Gründerzentrum

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Ein Gründerzentrum ist eine Einrichtung zur Unterstützung technologieorientierter, möglichst innovativer Neugründungen und Jungunternehmen bzw. auf Wachstum angelegter Startup-Unternehmen. Daneben sollen Technologie- und Gründerzentren zur regionalen Wirtschaftsförderung und Vernetzung beitragen. Synonym werden auch die Begriffe Existenzgründerzentrum, Technologiezentrum, Innovationszentrum, Startup-Zentrum, Inkubator, Brutkasten oder auch englisch Business incubator benutzt.

Weltweit existieren über 10.000, europaweit mehr als tausend Gründerzentren, davon befinden sich ca. 500 allein in Deutschland. Der Großteil dieser Zentren betreut Unternehmen und Gründer aller Branchen. Es gibt allerdings auch auf bestimmte Zukunftsthemen bzw. Spitzentechnologien spezialisierte Zentren, z. B. für Nanotechnologie, Informationstechnik (IT), Biotechnologie, Kreativwirtschaft, Umwelttechnik, Automobiltechnik oder Luft- und Raumfahrttechnik.[1]

Einer stadtökonomischen Untersuchung Berlins von März 2014 zufolge sei ein urbanes Umfeld mit hoher Einwohnerdichte, lebendigem Ausgeh- und Kulturleben und guter Lebensqualität für die Startup- und Gründerszene wichtig, die Arbeit und Leben nah beieinander zusammenbringt. Büroviertel, Technologieparks und Gründerzentren auf der „Grünen Wiese“ und fernab städtischen Lebens seien demzufolge eher unattraktiv für die meisten Gründer, auch bei guter Verkehrsanbindung.[2]

Zu Fördermaßnahmen für das Gründertum insgesamt im weltweiten Vergleich, siehe auch Gründerausbildung und Gründungsförderung.

Geschichte

Das Konzept der Business Incubation stammt aus den USA, wo Joseph Mancuso 1959 das Batavia Industrial Center in einem Warenhaus in Batavia, New York, eröffnete. In den 1980er Jahren verbreitete es sich in England und Kontinentaleuropa und nahm unterschiedliche Formen an (Innovationszentren, pépinières d’entreprises, Technopolen, Wissenschaftsparks, Hochschulinkubatoren).

Typen

Eine spezielle Form ist der Hochschulinkubator. Unterschieden werden Non-Profit- und For-Profit-Inkubatoren wie beispielsweise Rocket Internet oder HitFox[3]. Letztere werden überwiegend von privaten Trägern kofinanziert und sind in den USA weiter verbreitet als in Europa. Ferner werden Branchen- und gemischte Gründerzentren unterschieden.

Für die Vorbereitung und den Erfahrungsaustausch von Inkubatoren werden auch einschlägige Tagungen, Barcamps und Konferenzen veranstaltet, beispielsweise das Pioneers Festival.

Ziele

Ziele eines Gründerzentrums sind

  • Förderung von Unternehmensgründungen
  • Unterstützung junger Unternehmen
  • Verbesserung der Wachstumschancen
  • Steigerung der Überlebensrate (85+ Prozent im Schnitt)
  • Förderung des regionalen Strukturwandels
  • Entwicklung von Netzwerkstrukturen und Synergien
  • Technologietransfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, sowie zwischen Unternehmen
  • Schaffung von neuen qualitativ hochwertigen Arbeitsplätzen
  • Vermeidung des Abwanderns qualifizierter Arbeitskräfte

Vorteile eines Gründerzentrums

Gründerzentren bieten sowohl Kosten- wie auch Entwicklungsvorteile für die Zentrumsfirmen. So etwa

  • Beratung und Coaching bei der Planung, Gründung und beim Aufbau der Firma
  • Unterstützung bei der Kapitalsuche
  • günstige und flexible Mietflächen (Büro, Labor, Produktionsstätten) an attraktiven Standorten
  • Infrastrukturausstattung und Gemeinschaftseinrichtungen (Intranet, Veranstaltungsräume, Kantine etc.)
  • Umfangreiche Service- und Dienstleistungspakete durch das Zentrumsmanagement und Netzwerkpartner, wie
    • Fördermittelmanagement
    • Sekretariatsservice
    • Networking
    • Kontaktvermittlung
    • Kooperationsberatung

Nachteile eines Gründerzentrums

Ein Teil der Gründerzentren arbeitet nicht kostendeckend, so dass die meist öffentlichen Träger Verluste ausgleichen müssen. Dies geschieht meist aus öffentlichen Haushalten. Weiter erhalten eine Reihe der Zentren Anschubfinanzierung in Form von Zuschüssen zu Investitionen.

Diese öffentlichen Aufwendungen fließen erst zurück, wenn sich die geförderten Unternehmen am Markt etablieren können und die investierten Gelder durch positive volkswirtschaftliche Effekte - z. B. Einkommensteuern der Mitarbeiter, Gewerbesteuer, Körperschaftssteuer zurückgeführt werden.[4]

Technologiezentren in Deutschland

Die deutschen Gründerzentren sind bundesweit über den ADT Bundesverband Deutscher Innovations-, Technologie- und Gründerzentren e.V.[5] und auf Länderebene (etwa Arbeitsgemeinschaft der Bayerischen Technologie- und Gründerzentren) vernetzt. Gründerzentren sind seit fast 30 Jahren in Deutschland als wirksames Wirtschaftsförderinstrument bewährt. Allerdings wird deren Effektivität und Effizienz in einigen wissenschaftlichen Publikationen angezweifelt. Andere Studien aber bestätigen durchaus, dass sich die öffentlichen Investitionen zur Errichtung und zum Betrieb der Zentren in Form von Steuerrückzahlungen der ausgesiedelten Unternehmen für die betreibende Kommune bzw. Stadt lohnen.

Technologiezentren in den deutschen Ländern:

Baden-Württemberg

Bayern

  • Augsburg:
    • Technologie- und Gründerzentrum aiti-Park, Augsburg
    • Umwelt-Technologisches Gründerzentrum Augsburg
  • Regensburg:

Berlin

Brandenburg

Bremen

  • Bremer Innovations- und Technologiezentrum (BITZ)
  • Gründerzentrum im World Trade Center

Hamburg

Hessen

  • Technologie- und Innovationszentrum, Darmstadt (TIZ)

Mecklenburg-Vorpommern[6]

  • Greifswald:
    • Biotechnikum
    • Technologiezentrum Vorpommern, Greifswald und Stralsund (TZV)
  • Neubrandenburg:
    • Technologie-, Innovations- und Gründerzentrum, Neubrandenburg (Neu.TIG)
    • Zentrum für Lebensmitteltechnologie, Neubrandenburg (ZLT)
  • Parchimer Innovations- und Technologiezentrum, Parchim (PITZ)
  • Kompetenzzentrum Flugzeugentwicklung und Flugzeugbau, Pasewalk (KFF)
  • Rostock
    • AgroBio Technikum für grüne Biotechnologie, Groß Lüsewitz (Sanitz) bei Rostock
    • Biomedizinisches Forschungszentrum (BMFZ)
    • Lasertechnologie- und Transferzentrum (LTTZ)
    • Maritimes Brand- und Sicherheitszentrum Ostsee (MBSZ)
    • Rostocker Innovations- und Gründerzentrum, Rostock (RIGZ)
    • Innovations- und Trendcenter, Rostock/Bentwisch (ITC)
    • Informatik Center Roggentin, Rostock/Roggentin (ICR)
    • Forschungszentrum für Biosystemtechnik und Biomaterialien, Rostock-Warnemünde (FBB)
    • Technologiezentrum Warnemünde, Rostock-Warnemünde (TZW) - mit Zentrum für Luft- und Raumfahrt und Life Science Kompetenzzentrum
  • Technologie- und Gewerbezentrum Schwerin/Wismar, Schwerin und Wismar (TGZ) - mit Wasserstoff-Kompetenzzentrum (WZK) und Multimediaport
  • Stralsunder Innovations- und Gründerzentrum, Stralsund (SIG)
  • Biomedizintechnikum Teterow, Teterow (BMTT)

Niedersachsen

  • Gründerzentrum Ostfriesland, Ostfriesland, Hauptstelle Aurich (GZO)
  • Technologie- und Gründerzentrum Oldenburg, Oldenburg (TGO)
  • Technologiezentrum Hildesheim GmbH

Nordrhein-Westfalen

Rheinland-Pfalz

  • Gründungsbüro TU & HS Kaiserslautern

Saarland

  • Saarbrücken:
    • IT-Park Saarland
    • Science Park Saar
    • Starterzentren der Universität des Saarlandes
    • Institut für Technologietransfer an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (FITT)
  • Gründer- und Technologiezentrum, Völklingen (GTZ)

Sachsen

Sachsen-Anhalt

Schleswig-Holstein

Thüringen

  • Gründer- und Technologiezentrum, Eisenach/Stedtfeld (GIS)
  • Gründerwerkstatt neudeli, Weimar
  • Technologie- und Gründerzentrum, Gera
  • Technologie- und Gründerzentrum, Ilmenau
  • Jena:
  • Weimar:
    • bauhaus FACTORY - Zentrum für Kreativwirtschaft
    • Centrum für Intelligentes Bauen (CIB)

Technologiezentren in Österreich

Die österreichischen Gründerzentren sind bundesweit über den VTÖ Verband der Technologiezentren Österreichs e.V.[7] vernetzt.

Technologiezentren in Italien

Das wichtigste und auch international bedeutende Technologiezentrum ist der 1982 gegründete AREA Science Park in Triest. Der Technologiepark mit Unternehmen, Labors und Beratungseinrichtungen hat mehr als 2600 Beschäftigte.

Literatur

  • Rolf Sternberg; 1997: Bilanz eines Booms: Wirkungsanalyse von Technologie- und Gründerzentren in Deutschland; Ergebnisse aus 108 Zentren und 1021 Unternehmen. Dortmunder Vertrieb für Bau- und Planungsliteratur: Dortmund. ISBN 978-3-92-979727-5
  • Thierstein, Alain/Wilhelm, Beate/Wolter, Stefan/Birchmeier, Urs; 1999: Der stille Boom. Das Buch analysiert das Aufkommen der Gründer-/Initiativ- und Technologiezentren in der Schweiz. Verlag: Haupt. ISBN 978-3-25-806038-5
  • Bertram Dressel, Guido Baranowski, Andrea Glaser; 2010: Innovationszentren in Deutschland 2010/2011. Statistische Angaben zu den Innovationszentren in Deutschland, Analyse der volkswirtschaftlichen Effekte. Verlag: ADT Bundesverband e.V. Berlin. ISBN 978-3-00-030763-8

Einzelnachweise

  1. Schwartz und Hornych: Technologie- und Gründerzentren im Lichte von Diversifizierung versus Spezialisierung, Diskussionspapiere des Institutes für Wirtschaftsforschung, Halle 2008
  2. Culturally Clustered or in the Cloud? Location of Internet Start-ups in Berlin (Englisch), Kristoffer Moeller (TU Darmstadt), Studie für das Spatial Economics Research Centre (PDF-Datei; 3,8 MB), Zusammenfassung auf deutsch bei gruenderszene.de
  3. HitFox: Berliner Spiele-Vertreiber wandelt sich zum Inkubator, Die Welt, 29. Mai 2013, abgerufen am 8. September 2015
  4. Bertram Dressel, Guido Baranowski, Andrea Glaser: Innovationszentren in Deutschland 2010/2011. Statistische Angaben zu den Innovationszentren in Deutschland, Analyse der volkswirtschaftlichen Effekte. Berlin 2010
  5. ADT Bundesverband Deutscher Innovations-, Technologie- und Gründerzentren e.V.
  6. Technologiezentren in Mecklenburg-Vorpommern, Karte Landesportal MV (Memento vom 8. Juli 2014 im Internet Archive)
  7. VTÖ Verband der Technologiezentren Österreichs e.V.