„Anorexia nervosa“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][ungesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
K Änderungen von 2003:EB:7724:3E33:483F:81D7:AF1A:F3F2 (Diskussion) auf die letzte Version von Gardini zurückgesetzt
Markierung: Zurücksetzung
Text ist aus dem englischen Wiki "Anorexia nervosa" übersetzt, um die Einleitung dieses Beitrag zu verbessern.
Zeile 5: Zeile 5:
| 02-CODE = F50.1
| 02-CODE = F50.1
| 02-BEZEICHNUNG = atypische Anorexia nervosa
| 02-BEZEICHNUNG = atypische Anorexia nervosa
}}'''Anorexia nervosa''' (Magersucht), oft einfach als Anorexie bezeichnet,<ref name=":4">{{Cite journal|last1=Treasure|first8=Guido K.|issn=2056-676X|doi=10.1038/nrdp.2015.74|pages=15074|volume=1|journal=Nature Reviews. Disease Primers|url=https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/27189821/|title=Anorexia nervosa|date=26.11.2015|first10=Elisabet|last10=Wentz|first9=Cynthia M.|last9=Bulik|last8=Frank|first1=Janet|first7=Ulrike|last7=Schmidt|first6=Angélica|last6=Claudino|first5=Eric|last5=Stice|first4=Tracey|last4=Wade|first3=Nadia|last3=Micali|first2=Stephan|last2=Zipfel|pmid=27189821}}</ref> ist eine Essstörung, die durch geringes Gewicht, Nahrungsbeschränkung, ein gestörtes Körperbild, Angst vor Gewichtszunahme und den übermächtigen Wunsch, dünn zu sein, gekennzeichnet ist.<ref name="NIH2015">{{cite web|url=http://www.nimh.nih.gov/health/topics/eating-disorders/index.shtml|title=What are Eating Disorders?|website=NIMH|access-date=24 May 2015|url-status=dead|archive-url=https://web.archive.org/web/20150523184510/http://www.nimh.nih.gov/health/topics/eating-disorders/index.shtml|archive-date=23 May 2015}}</ref> Der Begriff Anorexie ist griechischen Ursprungs: an- (ἀν-, Präfix für Negation) und orexis (ὄρεξις, "Appetit"), was wörtlich übersetzt "Appetitlosigkeit" bedeutet; das Adjektiv nervosa weist auf den funktionellen und nicht organischen Charakter der Störung hin. Der Begriff "Anorexia nervosa" wurde 1873 von Gull geprägt, aber trotz der wörtlichen Übersetzung ist das Symptom des Hungers häufig vorhanden, und die pathologische Kontrolle dieses Instinkts ist für die Patienten eine Quelle der Zufriedenheit.
}}


