„Wachstumskritik“ – Versionsunterschied

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=== Ökologische Grenzen: Ist dauerhaftes Wachstum möglich? ===
=== Ökologische Grenzen: Ist dauerhaftes Wachstum möglich? ===


[[Datei:Planetary Boundaries 2015.svg|mini|einige [[Planetare Grenzen]] sind überschritten<ref name="steffen">{{Literatur | Autor=[[Will Steffen]] et al. | Titel=Planetary boundaries: Guiding human development on a changing planet | Sammelwerk=[[Science]] | Band=347 | Nummer=6223 | Datum=2015 | Seiten= | DOI=10.1126/science.1259855 }}</ref>]]
Die bis heute dominante, umweltbasierte Wachstumskritik<ref name="steurer2010"/> betont die Endlichkeit des Planeten und seine Begrenztheit, natürliche Ressourcen bereitzustellen und menschliche Emissionen aufzunehmen. Der [[ökologischer Fußabdruck|ökologische Fußabdruck]] sei bereits zu hoch, der Mensch habe bereits gravierenden Einfluss auf geologische Prozesse genommen ([[Anthropozän]]). Unter Berufung auf Konzepte der [[Bioökonomie]] und [[Ökologische Ökonomie|Ökologischen Ökonomie]] sei eine Verringerung der wirtschaftlichen Aktivitität aufgrund von natürlichen Begrenzungen unvermeidbar, da die Umwelt nur begrenzt Ressourcen zur Verfügung stellen kann und nur begrenzte Aufnahmefähigkeiten hat.<ref name="Kallis" /> Diese Aspekte werden seit 2009 unter dem Begriff der [[Planetary Boundaries]] (planetaren Grenzen) diskutiert.<ref name="rockström">{{Literatur |Autor=Rockström, Steffen et. al. |Titel=Planetary boundaries:exploring the safe operating space for humanity |Hrsg= |Sammelwerk=Ecology and Society |Band=14 |Nummer=2 |Auflage= |Verlag= |Ort= |Datum=2009 |ISBN= |Seiten= |Online=https://www.ecologyandsociety.org/vol14/iss2/art32/}}</ref> Daraus folge die Erkenntnis, dass unbegrenztes Wirtschaftswachstum auf der Erde unmöglich sei: In „[[Die Grenzen des Wachstums]]“ schrieben die Autoren: ''„Es zeigt sich nun, daß diese Schwierigkeiten letztlich eine gemeinsame, recht banale Ursache haben: unsere Erde ist nicht unendlich. Je mehr sich die menschliche Aktivität den Grenzen der irdischen Kapazitäten nähert, um so sichtbarer und unlösbarer werden die Schwierigkeiten.“''<ref>Dennis Meadows: ''Die Grenzen des Wachstums - Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit.'' Deutsche Verlags-Anstalt Stuttgart, 1972, S. 74.</ref> Dauerhaftes [[exponentielles Wachstum]] sei also nicht ökologisch nicht denkbar.<ref>Dennis Meadows: ''Die Grenzen des Wachstums - Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit.'' Deutsche Verlags-Anstalt Stuttgart, 1972, S. 19.</ref> Andere Autoren betonen allerdings, dass das Wirtschaftswachstum empirisch ohnehin nicht exponentiell verlaufe, sondern allenfalls linear gewachsen sei.<ref>siehe z.&nbsp;B.[http://www.wachstumsstudien.de/Inhalt/PDF/IWS-Vortragsangebot.pdf Vorträge: Institut für Wachstumsstudien] (PDF; 2,7&nbsp;MB) oder [[Günther Moewes]]: [http://www.guenthermoewes.de/forschung.htm Forschung]</ref><ref name="LangePützKopp">{{cite journal | last=Lange | first=Steffen | last2=Pütz | first2=Peter | last3=Kopp | first3=Thomas | title=Do Mature Economies Grow Exponentially? | journal=Ecological Economics | publisher=Elsevier BV | volume=147 | year=2018 | issn=0921-8009 | doi=10.1016/j.ecolecon.2018.01.011 | pages=123–133}}</ref>Dies wiederum sei gleichbedeutend mit prozentual gesunkenen Wachstumsraten, was „weder konjunktur- noch politikbedingt, sondern [[systemimmanent]]“ sei.<ref name="Glötzl">Erhard Glötzl: [http://userpage.fu-berlin.de/~roehrigw/gloetzl/keynes.htm ''Arbeitslosigkeit - Über die kapitalismusbedingte Arbeitslosigkeit in alternden Volkswirtschaften und warum Keynes recht hatte und doch irrte'']. Erweiterte Fassung eines Vortrages vom 11. Oktober 1997 im Rahmen eines Projektes des ''Institut für Internationales Management'' der [[Universität Graz]]</ref><ref>Torben Anschau, Kay Bourcarde, Karsten Herzmann, Viola Hübner: ''Normalfall Wachstum? Warum die Wachstumsraten sinken.'' In: [[Deutscher Studienpreis]] (Hrsg.): ''Ausweg Wachstum? Arbeit, Technik und Nachhaltigkeit in einer begrenzten Welt.'' VS, Wiesbaden 2007, ISBN 978-3-531-15300-1.</ref>
[[File:Sustainable Development Goal 8.png|mini|[[Sustainable Development Goals]], Nummer 8: Nachhaltiges Wirtschaftswachstum und menschenwürdige Arbeit]]

Die bis heute dominante, umweltbasierte Wachstumskritik<ref name="steurer2010"/> betont die Endlichkeit des Planeten und seine Begrenztheit, natürliche Ressourcen bereitzustellen und menschliche Emissionen aufzunehmen. Der [[ökologischer Fußabdruck|ökologische Fußabdruck]] sei bereits zu hoch, der Mensch habe bereits gravierenden Einfluss auf geologische Prozesse genommen ([[Anthropozän]]). Unter Berufung auf Konzepte der [[Bioökonomie]] und [[Ökologische Ökonomie|Ökologischen Ökonomie]] sei eine Verringerung der wirtschaftlichen Aktivitität aufgrund von natürlichen Begrenzungen unvermeidbar, da die Umwelt nur begrenzt Ressourcen zur Verfügung stellen kann und nur begrenzte Aufnahmefähigkeiten hat.<ref name="Kallis" /> Diese Aspekte werden seit 2009 unter dem Begriff der [[Planetary Boundaries]] (planetaren Grenzen) diskutiert.<ref name="rockström">{{Literatur |Autor=Rockström, Steffen et. al. |Titel=Planetary boundaries:exploring the safe operating space for humanity |Hrsg= |Sammelwerk=Ecology and Society |Band=14 |Nummer=2 |Auflage= |Verlag= |Ort= |Datum=2009 |ISBN= |Seiten= |Online=https://www.ecologyandsociety.org/vol14/iss2/art32/}}</ref><ref name="steffen"/> Daraus folge die Erkenntnis, dass unbegrenztes Wirtschaftswachstum auf der Erde unmöglich sei: In „[[Die Grenzen des Wachstums]]“ schrieben die Autoren: ''„Es zeigt sich nun, daß diese Schwierigkeiten letztlich eine gemeinsame, recht banale Ursache haben: unsere Erde ist nicht unendlich. Je mehr sich die menschliche Aktivität den Grenzen der irdischen Kapazitäten nähert, um so sichtbarer und unlösbarer werden die Schwierigkeiten.“''<ref>Dennis Meadows: ''Die Grenzen des Wachstums - Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit.'' Deutsche Verlags-Anstalt Stuttgart, 1972, S. 74.</ref> Dauerhaftes [[exponentielles Wachstum]] sei also nicht ökologisch nicht denkbar.<ref>Dennis Meadows: ''Die Grenzen des Wachstums - Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit.'' Deutsche Verlags-Anstalt Stuttgart, 1972, S. 19.</ref> Andere Autoren betonen allerdings, dass das Wirtschaftswachstum empirisch ohnehin nicht exponentiell verlaufe, sondern allenfalls linear gewachsen sei.<ref>siehe z.&nbsp;B.[http://www.wachstumsstudien.de/Inhalt/PDF/IWS-Vortragsangebot.pdf Vorträge: Institut für Wachstumsstudien] (PDF; 2,7&nbsp;MB) oder [[Günther Moewes]]: [http://www.guenthermoewes.de/forschung.htm Forschung]</ref><ref name="LangePützKopp">{{cite journal | last=Lange | first=Steffen | last2=Pütz | first2=Peter | last3=Kopp | first3=Thomas | title=Do Mature Economies Grow Exponentially? | journal=Ecological Economics | publisher=Elsevier BV | volume=147 | year=2018 | issn=0921-8009 | doi=10.1016/j.ecolecon.2018.01.011 | pages=123–133}}</ref>Dies wiederum sei gleichbedeutend mit prozentual gesunkenen Wachstumsraten, was „weder konjunktur- noch politikbedingt, sondern [[systemimmanent]]“ sei.<ref name="Glötzl">Erhard Glötzl: [http://userpage.fu-berlin.de/~roehrigw/gloetzl/keynes.htm ''Arbeitslosigkeit - Über die kapitalismusbedingte Arbeitslosigkeit in alternden Volkswirtschaften und warum Keynes recht hatte und doch irrte'']. Erweiterte Fassung eines Vortrages vom 11. Oktober 1997 im Rahmen eines Projektes des ''Institut für Internationales Management'' der [[Universität Graz]]</ref><ref>Torben Anschau, Kay Bourcarde, Karsten Herzmann, Viola Hübner: ''Normalfall Wachstum? Warum die Wachstumsraten sinken.'' In: [[Deutscher Studienpreis]] (Hrsg.): ''Ausweg Wachstum? Arbeit, Technik und Nachhaltigkeit in einer begrenzten Welt.'' VS, Wiesbaden 2007, ISBN 978-3-531-15300-1.</ref>


