Mont-Blanc-Gruppe

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Mont-Blanc-Gruppe
Die Mont-Blanc-Gruppe von Südwesten, dahinter die Walliser Alpen
Die Mont-Blanc-Gruppe von Südwesten, dahinter die Walliser Alpen

Die Mont-Blanc-Gruppe von Südwesten, dahinter die Walliser Alpen

Höchster Gipfel Mont Blanc (4810 m)
Lage Frankreich/Italien/Schweiz
Teil der Grajische Alpen, Westalpen
Mont-Blanc-Gruppe (Alpen)
Mont-Blanc-Gruppe (Alpen)
Koordinaten, (CH) 45° 50′ N, 6° 52′ O (555356 / 75815)Koordinaten: 45° 50′ N, 6° 52′ O; CH1903: 555356 / 75815
Gestein hauptsächlich Granit
Fläche 645 km²

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Die Mont-Blanc-Gruppe ist eine Gebirgsgruppe der Westalpen im Dreiländereck zwischen Frankreich, Italien und der Schweiz. Mit dem Mont Blanc (4810 m) weist sie den höchsten Berg der gesamten Alpen auf.

Topographie

Die Mont-Blanc-Gruppe liegt in den Westalpen im französischen Département Haute-Savoie, der italienischen Region Aostatal und dem schweizerischen Kanton Wallis. Für die Abgrenzungen der Gebirgsgruppen in den Westalpen gibt es keine verbindliche Übereinkunft, häufig wird die Mont-Blanc-Gruppe jedoch den Grajischen Alpen zugeordnet, alternativ wird sie auch als Bestandteil der Savoyer Alpen bezeichnet.

Im Westen wird das Massiv vom Val Montjoie, im Nordwesten vom Tal der Arve begrenzt. Hier liegt mit Chamonix einer der wichtigsten Talorte der Gebirgsgruppe. Nach Norden hin verläuft die Grenze über den Pass Col des Montets zum Walliser Ort Martigny, nach Nordosten und Osten hin durch das Schweizer Val Ferret und das gleichnamige Val Ferret in Italien. Südlich von Courmayeur wird die Mont-Blanc-Gruppe vom Val Veny begrenzt. Insgesamt umfasst sie ungefähr 645 km².

Obwohl das Massiv den höchsten Alpengipfel aufweist, überragen ansonsten nur verhältnismäßig wenige Gipfel der kleinen und kompakten Gruppe die Viertausendergrenze. Der relative Höhenunterschied zu den Tälern ist in dieser Gruppe der höchste der Alpen.[1]

Geologie

Vereinfachte geologische Karte der Alpen. Das Mont-Blanc-Massiv (M.B.) ist nur eines einer ganzen Reihe variszischer Grundgebirgsmassive (dunkelgrün) innerhalb der helvetischen Zone (dunklere Grüntöne).

Die südwest-nordost-streichende Mont-Blanc-Gruppe wird in geologischem Zusammenhang meist als Mont-Blanc-Massiv bezeichnet. Das Mont-Blanc-Massiv ist Teil des Helvetikums, des nördlichsten der vier geologischen Großkomplexe der Alpen. Das Massiv ist überwiegend aus variszischem kristallinem Grundgebirge aufgebaut und umfasst zu einem geringen Teil auch dessen mesozoische Deckschichten.

In der Endphase der variszischen Gebirgsbildung sind im späten Karbon in jenem Teil der Erdkruste, der heute durch die Mont-Blanc-Gruppe repräsentiert wird, kristalline Gesteine herausgehoben und bis ins folgende Perm hinein erodiert worden. Auf diesem kristallinen Sockel, der ab der Wende vom Perm zur Trias absank und das Grundgebirge des sogenannten helvetischen Schelfs am Südrand „Ur-Europas“ bildete, lagerten sich im Verlauf des Mesozoikums und noch während des frühen Paläogens verschiedene Sedimente ab. Im Oligozän erfasste die Alpenbildung auch die heutige Mont-Blanc-Region, wobei nicht nur die Sedimentschichten, sondern auch der variszische Sockel, bestehend aus Granit und Gneisen, in die Faltungsprozesse einbezogen wurden. Das variszische Kristallin baut heute den überwiegenden Teil des Mont-Blanc-Massivs einschließlich des Mont Blanc, auf, während die jüngeren Sedimentgesteine an dessen Rändern zutage treten.