Menschen mit Anorexia nervosa halten sich häufig für übergewichtig, obwohl sie eigentlich untergewichtig sind.<ref name="NIH2015" /><ref name="Attia2010">{{cite journal|title=Anorexia nervosa: current status and future directions|journal=Annual Review of Medicine|volume=61|issue=1|pages=425–35|year=2010|pmid=19719398|doi=10.1146/annurev.med.050208.200745}}</ref> Das [[DSM-5]] beschreibt dieses Wahrnehmungssymptom als "Störung der Wahrnehmung des Körpergewichts oder der Körperform".<ref name="DSM5">{{cite web|url=http://www.dsm5.org/documents/eating%20disorders%20fact%20sheet.pdf|title=Feeding and eating disorders|date=2013|publisher=American Psychiatric Publishing|access-date=9 April 2015|url-status=dead|archive-url=https://web.archive.org/web/20150501013951/http://www.dsm5.org/Documents/Eating%20Disorders%20Fact%20Sheet.pdf|archive-date=1 May 2015}}</ref> In der Forschung und im klinischen Umfeld wird dieses Symptom als "Körperbildstörung" bezeichnet.<ref name=":3">{{Cite journal|last1=Artoni|first9=G.|issn=1590-1262|doi=10.1007/s40519-020-00875-x|pages=499–514|issue=2|volume=26|journal=Eating and Weight Disorders|url=https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32124409/|title=Body perception treatment, a possible way to treat body image disturbance in eating disorders: a case-control efficacy study|date=March 2021|first11=L.|last11=Pingani|first10=M.|last10=De Bernardis|last9=Turrini|first1=P.|first8=F.|last8=Scita|first7=D. G.|last7=Minneci|first6=G. M.|last6=Galeazzi|first5=E.|last5=De Bernardis|first4=C.|last4=Cigarini|first3=F.|last3=Arnone|first2=M. L.|last2=Chierici|pmid=32124409}}</ref> Menschen mit Anorexia nervosa leugnen auch häufig, dass sie ein Problem mit ihrem geringen Gewicht haben.<ref name="DSM5book">{{cite book|title=Diagnostic and statistical manual of mental disorders : DSM-5|date=2013|publisher=American Psychiatric Publishing|location=Washington|isbn=978-0-89042-555-8|pages=[https://archive.org/details/diagnosticstatis0005unse/page/338 338–345]|edition=5|url=https://archive.org/details/diagnosticstatis0005unse/page/338}}</ref> Sie wiegen sich möglicherweise häufig, essen kleine Mengen und nur bestimmte Lebensmittel.<ref name="NIH2015" /> Manche treiben übermäßig viel Sport, zwingen sich selbst zum Erbrechen (bei der Unterform der «Anorexia purging") oder nehmen Abführmittel, um Gewicht zu verlieren und die Körperform zu kontrollieren.<ref name="NIH2015" /> Zu den medizinischen Komplikationen können u.a. Osteoporose, Unfruchtbarkeit und Herzschäden gehören.<ref name="NIH2015" /> Bei Frauen bleibt oft die Menstruation aus.<ref name="DSM5book" /> In extremen Fällen können Patientinnen mit Anorexia nervosa, die sich ständig weigern, nennenswerte Mengen an Nahrung zu sich zu nehmen und ihr Gewicht wiederherzustellen, und die von einem Psychiater für entscheidungsunfähig erklärt werden, zwangsweise über eine nasogastrale Sonde ernährt werden,<ref name=":1">{{cite journal|author=Kodua M, Mackenzie JM, Smyth N|title=Nursing assistants' experiences of administering manual restraint for compulsory nasogastric feeding of young persons with anorexia nervosa|journal=International Journal of Mental Health Nursing|volume=29|issue=6|pages=1181–1191|date=December 2020|pmid=32578949|doi=10.1111/inm.12758|url=https://westminsterresearch.westminster.ac.uk/item/qzxqv/nursing-assistants-experiences-of-administering-manual-restraint-for-compulsory-nasogastric-feeding-of-young-persons-with-anorexia-nervosa}}</ref> nachdem sie ihre Eltern oder Bevollmächtigten gebeten haben, diese Entscheidung für sie zu treffen.<ref>{{Cite web|url=http://www.mdmc-law.com/tasks/sites/mdmc/assets/Image/MDAdvisor_Fall2017_Jackson.pdf|title=Force-Feeding of Anorexic Patients and the Right to Die}}</ref>
'''Anorexia nervosa''' ([[Altgriechisch|griechisch]]-[[latein]]isch; übersetzt etwa „nervlich bedingte Appetitlosigkeit“) oder '''Magersucht''' ist eine Form der [[Essstörung]]. Davon betroffene Menschen besitzen eine [[Dysmorphophobie|gestörte Wahrnehmung des eigenen Körpers]] ''(Körperschemastörung)'' und verweigern aus Furcht vor Gewichtszunahme die Aufnahme von Nahrung.<ref name="Scharfetter">Christian Scharfetter: ''Allgemeine Psychopathologie.'' 5. Auflage. Thieme, 2002, ISBN 3-13-531505-3.</ref><ref>Mariacarla Gadebusch Bondio: ''Anorexia nervosa.'' In: [[Werner E. Gerabek]], Bernhard D. Haage, [[Gundolf Keil]], Wolfgang Wegner (Hrsg.): ''Enzyklopädie Medizingeschichte.'' De Gruyter, Berlin/ New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 67.</ref>


Die Ursache der Magersucht ist derzeit nicht bekannt.<ref name="Attia2010" /> Es scheint eine genetische Komponente zu geben, da eineiige Zwillinge häufiger betroffen sind als zweieiige Zwillinge.<ref name="Attia2010" /> Auch kulturelle Faktoren scheinen eine Rolle zu spielen, denn in Gesellschaften, in denen Schlankheit einen hohen Stellenwert hat, ist die Krankheit häufiger anzutreffen.<ref name="DSM5book" /> Darüber hinaus tritt sie häufiger bei Personen auf, die Tätigkeiten ausüben, bei denen Schlankheit einen hohen Stellenwert hat, wie z. B. Hochleistungssport, Modeln und Tanzen.<ref name="DSM5book" /><ref name="Ar2014">{{cite journal|author=Arcelus J, Witcomb GL, Mitchell A|title=Prevalence of eating disorders amongst dancers: a systemic review and meta-analysis|journal=European Eating Disorders Review|volume=22|issue=2|pages=92–101|date=March 2014|pmid=24277724|doi=10.1002/erv.2271|url=https://dspace.lboro.ac.uk/2134/18993}}</ref> Die Magersucht beginnt oft nach einer großen Lebensveränderung oder einem stressauslösenden Ereignis.<ref name="DSM5book" /> Die Diagnose setzt ein deutlich niedriges Gewicht voraus,<ref name="DSM5book" /> und der Schweregrad der Krankheit basiert auf dem Body-Mass-Index (BMI) bei Erwachsenen, wobei bei einer leichten Krankheit ein BMI von über 17, bei einer mittelschweren ein BMI von 16 bis 17, bei einer schweren ein BMI von 15 bis 16 und bei einer extremen ein BMI von weniger als 15 zugrunde gelegt wird.<ref name="DSM5book" /> Bei Kindern wird häufig ein BMI für die Altersperzentile von weniger als der 5 angenommen.<ref name="DSM5book" />
Andere Bezeichnungen sind auch '''Anorexia mentalis''' ('''mentale Anorexie'''), '''Apepsia hysterica''' oder veraltet '''Anorexia hysterica''' (im 19.&nbsp;Jahrhundert). ''Anorexia nervosa'' ist nicht gleichbedeutend mit dem Begriff [[Anorexie]], welcher lediglich allgemein eine Appetitlosigkeit beschreibt, unabhängig von der Ursache.

Die Behandlung der Magersucht umfasst die Wiederherstellung eines gesunden Gewichts, die Behandlung der zugrundeliegenden psychologischen Probleme und die Behebung von Verhaltensweisen, die das Problem begünstigen.<ref name="NIH2015" /> Medikamente helfen zwar nicht bei der Gewichtszunahme, können aber bei den damit verbundenen Ängsten oder Depressionen eingesetzt werden.<ref name="NIH2015" /> Verschiedene Therapiemethoden können nützlich sein, z. B. die kognitive Verhaltenstherapie oder ein Ansatz, bei dem die Eltern die Verantwortung für die Ernährung ihres Kindes übernehmen, die so genannte Maudsley-Familientherapie.<ref name="NIH2015" /><ref>{{cite journal|author=Hay P|title=A systematic review of evidence for psychological treatments in eating disorders: 2005-2012|journal=The International Journal of Eating Disorders|volume=46|issue=5|pages=462–9|date=July 2013|pmid=23658093|doi=10.1002/eat.22103}}</ref> Manchmal müssen die Betroffenen zur Wiederherstellung ihres Gewichts in ein Krankenhaus eingewiesen werden.<ref name="DSM5" /> Der Nutzen einer nasogastralen Sondenernährung ist nicht eindeutig belegt;<ref name="NICE2004">{{cite news|title=Eating Disorders: Core Interventions in the Treatment and Management of Anorexia Nervosa, Bulimia Nervosa and Related Eating Disorders.|date=2004|url=https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmedhealth/PMH0051859/pdf/TOC.pdf|pages=103}}</ref> ein solcher Eingriff kann sowohl für Magersüchtige als auch für das Gesundheitspersonal sehr belastend sein, wenn er gegen den Willen des Patienten unter Zwang durchgeführt wird.<ref name=":1" /> Manche Menschen mit Magersucht haben einen einzigen Vorfall und erholen sich, während andere über Jahre hinweg immer wiederkehrende Rückfälle haben.<ref name="DSM5" /> Viele Komplikationen bessern sich oder verschwinden, wenn das Gewicht wieder zunimmt.<ref name="DSM5" />

Weltweit sind schätzungsweise 2,9 Millionen Menschen von Anorexie betroffen (Stand 2015).<ref name="GBD2015Pre">{{cite journal|author=Vos T, Allen C, Arora M, Barber RM, Bhutta ZA, Brown A, etal|title=Global, regional, and national incidence, prevalence, and years lived with disability for 310 diseases and injuries, 1990-2015: a systematic analysis for the Global Burden of Disease Study 2015|journal=Lancet|volume=388|issue=10053|pages=1545–1602|date=October 2016|pmid=27733282|pmc=5055577|doi=10.1016/S0140-6736(16)31678-6}}</ref>  In den westlichen Ländern sind schätzungsweise 0,9 % bis 4,3 % der Frauen und 0,2 % bis 0,3 % der Männer irgendwann in ihrem Leben davon betroffen.<ref name="Sm2012">{{cite journal|author=Smink FR, van Hoeken D, Hoek HW|title=Epidemiology of eating disorders: incidence, prevalence and mortality rates|journal=Current Psychiatry Reports|volume=14|issue=4|pages=406–14|date=August 2012|pmid=22644309|pmc=3409365|doi=10.1007/s11920-012-0282-y}}</ref> Etwa 0,4 % der jungen Frauen sind jährlich davon betroffen, und es wird geschätzt, dass die Krankheit bei Frauen zehnmal häufiger auftritt als bei Männern.<ref name="DSM5book" /><ref name="Sm2012" /> Die Anteile in den meisten Entwicklungsländern sind unklar.<ref name="DSM5book" /> Oft beginnt die Krankheit in den Teenagerjahren oder im jungen Erwachsenenalter.<ref name="NIH2015" />  Während Anorexie im 20. Jahrhundert häufiger diagnostiziert wurde, ist unklar, ob dies auf eine Zunahme der Häufigkeit oder einfach auf eine bessere Diagnose zurückzuführen ist.<ref name="Attia2010" /> Im Jahr 2013 waren weltweit etwa 600 Todesfälle direkt auf Anorexie zurückzuführen, 1990 waren es noch 400 Todesfälle.<ref name="GDB2013">{{cite journal|author=Murray CJ, Barber RM, Foreman KJ, Ozgoren AA, Abd-Allah F, Abera SF, etal|title=Global, regional, and national age-sex specific all-cause and cause-specific mortality for 240 causes of death, 1990-2013: a systematic analysis for the Global Burden of Disease Study 2013|journal=Lancet|volume=385|issue=9963|pages=117–71|date=January 2015|pmid=25530442|pmc=4340604|doi=10.1016/S0140-6736(14)61682-2}}</ref> Essstörungen erhöhen auch das Risiko einer Person, an einer Vielzahl anderer Ursachen zu sterben, einschließlich Selbstmord.<ref name="NIH2015" /><ref name="Sm2012" /> Etwa 5 % der Menschen mit Anorexie sterben innerhalb von zehn Jahren an Komplikationen, das bedeutet ein fast sechsfach erhöhtes Risiko.<ref name="DSM5book" /><ref name="Espie2015">{{cite journal|author=Espie J, Eisler I|title=Focus on anorexia nervosa: modern psychological treatment and guidelines for the adolescent patient|journal=Adolescent Health, Medicine and Therapeutics|volume=6|pages=9–16|year=2015|pmid=25678834|pmc=4316908|doi=10.2147/AHMT.S70300}}</ref> The Der Begriff "Anorexia nervosa" wurde erstmals 1873 von William Gull verwendet, um diesen Zustand zu beschreiben.<ref name="pmid9385628">{{cite journal|author=Gull WW|title=Anorexia nervosa (apepsia hysterica, anorexia hysterica). 1868|journal=Obesity Research|volume=5|issue=5|pages=498–502|date=September 1997|pmid=9385628|doi=10.1002/j.1550-8528.1997.tb00677.x}}</ref>

