Bosau

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Wappen Deutschlandkarte
Bosau
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Bosau hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 54° 6′ N, 10° 26′ OKoordinaten: 54° 6′ N, 10° 26′ O
Bundesland: Schleswig-Holstein
Kreis: Ostholstein
Amt: Großer Plöner See
Höhe: 25 m ü. NHN
Fläche: 64,25 km2
Einwohner: 3426 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 53 Einwohner je km2
Postleitzahlen: 23715, 24306, 24326
Vorwahl: 04527
Kfz-Kennzeichen: OH
Gemeindeschlüssel: 01 0 55 007
Adresse der Amtsverwaltung: Heinrich-Rieper-Straße 8
24306 Plön
Website: www.gemeinde-bosau.de
Bürgermeister: Jens Arendt (2023) (CDU)
Lage der Gemeinde Bosau im Kreis Ostholstein
KarteAhrensbökAltenkrempeBad SchwartauBeschendorfBosauDahme (Holstein)DamlosEutinFehmarnGöhlGremersdorfGrömitzGroßenbrodeGrubeHarmsdorfHeiligenhafenHeringsdorfKabelhorstKasseedorfKellenhusenLensahnMalenteManhagenNeukirchenNeustadt in HolsteinOldenburg in HolsteinRatekauRiepsdorfScharbeutzSchashagenSchönwalde am BungsbergSierksdorfStockelsdorfSüselTimmendorfer StrandWangelsSchleswig-Holstein
Karte
St.-Petri-Kirche

Bosau ist eine Gemeinde im Kreis Ostholstein in Schleswig-Holstein.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gemeindegebiet von Bosau erstreckt sich entlang des östlichen Ufers vom Großen Plöner See im Naturpark Holsteinische Schweiz. Die nördlich von der Dorf­lage befindliche Bucht wird Bischofssee genannt.[2] Die höchste Erhebung der Gemeinde ist mit 87,6 m der Mühlenberg beim Ortsteil Brackrade.

Ortsteile[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur Gemeinde Bosau gehören die Dorfschaften Bichel, Bosau, Braak, Brackrade, Hassendorf, Hutzfeld, Kiekbusch, Kleinneudorf, Klenzau, Liensfeld, Löja, Majenfelde, Quisdorf, Thürk und Wöbs.

Nachbargemeinden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Benachbarte Gemeindegebiete von Bosau sind:[2]

Bösdorf Eutin
Plön Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt Süsel
SeedorfGlasauAhrensbök

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bosau war bereits in vorchristlicher Zeit besiedelt. Der Ortsname Bosau ist auf die wendischen Bezeichnung Bozowe, die vermutlich einen Personennamen beinhaltet, zurückzuführen. Auf der gegenüberliegenden, damals aufgrund des niedrigener Wasserstandes deutlich größeren Halbinsel Bischofswarder befand sich im 8./9. Jahrhundert eine slawische Ringburg.[3] Um das Jahr 980 herum wird Buzu als Hof im Besitz des Bistums Oldenburg genannt. Das Bistum ging im Zusammenhang mit dem Slawenaufstand von 983 unter. Als Vizelin, der Bischof des 1149 wieder gegründeten Bistums Oldenburg, Bosau als Stützpunkt für seine Mission nutzte, war der um 980 erwähnte Hof wohl nicht mehr vorhanden, denn Vizelin ließ auf der Insula[] quae dicitur Bozoe[4] außer einem Vorgängerbau der Petrikirche auch Häuser errichten.[5] Bischof Gerold von Oldenburg verlegte den Bischofssitz nach nur etwa einem Jahrzehnt nach Lübeck, wobei Bosau im Besitz des Bistums verblieb. Der Priester Helmold von Bosau, der 1156 von Bischof Gerold als Ortsgeistlicher der Bosauer Kirche eingesetzt worden war, verfasste dort zwischen 1167 und 1172 seine Slawenchronik über die Geschichte der Christianisierung von Holstein, Mecklenburg und Brandenburg.

