Tagesspiegel

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Der Tagesspiegel

Tagesspiegel-Logo
Beschreibung Tageszeitung
Sprache Deutsch
Verlag Verlag Der Tagesspiegel GmbH (Deutschland)
Hauptsitz Berlin
Erstausgabe 27. September 1945
Erscheinungsweise täglich
Verkaufte Auflage 101.128[1] Exemplare
(IVW 1/2024, Mo–Sa)
Reichweite 0,30 Mio. Leser
(MA 2019 II)
Chefredakteure Lorenz Maroldt
Mathias Müller von Blumencron
Herausgeber Stephan-Andreas Casdorff
Giovanni di Lorenzo
Sebastian Turner
Weblink tagesspiegel.de
Artikelarchiv 1996 ff.
ISSN (Print)

Der Tagesspiegel (Eigenschreibweise: DER TAGESSPIEGEL) ist eine 1945 gegründete Tageszeitung aus Berlin. Er hat vor der Berliner Zeitung und der Berliner Morgenpost die höchste Auflage unter den Berliner Abonnementzeitungen und wird im Unterschied zur Berliner Zeitung vor allem in den westlichen Bezirken der Stadt gelesen. Die verkaufte Auflage beträgt mit den Potsdamer Neuesten Nachrichten zusammen 101.128 Exemplare, ein Minus von 27,8 Prozent seit 1998.[2] Er erscheint im Verlag Der Tagesspiegel, an dem die DvH Medien mit 80 Prozent beteiligt ist und Sebastian Turner mit 20 Prozent.[3] Das Motto der Zeitung ist rerum cognoscere causas – „die Ursachen der Dinge erkennen“.

Geschichte

Anfänge

Die erste Ausgabe der von Erik Reger, Walther Karsch, Heinrich von Schweinichen und Edwin Redslob gegründeten Tageszeitung erschien nach dem Zweiten Weltkrieg am 27. September 1945 unter der Lizenz der Information Control Division der amerikanischen Militärregierung. Das Blatt war zunächst in Berlin und Brandenburg verbreitet, in der Sowjetischen Besatzungszone jedoch unerwünscht.[4] 1949 beschränkte die Berlin-Blockade den Vertrieb auf West-Berlin.

Für die Gründung der Zeitung stellte der Geschäftsmann und ehemalige Papierhändler Heinrich von Schweinichen seinen Mitgesellschaftern das Gründungskapital in Höhe von 5000 Reichsmark zur Verfügung und finanzierte die Zeitung aus eigener Tasche in den ersten Monaten ihres Bestehens. Im Juni 1946 wurde von Schweinichen aus bisher nicht restlos geklärten Gründen die Lizenz von der US-amerikanischen Besatzungsmacht entzogen.[5] Während die übrigen Gründungsherausgeber noch heute im Impressum des Tagesspiegels genannt werden, bleibt der Name von Schweinichens unerwähnt.

Neue Eigner seit 1992

Von 1954 bis 1. Oktober 2009: Verlagssitz in der Potsdamer Straße
Seit 2. Oktober 2009: Verlagssitz am Askanischen Platz

Der Tagesspiegel wurde von den Alteigentümerfamilien F. K. Maier und Dannenberger ab 1992 sukzessive an die Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck verkauft.[6] Mit Wirkung zum 1. Juni 2009 hat die von Dieter von Holtzbrinck neu gegründete DvH Medien alle Anteile der Tagesspiegel-Gruppe von der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck übernommen.[7] Am 2. Oktober 2009 ist der Tagesspiegel aus dem seit 1954 genutzten Verlagsgebäude an der Potsdamer Straße in ein neues Domizil am Askanischen Platz in Berlin-Kreuzberg umgezogen.[8]

Ziel: Überregionale Tageszeitung

Verlagsintern wurde das Blatt im Jahr 2001 den überregionalen Zeitungen zugerechnet.[9] Dementsprechend bezeichnet er sich auf seiner Titelseite als „Zeitung für Berlin und Deutschland“. 2002 wurde anlässlich des schließlich abgelehnten Antrags beim Bundeskartellamt auf Zulassung des Zusammenschlusses der Verlagshäuser Holtzbrinck und Berliner Verlag geltend gemacht, eine marktbeherrschende Stellung auf dem Berliner Zeitungsmarkt sei durch den Zusammenschluss nicht zu erwarten. Der Tagesspiegel bediene einen anderen Markt, indem er einen höheren Qualitätsanspruch als die beiden anderen Berliner Abonnementzeitungen Berliner Zeitung und Morgenpost verfolge, und er stehe stärker als diese mit großen überregionalen Blättern im Wettbewerb.[10] Allerdings wurden damals außerhalb des Kernverbreitungsgebiets weniger als sieben Prozent der Auflage abgesetzt, wenngleich dieser Anteil höher lag als bei den anderen Berliner Abonnementzeitungen.[11] 2007 war der Tagesspiegel nach eigener Angabe die seit mehreren Jahren meistzitierte Hauptstadtzeitung.[12] 2009 kündigte Verleger Dieter von Holtzbrinck an, dem Tagesspiegel langfristig weiter zunehmende überregionale Bedeutung zu verschaffen.[13] Ende 2014 wurde der Tagesspiegel von der Jury der Branchenzeitschrift medium magazin immer noch in der Kategorie der regionalen Zeitungen mit einem Preis geehrt.[14]

Einer der Herausgeber, Giovanni di Lorenzo, beschrieb seine Auffassung des Blattes und Layouts mit den Worten: „Zwischen Sein und Schein kann sich eine Qualitätszeitung nur für das Sein entscheiden.“

Auflage

Der Tagesspiegel hat wie die meisten deutschen Tageszeitungen in den vergangenen Jahren an Auflage eingebüßt, allerdings deutlich weniger als seine lokalen Konkurrenten Berliner Zeitung und Berliner Morgenpost. Seit dem dritten Quartal 2015 wird die Auflage gemeinsam mit den Potsdamer Neuesten Nachrichten ausgewiesen, deren letzte gesonderte Auflagenmeldung sich auf 8.276 Exemplare belief. Die verkaufte Auflage ist in den vergangenen 10 Jahren um durchschnittlich 1,8 % pro Jahr gesunken. Im vergangenen Jahr ist sie dagegen um 0,1 % gestiegen.[15] Sie beträgt gegenwärtig 101.128 Exemplare.[16] Der Anteil der Abonnements an der verkauften Auflage liegt bei 88,5 Prozent. Entwicklung der verkauften Auflage[17]Die Darstellung von Grafiken ist aktuell auf Grund eines Sicherheitsproblems deaktiviert.

ab 2015 einschließlich Potsdamer Neueste Nachrichten

Layout und Gliederung

Motto am Tagesspiegel-Gebäude: Rerum cognoscere causas – Die Ursachen der Dinge erkennen

Seit 1946 steht unter einer Weltkugel im Kopf der Zeitung das lateinische Motto: rerum cognoscere causas. Das Zitat stammt von Vergil und kann mit „Die Ursachen der Dinge erkennen“ oder freier mit „Den Dingen auf den Grund gehen“ übersetzt werden.[18]

Das Blatt erschien zunächst im Rheinischen Format, ursprünglich vierspaltig gesetzt, später fünfspaltig. Nach Umstellung der Produktionstechnik (Nordisches Format, Abschied vom Bleisatz) erfolgte 1991 eine durchgreifende Erneuerung (sechs Spalten, vier Bücher, täglicher Leitartikel etc.). 1995 gab es ein Redesign durch Mario Garcia, das sich durch aufwendigere Titelseiten der Wochenend-Beilagen und die Brotschrift Gulliver auszeichnete. 1999 wurde das Design unter dem neuen Chefredakteur Giovanni di Lorenzo überarbeitet und später durch eine weitere Neugestaltung abgelöst, welche den Tagesspiegel bis heute prägt.

Für sein Layout ist der Tagesspiegel mit dem World’s Best-Designed Newspapers Award 2004 ausgezeichnet worden.[19]

Das Blatt gliedert sich in die klassischen Ressorts Politik, Wirtschaft, Sport, Kultur, Vermischtes sowie den Berlin-Brandenburg-Teil zwischen Politik und Wirtschaft. Sonnabends enthält die Zeitung einen Teil mit Autoanzeigen sowie einen Immobilienteil. Sonntags erscheint neben dem Stellen- und Reisemarkt die Magazinbeilage Sonntag, die stets ein großes Interview enthält.

