Kulturapfel

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Kulturapfel
Blühender Kulturapfel (Malus domestica)
Vorlage:Taxonomy
Vorlage:Classis: Dreifurchenpollen-Zweikeimblättrige
(Rosopsida)
Vorlage:Subclassis: Rosenähnliche (Rosidae)
Vorlage:Ordo: Rosenartige (Rosales)
Vorlage:Familia: Rosengewächse (Rosaceae)
Vorlage:Subfamilia: Kernobstgewächse (Maloideae)
Vorlage:Genus: Äpfel (Malus)
Vorlage:Species: Kulturapfel
Wissenschaftlicher Name
Malus domestica
Borkh.

Der Kulturapfel oder auch kurz Apfel (Malus domestica) ist die mit Abstand bekannteste Vorlage:Species aus der Vorlage:Genus der Äpfel in der Vorlage:Familia der Rosengewächse (Rosaceae). Er ist eine wirtschaftlich sehr bedeutende Kulturobst-Art aus der Gruppe des Kernobstes (Maloideae).

Entstehung und Herkunft

Der Kulturapfel gilt als eine durch menschlichen Einfluss entstandene Zuchtform, die durch Kreuzung des auch heute noch wild vorkommenden Holzapfels (Malus sylvestris) mit Malus praecox und/oder Malus dasyphylia entstanden ist.

Die ursprüngliche Heimat des Kulturapfels liegt wahrscheinlich in Asien. Wie und wann er nach Mitteleuropa gelangte, ist nicht bekannt. Die wahrscheinlichste Verbreitungsmöglichkeit sind Handelswege, da die Frucht seit früher Zeit als lebensverlängerndes Heilmittel galt.

Die Sortenvielfalt des Kulturapfels ist enorm; bereits 1880 kannte man mehr als 20.000 verschiedene Sorten.

Blüten des Apfels (1)
Blüten des Apfels (2)
Apfelblüten in 3D

Beschreibung

Habitus und Belaubung

Der Kulturapfel ist ein sommergrüner Baum, der eine bis etwa 8 m hohe weit ausladende Baumkrone ausbildet. Die Blätter sind wechselständig angeordnet, oval bis eiförmig oder elliptisch, meist gesägt, selten ganzrandig und manchmal gelappt.

Blüten und Früchte

Die Blüten sind meist flach becherförmig und fünfzählig, sie stehen einzeln oder in doldigen Schirmrispen, häufig duften sie, sie sind meist 2 bis 5 cm breit. Bei einigen Sorten sind sie halbgefüllt oder gefüllt.

Das fleischige Gewebe, das normalerweise als Frucht bezeichnet wird, entsteht nicht aus dem Fruchtknoten, sondern aus der Blütenachse, der Biologe spricht daher von Scheinfrüchten. Die Apfelfrucht ist eine Sammelbalgfrucht. Ein Balg besteht aus einem Fruchtblatt, das mit sich selbst verwächst. Innerhalb des Fruchtfleisches entsteht aus dem balgähnlichen Fruchtblatt ein pergamentartiges Gehäuse. In Fruchtfleisch selber sind höchstens noch vereinzelt Steinzellennester enthalten. Aufgrund der enzymatischen Bräunung wird das Fruchtfleisch dort, wo es nicht durch die Schale geschützt ist, schnell braun, was jedoch medizinisch gesehen unproblematisch ist.

Kultur

Die Kultur gelingt am besten in mäßig nährstoffreichem, feuchtem, aber wasserdurchlässigem Boden in voller Sonne oder halbschattig. Sie sind voll frosthart.