In den letzten Jahren hat sich die evolutionäre Psychiatrie als neue wissenschaftliche Disziplin mit der Untersuchung psychischer Störungen aus einer evolutionären Perspektive befasst. Es wird noch immer darüber diskutiert, ob Essstörungen wie Magersucht evolutionäre Funktionen haben oder ob es sich um Probleme handelt, die aus einem modernen Lebensstil resultieren.<ref>{{cite journal | author = Abed RT | title = The sexual competition hypothesis for eating disorders | journal = The British Journal of Medical Psychology | volume = 71 | issue = 4 | pages = 525–47 | date = December 1998 | pmid = 9875960 | doi = 10.1111/j.2044-8341.1998.tb01007.x }}</ref><ref>{{cite journal | author = Nettersheim J, Gerlach G, Herpertz S, Abed R, Figueredo AJ, Brüne M | title = Evolutionary Psychology of Eating Disorders: An Explorative Study in Patients With Anorexia Nervosa and Bulimia Nervosa | journal = Frontiers in Psychology | volume = 9 | pages = 2122 | date = 2018-10-31 | pmid = 30429818 | doi = 10.3389/fpsyg.2018.02122 | pmc = 6220092 }}</ref><ref>{{Cite book| author = Nesse RM |url=http://worldcat.org/oclc/1057242826|title=Good reasons for bad feelings : insights from the frontier of evolutionary psychiatry|year=2019|isbn=978-1-101-98566-3|oclc=1057242826}}</ref>


== Geschichte ==
== Geschichte ==

Version vom 4. Dezember 2021, 00:06 Uhr

Klassifikation nach ICD-10
F50.0 Anorexia nervosa
F50.1 atypische Anorexia nervosa
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Anorexia nervosa (Magersucht), oft einfach als Anorexie bezeichnet,[1] ist eine Essstörung, die durch geringes Gewicht, Nahrungsbeschränkung, ein gestörtes Körperbild, Angst vor Gewichtszunahme und den übermächtigen Wunsch, dünn zu sein, gekennzeichnet ist.[2] Der Begriff Anorexie ist griechischen Ursprungs: an- (ἀν-, Präfix für Negation) und orexis (ὄρεξις, "Appetit"), was wörtlich übersetzt "Appetitlosigkeit" bedeutet; das Adjektiv nervosa weist auf den funktionellen und nicht organischen Charakter der Störung hin. Der Begriff "Anorexia nervosa" wurde 1873 von Gull geprägt, aber trotz der wörtlichen Übersetzung ist das Symptom des Hungers häufig vorhanden, und die pathologische Kontrolle dieses Instinkts ist für die Patienten eine Quelle der Zufriedenheit.

Menschen mit Anorexia nervosa halten sich häufig für übergewichtig, obwohl sie eigentlich untergewichtig sind.[2][3] Das DSM-5 beschreibt dieses Wahrnehmungssymptom als "Störung der Wahrnehmung des Körpergewichts oder der Körperform".[4] In der Forschung und im klinischen Umfeld wird dieses Symptom als "Körperbildstörung" bezeichnet.[5] Menschen mit Anorexia nervosa leugnen auch häufig, dass sie ein Problem mit ihrem geringen Gewicht haben.[6] Sie wiegen sich möglicherweise häufig, essen kleine Mengen und nur bestimmte Lebensmittel.[2] Manche treiben übermäßig viel Sport, zwingen sich selbst zum Erbrechen (bei der Unterform der «Anorexia purging") oder nehmen Abführmittel, um Gewicht zu verlieren und die Körperform zu kontrollieren.[2] Zu den medizinischen Komplikationen können u.a. Osteoporose, Unfruchtbarkeit und Herzschäden gehören.[2] Bei Frauen bleibt oft die Menstruation aus.[6] In extremen Fällen können Patientinnen mit Anorexia nervosa, die sich ständig weigern, nennenswerte Mengen an Nahrung zu sich zu nehmen und ihr Gewicht wiederherzustellen, und die von einem Psychiater für entscheidungsunfähig erklärt werden, zwangsweise über eine nasogastrale Sonde ernährt werden,[7] nachdem sie ihre Eltern oder Bevollmächtigten gebeten haben, diese Entscheidung für sie zu treffen.[8]

