Bank Julius Bär

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  Bank Julius Bär & Co. AG
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Staat Schweiz Schweiz
Sitz Zürich
Rechtsform Aktiengesellschaft
IID 8515[1]
BIC BAERCHZZXXX[1]
Gründung 1890
Website www.juliusbaer.ch
Leitung
Verwaltungsrat Daniel J. Sauter (Präsident)
Unternehmensleitung Boris Collardi (Vorsitzender der Geschäftsleitung)
Julius Bär Gruppe AG

Logo
Rechtsform Aktiengesellschaft[2]
ISIN CH0102484968
Gründung 1890
Sitz Zürich, Schweiz
Leitung Boris Collardi[2]
(Vorsitzender der Geschäftsleitung)
Daniel J. Sauter[3]
(VR-Präsident)
Mitarbeiterzahl 5 390 (31. Dez. 2013)[4]
Website www.juliusbaer.com
BW
Niederlassung in Frankfurt am Main (2012)

Die Bank Julius Bär & Co. AG gehört zur Schweizer Bankengruppe Julius Bär Gruppe AG, einer Privatbank aus Zürich. Das Unternehmen war mit einem verwalteten Kundenvermögen von rund 405 Mrd. Schweizer Franken per Ende 2007 hinter Pictet & Cie der zweitgrösste reine Vermögensverwalter der Schweiz.

Ausrichtung

Als Privatbank richtet sich ihr Angebot zur Vermögensverwaltung in erster Linie an wohlhabende Kunden. Sie bietet ein Angebot an Anlageinstrumenten und Beratungsdienstleistungen. Neben ihrem Hauptsitz in Zürich betreibt das Bankhaus Niederlassungen in Ascona, Basel, Bern, Crans Montana, Genf, Kreuzlingen, Lausanne, Lugano, Luzern, Sion, St. Gallen, St. Moritz, Verbier, Zug, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Kiel, Mannheim, München, Stuttgart, Würzburg, Paris, Mailand, Guernsey, Luxemburg, Monaco, Wien, Moskau, Madrid, Istanbul, London, Nassau, Santiago de Chile, Panama-Stadt, Lima, Montevideo, Hongkong, Jakarta, Singapur, Shanghai, Kairo, Tel Aviv, Abu Dhabi und Dubai.[5]

Das Unternehmen verwaltete Ende April 2014 Kundenvermögen in Höhe von rund 264 Mrd. Schweizer Franken[6], im Geschäftsjahr 2013 erzielte die Julius Bär Gruppe AG einen adjustierten Konzerngewinn von 480 Mio. Franken[7].

Geschichte

Am 17. Oktober 1890 gründeten Ludwig Hirschhorn und Theodor Grob in Zürich die Kollektivgesellschaft Hirschhorn & Grob mit Sitz an der Bahnhofstrasse 85, die im Bereich Geldwechsel aktiv wurde. Mit dem Austritt von Theodor Grob tat sich Ludwig Hirschhorn mit seinem Schwager Julius Bär und mit Joseph Michael Uhl zusammen; sie gründeten am 26. Dezember 1896 die Personengesellschaft Hirschhorn, Uhl & Bär. Nach dem Tod von Ludwig Hirschhorn übernahm Julius Bär am 23. April 1901 mit seiner Kommanditgesellschaft Julius Bär & Co. die Aktiven und Passiven der Personengesellschaft, die gleichzeitig aufgelöst wurde.[8][9]

Seit 1980 öffnete sich das Bankhaus schrittweise familienfremden Investoren, bis es sich 2005 als börsenkotierte Aktiengesellschaft zu einer Publikumsgesellschaft wandelte und seither dem Swiss Market Index angehört. Der Anteil der Familie Bär liegt unter 5 % des Aktienkapitals. Gemessen an den verwalteten Vermögen ist Julius Bär nach den beiden Schweizer Grossbanken und Pictet & Cie die Nummer Vier unter den Schweizer Banken.