Die Keime (aus den Kernen = Samen) eines Apfels sind in den seltensten Fällen sortenrein. Für die Erhaltung und Zucht von Apfelsorten eignen sich daher nur die unterschiedlichen Techniken der vegetativen Vermehrung. Dabei wird grundsätzlich eine Unterlage, d. h. eine Sorte, die ausschließlich für den Wurzel- oder Stammaufbau zuständig ist, mit einem einjährigen Trieb der gewünschten Edelsorte veredelt. Diese bildet mit ihren Trieben in den folgenden Jahren die Baumkrone bzw. die fruchttragenden Baumteile. Die Unterlagen selbst waren früher aus Kernen gezogene Sämlinge, mittlerweile wird mit speziellen Unterlagenzüchtungen eine für den Erwerbsobstbau geeignete Pflanzencharakteristik erzielt. Aus Apfelkernen gezogene Unterlagen bilden mächtige Wurzeln und Stämme aus, tragen erst nach 8 bis 10 Jahren Früchte und sind Grundlage historischer Streuobstanlagen oder Einzelbäume. Unterlagen für den Erwerbsobstbau bilden kaum Holz (solche „Bäume“ brauchen lebenslang Stützkonstruktionen), wurzeln flach, sodass in trockenen Perioden künstliche Bewässerung notwendig ist, bringen jedoch bereits nach wenigen Jahren den gewünschten Fruchtertrag.

Vermehrung

Apfelsprösslinge auf Nährboden im Labor

Zur Vermehrung im Herbst im Saatbeet säen. Apfelkerne verfügen häufig über keimhemmende Substanzen, die erst durch Gärungprozesse abgebaut werden - Kerne aus Pressgut (Trester) eignen sich daher besonders für die Keimung, während Kerne, die man einfach beim Apfelessen zur Seite legt, selten keimen. Die kleinen Apfeltriebe können dann in den folgenden Jahren veredelt werden.

Die angebauten Apfelsorten werden, sobald sie als Sorte stabil und interessant sind, durch Klonen (ungeschlechtliche Vermehrung, die von einem geschlechtlich gezüchteten Individuum ausgeht) oder durch Veredelung/Pfropfen auf einen Apfelstamm (meist auch nur auf einen bewurzelten Zweig (geringere Kosten)) vermehrt.

Die Gefahr ist groß, dass Sorten unwiederbringlich verloren gehen. Im Prinzip reicht ein Apfelbaum (nicht sehr langlebig, ca. 100 Jahre, z. B. Linden sind dagegen erst mit 300 Jahren ausgewachsen und werden ca. 2000 Jahre) aus, um eine Apfelsorte zu erhalten, da jeder Apfel durch Veredelung oder Klonen in beliebiger Zahl reproduziert werden kann.

Heute wird versucht die Arten- und Sorten-Vielfalt durch Rückkreuzung, Bestimmen und Sammeln alter Baumbestände (Zufallsfunde) und Neuzüchtungen, den genetischen Reichtum zu erhalten, zu vergrößern oder zumindest die Verarmung zu verlangsamen. Mit Gendatenbanken, Gengärten und Genbaumschulen bereitet man sich auf neue Krankheiten, (Inhaltsstoffe, Resistenz) und neue Umweltbedingungen vor. Da der Erhalt alter Baumsorten schlecht kommerziell genutzt werden kann, ist es schwierig, diese aufwändige Arbeit mit der Industrie umzusetzen. (siehe auch: genetischer Flaschenhals). Ein Refugium für alte Apfelsorten sind Streuobstwiesen. (Siehe auch: Artenvielfalt).

Schädlinge und Krankheiten

Apfelblütenkäfer

Folgende Schädlinge und Krankheiten können Probleme hervorrufen:

  • Blattläuse schwächen den Baum und machen die Früchte klebrig.
  • Rote Spinne
  • Raupen fressen die Blätter.
  • Apfelschorf befällt die Früchte und ist ein rein ästhetisches Problem; es macht die Äpfel für Verkaufszwecke unansehnlich, kann jedoch gerade ein Indiz für spritzmittelfreie Kultur sein.
  • Tumore und Feuerbrand schädigen den Baum und können auch zum totalen Absterben des Baumes führen.
  • Mehltau befällt die Blätter und schwächt die Photosyntheseleistung des Baumes.
  • Apfelrostmilbe

Der Apfelanbau

Bereits die Kelten und Germanen verarbeiteten die wohl kleinen und harten Früchte des einheimischen Apfels. Sie verkochten das Obst zu Mus und gewannen Most daraus. Den Saft vergor man mit Honig.