Die Ursache der Magersucht ist derzeit nicht bekannt.[3] Es scheint eine genetische Komponente zu geben, da eineiige Zwillinge häufiger betroffen sind als zweieiige Zwillinge.[3] Auch kulturelle Faktoren scheinen eine Rolle zu spielen, denn in Gesellschaften, in denen Schlankheit einen hohen Stellenwert hat, ist die Krankheit häufiger anzutreffen.[6] Darüber hinaus tritt sie häufiger bei Personen auf, die Tätigkeiten ausüben, bei denen Schlankheit einen hohen Stellenwert hat, wie z. B. Hochleistungssport, Modeln und Tanzen.[6][9] Die Magersucht beginnt oft nach einer großen Lebensveränderung oder einem stressauslösenden Ereignis.[6] Die Diagnose setzt ein deutlich niedriges Gewicht voraus,[6] und der Schweregrad der Krankheit basiert auf dem Body-Mass-Index (BMI) bei Erwachsenen, wobei bei einer leichten Krankheit ein BMI von über 17, bei einer mittelschweren ein BMI von 16 bis 17, bei einer schweren ein BMI von 15 bis 16 und bei einer extremen ein BMI von weniger als 15 zugrunde gelegt wird.[6] Bei Kindern wird häufig ein BMI für die Altersperzentile von weniger als der 5 angenommen.[6]

Die Behandlung der Magersucht umfasst die Wiederherstellung eines gesunden Gewichts, die Behandlung der zugrundeliegenden psychologischen Probleme und die Behebung von Verhaltensweisen, die das Problem begünstigen.[2] Medikamente helfen zwar nicht bei der Gewichtszunahme, können aber bei den damit verbundenen Ängsten oder Depressionen eingesetzt werden.[2] Verschiedene Therapiemethoden können nützlich sein, z. B. die kognitive Verhaltenstherapie oder ein Ansatz, bei dem die Eltern die Verantwortung für die Ernährung ihres Kindes übernehmen, die so genannte Maudsley-Familientherapie.[2][10] Manchmal müssen die Betroffenen zur Wiederherstellung ihres Gewichts in ein Krankenhaus eingewiesen werden.[4] Der Nutzen einer nasogastralen Sondenernährung ist nicht eindeutig belegt;[11] ein solcher Eingriff kann sowohl für Magersüchtige als auch für das Gesundheitspersonal sehr belastend sein, wenn er gegen den Willen des Patienten unter Zwang durchgeführt wird.[7] Manche Menschen mit Magersucht haben einen einzigen Vorfall und erholen sich, während andere über Jahre hinweg immer wiederkehrende Rückfälle haben.[4] Viele Komplikationen bessern sich oder verschwinden, wenn das Gewicht wieder zunimmt.[4]

Weltweit sind schätzungsweise 2,9 Millionen Menschen von Anorexie betroffen (Stand 2015).[12]  In den westlichen Ländern sind schätzungsweise 0,9 % bis 4,3 % der Frauen und 0,2 % bis 0,3 % der Männer irgendwann in ihrem Leben davon betroffen.[13] Etwa 0,4 % der jungen Frauen sind jährlich davon betroffen, und es wird geschätzt, dass die Krankheit bei Frauen zehnmal häufiger auftritt als bei Männern.[6][13] Die Anteile in den meisten Entwicklungsländern sind unklar.[6] Oft beginnt die Krankheit in den Teenagerjahren oder im jungen Erwachsenenalter.[2]  Während Anorexie im 20. Jahrhundert häufiger diagnostiziert wurde, ist unklar, ob dies auf eine Zunahme der Häufigkeit oder einfach auf eine bessere Diagnose zurückzuführen ist.[3] Im Jahr 2013 waren weltweit etwa 600 Todesfälle direkt auf Anorexie zurückzuführen, 1990 waren es noch 400 Todesfälle.[14] Essstörungen erhöhen auch das Risiko einer Person, an einer Vielzahl anderer Ursachen zu sterben, einschließlich Selbstmord.[2][13] Etwa 5 % der Menschen mit Anorexie sterben innerhalb von zehn Jahren an Komplikationen, das bedeutet ein fast sechsfach erhöhtes Risiko.[6][15] The Der Begriff "Anorexia nervosa" wurde erstmals 1873 von William Gull verwendet, um diesen Zustand zu beschreiben.[16]

In den letzten Jahren hat sich die evolutionäre Psychiatrie als neue wissenschaftliche Disziplin mit der Untersuchung psychischer Störungen aus einer evolutionären Perspektive befasst. Es wird noch immer darüber diskutiert, ob Essstörungen wie Magersucht evolutionäre Funktionen haben oder ob es sich um Probleme handelt, die aus einem modernen Lebensstil resultieren.[17][18][19]

Geschichte

Die Historikerin Olwen Hufton schreibt, dass vermutlich einige der „heiligen“ Frauen der Frühen Neuzeit, die angaben, keine Nahrung zu benötigen oder nur von Hostien zu leben, an Anorexie litten.[20]

Erstmals diagnostiziert und beschrieben wurde diese Essstörung 1689 von dem englischen Arzt Richard Morton.[21] Die zweite veröffentlichte Arbeit zur Anorexia nervosa, damals noch unter der Bezeichnung Anorexia hysterica stammt von dem Engländer William Gull. Er veröffentlichte 1868 drei Fallberichte.[22] Dabei konzentrierte er sich auf die Beschreibung somatischer (körperlicher) Veränderungen.