Im September 2005 erwarb das Bankhaus für 6.1 Mrd. Franken (rund 3.7 Mrd. Euro) die ehemals unabhängigen Privatbankiers Ferrier, Lullin & Cie SA, Ehinger & Armand von Ernst AG, Banco di Lugano (die bis 1990 als Banco di Roma per la Svizzera firmierte) und das Vermögensverwaltungshaus GAM (Global Asset Management) von der Schweizer Grossbank UBS, womit es zu einer der grössten unabhängigen Vermögensverwaltungen in der Schweiz wurde. Der Kaufpreis wurde mit 3,8 Mrd. Franken in bar und einem Anteil von 21,5 % des Aktienvermögens an der Privatbankgruppe bezahlt. Die UBS kündigte an, diesen Anteil nicht als strategische Beteiligung zu führen, was erwarten lässt, dass nach Ende der Verkaufssperrfrist von 18 Monaten die Schweizer Grossbank ihren Anteil bei günstigen Marktkonstellationen schrittweise reduzieren könnte.

Am 14. April 2011 gab Julius Bär bekannt, dass sie sich mit den deutschen Behörden auf eine einmalige Zahlung von 50 Millionen Euro (ca. 64,7 Millionen Franken) geeinigt habe. Damit wurden die gegen Julius Bär und unbekannte Mitarbeitende geführten Ermittlungen, betreffend unversteuerte Vermögen von in Deutschland steuerpflichtigen Personen, eingestellt. Die Ermittlungen kamen zustande durch Selbstanzeigen deutscher Kunden und von deutschen Behörden gekaufte sowie von diesen erhobene Daten.[10][11]

Aufspaltung

Im Mai 2009 gab die Julius Bär Holding die Aufspaltung in zwei eigenständige Gesellschaften bekannt. Das Private-Banking-Geschäft sollte bei der Julius Bär Gruppe AG verbleiben, die sich künftig auf die Beratung und Betreuung von Privatkunden konzentrieren sollte. Das Asset-Management-Geschäft, das nebst GAM auch Artio Global Investors und Julius Bär Asset Management Europe umfasst, sollte in die GAM Holding AG eingebracht werden. Diese würde sich auf das Anbieten von Anlageprodukten (insbesondere Anlagefonds), Portfoliomanagement-Dienstleistungen sowie alternativen Anlagen konzentrieren. Die beiden Gesellschaften sind nach Zustimmung durch die Aktionäre und der Aufsichtsbehörden seit Oktober 2009 als eigenständige Unternehmen an der Börse kotiert.[12]

WikiLeaks

Am 17. Januar 2011 überreichte der frühere Angestellte der Bank Rudolf Elmer zwei Datenträger an Julian Assange von der Whistleblower-Internetplattform WikiLeaks. Die Datensätze sollen Informationen über 2000 Konteninhaber enthalten und von drei Finanzinstitutionen stammen, unter anderem von der Bank Julius Bär. Dabei soll es sich um mutmassliche Steuerbetrüger handeln. Julian Assange sagte, die Daten würden geprüft und dann vollständig auf WikiLeaks veröffentlicht.[13] Bereits Anfang 2008 hat Rudolf Elmer Dokumente mit Kundendaten einer Filiale der Bank Bär auf den Cayman Islands, darunter auch Fälschungen,[14][15] über WikiLeaks veröffentlicht. Daraufhin hatte die Bank im Februar 2008 ein US-Gericht zum Abschalten der Website Wikileaks bewegen können. Allerdings hob der Richter die Verfügung später wieder auf. Die Bank zog im März 2008 die Klage zurück.[16]

2016 einigte sich die Bank Julius Bär mit den amerikanischen Behörden auf eine Strafzahlung von 547 Millionen Euro als Ausgleich für ihre Beihilfe zur Steuerhinterziehung. Zwischen 1990 und 2009 hatte das Unternehmen rund 4,7 Milliarden Dollar amerikanischer Steuerzahler in 2589 nicht-deklarierten Konten verwaltet.[17]

