Musikjahr 1738

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Weitere Ereignisse

Dieser Artikel behandelt das Musikjahr 1738.

Musikjahr 1738
Scarlatti
Scarlatti
Domenico Scarlatti, porträtiert von Domingo Antonio Velasco. Das einzige erhaltene Porträt Scarlattis stammt aus der Zeit um 1738 und wurde vermutlich anlässlich seiner Ernennung zum Ritter des Ordens von Santiago gemalt.

Ereignisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Johann Sebastian Bach[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Johann Sebastian Bach ist seit dem 30. Mai 1723 Thomaskantor und musikalischer Leiter der Thomaskirche in Leipzig. Außerdem hat er 1729 die Leitung des 1701 von Georg Philipp Telemann gegründeten Collegium musicum übernommen. Durch die zusätzliche Leitung des Kollegiums erweitert er seine Wirkungsmöglichkeiten im Leipziger Musikleben beträchtlich. Mit diesem studentischen Ensemble führt er deutsche und italienische Instrumental- und Vokalmusik auf, darunter seine eigenen in Weimar und Köthen entstandenen Konzerte. Die Konzerte finden ein- bis zweimal pro Woche im Zimmermannischen Caffee-Hauß (1943 kriegszerstört) oder im dazugehörigen Garten statt.
  • 28. April: Johann Sebastian Bach führt seine in Leipzig komponierte Kantate Willkommen, ihr herrschenden Götter der Erden (BWV Anhang 13) als Huldigung für das Königspaar und auf die bevorstehende Vermählung von Karl III. mit Maria Amalia erstmals auf. Der Text stammt von Johann Christoph Gottsched (auch Picander genannt).
  • 24. Juni: Uraufführung der geistlichen Kantate Freue dich, erlöste Schar (BWV 30).
  • Johann Sebastian Bach veröffentlicht seine Vorschriften und Grundsätze zum vierstimmigen spielen des General-Bass oder Accompagnement für seine Scholaren in der Music. Darin formuliert Bach eine prägnante Definition des Generalbass:

„Der General Bass ist das vollkommste Fundament der Music welcher mit beyden Händen gespielet wird dergestalt das die lincke Hand die vorgeschriebene Noten spielet die rechte aber Con- und Dissonantien darzu greifft damit dieses eine wolklingende Harmonie gebe zur Ehre Gottes und zulässiger Ergötzung des Gemüths und soll wie aller Music, also auch des General-Basses Finis und End-Ursache anders nicht, als nur zu Gottes Ehre und Recreation des Gemüths seyn. Wo dieses nicht in Acht genommen wird, da ists keine eigentliche Music, sondern ein teuflisch Geplerr und Geleyer.“

Johann Sebastian Bach: Vorschriften und Grundsätze zum vierstimmigen Spielen des General-Bass oder Accompagnement 1738

Georg Friedrich Händel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Georg Friedrich Händel wohnt seit Juli/August 1723 in London in der 25 Brook Street und bewohnt hier bis zu seinem Tod im Jahr 1759 zwei Stockwerke. Nahezu alle Werke, die seit 1723 entstehen, werden in diesem Haus komponiert. Auch die Vorbereitungen der Aufführungen finden oft im Händelschen Dining Room statt.
Händel-Denkmal 1738, Vauxhall Gardens London, von Louis-François Roubiliac (heute im Victoria and Albert Museum präsentiert)

3. Januar: Der berühmte Kastrat Caffarelli, der einer Einladung von Georg Friedrich Händel gefolgt ist, singt bei der Uraufführung von dessen Oper Faramondo nach einer literarischen Vorlage von Apostolo Zeno am Kings’ Theatre die Titelrolle. Trotz wohlwollender Kritiken bringt es das Stück nur auf sieben Aufführungen und wird dann abgesetzt.