Um 1570 ließ Herzog Johann von Schleswig-Holstein-Sonderburg den Plöner See aufstauen. Damit änderte sich die Landschaft: Bosau wurde zur Halbinsel. 1881/82 wurde des Wasserspiegel wieder abgesenkt. Dadurch tauchte ein Teil der früheren slawischen Siedlungsfläche wieder auf.[6]

Im Jahr 1939 erwarb die Firma Hellmuth Walter KG aus Kiel Gelände am Plöner See und errichtete dort in Stadtbek ihre Werkserprobungsstelle. Hier wurden Torpedos und die Schlitzrohrschleuder erprobt. Letztgenannte war eine chemische Dampfschleuder, die bis Kriegsende Verwendung fand. Die Flugbombe Fi 103, später Vergeltungswaffe 1 bzw. V1 genannt, wurde von der Walter-Schlitzrohrschleuder (Katapult) mittels Dampfkolben mit einer Geschwindigkeit von 350 km/h in die Luft geschleudert. Der Kolben wurde ausgeklinkt und die Fi 103 flog mit eigenem Pulsoantrieb weiter. Gebäude der Erprobungsstelle, im See auf Pfählen errichtet, wurden nach dem Krieg durch die Alliierten gesprengt.

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gemeindevertretung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Wahl 2023 ergab folgendes Ergebnis:

Gemeindewahl Bosau 2023
 %
60
50
40
30
20
10
0
51,5 %
18,5 %
1,6 %
20,3 %
8,2 %
Holger Marohnc
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2018
 %p
 14
 12
 10
   8
   6
   4
   2
   0
  -2
  -4
+12,8 %p
+0,9 %p
+1,6 %p
+4,7 %p
−2,4 %p
Holger Marohnc
Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Anmerkungen
Anmerkungen:
c Einzelkanditat
Sitzverteilung in der Gemeindevertretung Bosau seit 2023
    
Insgesamt 17 Sitze

Bürgermeister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1843–1851: Johann Herrmann Tellmann, parteilos
  • 1945–1946: Hans Sievert
  • 1946–1950: Wilhelm Wulf
  • 1950–1959: Alfred Ahrens, SPD
  • 1960–1984: Günter Vogel, parteilos
  • 1984–2001: Joachim Herrmann, parteilos
  • 2001–2019: Mario Schmidt, parteilos
  • 2019–2023: Eberhard Rauch, CDU
  • seit Mai 2023: Jens Arendt, CDU

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blasonierung: „Gespalten. Vorn in Blau ein liegender silberner stilisierter Adlerkopf am Spalt mit dem Schnabel nach oben, hinten in Rot ein aufgerichteter goldener Löwe.“[7]

Das Wappen wurde nach dem Zweiten Weltkrieg in Ermangelung von Dienstsiegeln, die frei von nationalsozialistischen und kaiserlichen Symbolen waren, von der Gemeinde gewählt und von der britischen Militärregierung genehmigt.

Gemeindepartnerschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bosau unterhält eine Partnerschaft mit dem französischen Saujon im Département Charente-Maritime.

Verwaltung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Obwohl Bosau im Kreis Ostholstein liegt, gehört es seit dem 1. Januar 2007 dem Amt Großer Plöner See an, dessen übrige Gemeinden zum Kreis Plön gehören. Mittelbar übt der Kreis Plön daher auch die Kommunalaufsicht über die Gemeinde aus. Seit dem 1. April 2019 verwaltet die Amtsverwaltung in Plön mit ihrer Außenstelle in Hutzfeld auch die Gemeinde Bosau. Der Amtssitz befindet sich in Plön.

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

St.-Petri-Kirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bekannt ist Bosau vor allem durch die 1151/52 erbaute St.-Petri-Kirche. Sie entstand im Rahmen der Christianisierung des slawisch besiedelten Ostholstein. Der Missionar Vicelin wurde 1149 von Heinrich dem Löwen zum Bischof von Oldenburg in Holstein ernannt und erhielt Bosau als vorläufigen Amtssitz, wo er 1151/52 eine Kirche erbauen ließ. Vicelin erlitt 1152 einen Schlaganfall und starb 1154 in Neumünster. Der Pfarrer Helmold von Bosau berichtet davon in seiner Slawenchronik.

Regelmäßige Veranstaltungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit über 40 Jahren veranstaltet die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Bosau die Bosauer Sommerkonzerte in der Petri-Kirche. Seit 2003 ist der Bosauer Kirchenmusiker und Organist Sergej Tcherepanov der künstlerische Leiter der Sommerkonzerte. Er hat diese Veranstaltungsreihe zu einem Musikfestival mit verschiedenen Schwerpunkten ausgestaltet: Orgelkonzerte klassischer Art, Tage der alternativen Orgelmusik Die Orgel tanzt, Konzerte, kammermusikalische, chorale und solistische Darbietungen. Seit 2008 werden die Sommerkonzerte durch einen Förderverein Freunde der Bosauer Sommerkonzerte gefördert und bei der Durchführung unterstützt.

Erstmals 2009 wurde parallel zu den Sommerkonzerten eine Internationale Sommerakademie Bosau veranstaltet, bei der über 35 Teilnehmer aus mehreren Ländern Meisterkurse in den Fächern Orgel, Cembalo, Oboe und Barockvioline belegen konnten. Initiiert und organisatorisch geleitet wird die Sommerakademie ebenfalls von S. Tcherepanov, Unterstützung findet sie vor allem bei Dozenten der Lübecker Musikhochschule. Die Sommerakademie soll in Zukunft ebenfalls in jedem Jahr im Rahmen der Sommerkonzerte stattfinden.

Filmkulisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gemeinde war wiederholt Kulisse für Filmproduktionen.

Im Jahre 1977 drehte Wolfgang Petersen in der Stadtbeker Straße Szenen des Tatort-Kriminalfilms Reifezeugnis, der innerhalb der Reihe der Tatort-Serien Kultstatus erhielt. Der imposante Bungalow wurde 2018 zugunsten des Baus von Eigentumswohnungen abgerissen.

Der Ort wurde ebenfalls von Verantwortlichen um Regisseur Jan Harloff als Kulisse für den Thriller Das Auge der Tiefe ausgewählt.

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bosau ist ein vom Land Schleswig-Holstein anerkannter Luftkurort.[8]

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Durch das weiträumige Gemeindegebiet führen die schleswig-holsteinischen Landesstraßen 176, 184 und 306.

Bildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Ortsteil Hutzfeld besteht mit der Heinrich-Harms-Schule eine Grundschule, die 2019/20 von 98 Schülern in fünf Klassen besucht wurde.[9] Bis 2015 war die Heinrich-Harms-Schule eine Regional- und Grundschule, wobei der Regionalschulteil aufgrund sinkender Schülerzahlen seine Eigenständigkeit aufgeben musste; sie besteht mittlerweile als Außenstelle der Eutiner Wilhelm-Wisser-Schule fort.

Dem Schulstandort Hutzfeld dienen die sogenannten Fritz-Latendorf-Hallen, die neben der 1970 eröffneten Turnhalle auch eine 2001 freigegebene Zwei-Feld-Sporthalle beherbergt.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Söhne und Töchter der Stadt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Personen in Verbindung mit Bosau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Johannes Habich, Matthias Hartenstein: Die Kirche zu Bosau am Plöner See. Langewiesche, Königstein i. Ts. 1983, ISBN 3-7845-0262-8.
  • Hermann Hinz: Bosau : Untersuchungen einer Siedlungskammer in Ostholstein. In: Hermann Hinz (Hrsg.): Die Ausgrabungen und Forschungen in der Siedlungskammer Bosau, Kreis Ostholstein, von 1970-1981. Band 7. Wachholtz Verlag, Neumünster 1996, ISBN 3-529-01179-7.
  • Hansestadt Lübeck, Ostholstein, Kiel. In: Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern. Band 10. von Zabern, Mainz 1968, DNB 456682538.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Bosau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Statistikamt Nord – Bevölkerung der Gemeinden in Schleswig-Holstein 4. Quartal 2022 (XLSX-Datei) (Fortschreibung auf Basis des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. a b Relation: Bosau (382441) bei OpenStreetMap. Abgerufen am 1. Juli 2021.
  3. Die versunkene Slawensiedlung. Abgerufen am 16. August 2022.
  4. Helmold von Bosau: Chronica Slavorum 1, 71.
  5. Bosau – eine slawische Opferstätte? In: Geschichte Bosaus in Fakten. Abgerufen am 16. August 2022.
  6. Plöner See Seeabsenkung 1881/82. Abgerufen am 16. August 2022.
  7. Kommunale Wappenrolle Schleswig-Holstein
  8. Übersicht über die anerkannten Kur-, Erholungs- und Tourismusorte in Schleswig-Holstein. (PDF) S. 1, abgerufen am 1. Juli 2021.
  9. Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein: Verzeichnis der allgemeinbildenden Schulen in Schleswig-Holstein 2019/2020