Ferdinand von Schirach

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Ferdinand von Schirach, 2009

Ferdinand von Schirach (* 1964 in München) ist ein deutscher Strafverteidiger, Schriftsteller und Dramatiker. Seine Bücher wurden zu millionenfach verkauften internationalen Bestsellern. Sie erschienen bisher in 40 Ländern.[1]

Leben

Vorfahren

Von Schirach ist Sohn des Münchner Kaufmanns Robert von Schirach (1938–1980) und Enkel des NS-Reichsjugendführers Baldur von Schirach und dessen Ehefrau Henriette von Schirach. Einer seiner Urgroßväter war der Hitler-Fotograf Heinrich Hoffmann, ein anderer Urgroßvater der Intendant des Nationaltheaters in Weimar und des Staatstheaters Wiesbaden Carl von Schirach. Einer seiner Vorfahren über seine Urgroßmutter Emma Lynah Tillou Bailey Middleton von Schirach ist der Mitunterzeichner der Unabhängigkeitserklärung der USA, Arthur Middleton, einer der Gründerväter der USA. Ein anderer seiner Vorfahren ist der Historiker und Schriftsteller Gottlob Benedikt von Schirach, der 1781 die Zeitschrift Politisches Journal nebst Anzeige von gelehrten und anderen Sachen gründete – eine der ersten Zeitschriften Europas.

Jugend, Ausbildung, Anwaltliche Tätigkeit

Schirach wuchs bis zum Alter von vier Jahren in München auf, wohnte danach in der Nähe von Stuttgart und besuchte ab dem Alter von zehn Jahren bis zum Abitur das Jesuiten-Kolleg St. Blasien,[2] über das er anlässlich der Missbrauchsfälle im Spiegel schrieb.[3] Nach seinem Studium in Bonn und seinem Referendariat in Köln ließ er sich 1994 in Berlin als Rechtsanwalt nieder, spezialisiert auf Strafrecht. Von Schirach gilt als „Prominenten-Anwalt“ und vertrat unter anderen den BND-Spion Norbert Juretzko, ferner Günter Schabowski in den Mauerschützenprozessen. Er machte 2008 von sich reden, als er im Rahmen der Liechtensteiner Steueraffäre Strafanzeige gegen den Bundesnachrichtendienst erstattete und als er im Namen der Familie des verstorbenen Schauspielers Klaus Kinski Strafanzeige erstattete, nachdem das Landesarchiv Berlin mit Zustimmung des Berliner Datenschutzbeauftragten Alexander Dix die Krankenakte Kinskis veröffentlicht hatte.

Schriftstellerei

Mit 45 Jahren veröffentlichte er seine ersten Kurzgeschichten. Schirach wurde zu einem der erfolgreichsten Schriftsteller Deutschlands, dessen Bücher weltweit Bestseller sind und ihn „zu einem international gefeierten Star der deutschen Literatur“ machten.[4] Seine Bücher erschienen in 40 Ländern.[5] In einem Interview sagte Schirach, ihn interessiere der Literaturbetrieb nicht und die meisten Feuilletonisten und Schriftsteller würden ihn als Fremdkörper in ihrer Welt betrachten.[6] Nach eigener Aussage ist von Schirach Synästhetiker.

Über sein Privatleben ist wenig bekannt. Im Magazin der Süddeutschen Zeitung erklärte Schirach, dass er sich dazu nicht äußere.[7]

Bücher

„Verbrechen“

Im August 2009 veröffentlichte Schirach das Buch Verbrechen, das 54 Wochen auf der Bestseller-Liste des Spiegels blieb. Der Erzählband mit Kurzgeschichten basiert auf Fällen aus seiner Kanzlei. Die Rechte an dem Buch wurden in über 30 Länder verkauft. Verbrechen ist 2009 auch als Hörbuch, gelesen von Burghart Klaußner, erschienen.