  • 25. Februar: Die Opera seria Alessandro Severo von Georg Friedrich Händel hat am Londoner Kings’ Theatre ihre Uraufführung. Die Titelrolle wird wiederum von Caffarelli gesungen. Das Stück floppt und kommt bis zum 30. Mai nur auf sechs Aufführungen und wird danach nicht mehr aufgeführt. Einzig das von Händel nach dem Bankrott seines Opernunternehmens für sich selbst organisierte und von seinen Freunden und Sängern dringend gewünschte vokale und instrumentale Benefizkonzert am 28. März ist mit nahezu 1300 Besuchern so überlaufen, dass man Sitz- bzw. Bankreihen auf der Bühne platzieren muss, und Händel deshalb reichliche Einnahmen zur Schuldendeckung erhält.
  • 15. April: Die Oper Serse von Georg Friedrich Händel, HWV 40, nach dem Stück Il Xerse von Nicolò Minato hat am Londoner Kings’ Theatre ihre Uraufführung. Auch dieses Stück wird schon nach fünf Aufführungen abgesetzt und danach fast 200 Jahre nicht mehr gespielt. Da Caffarelli Händels Musik nicht zusagt, und dieser ebenso wenig von der Interpretation durch den Sänger überzeugt ist, wird die Zusammenarbeit am Ende der Spielzeit wieder beendet.
  • Georg Friedrich Händel veröffentlicht bei John Walsh in London seine sechs Orgelkonzerte Nr. 1–6 op. 4 (HWV 289–294).
  • Zu Ehren von Georg Friedrich wird ihm in Vauxhall Gardens ein durch Louis-François Roubiliac geschaffenes lebensgroßes Denkmal errichtet.

Domenico Scarlatti[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Domenico Scarlatti ist der portugiesischen Prinzessin Maria Bárbara de Bragança, die er am Hofe des frommen und verschwendungssüchtigen Königs Johann V. in Lissabon kennengelernt und als Musiklehrer unterrichtet hatte, nach deren Heirat mit dem spanischen Thronfolger Don Fernando von Asturien (ab 1746 König Ferdinand VI.) nach Spanien gefolgt. Von Oktober 1730 bis 16. Mai 1733 war die Alcázares Reales in Sevilla seine feste Residenz und Wirkungsstätte. Danach zieht der Hof nach Norden in die Umgebung von Madrid, wo er je nach Jahreszeit abwechselnd in den Schlössern Buen Retiro, El Pardo, Aranjuez, La Granja und El Escorial weilt. Scarlatti steht vermutlich weiterhin in den „privaten“ Diensten von Maria Bárbara und scheint sich praktisch ausschließlich dem Cembalo und der Komposition seiner Sonaten zu widmen.
  • 21. April: Scarlatti legt im Kapuzinerkloster San Antonio del Prado mit Zustimmung des portugiesischen Königs Johanns V. die Gelübde als Ritter des Ordens von Santiago ab.

Georg Philipp Telemann[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Georg Philipp Telemann ist seit 1721 Cantor Johannei und Director Musices der Stadt Hamburg, eines der angesehensten musikalischen Ämter Deutschlands. In diesem Amt verpflichtet sich Telemann zur Komposition von zwei Kantaten wöchentlich und einer Passion pro Jahr, in späteren Jahren greift er allerdings bei seinen Kantaten auf frühere Werke zurück. Daneben komponiert er zahlreiche Musiken für private und öffentliche Anlässe, etwa für Gedenktage und Hochzeiten.
  • Außerdem hat Telemann für ein Jahresgehalt von 300 Talern die Leitung der Hamburgischen Oper am Gänsemarkt übernommen, die er bis zur Schließung des Hauses im Jahr 1738 innehat.
  • Mai: Georg Philipp Telemann kehrt von seiner vielbeachteten Parisreise nach Hamburg zurück. Nach Paris war er – einem langgehegten Wunsch folgend und eingeladen von Musikern Jean-Baptiste-Antoine Forqueray, Jean-Pierre Guignon und Michel Blavet – im Herbst 1737 aufgebrochen. Mit mehreren Aufführungen seiner Werke gelangt Telemann hier endgültig zu internationalem Ruhm. Als erster deutscher Komponist darf er sich am Concert Spirituel vorstellen.

Antonio Vivaldi[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weitere biografische Ereignisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Caffarelli folgt 1738 einer Einladung an das von Georg Friedrich Händel geleitete Haymarket Theatre in London, wo er in den Uraufführungen von Händels Opern Faramondo und Serse mitwirkt. Für Caffarelli schreibt Händel die berühmte Arie „Ombra mai fu“ aus Serse (allgemein als „Largo von Händel“ bekannt), dieser findet jedoch an Händels Musik wenig Geschmack (und Händel seinerseits keinen Gefallen an Caffarellis Interpretation). Da ihm auch England selbst nicht behagt, kehrt er nach Ende der Saison in seine Heimat zurück.
  • Farinelli, der seit 1737 In Spanien weilt, bleibt hier fast fünfundzwanzig Jahre (1737–1759). Sein Gesang wird von der Königin Elisabetta Farnese eingesetzt, um die schweren Depressionen von Philipp V. zu kurieren, so wie dies 40 Jahre zuvor schon der berühmte Sopranist Matteuccio für Karl II. getan hatte. Neun Jahre lang (bis zum Tode Philipps 1746) darf Farinelli nur noch für den König singen – dieser Rückzug aus einer öffentlichen Opernkarriere mit nur 32 Jahren trägt noch zu seinem Mythos bei. Laut einem Brief Farinellis vom 15. Februar 1738 an seinen Freund Graf Pepoli muss er „jeden Abend ... acht oder neun Arien vortragen. Nie gibt es eine Ruhepause“. Später schreibt Charles Burney mit Berufung auf Farinellis eigene Aussage, es seien immer dieselben 4 Arien gewesen, darunter Johann Adolph HassesPer questo dolce amplesso“ und „Pallido il Sole“ aus Hasses Artaserse, sowie ein Menuet (vielleicht Fortunate passate mie pene von Attilio Ariosti), „welche er nach Gefallen zu verändern“ pflegt, also mit sogenannten willkürlichen Verzierungen versieht.
  • Geminiano Giacomelli wird am 24. November 1738 als Nachfolger Tommaso Redis zum Kapellmeister der Santa Casa in Loreto ernannt, wo er bis zu seinem Tod 1740 tätig ist.
  • Antonia Maria Merighi kehrt erneut nach London zurück, um sowohl Händel-Opern-Premieren als auch Opern anderer Komponisten mitzugestalten. Zudem singt sie bei Händels Benefizkonzert im King’s Theatre.
  • Georg Reutter der Jüngere tritt die Nachfolge seines Vaters als erster Kapellmeister am Stephansdom an. In diesem Amt unterstehen ihm auch die Domsängerknaben.

Gründungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Uraufführungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bühnenwerke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Oper[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Oratorium[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Jean-Joseph FioccoLe profezie evangeliche di Isaia (1738)
  • Luca Antonio PredieriIl sacrificio d’Abramo, (Libretto von Francesca Menzoni-Giusti; Uraufführung in Wien)
  • Georg Philipp Telemann – O hilf Christe, Gottes Sohn (TWV 5:23)

Instrumentalmusik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Orchesterwerke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Flöte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Georg Philipp Telemann

  • 18 Canons Mélodieux (TWV 40:118–123)

Violine[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Violoncello[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tastenmusik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Cembalo[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Johann Sebastian Bach – Cembalokonzert Nr. 3 in D-Dur (BWV 1054)
  • Josse BoutmyPièces de clavecin, Livre 1
  • Domenico Scarlatti
    • Essercizi per Gravicembalo (K.1-30)
    • 42 Suites de Pièces pour le Clavecin (K.1-42)
  • Georg Philipp Telemann
    • Fugues légères & petits jeux (TWV 30:21–26)

Orgel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Georg Friedrich Händel – Orgelkonzerte Nr. 1–6 op. 4 (HWV 289–294)
  • Johann Gottfried WaltherHarmonisches Denck- und Danckmahl

Vokalmusik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geistlich[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weltlich[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Klavichord von Daniel Stråhle (1738)

Lehrwerke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Johann Sebastian Bach – Vorschriften und Grundsätze zum vierstimmigen spielen des General-Bass oder Accompagnement für seine Scholaren in der Music
  • Johann Philipp EiselMusicus autodidaktos oder der sich selbst informirende Musicus (Erfurt)
Orgel von Johann Ernst Döring, Kirchenburg Ostheim vor der Rhön

Instrumentenbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geboren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geburtsdatum gesichert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Genaues Geburtsdatum unbekannt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geboren um 1738[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gestorben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Turlough O’Carolan

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Portal: Musik – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Musik

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Musik 1738 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Opernlibretti 1738 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien