Knoblauch

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Knoblauch

Geschlossene und angebrochene Knoblauchzwiebel (Allium sativum)

Systematik
Ordnung: Spargelartige (Asparagales)
Familie: Amaryllisgewächse (Amaryllidaceae)
Unterfamilie: Lauchgewächse (Allioideae)
Tribus: Allieae
Gattung: Lauch (Allium)
Art: Knoblauch
Wissenschaftlicher Name
Allium sativum
L.

Knoblauch (Allium sativum) ist eine Pflanzenart aus der Gattung Lauch (Allium). Sie wird als Gewürz- und Heilpflanze genutzt.

Knoblauch wurde in Deutschland zur Arzneipflanze des Jahres 1989 gewählt.

Beschreibung

Illustration in William Woodwill: Medical botany, 1793

Der gewöhnliche Knoblauch ist eine ausdauernde, krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 30 bis 90 Zentimetern. Die flachen, bläulich grünen, spitzen und linealischen, kahlen Laubblätter mit Blattscheide sind bis zu 15–30 Millimeter breit und bis 50–80 Zentimeter lang. Als Überdauerungsorgan wird eine 5–7 Zentimeter große Zwiebel gebildet, die von einer dünnen, weißen oder rötlichen, papierigen, trockenen Hülle (Tunika) umgeben ist. Sie besteht aus den etwa fünf bis zwanzig Beiknospen der Blätter (Zehen, Klauen). Eine solche Zehe setzt sich aus dem von einem fleischigen, verdickten Niederblatt umgebenen Vegetationskegel und dem schützenden, zähen Hüllblatt zusammen. Jeweils drei bis fünf dieser Zehen sind dann von einem trockenen Zwiebelblatt (Niederblatt) umgeben, welche alle zusammen die Tunika bilden.

Der Geschmack der Zehen ist sehr scharf-aromatisch, der Saft der Zehen von klebriger Konsistenz. Aus der Mitte der Zwiebel treibt ein stielrunder Stängel aus. Die Blattscheiden der Blätter formen einen langen Pseudostängel, der kurze, echte Stängel ist nur an der Zwiebelbasis.

Der stielrunde, sehr lange (50–100 Zentimeter) und aufrechte Blütenstandsschaft trägt einen fast kugeligen scheindoldigen Blütenstand mit einigen Blüten. Neben den meist unfruchtbaren Blüten entwickeln sich in einem spitzen, papierigen Blatthütchen (Spatha) etwa zehn bis zwanzig runde Brutzwiebeln (Bulbillen). Die lang gestielten, grünlich, weißen oder rosa, rötlichen, zwittrigen Blüten sind dreizählig mit einfacher Blütenhülle. Die sechs Tepalen und die Staubblätter, mit länglichen Anhängseln am Grund, stehen in zwei Kreisen. Der Fruchtknoten ist oberständig.

Es werden selten, dreiklappige Kapselfrüchte mit schwärzlichen, skulptierten Samen gebildet.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 16.[1]

Systematik

Die Erstveröffentlichung von Allium sativum erfolgte 1753 in Species Plantarum, 1, S. 296–297. Synonyme für Allium sativum L. sind beispielsweise Allium pekinense Prokh., Allium controversum Schrad. ex Willd., Allium longicuspis Regel.

Allium sativum gehört zur Sektion Allium in der Untergattung Allium innerhalb der Gattung Allium.[2]

Beim Knoblauch (Allium sativum) werden zwei Varietäten angegeben:[2]

  • Allium sativum var. sativum, der eigentliche Kulturknoblauch
  • Allium sativum var. ophioscorodon (Link) Döll (Syn.: Allium ophioscorodon Link), manchmal auch Schlangen-Knoblauch oder Rockenbolle (Rocambole) genannt
Frische Zwiebel mit Teilzwiebeln („Zehen“)
Die aufgeplatzte Spatha gibt die Sicht auf die Bulbillen frei
Brutzwiebeln
Inneres, unten verbreitertes Staubblatt mit fädlichen Anhängseln

Schmeil-Fitschen[3] stufte 2003 die beiden Varietäten noch als Unterarten (subsp.) ein und bezeichnet Allium sativum var. ophioscorodon als „Perlzwiebel“, was zu Verwechslungen mit den häufig zu Sauerkonserven verarbeiteten Perlzwiebeln führen kann, bei denen es sich um eine Lauch-Sorte handelt. Die Bezeichnung „Schlangen-Knoblauch“ kann zu Verwechslungen mit Schlangen-Lauch (Allium scordoprasum) führen.