Weiterer Datendiebstahl 2011

2012 flog ein deutscher IT-Techniker auf, der von Oktober bis Dezember 2011 rund 2.700 Datensätze deutscher Kunden der Bank an die deutsche Finanzbehörde verkauft hat. Seit Juni 2013 läuft das Strafverfahren vor dem Bundesstrafgericht in Bellinzona. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wurden dem IT-Techniker von den deutschen Fahndern rund 1,1 Millionen Euro zugesagt; er erhielt im Februar 2012 in Berlin, aufgrund von offenen Steuerschulden, aber nur 200.000 Euro ausbezahlt.[18]

Klage wegen verschwundener DDR-Millionen

Am 21. August 2014 reichte die Berliner Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben (BvS), die als Treuhänderin für das Vermögen der ehemaligen DDR fungiert, beim Bezirksgericht Zürich Klage gegen Julius Bär & Co. AG auf Schadenersatz für verschwundenes DDR-Staatsvermögen in Höhe von umgerechnet 135 Millionen Euro ein.[19] Diese Summe soll über die Tarn-Firma Novum durch die im Jahr 2012 verstorbene österreichische Kommunistin Rudolfine Steindling auf Konten der Bank transferiert worden sein. Später soll Steindling das Geld abgehoben und in Banksafes gelagert haben, wobei der endgültige Verbleib bisher unbekannt ist.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Eintrag im Bankenstamm der Swiss Interbank Clearing
  2. a b Eintrag der «Julius Bär Gruppe AG» im Handelsregister des Kantons Zürich
  3. Ordentliche Generalversammlung der Julius Bär Gruppe AG. Medienmitteilung vom 11. April 2012 (PDF-Datei; 23 kB)
  4. Business Review 2013 der Julius Bär Gruppe AG vom 3. Februar 2014
  5. Julius Bär: Standorte
  6. Interim Management Statement vom 14. Mai 2014
  7. Business Review 2013 der Julius Bär Gruppe AG vom 3. Februar 2014
  8. Geschichte, Website der Bank Julius Bär. Abgerufen am 27. März 2011.
  9. Finanzdynastien (16): Julius Bär. Von Heidelsheim an die Zürcher Bahnhofstraße. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 3. Oktober 2008. Abgerufen am 27. März 2011.
  10. Julius Bär wendet mögliches Verfahren in Deutschland ab (Memento vom 13. September 2012 im Webarchiv archive.today), Medienmitteilung vom 14. April 2011
  11. Schweizer Privatbank kauft sich von Steuerverfahren frei. in: Spiegel Online vom 14. April 2011
  12. Julius Bär teilt sein Private Banking- und Asset Management-Geschäft in zwei unabhängige kotierte Gesellschaften (Memento vom 27. Januar 2013 im Webarchiv archive.today), Medienmitteilung vom 20. Mai 2009
  13. Schweizer übergibt Bankdaten an Wikileaks in: Deutsche Welle vom 17. Januar 2011.
  14. „Schweizer Whistleblower stellte Unschuldige an den Pranger“, Tages-Anzeiger, 13. Januar 2011.
  15. „Der Saubermann mit den heiklen Daten“, Tages-Anzeiger, 17. Januar 2011.
  16. Klage gegen Wikileaks zurückgezogen in: heise.de vom 6. März 2008.
  17. Warum Julius Bär so günstig davonkommt. Handelsblatt, 5. Februar 2016, abgerufen am 6. Mai 2016.
  18. Julius Bär: 3 Jahre Gefängnis für IT-Spezialisten wegen Datendiebstahl. In: moneycab. 13. August 2013, abgerufen am 16. Oktober 2015.
  19. Verschwundenes DDR-Staatsvermögen: Deutschland verklagt Schweizer Bank (Memento vom 21. August 2014 im Webarchiv archive.today), Tagesschau.de, 21. August 2014.

Koordinaten: 47° 22′ 16,3″ N, 8° 32′ 20,3″ O; CH1903: 683108 / 247289