Kanton Genf

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Republik und Kanton Genf
République et Canton de Genève
Wappen
Wappen
Wappen
Kanton der Schweizerischen Eidgenossenschaft
Kürzel/Kontrollschild: GE
Amtssprache: Französisch
Hauptort: Genf
Beitritt zum Bund: 1815
Fläche: 282,49 km²
Höhenbereich: 331–517 m ü. M.
Website: www.ge.ch
Bevölkerung
Einwohner: 514'114 (31. Dezember 2022)[1]
Einwohnerdichte: 1820 Einwohner pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne Bürgerrecht)
41,0 % (31. Dezember 2022)[2]
Arbeitslosenquote: 4,9 % (30. Juni 2021)[3]
Lage des Kantons in der Schweiz
Lage des Kantons in der Schweiz
Lage des Kantons in der Schweiz
Karte des Kantons
Karte des Kantons
Karte des Kantons
Gemeinden des Kantons
Gemeinden des Kantons
Gemeinden des Kantons
Offizielles Logo der Republik und des Kantons Genf

Koordinaten: 46° 13′ N, 6° 10′ O; CH1903: 501800 / 119304 Genf (französisch Genève [ʒəˈnɛv], italienisch Ginevra, rätoromanisch Genevra, Vorlage:GswS-ch), amtlich Republik und Kanton Genf, ist ein französischsprachiger Kanton im Südwesten der Schweiz. Der Hauptort ist Genf.

Geographie

Der Kanton Genf bildet den südwestlichen Zipfel der Schweiz. Er ist fast völlig von französischem Gebiet umgeben: Seine Grenze zu Frankreich – und dessen Départements Ain und Haute-Savoie – ist 103, die zum Schweizer Kanton Waadt dagegen nur 4,5 Kilometer lang.

Der Kanton umschliesst das südwestliche Ende des Genfersees, am Ausfluss der Rhone Richtung Mittelmeer. Der zweite wichtige Fluss ist die Arve, die von Chamonix kommend, sich in Genf mit der Rhone vereint. Der Kanton liegt im «Genfer Becken» («cuvette genevoise») zwischen den vier höchsten Gipfeln der Gebirgskette Jura und den französischen Bergen Vuache, Salève und Voirons. Die Landschaft ist hügelig. Den höchsten Punkt (517,7 m ü. M.) bilden die zwei Grenzsteine 132 und 135 beim Weiler La Monniaz in der Gemeinde Jussy, der niedrigste Punkt (360 m ü. M.) ist zugleich der westlichste Punkt der Schweiz und liegt an der Rhone bei Chancy.

Die politische Gemeinde Céligny bildet eine Exklave des Kantons Genf im Kanton Waadt am rechten Ufer des Genfersees.

Ein grosser Teil des «Genfer Beckens», Stadt Genf und Vororte, Stadt Annemasse, der Salève und das Mont-Blanc-Massiv vom Jura (Reculet) aus gesehen
Kanton Genf, von La Barillette aus gesehen

Bevölkerung

Der Kanton Genf zählte am 31. Dezember 2022 514'114 Einwohner.[4] Mit 188'461 Ausländern per 30. November 2012 ist der Kanton durch einen hohen Ausländeranteil von 40,1 Prozent der Bevölkerung gekennzeichnet (Schweizer Durchschnitt: 22,3 Prozent).[5] Etwa 180 Nationalitäten sind vertreten; die Mehrheit (rund 75 Prozent) der Ausländer stammt aus Europa, vornehmlich Südeuropa.

Sprachen

Amtssprache ist Französisch.

Religionen – Konfessionen

Die bereits vor 1815 zu Genf gehörenden Gebiete sind traditionell reformiert, die am Wiener Kongress angeschlossenen, vormals französischen und savoyardischen traditionell katholisch. Infolge starker Zuwanderung aus Schweizer Bergregionen und aus Südeuropa ist der Kanton heute mehrheitlich katholisch. Staat und Kirche sind seit 1907 nach französischem Vorbild getrennt.

Verfassung

Die gegenwärtige Kantonsverfassung[6] datiert formal vom Jahre 1847, wurde 1958 aber grundlegend überarbeitet und ist auch seither mehrmals geändert worden.

Am 14. Oktober 2012 wurde in einer Volksabstimmung der Entwurf einer totalrevidierten Verfassung mit 54,1 Prozent der Stimmen bei 31,9 Prozent Stimmbeteiligung angenommen. Die neue Verfassung wird per 1. Juni 2013 in Kraft treten. Unter anderem wird die Legislaturperiode künftig fünf statt vier Jahre dauern. Zudem wird es künftig im Regierungsrat das Amt eines Präsidenten geben. Um in den Regierungsrat gewählt werden zu können, braucht es künftig das absolute Stimmenmehr. Bisher reichte ein Drittel der Stimmen aus.[7]

Das politische Leben in Genf ist von für Schweizer Verhältnisse besonders heftigen Auseinandersetzungen geprägt, insbesondere zwischen der mehrheitlich linken Stadtregierung und der mehrheitlich bürgerlichen Kantonsregierung. Für die regelmässigen Konflikte und Skandale wurde der Begriff der Genferei geprägt.[8]

Legislative

Gesetzgebende Behörde ist der Grosse Rat (Grand Conseil). Er hat 100 Mitglieder (Grossräte), die vom Volk nach Proporzrecht für eine feste Amtszeit von vier Jahren gewählt werden. Die letzte Wahl fand am 11. Oktober 2009 statt und ergab folgendes Resultat:[9]

Partei Prozent Sitze Sitzverteilung
Liberale Partei der Schweiz (LPS) 16,71 % 20
Sitzverteilung des Grossen Rats
Sitzverteilung des Grossen Rats
Grüne Partei der Schweiz (GPS) 15,34 % 17
Mouvement Citoyens Genevois (MCG) 14,74 % 17
Sozialdemokratische Partei der Schweiz (SP) 12,91 % 15
Christlichdemokratische Volkspartei (CVP) 9,91 % 11
FDP.Die Liberalen (FDP) 9,59 % 11
Schweizerische Volkspartei (SVP) 8,56 % 9
sonstige Parteien 12,25 %

7000 Wahlberechtigte können auf dem Weg des fakultativen Referendums verlangen, dass ein vom Grossen Rat erlassenes Gesetz der Volksabstimmung unterworfen wird. 10'000 Wahlberechtigte können selbst ein Gesetz vorschlagen (Volksinitiative).

Exekutive

Ausführende Behörde ist der Staatsrat (Conseil d’Etat). Er besteht aus sieben Mitgliedern (Staatsräte), die vom Volk nach Mehrheitswahlrecht für eine feste Amtszeit von ebenfalls vier Jahren gewählt werden. Seinen Vorsitzenden wählt der Staatsrat alle Jahre aus seiner Mitte.

Die amtierenden Staatsräte während der Legislaturperiode 2009–2013 sind (Stand: Juli 2012):

Staatsrat Partei Departement
Pierre-François Unger, Präsident CVP Departement für regionale Angelegenheiten, Wirtschaft und Gesundheit
Charles Beer, Vizepräsident SP Erziehungs-, Kultur- und Sportdepartement
David Hiler GPS Finanzdepartement
Isabel Rochat FDP Solidaritäts- und Arbeitsdepartement[10]
Michèle Künzler GPS Innen-, Verkehrs- und Umweltdepartement
François Longchamp FDP Departement für Urbanismus[11]
Pierre Maudet (gewählt am 17. Juni 2012)[12] FDP Sicherheitsdepartement
Mark Muller (zurückgetreten am 29. Februar 2012)[13] FDP

Judikative

Gerichte sind die Cour de justice, die Cour d’assises, die Cour correctionnelle und die Cour de cassation. Verwaltungsrechtliche Streitigkeiten beurteilt das Tribunal administratif. Ferner gibt es mehrere Spezialgerichte.

Wirtschaft

Genf ist Sitz zahlreicher internationaler Behörden, bedeutende Bank- und Handelsstadt, hat diverse Industrien und ist Kongresszentrum. Auch der Tourismus hat einen wichtigen Stellenwert.

Die wichtigsten Kraftwerke im Kanton sind die Laufwasserkraftwerke Barrage de Verbois (466 Gigawattstunden pro Jahr) und Chancy-Pougny (210 GWh/Jahr), die Müllverbrennungsanlage Les Cheneviers (125 GWh/Jahr) und das Laufwasserkraftwerk Barrage du Seujet (20 GWh/Jahr).

Verkehr

Stadt und Kanton sind national und international erschlossen: zweitgrösster Flughafen der Schweiz (Genève-Cointrin), Anschluss an das französische Hochgeschwindigkeits-Bahnnetz (TGV), Autobahn LyonBern. Der lange Zeit vernachlässigte regionale öffentliche Verkehr wird derzeit mittels des erneuten Ausbaus des zuvor stark reduzierten Strassenbahnnetzes wieder stark gefördert.

Geschichte

Der Kanton Genf wurde 1815 aus der Stadt Genf, deren Untertanengebieten sowie den ihm vom Wiener Kongress zugesprochenen ehemals französischen und savoyardischen Territorien (zum Beispiel Stadt Carouge) gebildet; zur Geschichte bis dahin siehe den Artikel Genf. Das aristokratische Regime hielt sich bis zur liberalen Revolution vom 7. Oktober 1846. Im folgenden Jahr 1847 gab sich Genf eine neue Kantonsverfassung und stimmte 1848 der neuen schweizerischen Bundesverfassung zu. Seither gehört es zu den liberalen Kantonen der Schweiz.

Städte und Orte

Gemeinden des Kantons Genf

Das Genfer Kantonsgebiet gliedert sich in 45 Gemeinden, deren Autonomie wie in der französischen Schweiz (Romandie) verbreitet indes nur gering ist.

Grösste Orte

Nachfolgend aufgelistet sind 12 der insgesamt 45 politischen Gemeinden mit mehr als 10'000 Einwohnern per 31. Dezember 2022:[4]

Ort Einwohner Ausländer
Genf 203'840 49.2 %
Vernier 36'572 44.8 %
Lancy 34'656 35.7 %
Meyrin 26'517 45.4 %
Carouge 22'164 36.9 %
Onex 18'773 36.8 %
Thônex 16'115 36.9 %
Versoix 13'337 43.2 %
Le Grand-Saconnex 12'607 43.6 %
Chêne-Bougeries 13'261 35.6 %
Veyrier 11'901 28.7 %
Plan-les-Ouates 12'088 24.1 %

Bezirke

Der Kanton Genf kennt keine Einteilung in Bezirke. Das Bundesamt für Statistik (BFS) führt den gesamten Kanton jedoch als einen Bezirk unter der BFS-Nr.: 2500.

Siehe auch

Portal: Genf – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Genf

Weblinks

Wikisource: Kanton Genf – Quellen und Volltexte
Commons: Kanton Genf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  2. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  3. Arbeitslosenzahlen. In: seco.admin.ch. Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO), 8. Juli 2021, abgerufen am 12. Juli 2021 (siehe Publikation «Die Lage auf dem Arbeitsmarkt im Juni 2021» vom 8. Juli 2021).
  4. a b Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Einwohnerzahlen.
  5. Ausländerstatistik per Ende August 2011 (PDF), Bundesamt für Migration (BFM), abgerufen am 5. Dezember 2011
  6. Verfassung der Republik und des Kantons Genf, Die Bundesbehörden der Schweizerischen Eidgenossenschaft (admin.ch)
  7. http://www.nzz.ch/aktuell/schweiz/aufatmen-in-genf-1.17681166 NZZ-Artikel vom 14.Oktober 2012
  8. Matthias Chapman: «Genf torkelt von einem Blödsinn zum nächsten», Der Bund vom 23. Januar 2012
  9. Election du Grand Conseil du 11 octobre 2009 (Wahl des Grand Conseil vom 11. Oktober 2009), Republik und Kanton Genf
  10. Isabel Rochat, Republik und Kanton Genf, abgerufen am 1. Juli 2012
  11. François Longchamp, Republik und Kanton Genf, abgerufen am 1. Juli 2012
  12. [1], Republik und Kanton Genf, abgerufen am 1. Juli 2012
  13. Mark Muller, Republik und Kanton Genf, abgerufen am 1. Juli 2012