Ummendorf (bei Biberach)

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Wappen Deutschlandkarte
Ummendorf (bei Biberach)
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Ummendorf hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 48° 4′ N, 9° 50′ OKoordinaten: 48° 4′ N, 9° 50′ O
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Tübingen
Landkreis: Biberach
Höhe: 545 m ü. NHN
Fläche: 20,65 km2
Einwohner: 4503 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 218 Einwohner je km2
Postleitzahl: 88444
Vorwahl: 07351
Kfz-Kennzeichen: BC
Gemeindeschlüssel: 08 4 26 120
Gemeindegliederung: 2 Ortsteile
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Biberacher Straße 9
88444 Ummendorf
Website: www.ummendorf.de
Bürgermeister: Heiko Graf
Lage der Gemeinde Ummendorf im Landkreis Biberach
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Karte

Ummendorf ist eine Gemeinde im oberschwäbischen Landkreis Biberach in Baden-Württemberg in Deutschland.

Ummendorf von Westen
St. Odilia in Fischbach

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ummendorf liegt rund fünf Kilometer südlich von Biberach an der Riß und wird wie sein südlicher Ortsteil Fischbach von einem Abschnitt der Umlach durchflossen, die weiter nördlich in die von Süden kommende Riß mündet. Westlich von Ummendorf befindet sich das moorreiche Ummendorfer Ried, das teilweise als Naturschutzgebiet ausgewiesen ist. Südlich von Ummendorf erhebt sich die Hochfläche Hochgeländ. Die Gemeinde Ummendorf liegt zudem am Donau-Bodensee-Radweg. Das 1987 geschaffene Naturfreibad am Rande des Naturschutzgebiets Ummendorfer Ried, ein Relikt aus der Würmeiszeit, bietet jedes Jahr vielen Besuchern aus nah und fern Erholung und Badefreuden.[2]

Gemeindegliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur Gemeinde Ummendorf gehört neben dem gleichnamigen Kernort auch der Ortsteil Fischbach sowie verschiedene Weiler und Einzelgehöfte, wie Häusern, Buschhorn, Ruckweg, Hammerschmiede, Winkel, Kalter Bach, Hatzenmähdle, Rehmoos, Möselsberg und Horn.[2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Altertum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine römische Besiedlung von Ummendorf und Umgebung zwischen 100 und 250 n. Chr. konnte durch den Fund eines römischen Gutshofs (villa rustica) im Gewann „Kirlohäcker“ belegt werden. 1880 wurden die Reste des Hauptgebäudes und zweier Badegebäude ausgegraben. Auf die Reste eines Ziegelbrennofens, der für den Bau der Gebäude wesentlich war, stießen die Archäologen dann im Jahr 1960 im Kiesgrubengelände rund 250 Meter westlich davon.[3][4][5]

Mittelalter und frühe Neuzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachdem Ummendorf seit dem 14. Jahrhundert dem Kloster Weißenau unterstand, wurde es 1554 an den Kaiserlichen Rat Matthias Manlich aus Augsburg verkauft. Nach dessen Tod erwarb 1565 die Reichsabtei Ochsenhausen das Dorf von seinen Erben. Durch die Säkularisation gelangte Fischbach 1803 an den Fürsten von Metternich-Winneburg.

19. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1806 kam Ummendorf im Rahmen der Mediatisierung zum Königreich Württemberg. Bei der Umsetzung der neuen Verwaltungsgliederung wurde Ummendorf zunächst von 1807 bis 1808 dem Oberamt Waldsee, dann von 1809 bis 1810 dem Oberamt Ochsenhausen und schließlich ab 1811 dem Oberamt Biberach unterstellt. Bis 1825 blieb Ummendorf jedoch auch Bestandteil der Standesherrschaft Ochsenhausen, ehe Fürst Metternich diese an den württembergischen Staat verkaufte.

20. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Verwaltungsreform während der NS-Zeit in Württemberg gelangte Ummendorf 1938 zum Landkreis Biberach. 1945 wurde der Ort Teil der Französischen Besatzungszone und kam damit 1947 zum neu gegründeten Land Württemberg-Hohenzollern, welches 1952 im Land Baden-Württemberg aufging.

Eingemeindungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 1. Mai 1972 wurde Fischbach nach Ummendorf eingemeindet.[6]

Kirchen und Religionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ummendorf ist traditionell römisch-katholisch. Es gibt aber inzwischen auch eine kleine evangelische Gemeinde, die seit 1970 über eine eigene Kirche verfügt. Die katholische Pfarrkirche Ummendorf darf zu den eindrucksvollsten Dorfkirchen Oberschwabens gezählt werden.[2]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bürgermeister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bürgermeister von Ummendorf ist seit dem 18. Mai 2022 Heiko Graf. Er wurde am 20. Februar 2022 im ersten Wahlgang mit 84,6 Prozent der Stimmen zum Bürgermeister gewählt.[7] Er folgte auf Klaus Reichert, der von 1998 bis 2022 amtierte. 2006 wurde Reichert für eine zweite Amtszeit wiedergewählt. Im Jahr 2014 wurde er mit 87 % der Stimmen für eine dritte Amtszeit gewählt.[8] Bei der Bürgermeisterwahl 2022 trat er nicht erneut an.[9]

Gemeinderat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sitzverteilung im Gemeinderat nach der Kommunalwahl vom 26. Mai 2019. Die Wahlbeteiligung betrug 67,7 % (2014: 56,8 %).[10]

Partei Stimmen-
anteil
Sitze Ergebnis 2014
CDU / Freie Wähler 48,5 % 8 61,3 %, 10 Sitze
Aktive Bürger 51,5 % 8 38,7 %, 6 Sitze
Summe 16

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wappen der Gemeinde Ummendorf
Wappen der Gemeinde Ummendorf
Blasonierung: „In Gold (Gelb) ein blauer Schräglinksbalken, belegt mit drei gestürzten, kreuzförmig eingebrochenen silbernen (weißen) Lindenblättern.“[11]
Wappenbegründung: Ursprünglich wurde dieses Wappen von der Ortsadelsfamilie der Herren von Ummendorf geführt. In rotem Schild mit goldenem Schräglinksbalken und grünen Lindenblättern sowie einem auf den ehemaligen Ochsenhausener Prälatensitz hinweisenden Abtsstab wurde es 1930 von der Gemeinde übernommen, die jedoch 1938 auf den letzteren verzichtet und die jetzigen Farben festgelegt hat. In der jetzigen Gestalt wurde das Wappen vom Innenministerium am 7. Juni 1957 bestätigt.

Wappen der ehemals eigenständigen Gemeinde

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ummendorf liegt östlich der Bundesstraße 30 und südlich der Bundesstraße 312. Die Bahnstrecke Ulm–Friedrichshafen bildet den Westrand der Ortslage, der nächste Haltepunkt Biberach (Riß) Süd befindet sich in etwa drei Kilometern Entfernung; der Bahnhof Biberach ist etwa fünf Kilometer entfernt. Im Rahmen der Planungen zu einer Regio-S-Bahn Donau-Iller entstanden Überlegungen, einen Bahnhalt in Ummendorf als Endhaltestelle einer zukünftigen S-Bahn-Linie Ulm–Biberach einzurichten. Die Gemeinde erwarb 1999 ein dafür benötigtes Grundstück. Der Haltepunkt soll bis 2026 oder 2027 realisiert werden.[12] Ummendorf liegt im Tarifgebiet des Donau-Iller-Nahverkehrsverbundes (DING).

Ansässige Unternehmen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einer der größten Arbeitgeber ist das Instandsetzungszentrum 12 (InstZ 12) der Luftwaffe (frühere Bezeichnungen: bis 2014 Abgesetzter Bereich Ummendorf des Systemzentrums Luftfahrzeugtechnik, bis 2008 Luftwaffeninstandhaltungsgruppe 12). Die Berger Holding aus Memmingen betreibt in Ummendorf eine Produktionsstätte. Das Bräuhaus Ummendorf ist eine der wenigen verbliebenen privaten kleinen Brauereien der Region. Die Raiffeisenbank Biberach eG hat ihren juristischen Sitz in Ummendorf.

Freizeit- und Sportanlagen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blick aufs Jordanbad
Ummendorfer Schloss mit Barockkirche
  • Badesee im Ummendorfer Ried
  • Skilift Fischbach
  • Das modernisierte Kur- und Thermalbad Jordanbad liegt am nördlichen Ortsrand, aber bereits zu einem Teil auf Biberacher Markung
  • Minigolfanlage und Kegelbahn

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ummendorf liegt an der Hauptroute der Oberschwäbischen Barockstraße. Die voll funktionsfähige Hammerschmiede Kloos von 1586 in Fischbach liegt an der Mühlenstraße Oberschwaben. Die schwäbisch-alemannische Fastnacht wird mit Umzügen und Bällen von der örtlichen Narrenzunft Ried-Graddla gestaltet.