Die beiden Varietäten von Allium sativum unterscheiden sich in folgenden Merkmalen:

  • Allium sativum var. sativum: meist niedrige Blütenstandsschäfte, gerade oder anfangs peitschenförmig gebogen; Blätter mit rauem Rand, längliche Nebenzwiebeln.
  • Allium sativum var. ophioscorodon: höhere Blütenstandsschäfte, am Anfang schlangenförmig gebogen, Blätter mit glattem Rand, rundlich-eiförmige Nebenzwiebeln.

Beide Varietäten sind mit zahlreichen Sorten für Herbst- und Frühjahrspflanzung im Anbau. Sie sind bei günstigem Klima (Weinbaugebiete) in Mitteleuropa gelegentlich auch verwildert anzutreffen.

Vorkommen

Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet des Knoblauchs reicht von Zentralasien bis zum nordöstlichen Iran. Darüber hinaus kommt er aber in vielen Ländern angepflanzt oder verwildert vor.[4]

Kultivierung

Die Pflanze besitzt ausdauernde Zwiebeln, die sich ausschließlich vegetativ vermehren; zum einen bilden sich um die Zwiebel Tochterzwiebeln, die sogenannten Zehen, zum anderen bildet sich bei einem Teil der Population im Sommer ein Stängel, der ein Paket der deutlich kleineren Brutkörper (auch Bulbillen genannt) ausbildet.

Bei beiden Vermehrungsarten gibt es immer wieder widersprüchliche Erfahrungsberichte, was die Dauer der Kultur angeht. Grundsätzlich gibt es die Möglichkeit, Knoblauch im Herbst oder im Frühling in die Erde zu stecken, da er ausdauernd und winterhart ist. Eine frühere Ernte ist beim Stecken im Herbst möglich, auch der Ertrag ist dann höher.[5][6] Ein Teil der Anbauenden berichtet, nach einer Vegetationsperiode bereits die erwünschten Knollen zu erhalten, die in Zehen aufgeteilt sind, andere berichten, dann erst die sogenannten „Rundlinge“ zu erhalten, Zwiebeln, die sich noch nicht in Zehen aufgeteilt haben und auch deutlich kleiner sind. Möglicherweise handelt es sich bei dem im Abschnitt „Küche“ weiter unten benannten „Chinesischen Knoblauch“ um die gleiche Art in einem jüngeren Stadium. Wenn bereits Zehen ausgebildet sind, ist das möglicherweise die Ursache für das Ausbilden eines Stängels im darauffolgenden Sommer. Eine andere These besagt, dass die Sorte entscheidend für die Ausbildung des Stängels ist.[5]

Knoblauch sollte im Abstand von 20 cm gesteckt werden. Die Ernte kann erfolgen, wenn ein Drittel des Laubs welk ist.[6] Anbauende berichten häufig, dass die Zwiebelchen der Blütendolde ein Jahr länger für die Entwicklung brauchen.

Die Raupen der Lauchmotte (Acrolepiopsis assectella) fressen bis zu 25 mm starke Gänge in die Knoblauchblätter, was zum Absterben der Pflanze führt. Die Weißfäule wird durch einen Schimmelpilz hervorgerufen. Die meisten anderen Schädlinge werden durch den Knoblauchgeruch vertrieben; dies kann man auch gezielt ausnutzen, indem man Knoblauch als natürliches Abwehrmittel neben andere Nutzpflanzen setzt.

Nachbarn in der Mischkultur

Knoblauch verträgt sich mit unterschiedlichen Nachbarn, die direkt angrenzend wachsen, unterschiedlich gut. Ein wichtiger Faktor hierfür ist die Allelopathie.

Wirtschaftliche Bedeutung

2017 wurden laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO weltweit etwa 28,2 Mio. t Knoblauch geerntet.

Folgende Tabelle gibt eine Übersicht über die 10 größten Produzenten von Knoblauch weltweit, die insgesamt 92,4 % der Erntemenge produzierten.

