Wikipedia:WikiProjekt Frauen in Gesellschaftsbereichen/Frauen in der Rockmusik

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Frauen in der Rockmusik

I love Rock'n RollJoan Jett bei einem Konzert in den 1980er-Jahren

Frauen haben in der Rockmusik von jeher einen geringen Anteil. Während Musikerinnen in der Popmusik deutlich häufiger zu finden sind, ist die Rockmusik nach wie vor stark von Männern dominiert. Seit sich die Rockmusik in den späten 1960er Jahren aus dem Rock ’n’ Roll und anderen Musikrichtungen der 1950er wie der Beatmusik und dem Blues entwickelt hat, gab es zwar immer wieder Frauen, die in diesem Bereich aktiv waren und die Musik mitprägten, im Vergleich zu den männlichen Vertretern waren und sind sie jedoch stark unterrepräsentiert.

Innerhalb der Rockmusik treten Frauen in der Regel als Sängerinnen auf während professionelle Instrumentalistinnen vor allem in härteren Rock-Genres wie Heavy Metal eher ungewöhnlich sind. Von dieser Annahme gibt es allerdings zahlreiche Ausnahmen wie etwa die als Rock-Gitarristinnen etablierten Musikerinnen Orianthi und Jennifer Batten sowie zahlreiche weitere Musikerinnen, die in Bands verschiedener Rockgenres bis in den Heavy-Metal-Bereich die E-Gitarre, den Bass oder das Schlagzeug spielen.

Ursprünge und Einflüsse[Quelltext bearbeiten]

Im Jazzzeitalter und in den 1930er Jahren waren weibliche Bands wie The Blue Belles, die Parisian Redheads (später die Bricktops), Lil-Hardins All-Girl Band, The Ingenues, The Harlem Playgirls, Phil Spitalny's Musical Sweethearts und "Helen Lewis and Her All-Girl Jazz Syncopators" vor allem in den vereinigten Staaten beliebt. Ina Ray Hutton leitete von 1934 bis 1939 eine reine Frauenband, die Melodears, und Eunice Westmoreland leitete unter dem Namen Rita Rio ebenfalls eine rein weibliche Band, die im NBC Radio, für Vitaphone und RKO auftrat. Ivy Bensons "All Girls Band" war 1943 die Resident Dance Band der BBC und tourte bis in die 1980er Jahre. In Deutschland waren weibliche Schlagersängerinnen wie Marlene Dietrich, Caterina Valente, Gitte Hænning und viele andere bis in die 1970er (und darüber hinaus) sehr populär und in Frankreich sangen Chansonsängerinnen wie Édith Piaf oder Marie Dubas.

Frühe Rocksängerinnen wurden vor allem von ihren männlichen Kollegen sowie von Musikerinnen der Folkbewegung der späten 1950er Jahre wie Joan Baez, Joni Mitchell, Bonnie Raitt, Carole King und Judy Collins sowie von Blues- und Jazz-Sängerinnen wie Memphis Minnie, Rosetta Tharpe beeinflusst.

Die späten 1960er und die 1970er Jahre[Quelltext bearbeiten]

Janis Joplin, 1969
Patti Smith, 1976 in Kopenhagen
Patti Smith, 1976 in Kopenhagen

Zu den ersten herausragende Künstlerinnen der Rockmusik gehörten in den späten 1960ern und den angehenden 1970ern Sängerinnen wie Janis Joplin oder Patti Smith. Parallel entstanden erste Rockbands mit Frauen als Sängerinnen oder reine Frauenbands („Girlbands“) wie The Ronettes mit Ellie Greenwich oder Jefferson Airplane mit Grace Slick als Frontfrauen. Zu den frühesten rein weiblichen Rockbands, die bei einem Plattenlabel unter Vertrag genommen wurden, gehörten Goldie & the Gingerbreads, die 1964 bei Atlantic Records unterschrieben, The Pleasure Seekers mit Suzi Quatro bei Hideout Records 1964 und Mercury Records 1968, The Femine Complex bei Athena Records 1968 und Fanny, die 1969 von Mo Ostin bei Warner Bros. untergebracht wurden und Anfang bis Mitte der 1970er Jahre den rein weiblichen Band-Sound einführten. Daneben gab es einige weitere, darunter die Beatband The Liverbirds (1962-1967), The Ace of Cups (1967), The Heart Beats (1968) oder Ariel (1968–1970).

Patti Smith, heute bekannt als „Godmother of Punk“ beeinflusste mit ihrer Patti Smith Group vor allem die in der Mitte der 1970er entstehende Punkmusik und die New-Wave-Bewegung. Parallel entwickelte sich in den späten 1970ern der stark männlich dominierte Hardrock, bei dem sich mit Bands wie Girlschool und The Runaways zuerst nur sehr wenige Frauen behaupten konnten.