Den Apfelobstbau, so wie wir ihn heute kennen, haben letztlich die Römer eingeführt. Sie begannen laut Quellenlage mit der gezielten Züchtung und brachten die Kunst des Pfropfens und Klonens in ihre Kolonien und Provinzen. Seit dem 6. Jahrhundert hat man den Apfel in Mitteleuropa bewusst angebaut. Seit dem 16. Jahrhundert wurde er dann auch zu einem Wirtschaftsgut.

Anbaugebiete

Datei:Apfel-Obstbau-Plantage.jpg
Apfelplantagen in den USA,Yakima, Washington

Deutschland und Mitteleuropa

Streuobstwiesen sind in Süddeutschland weit verbreitet. Apfelbaum-Alleen sind in Mecklenburg, aber auch anderen deutschen Landen noch häufig anzutreffen. Klassische Obsterwerbsanbaugebiete sind:

Übersee

Massenhafte Überseeimporte von der Südhalbkugel (vor allem aus Neuseeland, Chile und Argentinien) decken großteils die Apfelnachfrage in Deutschland im Winter und Frühling.

Die größten Apfelproduzenten

Die mit Abstand bedeutendste Apfel-produzierende Nation ist China, gefolgt von USA, Polen und Frankreich. Folgende Tabelle gibt eine Übersicht über die größten Produzenten von Äpfeln weltweit:

Die größten Produzenten weltweit (2004)
Quelle: Handelsblatt Die Welt in Zahlen (2005)
 Rang  Land  Menge 
(in Tsd. t)
 Rang  Land  Menge 
(in Tsd. t)
   1 China    20.503    10 Indien    1.470
   2 USA    4.290    11 Argentinien    1.262
   3 Polen    2.500    12 Chile    1.100
   4 Frankreich    2.400    13 Brasilien    978
   5 Iran    2.350    14 Japan    881
   6 Türkei    2.300    15 Ukraine    850
   7 Italien    2.012    16 Rumänien    810
   8 Russische Föd.    1.900    17 Südafrika    701
   9 Deutschland    1.600    19 Ungarn    680


Sorten

Allgemeines

Die älteste dokumentierte Apfelsorte ist vermutlich der 'Borsdorfer Apfel', der bereits 1170 von den Zisterziensern erwähnt wurde.

Um 1880 waren mehr als 20.000 Apfelzüchtungen/Sorten weltweit in Kultur, allein in Preußen/Deutschland über 2.300 Sorten (politisch geförderte/motivierte Züchtung zur Versorgung des Großraumes Berlin). Die regionale Sortenvielfalt war sehr hoch. In Deutschland gibt es heute ungefähr 1.500 Sorten, von denen lediglich 60 wirtschaftlich bedeutend sind. Im Gartenhandel sind zur Zeit nur noch etwa 30 bis 40 Sorten mit sinkender Tendenz käuflich. In Europa machen vier gängige Apfelsorten nahezu 70 % des Gesamtangebotes am Apfelfrucht-Markt aus.

Wirtschaftlich bedeutende Sorten

Die Apfelsorten, die im Großanbau normalerweise angebaut werden, sind auf die Anforderungen des Frischmarktes im Lebensmitteleinzelhandel ausgerichtet. Die Äpfel müssen knackig, saftig sein, sowie eine gute Lager- und Transportfähigkeit aufweisen. Viele lokale Sorten werden diesen Anforderungen nicht gerecht, daher werden im Erwerbsobstbau wesentlich weniger Sorten, die oft weltweit verbreitet sind, angebaut.

Datei:Fruechte-von-Kultur-Apfel-S.jpg
Früchte von verschiedenen Kulturapfelsorten

Die Auswahl ist grob, absteigend nach wirtschaftlicher Bedeutung, sortiert.

