Corinna Harfouch
Corinna Harfouch (* 16. Oktober 1954 als Corinna Meffert in Suhl) ist eine deutsche Schauspielerin.
Biografie
Ausbildung
Die Tochter von Marianne Meffert, geb. Kleber, und Wolfgang Meffert, einem Lehrer, besuchte von 1961 bis 1973 die Schule in Großenhain. Am Pioniertheater „Natalia Saz“ erwarb sie erste schauspielerische Fertigkeiten. An der Erweiterten Oberschule machte sie Abitur. Nach einer Ausbildung als Gesundheits- und Krankenpflegerin begann sie 1976 an der Technischen Universität Dresden ein Studium zur Textilingenieurin.
Harfouch studierte von 1978 bis 1981 Schauspiel an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin und war Meisterschülerin bei Vera Oelschlegel im Theater im Palast. Einer ihrer größten Theatererfolge zu Zeiten der DDR war die Lady Macbeth unter der Regie von Heiner Müller an der Volksbühne Berlin.
Nach kleineren Filmaufgaben übernahm sie 1988 die Titelrolle in Die Schauspielerin. Darin spielte sie eine Frau, die sich in der Zeit des Nationalsozialismus als Jüdin verkleidet, um ihren Geliebten nicht zu verlieren. Beachtung fand sie auch in Treffen in Travers als Gattin eines Revolutionärs.
Nach der Wende
Nach der Wende war sie zunächst am Deutschen Theater in Berlin, wechselte aber schnell zur Volksbühne, wo sie eine der wichtigsten Protagonistinnen des Intendanten Frank Castorf wurde. Aufsehenerregend war ihre Interpretation des Generals Harras in Des Teufels General von Carl Zuckmayer. Für diese Rolle wurde sie 1997 von den deutschen Kritikern zur Schauspielerin des Jahres gewählt.
An der Berliner Schaubühne am Lehniner Platz spielte sie die Titelrolle in Phaidras Liebe von Sarah Kane, in der Regie von Christina Paulhofer. Außerdem spielt sie seit November 2004 sehr erfolgreich zusammen mit Ulrich Matthes am Deutschen Theater (DT) Berlin die Rolle der Martha in Edward Albees Wer hat Angst vor Virginia Woolf? unter der Regie von Jürgen Gosch. Dem deutschen Fernsehpublikum wurde sie durch ihre einfühlsame Verkörperung der in den 1960ern wegen Mordes verurteilten Titelfigur des dokumentarischen Spielfilms Vera Brühne (2001) bekannt. In Bernd Eichingers Kinofilm Der Untergang (2004) übernahm sie die Rolle der Magda Goebbels, die ihre eigenen Kinder vergiftete.
Familie
Ihr erster Ehemann war der syrische Informatiker Nabil Harfouch. Mit ihm hat sie eine Tochter. Ihr zweites Kind bekam sie mit dem Musiker Stefan Maaß. Von 1985 bis 2007 war sie mit dem Schauspielkollegen Michael Gwisdek verheiratet. Aus dieser Beziehung stammen zwei Söhne, der Komponist Johannes Gwisdek und der Schauspieler Robert Gwisdek. Zwischenzeitlich war Harfouch mit Bernd Eichinger liiert, heute lebt sie mit dem Schauspieler Wolfgang Krause Zwieback zusammen.[1]
Theaterarbeiten (Auswahl)
- 1984: Johann Wolfgang von Goethe: Faust-Szenen (Gretchen) – Regie: Horst Sagert (Berliner Ensemble)
- 1986: William Shakespeare: Troilus und Cressida (Cressida) – Regie: Manfred Wekwerth (Berliner Ensemble)
- 1987: Marieluise Fleißer: Fegefeuer in Ingolstadt (Gervasius) – Regie: Axel Richter (Berliner Ensemble)
- 1989: Heiner Müller: Germania Tod in Berlin (mehrere Rollen) – Regie: Fritz Marquardt (Berliner Ensemble)
- Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny (Deutsche Oper Berlin)
- Tochter der Luft (Burgtheater Wien)
- Szene Penthesilea Ein Traum (Oper von Christian Ofenbauer, Wiener Festwochen 2001)
- Stella (Deutsches Theater Berlin, 2002)
- Wer hat Angst vor Virginia Woolf? als Martha (Deutsches Theater Berlin 2005; Einladung zum Berliner Theatertreffen und zu den Wiener Festwochen.)
- Ein Sommernachtstraum (Deutsches Theater Berlin, Mai 2007 bis April 2008)
- Im Schlitten Arthur Schopenhauers (Deutsches Theater Berlin, 2006)
- Die Möwe als Irina Arkadina (Deutsches Theater Berlin 2008 – Einladung zum Berliner Theatertreffen 2009)
- Der Schmerz nach Marguerite Duras (Staatstheater Stuttgart 2010, Hauptrolle und Regie)
- Meister & Margarita (Staatstheater Stuttgart, 2011)
- Yasmina Reza: Ihre Version des Spiels. (Deutsches Theater Berlin, 2012)
- Friedrich Dürrenmatt: Die Physiker (Schauspielhaus Zürich, 2013)
- Heiner Müller: Der Auftrag (Schauspielhaus Hannover, 2015)
Filmografie
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Hörbücher
- 2003: Pablo de Santis: Die Übersetzung, Der Audio-Verlag, ISBN 3-89813-237-4
- 2005: Kassandra von Christa Wolf, Random House Audio, ISBN 3-89830-975-4
- 2005: Schlumperwald von Martin Auer, Ic! Berlin, ISBN 3-9809758-1-9
- 2012: Ulysses nach James Joyce, Der Hörverlag, ISBN 978-3-86717-846-4
Hörspiele
- 1984: Thomas Heise: Schweigendes Dorf (Rosemarie) – Regie: Thomas Heise (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
- 1986: Jacob Grimm/Wilhelm Grimm: Schneeweißchen und Rosenrot (Schneeweißchen) – Regie: Maritta Hübner (Kinderhörspiel – Litera)
- 1986: Walter Jens nach Euripides: Der Untergang (Helena) – Regie: Barbara Plensat (Hörspiel nach der Tragödie: Die Troerinnen – Rundfunk der DDR)
- 1987: Manfred Müller: Die wunderbare Ziege (Surani) – Regie: Manfred Täubert (Kinderhörspiel – Rundfunk der DDR)
- 1997: Arno Schmidt: Schwarze Spiegel - Regie: Klaus Buhlert (Bayerischer Rundfunk). Als Podcast/Download im BR Hörspiel Pool.[3]
- 1999: Walter Serner: Die Tigerin (Bichette) – Regie: Klaus Buhlert (Bayerischer Rundfunk)
- 1999: Christa Wolf: Im Stein – Regie: Jörg Jannings (DRadio)
- 2008: Ricarda Bethke: Meine liebste Änne! – Regie: Thomas Zenke (Hörspiel – DLF)
- 2013: Lothar Trolle: Judith – Regie: Walter Adler (Hörspiel – DLF/HR)
Auszeichnungen
- 1988: Internationales Filmfestival Karlovy Vary, Beste Darstellerin, für Die Schauspielerin
- 1989: Kunstpreis des FDGB für Die Schauspielerin im Kollektiv
- 1989: Kritikerpreis „Die große Klappe“ für Die Schauspielerin
- 1989: Kritikerpreis für Man spielt nicht mit der Liebe
- 1990: Kritikerpreis „Die große Klappe“ für Treffen in Travers
- 1990: 6. Spielfilmfestival der DDR Berlin: Preis (Weibliche Hauptrolle) für Treffen in Travers
- 1990: Europäischer Filmpreis: Felix-Nominierung für Treffen in Travers
- 1993: Berlinale Kamera
- 1994: Deutscher Kritikerpreis
- 1996: Bayerischer Filmpreis
- 1997: Schauspielerin des Jahres
- 1997: Adolf-Grimme-Preis für Gefährliche Freundin
- 2001: Deutscher Fernsehpreis für Vera Brühne
- 2002: Jupiter für Vera Brühne
- 2002: Deutscher Preis für Synchron für herausragende weibliche Synchronarbeit in Die Klavierspielerin als deutsche Stimme von Isabelle Huppert
- 2003: Deutscher Filmpreis in Gold, Beste Nebenrolle, für Bibi Blocksberg
- 2006: Besondere Anerkennung durch die Deutsche Akademie der Darstellenden Künste auf dem Fernsehfilmfestival Baden-Baden für das Produktionsteam von Wut
- 2007: Goldene Kamera, Beste deutsche Schauspielerin
- 2010: Stern auf dem Boulevard der Stars in Berlin
- 2011: Preis als beste Schauspielerin beim Queer-Lisboa-Filmfestival in Lissabon
- 2014: Paula-Preis des Progress Film-Verleih
- 2014: Günter-Rohrbach-Filmpreis - Preis des Oberbürgermeisters für ihre Rolle in Der Fall Bruckner
- 2015: Grimme-Preis für Der Fall Bruckner
- 2015: Theaterpreis Berlin
- 2015: Preis für Schauspielkunst im Rahmen des 11. Festivals des deutschen Films
- 2015: Deutscher Schauspielerpreis 2015, Beste Schauspielerin in einer Hauptrolle
Literatur
- Matthias Braun, Christian Krause: Harfouch, Corinna. In: Wer war wer in der DDR? 5. AusgabeBand 1. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
Weblinks
- Literatur von und über Corinna Harfouch im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Corinna Harfouch bei IMDb
- Vorlage:Filmportal.de Name
- Biographie auf film-zeit.de
Einzelnachweise
- ↑ Exklusiv in der B.Z. erklärt der neue Freund von Corinna Harfouch ihr neues Glück. In: B.Z. vom 16. Dezember 2004.
- ↑ Helmut Bez/Rainer Simon: Wengler & Söhne. Eine Legende, Filmdrehbuch nach einem Szenarium von Helmut Bez, Berlin 188, S. 164.
- ↑ Schwarze Spiegel. BR Hörspiel Pool
Personendaten | |
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NAME | Harfouch, Corinna |
ALTERNATIVNAMEN | Meffert, Corinna (Geburtsname) |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Theater- und Filmschauspielerin |
GEBURTSDATUM | 16. Oktober 1954 |
GEBURTSORT | Suhl |