 1780.[7] 1872 wurde eine moderne Strasse bis Platta durch die Schlucht am Talausgang eröffnet, die den alten Saumpfad über Mumpé Medel ersetzte. Nach Fertigstellung der Passstrasse fuhren von 1878 bis 1910 Postkutschen über den Lukmanier.[9][10] Zerstörerische Lawinenniedergänge forderten 1931 in Platta und 1975 in Acla Todesopfer.[5][10] 1956 bis 1963 wurde die Kantonsstrasse gebaut. Seit 1929 lebt Medel von beträchtlichen Wasserzinsen. In den 1960er-Jahren wurde unterhalb des Passes der Stausee Lai da Sontga Maria errichtet.[7]

Die Zahl der Bauernbetriebe hat in der traditionellen Bergbauerngemeinde stark abgenommen, der Winter- und Passtourismus dagegen nahm zu. 1981 bis 2001 wurde eine Gesamtmelioration durchgeführt. Primarschulen gibt es in Curaglia und Platta, die Sekundarschüler pendeln seit 1973, die Realschüler seit 1980 nach Disentis. 2005 stellte der erste Sektor noch etwa 55 Prozent der Arbeitsplätze in der Gemeinde.[7]

Wappen von Medel
Wappen von Medel
Blasonierung: «In Silber (Weiss) auf schwarzem Pferd der Heilige Martin, den roten Mantel mit dem Bettler teilend»

Der heilige Martin ist Patron der Pfarrkirche und war auch schon im Gemeindesiegel abgebildet.

Klimatabelle für Curaglia
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Mittl. Tagesmax. (°C) 3 3 7 10 15 19 21 21 16 13 6 3 11,5
Mittl. Tagesmin. (°C) −4 −4 −1 2 6 9 11 11 8 5 0 −3 3,4
Niederschlag (mm) 55 57 70 85 105 108 112 115 110 90 104 74 Σ 1085
Sonnenstunden (h/d) 1,6 2,7 3,8 4,7 5,4 6 6,6 6,1 5,1 3,4 2 1,3 4,1
Regentage (d) 12 12 14 15 17 18 17 17 14 13 14 14 Σ 177
Quelle: Wetter24,[11]
Bevölkerungsentwicklung[12]
Jahr 1850 1900 1950 1960 2000[13] 2004 2010 2012 2014 2016 2020 2021 2022 2023
Einwohner 609 536 614 835 502 480 439 423 399 387 345 342 332 328

Von den Ende 2004 480 Bewohnern waren 476 Schweizer Staatsangehörige. Die Bevölkerung spricht grossmehrheitlich Sursilvan und ist katholisch. Einige Weiler (Mutschnengia, Soliva) wurden wahrscheinlich im 14./15. Jahrhundert von deutschsprachigen Walsern besiedelt.

Einwohner nach Siedlungen[12]
Siedlung Einwohner
Fuorns und Acla 28
Pardé 16
Matergia 2
Drual 3
Platta 11
Baselgia und Fravia 6
Mutschnengia 20
Soliva 6
Curaglia 210
Sonstige 26
Summe 328

Curaglia zählt rund 250 Einwohner. In Drual leben drei und in Matergia zwei Personen. In Pardé leben rund 40 Personen und in Fuorns rund 40. Acla – vormals die letzte Siedlung im Tal – ist seit einem Lawinenniedergang am 6. April 1975 nicht mehr ganzjährig bewohnt. Die Einwohnerzahl von Medel (Lucmagn) hat in den letzten zehn Jahren stetig abgenommen.[14][5]