Bei den Sorten wird unterschieden zwischen (siehe auch Apfelsorten):

Nutzung

Äpfel werden sowohl zum Obstanbau als auch zur Zierde (Blüten, Früchte) angepflanzt. Zusätzlich wird ihnen eine Wirkung als Heilmittel zugeschrieben.

Nahrungsmittel

Datei:Apfel-als-Nahrungsmittel.jpg
Die Apfelfrucht als Nahrungsmittel, z.B. bedeckter Apfelkuchen

Der Apfel ist in Deutschland mit einem Jahresprokopfkonsum von über 17 Kilogramm Früchten vor Bananen oder Birnen das meist gegessene und auch das beliebteste Obst. Bei Umfragen gaben 2/3 der Deutschen den Apfel als das von ihnen favorisierte Obst an. Beim Rohverzehr wird zumeist das Kerngehäuse verschmäht. Die Früchte vieler Wildäpfel kann man entsaften und zu Apfelgelee verarbeiten, einige sind erst gekocht genießbar. Wegen des hohen Ertrags gepaart mit dem hohen Wasseranteil der Apfelfrüchte ist der Apfel das Saftobst schlechthin. In Deutschland liegt sein Anteil an der gesamten jährlichen Obsternte bei 60 Prozent. Das meiste davon wird verflüssigt: 450 Firmen produzieren hierzulande alljährlich eine Milliarde Liter Apfelsaft. Unter den 41 Litern Fruchtsäften und –nektaren, die jeder Bundesbürger laut dem deutschen statistischem Bundesamt pro Jahr konsumiert, ist der Apfelsaft Spitzenreiter mit einem jährlichen Pro-Kopf-Verbrauch von 11,7 Litern. Danach erst kommt Orangensaft mit 9,8 Litern. Bei der Apfelsaftherstellung ist ein hoher Säureanteil wichtig, weshalb man dabei auf die säurehaltigeren älteren Sorten aus dem Streuobstanbau und aus Privatgärten zurückgreift, zumal ein erwerbsmäßiger Anbau von Äpfeln zur Safterzeugung in Mitteleuropa kaum rentabel ist. Äpfel werden auch zur Herstellung von alkoholischen Getränken wie Apfelwein, Cidre, klare Schnäpse (Obstgeist) und Calvados verwendet. Beliebt sind auch Apfelmus, das auch problemlos tiefgefroren werden kann, und getrocknete Apfelscheiben als Trockenobst. Gekochte Äpfel finden Verwendung im Apfelkuchen und Apfelstrudel.

Inhaltsstoffe

Die Frucht besteht zu 85 Prozent aus Wasser.

100g Apfel enthalten:
kcal kJoule Wasser Fett Kalium Calcium Magnesium Vitamin C
52-55 217-228 85 g 0,4 g 144 mg 7 mg 6 mg 12 mg

Quelle: EU Nährwertkennzeichnungsrichtlinie (EU NWKRL 90/496/EWG) & REWE Nährwerttabelle


Tagesbedarf eines Erwachsenen
Kalium Calcium Magnesium Vitamin C
7% 1% 2% 16%

Quelle: EU Nährwertkennzeichnungsrichtlinie (EU NWKRL 90/496/EWG)

Rezepte

Heilpflanze

Als Heilpflanze taucht der Apfel bereits in einer alten babylonischen Schrift aus dem 8. vorchristlichen Jahrhundert auf, die die Pflanzen des Heilkräutergartens des Königs Mardukapaliddina aufzählt. Auch die mittelalterliche Medizin schrieb dem Apfel allerlei heilkräftige Wirkungen zu. Die Mehrzahl der Früchte der damaligen Apfelsorten dürfte für den heutigen Geschmack noch reichlich sauer, gerbstoffhaltig und holzig gewesen sein. Vieles liegt noch im Dunkeln, wie, wann und welche Teile der Apfel-Pflanze genutzt wurden. Wie bei jeder Medizin sollte auch der Apfel nur in Maßen genossen werden, die tödliche Dosis ist nicht bekannt, dürfte aber bei mehreren Kilo am Tag liegen. Der Verzehr von Früchten mit Schale hat im Allgemeinen eine adstringierende und eine abführende Wirkung. Ein Rindenabsud wirkt fiebersenkend. Kranke stärkte man mit in Milch gedünsteten Äpfeln. Manche mit roher Schale geriebenen Früchte sollen gegen Durchfall helfen. Bei Magenschmerzen und Erbrechen hilft jede halbe Stunde ein Kaffeelöffel geraffelte Apfelfrucht. Bei Nervosität soll Apfelfruchttee helfen: Eine ungeschälte Apfelfrucht scheibeln, mit 1 l kochendem Wasser übergießen, 2 Std. ziehen lassen, dazu schreibt der Kräuterpfarrer Johann Künzle: Für geistig arbeitende Personen und nervös Angestrengte ist dieser Tee Goldes wert.

Die Apfelfrucht hat mit ihren sanften Fruchtsäuren und Ballaststoffen einen stark reinigenden Effekt für die Zähne und funktioniert daher für die Zahnreinigung zwischendurch ebenso gut wie ein Kaugummi, ersetzt aber nicht die Zahnbürste.

Apfelfaser ist ein Ballaststoff, der durch ein schonendes Produktionsverfahren aus entsafteten und getrockneten Äpfeln gewonnen wird. Er enthält einen hohen Anteil an Pektinen.


Mythologie

Der Apfel spielt in allen eurasischen Kulturen eine Rolle, und zwar als Symbol der Liebe, Sex, der Erkenntnis, der Fruchtbarkeit und des Lebens. Als uraltes Symbol der Erde und der Offenbarung des weiblichen Prinzips wurde der Apfel schon von Anfang an Göttinnen der Liebe und Fruchtbarkeit zugeordnet:

  • Bei den Babyloniern war es Ischtar, die mit dem Emblem des Apfels verehrt wurde, bei den Griechen Aphrodite und bei den Germanen Iduna. Eine alte Legende, die in den unterschiedlichsten Kulturen immer wieder auftauchte, ist die Geschichte vom Baum des ewigen Lebens, dessen Früchte Flügel verleihen sollen.
  • Der bekannteste Mythos ist wohl der von Adam und Eva im Garten Eden und ihre Vertreibung daraus, die in der Bibel erzählt wird. Eine Frucht vom Baum der Erkenntnis von Gute und Böse, die Adam und Eva verbotenerweise essen, um wie Gott zu werden, ist der Auslöser. Obwohl Adam und Eva dieses Versprechen, wie Gott zu werden, nicht erfüllt wird und in der Bibel nur allgemein von Frucht die Rede ist, hat sich in der westlichen Welt der Gedanke festgesetzt, es sei ein Apfel gewesen. Siehe auch: Garten Eden.
  • In der griechischen Mythologie gibt es den goldenen Apfel der Eris, der Göttin des Streits und der Zwietracht. Zu der Hochzeit des Peleus und der Thetis waren alle olympischen Götter bis auf Eris eingeladen. Aus Rache wirft sie einen Apfel mit der Aufschrift „der Schönsten” unter die Göttinnen, um Zank und Streit hervorzurufen. Paris, ein trojanischer Königssohn, soll die Entscheidung fällen (Urteil des Paris) und wählt Aphrodite, die Liebesgöttin als Schönste, was dann zum Trojanischen Krieg führt. Im Trojanischen Krieg stand Hera auf der Seite der Achäer (Griechen), da Paris nicht ihr, sondern Aphrodite den goldenen Apfel der Eris zuerkannte. Ein Gegenstand oder eine Tatsache, die zu einer Auseinandersetzung führt, wird deshalb bis heute als Zankapfel bezeichnet.
  • In der nordischen Sage schenkte die Göttin Iduna goldene Äpfel an das Göttergeschlecht der Asen, die dadurch ewige Jugend erhielten.
  • Drei goldene Äpfel aus dem Garten der Hesperiden ließ Hippomenes während eines Wettlaufs mit Atalante fallen, die sich danach bückte und unterlag, wodurch sie gewann.
  • Wieland der Schmied ist der Name eines kunstreichen Schmiedes der deutschen Heldensagen, der ursprünglich in der germanischen Mythologie als halbgöttliches Wesen erscheint. In einigen Versionen der Sagen wird Wieland von einem seiner Brüder unterstützt. Dieser ist ein berühmter Bogenschütze und Jäger. Um ihn zu testen, lässt ihn König Nidung einen Apfel vom Kopf seines Sohnes schießen.