Der französische Internist Ernest-Charles Lasègue beschrieb 1873 auf der Basis von acht Fällen die Anorexia hysterica als einheitliches Krankheitsbild.[23][24] Dabei grenzte Lasègue die Symptome vom extremen Fasten ab, indem er die Überaktivitäten der erkrankten Personen hervorhob.

Die Anorexia hysterica ist damit die erste als Entität beschriebene Essstörung, beide Autoren betonten den psychogenen Zusammenhang der Krankheit.

Verbreitung

Die Anorexia nervosa hat unter weiblichen Teenagern eine geschätzte Häufigkeit (Prävalenz) von 0,7 %. Damit ist sie zwar seltener als die Bulimie (Ess- und Brechsucht), zeigt aber nicht selten mit schweren körperlichen Komplikationen einen deutlich ungünstigeren Verlauf. Die Erkrankung beginnt am häufigsten im Teenager-Alter, wobei eine Diät, die anschließend außer Kontrolle gerät, ein Einstieg sein kann.

Die Krankheit kann jedoch auch bei Erwachsenen oder bereits vor Eintritt der Pubertät auftreten. Nur einer von zwölf Erkrankten ist männlich;[25] Anorexia nervosa wird jedoch in den letzten Jahren immer öfter auch bei männlich Betroffenen diagnostiziert. Womöglich liegt das nicht an einer tatsächlichen Zunahme männlich Betroffener, sondern daran, dass Eltern zunehmend auch Hilfe für Söhne suchen.[26]

Krankheitsbild

Symptome

Anorektische Frau im Journal Nouvelle Iconographie de la Salpêtrière, 1900

Die meisten an Anorexia nervosa Erkrankten leiden an einer Körperschemastörung: Sie nehmen sich trotz Untergewichts bzw. Magerkeit als „zu dick“ wahr. Ihr Selbstwertgefühl hängt nicht nur von allgemeinen Leistungen in Beruf, Hobby oder Privatleben, sondern besonders stark auch von der Fähigkeit ab, das Körpergewicht kontrollieren zu können. Die Gedanken der Kranken sind eingeengt und kreisen stets um die Themen Ernährung, Gewicht und Körperschema.

„Die anorektische Frau lehnt das Essen ab und beschäftigt sich doch mehr damit als die meisten Gourmets. […] Sie lehnt ihren Körper ab, konzentriert sich jedoch in all ihrem Denken und Handeln auf ihn. […] Sie will selbstständig und unabhängig sein, verhält sich jedoch so, dass ihre Interaktionspartner sie nahezu zwangsläufig kontrollieren.“

Alexa Franke: Wege aus dem goldenen Käfig – Anorexie verstehen und behandeln.

Das Kennzeichen der Anorexia nervosa ist die selbst herbeigeführte Gewichtsabnahme, die durch Verminderung der Nahrungsaufnahme erreicht wird; dabei werden besonders Nahrungsmittel weggelassen, die als „fett machend“ angesehen werden. Bei Betroffenen, die nur dieses passive Verhalten zeigen, spricht man vom restriktiven Subtyp.

Es gibt aber auch einen der Bulimia nervosa ähnlichen „Purging-Typ“ der Anorexia nervosa (englisch: to purge = abführen).[27] Die an diesem Subtyp Erkrankten beschleunigen ihre Gewichtsabnahme zusätzlich aktiv: Beispielsweise durch selbst ausgelöstes Erbrechen, missbräuchliches Einnehmen von Appetitzüglern, Laxanzien (Abführmitteln) oder Diuretika, Verwendung von Klistieren (Einläufen) oder exzessive sportliche Betätigung.

Diagnose

Die Diagnose wird basierend auf dem Ergebnis verschiedener Untersuchungen gestellt:

Entsteht der Verdacht, dass andere Ursachen das Untergewicht verursacht haben, werden weitere Untersuchungen veranlasst.[25] Das Hauptunterscheidungsmerkmal (Differentialdiagnose) zur Bulimia nervosa ist das Körpergewicht. Eine Anorexia nervosa wird diagnostiziert, wenn ein selbst herbeigeführtes Untergewicht besteht und der Body-Mass-Index unter 17,5 liegt.

Die nachfolgenden Kriterien müssen für eine Diagnose erfüllt sein. Dabei wird in Deutschland die Kodierung zur Abrechnung mit den Leistungsträgern (Kranken- und Rentenkassen) nach dem ICD-10 vorgenommen.

