Dan Quayle

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 16. September 2016 um 13:42 Uhr durch Neun-x (Diskussion | Beiträge) ("Tupacs Musik im Senat" ... geändert / + WV). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Dan Quayle (1989)
Quayles Unterschrift
Quayles Unterschrift

James Danforth „Dan“ Quayle (* 4. Februar 1947 in Indianapolis, Indiana) ist ein US-amerikanischer Politiker der Republikanischen Partei. Von 1989 bis 1993 war er unter George Bush der 44. Vizepräsident der Vereinigten Staaten.

Leben

Dan Quayle wurde als Sohn von James C. Quayle und Corrine Pulliam Quayle geboren. Sein Studium an der DePauw University in Greencastle beendete er als Bachelor in Politikwissenschaft. Von 1969 bis 1975 diente Quayle in der Nationalgarde von Indiana. Während seiner Dienstzeit studierte er Jura in Indianapolis und schloss dieses Aufbaustudium 1974 als Juris Doctor ab, woraufhin er in Huntington zu praktizieren begann.

Mit seiner Frau Marilyn hat er drei Kinder. Sein zweitältester Sohn, Ben Quayle, war von 2011 bis 2013 republikanischer Abgeordneter für den Bundesstaat Arizona im Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten.

Politik

Quayle (rechts) mit George Bush vor dem Weißen Haus, 1992
Quayle im Jahr 2011

Quayle war von 1977 bis 1981 Mitglied des US-Repräsentantenhauses. Im Jahr 1980 wurde er für den Staat Indiana in den Senat gewählt, in dem er von Januar 1981 nach einer Wiederwahl 1986 bis zu seinem Ausscheiden am 3. Januar 1989 nach seiner Wahl zum Vizepräsidenten diente.

Auf dem Parteitag der Republikaner im Sommer 1988 wählte ihn Präsidentschaftskandidat George H. W. Bush zu seinem Anwärter für die Vizepräsidentschaft aus. Bei der Wahl am 8. November 1988 konnten Bush und Quayle einen komfortablen Sieg gegenüber dem Demokraten Michael Dukakis erringen. Am 20. Januar 1989 wurde Quayle zum Vizepräsidenten vereidigt und trat damit Bushs Nachfolge an, der den Eid zum Präsidenten ablegte. Vier Jahre später wurde er für die Wahl 1992 erneut als Running Mate von George Bush aufgestellt. Allerdings mussten Bush und Quayle nach der verlorengegangenen Wahl ihre Ämter nach einer Amtsperiode wieder abgeben. Seine Amtszeit endete turnusgemäß am 20. Januar 1993. Sein Nachfolger wurde Al Gore, der fortan in der Regierung von Bill Clinton als Vizepräsident amtierte.

Im Zuge der Vorwahlen der US-Präsidentschaftswahl 2016 sprach sich Quayle für Jeb Bush aus.[1]

Kontroversen

Im Vorfeld der Wahl trat Quayle am 5. Oktober 1988 in Omaha zu einem Fernsehduell mit dem demokratischen Vizepräsidentschaftskandidaten, Senator Lloyd Bentsen aus Texas an, bei dem er von Moderator Tom Brokaw – wie schon einige Male vorher während des Wahlkampfes – auf sein Alter und seine im Vergleich zu Bentsen geringe Erfahrung angesprochen wurde. Er entgegnete darauf, dass er erfahrener sei als manche Vizepräsidentschaftskandidaten in der Vergangenheit und ebenso viel Kongresserfahrung mitbringe wie John F. Kennedy („Jack Kennedy“), als dieser sich um die Präsidentschaft bewarb, weshalb für den Fall, dass er anstelle von George Bush dessen Amt übernehmen müsste, gerüstet sei. Sein Konkurrent Bentsen erwiderte daraufhin:

“Senator, I served with Jack Kennedy.
I knew Jack Kennedy.
Jack Kennedy was a friend of mine.
Senator, you are no Jack Kennedy!”

„Senator, ich habe mit Jack Kennedy zusammengearbeitet.
Ich kannte Jack Kennedy.
Jack Kennedy war mein Freund.
Senator, Sie sind kein Jack Kennedy!“

Lloyd Bentsen[2]

Quayle antwortete sichtlich überrascht: „That was really uncalled for, Senator.“ („Das war unnötig, Senator.“) Diese Reaktion wurde von den Demokraten in der Folge immer wieder in ihren Wahlwerbespots verwendet. Letztlich gewannen Bush und Quayle die Wahl allerdings deutlich gegen Bentsen und Präsidentschaftskandidat Michael Dukakis.

Quayle wurde während seiner Amtszeit von Teilen der amerikanischen Öffentlichkeit vehement kritisiert, hauptsächlich wegen seiner häufig als mangelhaft bezeichneten sprachlichen und intellektuellen Fähigkeiten. Zum Opfer nationalen und internationalen Spotts wurde er, als er vor laufenden Fernsehkameras einen Volksschüler anwies, das von diesem korrekt geschriebene Wort „potato“ (Kartoffel) durch ein „e“ am Ende zu ergänzen. Diese Schreibweise war im 19. Jahrhundert als Alternative durchaus üblich, wird seitdem aber nicht mehr genutzt.

Quayle vertrat die Ansicht, die Musik des Rappers Tupac Shakur habe keinen Platz in der amerikanischen Gesellschaft, und löste damit im Senat eine Diskussion über Tupacs Musik aus. Kurz nach dem Fall der Mauer äußerte Quayle, die Wiedervereinigung Deutschlands sei unausweichlich.[3]

Er bekam 1991 für seine missglückte Bildungspolitik den Ig-Nobelpreis verliehen, einen satirischen Preis für fragwürdige Forschung.

Aufsehen

Einen Entrüstungssturm – vor allem unter Frauen – löste seine Kritik an der fiktiven Serienheldin Murphy Brown aus, die aufgrund des von ihr „gewählten Lebensstils“ als alleinerziehende Mutter für die „Verarmung von Werten“ in den USA mitverantwortlich sei. Er geriet außerdem, ähnlich wie später George W. Bush, wegen seines Dienstes in der Nationalgarde während des Vietnamkrieges in Kritik, der von politischen Gegnern als Umgehung des Militärdienstes in der US Army bewertet wurde.

Wegen gesundheitlicher Probleme war Quayle 1996 gezwungen, sich aus dem Rennen um die republikanische Präsidentschaftskandidatur zurückzuziehen. Im April 1999 kündigte er an, sich um die republikanische Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten zu bewerben. Er trat jedoch schon wenige Monate später von der Kandidatur zurück.

Weblinks

Commons: Dan Quayle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Jeb Bush's Arizona supporters include Dan Quayle, Fife Symington. In: The Arizona Republic. 28. Oktober 2015;. (englisch)
  2. Protokoll des TV-Duells bei der Commission on Presidential Debates
  3. Reaktion der USA auf die Ereignisse in Berlin und der DDR seit dem 09. 11. (internes Papier vom 16. November 1989), S. 2