Sparneck

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Wappen Deutschlandkarte
Sparneck
Deutschlandkarte, Position des Marktes Sparneck hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 50° 10′ N, 11° 51′ OKoordinaten: 50° 10′ N, 11° 51′ O
Bundesland: Bayern
Regierungsbezirk: Oberfranken
Landkreis: Hof
Verwaltungs­gemeinschaft: Sparneck
Höhe: 563 m ü. NHN
Fläche: 16,36 km2
Einwohner: 1573 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 96 Einwohner je km2
Postleitzahl: 95234
Vorwahl: 09251
Kfz-Kennzeichen: HO, MÜB, NAI, REH, SAN
Gemeindeschlüssel: 09 4 75 174
Marktgliederung: 12 Ortsteile
Adresse der
Marktverwaltung:
Marktplatz 4
95234 Sparneck
Website: www.sparneck.de
Bürgermeister: Gerhard Loy (SPD-Wahlgemeinschaft)
Lage des Marktes Sparneck im Landkreis Hof
KarteSchwarzenbach an der SaaleZell im FichtelgebirgeWeißdorfTrogen (Oberfranken)TöpenStammbachSparneckSelbitz (Oberfranken)Schwarzenbach am WaldSchauensteinRehauRegnitzlosauOberkotzauNailaMünchbergLichtenberg (Oberfranken)KonradsreuthKöditzIssigauHelmbrechtsGeroldsgrünGattendorf (Oberfranken)FeilitzschDöhlauBerg (Oberfranken)Bad StebenLandkreis KronachHof (Saale)Landkreis Wunsiedel im FichtelgebirgeLandkreis KulmbachLandkreis BayreuthMartinlamitzer Forst-NordGeroldsgrüner ForstGerlaser ForstForst Schwarzenbach a.WaldSachsenThüringenTschechien
Karte
Vorlage:Infobox Gemeinde in Deutschland/Wartung/Markt

Sparneck ist ein Markt im oberfränkischen Landkreis Hof und Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Sparneck.

Geographie

Geographische Lage

Der Markt Sparneck liegt auf einer durchschnittlichen Höhe von 560 m ü. NN im Pfarrbachtal, das den Großteil des Gemeindegebiets bildet. Die (Sächsische) Saale durchquert dieses Tal in nördlicher Richtung. Im Süden erhebt sich der 877 Meter hohe Große Waldstein, an dessen Westhang die Saale entspringt. Der Waldstein-Gebirgszug, zu dem auch der südöstlich des Ortes gelegene Kleine Waldstein zählt, bildet die natürliche Grenze zum Landkreis Wunsiedel.

Durch Sparneck führt der Jean-Paul-Weg, ein markierter und ausgeschildeter Wanderweg zu Ehren des Dichters Jean Paul Friedrich Richter (1763–1825). Auf den zum Ort gehörenden Flächen gibt es drei Naturdenkmäler: die Felsengruppe Kleiner Waldstein, einen im selben Wald befindlichen Weidenbrunnen und eine Buche in unmittelbarer Nähe des ehemaligen Waldhotels Heimatliebe.

Nachbargemeinden

Größere Nachbarorte sind – im Uhrzeigersinn im Norden beginnend – der Markt Weißdorf, die Stadt Kirchenlamitz, das gemeindefreie Gebiet Weißenstadter Forst-Nord (beide im Landkreis Wunsiedel), der Markt Zell und die Stadt Münchberg.

Gemeindegliederung

Der politische Gemeinde Sparneck besteht offiziell[2] aus den 12 Ortsteilen

  • Brandenstumpf
  • Einöden
  • Germersreuth
  • Grohenbühl
  • Immerseiben
  • Immershof
  • Reinersreuth
  • Rohrmühle
  • Saalmühle
  • Sparneck
  • Stockenroth
  • Ziegelhütte

Geschichte

Namensentwicklung

Die erste Beurkundung Sparnecks lässt darauf schließen, dass eine Burg erbaut wurde und sich die Besitzer, die Herren von Sparneck, nach ihr benannten. Die Burg wurde allerdings erst 1298 urkundlich erwähnt. Die frühe Bezeichnung des Adelsgeschlechts als Sparrenhecke leitet sich von den roten und silbernen Sparren ab, die das Wappen von Sparneck zieren. Der Zusatz hecke oder eck weist darauf hin, dass sich die Burg auf einem Bergsporn befand.

Die Zeit der Herren von Sparneck

Der Geschichte des Markes Sparneck ist mit dem des gleichnamigen Adelsgeschlechts, den Herren von Sparneck verbunden. Der Ort Sparneck erscheint erstmals in einer Urkunde vom 10. November 1223, als Rüdiger von Sparneck (Rudegerus de Sparrenhecke), sein Bruder Arnold von Sparnberg und Rüdigers Söhne als Zeugen bei einem Gerichtstag in Eger auftraten. Ihr Besitz reichte bis ins Egerland. Sie besaßen die Hohe Gerichtsbarkeit, die ihnen erlaubte, auch die Todesstrafe zu verhängen. Als der böhmische König im Jahr 1355 zum deutschen Kaiser Karl IV. gekrönt wurde, rückte das europäische Machtzentrum in ihre unmittelbare Nähe. Die Sparnecker verstanden es, ihren Besitz unter böhmische Lehenshoheit zu stellen. Dieser Umstand könnte dazu geführt haben, dass das Sparnecker Schloss beim Hussiteneinfall 1430 verschont blieb, während viele andere Burgen zerstört wurden. Auch den Bayerischen Krieg (1459–1463) überstand es unversehrt.

Nachdem die Sparnecker Ritter während des 14. Jahrhunderts mit den mächtigen Burggrafen von Nürnberg zu kämpfen hatten, die ihr Gebiet kontinuierlich vergrößerten, verkauften sie im Jahr 1373 mit Münchberg und 19 weitere Dörfer einen großen Teil ihres Besitzes. Als die Sparnecker Ritter Thomas von Absberg erlaubten, seine Gefangenen im Verlies auf dem Waldstein zu verstecken, gerieten sie ins Visier des Schwäbischen Bundes, ein Zusammenschluss von fränkischen und schwäbischen Reichsständen. Dieser setzte sich mit 10.000 Fußknechten, 1000 Reitern, 40 Geschützen, 100 schweren Büchsen und 900 Zentnern Schießpulver in Bewegung, um 23 Raubschlösser zu zerstören. Er schlug am 8. Juli 1523 sein Lager in Sparneck auf, was in einem Wandereisen-Holzschnitt dokumentiert ist. Am 10. Juli wurden die Schlösser Sparneck und Gattendorf zerstört, am 11. Juli die Burg auf dem Waldstein und die Uprode, am 12. Juli 1523 das Wasserschloss in Weißdorf gesprengt. Sämtliche Bewohner waren vorher geflohen. Die Sparnecker haben sich nie mehr von diesem schweren Schlag in ihrem Kernland erholt. Trotzdem dauerte es 40 weitere Jahre, bis die Sparnecker endgültig enteignet wurden. Der letzte Sparnecker starb 1744 im Schloss Bernstein bei Wunsiedel.

siehe auch: Sparneck (Adelsgeschlecht)

Sogenannter Wandereisen-Holzschnitt von 1523, vorne der brennende Rittersitz, links im Hintergrund das Klostergebäude, daneben die Klosterkirche, heute Chorraum von St. Veit

Hohenzollern, Preußen, Franzosen und Bayern

Nach der Zerstörung der sechs Sparnecker Schlösser war 1563 für den Markgrafen Georg Friedrich der Weg für die endgültige Übernahme des Sparnecker Gebietes frei. Die Markgrafen teilten ihren wachsenden Herrschaftsbereich in das Oberland und das Niederland ein. Im Stockenrother Schloss wurde ein Amt eingerichtet, das mit der Verwaltung betraut wurde. Um 1680 wurden die Ämter Münchberg, Stockenroth und Hallerstein zu einem Oberamt mit Sitz in Stockenroth zusammengefasst. 1731 verlegte der Amtmann Johann Georg Hartung seinen Wohnsitz nach Sparneck zurück in das Amtshaus, das er auf den Ruinen des ehemaligen Schlosses erbauen ließ. Sein Schwiegersohn Johann Siegmund Friedrich Feez erbaute 1763 ein neues Amtshaus, das Feezsche Amtshaus, in dem sich gegenwärtig die Dorfbäckerei befindet. Das Stockenrother Schloss wurde 1762 abgerissen, das Oberamt Münchberg-Stockenroth-Hallerstein 1779 aufgelöst und nach Hof verlagert. Als Markgraf Karl Alexander auf die Fürstentümer Ansbach und Bayreuth verzichtete, kamen sie unter preußische Herrschaft (1792–1806). Freiherr von Hardenberg führte im Jahre 1797 eine Verwaltungsreform durch und gliederte das Fürstentum Bayreuth in sechs Kreise. Münchberg wurde Sitz eines Kammeramtes als Untergliederung im Kreis Hof. Weiterhin wurden innerhalb dieses Kammeramtes 14 Steuerdistrikte eingeführt, wobei Zell erstmals von Sparneck abgetrennt wurde.

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Eine turbulente Phase begann mit dem Vierten Koalitionskrieg unter Napoleon Bonaparte. Seine Truppen erreichten am 8. Oktober 1806 Sparneck. Nach der preußischen Niederlage wurde in Bayreuth ein französischer Militärgouverneur eingesetzt. Es folgte der Krieg Österreichs gegen Frankreich im Fünften Koalitionskrieg, der mit einer kurzen Besetzung im Jahr 1809 endete. Durch den erfolgreichen Gegenschlag der Franzosen und dem Frieden von Schönbrunn hatten die Franzosen das Gebiet wieder unter Kontrolle. Am 30. Juni 1810 übergab Frankreich die ehemals preußischen Provinzen Ansbach und Bayreuth dem Königreich Bayern, das sie für 15 Millionen Francs von Napoleon gekauft hatte. Damit war die heutige politische Struktur geschaffen. 1817 erfolgte eine Neugliederung Bayerns in acht sogenannte Kreise (die späteren Regierungsbezirke). Der Obermainkreis mit Sitz in Bayreuth nannte sich ab 1837 Oberfranken. Anfänge zur Selbstverwaltung der Bezirke gab es seit 1829. Deren Struktur wurde zuletzt bei der Gebietsreform im Jahre 1972 geändert. Dabei verschwand der ehemalige Landkreis Münchberg und wurde dem Kreis Hof zugeschlagen. Die Feingliederung in Kommunen mit Selbstverwaltungsrechten folgte dem Gemeindeedikt von 1818. Sparneck und Zell wurden zu getrennten Landgemeinden. Diese Einteilung wurde zuletzt anlässlich der Gemeindegebietsreform von 1978 verändert. Seither bilden Sparneck und Weißdorf eine Verwaltungsgemeinschaft mit Sitz in Sparneck.

Heutiger Zustand des ehemaligen Amtshauses, erbaut auf Resten des Sitzes der von Sparneck

Das Schloss

Das Sparnecker Schloss war der Stammsitz der Herren von Sparneck. Nachdem das Schloss am 10. Juli 1523 vom Schwäbischen Bund zerstört worden war, wurde es nicht mehr aufgebaut. Die Trümmer lagen 200 Jahre auf dem Schlossplatz und wurden später von den Bewohnern der angrenzenden Gebäude als Baumaterial verwendet. Im Jahr 1724 entdeckte der ehemalige Amtmann Johann Georg Hartung, dass die Keller des Schlosses noch weitgehend in Ordnung waren, und überbaute sie mit einem Amtshaus. Dieses Gebäude blieb erhalten und soll zu einem Haus der Geschichte umgebaut werden.

Kirche und Kloster

Evangelische Kirche St. Vitus
Katholische Kirche

Friedrich von Sparneck gilt als Stifter und Erbauer eines Klosters in Sparneck, das von den Karmeliten unterhalten wurde. Die evangelische Kirche St. Vitus ist aus der Klosterkirche hervorgegangen.

Politik

Gemeinderat

Der Gemeinderat des Marktes besteht aus zwölf Mitgliedern. Nach der Kommunalwahl 2008 setzt er sich wie folgt zusammen:

Bürgermeister

Der gegenwärtige Bürgermeister Gerhard Loy wurde im Jahr 2008 mit 86,00 Prozent der Stimmen im Amt bestätigt.[3]

Wappen

Wappen von Sparneck

Auf einem blauen Schild in symmetrischer Weise zwei symbolisierte Flügel und darauf zwei Sparren, die aus dem Wappen der Familie von Sparneck übernommen wurden.

Verwaltungsgemeinschaft

Die Gemeinde Sparneck ist Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Sparneck. Neben Sparneck gehört die Nachbargemeinde Weißdorf dazu.

Wirtschaft und Infrastruktur

Geschichte des Handwerks und der Industrie

Lokomotive am ehemaligen Sparnecker Bahnhof

Bergbau wurde in der Gegend von Sparneck bereits im 15. Jahrhundert betrieben. Am Tiefenbach und an der Hohenreuth fand man Kupfer, Eisen, Silber und etwas Gold. Die Blüte des Bergbaus lag in der Markgrafenzeit. Später erwies sich die Förderung als unwirtschaftlich. Neben der Landwirtschaft war es vor allem das Handwerk, das den Lebensunterhalt immer größerer Teile der Bevölkerung sicherte. In der Gegend weit verbreitet waren die Leinen- und Barchentweber, die ihre Produkte meist in mühevoller Heimarbeit herstellten.

Um 1800 wurde im ehemaligen Hartung’schen Amtshaus eine Färberei eingerichtet. Eine Phase der Industrialisierung setzte am Ende des 19. Jahrhunderts mit den Reinersreuther Granitwerken sowie zwei Webereien und einer Strohhülsenfabrik ein. Ein privates Elektrizitätswerk lieferte am Anfang des 20. Jahrhunderts in 32 umliegende Ortschaften Strom. Der Bau einer Lokalbahn von Münchberg nach Zell über Weißdorf, Sparneck und Reinersreuth förderte die wirtschaftliche Entwicklung der Region beträchtlich. Der Bahnbetrieb wurde 1971 wieder eingestellt. Nach dem Zweiten Weltkrieg sorgte vor allem wieder die Textilindustrie für den industriellen Aufschwung. Eine Färberei und Appreturanstalt, die aus dem thüringischen Weida stammte, beschäftigte zeitweise über 400 Personen. Je eine Reißwollfabrik, Stickerei, Wirkerei und Heimtextilienmanufaktur kamen hinzu.

Geschichte des Postwesens

1868 wurde in Sparneck eine Postablage eingeführt, am 1. April 1886 eine königliche Postexpedition eröffnet und erstmals eine einspännige Postkutsche zwischen Sparneck und Münchberg eingesetzt. 1890 wurde eine Telegrafenstation mit Telefonanschluss eingerichtet und 1898 in eine Postagentur umgewandelt. Ein Pferdeomnibus löste am 1. Juli 1890 die Postkutsche ab, der Poststall wurde aufgegeben. Durch die Eröffnung der Bahnstrecke Münchberg–Zell 1902 verlagerte sich auch der Postverkehr auf die Schienen.[4][5]

Mühlteichplatz
Heimatliebe

Öffentliche Einrichtungen

  • Evangelischer Kindergarten
  • Schulhaus Sparneck
  • Postfiliale
  • Freizeitanlage Sparneck
  • Kinderspielplatz Stockenroth

Persönlichkeiten

  • Karl Slevogt (1876–1951), Konstrukteur, Rennfahrer, Automobilpionier

Siehe auch

Literatur

  • Dietmar Herrmann: Lexikon Fichtelgebirge - Bayerisches Vorgtland, Steinwald, Bayreuther Land. Ackermann Verlag. Hof 2000. ISBN 3-929364-18-2. S.636-639.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Genesis Online-Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Statistik Tabelle 12411-003r Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Gemeinden, Stichtag (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. http://www.bayerische-landesbibliothek-online.de/orte/ortssuche_action.html?val=1241&attr=590&modus=automat&tempus=20100925/182439&hodie=20100925/210256
  3. Wahlergebnis der Bürgermeister, Kommunalwahl 2008
  4. MHZ, 18./19. November 1987, Sonderbeilage zum 150-jährigen Jubiläum der Zeitung, S. 63.
  5. Artur Nittel: Postorte und Poststempel aus dem Kreise Münchberg. In: MÜBRIA 1969. 1969, S. 25.

Anmerkungen