Roger Waters

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 19. Oktober 2016 um 20:17 Uhr durch Andy king50 (Diskussion | Beiträge) (Hochkantformatierung = keine riesigen Bilder). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Roger Waters, 2008

George Roger Waters (* 6. September 1943 in Great Bookham, Großbritannien) ist ein britischer Sänger, Bassist, Komponist und Texter. Bekanntheit erlangte er als Mitglied der Rockgruppe Pink Floyd, die er mitbegründete.

Waters wurde 1943 als zweiter Sohn von Mary und Eric Fletcher Waters in der Grafschaft Surrey geboren. Sein Vater war Sohn eines Minenarbeiters, frommer Christ, anfänglich Aktivist der Labour Party und später Mitglied der Communist Party of Great Britain. In den ersten Kriegsjahren fuhr dieser als Kriegsdienstverweigerer Krankenwagen während der Luftschlacht um England; später änderte er seine Einstellung zum Pazifismus und ging zur British Army. Als Offizier der 8th Royal Fusiliers starb Eric Waters im Februar 1944 in Anzio (Italien) im Kampf gegen die deutsche Wehrmacht. Der Tod seines Vaters belastet Waters nach eigener Aussage bis heute; er hat den Krieg und seine Kindheit ohne den Vater in vielen seiner Songs thematisiert.

Waters schreibt meist melancholische Texte, die häufig persönliche Erfahrungen mit einer beißenden und sarkastischen Gesellschaftskritik verbinden. Sie sind von einer pessimistischen Sicht auf die moderne Gesellschaft gekennzeichnet. Das Album The Wall weist autobiografische Teile aus Waters’ Leben auf. Das letzte Pink-Floyd-Album mit Waters, The Final Cut entwickelt einige der Themen aus The Wall weiter und ist seinem Vater gewidmet.

Sein Jugendfreund und Bandkollege Syd Barrett und dessen psychische Probleme haben Waters ebenfalls sehr beeinflusst und wurden in mehreren Werken verarbeitet: Barrett wurde das Album Wish You Were Here von 1975 gewidmet, dessen Titelstück als auch Shine On You Crazy Diamond sich auf ihn beziehen. Außerdem nimmt bereits das vorhergegangene Konzeptalbum The Dark Side of the Moon Bezug auf Barretts Verfassung.

Der Musiker Roger Waters

Zu seinen frühesten musikalischen Einflüssen zählen US-amerikanische Blues-Sängerinnen und Sänger, aber auch Folkmusiker. Auch die 1960er Jahre haben Roger Waters als Songwriter beeinflusst: „Wenn ich fünfzig Songs nennen müsste, die ich gerne geschrieben hätte, dann wären nur sehr wenige davon nicht von Dylan und Lennon“. Roger Waters’ erstes Instrument war die Gitarre, auf der er sich Folk-Songs beibrachte und mit Stücken wie If (Atom Heart Mother) oder Grantchester Meadows (Ummagumma) kultivierte. Bei Sigma 6, seiner ersten Band mit Nick Mason und Richard Wright, spielte er noch Gitarre. Sein erster E-Bass war ein Modell der Firma Rickenbacker, der unter anderem von Paul McCartney und später auch von Chris Squire gespielt wurde und der dadurch berühmt wurde. Waters’ Hauptinstrument wurde der Fender Precision-Bass. Roger Waters ist Autodidakt auf seinem Instrument. Stilistisch knüpfte er als Solomusiker anfangs an seine alte Band Pink Floyd an, später kamen Einflüsse von Funk und Soul zum Tragen. Roger Waters ist im Jahr 2012 mit 88 Millionen US-Dollar der Musiker mit dem zweithöchsten Jahreseinkommen gewesen.[1]

Die Zeit mit Pink Floyd

Roger Waters, 1970

1965 gründete er mit seinen Studentenfreunden Richard Wright und Nick Mason die Band „Sigma 6“, aus der später Pink Floyd hervorgehen sollte. Nach dem Weggang des Frontmannes, Hauptkomponisten und Songschreibers Syd Barrett 1968 wurde er nach und nach zunächst zum lyrischen, später dann zum musikalischen Kopf der Gruppe. Am stärksten ist seine künstlerische Handschrift bei den Alben Animals, The Wall und The Final Cut (Pink Floyd) zu spüren. Letzteres ist das einzige Album der Gruppe, das ausschließlich aus Waters-Kompositionen besteht.

Das Konzept, die Bühnenshow, sowie der Film zu The Wall sind ebenfalls maßgeblich von Waters beeinflusst.

1983, nach Fertigstellung von The Final Cut, einer ersten Solo-LP The Pros and Cons of Hitch Hiking und begleitender Tour (u. a. mit Eric Clapton 1984/85) wollte Waters die Band auflösen, was jedoch auf den Widerstand der übrigen Mitglieder stieß. Daraufhin verkündete er Ende 1985 seinen Ausstieg aus der Band in der Annahme, diese sei nun außerstande ohne den kreativen Kopf weiterzumachen. Nachdem David Gilmour und Nick Mason (Wright war schon auf der The Wall Tournee nur noch Gastmusiker und nicht mehr Bandmitglied) jedoch ankündigten, unter dem Namen Pink Floyd weiter Platten veröffentlichen zu wollen, folgte eine langjährige juristische Auseinandersetzung. Waters unterlag letztendlich und man einigte sich 1987 außergerichtlich.

Der Solomusiker

Im Verlauf seiner weiteren Karriere als Solokünstler veröffentlichte Waters zahlreiche Alben, die zwar von Kritikern und Fans meist sehr positiv aufgenommen wurden (insbesondere Amused to Death), aber bei weitem nicht an den kommerziellen Erfolg von Pink Floyd heranreichen konnten.

Waters hatte bereits 1984 mit The Pros and Cons of Hitchhiking ein Soloalbum veröffentlicht, dessen Demos zur gleichen Zeit wie die zu The Wall entstanden waren (und als solche auch der Band präsentiert wurden, diese entschied sich für das The Wall-Konzept)

Waters tourte 1987 weltweit mit der aufwändigen Radio K.A.O.S. Show, basierend auf dem gleichnamigen Konzeptalbum. Die Tournee stand allerdings, besonders in den USA, in direkter Konkurrenz zu der aktuellen Tour seiner alten Band Pink Floyd. Im Vergleich dazu füllte Waters solo die deutlich kleineren Hallen. Als Folge verzichtete Waters zunächst auf weitere Tourneen.

Ein Teil der außergerichtlichen Einigung mit seinen alten Bandkollegen sah vor, dass die kompletten Aufführungsrechte des The Wall-Konzeptes bei Waters verblieben. Am 21. Juli 1990 organisierte er anlässlich des Mauerfalls eine spektakuläre Inszenierung von The Wall auf dem Potsdamer Platz in Berlin. Zahlreiche international bekannte Künstler, darunter Van Morrison, Bryan Adams, Joni Mitchell, Sinéad O’Connor, Cyndi Lauper, die Scorpions und Tim Curry wirkten an dem von 250 000 Zuschauern besuchten Open-Air-Konzert, das weltweit live per Satellit übertragen wurde, mit.

Amused to Death von 1992 ist Waters' bislang letztes Studioalbum. Das Album ist eine umfassende Medienkritik und basiert auf dem gleichnamigen Buch von Neil Postman. Es geht hier um die Frage, inwieweit sich der Mensch durch den ihm von den modernen Massenmedien suggerierten Hedonismus selbst die Existenzgrundlage entzieht. Zudem setzt sich Roger Waters hier mit der Niederschlagung der Demokratiebewegung in der Volksrepublik China auseinander. In Watching TV schildert er die menschenverachtende Berichterstattung durch CNN über die Niederschlagung auf dem Tian’anmen-Platz vom 3./4. Juni 1989. Roger Waters erweiterte die Medienkritik Postmans um die aggressive Politik der US-Regierung unter George H. W. Bush. Grundlage aller seiner Texte ist die Entfremdung des Menschen durch ökonomische Zwänge und Desinformation. Direkt greift Roger Waters Andrew Lloyd Webber und damit indirekt Tim Rice an (The Miracle), deren Shows und Musicals die Menschen nur ruhigstellen sollen und nicht zum Mitdenken anregen. Diese Musicals sind der Schlusspunkt des Amusements nach Fernsehpredigten (What God Wants Part 1), Kriegsberichterstattung (Perfect Sense Part 1), Betroffenheitsjournalismus (Late Home Tonight 1) und Breaking-News-Sensationsberichterstattung (Watching TV).

1994 lehnte Waters eine Einladung seiner ehemaligen Kollegen von Pink Floyd ab, gemeinsam in London das komplette Album The Dark Side of the Moon zu spielen.

Nach mehreren Jahren ohne Auftritte und Veröffentlichungen kehrte Waters 1999 mit der In The Flesh Tour zurück, die bis 2002 andauerte und mit einer Zusammenstellung aus Solostücken und älteren Pink Floyd-Stücken überraschend erfolgreich war und auf CD und DVD verewigt wurde.

Mitte 2004 wurde von der Miramax Films bekannt gegeben, dass von Roger Waters eine Broadway-Produktion von The Wall geplant wird.

Im September 2004 gab Waters zwei neue Stücke auf seiner Homepage im Internet frei, mit den Titeln To Kill The Child und Leaving Beirut. Beide Titel waren vom Irakkrieg 2003 inspiriert.

Nach der Tsunami-Katastrophe im Dezember 2004 spielte Waters gemeinsam mit Eric Clapton Wish You Were Here auf einem NBC-Benefizkonzert.

Am 2. Juli 2005 stand Roger Waters erstmals nach 24 Jahren wieder gemeinsam mit Pink Floyd bei dem von Bob Geldof organisierten Live-8-Konzert in London auf der Bühne.

Zu Beginn des Jahres 2005 hatte Waters seine Oper Ça Ira über die französische Revolution fertiggestellt. Das Album wurde am 26. September weltweit als Doppel-SACD mit umfangreichem Making-Of-Material veröffentlicht. An dieser klassischen Oper arbeitete Roger Waters seit 1992.

Von Juni 2006 bis Oktober 2006 ging Waters auf ausgedehnte Europa- und Nordamerika-Tournee (The Dark Side of the Moon Tour), während der er u. a. auch auf dem bekannten Rockfestival im dänischen Roskilde sowie beim Rock in Rio-Festival in Lissabon auftrat. Die Tour wurde von Januar 2007 bis Juli 2007 als The Dark Side of the Moon Worldtour mit Konzerten in 25 Ländern in Australien, Asien (darunter Waters’ erster Auftritt in China), Südamerika, Europa und Nordamerika fortgesetzt.

Roger Waters trat im Rahmen der weltweiten Live Earth-Konzertserie am 7. Juli 2007 im Giants Stadium New Jersey auf und spielte Songs aus den Pink-Floyd-Alben The Wall und The Dark Side of the Moon.

Roger Waters in Barcelona (2011)

In den Jahren 2010 und 2011 brachte Roger Waters The Wall zum ersten Mal seit 1990 wieder in kompletter Länge auf die Bühne. Die Tour startete am 15. September 2010 in Toronto, Kanada, durchquerte daraufhin die USA und schloss den Nordamerika-Teil der Tour am 21. Dezember in Mexiko-Stadt ab. Am 21. März 2011 kam die Tour daraufhin nach Europa, wo sie in Lissabon, Portugal, startete und bis zum 7. Juli dauerte, wo in Mailand, Italien, die Tour ihren Abschluss fand. Der Tourplan umfasste 115 Auftritte.

Am 12. Mai 2011, während der Tournee The Wall, traten die beiden übrig geblieben Pink-Floyd-Mitglieder, David Gilmour und Nick Mason, mit Waters in der Londoner O2-Arena auf. Zusammen mit Gilmour spielte Waters das Stück Comfortably Numb. Mason und Gilmour spielten gemeinsam bei Outside the Wall mit. Waters verneinte in einem Interview, dass dies bedeuten würde, dass Pink Floyd sich wieder vereinigen würden.

Waters gab sich 2006 bei einem Besuch des Westjordanlandes als Unterstützer der Kampagne Boycott, Divestment and Sanctions zu erkennen und sprühte die Textzeile „We don't need no thought control“[2] aus dem Lied Another Brick in the Wall auf eine israelische Sperranlage. Im Oktober 2012 wurde er Mitglied der Jury des Russell-Tribunal zu Palästina. Im Dezember 2012 sagte Stevie Wonder einen Auftritt in Israel ab, nachdem Waters ihn dazu aufgefordert hatte. Waters verglich die israelische Regierung mit dem ehemaligen südafrikanischen Apartheid-Regime.[3] Im April 2013 sagte Waters, dass er seinen Boykottaufruf gegen Israel überdenke, und wies darauf hin, dass sein Brief an Mitmusiker nicht veröffentlicht worden sei.[4] Im August 2013 folgte jedoch ein öffentlicher Aufruf von Waters an seine ‚Brüder und Schwestern aus der Rock-and-Roll-Familie‘, einem kulturellen Boykott Israels beizutreten.[5] Konkret rief er im Mai 2014 die Rolling Stones auf, ihr für den Sommer geplantes erstes Konzert in Israel abzusagen. In Tel Aviv zu spielen wäre moralisch gleichwertig mit einem Auftritt in Südafrika zu Zeiten der Apartheid.[6]

Seit September 2010 verwendet Waters bei Konzerten einen fliegenden Ballon in Form eines Schweines, auf dem neben Kreuzsymbol, Mondsichel mit Stern, Hammer und Sichel, den Logos von Shell und McDonald’s, einem Dollarzeichen und einem Mercedes-Stern auch ein Davidstern abgebildet ist. Damit möchte er „das Böse, insbesondere das Böse von willkürlicher Herrschaft“ symbolisieren.[7] Das Simon Wiesenthal Zentrum kritisierte den Ballon als antisemitisch.[8]

In einem Interview mit dem politischen Magazin CounterPunch verglich Waters die Politik Israels direkt mit dem Holocaust.[9] Waters wurde für die Äußerung von jüdischer Seite heftig kritisiert.[10]

Privatleben

Waters ist zum vierten Mal verheiratet.[11]

1969 heiratete Waters seine Jugendliebe Judy Trim, eine Töpferin. Ihr Bild war im Klappcover der ursprünglichen Version von Ummagumma abgedruckt, wurde aber bei späteren CD-Veröffentlichungen nicht mehr gezeigt. Sie hatten keine Kinder. 1975 wurde die Ehe geschieden. Trim starb 2001.

1976 heiratete Waters Lady Carolyne Christie, Nichte von Lawrence Dundas, 3. Marquess of Zetland. Sie haben einen Sohn, Harry Waters, ein Musiker und Keyboarder, der seit 2006 mit seinem Vater spielte, und eine Tochter, India Waters, die als Model gearbeitet hat.[12] Christie und Waters wurden 1992 geschieden.

Der dritten Ehe, von 1993–2001 mit Priscilla Phillips, entstammt Waters' Sohn Jack Fletcher.

2004 verlobte er sich mit der Schauspielerin und Filmproduzentin Laurie Durning und heiratete sie Anfang 2012; 2015 wurde die Scheidung eingereicht.[13]

Waters ist Atheist.[14]

Diskografie

Auszeichnungen für Musikverkäufe

Silberne Schallplatte

  • Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich
    • 1992: für das Album „Amused To Death“
    • 2013: für das Album „Radio Kaos“

Goldene Schallplatte

  • Deutschland Deutschland
    • 2004: für das Videoalbum „In The Flesh - Live“
  • Schweiz Schweiz
    • 1991: für das Album „The Wall: Live In Berlin“
    • 2005: für das Album „The Wall“
    • 2006: für das Album „In The Flesh - Live“
  • Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich
    • 2013: für das Videoalbum „The Wall: Live In Berlin“
    • 2013: für das Videoalbum „In The Flesh - Live“
    • 2015: für das Videoalbum „The Wall“
  • Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
    • 1995: für das Album „The Pros & Cons Of Hitchhiking“
    • 2002: für das Videoalbum „In The Flesh - Live“

Platin-Schallplatte

  • Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
    • 1992: für das Videoalbum „The Wall: Live In Berlin“
Land Silber Gold Platin Quellen
Deutschland Deutschland 0 1 0 musikindustrie.de
Schweiz Schweiz 0 3 0 swisscharts.com
Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten 0 2 1 riaa.com
Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich 2 3 0 bpi.co.uk
Insgesamt 2 9 1

Weblinks

Commons: Roger Waters – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen

  1. The world highest paid musicians 2012
  2. „Wir brauchen keine Gedankenkontrolle“
  3. Roger Waters Calls for Boycott of Israel, Rolling Stone, 20. März 2013
  4. Danny Shea: Roger Waters On Israel Boycott: 'I Am Considering My Position' (VIDEO), 4. April 2013, Huffington Post
  5. Robert Tait: Pink Floyd's Roger Waters calls on musicians to boycott Israel, 20. August 2013, Telegraph
  6. http://www.deutschlandradiokultur.de/pink-floyd-veteranen-rufen-rolling-stones-zu-israel-boykott.265.de.html?drn:news_id=353692
  7. „evil, and more specifically the evil of errant government.“
  8. RJ Cubarrubia: Roger Waters' Open Letter Addresses Pink Floyd Singer's Controversial Statements, Huffington Post, 5. August 2013
  9. "There were many people that pretended that the oppression of the Jews was not going on. From 1933 until 1946. So this is not a new scenario. Except that this time it’s the Palestinian People being murdered." http://www.counterpunch.org/2013/12/06/an-interview-with-pink-floyds-roger-waters/print
  10. http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/ex-pink-floyd-saenger-waters-vergleicht-israel-mit-nazi-deutschland-a-939136.html
  11. nme.com: Pink Floyd's Roger Waters marries for a fourth time
  12. Naomi West: Fashion junkie: India Waters. In: The Telegraph, 24. August 2005.
  13. Roger Waters' ex-wife calls Pink Floyd founder an 'a*******' as she demands return of £20,000 Rolex watch. In: The Telegraph, 18. Dezember 2015.
  14. thinkatheist.com: Roger Waters