Größte Knoblauchproduzenten (2017)[7]
Rang Land Menge
(in t)
1 China Volksrepublik Volksrepublik China 22.160.465
2 Indien Indien 1.693.000
3 Bangladesch Bangladesch 425.401
4 Korea Sud Südkorea 293.686
5 Spanien Spanien 274.712
6 Agypten Ägypten 274.668
7 Russland Russland 274.668
8 Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten 232.000
9 Usbekistan Usbekistan 214.263
10 Myanmar Myanmar 203.674
Welt 28.164.055

Österreich

2017 lag die Knoblauchanbaufläche bei 204 Hektar. Die Erntemenge betrug in diesem Jahr 1091 Tonnen.[7]

Schweiz

Der Knoblauchanbau in der Schweiz hat in den 2010er-Jahren stark zugenommen. Wurden 2010 noch 2 Hektar angebaut, lag die bebaute Fläche 2017 bereits bei 40 Hektar und einer Erntemenge von 42 Tonnen.[7] Obwohl selbst beim Knoblauch inzwischen auf Regionalität geachtet wird, wird der größte Teil – 3816 Tonnen – indes nach wie vor importiert.[8][9] Der Wachstumstrend in der Schweiz hält aber weiter an (Stand 2019).[10]

Verwendung

Verwendung in der Küche

Knoblauchzehen
Nährwerte pro 100 g
Protein 6,0 g
Kohlenhydrate 23 g
Fett 0,1 g

Knoblauch ist in weiten Teilen der Welt als Gewürz und Gemüse bekannt und verbreitet. Knoblauchzehen sind in vielen Ländern frisch oder eingelegt in eine Salzlake oder in Öl erhältlich. Einen besonderen Stellenwert genießt er in der Küche des gesamten Mittelmeerraums, des Nahen Ostens und weiten Teilen Asiens. Er kommt in Gerichten mit ausgeprägtem Knoblauchgeschmack, wie etwa dem italienischen Spaghetti aglio e olio, den spanischen Gambas al ajillo, Knoblauchbrot, verschiedenen Würzsaucen oder Dips wie Aioli und Tsatsiki vor, wirkt jedoch auch allgemein geschmacksverstärkend und wird deshalb zu verschiedensten Braten-, Schmor-, Fisch- oder Eintopfgerichten hinzugefügt. Beim Anbraten darf er nicht zu braun werden, weil er sonst bitter schmecken kann. Mit einer Knoblauchpresse oder einem guten Kochmesser lassen sich die Knoblauchzehen fein zerteilen. Damit sich der Geschmack optimal entfalten kann, sollte der Knoblauch zerdrückt zugegeben werden, dennoch nur kurz mitgekocht und anschließend ziehen gelassen werden.[11]

In manchen Gegenden Österreichs wird Knoblauch auch als „Vanille des armen Mannes" bzw. "der armen Frau“ bezeichnet. Der dort bekannte „Vanillerostbraten“ wird daher nicht mit Vanille, sondern mit Knoblauch gewürzt.

Eine geschmacklich sehr verwandte Alternative zum Knoblauch stellt der Bärlauch dar.

schwarzer Knoblauch
Knoblauchsprossen aus dem Glas

Schwarzer Knoblauch

Schwarzer Knoblauch ist fermentierter Knoblauch.[12] Er wird unter Verschluss bei definierter Hitze und Luftfeuchtigkeit gegart. Zucker und Aminosäuren werden dabei in dunkle, stickstoffhaltige organische Verbindungen umgewandelt, die den Knoblauch schwarz färben. Durch die Gärung bekommt der Knoblauch eine weiche, etwas klebrige Konsistenz, der Geschmack wird süßlich und erinnert an Pflaumenkompott, Lakritz und Aceto balsamico, gemischt mit Knoblauchgeschmack.[12]

Knoblauchsprossen

In Spanien werden in einigen Gerichten statt der Knoblauchzehen auch Knoblauchsprossen bzw. Knoblauchkeime verwendet, beispielsweise im Tortilla Española. Grüne Knoblauchsprossen besitzen einen milden, charakteristischen Geschmack und ähneln optisch feinen Grünen Bohnen. In Spanien sind Knoblauchsprossen im Glas eingelegt im Handel erhältlich.

Chinesischer Knoblauch

Chinesischer Knoblauch ist eine Lauchart. Die Blätter sind nicht rund, sondern breit und kantig und schmecken nach Knoblauch – allerdings ohne den Knoblauchgeruch. Die Knolle besteht nicht aus einzelnen Zehen, sondern ähnelt eher einer Zwiebel.

Verwendung als Heilpflanze

Knoblauch wirkt antibakteriell und soll der Bildung von Thromben vorbeugen. Eine Vielzahl von Untersuchungen ergab, dass die Inhaltsstoffe die Blutfettwerte senken und daher vorbeugend gegen arteriosklerotische Veränderungen der Blutgefäße wirken könnten.[13]

Eine Senkung des schädlichen LDL-Cholesterins konnte zwar nicht nachgewiesen werden,[14] jedoch zeigten Metaanalysen, dass Knoblauch die Cholesterinwerte insgesamt signifikant senkt.[15][16]

Knoblauch soll ein Mittel zur Abwehr von Bakterien, Parasitismus und Viren sein. Da das wirksame Öl durch die Lunge ausgeschieden wird, könne man es bei Atemwegsinfektionen, Bronchitis, wiederkehrenden Erkältungen und Influenza (Grippe) verwenden. Knoblauch könne bei Keuchhusten helfen und die Behandlung von Asthma bronchiale (Bronchialasthma) unterstützen. Er begünstigt die Entwicklung der natürlichen Darmflora und tötet Krankheitserreger ab. Äußerlich könne man Knoblauch bei Mykose (Hautflechte) einsetzen.[17] Metaanalysen von statistischen Erhebungen der vorbeugenden Ernährung sowie von Tierversuchen legen eine vorbeugende bzw. lindernde Wirkung gegen Darmkrebs nahe.[18]

Inhaltsstoffe

Chemische Strukturformel von Alliin, einem Inhaltsstoff von Knoblauch
Schwarzer Gießkannenschimmel auf einem Malzagar mit Hemmhof um frisch gepressten Knoblauch

Die Knoblauchzwiebel enthält neben Speicherkohlenhydraten (insbesondere Fructane) auch schwefelhaltige Verbindungen wie das geruchlose Alliin sowie deren Vorstufen, Gammaglutamylalkylcysteine, ein Addukt mit Thiamin (Allithiamin), Adenosin und Alliin-Lyasen. Diese Enzyme gelangen erst durch Verletzung der Zellen (beispielsweise beim Quetschen oder Pressen der Zehen) in Kontakt mit Alliin, wobei die Verbindung abgebaut und die eigentlichen Wirkstoffe Allicin und weitere Folgeprodukte erst gebildet und durch den roten Blutfarbstoff zu Schwefelwasserstoff umgewandelt werden.[19] Allicin ist Ausgangsstoff für mehrere andere schwefelhaltige Verbindungen, die insbesondere beim Erhitzen von Knoblauch entstehen. Dazu gehören Diallyldisulfid, Diallylthiosulfonat und vor allem auch Ajoen, das die Eigenschaft hat, die Aggregation von Thrombozyten zu verhindern, und somit antithrombotisch wirkt.[20]

Ähnlich wie bei Zwiebeln[21] kann es auch nach dem Schneiden von Knoblauch zu einer Verfärbung kommen.[22][23][24] Diese ist grün. Der Farbstoff entsteht durch Reaktionen der Aminosäuren mit den Schwefelverbindungen. Gesundheitlich sind die Farbstoffe völlig unbedenklich.

Knoblauch ist reich am Spurenelement Selen.

Geruch

Vor allem von Menschen aus Kulturbereichen, in deren traditioneller Küche wenig bis gar kein Knoblauch verwendet wird, werden die körperlichen Ausdünstungen von Menschen, die ihn gegessen haben, als störend empfunden; dagegen wird der Geruchsentwicklung in vielen Kulturen keine Bedeutung beigemessen. In einer Komödie des Plautus beschuldigt der griechische Soldat Antamonides den karthagischen Kaufmann Hanno, er rieche mehr nach Knoblauch und Ulpicium als eine Bank römischer Ruderknechte.[25]

Der Geruch rührt von den Abbauprodukten schwefelhaltiger Inhaltsstoffe wie dem Alliin, das zu Allicin umgewandelt wird, her. In frischem Knoblauch liegt der Alliingehalt bei 0,5 bis 1 % (bzw. 5 bis 14 mg/g).[26] Die schwefelhaltigen Abbauprodukte werden über die Lungenbläschen an die Atemluft abgegeben. Der medizinische Fachbegriff dafür ist Mundgeruch. Geruchsstoffe werden teilweise auch über die Haut abgegeben. Diese Gerüche werden von Personen, welche selbst Knoblauch gegessen haben, in der Regel nur schwach oder gar nicht wahrgenommen.

