Schleiden

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Wappen Deutschlandkarte
Schleiden
Deutschlandkarte, Position der Stadt Schleiden hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 50° 32′ N, 6° 29′ OKoordinaten: 50° 32′ N, 6° 29′ O
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Regierungsbezirk: Köln
Kreis: Euskirchen
Höhe: 370 m ü. NHN
Fläche: 121,67 km2
Einwohner: 12.977 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 107 Einwohner je km2
Postleitzahl: 53937
Vorwahlen: 02445, 02444, 02485
Kfz-Kennzeichen: EU, SLE
Gemeindeschlüssel: 05 3 66 036
Stadtgliederung: 18 Stadtteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Blankenheimer Straße 2–4
53937 Schleiden
Website: www.schleiden.de
Bürgermeister: Ingo Pfennings (CDU)
Lage der Stadt Schleiden im Kreis Euskirchen
KarteBelgienRheinland-PfalzKreis DürenRhein-Erft-KreisRhein-Sieg-KreisStädteregion AachenBad MünstereifelBlankenheim (Ahr)Dahlem (Nordeifel)EuskirchenHellenthalKallMechernichNettersheimSchleidenWeilerswistZülpich
Karte
Stadtansicht von Schleiden
Schleiden, Kreisel mit Nationalparklogo

Schleiden ist eine Stadt in der Eifel im Kreis Euskirchen in Nordrhein-Westfalen. Das Stadtgebiet wird von Süden nach Norden von der Olef durchflossen. Schleiden war von 1829 bis 1971 Kreisstadt des Landkreises Schleiden.

Schleiden, Luftaufnahme (2015)

Stadtgliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Stadt gliedert sich in 18 Ortschaften (Einwohner mit Hauptwohnung, Stand September 2020):[2]

Ortschaft Einwohner
Berescheid 192
Broich 375
Bronsfeld 572
Dreiborn 988
Ettelscheid 275
Gemünd 3.868
Harperscheid 426
Herhahn 463
Kerperscheid 80
Morsbach 556
Nierfeld 451
Oberhausen 838
Olef 1.120
Scheuren 371
Schleiden 2.289
Schöneseiffen 424
Wintzen 85
Wolfgarten 209
Insgesamt 13.582

Nachbargemeinden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ort war im Mittelalter und der frühen Neuzeit Mittelpunkt einer Herrschaft, später der Grafschaft Schleiden, die selbst Bestandteil des Herzogtums Luxemburg war, ab 1441/43 im Rahmen der Niederlande (erst unter den Burgundern, dann den Habsburgern).

Nach der Teilung der Niederlande verblieb das Herzogtum Luxemburg mit Schleiden bei der spanischen Linie der Habsburger. Nach dem spanischen Erbfolgekrieg kam das Herzogtum Luxemburg, immer noch mit Schleiden, zur österreichischen Linie des Hauses Habsburg. Als das revolutionäre Frankreich 1794/95 die Österreichischen Niederlande eroberte, wurde das Herzogtum Luxemburg bald auf die drei Départements Forêts, Sambre-et-Meuse und Ourthe verteilt. Schleiden kam zum Département Ourthe (Hauptort Lüttich, fr. Liège). Beim Wiener Kongress 1815 wurden die früher luxemburgischen Gebiete östlich der Flüsse Our, Sauer und Mosel dem Königreich Preußen zugeteilt. Somit wurde Schleiden „preußisch“ und 1871 Teil des Deutschen Reiches, nachdem es zuvor über Jahrhunderte hinweg zum Herzogtum Luxemburg gehörte.

Die Kleinstadt Schleiden hat zwei bedeutende Humanisten hervorgebracht: Johannes Sleidanus sowie Johannes Sturm, auch als Ioannes Sturmius bekannt.

1944 fand in der Nähe die Schlacht bei Wahlerscheid statt.

Stadtgründung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Stadt Schleiden besteht seit dem 1. Januar 1972. Sie ist durch Zusammenschluss

  • der früheren Städte Gemünd und Schleiden,
  • der amtsfreien Gemeinde Dreiborn (ohne Einruhr und Hirschrott),
  • den amtsangehörigen Gemeinden Broich, Bronsfeld, Harperscheid, Oberhausen und Schöneseiffen,
  • dem Ortsteil Kerperscheid der Gemeinde Hellenthal und
  • dem Ortsteil Wintzen der Gemeinde Kall

gemäß Gesetz zur Neugliederung der Gemeinden und Kreise des Neugliederungsraumes Aachen vom 14. Dezember 1971 (GV. NW. S. 414) gebildet worden.[3] Eingegliedert wurde auch das zuvor zu Heimbach gehörende Gebiet nördlich der Urfttalsperre.