Aufgrund seiner Verbreitung taucht der Apfel in zahllosen Märchen auf. Unter den von den Gebrüdern Grimm gesammelten sind das unter anderem:

  • Frau Holle: Die Protagonistinnen dieses Märchens begegnen unter anderem einen Apfelbaum: Danach ging es weiter und sie kamen zu einem Baum, der hing voll Äpfel und rief ihnen zu ‚ach schüttel mich, schüttel mich, wir Äpfel sind alle reif‘. Während die positive Heldin den Wunsch des Baumes erfüllt und dafür belohnt wird, geht die negative Heldin achtlos an ihm vorüber und wird dafür bestraft.
  • Der Teufel mit den drei goldenen Haaren: Eines der Rätsel, die der Held dieses Märchens zu lösen hat, betrifft die Frage, warum ein Baum der einst goldene Äpfel trug, nun nicht einmal mehr Blätter treibt.
  • Schneewittchen: Mit einem vergifteten Apfel wird die Heldin in den Verderb geführt.
  • Der goldene Vogel: Ausgangspunkt der Geschichte ist der Diebstahl goldener Äpfel aus dem Garten des Königs.
  • Der Königssohn, der sich vor nichts fürchtete: Eine der Aufgaben, die der Königssohn zu lösen hat, ist der Diebstahl eines Apfels vom Baum des Lebens.
  • Einäuglein, Zweiäuglein und Dreiäuglein: Der positiven Heldin dieses Märchens wächst ein Baum mit silbernen Blättern und goldenen Äpfeln, die nur sie pflücken kann und mit dessen Hilfe sie ihren Ehemann gewinnt.
  • Eisenhans: Dreimal muss der Held der Geschichte den goldenen Apfel der Königstochter fangen, bevor sie seine Frau wird.

Kunst

Reichsapfel

Welche Symbolik der Apfel trägt, hängt stark vom Kontext ab, in dem er dargestellt ist:

  • Als Reichsapfel ist er das Symbol der Herrschaft (aber dieser Apfel war – gelegentlich - mit Sand (oder Asche) gefüllt zum Zeichen der Vergänglichkeit aller irdischen Macht).
  • In Zusammenhang mit Schlange, Adam und Eva ist er das Sinnbild der Versuchung und Sünde.
  • In den Händen Christi steht er für die Erlösung von der durch den Sündenfall bedingten Erbsünde.
  • Auf Bildern, die das Jüngste Gericht darstellen, halten Erlöste Äpfel als Symbol des wiedereroberten Paradieses in der Hand.
  • Typisch für das späte Mittelalter sind Darstellungen, auf denen die Muttergottes dem Kind den Apfel überreicht. Dies steht in der Bedeutung: Christus nimmt die Sünden der Welt auf sich und erlöst dadurch die Menschheit.

Wenn bei Darstellungen der Heiligen Familie oder Sippe auch der Apfelbaum bzw. ein Behälter mit geernteten Früchten hinzutreten, so wird nicht nur auf die Erlösung sondern auch auf die wunderbare Fruchtbarkeit Mariens bzw. Annas hingewiesen. Eine barocke Darstellung dafür ist beispielsweise Rubens Heilige Familie unter dem Apfelbaum (Wien, Kulturhistorisches Museum). Im Spätmittelalter wird die Vorstellung von Maria als der neuen Eva weiter ausgestaltet, etwa in der Darstellung Evas, die Äpfel an die Sünder verteilt und der Maria, die Hostien an die Gläubigen verteilt (Missale des Berthold Furtmeyr, 1481, München) oder die Schlange mit dem Apfel im Maul zu Füßen Marias als Hinweis auf die Überwindung der Erbsünde.

Ein sehr geschätztes Kunstmotiv war zu der Zeit, in der der weibliche Akt in der Kunst noch eine Begründung brauchte, die Darstellung des Paris, der sich entscheiden muss, welcher Göttin, (Hera, Athena oder Aphrodite) er den goldenen Apfel mit der Aufschrift Der Schönsten zusprechen muss, bot sich doch hier die Gelegenheit, gleich drei Frauen in reizvoller Pose darzustellen.

Bis in das 18. Jahrhundert trug man bei Prozessionen auch Apfelbäumchen mit einem Totenkopf und einer künstlichen Schlange, die einen Apfel im Maul trug, mit.

Literatur

Im Hohenlied Salomos (2, 3) um 1000 v. Chr. heißt es: Wie ein Apfelbaum unter den Bäumen des Waldes, so ist mein Liebster unter allen andren Männern! In seinem Schatten möchte ich ausruhn und seine Früchte genießen."

In Homers Odyssee, dem Heldenepos der griechischen Antike (800 v. Chr.), erkannte König Laertes seinen Sohn Odysseus, welcher nach zehnjähriger Irrfahrt nach Hause zurückkehrte, daran, dass er ihm die Sortennamen der Bäume nennen konnte, die er ihm selbst einst geschenkt hatte (24. Gesang): Denn ich begleitete dich als Knab' im Garten; wir gingen unter den Bäumen umher, und du nanntest und zeigtest mir jeden. Dreizehn Bäume mit Birnen und zehn voll rötlicher Äpfel schenktest du mir und vierzig Feigenbäume...

Homers Odyssee stellt in allen ihren umfangreichen Beschreibungen nie dar, dass Obst gegessen wird. Und doch machen für den Dichter Birnen, Granatäpfel, Äpfel, Feigen, Oliven und natürlich Weintrauben einen wohlgeplanten Obstgarten aus; einen, der über lange Zeit im Jahr Früchte hervorbringen würde:

:Außer dem Hof ist ein großer Garten nahe der Hoftür :An vier Morgen, auf allen Seiten vom Zaun umzogen. :Große Bäume stehen darin in üppigem Wachstum, :Apfelbäume mit glänzenden Früchten, Granate und Birnen :Und auch süße Feigen und frische, grüne Oliven.

:Denen verdirbt nie Frucht, noch fehlt sie winters wie sommers :Während des ganzen Jahres, sonder der stetige Westhauch :Treibt die einen hervor und läßt die anderen reifen. :Birne auf Birne reift da heran und Apfel auf Apfel, :aber auch Traube auf Traube und ebenso Feige auf Feige. (Homer, Odyssee 7,112)

Der Apfel ist eine gängige alte Umschreibung für die weibliche Brust. Bei Goethe sagt Faustus in der Walpurgisnacht:

:Einst hatte ich einen schönen Traum, :Da sah ich einen Apfelbaum. :Zwei schöne Äpfel glänzten dran, :Sie reizten mich, ich stieg hinan.

Und Gretchen antwortet: :Der Äpfelchen begehrt Ihr sehr, :und schon vom Paradiese her, :von Freuden fühl ich mich bewegt, :daß auch mein Garten solche trägt.

Aus Schillers Wilhelm Tell ist der Apfelschuss bekannt.