Nach einer Studie der Ohio State University ist Milch das beste Mittel gegen diesen Geruch, sie neutralisiert fünfzig Prozent der Schwefelverbindungen im Atem.[27][28] Ein weiteres Mittel gegen Knoblauchgeruch ist Chlorophyll, z. B. aus Petersilie.[27][29] Von mittelalterlichen arabischen Medizinern wurde Ingwer gegen starke Gerüche, unter anderem den von Knoblauch empfohlen.[30]

Geschichte

Knoblauchkultivierung im Mittelalter
Knoblauchstand im Baskenland

Knoblauch gelangte aus den Steppengebieten Zentral- und Südasiens über das Mittelmeer nach Europa; der Wildtyp gilt als ausgestorben.

Altertum

Knoblauch war schon im Altertum als Nahrungs- und Heilmittel bekannt. Ägyptische Sklaven benutzten Knoblauch als Stärkungsmittel und um Läuse und Darmparasiten zu vertreiben.[31] Herodot behauptet, dass die Arbeiter an den Pyramiden eine tägliche Ration von Zwiebeln, Knoblauch und Rettich erhalten hatten. Dies gehe aus einer Hieroglypheninschrift hervor, die ihm sein Reiseführer „übersetzt“ hatte.[32] Im 4. Buch Mose erinnern sich auswandernde Israeliten in der Wüste wehmütig an Fische, Gurken, Melonen, Lauch, Zwiebeln und Knoblauch, die sie in Ägypten gegessen hatten.[33] Im Talmud wird sein stetiger Genuss empfohlen, er sättige den Körper, gebe dem Geist Klarheit, stärke die Manneskraft und vertreibe „Parasiten“ aus dem Darm.[34] Eine Paste aus Knoblauch, Öl und Salz wurde gegen Aussatz eingesetzt.[35] Knoblauch am Vorabend des Sabbat zu essen machte unrein (taḳḳanot),[36] entweder weil der Knoblauch als Aphrodisiakum galt oder weil er bei der Ernte mit potentiell unreinem Wasser begossen sein konnte.[37]

Aus den Fragmenten des Eupolis[38] wissen wir, dass Knoblauch in Griechenland auf dem Markt verkauft wurde.[39] Plinius beschreibt den Anbau.[40] Römer und Griechen wussten auch um die Heilkraft der Pflanze. Die Schrift De materia medica des antiken Arztes Pedanios Dioskurides aus dem ersten Jahrhundert empfiehlt den Knoblauch ausführlich für vielfältige Einsätze in der Medikation.[41] In die Region des heutigen Deutschlands gelangte der Knoblauch höchstwahrscheinlich durch die Römer. Archäologische Nachweise fehlen jedoch.

Mittelalter

Knoblauch wurde seit dem Mittelalter durch den Anbau in Klöstern verbreitet. In dem vermutlich Ende des achten Jahrhunderts von Karl dem Großen erlassenen Capitulare de villis wird der Knoblauch (in Kapitel 70) unter den zu kultivierenden Nutzpflanzen genannt. Die Empfehlungen von Dioskurides blieben für das gesamte Mittelalter maßgeblich, wo etwa Bisswunden durch Hunde oder Schlangen, Haarausfall, Zahnschmerzen, Hautausschläge, Lungenleiden oder Menstruationsstörungen damit behandelt wurden. Ein eher magisch anmutendes Verfahren zur Zahnschmerzlinderung wird im Circa instans Mitte des 12. Jahrhunderts erwähnt, das auf die Pulsader gelegte gestampfte Knoblauchknollen empfiehlt.[42] Auch in der angelsächsischen Medizin fand Knoblauch (garleac) Verwendung.[43]

Im Spätmittelalter wurde der Knoblauch, der ganz allgemein als entgiftend galt, auch gegen die Pest angewandt.

Neuzeit

Nicholas Culpeper riet gemäß der Vier-Säfte-Lehre: Wegen seiner „gewaltigen Hitze“ solle man Knoblauch „nur mit äußerster Mäßigung“ verzehren.

Trivialnamen

Die deutsche Bezeichnung „Knoblauch“ leitet sich vom althochdeutschen Wort „klioban“ (= „spalten“) ab; im Mittelalter nannte man den Knoblauch nach diesem Wort chlobilou oder chlofalauh, bezogen auf das „gespaltene“ Aussehen seiner Zehen (siehe heute noch die Bezeichnung „Klauen“ bei Tieren). Weitere umgangssprachliche Bezeichnungen sind Knobi, Chnobli (Schweiz), Knofi, Knowwlich oder Knofl.

Weitere zum Teil auch nur regional gebräuchliche Bezeichnungen für den Knoblauch sind oder waren: Aberknoblauch, Chlobaloch (althochdeutsch), Chlobeloch (althochdeutsch), Chlobelouch (althochdeutsch), Chlofolouch (althochdeutsch), Chloviloich (althochdeutsch), Chlovolouch (althochdeutsch), Chnobeloch (althochdeutsch), Chnobleich (althochdeutsch), Clovalouch, Clovelouch, Gartenknoblauch, Gruserich (Nordfranken), Klobelouch (mittelhochdeutsch), Kloblauch (mittelhochdeutsch), Kloblouch (mittelhochdeutsch), Kloflok (mittelniederdeutsch), Kluflock (mittelniederdeutsch), Knabelach (mittelhochdeutsch), Kniuwleng (Siebenbürgen), Knobel (Schwaben), Knuawlet (Oberpfalz), Knobelouch (mittelhochdeutsch), Knoblech (Kanton Aargau, Kanton Graubünden), Knoblich (Aargau, Graubünden), Knoblecht (St. Gallen), Knobleig (Siebenbürgen), Knobloch, Knofel, Knoflak (Göttingen), Knuewelek (Luxemburgisch)[44], Knuflak (Göttingen), Knufflóek (mittelniederdeutsch), Knuflock (Pommern, Mecklenburg, Bremen), Knuftlók (mittelniederdeutsch), Kruftlók (mittelniederdeutsch), Loech (niederdeutsch) und Look (Altmark).[45][46]

Aberglaube

Knoblauch wurde zum Schutz vor ansteckenden Krankheiten als Talisman getragen und als Abwehrmittel gegen Dämonen, Geister und Vampire benutzt. In der Magie spielte Knoblauch als Schutzmittel gegen Verhexung und zur Schadenabwehr gegen den „bösen Blick“ eine Rolle.[47] Im persischen Volksglauben gilt Knoblauch als unheilabwehrend.[48]

Siehe auch

Literatur

  • Eric Block: Garlic and Other Alliums: The Lore and the Science. Royal Society of Chemistry, Cambridge 2010, ISBN 978-0-85404-190-9.
  • Kurt Heyser: Die Alliumarten als Arzneimittel im Gebrauch der abendländischen Medizin. In: Kyklos, 1, 1928, S. 64–102.
  • Heinrich P. Koch, Larry D. Lawson: Garlic. The Science and Therapeutic Application of Allium sativum L. and Related Species. Second Edition. Williams & Wilkens, Baltimore 1996, ISBN 0-683-18147-5.
  • Ted J. Meredith: The complete book of garlic – a guide for gardeners, growers, and serious cooks. Timber Press, Portland 2008, ISBN 978-0-88192-883-9.
  • Avril Rodway: Kräuter und Gewürze. Tessloff, Hamburg 1980, ISBN 3-7886-9910-8.
  • Johanna Schaal: Knoblauch – eine ganz besondere Knolle. Seehamer, Weyarn 1998, ISBN 3-932131-49-5.
  • Lutz Nover, Elmar W. Weiler: Allgemeine und molekulare Botanik. Thieme, 2008, ISBN 978-3-13-147661-6, S. 194.
  • R. Lieberei, Ch. Reisdorff: Nutzpflanzen. 8. Auflage. Thieme, 2012, ISBN 978-3-13-530408-3, S. 22, 341 f.
  • Theod. Frid. Lud. Nees ab Esenbeck: Genera plantarum florae germanicae. Vol. II, 1843, S. 201–207, online bei Bayerische Staatsbibliothek (BSB).

Weblinks

Wiktionary: Knoblauch – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Knoblauch (Allium sativum) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. tropicos.org
  2. a b Allium sativum im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland.
  3. Karlheinz Senghas, Siegmund Seybold: Flora von Deutschland und angrenzender Länder. Ein Buch zum Bestimmen der wild wachsenden und häufig kultivierten Gefäßpflanzen. Begründet von Otto Schmeil, Jost Fitschen. 92. durchgesehene Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2003, ISBN 3-494-01328-4.
  4. Rafaël Govaerts (Hrsg.): Allium sativum – Datenblatt bei World Checklist of Selected Plant Families des Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew. Zuletzt eingesehen am 23. September 2016.
  5. a b Gemüse Online: Knoblauch aus Brutzwiebeln.
  6. a b Frühjahrsanbau von Knoblauch nicht mit allen Sorten bzw. Herkünften möglich. ‘Gardos’ und ‘Ljubasha’ mit gutem Ertrag und großen Zehen. Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau
  7. a b c Crops > Garlic. In: Produktionsstatistik der FAO für 2017. fao.org, abgerufen am 8. Februar 2019 (englisch).
  8. Knoblauch: Würze aus der Schweiz. In: bauernzeitung.ch. 3. Februar 2019, abgerufen am 2. Juni 2019.
  9. Silvia Schaub: Die stinkenden Zehen werden heimisch. In: tagblatt.ch. 2. Juni 2019, abgerufen am 2. Juni 2019.
  10. Silvia Schaub: Die stinkenden Zehen werden heimisch. In: tagblatt.ch. 2. Juni 2019, abgerufen am 2. Juni 2019.
  11. Pablo F. Cavagnaro, Alejandra Camargo, Claudio R. Galmarini, Philipp W. Simon: Effect of Cooking on Garlic (Allium sativum L.) Antiplatelet Activity and Thiosulfinates Content. In: Journal of Agricultural and Food Chemistry. Band 55, Nr. 4, Februar 2007, S. 1280–1288, doi:10.1021/jf062587s.
  12. a b Schwarzer Knoblauch (PDF) uniklinik-freiburg.de
  13. K. Ried, O. R. Frank, N. P. Stocks, P. Fakler, T. Sullivan: Effect of garlic on blood pressure: a systematic review and meta-analysis. BMC Cardiovasc Disord 2008; 8: 13. PMID 18554422.
  14. Christoph D. Gardener, Larry D. Lawson, Eric Block, Lorraine M. Chatterjee, Alexandre Kiazand, Raymond R. Balise, Helena C. Kraemer: Effect of Raw Garlic vs Commercial Garlic Supplements on Plasma Lipid Concentrations in Adults With Moderate Hypercholesterolemia: A Randomized Clinical Trial. In: JAMA Internal Medicine. 167/4/2007, S. 346–353. PMID 17325296.
  15. K. M. Reinhart, R. Talati u. a.: The impact of garlic on lipid parameters: a systematic review and meta-analysis. In: Nutrition research reviews. Band 22, Nummer 1, Juni 2009, S. 39–48, doi:10.1017/S0954422409350003, PMID 19555517 (Review).
  16. K. Ried, O. R. Frank u. a.: Effect of garlic on blood pressure: a systematic review and meta-analysis. In: BMC cardiovascular disorders. Band 8, 2008, S. 13, doi:10.1186/1471-2261-8-13, PMID 18554422, PMC 2442048 (freier Volltext) (Review).
  17. David Hoffmann: Natürlich gesund – Kräutermedizin. Über 200 Kräuter und Heilpflanzen und ihre Wirkung auf die Gesundheit. 1. Auflage. Element Books, Shaftesbury, England, Vereinigtes Königreich 1996, Teil Drei: Das Pflanzenverzeichnis, S. 57 (256 S., englisch: The Complete Illustrated Holistic Herbal. Shaftesbury, England 1996. Übersetzt von Mosaik Verlag).
  18. S. N. Ngo, D. B. Williams u. a.: Does garlic reduce risk of colorectal cancer? A systematic review. In: The Journal of nutrition. Band 137, Nummer 10, Oktober 2007, S. 2264–2269, PMID 17885009 (Review).
  19. Netzeitung: Forscher lüften Geheimnis um Knoblauch. (Memento vom 21. Mai 2007 im Internet Archive)
  20. M. K. Jain, C. Scanzello, R. Apitz-Castro: Wirkung des Knoblauchs – Wahrheit und Dichtung. In: Chemie in unserer Zeit. 22. Jahrg. 1988, Nr. 6, S. 193–200.
  21. Eun Jin Lee, Yohannes H. Rezenom, David H. Russell, Bhimanagouda S. Patil, Kil Sun Yoo: Elucidation of chemical structures of pink-red pigments responsible for ‘pinking’ in macerated onion (Allium cepa L.) using HPLC–DAD and tandem mass spectrometry. In: Food Chemistry. Band 131, Nr. 3, 1. April 2012, S. 852–861, doi:10.1016/j.foodchem.2011.09.059.
  22. Jungeun Cho, Eun Jin Lee, Kil Sun Yoo, Seung Koo Lee, Bhimanagouda S. Patil: Identification of Candidate Amino Acids Involved in the Formation of Blue Pigments in Crushed Garlic Cloves (Allium sativum L.). In: Journal of Food Science. Band 74, Nr. 1, 1. Januar 2009, S. C11–C16, doi:10.1111/j.1750-3841.2008.00986.x.
  23. T. M. Lukes: Factors Governing the Greening of Garlic Puree. In: Journal of Food Science. Band 51, Nr. 6, 1. November 1986, S. 1577–1577, doi:10.1111/j.1365-2621.1986.tb13869.x.
  24. Sano, T.: Green pigment formation in ground garlic. In: Univ. of California, Berkeley (Hrsg.): M.S. thesis.
  25. P1autus, Poenulus, 1313–1314, plenior/ ali ulpicique quam Romani remiges. nach Margaret R. Mezzabotta: What Was “Ulpicum”? In: Classical Quarterly, 50/1, 2000, S. 231, JSTOR:1558947
  26. Theodor Dingermann, Rudolf Hänsel, Ilse Zündorf (Hrsg.): Pharmazeutische Biologie: Molekulare Grundlagen und klinische Anwendungen. 1. Auflage. Springer Verlag, Berlin 2002, ISBN 3-540-42844-5, S. 61.
  27. a b Men’s Health: Mittel gegen Knoblauch-Gestank.
  28. A. Hansanugrum, S. A. Barringer: Effect of Milk on the Deodorization of malodorous Breath after Garlic Ingestion. In: Journal of Food Science, 75, 2010, S. C549–C558. doi:10.1111/j.1750-3841.2010.01715.x
  29. Knoblauch: Der Name der Stinkrose. Spiegel Online
  30. Zohar Amar, Efraim Levi: Arabian Drugs in Medieval Mediterranean Medicine. Edinburgh, Edinburgh University Press 2017, S. 97, JSTOR:j.ctt1g051zs.9.
  31. Quelle?
  32. Herodot, Historien, 2.125.
  33. Numeri 11.5
  34. Quelle?
  35. Gittin 69a, 329, nach K. Codell Carter: Causes of Disease and Death in the Babylonian Talmud. In: Medizinhistorisches Journal, Band 26, Nr. 1/2, 1991, S. 103, JSTOR:25804034.
  36. Solomon Zeitlin: Taḳḳanot 'Ezra. In: Jewish Quarterly Review, Neue Folge 8/1, 1917, S. 62, JSTOR:1451402.
  37. Solomon Zeitlin: Taḳḳanot 'Ezra. In: Jewish Quarterly Review, Neue Folge 8/1, 1917, S. 66 f., JSTOR:1451402.
  38. Eupolis Fr. 304
  39. Stewart Flory: Who read Herodotus’ Histories? In: American Journal of Philology 101/1, 1980, S. 19, JSTOR:294167
  40. Christopher Hobbs: Garlic – The Pungent Panacea. In: Pharmacy in History 34/3, 1992, S. 159, JSTOR:41111461.
  41. Dioskurides, De materia medica, Buch II, Kapitel 152.
  42. Konrad Goehl: Beobachtungen und Ergänzungen zum ‘Circa instans’. In: Medizinhistorische Mitteilungen. Zeitschrift für Wissenschaftsgeschichte und Fachprosaforschung. Band 34, 2015 (2016), S. 69–77, hier: S. 74.
  43. Barbara Brennessel, Michael D. C. Drout, Robyn Gravel: Reassessment of the Efficacy of Anglo-Saxon Medicine. In: Anglo-Saxon England, 34, 2005, S. 183–195, JSTOR:44512361.
  44. M. Huss (Hrsg.): Wörterbuch der luxemburgischen Mundart. 1906.
  45. Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Verlag von Philipp Cohen Hannover 1882, S. 19; Textarchiv – Internet Archive.
  46. Allium sativum: Volksnamen. Pflanzenlexikon.
  47. Siegfried Seligmann: Der böse Blick und Verwandtes. Band 2. Georg Olms Verlag, 1985, ISBN 978-3-487-41422-5, S. 73 (books.google.com).
  48. Peyman Matin: Apotropaic Plants in the Persian Folk Culture. In: Iran and the Caucasus, Band 16, Nr. 2, 2012, S. 189–200, JSTOR:41723237.