Bauwerke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die katholische Kirche St. Johannes Evangelist wurde 1805 im barock-klassizistischen Stil wiederaufgebaut. Sie gehört zu den eindrucksvollsten Dorfkirchen Oberschwabens. Als größten Schatz beherbergt sie die bedeutende Madonna von Hans Multscher aus der Zeit um 1450.
  • Das Ummendorfer Schloss im Zentrum der Gemeinde wurde um 1560 von Matthias Manlich, einem Augsburger Patrizier und Zeitgenossen der Fugger und Welser, erbaut. Es diente lange als Pfarrhaus und befindet sich im Eigentum des Landes Baden-Württemberg. Seit dem 1. Januar 2011 hat die Gemeinde das Schloss angemietet. Der Kulturkreis organisiert dort Konzerte, Ausstellungen und Kabarettabende. Ebenso wird das Gebäude durch die Hochschule Biberach genutzt. Seit dem 1. Januar 2011 besteht die Möglichkeit, die Räumlichkeiten für private Veranstaltungen zu mieten.
  • Das Schloss Horn in Fischbach ist in Privatbesitz. Von dort bietet sich eine interessante Aussicht ins Umlachtal.
  • St. Johannes der Täufer (Ummendorf)

Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Seit 2002 wird im Ortsteil Fischbach ein Weinberg bewirtschaftet. Die Winzergenossen Oberschwaben ernteten 2003 erstmals Weintrauben.
  • Die Fernsehserie „Lindenstraße“ ist nach der Lindenstraße in Ummendorf benannt. Drehbuchautorin Barbara Piazza hat gemeinsam mit Hans W. Geißendörfer das Serien- und Figurenkonzept zur „Lindenstraße“ geschrieben und wohnte selbst mehrere Jahre in der Lindenstraße in Ummendorf.[13]

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Ummendorf geborene Personen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Persönlichkeiten, die im Ort wirken oder gewirkt haben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ummendorf. In: Johann Daniel Georg von Memminger (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Biberach (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band 13). Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart / Tübingen 1837, S. 168–171 (Volltext [Wikisource]).
  • N. W. U.: Drei Kirchen in einem Dorf. Ein Gang durch drei restaurierten Kirchen Ummendorfs, ihre Geschichte und Kunstgeschichte. In: Archiv für christliche Kunst. Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins. Band 33, 1915, S. 39 bis 55 und 62 bis 77 (Digitalisat).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Ummendorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2022 (CSV-Datei) (Hilfe dazu).
  2. a b c Kurzportrait. Gemeinde Ummendorf, abgerufen am 19. Juni 2018.
  3. Ulrich Brandl und Emmi Federhofer: Ton + Technik. Römische Ziegel. Theiss, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-8062-2403-0 (Schriften des Limesmuseums Aalen. Nr. 61)
  4. Hans Hutzel: Römische Spuren in Ummendorf und im Landkreis Biberach. Ummendorf 2012.
  5. Marcus Meyer: Ummendorf (BC). Römischer Gutshof. In: Dieter Planck (Hrsg.): Die Römer in Baden-Württemberg. Theiss, Stuttgart 2005, ISBN 3-8062-1555-3, S. 345f.
  6. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 525.
  7. Bürgermeisterwahl Ummendorf 2022. In: staatsanzeiger.de. Abgerufen am 23. Februar 2022.
  8. Reichert erneuert seinen Amtseid. In: schwaebische.de. 20. Mai 2014, abgerufen am 21. Mai 2014.
  9. Heiko Graf wird neuer Bürgermeister von Ummendorf. In: schwaebische.de. 21. Februar 2022, abgerufen am 23. Februar 2022.
  10. Wahlinformation des kommunalen Rechenzentrums
  11. Wappenbeschreibung bei leo bw – landeskunde entdecken online; abgerufen am 8. Oktober 2023
  12. Markus Dreher: Wie der Bahnhalt Ummendorf aussehen soll. In: Schwäbische Zeitung Biberach (über PressReader.com). Schwäbischer Verlag GmbH & Co. KG Drexler, Gessler, 28. April 2022, abgerufen am 29. April 2023.
  13. „Lindenstraße“-Autorin Barbara Piazza legt ihren ersten großen Roman vor. In: Tagblatt.de. 7. April 2010, abgerufen am 25. August 2013.