1980er bis 1990er Jahre[Quelltext bearbeiten]

Tina Turner (1985) gehörte bereits in den 1970ern als Teil des Duos Ike & Tina Turner zu den bekanntesten Frauen im Rock; in den 1980ern wurde sie zur Rock-Ikone.
Sonic Youth mit der Gitarristin Kim Gordon, eine der einflussreichsten Indie-Rock-Bands.

In den 1980er Jahren konnten sich neben zahlreichen Popmusikerinnen auch mehrere Musikerinnen des Grenzbereiches zur Rockmusik, dem Pop-Rock, und der Rockmusik selbst etablieren. Vor allem Sängerinnen wie Pat Benatar, Cyndi Lauper, Kim Wilde, Alannah Myles oder Tina Turner sowie Band wie Blondie, Joan Jett & the Blackhearts oder Katrina and the Waves konnten sich mit rockigeren Titeln in den Charts behaupten. Hinzu kamen unkonventionellere Musikerinnen wie Kate Bush und die italienische Sängerin Gianna Nannini sowie Musikerinnen wie Annie Lennox oder Siouxsie Sioux, die im rockigeren Bereich der New-Wave-Musik angesiedelt waren. Aber auch Popmusikerinnen wie Madonna kockettierten mit rockigeren Klängen. Im deutschsprachigen Raum wurden Nina Hagen, Annette Humpe mit ihrer Band Ideal oder auch Nena im Zuge der Neuen Deutschen Welle bekannt.

Im No Wave und angehenden Indie-Rock spielten Musikerinnen wie Lydia Lunch, teilweise mit ihrer Band Teenage Jesus & the Jerks sowie die Gitarristin Kim Gordon mit ihrer Band Sonic Youth eine zentrale Rolle.

2000er[Quelltext bearbeiten]

Die 2000er Jahren waren vor allem geprägt vom Alternative Rock, der sich bereits in den späten 1990ern etablierte.

Punk, Postpunk und Riot Grrrl[Quelltext bearbeiten]

Unter anderem durch Punk oder die darauffolgende Riot Grrrl-Bewegung oder Queercore-Bands kamen und kommen deutlich mehr Frauen in die Rockmusik. Trotzdem ist es bis heute für Frauen schwer, sich in der Rockmusik zu etablieren und dauerhaft einen höheren Bekanntheitsgrad zu erreichen und von der Musik zu leben. Es stellt sich die Frage der Rollen, die Frauen als Rockmusikerinnen einnehmen und etablieren können. Die männliche Rolle - machohaft aggressiv und sexuell betont - im sogenannten Cockrock[1] ist auf der Geschlechterebene dagegen ziemlich klar etabliert und vielleicht die Ausdrucksweise schlechthin des Rock (der damit besonders genderspezifisch operiert). Die Aggressivität des Rock läuft der traditionellen weiblichen Geschlechterrolle entgegen. Die Etablierung von Frauen in der Rockmusik reflektiert sowohl Änderungen in der Wahrnehmung und Funktion der Rockmusik selbst wie den Zugriffsmöglichkeiten von Frauen auf die traditionell männlich konnotierten Verhaltensweisen. Frauen wurden eher auf die Rolle der Sängerin in einer ansonsten männlich besetzten Band festgelegt. Die selbstverständliche Akzeptanz als Bassistinnen, Gitarristinnen oder Drummerinnen im Mainstream/Malestream erscheint bis heute nicht gegeben.

Beth Ditto während eines Auftritts mit Gossip auf dem Roskilde Festival 2012

Riot Grrrl hat als Bewegung des Empowerment von Frauen auf der Ebene des DIY-Rock Frauen in weniger medial beachteten Bereichen eine dauerhafte Etablierung ermöglicht und deutliche Einflüsse ausgeübt auf spätere Bands wie Gossip oder die Chinesinnen Hang on the Box. Teilweise wurde dies über die abgegrenzte Frauenkultur der Ladyfeste erreicht bzw. eine Kultur, in der Frauenbands wahrscheinlich in einem kleineren, weniger kommerziellen Rahmen auftreten und so zusammen mit ihrer Internetpräsenz heute eine Fan Base aufbauen können.

