Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 8. März 2023 um 10:14 Uhr durch HorstKMahler (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft wurde von Reichspräsident Paul von Hindenburg zum Gedenken an Goethes 100. Todestag am 22. März 1932 gestiftet. Die silberne Medaille wurde in zwei Versionen verliehen: von März 1932 bis Juni 1934 durch Paul von Hindenburg in einer von Waldemar Raemisch gestalteten Version. Die Vorderseite trägt die Aufschrift „Für Kunst und Wissenschaft gestiftet im Goethejahr 1932. Der Reichspräsident“, die Rückseite zeigt ein Goethebildnis. Mit einem Durchmesser von 62 mm (ab 1938 69,5 mm) war sie nicht zum Tragen bestimmt. Die nationalsozialistische Version, verliehen von Adolf Hitler von November 1934 bis Dezember 1944, zeigte auf der Vorderseite das Porträt Goethes und auf der Rückseite den Reichsadler mit Hakenkreuz-Kranz, sowie die Aufschrift „Für Kunst und Wissenschaft“. Insgesamt wurde die Medaille an 601 Personen verliehen.

Ursprünglich gedacht als Anerkennung für Personen, die sich um die Goethe-Feier 1932 in Weimar verdient gemacht hatten, wurde die Goethe-Medaille von Hindenburg an eine Vielzahl Künstler, Wissenschaftler, Beamte und Politiker verliehen.

Unter den ersten Empfängern der Medaille waren Reichskanzler Heinrich Brüning und die Nobelpreisträger Gerhart Hauptmann und Thomas Mann. Ab April 1932 folgten Max Planck, Nicholas Murray Butler, André Gide, Knut Hamsun, Verner von Heidenstam, Guglielmo Marconi, Albert Schweitzer, Fritz Haber, Albrecht Penck und Richard Willstätter. Etwa ein Viertel der bis 1934 mit der Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft Ausgezeichneten waren Ausländer. Frauen wurden zeittypisch wenig berücksichtigt; u. a. Anna Bahr-Mildenburg, Hedwig Bleibtreu, Agnes Bluhm, Ricarda Huch, Isolde Kurz, Agnes Miegel, Ina Seidel, Feodora von Sachsen-Weimar, Enrica von Handel-Mazzetti, Lulu von Strauß und Torney und die türkische Schriftstellerin und Übersetzerin Seniha Bedri Göknil (1901–1973) wurden für würdig befunden.

Verleihung durch Paul von Hindenburg

Bis zu Hindenburgs Tod im August 1934 wurden 195 Personen mit der Medaille ausgezeichnet: 160 Personen von März 1932 bis Januar 1933 und 35 Personen von Februar 1933 bis Juni 1934. Bis Januar 1933 waren mindestens elf Deutsche jüdischer Herkunft von Hindenburg mit der Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft ausgezeichnet worden, etwa Adolph Goldschmidt zum 70. Geburtstag am 15. Januar 1933.[1] Die letzte Verleihung der Medaille in Hindenburgs Namen datiert auf den 19. Juni 1934.[2]

Verleihungen nach Jahr:

  • 1932 – 155
  • 1933 – 31
  • 1934 – 9

Verleihung durch Adolf Hitler

Vorderseite einer Goethe-Medaille. Inschrift: Gestiftet vom Reichspräsidenten von Hindenburg 1932

Nach der Übernahme der Funktionen des Reichspräsidenten verlieh Hitler ab November 1934 die Medaille in geänderter Form. Ab 1934 wurde die Verleihung der Medaille im Allgemeinen auf hohe Geburtstage oder sonstige wichtige Gedenktage beschränkt. Politisch Unliebsame und Juden im Sinne der Nürnberger Gesetze wurden nicht mehr berücksichtigt. Insgesamt wurde diese Version an 406 Personen verliehen. In den Kriegsjahren verlor die Medaille durch immer häufigere Verleihung ihre ursprüngliche Reputation. Die letzte Verleihung erfolgte im Dezember 1944.

Rückseite einer Goethe-Medaille. Inschrift: Goethe

Verleihungen nach Jahr:

  • 1934 – 2
  • 1935 – 9
  • 1936 – 8
  • 1937 – 18
  • 1938 – 18
  • 1939 – 35
  • 1940 – 52
  • 1941 – 62
  • 1942 – 66
  • 1943 – 69
  • 1944 – 67

Weitere Träger (Auswahl)

1932 (am 18. März)

1932 (nach dem 18. März/Auswahl)

1933 (Auswahl)

1934 (bis 19. Juni Paul von Hindenburg/Auswahl)

1934 (ab 6. November Adolf Hitler)

1935

1936

1937

1938

1939

1940

1941

1942

1943

1944/Auswahl

Andere Goethe-Ehrungen

Die Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft ist nicht zu verwechseln mit der Goldenen Goethe-Medaille der Weimarer Goethe-Gesellschaft, der Goethe-Medaille des Goethe-Instituts, dem Goethepreis der Stadt Frankfurt, der Goetheplakette der Stadt Frankfurt am Main oder der Goethe-Plakette des Landes Hessen.

Literatur

  • Kurt-G. Klietmann: Staatlich-Zivile Auszeichnungen. Weimarer Republik und Drittes Reich. Motorbuch, Stuttgart 1990, ISBN 3-613-01300-2.
  • Hartmut Heyck: Goethe – Hindenburg – Hitler. Die Entstehungs- und Verleihungsgeschichte der Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft (1932–1944) mit den Namen von 600 Empfängern. Selbstverlag, Gloucester 2009, ISBN 978-0-9812182-1-2.

Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. Adolph Goldschmidt: Lebenserinnerungen. Hrsg. von Marie Roosen-Runge-Mollwo. Berlin 1989, S. 342.
  2. Beschreibung der ursprünglichen Goethemedaille
  3. Hermann Otto Hoyer wurde in der Aufstellung 2009 von Hartmut Heyck nicht berücksichtigt
  4. Gerold Rüdiger Heckert: Odontologie im numismatischen Spiegel. Ein Beitrag zur Geschichte der Zahnheilkunde, Dissertation, Justus-Liebig-Universität Gießen 2006, Biographie Sobottas mit Dokumenten zur Verleihung der Goethe-Medaille auf S. 94–101, online Teil 1 2 3 (PDF-Dateien, 9,17, 6,95 und 8,63 MB)