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sitzverteilung im Stadtrat
     
Insgesamt 22 Sitze
Kommunalwahl 2020
Wahlbeteiligung: 52,92 % (2014: 51,58 %)
 %
50
40
30
20
10
0
44,34 %
16,60 %
18,57 %
12,02 %
6,20 %
2,28 %
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2014
 %p
   4
   2
   0
  -2
  -4
−0,28 %p
−2,84 %p
+0,56 %p
+1,21 %p
−0,91 %p
+2,28 %p

Stadtrat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Stadtrat ist die kommunale Volksvertretung der Stadt Schleiden. Über die Zusammensetzung entscheiden die Bürger alle fünf Jahre, zuletzt am 13. September 2020.[4]

Bürgermeister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachfolgend die seit 1972 amtierenden Bürgermeister:[5]

  • 1972–1975: Max Fesenmeyer (parteilos)
  • 1975–1984: Herbert Hermesdorf (CDU)
  • 1984–1995: Alois Sommer (CDU)
  • 1995–1997: Dieter Wolter (CDU)
  • 1997–2004: Christoph Lorbach (CDU)
  • 2004–2012: Ralf Hergarten (parteilos)
  • 2012–2018: Udo Meister (FDP)
  • 2018–0000: Ingo Pfennings (CDU)

Stadtdirektoren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1960–1987: Paul-Werner Knebel[6]
  • 1987–1991: Hans Pixa (CDU)
  • 1991–1996: Gregor Micus

Städtepartnerschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schleiden unterhält seit 1978 eine Partnerschaft mit dem französischen Pont-l’Abbé.

Wappen und Banner[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Stadt Schleiden ist mit Urkunde des Regierungspräsidenten in Köln vom 19. August 1976 die Genehmigung zur Führung eines Wappens, eines Siegels und eines Banners erteilt worden.

Wappen von Schleiden
Wappen von Schleiden
Blasonierung: „Mit neun goldenen Lilien bestreut einen nach rechts gewandten gelbbekrönten, zweigeschwänzten, rotbezungten, weißen Löwen schreitend.“[7]
Wappenbegründung: Die Grundfarbe grün ist dem Wappen der ehemaligen Stadt Gemünd entnommen. Der dargestellte Löwe entstammt dem ehemaligen Wappen der Stadt Schleiden. Er war bereits Wappentier der Herrschaft (seit 1602 Grafschaft) Schleiden. Die neun Lilien im grünen Feld vertreten im Stadtwappen die Städte Gemünd und Schleiden, das Amt Harperscheid sowie die Gemeinden Broich, Bronsfeld, Dreiborn, Harperscheid, Oberhausen und Schöneseiffen.

Das Banner ist grün und zeigt im Bannerfeld das Wappen wie in Absatz 2 der Hauptsatzung beschrieben, jedoch freigestellt ohne Schild.

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schloss Schleiden mit Schlosskirche Schleiden, Luftaufnahme (2015)
Urfttalsperre, Luftaufnahme (2009)

Oleftalbahn[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

MAN-Schienenbus der Oleftalbahn am Hp. Blumenthal

Am Bahnhof Schleiden hielt die Oleftalbahn (KallHellenthal); der regelmäßige Personenverkehr wurde 1981 durch die Deutsche Bundesbahn eingestellt. Wegen des 2004 neu eingerichteten Nationalparks Eifel unterstützte das Land Nordrhein-Westfalen den Tourismus durch ein Zweijahresprogramm für Personenverkehr in der Ausflugssaison an Sonn- und Feiertagen. Endeten die Fahrten 2004 im Ortsteil Gemünd, so wurden sie 2005 bis Schleiden weitergeführt. Den SPNV organisierte der Verkehrsverbund Rhein-Sieg, die Rurtalbahn GmbH war Betriebsführer. Zum 16. Oktober 2005 ist der Regelverkehr beendet worden. Seit 2006 wird der Verkehr privatwirtschaftlich als Museumsbahn in der Sommersaison weiterbetrieben, mit der Saison 2008 von der Rhein-Sieg-Eisenbahn. Ab 2010 verkehren die Züge wieder bis zum Endbahnhof Hellenthal, dabei kommt ein historischer MAN-Schienenbus zum Einsatz. Aufgrund massiver Schäden durch das Hochwasser in West- und Mitteleuropa 2021 ist der Museumsbahnverkehr vorerst eingestellt.[8]

Bis 1997 gab es regelmäßigen Güterverkehr über Schleiden bis Hellenthal, danach nur noch Militärverkehr bis Schleiden-Höddelbusch (Panzerverladerampe). Die letzten Truppenverladungen erfolgten dort im Winter 2002 mit Diesel- und Dampflokomotiven einer Privatbahn.[9] Belgien gab den Truppenübungsplatz Vogelsang zum 1. Januar 2006 auf. Das Gelände auf der Dreiborner Hochfläche ging in eine zivile Nutzung (Dokumentationszentrum und Wandergebiet) über.

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schleiden liegt im Verbundraum des Verkehrsverbundes Rhein-Sieg (VRS) und ist von diversen Linien der Regionalverkehr Köln (RVK) erschlossen. Zudem gibt es Linienverbindungen in den Aachener und Dürener Raum des AVV, welche von der ASEAG und von Rurtalbus bedient werden.

Linie Betreiber Verlauf
63 ASEAG Simmerath – Kesternich – Rurberg – Einruhr – Vogelsang IP (– Morsbach – Herhahn – Gemünd / Schleiden)
231 Rurtalbus Froitzheim – Ginnick – Embken – Wollersheim – Vlatten – Heimbach Bf – (Hasenfeld – Schwammenauel – Kermeter – Urfttalsperre/Hastenbach / Abtei Mariawald) / (Hergarten – Düttling) – Wolfgarten – Gemünd – Nierfeld – Olef – Schleiden
816 RVK/Kreis EU MiKE / AST-Verkehr: Schleiden – Broich Höhe – Kerperscheid – Broich – Wintzen
829 RVK (Kall Bf – Kall Gemünder Str – Anstois – Gemünd – Nierfeld – Olef –) Schleiden – Oberhausen – Blumenthal – Hellenthal
831 RVK MiKE (außer im Schülerverkehr Gemünd – Dreiborn): Gemünd – (Herhahn –) Morsbach – Dreiborn – Berescheid – Ettelscheid – Scheuren – Schleiden
836 RVK MiKE (außer im Schülerverkehr): (Hellenthal –) Schöneseiffen – Harperscheid – Bronsfeld – Schleiden
891 RVK MiKE (außer im Schülerverkehr): Zingsheim – Keldenich – Kall Siemensring – Kall Bf – (Straßbüsch –) Golbach – Broich (– Schleiden)
SB81 RVK Schnellbus: Kall Bf – Kall Gemünder Str – Anstois – Gemünd – Nierfeld – Olef – Schleiden – Oberhausen – Blumenthal – Hellenthal

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schleiden war bis 2008 einer von neun Standorten der Ardagh Glass Germany GmbH für die Herstellung von Behälterglas in Deutschland.

Gerichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schleiden verfügt über ein Amtsgericht in Gemünd, das zum Landgerichtsbezirk Aachen und zum Oberlandesgerichts-Bezirk Köln gehört.

Bildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Stadtgebiet existieren folgende Schulen:

  • Städtisches Johannes-Sturmius-Gymnasium Schleiden
  • Clara-Fey-Gymnasium Schleiden (Träger ist das Bistum Aachen)
  • Clara-Fey-Realschule Schleiden (Träger ist das Bistum Aachen)
  • Städtische Realschule Schleiden
  • Grundschule Schleiden
  • Grundschule Gemünd (mit Teilstandort in Dreiborn)
  • Astrid-Lindgren-Schule Schleiden

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Söhne und Töchter der Stadt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gedenkstein an Eifelmaler Albert Larres, unterhalb vom Schloss

Personen, die mit der Stadt in Verbindung stehen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Schleiden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Schleiden – Reiseführer

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bevölkerung der Gemeinden Nordrhein-Westfalens am 31. Dezember 2022 – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus vom 9. Mai 2011. Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW), abgerufen am 20. Juni 2023. (Hilfe dazu)
  2. Stadt Schleiden: Bevölkerungsstatistik (PDF; 20 kB)
  3. Gesetz zur Neugliederung der Gemeinden und Kreise des Neugliederungsraumes Aachen (Aachen-Gesetz)
  4. Ratswahl - Kommunalwahlen 2020 in der Stadt Schleiden – Gesamtergebnis. Abgerufen am 15. Oktober 2020.
  5. Verwaltungsführung seit 1972 auf der offiziellen Seite der Stadt Schleiden.
  6. Paul Knebel ist gestorben Kölnische Rundschau vom 7. Juni 2010.
  7. Hauptsatzung der Stadt Schleiden, § 2. (PDF; 111 kB) Abgerufen am 7. Dezember 2015.
  8. Wolfgang Kirfel: Zukunft der Oleftalbahn ungewiss: 90 Prozent der Strecke wurden von der Flut zerstört. 28. August 2021, abgerufen am 8. September 2021.
  9. Militärzug am 28. Januar 2002 in Schleiden.