Hardrock und Heavy Metal[Quelltext bearbeiten]

Im Hardrock gilt die Band Girlschool als erste reine Frauenband, die vor allem durch die Zusammenarbeit mit Lemmy Kilmister und dessen Band Motörhead größere Bekanntschaft erreichte. Daneben konnten sich auch Lita Ford, Sandy West und Joan Jett mit ihrer Band The Runaways sowie Suzi Quatro als Rock und Hardrocksängerinnen etablieren. Mit Songs wie Can the Can erreichte Suzi Quatro internationale Charts-Platzierungen und Joan Jett & the Blackhearts schufen mit I Love Rock ’n’ Roll eine international erfolgreiche Rockhymne.

In den 1980er Jahren erreichte die deutsche Sängerin Doro Pesch mit ihrer 1982 gegründeten Band Warlock sowie später auch als Solo-Künstlerin internationale Bekanntheit. Sie gilt als Vorreiterin im Heavy-Metal-Sektor und als „Metal-Queen“.[2] Die Frauenband Vixen ist ein weiteres Beispiel für eine Band der frühen 1980er Jahre, die sich in dem ansonsten stark von Männern dominierten Bereich etablieren konnte. Weitere Bands aus der Rock'n-Roll- und Hardrock-Szene sind etwa Crucified Barbara, die Backyard Babies sowie die Butcher Babies.

Später wurden Frauenstimmen vor allem im Bereich des aus dem Bereich der Musik der Schwarzen Szene entwickelten Gothic und Doom Metals sowie des Symphonic Metals populär. Dabei gehörten Paradise Lost 1991 zu den ersten Bands, die in ihren Songs Sängerinnen einbanden, ohne dass diese fest in der Band waren. 1993 gründete sich die norwegische Doom-Metal-Band Theatre of Tragedy mit der Sängerin Liv Kristine, 2005 abgelöst durch Nell Sigland, und auch die ursprünglich als Death-Metal-Band aktive Band Therion experimentierte mit Chören, dem Wechselgesang zwischen den hohen weiblichen und den tiefen männlichen sowie verschiedenen für den Metal untypischen Instrumenten und gilt als einer der Wegbereiter des Symphonic Metal. Weitere Bands, darunter etwa Tristania mit der Sängerin Vibeke Stene, bauten hierauf auf.

Tarja Turunen bei ihrem Auftritt beim Wacken Open Air 2016

Vor allem die finnische Band Nightwish erlangte mit ihrer als Sopranistin ausgebildeten Frontfrau Tarja Turunen internationale Bekanntheit. Sie gelten als eine der erfolgreichsten Metalbands Finnlands und als stilprägend für den Symphonic Metal. Nachdem sich Tarja 2005 von der Band getrennt hatte und als Solokünstlerin aktiv wurde, wurde im Mai 2007 Anette Olzon als neue Sängerin der Band vorgestellt. Weitere Bands mit stimmgewaltigen Frontfrauen bauten auf den Erfolgen von Nightwish auf, darunter die niederländischen Bands Within Temptation mit der Sängerin Sharon den Adel, Epica mit der Sängerin Simone Simons, Delain mit Charlotte Wessels sowie After Forever mit Floor Jansen, die seit 2013 Sängerin von Nightwish ist. Vertreter dieser Richtung aus dem deutschsprachigen Raum sind unter anderem die aus Bielefeld stammende Band Xandria, bei denen nacheinander die Sängerinnen Lisa Middelhauve, Manuela Kraller und Dianne van Giersbergen aktiv waren, Krypteria aus Aachen mit der Sängerin Ji-In Cho die österreichische Band Edenbridge mit Sabine Edelsbacher. Auch die 1994 gegründete italienische Band Lacuna Coil mit der Sängerin Cristina Scabbia ist international erfolgreich.[2]Im Jahr 2009 gründete die studierte Opernsängerin sowie ehemalige DJ und Playmate Jill Janus die Metal-Band Huntress, mit der sie drei Alben veröffentlichte, bevor sie im Jahr 2018 Suizid beging.

Alissa White-Gluz live beim Wacken Open Air 2018

In den als Extreme Metal zusammengefassten Stilrichtungen Thrash Metal, Death Metal und Black Metal sind Frauen allerdings bis in die Neuzeit nur selten anzutreffen. Wichtige Ausnahmen stellen die Thrash-Metal-Band Holy Moses und die Death-Metal-Band Arch Enemy dar. Die 1980 in Aachen gegründete Band Holy Moses gilt als Wegbereiter des Thrash Metal in Deutschland, die Sängerin Sabina Classen stieß bereits 1981 zu der Band. Bei Arch Enemy sind von 2001 bis 2014 die Sängerin Angela Gossow und seit ihrem Rückzug in das Management der Band 2014 Alissa White-Gluz aktiv. White-Gluz kam von der von ihr mitgegründeten kanadischen Metalcore- und Melodic-Death-Metal-Band The Agonist, bei der seit ihrem Weggang Vicky Psarakis singt. Gossow stieg bei der Band als Ersatz des Sängers Johan Liiva ein und sang mit dieser das Album Wages of Sin ein, ohne dass sie den Fans vorher vorgestellt wurde.[2] Von 1992 bis 2001 war Cadaveria Sängerin der italienischen Band Opera IX, die nach ihrem Ausstieg die Band Cadaveria gründete. Bei der schwedischen Band Frantic Amber, die 2015 ihr Debut-Album veröffentlicht hat, singt und growlt Elizabeth Andrews.