Während des Quartärs war die geologische Entwicklung des Massivs vor allem durch die Tätigkeit der Gletscher der pleistozänen Kaltzeiten bestimmt.[2]

Da die Kristallingesteine sehr erosionsresistent sind, bilden sie die Hochlagen des Mont-Blanc-Massivs. Das hierbei am häufigsten auftretende Gestein ist Biotitgranit. An der Nordwestflanke des Massivs sind auch Orthogneise, Glimmerschiefer, Amphibolite und Marmore zu finden. In Tallagen, etwa im Arvetal oder um Courmayeur, finden sich die erosionsanfälligeren, schwach- bis unmetamorphen Sedimentgesteine des Mesozoikums. Nordwestlich des Arvetals liegt das „Schwestermassiv“ des Mont-Blanc-Massivs, das Aiguilles-Rouges-Massiv, das aber hauptsächlich aus Metamorphiten und kaum aus Granit besteht.

Durch die anhaltende Hebung der Alpen, wachsen die Berge der Gruppe heute noch um ca. 2 mm pro Jahr.[3]

Klima

Die stark vergletscherte Nordseite des Mont Blanc
Mont-Blanc über Chamonix-Mont-Blanc

Durch ihre exponierte Lage am westlichen Ende des Alpenbogens ist die Mont-Blanc-Gruppe stark den häufigen Westströmungen ausgesetzt, gegen die die deutlich niedrigeren vorgelagerten Savoyer Voralpen kaum einen Schutz bilden. Das führt neben starkem Wind (besonders auf der Nordwestseite) auch zu häufigem Auftreten heftiger Wetterstürze. Im Falle von Föhnlagen können aber auch starke Winde von der Südseite her auftreten. Die besondere Exposition des Gebirges kann zur Folge haben, dass die höheren Gipfel des Massivs bereits in Föhnwolken gehüllt sind, in denen Schneestürme auftreten, während ringsherum noch sonniges und warmes Wetter herrscht. Diese charakteristischen Wolken werden hier wegen ihrer Form als L'âne („Der Esel“) bezeichnet. Das Wallis und das Aostatal sind von mediterranem Klima geprägt.[4]

Die Staulagen haben große Niederschlagsmengen insbesondere an der Nordseite zur Folge, was zu einem hohen Grad an Vergletscherung führt. Ungefähr ein Drittel des gesamten Massivs ist von Eis bedeckt. Hier liegen auch besonders große Gletscher wie das Mer de Glace und mit dem Glacier des Bossons einer der tiefst gelegenen Gletscher der Alpen. Durch die große Steilheit und die hohe Fließgeschwindigkeit (bis zu 50 cm pro Tag) der Gletscher bilden sich besonders viele Spalten und Séracs.[3]

Die Eishöhe erreichte in diesem Gebiet während der Eiszeiten bis zu 1000 Meter oberhalb der Talsohle von Chamonix, nur wenige Gipfel ragten als Nunataks aus dem Eis. Die letzten großen Eisvorstöße waren im Zuge der Kleinen Eiszeit im 16. und 17. Jahrhundert zu beobachten und mit großen Zerstörungen verbunden. Der Bossongletscher erreichte zuletzt in den Jahren 1818, 1854 und 1892 das Tal. Durch den Gletscherschwund sind heute Rückgänge der Gletscherzungen um 7 bis 14 Meter jährlich zu beobachten.[3][2]

Flora und Fauna

Im milden Klima des Aostatals liegt die Waldgrenze bei etwa 2300 m, durchgehender Bewuchs in Form alpiner Matten ist bis 3400 m zu finden, bis in die Gletscherregion hinauf wächst beispielsweise der Gletscherhahnenfuß. In den Tallagen wird hier Wein angebaut, sogar Kakteen und Palmen sind zu finden. Die Nordwestseite ist von kühlerem Klima geprägt, hier liegt die Waldgrenze häufig unterhalb von 2000 Metern. Almwirtschaft ist nur in einem kleinen Teil des Gebiets möglich.

Von der Tierwelt sind besonders die wiedereingebürgerten Steinböcke und Bartgeier zu erwähnen. [5]

Erschließungsgeschichte

Die Erstbesteigung des Mont Blanc durch Jacques Balmat und Michel-Gabriel Paccard 1786 war ein Höhepunkt des frühen Alpinismus. Er blieb in der folgenden Zeit fast das einzige Ziel von Bergsteigern. Im 19. Jahrhundert machten sich dann besonders Michel Croz und Edward Whymper um die Erschließung der anderen Berge des Massivs verdient. Später erschloss Albert Mummery viele der bis dahin noch unbestiegenen Berge. Im 20. Jahrhundert wurden das Bergsteigen und der Skilauf zum Breitensport und damit zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor.[6]

Erschließung

Die Télépherique de l'Aiguille du Midi ist eine der höchsten Seilbahnen der Alpen

Das Mont-Blanc-Massiv wird durch das Chamonix-Tal und das Aostatal mit Straßen erschlossen, auf italienischer Seite sogar durch eine Autobahn (A5). Der Mont-Blanc-Tunnel verbindet die Städte Chamonix und Courmayeur.