Beteiligungen

2007 wurde das Offertenblatt Zweite Hand übernommen, das seit der Einstellung der Printausgabe 2013 ausschließlich ein Online-Portal für Kleinanzeigen ist.[20]

Das 1999 erworbene Stadtmagazin Zitty wurde 2014 an den Raufeld Verlag verkauft.[21]

Das 2007 übernommene Bootshandel-Magazin wurde 2016 an den MuP Verlag verkauft.[22]

Online

Mit der Adresse tagesspiegel.de unter der Marke Tagesspiegel Online betreibt der Verlag ein Online-Nachrichtenportal.[23] Chefredakteur Online ist Christian Tretbar.[24]

Zum 1. Februar 2009 wurden Zeit Online, Tagesspiegel Online und zoomer.de als Zeit Digital zusammengelegt und erhielten eine gemeinsame Redaktion in Berlin.[25] Seit September 2009 gehört die Redaktion von Tagesspiegel Online wieder zum Tagesspiegel.[26]

Ein Online-Archiv ist zum Teil kostenlos zugänglich und enthält Teile der Online-Ausgabe ab 1. Januar 1996. Weitere unter tagesspiegel.de publizierte Artikel können über die Suchmaske eines separaten, kostenpflichtigen Archivs der vom Tagesspiegel den überregionalen „Mantel“ und das Layout nutzenden Potsdamer Neueste Nachrichten abgerufen werden.[27]

Ältere Print-Artikel können zudem kostenpflichtig angefragt werden.[28] Die von Nachrichtenagenturen übernommenen Texte fehlen jedoch.

Tagesspiegel Checkpoint

Seit dem 24. November 2014 wird das Online-Angebot des Tagesspiegels ergänzt um den von Chefredakteur Lorenz Maroldt konzipierten täglichen Newsletter Tagesspiegel Checkpoint. Dieser wird von ca. 93.000 Personen (Stand: Dezember 2016)[29] abonniert und wurde mit dem Grimme Online Award 2015 ausgezeichnet.[30]

Auszeichnungen

  • 2004: World’s Best-Designed Newspapers Award der Society for News Design in New York für das Layout
  • 2014: LeadAward in Gold als „Zeitung des Jahres 2014“ für „hochwertigen Magazinjournalismus auf Zeitungspapier“[31][32]
  • 2014: LeadAward in Silber für die Tagesspiegel-Rubrik „Mehr Berlin“ (Nr. 01 bis 356)

Negative Auszeichnung

Der Interessensverband Freischreiber verlieh dem Blatt 2015 den Höllepreis für einen verantwortungslosen Umgang mit freien Autoren. In der Begründung hieß es, der Verlag habe ein „besonders schäbiges“ Verhalten gegenüber seinen freien Mitarbeitern an den Tag gelegt. Er habe nach einem „Anzeigenloch“ im Oktober 2015 „von jetzt auf eben die Zusammenarbeit mit seinen freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf Eis gelegt“ und damit eine geringe Wertschätzung dieser teils langjährigen Mitarbeiter bewiesen.[33]

Mitarbeiter

Herausgeber

Herausgeber sind Stephan-Andreas Casdorff, Giovanni di Lorenzo und Sebastian Turner.[23]

Chefredaktion

Chefredakteure sind Lorenz Maroldt und Mathias Müller von Blumencron.[23]

Mitglieder der Chefredaktion sind Anna Sauerbrey und Christian Tretbar.[23]

Geschäftsführung

Geschäftsführer sind Farhad Khalil und Ulrike Teschke.[23]

Redaktion

Leitende Redakteure sind Ingrid Müller, Gerd Nowakowski und Lutz Haverkamp (Nachrichten).[23]

Weitere bekannte Redaktionsmitglieder sind u. a.[23]

Weitere bekannte Mitarbeiter

Kolumnisten

Freie Mitarbeiter

Ehemalige Mitarbeiter

Mitherausgeber, Chefredakteure

Redakteure

Reporter

  • Günter Prinz – nach dem Krieg Polizeireporter
  • Jana Simon – von 1998 bis 2004, Schriftstellerin und Journalistin

Volontäre

Autoren

  • Holger Schück – war Sportjournalist, der sich u. a. mit dem Thema Doping befasst hat

Kolumnisten

Freie Mitarbeiter

Siehe auch

Literatur

  • Der Tagesspiegel. Zeitung für Berlin und Deutschland. Verl. Der Tagesspiegel, Berlin 1.1945,1 (27. Sept.) ff.