Die zentrale und seit Jahrzehnten umstrittene Frage ist dabei, ob Wirtschaftswachstum vom Verbrauch natürlicher Ressourcen und Emissionen zu entkoppeln ist.<ref name="steurer2010"/><ref name="kerschner546">Christian Kerschner: [http://www.degrowth.org/wp-content/uploads/2013/01/4Kerschner_2010_final_published.pdf ''Economic de-growth vs. steady-state economy.''] In: ''Journal of Cleaner Production.'' 18 (2010) S. 546.</ref><ref>[[Nicholas Georgescu-Roegen]]: The economics of production. American Economic Review 40 (Mai 1970): S. 1–9.</ref><ref>[[Nicholas Georgescu-Roegen]]: ''The Entropy Law and the Economic Process.'' Harvard University Press, Cambridge MA 1971, ISBN 0-674-25780-4.</ref><ref>[[Joseph E. Stiglitz]]: ''Growth with exhaustible natural resources. Efficient and optimal growth paths. Review of economic studies, symposium on the economics of exhaustible resources.'' 1974. S. 123–138.</ref><ref>[[Herman Daly]]: ''Georgescu-Roegen versus Solow/Stiglitz.'' In: ''Ecological Economics'' 1997; 22(3), S. 261–266.</ref><ref>Herman Daly: ''Reply to Solow/Stiglitz.'' In: ''Ecological Economics'' 1997; 22(3), S. 271–273.</ref><ref>[[Joseph E. Stiglitz]]: ''Georgescu-Roegen versus Solow/Stiglitz.'' In: ''Ecological Economics'' 1997; 22(3), S. 269–270.</ref><ref>[[Robert M. Solow]]: ''Georgescu-Roegen versus Solow-Stiglitz.'' In: ''Ecological Economics'' 1997; 22(3), S. 267–268.</ref> Falls nicht, stünde Wirtschaftswachstum einer [[nachhaltige Entwicklung|nachhaltigen Entwicklung]] entgegen und sei nicht miteinander kompatibel, wie das beispielsweise in den [[Sustainable Development Goals]] suggeriert wird.<ref>Irmi Seidl, Angelika Zahrnt: [https://www.postwachstum.de/sustainable-development-goals-steht-nachhaltigkeit-global-unter-dem-vorbehalt-von-wachstum-20150928 SDGs: Steht Nachhaltigkeit unter Wachstumsvorbehalt?], blog postwachstum, 28. September 2015.</ref> Für die [[Wirtschaftswissenschaft]]en ist die zentrale Frage, ob [[natürliche Ressourcen]] durch menschgemachtes [[Kapital]] im Produktionsprozess ersetzt werden können ([[Faktorsubstitution]]).<ref>[[Robert M. Solow]]: The economics of resources or the resources of economics Richard T. Ely Lecture. American Economic Review 1974:1–14.</ref> Wachstumskritiker bestreiten, dass dies in dem Maße möglich ist, wie es für eine nachhaltige Entwicklung nötig wäre.<ref name="Jackson 2013"/>
Die zentrale und seit Jahrzehnten umstrittene Frage ist dabei, ob Wirtschaftswachstum vom Verbrauch natürlicher Ressourcen und Emissionen zu entkoppeln ist.<ref name="steurer2010"/><ref name="kerschner546">Christian Kerschner: [http://www.degrowth.org/wp-content/uploads/2013/01/4Kerschner_2010_final_published.pdf ''Economic de-growth vs. steady-state economy.''] In: ''Journal of Cleaner Production.'' 18 (2010) S. 546.</ref><ref>[[Nicholas Georgescu-Roegen]]: The economics of production. American Economic Review 40 (Mai 1970): S. 1–9.</ref><ref>[[Nicholas Georgescu-Roegen]]: ''The Entropy Law and the Economic Process.'' Harvard University Press, Cambridge MA 1971, ISBN 0-674-25780-4.</ref><ref>[[Joseph E. Stiglitz]]: ''Growth with exhaustible natural resources. Efficient and optimal growth paths. Review of economic studies, symposium on the economics of exhaustible resources.'' 1974. S. 123–138.</ref><ref>[[Herman Daly]]: ''Georgescu-Roegen versus Solow/Stiglitz.'' In: ''Ecological Economics'' 1997; 22(3), S. 261–266.</ref><ref>Herman Daly: ''Reply to Solow/Stiglitz.'' In: ''Ecological Economics'' 1997; 22(3), S. 271–273.</ref><ref>[[Joseph E. Stiglitz]]: ''Georgescu-Roegen versus Solow/Stiglitz.'' In: ''Ecological Economics'' 1997; 22(3), S. 269–270.</ref><ref>[[Robert M. Solow]]: ''Georgescu-Roegen versus Solow-Stiglitz.'' In: ''Ecological Economics'' 1997; 22(3), S. 267–268.</ref> Falls nicht, stünde Wirtschaftswachstum einer [[nachhaltige Entwicklung|nachhaltigen Entwicklung]] entgegen und sei nicht miteinander kompatibel, wie das beispielsweise in den [[Sustainable Development Goals]] suggeriert wird.<ref>Irmi Seidl, Angelika Zahrnt: [https://www.postwachstum.de/sustainable-development-goals-steht-nachhaltigkeit-global-unter-dem-vorbehalt-von-wachstum-20150928 SDGs: Steht Nachhaltigkeit unter Wachstumsvorbehalt?], blog postwachstum, 28. September 2015.</ref> Für die [[Wirtschaftswissenschaft]]en ist die zentrale Frage, ob [[natürliche Ressourcen]] durch menschgemachtes [[Kapital]] im Produktionsprozess ersetzt werden können ([[Faktorsubstitution]]).<ref>[[Robert M. Solow]]: The economics of resources or the resources of economics Richard T. Ely Lecture. American Economic Review 1974:1–14.</ref> Wachstumskritiker bestreiten, dass dies in dem Maße möglich ist, wie es für eine nachhaltige Entwicklung nötig wäre.<ref name="Jackson 2013"/>
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=== Soziale Grenzen: Ist dauerhaftes Wachstum wünschenswert? ===
=== Soziale Grenzen: Ist dauerhaftes Wachstum wünschenswert? ===


Die sozialen Grenzen des Wachstums wurden bereits von [[John Maynard Keynes]] diskutiert. Er schrieb 1930 über die „ökonomischen Möglichkeiten unserer Enkelkinder“<ref>[[John Maynard Keynes]]. 1930. "Economic Possibilities for Our Grandchildren," in ''John Maynard Keynes, Essays in Persuasion.'' W.W.Norton & Co., New York 1963, S. 358–373.</ref><ref>[[John Maynard Keynes]]: ''The general theory of employment, interest and money.'' 1936. Kapitel 16, 24.</ref> und
Die sozialen Grenzen des Wachstums wurden bereits von [[John Maynard Keynes]] diskutiert. Er schrieb 1930 über die „ökonomischen Möglichkeiten unserer Enkelkinder“<ref>[[John Maynard Keynes]]. 1930. "Economic Possibilities for Our Grandchildren," in ''John Maynard Keynes, Essays in Persuasion.'' W.W.Norton & Co., New York 1963, S. 358–373.</ref><ref>[[John Maynard Keynes]]: ''The general theory of employment, interest and money.'' 1936. Kapitel 16, 24.</ref> und betrachtete die Stagnation nicht als eine Katastrophe, sondern als eine Chance für ein „goldenes Zeitalter“.<ref>Max Polewsky: ''Die Ökonomik der langen Frist bei Marx und Keynes'' In: ''ExMA-Papers. Universität Hamburg.'' S. 31.</ref> Er fordert dafür Umverteilung, Arbeitszeitverkürzung und die Bereitstellung öffentlicher Leistungen.<ref>[[Karl Georg Zinn]]: Soziale Wachstumsgrenzen – ein neues Paradigma der ökonomischen Theorie. In: Wirtschaft und Gesellschaft, 1984, Band 10, S. 159–187.</ref><ref>[[Karl Georg Zinn]]: Die Wirtschaftskrise. Wachstum oder Stagnation. Zum ökonomischen Grundproblem reifer Volkswirtschaften. Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich: BI-Taschenbuchverlag, 1994. ISBN 978-3-411-10451-2.</ref>
betrachtete die Stagnation nicht als eine Katastrophe, sondern als eine Chance für ein „goldenes Zeitalter“.<ref>Max Polewsky: ''Die Ökonomik der langen Frist bei Marx und Keynes'' In: ''ExMA-Papers. Universität Hamburg.'' S. 31.</ref> Er fordert dafür Umverteilung, Arbeitszeitverkürzung und die Bereitstellung öffentlicher Leistungen.<ref>Karl Georg Zinn: [http://www.kolleg-postwachstum.de/sozwgmedia/dokumente/Berichte/Wachstumszw%C3%A4nge+im+Kapitalismus/wz_zinn.pdf ''Wachstumszwänge im Kapitalismus: Die gespaltene Keynes-Rezeption und Keynes' Prognose auslaufenden Wachstums.''] In: ''ZINN Jena-Workshop Endfassung.'' Nr. 03.04.2013, S. 6-8.</ref>


Ab den 1970er Jahren wurde zeitlich parallel zu den ökologischen Grenzen auch die sozialen Grenzen des Wachstums diskutiert. Die Erkenntnis der [[Glücksforschung|Glücks- und Zufriedenheitsforschung]], wonach eine Erhöhung des Pro-Kopf-Einkommens nach Erreichen eines bestimmten Niveaus keinen weiteren Zuwachs an Glück bzw. [[Subjektives Wohlbefinden|subjektiven Wohlbefinden]] auslöse, wurde als [[Easterlin-Paradox]] bekannt.<ref>Easterlin, Richard. "Does Economic Growth Improve the Human Lot? Some Empirical Evidence". In Nations and Households in Economic Growth: Essays in Honor of Moses Abramovitz, edited by Paul A. David and Melvin W. Reder, 89-125. New York: Academic Press, 1974.</ref><ref name="Clark Frijters Shields 2008 pp. 95–144">{{cite journal | last=Clark | first=Andrew E | last2=Frijters | first2=Paul | last3=Shields | first3=Michael A | title=Relative Income, Happiness, and Utility: An Explanation for the Easterlin Paradox and Other Puzzles | journal=Journal of Economic Literature | publisher=American Economic Association | volume=46 | issue=1 | year=2008 | issn=0022-0515 | doi=10.1257/jel.46.1.95 | pages=95–144}}</ref>
Ab den 1970er Jahren wurde zeitlich parallel zu den ökologischen Grenzen auch die sozialen Grenzen des Wachstums diskutiert. Die Erkenntnis der [[Glücksforschung|Glücks- und Zufriedenheitsforschung]], wonach eine Erhöhung des Pro-Kopf-Einkommens nach Erreichen eines bestimmten Niveaus keinen weiteren Zuwachs an Glück bzw. [[Subjektives Wohlbefinden|subjektiven Wohlbefinden]] auslöse, wurde als [[Easterlin-Paradox]] bekannt.<ref>Easterlin, Richard. "Does Economic Growth Improve the Human Lot? Some Empirical Evidence". In Nations and Households in Economic Growth: Essays in Honor of Moses Abramovitz, edited by Paul A. David and Melvin W. Reder, 89-125. New York: Academic Press, 1974.</ref><ref name="Clark Frijters Shields 2008 pp. 95–144">{{cite journal | last=Clark | first=Andrew E | last2=Frijters | first2=Paul | last3=Shields | first3=Michael A | title=Relative Income, Happiness, and Utility: An Explanation for the Easterlin Paradox and Other Puzzles | journal=Journal of Economic Literature | publisher=American Economic Association | volume=46 | issue=1 | year=2008 | issn=0022-0515 | doi=10.1257/jel.46.1.95 | pages=95–144}}</ref>


[[Fred Hirsch]]<ref>Fred Hirsch, 1976. Social limits to growth. Harvard University Press, Cambridge, Mass.</ref> erklärte dieses Phänomen ähnlich wie [[Thorstein Veblen]] bereits im Jahr 1899<ref>[[Thorstein Veblen]]. The theory of the leisure class. MacMillan, New York, 1899.</ref> mit [[Geltungskonsum]]. Der Nutzen vieler Güter sei symbolischer Art, und Konsum diene dabei zur Abgrenzung gegenüber anderen, wodurch soziale Hierarchien entstehen würden.<ref>Niko Paech: ''Befreiung vom Überfluss – Auf dem Weg in die Postwachstumsökonomie'', 8. Aufl., oekom verlag, München, 2015, ISBN 9783865811813, S. 111.</ref> Bestimmte Konsumgüter werden Symbole für die Familie, Freundschaft, Zugehörigkeit, Gemeinschaft, Identität, sozialen Status und Ziele im Leben – und ein hohes Einkommen wird essentiell für den Wohlstand.<ref name="Jackson 2013">{{Literatur | Autor = Tim Jackson | Titel=Wohlstand ohne Wachstum : Leben und Wirtschaften in einer endlichen Welt | Verlag=oekom | Ort=München | Datum=2013 | ISBN=978-3-86581-414-2}}</ref> Hierbei zählt nicht der individuelle materielle Wohlstand, sondern der Vergleich mit anderen.<ref>[[Joseph Stiglitz]]: Toward a general theory of consumerism: Reflections on Keynes’s Economic possibilities for our grandchildren. In: Piga, G., Pecchi, L. (Hrsg.), Revisiting Keynes: Economic possibilities for our grandchildren. MIT Press, Cambridge, Mass. ; London, 2008, S. 41–86.</ref><ref>Andreas Homburg & Ellen Matthies: ''Nachhaltiger Konsum – Einführung zum Themenschwerpunkt.'' In: ''Umweltpsychologie, 14. Jg.'' Heft 2., S. 6.</ref><ref>Evi Hartmann: ''Wie viele Sklaven halten Sie?.'' Über Globalisierung und Moral''. campus 2016, ISBN 978-35935-0543-5.</ref><ref name="joneses"/>
[[Fred Hirsch]] erklärte dieses Phänomen mit [[Positionswettbewerb]].<ref>Fred Hirsch, 1976. Social limits to growth. Harvard University Press, Cambridge, Mass.</ref> [[Thorstein Veblen]] hatte bereits im Jahr 1899<ref>[[Thorstein Veblen]]. The theory of the leisure class. MacMillan, New York, 1899.</ref> vom [[Geltungskonsum]] gesprochen. Der Nutzen vieler Güter sei symbolischer Art, und Konsum diene dabei zur Abgrenzung gegenüber anderen, wodurch soziale Hierarchien entstehen würden.<ref>Niko Paech: ''Befreiung vom Überfluss – Auf dem Weg in die Postwachstumsökonomie'', 8. Aufl., oekom verlag, München, 2015, ISBN 9783865811813, S. 111.</ref> Bestimmte Konsumgüter werden Symbole für die Familie, Freundschaft, Zugehörigkeit, Gemeinschaft, Identität, sozialen Status und Ziele im Leben – und ein hohes Einkommen wird essentiell für den Wohlstand.<ref name="Jackson 2013">{{Literatur | Autor = Tim Jackson | Titel=Wohlstand ohne Wachstum : Leben und Wirtschaften in einer endlichen Welt | Verlag=oekom | Ort=München | Datum=2013 | ISBN=978-3-86581-414-2}}</ref> Hierbei zählt nicht der individuelle materielle Wohlstand, sondern der Vergleich mit anderen.<ref>[[Joseph Stiglitz]]: Toward a general theory of consumerism: Reflections on Keynes’s Economic possibilities for our grandchildren. In: Piga, G., Pecchi, L. (Hrsg.), Revisiting Keynes: Economic possibilities for our grandchildren. MIT Press, Cambridge, Mass. ; London, 2008, S. 41–86.</ref><ref>Andreas Homburg & Ellen Matthies: ''Nachhaltiger Konsum – Einführung zum Themenschwerpunkt.'' In: ''Umweltpsychologie, 14. Jg.'' Heft 2., S. 6.</ref><ref>Evi Hartmann: ''Wie viele Sklaven halten Sie?.'' Über Globalisierung und Moral''. campus 2016, ISBN 978-35935-0543-5.</ref><ref name="joneses"/>


Dementsprechend sei auf individueller Ebene die Steigerung des Einkommens der verzweifelte Versuch, im Konkurrenzkampf nicht zurückzufallen, aber Wirtschaftswachstum löse dieses soziale Problem nicht.<ref>Schor, Juliet B. (2016): Wahrer Wohlstand. München: oekom Verlag.</ref> Stattdessen hat beispielsweise [[Hartmut Rosa]] in seinen Büchern [[Beschleunigung. Die Veränderung der Zeitstrukturen in der Moderne|Beschleunigung]] sowie [[Beschleunigung und Entfremdung]] betont, dass die Menschen in einem Konsum- und Beschleunigungskreislauf gefangen werden. Eine Steigerung des Konsums erhöhe nicht mehr die persönliche Zufriedenheit.<ref name="paech_befreiung">Niko Paech: ''Befreiung vom Überfluss – Auf dem Weg in die Postwachstumsökonomie'', 8. Aufl., oekom verlag, München, 2015, ISBN 9783865811813.</ref> [[Harald Welzer]] betont, die Gesellschaft habe sich allerdings so an Wachstum gewöhnt, dass Umdenken unmöglich erscheine.<ref>[[Harald Welzer]]: [http://www.deutschlandfunk.de/wegmarken-2010-wohlstand-ohne-wachstum-teil-1.724.de.html?dram:article_id=99694 Sendereihe ''Wegmarken 2010: Wohlstand ohne Wachstum? Perspektiven der Überflussgesellschaft.''] 1. Januar 2010. In: ''[[deutschlandfunk.de]]''</ref><ref>Harald Welzer, 2011. Mentale Infrastrukturen. Wie das Wachstum in die Welt und in die Seelen kam. Schriften zur Ökologie, Band 14. Heinrich-Böll-Stiftung, Berlin.</ref>
Dementsprechend sei auf individueller Ebene die Steigerung des Einkommens der verzweifelte Versuch, im Konkurrenzkampf nicht zurückzufallen, aber Wirtschaftswachstum löse dieses soziale Problem nicht.<ref>Schor, Juliet B. (2016): Wahrer Wohlstand. München: oekom Verlag.</ref> Stattdessen hat beispielsweise [[Hartmut Rosa]] in seinen Büchern [[Beschleunigung. Die Veränderung der Zeitstrukturen in der Moderne|Beschleunigung]] sowie [[Beschleunigung und Entfremdung]] betont, dass die Menschen in einem Konsum- und Beschleunigungskreislauf gefangen werden. Eine Steigerung des Konsums erhöhe nicht mehr die persönliche Zufriedenheit.<ref name="paech_befreiung">Niko Paech: ''Befreiung vom Überfluss – Auf dem Weg in die Postwachstumsökonomie'', 8. Aufl., oekom verlag, München, 2015, ISBN 9783865811813.</ref> [[Harald Welzer]] betont, die Gesellschaft habe sich allerdings so an Wachstum gewöhnt, dass Umdenken unmöglich erscheine.<ref>[[Harald Welzer]]: [http://www.deutschlandfunk.de/wegmarken-2010-wohlstand-ohne-wachstum-teil-1.724.de.html?dram:article_id=99694 Sendereihe ''Wegmarken 2010: Wohlstand ohne Wachstum? Perspektiven der Überflussgesellschaft.''] 1. Januar 2010. In: ''[[deutschlandfunk.de]]''</ref><ref>Harald Welzer, 2011. Mentale Infrastrukturen. Wie das Wachstum in die Welt und in die Seelen kam. Schriften zur Ökologie, Band 14. Heinrich-Böll-Stiftung, Berlin.</ref>
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=== Kritik an Wirtschaftswachstum als wichtigstes politisches Ziel ===
=== Kritik an Wirtschaftswachstum als wichtigstes politisches Ziel ===


[[Datei:World GDP per capita 1500 to 2003.png|mini|Weltweites [[Bruttoinlandsprodukt]] pro Kopf 1500 bis 2003]]
Die wahrgenommenen ökologischen und sozialen Grenzen des Wachstums sorgten für eine Kritik am Weltbild des „quantitativen Wachstumsparadigmas“, wonach „sämtliche wirtschaftlichen, sozialen und politischen Probleme vor allem mit Wirtschaftswachstum“ zu lösen sind.<ref name="steurer2010"/> Das [[Bruttoinlandsprodukt]] misst den Wert der Güter- und Dienstleistungen, die innerhalb eines bestimmten Zeitraums in einem Land hergestellt worden sind.<ref>N. Gregory Mankiw, Mark P. Taylor, ''Grundzüge der Volkswirtschaftslehre.'' 5. Auflage. Schäffer-Poeschel Verlag, 2012, ISBN 978-3-7910-3098-2, S.&nbsp;613 f.</ref> In den [[Wirtschaftswissenschaft]]en gilt das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf allgemein als Indikator für den Wohlstand der Bevölkerung eines Landes und seine Steigerung ist ein weltweit anerkanntes, wirtschaftspolitisches Ziel.<ref name="schmelzer_growth">Matthias Schmelzer: The growth paradigm: History, hegemony, and the contested making of economic growthmanship. Ecological Economics 118 (2015), 1110, S. 262–271. {{DOI|10.1016/j.ecolecon.2015.07.029}}</ref><ref>Matthias Schmelzer: The Hegemony of Growth. Cambridge University Press, Cambridge, New York. 2016.</ref> Es weist eine sehr hohe Korrelation mit anderen sozio-ökonomischen Indikatoren wie Lebenserwartung, Säuglingssterblichkeit oder Bildung auf.<ref>Wolfgang Cezanne: ''Allgemeine Volkswirtschaftslehre''. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2005, ISBN 3-486-57770-0, S.&nbsp;497f.</ref> Es ist allerdings umstritten, ob es als [[Ökonomische Wohlfahrt|Wohlfahrtsindikator]] verwendet werden kann und soll.<ref>N. Gregory Mankiw, Mark P. Taylor, ''Grundzüge der Volkswirtschaftslehre.'' 5. Auflage. Schäffer-Poeschel Verlag, 2012, ISBN 978-3-7910-3098-2, S.&nbsp;613 f.</ref><ref>Prof. Dr. Ulrich van Suntum: ''Zur Kritik des BIP als Indikator für Wohlstand und Wirtschaftswachstum.'' In: ''Studie im Auftrag des Bundesverbandes der Deutschen Industrie.'' Nr. 2012, S. 7-9.</ref>
Die wahrgenommenen ökologischen und sozialen Grenzen des Wachstums sorgten für eine Kritik am Weltbild des „quantitativen Wachstumsparadigmas“, wonach „sämtliche wirtschaftlichen, sozialen und politischen Probleme vor allem mit Wirtschaftswachstum“ zu lösen sind.<ref name="steurer2010"/> Das [[Bruttoinlandsprodukt]] misst den Wert der Güter- und Dienstleistungen, die innerhalb eines bestimmten Zeitraums in einem Land hergestellt worden sind.<ref>N. Gregory Mankiw, Mark P. Taylor, ''Grundzüge der Volkswirtschaftslehre.'' 5. Auflage. Schäffer-Poeschel Verlag, 2012, ISBN 978-3-7910-3098-2, S.&nbsp;613 f.</ref> In den [[Wirtschaftswissenschaft]]en gilt das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf allgemein als Indikator für den Wohlstand der Bevölkerung eines Landes und seine Steigerung ist ein weltweit anerkanntes, wirtschaftspolitisches Ziel.<ref name="schmelzer_growth">Matthias Schmelzer: The growth paradigm: History, hegemony, and the contested making of economic growthmanship. Ecological Economics 118 (2015), 1110, S. 262–271. {{DOI|10.1016/j.ecolecon.2015.07.029}}</ref><ref>Matthias Schmelzer: The Hegemony of Growth. Cambridge University Press, Cambridge, New York. 2016.</ref> Es weist eine sehr hohe Korrelation mit anderen sozio-ökonomischen Indikatoren wie Lebenserwartung, Säuglingssterblichkeit oder Bildung auf.<ref>Wolfgang Cezanne: ''Allgemeine Volkswirtschaftslehre''. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2005, ISBN 3-486-57770-0, S.&nbsp;497f.</ref> Es ist allerdings umstritten, ob es als [[Ökonomische Wohlfahrt|Wohlfahrtsindikator]] verwendet werden kann und soll.<ref>N. Gregory Mankiw, Mark P. Taylor, ''Grundzüge der Volkswirtschaftslehre.'' 5. Auflage. Schäffer-Poeschel Verlag, 2012, ISBN 978-3-7910-3098-2, S.&nbsp;613 f.</ref><ref>Prof. Dr. Ulrich van Suntum: ''Zur Kritik des BIP als Indikator für Wohlstand und Wirtschaftswachstum.'' In: ''Studie im Auftrag des Bundesverbandes der Deutschen Industrie.'' Nr. 2012, S. 7-9.</ref>


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Trotz der Kritik am rein quantitativen Wachstum erschien für viele eine Wirtschaft ohne Wachstum nicht als erstrebenswert. Stattdessen wurden Konzepte wie [[qualitatives Wachstum]],<ref>[http://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/lexikon-der-wirtschaft/21136/wirtschaftswachstum ''bpb - Wirtschaftswachstum: Wachstum, Quantitatives Wachstum, Qualitatives Wachstum'']. Lexikon der Wirtschaft, Bundeszentrale für politische Bildung. Abgerufen am 14. September 2018.</ref><ref>[[Herwig Büchele]], [[Anton Pelinka]] (Hrsg.): ''Qualitatives Wirtschaftswachstum – eine Herausforderung für die Welt''. Innsbruck University Press, Innsbruck 2012, ISBN 978-3-902811-65-3.</ref> [[The Blue Economy]],<ref name="Pauli 2010 p. ">{{Literatur | Autor = G. A. Pauli | Titel=The Blue Economy: 10 Years, 100 Innovations, 100 Million Jobs | Verlag=Paradigm Publications | Datum=2010 | ISBN=978-0-912111-90-2 | Seiten=xxix}}</ref> [[Green Economy]],<ref name="Newton Cantarello 2014 p. ">{{Literatur | Autor=A. C. Newton, E. Cantarello | Titel=An Introduction to the Green Economy: Science, Systems and Sustainability | Verlag=Taylor & Francis | Datum=2014 | ISBN=978-1-134-65452-9 }}</ref> Grünes Wachstum<ref>OECD: Towards Green Growth. OECD Green Growth Studies. Mai 2011, OECD Publishing. {{DOI|10.1787/9789264111318-en}}.</ref> oder der [[Green New Deal]]<ref>''[http://www.boell.de/oekologie/marktwirtschaft/oekologische-marktwirtschaft-green-new-deal-6656.html Green New Deal – Investieren in die Zukunft],'' Dossier der Heinrich-Böll-Stiftung</ref><ref>{{Literatur |Autor=Ralf Fücks |Titel=Wachstum der Grenzen – Auf dem Weg in die ökologische Moderne |Hrsg=Heinrich Böll Stiftung |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort= |Datum=2011 |ISBN= |Seiten= |Online=https://www.boell.de/de/navigation/oekologische-marktwirtschaft-ralf-fuecks-wachstum-grenzen-11772.html |Abruf=2018-08-20}}</ref> vorgeschlagen, die das Wirtschaftswachstum innerhalb ökologischer Grenzen möglich machen sollten.<ref name="steurer2010"/>
Trotz der Kritik am rein quantitativen Wachstum erschien für viele eine Wirtschaft ohne Wachstum nicht als erstrebenswert. Stattdessen wurden Konzepte wie [[qualitatives Wachstum]],<ref>[http://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/lexikon-der-wirtschaft/21136/wirtschaftswachstum ''bpb - Wirtschaftswachstum: Wachstum, Quantitatives Wachstum, Qualitatives Wachstum'']. Lexikon der Wirtschaft, Bundeszentrale für politische Bildung. Abgerufen am 14. September 2018.</ref><ref>[[Herwig Büchele]], [[Anton Pelinka]] (Hrsg.): ''Qualitatives Wirtschaftswachstum – eine Herausforderung für die Welt''. Innsbruck University Press, Innsbruck 2012, ISBN 978-3-902811-65-3.</ref> [[The Blue Economy]],<ref name="Pauli 2010 p. ">{{Literatur | Autor = G. A. Pauli | Titel=The Blue Economy: 10 Years, 100 Innovations, 100 Million Jobs | Verlag=Paradigm Publications | Datum=2010 | ISBN=978-0-912111-90-2 | Seiten=xxix}}</ref> [[Green Economy]],<ref name="Newton Cantarello 2014 p. ">{{Literatur | Autor=A. C. Newton, E. Cantarello | Titel=An Introduction to the Green Economy: Science, Systems and Sustainability | Verlag=Taylor & Francis | Datum=2014 | ISBN=978-1-134-65452-9 }}</ref> Grünes Wachstum<ref>OECD: Towards Green Growth. OECD Green Growth Studies. Mai 2011, OECD Publishing. {{DOI|10.1787/9789264111318-en}}.</ref> oder der [[Green New Deal]]<ref>''[http://www.boell.de/oekologie/marktwirtschaft/oekologische-marktwirtschaft-green-new-deal-6656.html Green New Deal – Investieren in die Zukunft],'' Dossier der Heinrich-Böll-Stiftung</ref><ref>{{Literatur |Autor=Ralf Fücks |Titel=Wachstum der Grenzen – Auf dem Weg in die ökologische Moderne |Hrsg=Heinrich Böll Stiftung |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort= |Datum=2011 |ISBN= |Seiten= |Online=https://www.boell.de/de/navigation/oekologische-marktwirtschaft-ralf-fuecks-wachstum-grenzen-11772.html |Abruf=2018-08-20}}</ref> vorgeschlagen, die das Wirtschaftswachstum innerhalb ökologischer Grenzen möglich machen sollten.<ref name="steurer2010"/>


[[Datei:Biogas Photovoltaik Wind.jpg|mini|[[Erneuerbare Energien]] und neue Technologien reichen laut der Wachstumskritiker nicht aus.]]
Der Fokus dieser alternativen Wachstumsstrategien liegt auf der Verbesserung der [[Konsistenzstrategie|Konsistenz]] ([[Kreislaufwirtschaft]]) und der [[Ökoeffizienz]].<ref>Niko Paech: ''Wachstum „light“? Qualitatives Wachstum ist eine Utopie.'' In: ''Wissenschaft & Umwelt.'' Interdisziplinär 13|2009, S. 85-86.</ref> Der Kerngedanke ist, dass mittels geeigneter politischer Rahmenbedingungen ein energie-, ressourcen-, sowie umweltschonender Wirtschaftsaufschwung erzielt werden kann. Der Staat hat die Rolle, entweder mit geeigneter Ordnungs- und Steuerpolitik diese Wende herbeizuführen, oder selbst Investitionen in innovative Technologien vorzunehmen. Beispiele sind Investitionen in [[Energieeffizienz|energieeffiziente]] Gebäude, in [[erneuerbare Energien]] oder den Ausbau des öffentlichen Verkehrs. Ein weiterer Vorteil solcher Investitionen sei die Schaffung von neuen Arbeitsplätzen.<ref>Tim Jackson: ''Wohlstand ohne Wachstum - Leben und Wirtschaften in einer endlichen Welt.'' Oekom-Verl., München, 2011, S. 96–100.</ref> Manche Vertreter (beispielsweise [[Erhard Eppler]]<ref>Erhard Eppler: ''Selektives Wachstum und neuer Fortschritt.'' Nr. 3|2011, 2005, S. 7.</ref> oder [[Holger Rogall]]<ref name="Rogall 2008 p. 146">{{Literatur | Autor = Holger Rogall | Titel=Ökologische Ökonomie: Eine Einführung | Verlag=VS Verlag für Sozialwissenschaften | Datum=2008 | ISBN=978-3-531-16058-0 | Seiten=146}}</ref> mit dem Begriff des selektives Wachstums) integrieren auch die dritte Strategie, die [[Suffizienz (Politik)|Suffizienz]] in dem Sinne, dass manche Branchen wie die [[fossile Energie]]industrie schrumpfen müssen.
Der Fokus dieser alternativen Wachstumsstrategien liegt auf der Verbesserung der [[Konsistenzstrategie|Konsistenz]] ([[Kreislaufwirtschaft]]) und der [[Ökoeffizienz]].<ref>Niko Paech: ''Wachstum „light“? Qualitatives Wachstum ist eine Utopie.'' In: ''Wissenschaft & Umwelt.'' Interdisziplinär 13|2009, S. 85-86.</ref> Der Kerngedanke ist, dass mittels geeigneter politischer Rahmenbedingungen ein energie-, ressourcen-, sowie umweltschonender Wirtschaftsaufschwung erzielt werden kann. Der Staat hat die Rolle, entweder mit geeigneter Ordnungs- und Steuerpolitik diese Wende herbeizuführen, oder selbst Investitionen in innovative Technologien vorzunehmen. Beispiele sind Investitionen in [[Energieeffizienz|energieeffiziente]] Gebäude, in [[erneuerbare Energien]] oder den Ausbau des öffentlichen Verkehrs. Ein weiterer Vorteil solcher Investitionen sei die Schaffung von neuen Arbeitsplätzen.<ref>Tim Jackson: ''Wohlstand ohne Wachstum - Leben und Wirtschaften in einer endlichen Welt.'' Oekom-Verl., München, 2011, S. 96–100.</ref> Manche Vertreter (beispielsweise [[Erhard Eppler]]<ref>Erhard Eppler: ''Selektives Wachstum und neuer Fortschritt.'' Nr. 3|2011, 2005, S. 7.</ref> oder [[Holger Rogall]]<ref name="Rogall 2008 p. 146">{{Literatur | Autor = Holger Rogall | Titel=Ökologische Ökonomie: Eine Einführung | Verlag=VS Verlag für Sozialwissenschaften | Datum=2008 | ISBN=978-3-531-16058-0 | Seiten=146}}</ref> mit dem Begriff des selektives Wachstums) integrieren auch die dritte Strategie, die [[Suffizienz (Politik)|Suffizienz]] in dem Sinne, dass manche Branchen wie die [[fossile Energie]]industrie schrumpfen müssen.


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=== Kritik am globalen Entwicklungsmodell ===
=== Kritik am globalen Entwicklungsmodell ===


[[File:World Bank high-income economies in 2016.png|mini|Länder mit hohem Einkommen sind farbig markiert.]]
Ein zentraler Bestandteil der Degrowth-Bewegung ist die Kritik an der [[Entwicklungstheorie]] sowie [[Globalisierungskritik]]. Inspiriert durch die post-development Theorie und Konzepte [[Politische Ökologie|politischer Ökologen]], stellen Wachstumskritiker mit kulturalistischem Hintergrund die Idee, dass der [[Globaler Süden|Globale Süden]] dem Entwicklungsmodell des [[Globaler Norden|Globalen Nordens]] folgen sollte, infrage. Es wird bezweifelt, dass globale Gerechtigkeits- und Verteilungsfragen durch ökonomische Expansion überwunden werden können und dass es wünschenswert sei, dass die Bewohner des [[Globaler Süden|globalen Südens]] die Entwicklung des Nordens übergestülpt zu bekommen.<ref>Giacomo D'Alisa, Federico Demaria, Giorgios Kallis (Hrsg.): Degrowth: Handbuch für eine neue Ära. oekom, München, 2016. S. 49–53.</ref> Allerdings dürfe man es dem globalen Süden auch nicht verbieten, eigene Lösungen zu entwickeln, was auch ein beschränktes Wachstum (bis zu den ökologischen Grenzen) nicht ausschließen dürfe.<ref name="Kallis" /> Vertreter der kulturalistischen Wachstumskritik sind unter anderem [[Ivan Illich]], [[André Gorz]] oder [[Serge Latouche]]. Viele neuere Konzepte innerhalb der wachstumskritischen Bewegung konzentrieren sich neben dem [[Kulturalismus]] auf Fragen nach [[Demokratie]], [[Gerechtigkeit]] oder dem Sinn des Lebens und dem [[Wohlergehen]] von Mensch und Umwelt.<ref name="Asara">Asara, Viviana; Otero, Iago; Demaria, Federico; Corbera, Esteve (2015): Socially sustainable degrowth as a social–ecological transformation. Repoliticizing sustainability. In: Sustain Sci 10 (3), S. 375–384.</ref>
Ein zentraler Bestandteil der Degrowth-Bewegung ist die Kritik an der [[Entwicklungstheorie]] sowie [[Globalisierungskritik]]. Inspiriert durch die post-development Theorie und Konzepte [[Politische Ökologie|politischer Ökologen]], stellen Wachstumskritiker mit kulturalistischem Hintergrund die Idee in Frage, dass der [[Globaler Süden|Globale Süden]] dem Entwicklungsmodell der reichen [[Industrieland|Industrieländer]] folgen sollte. Es wird bezweifelt, dass globale Gerechtigkeits- und Verteilungsfragen durch ökonomische Expansion überwunden werden können und dass es wünschenswert sei, dass die Bewohner des globalen Süden die Entwicklung des Nordens übergestülpt zu bekommen.<ref>Giacomo D'Alisa, Federico Demaria, Giorgios Kallis (Hrsg.): Degrowth: Handbuch für eine neue Ära. oekom, München, 2016. S. 49–53.</ref> Allerdings dürfe man es den ärmeren Ländern auch nicht verbieten, eigene Lösungen zu entwickeln, was auch ein beschränktes Wachstum (bis zu den ökologischen Grenzen) nicht ausschließen dürfe.<ref name="Kallis" /> Vertreter der kulturalistischen Wachstumskritik sind unter anderem [[Ivan Illich]], [[André Gorz]] oder [[Serge Latouche]]. Viele neuere Konzepte innerhalb der wachstumskritischen Bewegung konzentrieren sich neben dem [[Kulturalismus]] auf Fragen nach [[Demokratie]], [[Gerechtigkeit]] oder dem Sinn des Lebens und dem [[Wohlergehen]] von Mensch und Umwelt.<ref name="Asara">Asara, Viviana; Otero, Iago; Demaria, Federico; Corbera, Esteve (2015): Socially sustainable degrowth as a social–ecological transformation. Repoliticizing sustainability. In: Sustain Sci 10 (3), S. 375–384.</ref>


== Wachstumskritische Auswege und Alternativen ==
== Wachstumskritische Auswege und Alternativen ==

Version vom 8. November 2018, 21:10 Uhr

Demonstration am Ende der vierten Degrowth-Konferenz, Leipzig, 2014

Wachstumskritik ist ein Überbegriff für mehrere Konzepte, die das gesellschaftliche, politische und unternehmerische Ziel des Wirtschaftswachstums kritisieren.[1] Es wird die Möglichkeit, Sinnhaftigkeit und Erwünschtheit von Wirtschaftswachstum hinterfragt.[2] Die These der Wachstumskritik ist, dass ab einem bestimmten Niveau eine Steigerung des Bruttoinlandsprodukts nicht mehr zielführend sei, um Ziele wie Wohlstand oder soziale Gerechtigkeit zu erreichen, weil die negativen Effekte wie höherer Verbrauch natürlicher Ressourcen, Umweltzerstörung, die Überschreitung planetarer Grenzen oder eine Beschleunigung des Alltags auftreten würden.

In verschiedenen industrialisierten Ländern ist eine wachstumskritische Bewegung als soziale Bewegung aus Aktivisten und Wissenschaftlern entstanden, die das vorherrschende Entwicklungsmodell kritisieren. Im deutschsprachigen Raum identifiziert sie sich mit Schlagworten wie Postwachstum, Wachstumsrücknahme oder Wachstumswende, in anderen Sprachen sind englisch Degrowth, französisch Décroissance, italienisch Decrescita oder spanisch decrecimiento gebräuchlich. Die Ansätze reichen von neoliberaler und konservativer Kulturkritik bis hin zu Kapitalismuskritik und umfassen sozialreformerischen und ökologischen Linksliberalismus, Forderungen nach individueller Genügsamkeit (Suffizienz) sowie die feministische Perspektive der Subsistenz.[3] Die wachstumskritische Bewegung umfasst damit ziemlich vielfältige und teils widersprüchliche Strömungen und Positionen.[4]

Historische Entwicklung

Eine stationäre Ökonomie ohne Wachstum wurde bereits von einigen Vertretern der klassischen Nationalökonomie diskutiert.[5][6] Adam Smith[7], David Ricardo[8] oder Thomas Robert Malthus fürchteten das Ende von Wirtschaftswachstum und Entwicklung allerdings und assoziierten eine stationäre Ökonomie mit Armut.[5][9] John Stuart Mill hingegen sah im stationären Zustand einen wünschenswerten Endzustand.[10][5] Max Weber ging am Schluss der Protestantischen Ethik davon aus, dass der Kapitalismus spätestens dann untergehen werde, wenn der „letzte Zentner fossilen Brennstoffs verglüht ist“.[11][12] John Maynard Keynes erarbeitete wirtschaftspolitische Empfehlungen, wie mit einer dauerhaften Wachstumsabschwächung umzugehen sei.[13]

Die bis heute dominante umweltbasierte Wachstumskritik setzte in den 1970er Jahren ein.[2][14] Eine umfassende Kritik an den Folgen des Wirtschaftswachstum war der 1972 erschienene Bericht an den Club of Rome mit dem Titel Die Grenzen des Wachstums.[15] Der in 29 Sprachen übersetzte, kontrovers diskutierte[16] Bericht stellte dar, welche möglichen Folgen eines unbegrenzten Wachstums auf die Gesellschaft und auf die Ökologie unter der Prämisse haben können, dass die Ressourcen auf der Erde begrenzt sind und diese übernutzt werden.[17][18] Als weitere Vordenker der jüngeren Geschichte der „décroissance“ gelten André Gorz, Nicholas Georgescu-Roegen, Ivan Illich, Jacques Grinevald und Ivo Rens.[19] Der Begriff „la décroissance“ erscheint zum ersten Mal im politischen und wissenschaftlichen Diskurs mit der Übersetzung der Werke von Nicholas Georgescu-Roegen ins Französische.[20] Die Wachstumskritiker argumentierten, dass der Erhalt des ökologischen Gleichgewichts der Erde eine Reduktion der materiellen Produktion bzw. des Ressourcenverbrauchs erfordere und dafür gesellschaftliche und wirtschaftliche Veränderungen nötig seien.[19] Ab den 1970er Jahren entstand in mehreren industrialisierten Ländern eine soziale Bewegung, deren Thesen insbesondere seit der Weltfinanzkrise ab 2007 verstärkt diskutiert wurden.[2] Wichtigste Veranstaltung der Wachstumskritik ist die seit 2008 stattfindende Internationale Degrowth-Konferenz.[21][22]

Begründungen für Wachstumskritik

Ökologische Grenzen: Ist dauerhaftes Wachstum möglich?

einige Planetare Grenzen sind überschritten[23]
Sustainable Development Goals, Nummer 8: Nachhaltiges Wirtschaftswachstum und menschenwürdige Arbeit

Die bis heute dominante, umweltbasierte Wachstumskritik[2] betont die Endlichkeit des Planeten und seine Begrenztheit, natürliche Ressourcen bereitzustellen und menschliche Emissionen aufzunehmen. Der ökologische Fußabdruck sei bereits zu hoch, der Mensch habe bereits gravierenden Einfluss auf geologische Prozesse genommen (Anthropozän). Unter Berufung auf Konzepte der Bioökonomie und Ökologischen Ökonomie sei eine Verringerung der wirtschaftlichen Aktivitität aufgrund von natürlichen Begrenzungen unvermeidbar, da die Umwelt nur begrenzt Ressourcen zur Verfügung stellen kann und nur begrenzte Aufnahmefähigkeiten hat.[24] Diese Aspekte werden seit 2009 unter dem Begriff der Planetary Boundaries (planetaren Grenzen) diskutiert.[25][23] Daraus folge die Erkenntnis, dass unbegrenztes Wirtschaftswachstum auf der Erde unmöglich sei: In „Die Grenzen des Wachstums“ schrieben die Autoren: „Es zeigt sich nun, daß diese Schwierigkeiten letztlich eine gemeinsame, recht banale Ursache haben: unsere Erde ist nicht unendlich. Je mehr sich die menschliche Aktivität den Grenzen der irdischen Kapazitäten nähert, um so sichtbarer und unlösbarer werden die Schwierigkeiten.“[26] Dauerhaftes exponentielles Wachstum sei also nicht ökologisch nicht denkbar.[27] Andere Autoren betonen allerdings, dass das Wirtschaftswachstum empirisch ohnehin nicht exponentiell verlaufe, sondern allenfalls linear gewachsen sei.[28][29]Dies wiederum sei gleichbedeutend mit prozentual gesunkenen Wachstumsraten, was „weder konjunktur- noch politikbedingt, sondern systemimmanent“ sei.[30][31]

Die zentrale und seit Jahrzehnten umstrittene Frage ist dabei, ob Wirtschaftswachstum vom Verbrauch natürlicher Ressourcen und Emissionen zu entkoppeln ist.[2][32][33][34][35][36][37][38][39] Falls nicht, stünde Wirtschaftswachstum einer nachhaltigen Entwicklung entgegen und sei nicht miteinander kompatibel, wie das beispielsweise in den Sustainable Development Goals suggeriert wird.[40] Für die Wirtschaftswissenschaften ist die zentrale Frage, ob natürliche Ressourcen durch menschgemachtes Kapital im Produktionsprozess ersetzt werden können (Faktorsubstitution).[41] Wachstumskritiker bestreiten, dass dies in dem Maße möglich ist, wie es für eine nachhaltige Entwicklung nötig wäre.[42]

Es gäbe zwar Verbesserungen der Ressourcenproduktivität in einzelnen Ländern, aber die Probleme würden örtlich durch Handel in andere Länder verlagert[43][44] oder in die Zukunft verschoben, beispielsweise beim Klimawandel.[45] Letztlich würden die begrenzten Ressourcen das Ende des Wachstums bedeuten.[46][47]

Soziale Grenzen: Ist dauerhaftes Wachstum wünschenswert?

Die sozialen Grenzen des Wachstums wurden bereits von John Maynard Keynes diskutiert. Er schrieb 1930 über die „ökonomischen Möglichkeiten unserer Enkelkinder“[48][49] und betrachtete die Stagnation nicht als eine Katastrophe, sondern als eine Chance für ein „goldenes Zeitalter“.[50] Er fordert dafür Umverteilung, Arbeitszeitverkürzung und die Bereitstellung öffentlicher Leistungen.[51][52]

Ab den 1970er Jahren wurde zeitlich parallel zu den ökologischen Grenzen auch die sozialen Grenzen des Wachstums diskutiert. Die Erkenntnis der Glücks- und Zufriedenheitsforschung, wonach eine Erhöhung des Pro-Kopf-Einkommens nach Erreichen eines bestimmten Niveaus keinen weiteren Zuwachs an Glück bzw. subjektiven Wohlbefinden auslöse, wurde als Easterlin-Paradox bekannt.[53][54]

Fred Hirsch erklärte dieses Phänomen mit Positionswettbewerb.[55] Thorstein Veblen hatte bereits im Jahr 1899[56] vom Geltungskonsum gesprochen. Der Nutzen vieler Güter sei symbolischer Art, und Konsum diene dabei zur Abgrenzung gegenüber anderen, wodurch soziale Hierarchien entstehen würden.[57] Bestimmte Konsumgüter werden Symbole für die Familie, Freundschaft, Zugehörigkeit, Gemeinschaft, Identität, sozialen Status und Ziele im Leben – und ein hohes Einkommen wird essentiell für den Wohlstand.[42] Hierbei zählt nicht der individuelle materielle Wohlstand, sondern der Vergleich mit anderen.[58][59][60][61]

Dementsprechend sei auf individueller Ebene die Steigerung des Einkommens der verzweifelte Versuch, im Konkurrenzkampf nicht zurückzufallen, aber Wirtschaftswachstum löse dieses soziale Problem nicht.[62] Stattdessen hat beispielsweise Hartmut Rosa in seinen Büchern Beschleunigung sowie Beschleunigung und Entfremdung betont, dass die Menschen in einem Konsum- und Beschleunigungskreislauf gefangen werden. Eine Steigerung des Konsums erhöhe nicht mehr die persönliche Zufriedenheit.[63] Harald Welzer betont, die Gesellschaft habe sich allerdings so an Wachstum gewöhnt, dass Umdenken unmöglich erscheine.[64][65]

Kritik an Wirtschaftswachstum als wichtigstes politisches Ziel

Weltweites Bruttoinlandsprodukt pro Kopf 1500 bis 2003

Die wahrgenommenen ökologischen und sozialen Grenzen des Wachstums sorgten für eine Kritik am Weltbild des „quantitativen Wachstumsparadigmas“, wonach „sämtliche wirtschaftlichen, sozialen und politischen Probleme vor allem mit Wirtschaftswachstum“ zu lösen sind.[2] Das Bruttoinlandsprodukt misst den Wert der Güter- und Dienstleistungen, die innerhalb eines bestimmten Zeitraums in einem Land hergestellt worden sind.[66] In den Wirtschaftswissenschaften gilt das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf allgemein als Indikator für den Wohlstand der Bevölkerung eines Landes und seine Steigerung ist ein weltweit anerkanntes, wirtschaftspolitisches Ziel.[67][68] Es weist eine sehr hohe Korrelation mit anderen sozio-ökonomischen Indikatoren wie Lebenserwartung, Säuglingssterblichkeit oder Bildung auf.[69] Es ist allerdings umstritten, ob es als Wohlfahrtsindikator verwendet werden kann und soll.[70][71]

Wachstumskritische Vertreter bezweifeln, dass sich das Bruttoinlandsprodukt eignet, Lebensqualität und Wohlstand abzubilden. Einerseits beinhalte es schädliche Aktivitäten, wie Umweltzerstörung oder Aufräumarbeiten nach Umweltkatastrophen, während die oben diskutierten ökologischen und sozialen Aspekte bei der Berechnung des BIP unberücksichtigt blieben. Es gäbe die Notwendigkeit, alternative Wohlstandsindikatoren zu entwickeln und anzuwenden, die Aspekte wie die Stärkung von menschlichen Beziehungen, demokratische Teilhabe sowie den Schutz von Ökosystemen und die Verbesserung von Verteilungsgerechtigkeit berücksichten.[24] Die Perspektive, das Bruttoinlandsprodukt durch neue Indikatoren abzulösen, wird aber auch von der Stiglitz-Sen-Fitoussi-Kommission[72] oder der OECD[73] eingenommen, die dies nicht mit einer grundsätzlichen Wachstumskritik verbinden. Beispiele sind der Index der menschlichen Entwicklung, der Genuine Progress Indicator oder der Social Progress Index.

Kritik an grünem oder qualitativen Wachstum

Trotz der Kritik am rein quantitativen Wachstum erschien für viele eine Wirtschaft ohne Wachstum nicht als erstrebenswert. Stattdessen wurden Konzepte wie qualitatives Wachstum,[74][75] The Blue Economy,[76] Green Economy,[77] Grünes Wachstum[78] oder der Green New Deal[79][80] vorgeschlagen, die das Wirtschaftswachstum innerhalb ökologischer Grenzen möglich machen sollten.[2]

Erneuerbare Energien und neue Technologien reichen laut der Wachstumskritiker nicht aus.

Der Fokus dieser alternativen Wachstumsstrategien liegt auf der Verbesserung der Konsistenz (Kreislaufwirtschaft) und der Ökoeffizienz.[81] Der Kerngedanke ist, dass mittels geeigneter politischer Rahmenbedingungen ein energie-, ressourcen-, sowie umweltschonender Wirtschaftsaufschwung erzielt werden kann. Der Staat hat die Rolle, entweder mit geeigneter Ordnungs- und Steuerpolitik diese Wende herbeizuführen, oder selbst Investitionen in innovative Technologien vorzunehmen. Beispiele sind Investitionen in energieeffiziente Gebäude, in erneuerbare Energien oder den Ausbau des öffentlichen Verkehrs. Ein weiterer Vorteil solcher Investitionen sei die Schaffung von neuen Arbeitsplätzen.[82] Manche Vertreter (beispielsweise Erhard Eppler[83] oder Holger Rogall[84] mit dem Begriff des selektives Wachstums) integrieren auch die dritte Strategie, die Suffizienz in dem Sinne, dass manche Branchen wie die fossile Energieindustrie schrumpfen müssen.

Wachstumskritiker bemängeln diese Konzepte.[24][85] Qualitatives oder grünes Wachstum sei utopisch, ein Paradox[86] oder ein Oxymoron[87], bzw. genauer ein Contradictio in adiecto, welches verschiedene widersprüchliche Interessen und Strategien zusammenbinde und in einen Zusammenhang stelle. Der vermeintlich „grüne“ Aufschwung erhöhe nur die Konsumnachfrage und treibe die Wachstumsspirale weiter an.[88] Ein weiteres Problem von Effizienz- und Konsistenzmaßnahmen sei, dass durch die neuen Technologien zwar womöglich ein geringerer Ressourcen- und Energieeinsatz notwendig sei als bisher, für die Herstellung neuer Produktionsanlagen würden jedoch wiederum neue Ressourcen benötigt.[89] Das Vorhaben, ökologische Schäden durch Innovationen zu beheben, während niemand individuell auf Konsum verzichten müsse, sei deshalb nicht realisierbar.[90] Der Wunsch nach absoluter Entkoppelung, also einem fortschreitenden Anstieg des BIP während der Energie- und Ressourcenverbrauch zugleich signifikant zurückgeht, scheitere beispielsweise an Rebound-Effekten.[91][24]

Kritik am globalen Entwicklungsmodell

Länder mit hohem Einkommen sind farbig markiert.

Ein zentraler Bestandteil der Degrowth-Bewegung ist die Kritik an der Entwicklungstheorie sowie Globalisierungskritik. Inspiriert durch die post-development Theorie und Konzepte politischer Ökologen, stellen Wachstumskritiker mit kulturalistischem Hintergrund die Idee in Frage, dass der Globale Süden dem Entwicklungsmodell der reichen Industrieländer folgen sollte. Es wird bezweifelt, dass globale Gerechtigkeits- und Verteilungsfragen durch ökonomische Expansion überwunden werden können und dass es wünschenswert sei, dass die Bewohner des globalen Süden die Entwicklung des Nordens übergestülpt zu bekommen.[92] Allerdings dürfe man es den ärmeren Ländern auch nicht verbieten, eigene Lösungen zu entwickeln, was auch ein beschränktes Wachstum (bis zu den ökologischen Grenzen) nicht ausschließen dürfe.[24] Vertreter der kulturalistischen Wachstumskritik sind unter anderem Ivan Illich, André Gorz oder Serge Latouche. Viele neuere Konzepte innerhalb der wachstumskritischen Bewegung konzentrieren sich neben dem Kulturalismus auf Fragen nach Demokratie, Gerechtigkeit oder dem Sinn des Lebens und dem Wohlergehen von Mensch und Umwelt.[93]

Wachstumskritische Auswege und Alternativen

Als Alternative zu Wirtschaftswachstum wurden verschiedene Konzepte ausgearbeitet, die eine Stabilisierung oder Reduktion von wirtschaftlicher Produktion und Konsum anstreben. Dies soll sowohl zu einem gesteigerten Wohlergehen der Menschen und Umwelt auf lokaler und globaler Ebene als auch generationsübergreifend führen.[24] Im Gegensatz zu einer durch Depression erzwungenen Wachstumsrücknahme fordert die wachstumskritische Bewegung eine geplante und nachhaltige Wachstumsrücknahme, die von der Gesellschaft demokratisch vereinbart wird und in dieser Akzeptanz findet.[24] Der Prozess der Wachstumsrücknahme sollte idealerweise so lange andauern bis ein Zustand erreicht ist, in dem die Berücksichtigung von intakten sozialen und ökologischen Verhältnissen gleichermaßen gewährleistet ist. Dies beinhaltet, dass in bestimmten Bereichen wie beispielsweise erneuerbaren Energien, beim Ausbau von Bildung und Gesundheitswesen oder bei der Produktion biologisch angebauter Lebensmittel weiterhin Wachstum möglich ist.[94] Dabei steht Wachstumsrücknahme nicht allein für die Rückgang am Verbrauch von Energie und Ressourcen, sondern zielt auch darauf ab, die Kultur der permanenten Steigerung zu unterbrechen, um zu verhindern, dass Wachstum oberstes Ziel der Wirtschaftspolitik ist und als Synonym für Entwicklung steht.[95]

Es ist innerhalb der wachstumskritischen Bewegung wiederum umstritten, wie diese Zielvorstellung genau aussieht und wie sie in der Praxis umgesetzt werden soll.[3][2][96] Die folgende Aufzählung der Alternativen orientiert sich an den von Matthias Schmelzer identifizierten Spielarten der Wachstumskritik im deutschsprachigen Raum.[3]

Neoliberale und konservative Vorschläge

Die insbesondere von Meinhard Miegel, Kurt Biedenkopf und dem Denkwerk Zukunft geprägte Perspektive[97][98][99] wird die Schrumpfung der Wirtschaft als Schicksal moderner Industriegesellschaften gesehen, der durch einen überbordenden Sozialstaat und demographischen Wandel ökonomische und ökologische Grenzen überschritten habe. Daher soll der Sozialstaat durch freiwilliges Engagement, eine Kultur der Almosen und Familienarbeit ersetzt werden. Dieser Ansatz wird kritisiert, weil er das Ziel eines Guten Lebens nicht im Blick habe.[3]

Politische Neuausrichtung und Überwindung des Wachstumszwangs

Andreas Siemoneit (Geschäftsführer des Förderverein Wachstumswende) stellt bei der Ringvorlesung zur Postwachstumsökonomie in Oldenburg marktwirtschaftliche Auswege aus einem Wachstumszwang vor[100]

Die zweite Perspektive entspringt einer ökologisch ausgerichteten, sozialreformerischen und liberalen Wachstumskritik, die den Umweltverbänden nahe steht. Das Ziel ist, die politische Fixierung auf Wirtschaftswachstum zu überwinden[101] und wachstumsabhängige gesellschaftliche Institutionen zu reformieren.[102][3] Die Marktwirtschaft wird hier nicht grundsätzlich in Frage gestellt, sondern soll zu einer ökosozialen Marktwirtschaft weiterentwickelt werden. Es ist allerdings innerhalb dieser Perspektive umstritten, worin eigentlich der Wachstumszwang besteht und welche politischen Maßnahmen zu seiner Überwindung zielführend sind. Ein Wachstumszwang beschreibt einen Sachzwang, wonach Wirtschaftswachstum derart essentiell ist, dass ihm vor allem ökologische, aber auch gewisse soziale Ziele systematisch untergeordnet werden müssen.[96][103][61][104] Die daraus folgende, umstrittene Frage ist, ob eine Marktwirtschaft ohne Kapitalismus denkbar ist.[96][105]

Diskutiert wird beispielsweise der Zinseszinseffekt, der zwangsläufig und systemimmanent zu einem exponentiellen Wachstum der Schulden und der verzinslichen Guthaben führe.[106][107][108] Diese Argumentation fußt letztlich auf dem „Josephspfennig“ als Beispiel für eine unmögliche exponentielle Entwicklung. Die Wirtschaft stünde unter Wachstumszwang, um die Zinslasten zu zahlen.[109] Hans Christoph und Mathias Binswanger argumentieren, der „Geldschwund, der sich aus den Zinszahlungen an die Bank ergibt, ist wesentlich verantwortlich für den Wachstumszwang“.[110][111][112] Andere Autoren widersprechen diesen Argumenten anhand von Modellrechnungen.[113][114][115] Für die Frage, ob eine stationäre Wirtschaft stabil ist, sei letztlich die Sparquote, nicht der Zins entscheidend. Ob ein stationärer Zustand erreicht werden könne, läge an Sparentscheidungen deren, die Einkommen beziehen oder Vermögen besitzen.[115][116] Auch sei Binswangers Annahme nicht begründet, dass die Banken trotz einer nicht mehr wachsenden Wirtschaft stets ihre Profite thesaurieren.[115] Daher bestünde kein „inhärenter“ Wachstumszwang, sondern allenfalls sei Nullwachstum nicht möglich, wenn sich Akteure entscheiden, beständig Geldvermögen zu akkumulieren.[115][117]

Ein weitere Kandidat für einen Wachstumszwang ist der technischer Fortschritt, der Unternehmer zu Investitionen und Innovationen zwingt (Schöpferische Zerstörung) und zugleich stets die Gefahr von Arbeitslosigkeit birgt und damit die sozialen Sicherungssysteme gefährdet. Wachstumspolitik sei dann die einzige realistische politische Option, wenn man Massenarbeitslosigkeit verhindern wolle.[104][118][119]

Genügsamkeit und regionale Versorgung

Ein dritter, an Suffizienz orientierter Ansatz, der insbesondere von Niko Paech[63][120] vertreten wird,[3] kritisiert die Konsumenten und die Fremdversorgung in globalen Wertschöpfungsketten. Als Ausweg wird eine individuelle Strategie der Genügsamkeit mit dem partiellen Rückbau industrieller, insbesondere global arbeitsteiliger Wertschöpfungsprozesse zugunsten einer Stärkung lokaler und regionaler Selbstversorgung. Enthalten sind zudem in Teilen Ansätze einer Geld- und Bodenreform.

Weitere Vertreter von Energiesuffizienz sind Gerhard Scherhorn und Manfred Linz.[121]

Es gab bisher wenige Versuche, die Wachstumsneutralität und -rücknahme konzeptionell auf die Unternehmensebene zu übersetzen, und Geschäftsmodelle, Strategien, Managementstile und Handlungsoptionen für eine Postwachstumsgesellschaft zu entwickeln.[122][123]

Solidarische Postwachstumsökonomie: Umfassende Veränderung der Gesellschaft und des Wirtschaftssystems

Die vierte Perspektive sieht das zentrale Problem im Kapitalismus und seinen Eigentums- und Herrschaftsverhältnissen. Die Autoren des „Degrowth-Handbuchs“ schreiben explizit: „Degrowth ist daher gleichbedeutend mit einem Wandel, der den Kapitalismus hinter sich lässt.“[124] Die im deutschsprachigen Raum von Attac,[125][126] Social Innovation oder der Initiative Ökosozialismus vertretene Strömung betont die „umfassenden gesellschaftlichen Veränderungen, die eine sozial-ökologische Transformation beinhaltet.“[3] Kapitalakkumulation, Privatisierungen, die Ausdehnung von Märkten sowie Kommodifizierung werden als zentrale Probleme identifiziert, die durch das Zurückdrängen von Marktmechanismen, die Vergesellschaftung zentraler Wirtschaftsbereiche und den Abbau von Machtverhältnissen zu beheben seien.[127] Außerdem wird der Umstand, dass Staaten ihre nationale Souveränität in vielen Bereichen wie der Geldbereitstellung an Märkte oder unabhängige Instanzen (z.B. Zentralbanken) abgegeben haben und die Orientierung auf kurzfristige Profitmaximierung beanstandet.[128] Ziel ist eine Solidarische Ökonomie mit Commons und Kooperativen, Arbeitsplatzteilung und Arbeitszeitverkürzung sowie Grund- und Maximaleinkommen, in denen die Care- oder Sorgearbeit eine wichtige Rolle spielen.[129][130] Als zentrale Akteure werden soziale Bewegungen und alternative Projekte identifiziert.[3] Andererseits werden Ressourcensteuern oder Caps, Änderungen im Sozialsystem, die Einführung von Werbeverboten, den Ausbau von Sharing Economy Angeboten in Bereichen wie Mobilität und Wohnen sowie alternative Währungssysteme und Regionalökonomien gefordert.[24]

Feministische Perspektive

Eine fünfte, feministische Perspektive betont die Rolle der Subsistenz (Hausarbeit). Sie fordern, Care- oder Sorgearbeit, die als Basis für die Gesellschaft und das Leben überhaupt dient, in den Mittelpunkt zu rücken. Zentrale Prinzipien sind dabei Vorsorge, Kooperation und Orientierung am für das Gute Leben Notwendigen.[131][132][3][133]

Kritik der Wachstumskritik

Bereits seit der Veröffentlichung der Grenzen des Wachstums werden wachstumskritische Perspektiven ganz grundsätzlich kritisiert.[134][135] Weiterhin gilt das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf in den Wirtschaftswissenschaften als Indikator für den Wohlstand der Bevölkerung eines Landes, weshalb Wirtschaftswachstum weiterhin von Politikern und Wirtschaftswissenschaftlern gefordert und gefördert wird.[136][137] Nach dem Erstarken der wachstumskritischen Debatte ab der Weltfinanzkrise haben beispielsweise Karl-Heinz Paqué,[138][139] oder Ralf Fücks[140] explizite Plädoyers für Wirtschaftswachstum veröffentlicht. Auch Rainer Hank argumentiert, Wachstum schaffe Wohlstand und Freiheit und alles andere sei ein Fetisch.[141] Politisch diskutiert wurden diese Fragen beispielsweise in der Enquete-Kommission Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität und den Debatten um eine Novelle des Stabilitäts- und Wachstumsgesetzes (StabG).[142][143]

Auch innerhalb der wachstumskritischen Debatte gibt es eine Kritik an der theoretischen Einseitigkeit[144] bzw. der normativ aufgeladenen und ideologischen Debatten, bei denen sich „Wachstumskritik und Pro-Wachstumsdenken wie Glaubensartikel gegenüber stehen“.[145]

Literatur

Weblinks

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Einzelnachweise

  1. Felix Holtermann: Zwischen Utopie und Umsetzung: Die Wachstumskritik im politischen Diskurs. LIT Verlag Münster, 2016, ISBN 9783643135070, S. 31.
  2. a b c d e f g h Reinhard Steurer: Die Wachstumskontroverse als Endlosschleife: Themen und Paradigmen im Rückblick. Wirtschaftspolitische Blätter 4/2010. Schwerpunkt Nachhaltigkeit: Die Wachstumskontroverse. S. 423–435.
  3. a b c d e f g h i Matthias Schmelzer (2015): Spielarten der Wachstumskritik. Degrowth, Klimagerechtigkeit, Subsistenz – eine Einführung in die Begriffe und Ansätze der Postwachstumsbewegung. In: Le Monde diplomatique, Kolleg Postwachstumsgesellschaften. Atlas der Globalisierung. Weniger wird mehr. Berlin: Le Monde diplomatique/taz Verlags- und Vertriebs GmbH, S. 116–121.
  4. Konzeptwerk Neue Ökonomie e.V., DFG-Kolleg Postwachstumsgesellschaften (Hrsg.): Degrowth in Bewegung(en) – 32 alternative Wege zur sozial-ökologischen Transformation. 2017. oekom verlag, München. ISBN 978-3-86581-852-2. Zitat von Seite 14.
  5. a b c Christian Kerschner: Economic de-growth vs. steady-state economy. In: Journal of Cleaner Production. 18. Jahrgang, Nr. 6. Elsevier BV, 2010, ISSN 0959-6526, S. 545, doi:10.1016/j.jclepro.2009.10.019.
  6. Murray Milgate, Shannon C. Stimson: After Adam Smith. A Century of Transformation in Politics and Political Economy. Princeton University Press, ISBN 978-0-691-14037-7, S. 186–216.
  7. Adam Smith: An Inquiry Into the Nature and Causes of the Wealth of Nations. 1868, S. 34.
  8. David Ricardo: On Protection to Agriculture. In: The Works and Correspondence of David Ricardo, 4:202–270. 1822. Seite 234.
  9. Fred Luks: Die Zukunft des Wachstums. Marburg: Metropolis Verlag. 2001.
  10. John Stuart Mill. 1848. "Of the Stationary State," Book IV, Chapter VI in Principles of Political Economy: With Some of Their Applications to Social Philosophy, J.W. Parker, London, England. S. 454: „[...] be content to be stationary, long before necessity compels them to it“.
  11. Max Weber: Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus. Bodenheim: Athenäum Hain Hanstein, 1993.
  12. Joachim Radkau: Wachstum oder Niedergang: ein Grundgesetz der Geschichte? In: Irmi Seidl, Angelika Zahrnt (Hrsg.): Postwachstumsgesellschaft – Konzepte für die Zukunft. Metropolis, Marburg 2010, ISBN 978-3-89518-811-4.
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  14. Reinhard Steurer: Der Wachstumsdiskurs in Wissenschaft und Politik: Von der Wachstumseuphorie über 'Grenzen des Wachstums' zur Nachhaltigkeit, Berlin (2002).
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  17. F. Holtermann: Zwischen Utopie und Umsetzung: Die Wachstumskritik im politischen Diskurs (= Beiträge zur empirischen Demokratieforschung). Lit Verlag, 2016, ISBN 978-3-643-13507-0, S. 34.
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  22. Conferences | Research and actions to consume less and share more, abgerufen am 11. September 2014.
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  24. a b c d e f g h Kallis, Giorgos; Martinez-Alier, Joan; Schneider, François (2010): Crisis or opportunity? Economic degrowth for social equity and ecological sustainability. Introduction to this special issue. In: Journal of Cleaner Production 18 (6), S. 511–518.
  25. Rockström, Steffen et. al.: Planetary boundaries:exploring the safe operating space for humanity. In: Ecology and Society. Band 14, Nr. 2, 2009 (ecologyandsociety.org).
  26. Dennis Meadows: Die Grenzen des Wachstums - Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit. Deutsche Verlags-Anstalt Stuttgart, 1972, S. 74.
  27. Dennis Meadows: Die Grenzen des Wachstums - Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit. Deutsche Verlags-Anstalt Stuttgart, 1972, S. 19.
  28. siehe z. B.Vorträge: Institut für Wachstumsstudien (PDF; 2,7 MB) oder Günther Moewes: Forschung
  29. Steffen Lange, Peter Pütz, Thomas Kopp: Do Mature Economies Grow Exponentially? In: Ecological Economics. 147. Jahrgang. Elsevier BV, 2018, ISSN 0921-8009, S. 123–133, doi:10.1016/j.ecolecon.2018.01.011.
  30. Erhard Glötzl: Arbeitslosigkeit - Über die kapitalismusbedingte Arbeitslosigkeit in alternden Volkswirtschaften und warum Keynes recht hatte und doch irrte. Erweiterte Fassung eines Vortrages vom 11. Oktober 1997 im Rahmen eines Projektes des Institut für Internationales Management der Universität Graz
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  32. Christian Kerschner: Economic de-growth vs. steady-state economy. In: Journal of Cleaner Production. 18 (2010) S. 546.
  33. Nicholas Georgescu-Roegen: The economics of production. American Economic Review 40 (Mai 1970): S. 1–9.
  34. Nicholas Georgescu-Roegen: The Entropy Law and the Economic Process. Harvard University Press, Cambridge MA 1971, ISBN 0-674-25780-4.
  35. Joseph E. Stiglitz: Growth with exhaustible natural resources. Efficient and optimal growth paths. Review of economic studies, symposium on the economics of exhaustible resources. 1974. S. 123–138.
  36. Herman Daly: Georgescu-Roegen versus Solow/Stiglitz. In: Ecological Economics 1997; 22(3), S. 261–266.
  37. Herman Daly: Reply to Solow/Stiglitz. In: Ecological Economics 1997; 22(3), S. 271–273.
  38. Joseph E. Stiglitz: Georgescu-Roegen versus Solow/Stiglitz. In: Ecological Economics 1997; 22(3), S. 269–270.
  39. Robert M. Solow: Georgescu-Roegen versus Solow-Stiglitz. In: Ecological Economics 1997; 22(3), S. 267–268.
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  59. Andreas Homburg & Ellen Matthies: Nachhaltiger Konsum – Einführung zum Themenschwerpunkt. In: Umweltpsychologie, 14. Jg. Heft 2., S. 6.
  60. Evi Hartmann: Wie viele Sklaven halten Sie?. Über Globalisierung und Moral. campus 2016, ISBN 978-35935-0543-5.
  61. a b Oliver Richters, Andreas Siemoneit: How imperative are the Joneses? Economic Growth between Individual Desire and Social Coercion. VÖÖ Discussion Papers 4, Vereinigung für Ökologische Ökonomie, Heidelberg. 2017.
  62. Schor, Juliet B. (2016): Wahrer Wohlstand. München: oekom Verlag.
  63. a b Niko Paech: Befreiung vom Überfluss – Auf dem Weg in die Postwachstumsökonomie, 8. Aufl., oekom verlag, München, 2015, ISBN 9783865811813.
  64. Harald Welzer: Sendereihe Wegmarken 2010: Wohlstand ohne Wachstum? Perspektiven der Überflussgesellschaft. 1. Januar 2010. In: deutschlandfunk.de
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  66. N. Gregory Mankiw, Mark P. Taylor, Grundzüge der Volkswirtschaftslehre. 5. Auflage. Schäffer-Poeschel Verlag, 2012, ISBN 978-3-7910-3098-2, S. 613 f.
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  70. N. Gregory Mankiw, Mark P. Taylor, Grundzüge der Volkswirtschaftslehre. 5. Auflage. Schäffer-Poeschel Verlag, 2012, ISBN 978-3-7910-3098-2, S. 613 f.
  71. Prof. Dr. Ulrich van Suntum: Zur Kritik des BIP als Indikator für Wohlstand und Wirtschaftswachstum. In: Studie im Auftrag des Bundesverbandes der Deutschen Industrie. Nr. 2012, S. 7-9.
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  77. A. C. Newton, E. Cantarello: An Introduction to the Green Economy: Science, Systems and Sustainability. Taylor & Francis, 2014, ISBN 978-1-134-65452-9.
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  79. Green New Deal – Investieren in die Zukunft, Dossier der Heinrich-Böll-Stiftung
  80. Ralf Fücks: Wachstum der Grenzen – Auf dem Weg in die ökologische Moderne. Hrsg.: Heinrich Böll Stiftung. 2011 (boell.de [abgerufen am 20. August 2018]).
  81. Niko Paech: Wachstum „light“? Qualitatives Wachstum ist eine Utopie. In: Wissenschaft & Umwelt. Interdisziplinär 13|2009, S. 85-86.
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  84. Holger Rogall: Ökologische Ökonomie: Eine Einführung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2008, ISBN 978-3-531-16058-0, S. 146.
  85. Ernst Schmitter: Wachstumsverweigerung: Immer mehr Menschen sagen nein zum Wachstumszwang – auch zum „Green New Deal“. (PDF) In: Der Rabe Ralf/Grünes Blatt. Dezember 2009, S. 8–9, abgerufen am 18. August 2016. grueneliga-berlin.de (PDF; 3,8 MB)
  86. Niko Paech: Wachstum „light“? Qualitatives Wachstum ist eine Utopie. In: Wissenschaft & Umwelt. Interdisziplinär 13|2009, S. 84.
  87. Ulrich Brand: Green Economy-The Next Oxymoron. In: GAIA-Ecological Perspectives for Science and Society. Nr. 2002, S. 4-6.
  88. Tim Jackson: Wohlstand ohne Wachstum - Leben und Wirtschaften in einer endlichen Welt. Oekom-Verl., München, 2011, S. 105–107.
  89. Niko Paech: Befreiung vom Überfluss – Auf dem Weg in die Postwachstumsökonomie, 8. Aufl., oekom verlag, München, 2015, ISBN 9783865811813, S. 75-76.
  90. Niko Paech: Befreiung vom Überfluss – Auf dem Weg in die Postwachstumsökonomie, 8. Aufl., oekom verlag, München, 2015, ISBN 9783865811813, S. 72.
  91. Tilman Santarius: Absolute oder relative Entkoppelung? – Eine obsolete Debatte! Blog Postwachstum. Abgerufen am 15. September 2018.
  92. Giacomo D'Alisa, Federico Demaria, Giorgios Kallis (Hrsg.): Degrowth: Handbuch für eine neue Ära. oekom, München, 2016. S. 49–53.
  93. Asara, Viviana; Otero, Iago; Demaria, Federico; Corbera, Esteve (2015): Socially sustainable degrowth as a social–ecological transformation. Repoliticizing sustainability. In: Sustain Sci 10 (3), S. 375–384.
  94. Kallis, Giorgos (2011): In defence of degrowth. In: Ecological Economics 70 (5), S. 873–880.
  95. Barbara Muraca: Wie alles anfing. In: Atlas der Globalisierung: Weniger wird mehr. Der Postwachstumsatlas. Le Monde Diplomatique, Berlin 2015, ISBN 978-3-937683-57-7, S. 108–111.
  96. a b c Oliver Richters: Konfliktlinien und politische Ziele im wachstumskritischen Diskurs. Forschungsjournal Soziale Bewegungen, 2018.
  97. Meinhard Miegel, Thomas Petersen: Der programmierte Stillstand. Das widersprüchliche Verhältnis der Deutschen zu Wirtschaftswachstum und materieller Wohlstandsmehrung], Olzog Verlag, München 2008.
  98. Meinhard Miegel: Exit. Wohlstand ohne Wachstum], Propyläen Verlag, Berlin 2010.
  99. Meinhard Miegel: Sendereihe Wegmarken 2010: Wohlstand ohne Wachstum? Perspektiven der Überflussgesellschaft. 2. Januar 2010. In: deutschlandfunk.de
  100. Andreas Siemoneit: Kapitalistische Wachstumszwänge mit Marktwirtschaft überwinden – Zu den Möglichkeiten und Grenzen einer sozialen Utopie, Vortragsreihe zur Postwachstumsökonomie, 6. Juni 2018.
  101. Eckhard Stratmann-Mertens; Rudolf Hickel; Jan Priewe: Wachstum: Abschied von einem Dogma: Kontroverse über eine ökologisch-soziale Wirtschaftspolitik. Frankfurt am Main: S. Fischer, 1991.
  102. Irmi Seidl, Angelika Zahrnt (Hrsg.): Postwachstumsgesellschaft – Konzepte für die Zukunft. Metropolis, Marburg 2010, ISBN 978-3-89518-811-4.
  103. Christoph Deutschmann: Moderne Ökonomie ohne Wachstumszwang: ein Wunschtraum? WSI-Mitteilungen 7, 2014, S. 513–521.
  104. a b Oliver Richters, Andreas Siemoneit: Fear of stagnation? A review on growth imperatives. VÖÖ Discussion Papers 6, Vereinigung für Ökologische Ökonomie, Heidelberg. 2017.
  105. Jonathan Barth, Oliver Richters, Andreas Siemoneit: Wider den Wachstumszwang: Die Begrenzung unverdienter Einkommen als Weg zu einer nachhaltigen Ökonomie. In: Rogall H. et al.: Jahrbuch Nachhaltige Ökonomie 2018 / 19. Metropolis, Marburg 2018, S. 131–143. ISBN 978-3-7316-1339-8.
  106. J. C. Farley, M. Burke, G. Flomenhoft, B. Kelly, D. F. Murray, S. Posner, M. Putnam, A. Scanlan, A. Witham Monetary and Fiscal Policies for a Finite Planet. In: Sustainability, 5 (6), Jun. 2013, S. 2802–2826.
  107. Richard Douthwaite: The ecology of money. Green Books, Devon, 2000.
  108. B. Lietaer, C. Arnsperger, S. Goerner, S. Brunnhuber: Money and Sustainability: The Missing Link. Triarchy Press, Axminster 2012.
  109. Helmut Creutz: Wachstum, Wachstum… über alles! In: Politische Ökologie. Band 89, 2004, S. 78–79.
  110. Hans Christoph Binswanger: Die Wachstumsspirale. Geld, Energie und Imagination in der Dynamik des Marktprozesses. Metropolis, Marburg 2006, ISBN 3-89518-554-X. Zitat von S. 331.
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  112. Mathias Binswanger: The growth imperative revisited: a rejoinder to Gilányi and Johnson. In: Journal of Post Keynesian Economics, 37 (4), Mai 2015, S. 648–660.
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  116. Ferdinand Wenzlaff, Christian Kimmich, Oliver Richters: Theoretische Zugänge eines Wachstumszwangs in der Geldwirtschaft. In: Discussion Papers, 45, 2014, Zentrum für Ökonomische und Soziologische Studien, Hamburg.
  117. Sebastian Strunz, Bartosz Bartkowski und Harry Schindler 2017: Is there a monetary growth imperative? In: P. A. Victor und B. Dolter (Hrsg.), Handbook on growth and sustainability. Cheltenham: Edward Elgar, S. 326–355.
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