„Schuld“

Im August 2010 erschien sein zweites Buch Schuld. Wie der Band Verbrechen enthält es Erzählungen aus dem anwaltlichen Alltag.[8][9] Sofort nach Erscheinen war es auf Platz 1 der Bestsellerliste des Spiegels. Das von Burghart Klaußner gelesene Hörbuch gewann den deutschen Hörbuchpreis 2011.[10] Die Constantin Film kaufte die Filmrechte an diesem Buch.[11]

„Der Fall Collini“

Im September 2011 veröffentlichte Schirach den Roman Der Fall Collini, der auf Platz 2 der Bestsellerliste des Spiegels einstieg. Das Buch erzählt vom Mord an dem Industriellen Hans Meyer, der früher NS-Offizier in Italien war. Zum Erscheinungstag zeigten die Tagesthemen einen Bericht über das Buch.[12] Die Welt sprach von einer „glasklaren Geschichte von bestürzender Amoralität“,[13] der Focus von einem „Glücksfall für die deutsche Literatur“.[14] Schirach erklärte in einem Interview mit der Zeit, dass es ihm nicht um die Frage „Wer war der Mörder?“ gehe, sondern um die Frage „Was ist das Motiv?“.[15] In einem Essay im Spiegel äußerte sich Schirach erstmals über seinen Großvater Baldur von Schirach. Er schrieb, Der Fall Collini sei keine Aufarbeitung seiner Familiengeschichte, vielmehr schreibe er „über die Nachkriegsjustiz, über die Gerichte in der Bundesrepublik, die grausam urteilten, über die Richter, die für jeden Mord eines NS-Täters nur fünf Minuten Freiheitsstrafe verhängten. Es ist ein Buch über die Verbrechen in unserem Staat, über Rache, Schuld und die Dinge, an denen wir heute noch scheitern.“[16] Der Cicero schrieb,[17] Schirachs Sprache sei ausgehärtet und genau kalkuliert, er stelle sich, anders als Bernhard Schlink, vehement auf die Seite der Opfer. Die Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger setzte am 11. Januar 2012 eine unabhängige Kommission zur Aufarbeitung der NS-Vergangenheit im Bundesministerium für Justiz ein und verwies dabei unter anderem auf den Roman Der Fall Collini.[18] Das Wall Street Journal in New York zählte den Roman Der Fall Collini zu den „10 Best Mysteries of 2013“.[19] Der Fall Collini wurde vom WDR zu einem Hörspiel umgearbeitet (Regie: Uwe Schareck). Die Erstausstrahlung fand am 8. März 2014 statt.[20] Das Buch wurde für den Los Angeles Times Book Prize 2014 nominiert.[21]

„Tabu“

Im September 2013 veröffentlichte Schirach den Roman Tabu. Er stieg auf Platz 2 der Bestsellerliste des Spiegels ein.[22] Das Buch wurde unterschiedlich rezensiert. Matthias Matussek schrieb im Spiegel: „Wie wundervoll, so ein Buch, das aus lauter klaren Sätzen besteht, die schlank sind und klug, die nachschwingen und in ihrem Schönheitssog den Leser mitziehen auf eine Reise ins vorzivilisatorische Grauen. […] Dieser Roman, der mit unendlich vielen Ebenen arbeitet, ist nicht nur kunstvoll gefügt, sondern er löst sich selbst in Kunst auf.“[23] Der Focus schrieb: „Nur wenigen Schriftstellern gelingt es, ihre Besessenheit so intelligent und zugleich spannend in Literatur zu verwandeln.“[24] Der ORF meinte, Schirach habe „die literarische Aufgabenstellung bravourös gelöst“, er lasse „sich Zeit für Bilder, Szenen und Nebenschauplätze – das alles aber in der ihm eigenen Sprache: klar, scheinbar kühl und kunstvoll zum Wesentlichen destilliert“.[25] Ulrich Greiner erklärte in der Zeit, er habe das Buch nicht verstanden und Schirach könne nicht schreiben.[26] Die Frankfurter Allgemeine Zeitung verglich Schirachs internationalen Erfolg mit Patrick Süskind und Bernhard Schlink und schrieb, er reihe sich mit seinen Themen Schuld und Sühne, Verbrechen und Strafe in eine große Erzähltradition ein. Gleichzeitig sei jedoch literarisch „noch reichlich Luft nach oben“.[27] Das Börsenblatt des Buchhandels nannte Tabu zusammengefasst „einen vom Feuilleton gehassliebten Roman“.[28]

Im Ausland wurde Tabu positiv aufgenommen. In Großbritannien, wo das Buch den Titel The Girl Who Wasn’t There trägt, schrieb die Sunday Times: „Ferdinand von Schirach ist einer der gefeiertsten Kriminalautoren Europas“, es handle sich um einen „anspruchsvollen Roman über einen Mann, dessen emotionale Unberührtheit ebenso unterkühlt wie destruktiv ist“. Der Guardian erklärte, der Roman sei in „wunderbar zurückhaltendem Stil geschrieben“, der mit „der Unberührtheit des Protagonisten und seiner sehr abstrakten Sicht auf die Welt übereinstimme“. Der Observer meinte, Schirach schreibe in einer „eiskalten, mühelos eleganten Sprache“, der Roman sei „so fesselnd und exzentrisch wie sein Protagonist.“[29] Der Daily Telegraph hält Schirach für „eine der markantesten Stimmen der europäischen Literatur“.[30] In England erreichte The Girl Who Wasn’t There Platz 1 der Bestsellerliste der Times (The Times Saturday Review).[31] In Tokio wurde Tabu am Neuen Nationaltheater als Theateradaption aufgeführt.[32] Am 26. Februar 2017 wurde Tabu als Theateradaption in Hamburg am Altonaer Theater aufgeführt.[33]

„Die Würde ist antastbar“

Im August 2014 erschienen die gesammelten Essays, die Schirach für den Spiegel geschrieben hatte, in dem Band Die Würde ist antastbar. Das Buch stieg auf Platz 2 der Bestseller-Liste des Spiegels ein. Die Rezensionen waren positiv. Im NDR hieß es, Schirachs „Ringen um klaren Ausdruck, die schnörkellosen Sätze sind der rhetorische Beweis für die Klarheit seiner Gedanken“,[34] die Hannoversche Allgemeine nannte die Texte „über den Tag hinaus gültig“.[35] In einem Interview mit dem Standard erklärte Schirach, er möge den Begriff „Intellektueller“ nicht, er habe nur ein paar Dinge aufgeschrieben, die ihm durch den Kopf gingen. „Tatsächlich ist es nur mein Unbehagen – die Welt scheint zu kompliziert für mich geworden zu sein, vieles verstehe ich einfach nicht.“ In demselben Interview sagte Schirach, er habe gerade ein Theaterstück fertiggestellt, über dessen Film- und Aufführungsrechte verhandelt werde.[36]

„Die Herzlichkeit der Vernunft“

Im Oktober 2017 veröffentlichten Alexander Kluge und Ferdinand von Schirach einen Gesprächsband mit dem Titel "Die Herzlichkeit der Vernunft". Das Buch enthält fünf Gespräche über Sokrates, Voltaire, Kleist, Politik und Schirachs Theaterstück TerrorDie literarische Welt druckte vorab das Gespräch über Sokrates mit Modeaufnahmen von Karl Lagerfeld, was die gesamte Ausgabe des gedruckten Einlegers einnahm.[37] In einem Interview mit dem Deutschlandfunk erklärte Schirach, das Buch sei dadurch entstanden, dass Kluge und er in den vergangenen Jahren mehrere Filminterviews und eine Reihe von Gesprächen aufgezeichnet haben.[38]

Theater

Im Januar 2014 wurde bekannt, dass Schirach an einem Theaterstück schreibt.[39] Das Theaterstück Terror startete mit einer Doppeluraufführung am 3. Oktober 2015 am Deutschen Theater Berlin und am Schauspiel Frankfurt. Die Filmrechte wurden an die Moovie GmbH (Oliver Berben, Constantin) verkauft.[40] Ein unkonventionelles Stilelement des Werkes ist, dass am Schluss das Publikum als Jury fungiert, vergleichbar mit dem Stück „Night of January 16th“[41] von Ayn Rand. Die deutsche Bühne schrieb (in der Ausgabe vom September 2015) über das Stück: „Das bemerkenswerteste neue Stück der Spielzeit ist zweifellos Ferdinand von Schirachs Terror.“ Deutschlandradio Kultur bezeichnete das Stück als „Anstiftung zu einem moralischen Diskurs“[42], Die deutsche Bühne sprach von einer „genialisch sachlichen, fast kargen Sprache“[43] und die Süddeutsche Zeitung erklärte, dass es „kein Wunder“ sei, „dass die Theater geradezu gierig nach diesem Stoff greifen – als hätte ihn ein Friedrich Schiller der Gegenwart geliefert“ und nannte den „abgründigen Moralisten“ Ferdinand von Schirach den „erfolgreichsten Dramatiker dieser Spielzeit“.[44] Reinhard Tschapke urteilte für die Nordwest-Zeitung über die Aufführung des Oldenburgischen Staatstheaters: „Das ist kein Stück, sondern ein Ereignis.“[45] Der Norddeutsche Rundfunk produzierte aus dem Theaterstück ein Hörspiel unter der Regie von Ulrich Lampen.[46] Bisher fanden 56 Premieren des Stückes statt, darunter auf zahlreichen Bühnen in Österreich und der Schweiz. Premieren wurden auch in Japan und Venezuela gezeigt, weitere Aufführungen sind für Ungarn, Dänemark, Israel und USA angekündigt (Stand: November 2016). Der Gustav Kiepenheuer Bühnenvertrieb listet auf seiner Internetseite die Premieren und die weltweiten Abstimmungsergebnisse des Stückes auf.[47] Nach einer Meldung im Spiegel über eine Aufführung von Terror in China, ist Schirachs Theaterstück eines der „erfolgreichsten zeitgenössischen Bühnenstücke“, es sei in 60 Theater in elf Ländern bisher gezeigt und alleine in Deutschland 1.110 Mal aufgeführt worden.[48]

Verfilmungen

  • Die Constantin Film kaufte die Filmrechte an den Büchern Verbrechen und Schuld.[49]
  • Doris Dörrie drehte im Jahre 2012 nach einer Geschichte daraus den gleichnamigen Film Glück.[50]
  • Sechs der Kurzgeschichten aus dem Band Verbrechen wurden im April 2013 als Mini-Serie im ZDF unter dem Titel Verbrechen nach Ferdinand von Schirach gezeigt.[51][52] Produzent ist Oliver Berben.[53] Als erste deutschsprachige Drama-Serie wurde der Mehrteiler nach Taiwan verkauft, wo Schirachs Bücher Bestseller sind.[54] Die Serie wurde 2014 für den Grimme-Preis nominiert.[55]
  • Das ZDF kündigte im Mai 2013 an, auch Kurzgeschichten aus dem Band Schuld unter dem Titel Schuld nach Ferdinand von Schirach zu verfilmen.[56] Moritz Bleibtreu spielte in der sechsteiligen Serie die Hauptrolle.[57] Nach dem Vorbild von Netflix stellte das ZDF zum ersten Mal alle Folgen vor Ausstrahlung online in die Mediathek.
  • Im Juni 2016 wurde bekannt, dass Oliver Berben und das ZDF eine zweite Staffel aus dem Erzählungsband Schuld drehen. Moritz Bleibtreu wird erneut die Hauptrolle spielen.[58] Die vier neuen Folgen wurden ab dem 15. September 2017 im ZDF gesendet und zeitgleich komplett in der Mediathek veröffentlicht.[59]
  • Die ARD zeigte in Deutschland zusammen mit ORF2 in Österreich und SRF in der Schweiz, am 17. Oktober 2016 mit Terror – Ihr Urteil eine Verfilmung des Theaterstücks Terror, mit der Möglichkeit einer Abstimmung der Zuschauer. Es gilt als das bislang größte Live-Experiment im deutschsprachigen Fernsehen.[60] Die anschließende Talkshow hart aber fair zu dem Film im Ersten moderierte Frank Plasberg.[61] In Österreich wurden anschließend in der Sendung Am Schauplatz Gericht spezial Film und Abstimmung diskutiert.[62] In der Schweiz gab es dazu parallel ebenfalls eine nachfolgende Diskussionsrunde „Arena spezial“.[63] Thomas Fischer, Vorsitzender Richter am BGH, bezeichnete die Sendung in seiner Zeit-Kolumne als „Rechtsshow der billigsten Sorte“ und kritisierte, der Autor von Schirach verstehe vom Strafrecht nichts: „Er mag in seinen holzschnittartigen Kriminalgeschichten all die Mörder und Räuber umherschleichen lassen, wie er will, aber er sollte die Finger von ernsthaften Strafrechtsfragen lassen. Wer Rechtswidrigkeit und Schuld so verheerend durcheinanderbringt, sollte wahrlich keine Aufklärungsstücke über unzureichende Strafrechtsdogmatik verfassen“.[64] Der Medienrechtler Christian Schertz erklärte, dass die im Ansatz sicherlich berechtigte Kritik von Volljuristen wie dem „polternden“ Richter Fischer verkenne, dass es sich bei dem Film um Kunst handele. So wie die Satire massiv überzeichnen dürfe, dürfe der Schriftsteller oder Drehbuchautor mit Mitteln der Vereinfachung dramatisieren, um beim Zuschauer Emotionen hervorzurufen und ein intensiveres Nachdenken über Grundfragen des Seins anzustoßen. Es ginge darum, eine Diskussion zu elementaren Fragen anzutreten; das sei Schirach durch die kritisierte Vereinfachung gelungen und sei sicherlich auch sein Ziel gewesen.[65] Auch der ehemalige Richter am Bundesverfassungsgericht Udo Di Fabio erklärte im Heute-journal, das Bundesverfassungsgericht habe diesen Fall gerade nicht entschieden, sondern nur über die gesetzliche Grundlage geurteilt. Die Zuspitzung in Schirachs fiktivem Fall sei natürlich bewusst dramaturgisch gewählt, um den verfassungsrechtlichen Grenzfall darzustellen. Es werde durch das Theaterstück und den Film das Dilemma des Staates gezeigt, der die Bürger in dem Flugzeug und die Bürger im Stadion schützen müsse und das nicht gleichzeitig könne. Dieses Dilemma sei durch das Recht nicht eindeutig zu lösen. Die Verfassung sei ein offener Diskussionsprozess, man dürfe auch nach einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes darüber diskutieren, ob das Recht den moralischen Vorstellungen entspricht. Deshalb seien solche Zuschauervoten eine „spannende Äußerung des common sense“.[66] Nach einer Auswertung der Fachzeitung Blickpunkt Film war „Terror - Ihr Urteil“ der erfolgreichste ARD-Fernsehfilm des Jahres 2016.[67] Lars Kraume gewann mit dem Film den Deutschen Fernsehpreis 2017 für die beste Regie. Der Film wurde mit der Rose d’Or 2017 ausgezeichnet.[68]
  • Am 21. Dezember 2016 sendete die ARD den bereits 2014/15 gedrehten Film Der weiße Äthiopier (110 min). Darsteller: Jürgen Vogel, Paula Kalenberg Thomas Thieme Sayat Demissie, Regie Tim Trageser, Buch Heinrich Hadding. Dieser basiert auf der Kurzgeschichte Der Äthiopier des Bandes Verbrechen. Der Film gewann den Publikumspreis 2015 des Festivals des Deutschen Films und die Gold World Medal des New York Festivals.[69]

Breitenwirkung

Schirach veröffentlicht Texte im Spiegel. Kurzgeschichten Schirachs erschienen auch in der Süddeutschen Zeitung und der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Auch im Ausland sind Essays von Schirach erschienen, z. B. druckte die größte spanische Zeitung El País Schirachs Essay aus dem Spiegel Die Würde ist antastbar unter der Überschrift ¿Tortura salvadora? neben einem Interview ab.[70] In Japan, wo Schirachs Bücher Bestseller sind, wurden Verbrechen und Schuld am Tokyo Metropolitan Theater von dem bekannten Schauspieler Isao Hashizume in einer dramatisierten Fassung vorgetragen. Ferdinand von Schirach ist einer der wenigen deutschen Schriftsteller, die international erfolgreich sind. So wurde Der Fall Collini 2013 in England öfter verkauft als John Grishams letzter Roman.[71] In Japan wurde auf dem Grand-Prix für Internationale Kriminalliteratur der Kurzgeschichtenband Verbrechen nach Der Name der Rose auf Platz 2 der 100 besten Krimis aller Zeiten gewählt.[72] Im Juni 2015 wird der Roman Tabu in einer Theatertranskription im Tokyo Metropolitan Theater uraufgeführt.[73]

Vortrag und Musik

Die Stiftung Berliner Philharmoniker präsentierte am 16. Mai 2013 in Zusammenarbeit mit Ferdinand von Schirach eine neue Kammermusik-Serie: Plädoyer.[74]

Ferdinand von Schirach ist 2017 der Festredner der Salzburger Festspiele.[75]

Auszeichnungen

Werke (Auswahl)