Weblinks

Commons: Tagesspiegel – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Einschließlich Potsdamer Neueste Nachrichten
  2. laut IVW, erstes Quartal 2024, Mo–Sa (Details und Quartalsvergleich auf ivw.de)
  3. Sebastian Turner wird Mitgesellschafter und Herausgeber beim Tagesspiegel tagesspiegel.de, 12. Dezember 2013.
  4. Die New York Times vom 21. März 1946 beschrieb den Tagesspiegel als „independent journal printed in the American sector of Berlin – […] suppressed in the Soviet zone and the Berlin sector.“
  5. Wolfgang Schivelbusch: Vor dem Vorhang. Das geistige Berlin 1945–1948. München 1995, S. 254 ff.
  6. Frank Kautter: Der Verleger als Erfolgsfaktor der Tageszeitung. Dissertation an der FU Berlin, 2007, S. 87; Abgerufen am 1. November 2009
  7. Jens Schröder: Sensationeller Coup im Stuttgarter Verlagshaus: Holtzbrinck verkauft an Holtzbrinck. In: Meedia. 26. März 2009, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 29. April 2009; abgerufen am 5. August 2016.
  8. „Der Tagesspiegel“ hat ab heute eine neue Adresse. In: Tagesspiegel, 2. Oktober 2009; abgerufen am 1. November 2009
  9. Siehe: Überregionale Zeitungen, Fernsehproduktion, Druck und Kommunikation: Qualitätsjournalismus für anspruchsvolle Zielgruppen, im Presseportal am 11. Mai 2001, online unter presseservice.pressrelations.de.
  10. Zusammenschlussvorhaben der Georg von Holtzbrinck GmbH & Co. KG mit der Berliner Verlag GmbH & Co. KG. (PDF; 633 kB) Gutachten der Monopolkommission zur Ministererlaubnis nach Ablehnung durch das Bundeskartellamt. Monopolkommission, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 5. April 2005; abgerufen am 5. August 2016 (Tz. 86, 121).
  11. Beschluss B 6 - 22121 - U - 98/02. (PDF; 117 kB) Bundeskartellamt, S. 18, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. September 2007; abgerufen am 5. August 2016.
  12. Tagesspiegel bleibt meistzitierte Hauptstadtzeitung. Der Tagesspiegel, 11. Januar 2008, abgerufen am 8. März 2009.
  13. Dieter von Holtzbrinck übernimmt TAGESSPIEGEL, HANDELSBLATT und ZEIT-Anteil. In: dnv-online.net. Abgerufen am 5. August 2016.
  14. Eigendarstellung auf tagesspiegel.de
  15. laut IVW (online)
  16. laut IVW, erstes Quartal 2024, Mo–Sa (Details und Quartalsvergleich auf ivw.de)
  17. laut IVW, jeweils viertes Quartal (Details auf ivw.de)
  18. Vgl. Vergil, Georgica II, 490: „felix, qui potuit rerum cognoscere causas“ – „Glücklich, wer die Ursachen der Dinge hat erkennen können.“
  19. 26th Edition Winners (Memento des Originals vom 17. Mai 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/office.snd.org Pressemitteilung der Society for News Design vom 4. März 2005.
  20. Billiger Rausschmiss taz.de, 6.  Oktober  2013
  21. Raufeld Verlag übernimmt das Stadtmagazin zitty tagesspiegel.de, 21. März 2014
  22. MuP-Verlag übernimmt das Magazin „Bootshandel“ tagesspiegel.de, 5. Juli 2016
  23. a b c d e f g Impressum. In: tagesspiegel.de. Abgerufen am 6. Dezember 2017.
  24. Tagesspiegel Online: Markus Hesselmann übernimmt redaktionelle Leitung von Tagesspiegel Leute, Christian Tretbar wird Chefredakteur Online. In: tagesspiegel.de. 3. Januar 2017, abgerufen am 14. Juli 2017.
  25. Holtzbrinck bündelt Online-Portale tagesspiegel.de, 17. Dezember 2008
  26. "tagesspiegel.de" dockt an Print-Redaktion an dwdl.de, 2. September 2009
  27. pnn.de/archiv
  28. tagesspiegel.de/suche/recherche/
  29. Tagesspiegel: Mediadaten Checkpoint. Abgerufen am 15. Januar 2018.
  30. Checkpoint beim Tagesspiegel. Abgerufen am 15. Januar 2017.
  31. Simone Schellhammer: Tagesspiegel als Zeitung des Jahres ausgezeichnet, Meldung im Tagesspiegel am 15. November 2014, online unter tagesspiegel.de
  32. LeadAward: Lead Award 2014DIE PREISTRÄGER, online unter
  33. Auszeichnungen für Martin Vogel und den Tagesspiegel. Website der Freischreiber; abgerufen am 29. März 2017