Boulogne-sur-Mer
Boulogne-sur-Mer | ||
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Staat | Frankreich | |
Region | Hauts-de-France | |
Département (Nr.) | Pas-de-Calais (62) | |
Arrondissement | Boulogne-sur-Mer | |
Kanton | Hauptort von Boulogne-sur-Mer-1 Boulogne-sur-Mer-2 | |
Gemeindeverband | Boulonnais | |
Koordinaten | 50° 44′ N, 1° 37′ O | |
Höhe | 0–110 m | |
Fläche | 8,42 km² | |
Einwohner | 40.910 (1. Januar 2021) | |
Bevölkerungsdichte | 4.859 Einw./km² | |
Postleitzahl | 62200 | |
INSEE-Code | 62160 | |
Website | www.ville-boulogne-sur-mer.fr | |
Blick über die Dächer von Boulogne-sur-Mer, im Hintergrund der Leuchtturm und der Belfried |
Boulogne-sur-Mer (ndl. Bonen oder Beunen) ist eine französische Gemeinde mit 40.910 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) im Département Pas-de-Calais (62) in der Region Hauts-de-France. Sie ist Unterpräfektur des gleichnamigen Arrondissements.
Geografie
Die nordfranzösische Hafenstadt liegt an der Côte d’Opale an der Stelle, an der der Fluss Liane in den Ärmelkanal mündet.
Klima
Durch das Seeklima und den Golfstrom fallen die Winter mild aus. Die Sommermonate sind relativ trocken.
Geschichte
Der keltische Name des Hafens war Gesoriacum; die Römer nannten ihn Portus Itius oder Portus Britannicus. Die neu von den Römern gegründete höher gelegene Stadt wurde Bononia getauft, in Erinnerung an Bologna. Aufgrund der strategischen Bedeutung des Hafens für die Eroberung Großbritanniens ließ Caligula im Jahr 39 n. C. nach dem Modell von Pharos in Ägypten einen Leuchtturm in Boulogne-sur-Mer errichten. Dieser wurde unter Karl dem Großen 811 weiter verbessert, stürzte aber aufgrund eines Erdrutsches 1644 ein. Bis 1930 konnte man noch die Ruinen des Leuchtturms sehen.
Ab dem 4. Jahrhundert war die gesamte Stadt im Römischen Reich allein als Bononia bekannt. Sie diente als Haupthafen für die Classis Britannica und als Verbindung zwischen Britannien und dem Festland. Julius Caesar und Claudius nutzten die Stadt als Basis für die römische Invasion Britanniens. Nach Boulogne führten auch mehrere Römerstrassen, unter anderem eine Verbindung über Bavay nach Köln, die heute Via Belgica genannt wird.
Im Mittelalter war Boulogne das Zentrum der gleichnamigen Grafschaft. Ein Mitglied der Grafenfamilie von Boulogne, Balduin von Boulogne (Baudouin de Boulogne), Bruder von Gottfried von Bouillon (Godefroy de Bouillon), wurde zur Zeit der Kreuzzüge unter dem Namen Balduin I. der erste König des Königreiches Jerusalem. Wirkliche Bedeutung errang Boulogne-sur-Mer, nachdem Balduin II., Graf von Flandern, 918 eine Burg errichten ließ, die von Nachfahren im 13. Jahrhundert zum Schloss ausgebaut wurde, in dem sich heute ein historisches Museum befindet. Aus der Zeit Balduins II. stammt auch der flämische Name Boonen.
Die Marien-Pilgerfahrt in Boulogne-sur-Mer war so erfolgreich, dass der französische König Philipp V den Bau einer ähnlichen Kirche in der Nähe von Paris in Menus-lès-Saint-Cloud anordnete, um den Weg für die Einwohner von Paris zu verkürzen. 1330 war die Kirche vollendet, und die Stadt wurde Boulogne-la-Petite genannt, heute Boulogne-Billancourt.
Der mit dem römisch-deutschen Kaiser Karl V. verbündete englische König Heinrich VIII. griff im 4. Italienischen Krieg während der Regentschaft König Franz I. Nordfrankreich an, und die Engländer besetzten Boulogne 1544 nach einer kurzen Belagerung. Nach Einnahme belagerten die Franzosen ihrerseits die Stadt, bis Boulogne 1550 endgültig französisch wurde.
1567 bis 1801 war Boulogne Sitz des Bischofs von Boulogne.
Ein von den Briten unter H. Nelson geleiteter Angriff auf französische Schiffe bei Boulogne-sur-Mer blieb am 15./16. August 1801 ergebnislos. Am 22. Oktober 1801 wurde ein Waffenstillstand zwischen Großbritannien und Frankreich ausgehandelt. Napoleon bereitete 1804 eine Invasion vor. Er zog an der Kanalküste bei Boulogne eine Armee von 150.000 Mann zusammen. Um die Überfahrt durchführen zu können, wurden zahlreiche Transportschiffe gebaut. Im August 1805 wurde das Lager von Boulogne wegen der Kriegseröffnung durch Österreich jedoch abgebrochen und die französische Armee in Eilmärschen an die Donau verlegt.
Am 17. August 1850 starb der südamerikanische Freiheitskämpfer José de San Martín in Boulogne-sur-Mer. Aus diesem Grund wurde ein Dorf ca. 15 km nördlich von Buenos Aires (heute in der Großstadt aufgegangen) und eine Straße in Buenos Aires nach der französischen Stadt genannt.
Im Jahr 1905 wurde in der Stadt der erste Welt-Esperanto-Kongress abgehalten. Zum hundertjährigen Jubiläum dieses Ereignisses fand 2005 die Boulogne2005 erneut in Boulogne-sur-Mer statt.
Zweiter Weltkrieg
Am 29. Juli 1939 wurde der 4 km südlich von Boulogne gelegene Flugplatz Boulogne Alprech eröffnet. Zu Beginn des Westfeldzuges der deutschen Wehrmacht lagen dort französische Marineflieger.[1] Während der deutschen Besetzung Frankreichs war Boulogne ein Stützpunkt der Wehrmacht. Später und auch nach Kriegsende wurde der Platz nicht mehr genutzt; die Piste war zu klein und zu nah an der Stadt gelegen. Etwas weiter südlich befindet sich heute das Aérodrome de Le Portel.
Zwischen Juni 1940 und Juni 1942 befand sich im Westhafen eine Seeflugzeugbasis der Seenotstaffel 3 der Luftwaffe, die mit verschiedenen Flugboot- und Wasserflugzeugtypen ausgerüstet war. Im August/September 1940 lag hier auch ein Teil der 1. Staffel der Bordfliegergruppe 196 mit ihren Arado Ar 196.
Zur Küstenverteidigung war in Boulogne-sur-Mer während der gesamten Besatzungszeit die Marine-Artillerie-Abteilung 240 stationiert.
Sehenswürdigkeiten
Boulogne-sur-Mer ist der größte Fischereihafen Frankreichs. Am Strand kann man ein Meeresaquarium besuchen, das Nausicaä. In Wimille, ca. 3–4 km nördlich der Stadt, erinnert die 1804 errichtete Säule Colonne de la Grande Armée an die von Napoléon I. geplante Invasion Englands. Dort wurde zum ersten Mal der Orden der Ehrenlegion verliehen.
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Colonne de la Grande Armée
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Hafen
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Meeresaquarium Nausicaä
Persönlichkeiten
- Mathilda von Boulogne (1105–1152), Gräfin von Boulogne und durch Heirat Königin von England
- Michel Le Quien (1661–1733), Dominikanertheologe
- Charles-Augustin Sainte-Beuve (1804–1869), Dichter und Kritiker
- Guillaume-Benjamin Duchenne (1806–1875), Neurologe und Erstbeschreiber der Muskeldystrophie Typ Duchenne
- Edmond Hédouin (1820–1889), Maler, Radierer, Lithograph und Illustrator
- Auguste Mariette (1821–1881), Ägyptologe
- Étienne Prosper Berne-Bellecour (1838–1910), Maler, Radierer und Illustrator
- Alexandre Guilmant (1837–1911) Organist und Komponist
- Camille Enlart (1862–1927), Kunsthistoriker
- Georges Docquois (1863–1927), Schriftsteller
- Margot von Gans (1899–1986), deutsche Luftfahrtpionierin und Automobilrennfahrerin
- Gaston Fourrier (1903–1976), Handelsvertreter und Politiker
- Patoum (1911–2012), Schlagzeuger und Sänger
- Léo Marjane (1912–2016), Sängerin
- Maurice Boitel (1919–2007), Maler
- Georges Mathieu (1921–2012), Maler
- Olivier Latry (* 1962), Organist, Improvisator und Musikpädagoge
- Michel Ligonnet (* 1962), Automobilrennfahrer
- Christopher Campbell (* 1963), Automobilrennfahrer
- Jean-Pierre Papin (* 1963), Fußballspieler und Fußballtrainer
- Stéphane Lannoy (* 1969), Fußballschiedsrichter
- Mickaël Bourgain (* 1980), Radsportler
- Franck Ribéry (* 1983), Fußballspieler
- Antoine Lavieu (* 1990), Radsportler
Städtepartnerschaften
- Zweibrücken, Rheinland-Pfalz, seit 1959
- La Plata, Argentinien, seit 2000
- Constanța, Rumänien
- Folkestone, Kent, England
Seit 1963 bestand eine Städtefreundschaft zu Stralsund (Mecklenburg-Vorpommern), die nicht mehr gepflegt wird. Zudem ist die Stadt Mitglied des Bundes der europäischen Napoleonstädte.