Maria Brink, Frontfrau der Band In This Moment

Im Jahr 2005 gründete sich die Metalcore- und Groove-Metal-Band In This Moment mit der Sängerin Maria Brink in Los Angeles, die als „Lady Gaga des Metal“ bezeichnet wird und ihren Stil sehr unkonventionell auslebt. Seit 2012 singt Courtney LaPlante bei der Mathcore-Band Iwrestledabearonce und Alia O’Brien ist die Frontfrau der kanadischen Doom-Metal-Band Blood Ceremony. Als Bassistinnen sind unter anderem Jo-Anne Bench von der Band Bolt Thrower, Sandra van Eldik von der deutschen Pagan-Metal-Band Equilibrium oder Doris Yeh von der taiwanesischen Band Chthonic bekannt.

Frauen in der Rock and Roll Hall of Fame[Quelltext bearbeiten]

Die Rock and Roll Hall of Fame ist eine Ruhmeshalle für die wichtigsten und einflussreichsten Musiker, Produzenten und Persönlichkeiten im Umfeld des Rock ’n’ Roll und darin auch der Rockmusik. In der Liste der Mitglieder sind neben zahlreichen Männern auch Frauen und Frauenbands sowie gemischte Bands mit Frauen enthalten. Der Anteil an Frauen unter den Mitgliedern ist allerdings vergleichsweise klein. Innerhalb der Kategorien sind Frauen vor allem unter den Interpreten zu finden, wobei sie sowohl als Einzelkünstler sowie als Teil verschiedener Bands auftauchen. Hinzu kommen einige Frauen, die in die Kategorie „Frühe Einflüsse“ aufgenommen wurden, sowie wenige „Nicht-Interpreten“. Bei letzteren handelt es sich vor allem um Songschreiberinnen, wobei alle drei geehrten Frauen dieser Kategorie jeweils gemeinsam mit einem Mann aufgenommen wurden, mit dem sie gemeinsam arbeiten. In den Kategorien „Lebenswerk“ und „Sidemen“ wurden bis 2019 keine Frauen aufgenommen.

Die erste Frau, die in die Hall of Fame aufgenommen wurde, war Aretha Franklin im Jahr 1987. Die einzige Frau, die mehrfach aufgenommen wurde, war Stevie Nicks; sie wurde sowohl als Bandmitglied von Fleetwood Mac wie auch als Einzelkünstlerin ausgezeichnet.

Zum Thema der (viel seltener vorkommenden) Mädchen-Bands, d.h. zu kreativer musikalischer Kommunikation der Mädchen in der Adoleszenz, Verstärkung ihres Selbstgefühls mittels Rockideen und ähnlicher musikalischer Bedürfnisse, hat Judith Förner Untersuchungen gemacht. Sie war selbst aktive Orchestermusikerin (klassisch) und erfuhr (empfand) dabei die Zwänge des "uniformierten" Musikmacherns in der großen Gruppe.

  • Judith Förner: Musikalische Mädchen(t)räume. Die Bedeutung der weiblichen Adoleszenz für die Ausbildung musikalisch-künstlerischer Produktivität. In: Frauen, Gesellschaft, Kritik, Bd. 33. Centaurus-Verlagsgesellschaft, Herbolzheim 2000, ISBN 3-8255-0250-3.
  • Benjamin Britten: Im Libretto seines szenischen Oratoriums Noah, spielen singende Gossips mit.

Einzelnachweise[Quelltext bearbeiten]

  1. Vergleiche den englischsprachigen Wikipedia-Artikel „en:Cock rock“.
  2. a b c Matthias Bossaller: Frauen in der Männerdomäne Heavy Metal: Sie schreit nicht, sie growlt. In: n-tv.de. 10. März 2014, abgerufen am 1. September 2019.
    Anriss: „Muskulöser Hüne mit nacktem Oberkörper – ihm zu Füßen eine halbnackte Frau: So sieht für viele Heavy Metal aus. Doch das Klischee einer testosterongesteuerten Macho-Welt, in der das weibliche Wesen als reines Lustobjekt dient, gibt es kaum noch.“