Sehenswürdigkeiten

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Chor der Kapelle St. Rochus in Pardé
  • katholische Kirche Sankt Nikolaus, in Curaglia[15]
  • katholische Pfarrkirche Sankt Martin, in Platta[16][17]
  • Kapelle St. Rochus Pardé in Pardé mit Malereien des Malers Hans Ardüser
  • Kapelle Sankt Sebastian, in Mutschnengia[18]
  • Kapelle Sankta Maria, am Lukmanierpass[19]
  • Kapelle Sankt Gallus, in Sogn Gagl[20][21]
  • privates Wohnhaus im Ortsteil Curaglia mit Fresko des Malers Antonio da Tradate (1510)[22]
  • Ziegenalp Puzzetta im Ortsteil Fuorns, Architekten: Marlene Gujan, Conrad Pally[23]
  • La Vitrina, Ausstellung zu Kulturgeschichte der Val Medel in Curaglia
  • Mineralienmuseum «Gallaria Cristalla» im Gemeindehaus in Curaglia
  • Wasserfall «Cascada Fimatsch» in Fuorns[24]
  • Wanderweg der Sinne im Val Plattas[25]
  • hölzerne Hängebrücke in Mutschnengia
  • 2024 erstellte Fussgängerhängebrücke La Pendenta 270 m lang und 100 m hoch am Wanderweg Mumpé Medel-Disentis
Commons: Medel (Lucmagn) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Geographische Kennzahlen - Suche Gemeindestand 06.04.2025. Bei späteren Gemeindefusionen Höhenbereich aufgrund Stand 1. Januar 2025 zusammengefasst. Abruf am 29. August 2025.
  2. Geographische Kennzahlen - Suche Gemeindestand 06.04.2025. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2025 zusammengefasst. Abruf am 29. August 2025.
  3. Bilanz der ständigen Wohnbevölkerung nach Bezirken und Gemeinden, 1991-2024. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 28. August 2025
  4. Ständige und nichtständige Wohnbevölkerung nach institutionellen Gliederungen, Staatsangehörigkeit (Kategorie), Geschlecht und Alter, 2010-2024. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 28. August 2025
  5. a b c Siedlungen. In: Vischnaunca Medel/Lucmagn. Archiviert vom Original am 27. März 2012; abgerufen am 9. Mai 2012.
  6. Finanz und Wirtschaft@1@2Vorlage:Toter Link/www.fuw.ch (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  7. a b c d e Adolf Collenberg: Medel (Lucmagn). In: Historisches Lexikon der Schweiz.
    Diese Abschnitte basieren weitgehend auf dem Eintrag im Historischen Lexikon der Schweiz (HLS), der gemäss den Nutzungshinweisen des HLS unter der Lizenz Creative Commons – Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International (CC BY-SA 4.0) steht.
  8. Anton von Castelmur: Medels. In Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz. Band 5. Paul Attinger, Neuenburg 1929, S. 62 (PDF Digitalisat)
  9. Sonia Fiorini: Lukmanierpass. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 31. Mai 2012.
  10. a b Columban Buholzer: Der Lukmanier als Verkehrsweg in alter und neuer Zeit. In: Bündner Monatsblatt. Heft 9, 1934 (sursassiala.ch [abgerufen am 22. Mai 2022]).
  11. https://www.wetter24.de/vorhersage/klima/schweiz/curaglia/18128646/
  12. a b Vischnaunca da Medel (Lucmagn): 69. Rapport da gestiun e quen per 2023.
  13. Adolf Collenberg: Medel (Lucmagn). In: Historisches Lexikon der Schweiz. 29. August 2008.
  14. Vischinadis. In: Vischnaunca Medel/Lucmagn. Abgerufen am 17. Februar 2024 (rätoromanisch).
  15. Kantonsbibliothek Graubünden. Katholische Kirche Sankt Nikolaus (Foto) (Memento vom 1. April 2022 im Internet Archive)
  16. Kantonsbibliothek Graubünden. Katholische Pfarrkirche Sankt Martin (Foto) (Memento vom 1. April 2022 im Internet Archive)
  17. Renzo Dionigi: Platta, Kirche Sankt Martin, Fresken
  18. Kantonsbibliothek Graubünden. Kapelle Sankt Sebastian (Foto) (Memento vom 21. Dezember 2021 im Internet Archive)
  19. Kantonsbibliothek Graubünden. Kapelle Sankta Maria (Foto) (Memento vom 1. April 2022 im Internet Archive)
  20. Kantonsbibliothek Graubünden. Kapelle Sankt Gallus (Foto) (Memento vom 1. April 2022 im Internet Archive)
  21. Kapelle Sankt Gallus auf sanktgallus.net
  22. Antonio da Tradate: Kreuzigung mit Heilige Katarina und Luzia (Foto) auf sikart.ch
  23. Kantonsbibliothek Graubünden. Ziegenalp Puzzetta, 2005 (Foto) (Memento vom 1. April 2022 im Internet Archive)
  24. Wasserfall «Cascada Fimatsch». In: Val Medel. Abgerufen am 24. Februar 2024.
  25. Senda dils senns Val Plattas. In: Val Medel. Abgerufen am 24. Februar 2024 (deutsch).