Reden

Interviews und Gespräche

Artikel

  • Was übrig bleibt. In: Der Spiegel. Nr. 6, 2010, S. 136–137 (online8. Februar 2010).
  • Die Kunst des Weglassens. In: Der Spiegel. Nr. 15, 2010, S. 118–119 (online12. April 2010).
  • Kolumne Einspruch
    • Die Würde der Fürchterlichsten. In: Der Spiegel. Nr. 23, 2010, S. 124–125 (online7. Juni 2010).
    • Vergessene Gummistiefel. In: Der Spiegel. Nr. 27, 2010, S. 108–109 (online5. Juli 2010).
    • Reine Menschen, reine Luft. In: Der Spiegel. Nr. 31, 2010, S. 110–111 (online2. August 2010).
    • Verfahren als Strafe. In: Der Spiegel. Nr. 36, 2010, S. 154–155 (online6. September 2010).
    • Wahrheit und Wirklichkeit. In: Der Spiegel. Nr. 43, 2010, S. 152–153 (online25. Oktober 2010).
    • Zur Not ein Gesetz. In: Der Spiegel. Nr. 49, 2010, S. 150–152 (online6. Dezember 2010).
  • Die Bühne der Weimarer Republik. In: Der Spiegel. Nr. 33, 2011, S. 134–139 (online15. August 2011).
  • Du bist, wer du bist. In: Der Spiegel. Nr. 36, 2011, S. 140–142 (online5. September 2011).
  • Weil wir nicht anders können. In: Der Spiegel. Nr. 21, 2012, S. 130–132 (online21. Mai 2012).
  • Verstehen Sie das alles noch? In: Der Spiegel. Nr. 28, 2012, S. 133 (online9. Juli 2012).
  • Die Würde ist antastbar. In: Der Spiegel. Nr. 38, 2013, S. 138–141 (online16. September 2013).

Literatur

Einzelnachweise

  1. Verlagsgruppe Random House Bertelsmann: Vita Ferdinand von Schirach abgerufen am 3. September 2017
  2. https://www.munzinger.de/search/portrait/ferdinand+von+schirach/0/28301.html
  3. Ferdinand von Schirach: Eine Jugend im Jesuiten-Internat St. Blasien. In: Der Spiegel. Nr. 6, 2010, S. 136–137 (online8. Februar 2010).
  4. Uwe Wittstock: Was ist Schuld? Focus, 9. September 2013, abgerufen am 13. November 2013.
  5. Luchterhand Literaturverlag Vita Ferdinand von Schirach
  6. Markus Sehl: Rechtsbrüche, zu denen unsere Gesellschaft bereit ist. Legal Tribune Online, 12. Oktober 2013, abgerufen am 13. November 2013.
  7. Tobias Haberl: Es geht nicht um Einsamkeit, es geht um Distanz. Süddeutsche Zeitung Magazin, 14. September 2014, abgerufen am 9. September 2016.
  8. Georg Oswald: Aller Abgrund ist schwarz. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 25. Juli 2010, abgerufen am 25. Juli 2010.
  9. Uwe Wittstock: Weisheit und Blindheit der Gesetze. In: Die Welt. 31. Juli 2010, abgerufen am 2. August 2010.
  10. deutscher-hoerbuchpreis.de
  11. CONSTANTIN FILM sichert sich Filmrechte an Ferdinand von Schirachs Kriminalroman „Schuld“. Constantin Film, 30. September 2010, abgerufen am 30. September 2010.
  12. piper-verlag.de
  13. Jenny Hoch: Glasklare Geschichte von bestürzender Amoralität. Die Welt, 1. September 2011, abgerufen am 2. September 2011.
  14. Focus 36/2011, S. 98.
  15. Das Dreher-Gesetz. In: Die Zeit, Nr. 36/2011.
  16. Du bist, wer du bist. In: Der Spiegel. Nr. 36, 2011, S. 140–142 (online5. September 2011).
  17. 10/2011
  18. Einsetzung einer unabhängigen wissenschaftlichen Kommission beim Bundesministerium der Justiz zur Aufarbeitung der NS-Vergangenheit. Pressemitteilung des Bundesministeriums der Justiz vom 11. Januar 2012, abgerufen am 5. Juni 2012.
  19. Schirachs „Collini“ kommt in USA gut an. In: Börsenblatt des Deutschen Buchhandels. 16. Dezember 2013, abgerufen am 16. Dezember 2013.
  20. Der Fall Collini. WDR5, 8. März 2014, abgerufen am 24. Januar 2014.
  21. Der Fall Collini von Ferdinand von Schirach für den „Los Angeles Times Book Prize“ nominiert. In: Buchmarkt. 19. Februar 2014, abgerufen am 19. Februar 2014.
  22. Bestseller: Belletristik. In: Der Spiegel. Nr. 39, 2013, S. 147 (online21. September 2013).
  23. Matthias Matussek: Farbenlehre. In: Der Spiegel. Nr. 37, 2013, S. 140 (online).
  24. Focus, 37/2013.
  25. Lukas Zimmer: Ein Antiheld versinkt in sich selbst. Österreichischer Rundfunk am 11. September 2013, abgerufen am 14. September 2013.
  26. Ulrich Greiner: Der Mord, der keiner war. In: Die Zeit vom 8. September 2013, abgerufen am 8. September 2013.
  27. Hannes Hintermeier: Die Schönheit kennt keine Wahrheit. In: faz.net vom 13. Oktober 2013, zuletzt abgerufen am 31. Oktober 2013.
  28. Die Bestseller der Woche. In: Börsenblatt. 13. September 2013, abgerufen am 14. September 2013.
  29. Ferdinand von Schirach auch in Großbritannien erfolgreich. In: Buchmarkt. 13. Januar 2014, abgerufen am 25. Januar 2014.
  30. Christian House: The Girl Who Wasn’t There by Ferdinand von Schirach, review: ‘an effective mystery’. In: The Daily Telegraph. 29. Januar 2015, abgerufen am 31. Januar 2015.
  31. The Times vom 1. August 2015, Saturday Review, S. 19.
  32. Besuch in Japan: Schirach erkundet seine Fans. In: Berliner Morgenpost. 11. Juni 2015, abgerufen am 1. August 2015.
  33. NDR: Schirachs "Tabu" am Altonaer Theater. Abgerufen am 28. Februar 2017.
  34. Essays von Ferdinand von Schirach. NDR, 13. August 2014, archiviert vom Original am 17. August 2014; abgerufen am 22. August 2014.
  35. Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 11. August 2014.
  36. Der Leser ist der Richter. In: Der Standard. 9. August 2014, abgerufen am 22. August 2014.
  37. Alexander Kluge, Ferdinand von Schirach: Das Schöne ist ein komplizierter Begriff. In: Die WELT, Literarische Welt. 1. Oktober 2017, abgerufen am 20. Oktober 2017 (Teil 1 von 3).
  38. Interviewer Jan Drees: Die Vernunft ist vor allen Dingen menschenfreundlich. Deutschlandfunk, Büchermarkt, 19. Oktober 2017, abgerufen am 20. Oktober 2017.
  39. Leute, Leute. In: Hamburger Abendblatt. 2. Januar 2014, abgerufen am 21. Januar 2014.
  40. Ferdinand von Schirachs erstes Theaterstück startet gleichzeitig in Berlin und Frankfurt. In: Buchmarkt. 2. Mai 2015, abgerufen am 10. August 2015.
  41. Night of January 16th. In: Wikipedia.org. Abgerufen am 22. Februar 2017.
  42. Natascha Pflaumbaum: Anstiftung eines moralischen Diskurses. Deutschland Radio Kultur, 3. Oktober 2015, abgerufen am 4. Oktober 2015.
  43. Dialogkritik zur Doppel-Uraufführung. In: Die Deutsche Bühne. 3. Oktober 2015, abgerufen am 4. Oktober 2015.
  44. Ein Dilemma, moralisch wie dramatisch. In: Süddeutsche Zeitung. 4. Oktober 2015, abgerufen am 4. Oktober 2015.
  45. Reinhard Tschapke, Darum ist Schirachs „Terror“ das Stück der Saison. Artikel in der Nordwest-Zeitung vom 22. Februar 2016. Abgerufen am 22. Februar 2016.
  46. „Terror“: NDR Hörspiel nach dem gleichnamigen Theaterstück von Ferdinand von Schirach
  47. Gustav Kiepenheuer Bühnenvertrieb, „Terror“
  48. Der Spiegel 28/2016
  49. Katja Wirz: Constantin Film sichert sich Filmrechte an Ferdinand von Schirachs Besteller-Erzählband. Constantin Film, 28. Februar 2010, abgerufen am 22. März 2010.
  50. Katja Wirz: GLÜCK Doris Dörrie verfilmt erste Geschichte aus Ferdinand von Schirachs Bestseller-Erzählband „Verbrechen“. Constantin Film, 7. September 2010, abgerufen am 7. September 2010.
  51. Schirachs Fälle gehen im ZDF in Serie. In: B.Z., 30. Juni 2011.
  52. Bestseller „Verbrechen“ Schirach – Kurzgeschichten in Kino und TV. Spiegel Online, 6. Juli 2011, abgerufen am 14. Juli 2011.
  53. VERBRECHEN, nach Ferdinand von Schirach, abgerufen am 22. Februar 2013.
  54. Verbrechen nach Ferdinand von Schirach erobert Taiwan, abgerufen am 21. Oktober 2013.
  55. Grimme-Preis Nominierungen Fiktion abgerufen am 31. Januar 2014.
  56. ZDF und Berben verfilmen auch von Schirachs „Schuld“, abgerufen am 25. Mai 2013.
  57. Bleibtreu spielt in Schirach-Verfilmung mit (Memento vom 15. Oktober 2014 im Internet Archive) Stern vom 14. Oktober 2014.
  58. DWDL.de GmbH: ZDF: Bleibtreu für „Schuld“ wieder vor der Kamera – DWDL.de. In: DWDL.de. Abgerufen am 17. Juni 2016.
  59. DWDL.de GmbH: ZDF zeigt zweite "Schuld"-Staffel ab Mitte September – DWDL.de. In: DWDL.de. Abgerufen am 31. August 2017.
  60. Schirachs „Terror“: Das größte Live-Experiment im deutschen TV, abgerufen am 1. Mai 2016.
  61. Spiegel Online: „Terror“ in der ARD: Im Namen des Fernsehvolkes. Abgerufen am 1. Mai 2016.
  62. ORF-Themenabend „Terror – Ihr Urteil“: Die Fernsehzuschauer werden zu Geschworenen In: tv.orf.at, abgerufen am 27. Dezember 2016
  63. Arena Spezial: Der Auftakt In: srf.ch, 17. Oktober 2016, abgerufen am 27. Dezember 2016
  64. Thomas Fischer: „Terror“ – Ferdinand von Schirach auf allen Kanälen!, Zeit Online vom 18. Oktober 2016
  65. Christian Schertz: – Medienrechtler fordert mehr juristisches Fernsehen Der Tagesspiegel vom 19. Oktober 2016
  66. „Moral und Recht sind nicht identisch“ (ZDF heute-journal vom 18.10.2016) In: www.youtube.com
  67. Blickpunkt:Film - TV Movie des Jahres
  68. Rose d'Or für Terror
  69. Gewinnerliste auf der Website des Festivals.
  70. Amelia Castilla: El crimen y la culpa, según Von Schirach. El País, 7. Dezember 2013, abgerufen am 9. Dezember 2013.
  71. Bernadine Racoma: Demand for Translated Foreign Books Increases in the UK. DayNews, 28. August 2014, abgerufen am 1. September 2014.
  72. Te Yi Awards, abgerufen am 15. Oktober 2014.
  73. parco-play.com: TABU, abgerufen am 16. Februar 2015.
  74. Plädoyer – Dürfen wir töten? Abgerufen am 18. Mai 2013.
  75. STANDARD Verlagsgesellschaft m.b.H.: Salzburger Festspiele: Ferdinand von Schirach hält Eröffnungsrede. In: derStandard.at. (derstandard.at [abgerufen am 17. April 2017]).
  76. Prix littéraires : les sélections des prix Médicis. Le Monde, 13. September 2011, abgerufen am 7. November 2016.
  77. Marei Mentlein: Großer Preis der Buchhändler für „Verbrechen“. Goethe-Institut Japan, Mai 2012, abgerufen am 23. November 2012.
  78. Schirach räumt ab. Börsenblatt, 9. April 2014, abgerufen am 9. April 2012.
  79. Ils sont toujours en piste pour le Médicis. Le Figaro, 13. September 2016, abgerufen am 7. November 2016.
  80. Ferdinand von Schirachs "Terror" erhält Romy auf kurier.at, abgerufen am 19. April 2017
  81. Es geht um’s Prinzip. Deutschlandradio Kultur, 11. August 2014, abgerufen am 22. August 2014.