Die bekannteste Seilbahn der Mont-Blanc-Gruppe ist die Télépherique de l'Aiguille du Midi, die von Chamonix aus auf die 3842 m hohe Aiguille du Midi führt und eine der höchsten Seilbahnen der Alpen ist. Von dort aus führt die Kleinkabinenbahn Vallée Blanche zur Pointe Helbronner (3462 m), die wiederum von Courmayeur aus per Seilbahn erreichbar ist. Somit kann das gesamte Massiv mit Hilfe von Seilbahnen überquert werden. Mehrere weitere Seilbahnen erschließen das Gebiet hauptsächlich von der französischen Seite aus. Des Weiteren führen Zahnradbahnen zu den Aussichtspunkten Montenvers und Nid d’Aigle.[7]

In einem Tunnel unter dem Gebirge befindet sich das solcherart vor kosmischer Strahlung geschützte Mont Blanc Laboratory.

Hütten

Das Gebiet ist mit vielen bewirtschafteten alpinen Schutzhütten der alpinen Vereine Club Alpin Français, Club Alpino Italiano und Schweizer Alpen-Club erschlossen. Bekannte Hütten sind:

Darüber hinaus gibt es mehrere Biwakschachteln und unbewirtschaftete Hütten, deren höchste das Refuge Vallot auf einer Höhe von 4362 m ist.[8]

Einzelgipfel des Mont-Blanc-Massivs

Die zentrale Mont-Blanc-Gruppe von Nordwesten
  1. Mont Blanc/Monte Bianco (4.810 m)
  2. Mont Maudit (4.465 m)
  3. Dôme du Goûter (4.304 m)
  4. Mont Blanc du Tacul (4.248 m)
  5. Grandes Jorasses (4.208 m)
  6. Aiguille Verte (4.122 m)
  7. Aiguille Blanche de Peuterey (4.112 m)
  8. Aiguille de Bionnassay (4.052 m)
  9. Dôme de Rochefort (4.015 m)
  10. Dent du Géant/Dente del Gigante (4.013 m)
  11. Les Droites (4.000 m)
  12. Aiguille de Trélatête (3.930 m)
  13. Aiguille d’Argentière (3.901 m)
  14. Aiguille du Midi (ca. 3.850 m)
  15. Grand Capucin (3.838 m)
  16. Mont Dolent (3.823 m)
  17. Aiguilles des Glaciers (3.817 m)
  18. Aiguille Noire de Peuterey (3.773 m)
  19. Aiguille du Dru (3.754 m)
  20. Dômes de Miage (3.673 m)
  21. Aiguille de Blaitière (3.522 m)

Sonstiges

Im Mont-Blanc-Massiv ereigneten sich Mitte des 20. Jahrhunderts zwei schwere Flugunfälle: Am 3. November 1950 kollidierte bei Air-India-Flug 245 eine Lockheed L-749 Constellation, die den Namen „Malabar Princess“ trug, mit dem Montblanc-Vorgipfel Rochers de la Tournette. Alle 48 Passagiere starben. Über 15 Jahre später prallte am 24. Januar 1966 eine Boeing 707 erneut der Air India bei Flug 101 knapp unterhalb des Gipfels gegen das Gebirgsmassiv. Alle 106 Passagiere an Bord, unter ihnen der indische Kernphysiker Homi Jehangir Bhabha, sowie die 11 Besatzungsmitglieder kamen ums Leben.

Auch Jahrzehnte nach diesen Unfällen werden im Bereich des Glacier des Bossons immer noch Funde gemacht, die von diesen beiden Unglücken stammen:

  • Im Jahr 1986 fand Christian Mollier, der damalige Betreiber des „Chalet du Glacier“, einer bewirtschafteten Berghütte am Fuß des Gletschers auf 1.425m Höhe, vor dem Chalet auf dem Gletscher ein Rad des Fahrwerks der „Malabar Princess“. Das gefundene Rad war vom Gletscher 36 Jahre lang talwärts getragen worden. Es ist jetzt im „Chalet du Glacier“ ausgestellt.[9]
  • Am 8. September 2012 wurde ein Postsack mit Diplomatenpost des indischen Außenministeriums geborgen und an die indische Botschaft in Paris weitergegeben, der dem Air-India-Flug 101 von 1966 zugeordnet werden konnte und somit über 46 Jahre nach dem Unglück wieder auftauchte.[10]
  • Im September 2013 fand ein französischer Bergsteiger auf dem Gletscher einen kleinen Metallbehälter mit der Gravur Made in India. Dieser enthielt Saphire, Rubine und Smaragde im Wert von mehreren 100.000 €, die vermutlich einem der Passagiere des Air-India-Flug 101 gehört hatten und für einen Empfänger in London bestimmt gewesen waren.[11][12]

Darüber hinaus hat insbesondere der Flugunfall von 1950 immer wieder mediale Rezeption erfahren:

  • Der Roman „Der Berg der Versuchung“ von Henri Troyat, der wiederum Grundlage für den US-amerikanischen Spielfilm „Der Berg der Versuchung“ aus dem Jahr 1956 mit Spencer Tracy und Robert Wagner wurde, basiert auf den Ereignissen dieses Absturzes.
  • Im Film „Die fabelhafte Welt der Amélie“ aus dem Jahr 2001 liest die Titelfigur Amelie einen Zeitungsbericht über Bergsteiger, die zufällig auf dem Mont Blanc einen Postsack entdecken und dabei feststellen, dass er von dem Flugunfall der „Malabar Princess“ vor über 40 Jahren stammt. Diese Schlagzeile bewegt sie, die einsame Concierge ihres Hauses durch einen gefälschten Liebesbrief ihres verschollenen Ehemannes glücklich zu machen, der sich angeblich in diesem Postsack befunden habe und ihr somit erst jetzt nach mehr als vier Jahrzehnten zugestellt werden konnte.
  • Der französische Spielfilm „Malabar Princess“ aus dem Jahr 2004 handelt von einem Jungen, dessen Mutter auf der Suche nach dem Flugzeugwrack der „Malabar Princess“ in den französischen Alpen verschwunden ist und der sich fünf Jahre später auf die Suche nach ihr macht.[13][14]

Literatur

  • Hartmut Eberlein: Alpenvereinsführer Mont-Blanc-Gruppe. 7. Auflage. Bergverlag Rudolf Rother, München 1991, ISBN 3-7633-2412-7.
  • Jürgen F. von Raumer, François Bussy: Mont Blanc and Aiguilles Rouges – Geology of their polymetamorphic Basement (External Massifs, Western Alps, France-Switzerland). In: Mémoirs de Géologie (Lausanne). Nr. 42, 2004, S. 1–210 (online, inkl. separat downloadbarer farbiger geologischer Karten).

Weblinks

Commons: Mont-Blanc-Gruppe – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Alpenvereinsführer, S. 15–16
  2. a b Gaston Rébuffat: Montblanc. BLV, München 1975, ISBN 3-405-11485-3, S. 9–12.
  3. a b c Alpenvereinsführer, S- 16-19
  4. François Damilano: Mont Blanc – 5 Routes to the Summit. JMEditions, Chamonix 2004, ISBN 2-9521881-0-6, S. 14–17.
  5. Thomas Rettstatt: Mont Blanc. Hrsg.: Kompass Karten. Rum 2005, ISBN 3-85491-774-0, S. 6–8.
  6. Alpenvereinsführer, S. 19–21
  7. Alpenvereinsführer, S. 49–51
  8. Alpenvereinsführer, S. 52–70
  9. The Chalet du glacier du Mont Blanc et des Bossons: local interests. The Landing Gear from the „Malabar Princess“. Chalet du Glacier des Bossons, abgerufen am 7. August 2014 (englisch).
  10. India diplomatic bag found in French Alps after 46 years. BBC News, 30. August 2013, abgerufen am 28. September 2013 (englisch).
  11. Fund auf dem Montblanc: Bergsteiger findet wertvolle Edelsteine. tagesschau.de, archiviert vom Original am 27. September 2013; abgerufen am 16. Februar 2016.
  12. Alpine climber finds 'India plane crash' jewels. BBC News, 27. September 2013, abgerufen am 28. September 2013 (englisch).
  13. Malabar Princess (2004). IMDb.com, abgerufen am 7. August 2014 (englisch).
  14. Malabar Princess. Tout savoir sur Malabar Princess. Warner Bros. Frankreich, archiviert vom Original am 8. August 2014; abgerufen am 16. Februar 2016 (französisch).