Zitate, Sprüche, Anekdoten

  • Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm heißt soviel wie: das Kind ähnelt seinen Eltern
  • Ein Apfel am Morgen, vertreibt Kummer und Sorgen.
  • An apple a day, keeps the doctor away. (Für Apfelallergiker allerdings nur bedingt zutreffend, da nur wenige Sorten auch für diese einigermaßen geeignet sind, z. B. Macoun.) Der Ursprung dieses Spruches ist sehr wahrscheinlich auch nicht auf den rohen Verzehr von Äpfeln zurückzuführen, sondern entstand während der Kolonialzeit in den USA. Abgesehen von unveredelten (und daher für den Verzehr kaum geeigneten) Wildsorten waren damals kaum Zuckerquellen zur Vergärung vorhanden. Der Spruch dürfte daher in erster Linie als Aufforderung zum regelmäßigen Schnapstrinken gemeint gewesen sein.
  • Martin Luther wird das Zitat zugeschrieben: Wenn morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.
Der Big Apple vom World Trade Center aus gesehen
  • Steve Jobs, der Gründer von Apple Computer (heute Apple) nennt seinen ersten selbstgebauten Computer Apple I nach seinen Lieblingsfrüchten. Später erhielt der Macintosh seine Namen von der Apfelsorte McIntosh, da dies die Lieblingssorte von Jef Raskin war. 1999 verlor Apple Computer einen Prozess gegen die Plattenfirma Apple Corps. der Beatles und mussten 26 Mio. Dollar Strafe zahlen wegen Bruch eines Vertrages von 1981, in dem festgelegt wurde, dass von Apple Computer keine Musikprodukte auf den Markt kommen dürfen.
  • Es wird die Geschichte erzählt, dass Isaac Newton, der grübelnd unter einem Apfelbaum saß, ein Apfel auf den Kopf fiel, was ihn auf die Idee brachte, die Himmelsmechanik beruhe auf derselben Gravitation wie der Fall von Äpfeln auf der Erde.
  • Big Apple ist der Spitzname der US-amerikanischen Metropole New York City, New York.
  • Im Mittelalter trug Konstantinopel die Bezeichnung Der goldene Apfel, später Wien, heute New York.
  • 6 Stunden vor einem Operationstermin ist es nach modernen Richtlinien dem Patienten erlaubt, eine Kleinigkeit zu essen (z.B. eine Weißbrotscheibe). Die letzten 2 Stunden vor der Narkose können geringe Mengen (150 bis 200 ml) einer klaren Flüssigkeit eingenommen werden, dazu gehört zum Beispiel klarer Apfelsaft.
  • Ein beigelegter reifer Apfel und eine Abdeckung lassen Bananen und andere Früchte schneller reifen (Grund ist das gasförmige Pflanzenhormon Ethen).
  • Pentylpentanoat ist ein Ester mit einem charakteristischen Geruch nach Apfelsaft, weshalb es häufig in Aromastoffen und Parfüms Verwendung findet.

Literatur

  • Aeppli, Alfred: Hundert Obstsorten. - Zollikofen, Landwirtschaftl. Lernmittelzentrale, 1989. - 3. Aufl.
  • Boysen, Johannes: Norddeutsche Apfelsorten (mit Photo-CD). - Niebüll, Verl. Videel, 2001. - ISBN 3-89906-381-3
  • Brandt, Eckart: Brandts Apfellust. - München, Mosaik-Verl., 2000. - ISBN 3-576-11441-6
  • Brandt, Eckart: Mein großes Apfelbuch. - München, Bassermann, 2003. - ISBN 3-8094-1533-2
  • Engelbrecht, Theodor: Deutschlands Apfelsorten. - Braunschweig, Vieweg, 1889. Detaillierte Beschreibungen von insgesamt 688 alten Apfelsorten.
  • Götz, Gerhard: Obstsorten-Atlas. - Stuttgart, Ulmer, 1989. - ISBN 3-8001-5527-3
  • Mühl, Franz: Alte und neue Apfelsorten. - München, Obst- u. Gartenbauverl., 2001. - ISBN 3-87596-093-9
  • Petzold, Herbert: Apfelsorten. - Radebeul, Neumann, 1990. - ISBN 3-7402-0075-8
  • Silbereisen, Robert: Apfelsorten. - Stuttgart, Ulmer, 1986. - ISBN 3-8001-5524-9

Siehe auch

Liste der Apfelsorten, Apple (Begriffsklärung), Avalon (Mythologie), Granatapfel, Nutzpflanzen, Obst, Obstbau, Obstbäume, Pomologie, Streuobstwiese

Commons: Äpfel – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien