J. Edgar

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Film
Titel J. Edgar
Produktionsland Vereinigte Staaten, Vereinigtes Königreich
Originalsprache Englisch, Französisch
Erscheinungsjahr 2011
Länge 137 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Clint Eastwood
Drehbuch Dustin Lance Black
Produktion Clint Eastwood,
Brian Grazer,
Robert Lorenz,
Ron Howard
Musik Clint Eastwood
Kamera Tom Stern
Schnitt Joel Cox,
Gary D. Roach
Besetzung
Synchronisation

J. Edgar ist ein US-amerikanischer Spielfilm von Clint Eastwood aus dem Jahr 2011. Es handelt sich um eine Filmbiografie über J. Edgar Hoover, den ersten Direktor des FBI. Der Film eröffnete das 25. AFI Fest 2011 in Los Angeles am 3. November 2011[3] und kam am 9. November 2011 in den Vereinigten Staaten in die Kinos. Der Filmstart in Deutschland war am 19. Januar 2012.[4]

Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Film zeigt in Rückblenden das öffentliche und private Leben eines der umstrittensten, mächtigsten und rätselhaftesten Männer seiner Zeit, J. Edgar Hoovers, des Gründers und langjährigen Direktors des FBI.[5]

In den 1960er-Jahren diktiert FBI-Direktor J. Edgar Hoover seine Memoiren. 1919 ist Hoover Mitarbeiter im Justizministerium und Untergebener von A. Mitchell Palmer. Auf diesen wird ein anarchistischer Bombenanschlag verübt. Scharf kritisiert Hoover die Aufklärungsarbeit der Polizei. Als Chef einer neu gegründeten Einheit gegen Radikale setzt Hoover seine Abneigung gegen Anarchisten, Kommunisten und jeden, den er dafür hält, in die Tat um.

Von seiner streng religiösen Mutter geprägt, bittet er die Sekretärin Helen Gandy vorschnell um ihre Hand. Obwohl diese ablehnt, stellt er sie als persönliche Assistentin ein, die ihm jahrzehntelang als rechte Hand dient. Der öffentlich scharf schwulenfeindlich auftretende Hoover engagiert den athletischen Clyde Tolson, mit dem er tägliche Mahlzeiten sowie gemeinsame Urlaube verbringt. Mit diesem pflegt er eine tragische, Jahrzehnte dauernde homosexuelle Beziehung, die gegenüber der Öffentlichkeit jedoch geheim gehalten werden muss. Bei der Entführung des Lindbergh-Babys kann Hoover 1932 den Einfluss seines Ermittlungsbüros nach spektakulären Erfolgen endgültig ausbauen. Im Prozess um die Entführung des Lindbergh-Babys wird der wahrscheinlich unschuldige, deutschstämmige Bruno Richard Hauptmann zum Tode verurteilt. Hoover setzt hohe Anforderungen an die Qualifikation für das FBI um und fördert die wissenschaftliche kriminalistische Arbeitsweise. Er wird als jemand geschildert, der nicht viel von Bürgerrechten hält und ständig daran arbeitet, die Machtbefugnisse gegenüber den Freiheitsrechten auszubauen. Zu den Kennedy-Brüdern John und Robert hat er ein sehr angespanntes Verhältnis.[6] Ebenfalls mit Präsident Nixon ist das Verhältnis sehr angespannt. In den 1960er Jahren unterstellt er der Bürgerrechtsbewegung um Martin Luther King, Jr., den Kommunismus zu fördern. Er plant eine illegale Intrige gegen diesen zu initiieren, was er jedoch nicht in die Tat umsetzt. Nach seinem Tod vernichtet Gandy seine Geheimarchive, damit sie Nixon nicht in die Hände fallen.

Besetzung und Synchronisation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Film- & Fernseh-Synchron übernahm die deutsche Synchronisation, unter der Leitung von Marianne Groß.[7]

Rolle Schauspieler Synchronsprecher
J. Edgar Hoover Leonardo DiCaprio Gerrit Schmidt-Foß
Clyde Tolson Armie Hammer Sascha Rotermund
Helen Gandy Naomi Watts Claudia Lössl
Bruno Hauptmann Damon Herriman Benedikt Weber
Robert F. Kennedy Jeffrey Donovan Michael Roll
Anna Marie Judi Dench Gisela Fritsch
Agent Smith Ed Westwick Stefan Günther
Charles Lindbergh Josh Lucas Thomas Nero Wolff
General Harlan F. Stone Ken Howard Hartmut Neugebauer
Arthur Koehler Stephen Root Walter von Hauff
Alexander Mitchell Palmer Geoffrey Pierson Dieter Memel
Lela Rogers Lea Thompson Petra Einhoff
Inspector Schell Christian Clemenson Christoph Jablonka

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Film wird Hoover als homosexuell dargestellt und hat eine jahrzehntelange, heimliche Beziehung mit Clyde Tolson. Die Darstellung von Hoovers Homosexualität spielt eine wichtige Rolle. Das führte in den Vereinigten Staaten zu öffentlichen Diskussionen um Clint Eastwoods Werk.[8]

Kritiken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Im Kern ist J. Edgar die Geschichte von einem, der auszog, sich selbst zu belügen, und der bis zum Schluss den Dingen nicht so recht ins Auge sehen kann. Ein Film über das Sterben – Eastwood ist inzwischen 81 Jahre alt, vielleicht erlaubt ihm das, mit so viel Wärme und Bedauern einen Mann zu betrachten, der nie glücklich war.“

„Ohne die historischen Fakten zu vernachlässigen, fahndet Clint Eastwood in dieser Filmbiografie nach dem Menschen hinter der äußeren Fassade. Weder Verachtung noch Bewunderung kennzeichnen sein Porträt, sondern die Faszination für eine schillernde Persönlichkeit, ohne ein moralisches Urteil abzugeben. Hervorragend in Inszenierung und Darstellung.“

„Inhaltlich ist J. EDGAR also ein Film, von dem man sich nicht allzu viel erwarten sollte, erzählt er doch eben nur ein paar zentrale Begebenheiten im Leben seiner Hauptperson nach und bleibt in der Erklärung für die Handlungen seines Protagonisten im Rahmen typischer Erklärungsmuster. Das macht er alles ganz solide und auch wenn die Verschachtelung gelegentlich nur haarscharf nicht konfus wird, macht gerade die Komplexität einen gewissen Reiz aus. […] Ein Meisterwerk sieht sicherlich anders aus, aber jenseits aller gerechtfertigten Kritik ist J. Edgar ein ziemlich solider Film geworden, dessen bestes Verkaufsargument eindeutig Leonardo DiCaprios brillante Performance ist. Kann man sich anschauen, muss man aber nicht.“

Benjamin Hahn, manifest, Das Filmmagazin[11]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2011: National Board of Review: Gewinner Top Films
  • 2011: Satellite Awards: Nominiert Bester Hauptdarsteller, für Leonardo DiCaprio
  • 2011: Dallas-Fort Worth Film Critics Association: Nominiert Bester Nebendarsteller, für Armie Hammer
  • 2011: GLAAD Media Awards: Nominiert Outstanding Film – Wide Release
  • 2011: Hollywood Film Festival: Gewinner Produktionsdesigner des Jahres, für James J. Murakami
  • 2012: Broadcast Film Critics Association: Nominiert Bestes Make Up
  • 2012: Broadcast Film Critics Association: Nominiert Bester Schauspieler, für Leonardo DiCaprio
  • 2012: Golden Globe: Nominiert Bester Hauptdarsteller – Drama, für Leonardo DiCaprio
  • 2012: Screen Actors Guild Awards: Nominiert Bester Hauptdarsteller, für Leonardo DiCaprio
  • 2012: Screen Actors Guild Awards: Nominiert Bester Nebendarsteller, für Armie Hammer
  • 2012: AFI Awards: Gewinner Film des Jahres, für Clint Eastwood, Brian Grazer und Ron Howard
  • 2012: Australian Film Institute: Nominiert Bester Schauspieler, für Leonardo DiCaprio
  • 2012: Irish Film and Television Awards: Nominiert Bester internationaler Schauspieler, für Leonardo DiCaprio
  • 2012: Society of Camera Operators: Gewinner Kameramann des Jahres für Stephen S.Campbell

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Freigabebescheinigung für J. Edgar. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, Dezember 2011 (PDF; Prüf­nummer: 130 826 K).
  2. Alterskennzeichnung für J. Edgar. Jugendmedien­kommission.
  3. J. Edgar to open AFI Fest 2011. presented by Audi. American Film Institute, 7. September 2011, archiviert vom Original am 12. Oktober 2011; abgerufen am 26. Oktober 2021 (englisch): „Clint Eastwood is an American icon“
  4. J. Edgar. In: cinema. Abgerufen am 29. April 2022.
  5. Leben des umstrittenen FBI-Gründers kommt ins Kino. In: Welt Online. 18. Oktober 2011, archiviert vom Original am 1. Dezember 2016; abgerufen am 21. Oktober 2011: „Exklusiv-Trailer“
  6. Der Allmächtige hasst Schwule und Muttersöhnchen, Artikel vom 16. November 2011 von Uwe Schmitt auf Welt Online
  7. J. Edgar. In: synchronkartei.de. Deutsche Synchronkartei, abgerufen am 14. April 2019.
  8. Kevin Johnson: Filmmaker Eastwood asked FBI about Hoover’s sexuality. In: USA Today. 4. Oktober 2011, archiviert vom Original am 7. Oktober 2011; abgerufen am 26. Oktober 2021 (englisch).
  9. Susan Vahabzadeh: "J. Edgar" im Kino. Von einem, der sich selbst unterdrückte. In: Süddeutsche Zeitung. 19. Januar 2012, abgerufen am 26. Oktober 2021.
  10. J. Edgar im Lexikon des internationalen Films
  11. Benjamin Hahn: J. EDGAR (USA 2011). In: dasmanifest.com. 6. Januar 2012, abgerufen am 7. Mai 2012.