Diagnosekriterien für Anorexia nervosa
ICD-10 DSM-5
  • Tatsächliches Körpergewicht mindestens 15 % unter dem zu erwartenden Gewicht oder Body-Mass-Index von 17,5 oder weniger (bei Erwachsenen)
  • Der Gewichtsverlust ist selbst herbeigeführt durch Vermeidung von energiereicher Nahrung und zusätzlich mindestens eine der folgenden Möglichkeiten:
    • selbstinduziertes Erbrechen
    • selbstinduziertes Abführen
    • übertriebene körperliche Aktivität
    • Gebrauch von Appetitzüglern und/oder Diuretika
  • Körperschemastörung in Form einer spezifischen psychischen Störung
  • Endokrine Störungen, bei Frauen manifestiert als Amenorrhoe, bei Männern als Libido- und Potenzverlust
  • Bei Beginn der Erkrankung vor der Pubertät ist die Abfolge der pubertären Entwicklung gestört (Wachstumsstopp, fehlende Brustentwicklung)
  • Durch zu geringe Energiezufuhr ist das Körpergewicht unter dem für das jeweilige Geschlecht, Alter, die Entwicklung und dem Gesundheitszustand zu erwartenden Gewicht.
  • Hinter dem niedrigen Körpergewicht steht die Angst vor einer Gewichtszunahme und der Vorstellung dick zu werden.
  • Die Betroffenen haben eine Körperschemastörung sowie eine Störung in der Wahrnehmung ihres geringen Körpergewichts.

Zur Beurteilung des niedrigen Körpergewichts wird der Body-Mass-Index herangezogen und das Ausmaß der Anorexia nervosa eingeteilt in:

  • mild BMI ≥ 17
  • gemäßigt BMI 16-16.99
  • schwer BMI 15-15.99
  • extrem BMI <15

Im DSM-5 wird zwischen einer Vollform, bei der alle Kriterien erfüllt sind, und einer partiellen Form unterschieden, bei der nicht alle Kriterien auftreten.

Körperliche Folgen

Die Magersucht ist eine schwere, unter Umständen tödliche Erkrankung. Das extreme Untergewicht führt zu körperlichen Problemen:

Bis zu 15 % der Betroffenen im Erwachsenenalter sollen gemäß Manfred Fichtner an den Auswirkungen der Krankheit entweder durch Komplikationen wie Herzstillstand oder Infektionen, oder aber durch Suizid sterben.[28] Ein Teil der überlebenden Patienten leidet zeitlebens an Langzeitfolgen wie Osteoporose oder Niereninsuffizienz.

Die Kranken sind sehr kälteempfindlich und ihre Körpertemperatur kann erniedrigt sein, weil der Körper den Stoffwechsel herunterfährt und das wärmedämmende subkutane Körperfett fehlt. Weitere Symptome sind Schwindelgefühle, Ohnmachtsanfälle und hormonelle Störungen. Zudem kann es zu trockener Haut und zum Wachsen von Lanugohaaren an Rücken, Armen und Gesicht kommen.

Bei Frauen bleibt die Periode aus (Amenorrhoe). Die Einnahme der Antibabypille überdeckt dieses Symptom, daher ist das Auftreten der Monatsblutung kein sicheres Ausschlusskriterium für Anorexia nervosa. Die künstlich zugeführten Hormone regulieren jedoch nicht den gesamten gestörten Hormonhaushalt.

Beginnt die Krankheit vor der Pubertät, endet das Größenwachstum vorzeitig und die Geschlechtsreife tritt nicht oder nur verzögert (Pubertas tarda) ein: Bei Mädchen entwickelt sich die weibliche Brust dann nicht, bei Jungen bleibt die Entwicklung der Hoden und des Penis aus.

Ursachen

Die Ursachen für die Entstehung der Anorexia nervosa sind bis heute nicht vollständig aufgeklärt. Am wahrscheinlichsten ist ein Zusammenwirken von psychischen und sozialen Faktoren mit Erbfaktoren. Ob die bei Anorektikern gefundenen Veränderungen der Hirnfunktion die Ursache oder die Folge der Erkrankung sind, ist bislang unklar.[29]

Man nimmt heute an, dass folgende Faktoren bei der Entstehung einer Magersucht zusammenwirken:

  • eine vererbte Disposition zur Ausbildung der Krankheit
  • gesellschaftliche Faktoren, zu denen neben dem Schlankheitsideal auch eine veränderte Rollenerwartung zählt,
  • individuelle Faktoren wie ein Mangel an Selbstwertgefühl sowie
  • bestimmte familiäre Faktoren.

Genetische Prädisposition

Die Zwillingsforschung konnte zeigen, dass der genetische Anteil erheblich ist und bis zu 80 % betragen kann. So haben erstgradige Verwandte von Anorexie-Patienten ein 10fach höheres Erkrankungsrisiko als Menschen ohne eine familiäre Vorgeschichte.[30]

Bislang konnten jedoch noch keine konkreten Gene identifiziert werden, welche eindeutig und direkt die Entstehung einer Magersucht begünstigen. Die Forschung konzentriert sich zurzeit (2010) besonders auf Gene, die im Zusammenhang mit einem leicht störbaren Neurotransmitter-System von Serotonin stehen. Neuere Untersuchungen weisen auf eine möglicherweise bedeutsame Rolle epigenetischer Mechanismen hin.[31][30]

Einfluss der Familie

Systemisch orientierte Therapeuten nehmen an, dass der Hauptgrund für Magersucht in der Familie zu suchen ist.[32][33]

In den meisten Fällen handelt es sich nach diesem Ansatz um eine unauffällige bürgerliche Familie, die sich selbst gern als absolut „intakt“ darstellt; die Meinung Außenstehender hat – insbesondere in Bezug auf den Patienten – höchste Priorität. Sind Jugendliche erkrankt, kann oft eine hohe Leistungsanforderung von den Eltern an den jungen Menschen festgestellt werden. Sollte dieses Bemühen enttäuscht werden, wird dies dann häufig nicht mit offensichtlichen Strafen geahndet, sondern mit dem Vorwurf an den Jugendlichen, Vertrauen enttäuscht zu haben. Das Bild der „eiserne[n] Faust im seidenen Handschuh“[34] umschreibt dies eindrucksvoll. Geringe emotionale Unterstützung, geringer Kontakt, emotionale Kälte, geringe oder nur bedingte Zuneigung und hohe Erwartungen (Vermaschung) der Eltern scheinen ebenfalls eine Rolle zu spielen. Aus systemisch-familientherapeutischer Sicht herrscht in Familien mit an Magersucht Erkrankten ein großes Harmoniestreben der Familienmitglieder untereinander, eine Auseinandersetzung mit Konflikten und negativen Gefühlen (Wut, Zorn, Unsicherheit, Ängste) findet nicht statt.

Beachtet wird zudem die Vermaschung.[35] Gemeint ist damit die Inbesitznahme des Lebens des Patienten durch die Eltern sowie das Fehlen jeglicher Privatsphäre. Natürlich gibt es nicht die anorektische Familie. In den Biografien Essgestörter – überwiegend bei der Bulimia nervosa – konnte überdurchschnittlich häufig sexueller Missbrauch gefunden werden. Es ist nicht eindeutig geklärt, ob dies tatsächlich ein ätiologisches Merkmal ist.[36]

Nach der objektpsychologischen psychodynamischen Sichtweise ist die Hauptursache von Essstörungen eine gestörte Eltern-Kind-Beziehung. Ein zentraler Konflikt ist das Streben nach Autonomie, was zu einer Loslösung einer als stark erlebten Abhängigkeit von der Mutter und deren Kontrolle führen soll („Abhängigkeits-Autonomiekonflikt“). Anorektische Personen versuchen aber auch, durch die Kontrolle über ihr Gewicht ihren Selbstwert zu stabilisieren („Selbstwertkonflikte“) und durch ihre Schlankheit eine unabhängige Identität zu erlangen („Identitätskonflikt“). Diese Konflikte können psychisch nicht symbolisiert (also nicht gedacht) werden. Der Ausdruck der Konflikte und ihre Kommunikation nach außen geschieht über das Körperliche. Dabei soll Selbstkontrolle des eigenen Körpers erreicht werden. Gleichzeitig lehnt die betreffende Person eine erwachsene Identität und damit auch die körperliche Erscheinung ab. Dies wird häufig als Abwehr von Triebwünschen verstanden. Die Beherrschung des eigenen Körpers wird zu einem Mittel, Wünsche nach Autonomie 'auszuleben’. Diese Wünsche stehen im Gegensatz zu der Angst vor der Trennung von der Mutter, die in der Adoleszenz wiederaufleben. Das aggressive Streben nach Autonomie, das sich häufig in der Adoleszenz zeigt, wird somit über den Körper ausgelebt.

Zudem wird die Unfähigkeit die Konflikte psychisch zu symbolisieren als strukturelle Störung unterschiedlicher Stärke betrachtet.[36][37][38][39]

Andere Autoren kritisieren die Konzentration auf die Familie: Es sei nicht empirisch nachgewiesen, dass die postulierten Verhaltensmuster überhaupt spezifisch für Familien essgestörter Jugendlicher seien. Selbst wenn das zuträfe, wäre unklar, ob Auffälligkeiten in der Familie Auslöser oder Folge der psychischen Erkrankung seien.[40] Eine Fokussierung auf die Familie als alleinigen Auslöser könne (abgesehen von der Vernachlässigung anderer Faktoren) zu wissenschaftlich unhaltbaren und seelisch belastenden Schuldvorwürfen führen. Die familiäre Kommunikation und Beziehung sollte in die Therapie miteinbezogen werden, aber als potentieller Stressor, der die Heilungschancen beeinträchtige, nicht als Auslöser der Krankheit.[41]

Kulturelle Faktoren

Für die gestörte Wahrnehmung des eigenen Körpers (Störung des „Körperschemas“) können die Kritik von Gleichaltrigen, die Kritik von Mutter und/oder Vater sowie das gesellschaftliche Schlankheitsideal eine große Rolle spielen. Die gezielte Gewichtsabnahme reduziert die Angst und macht so das Abnehmen zu einem wirkungsvollen Verstärker.[36]

In westlichen Industrienationen herrscht ein kultureller Druck auf Frauen, schlank zu sein. Dieses Schönheitsideal wird durch die Massenmedien transportiert. Schlankheit und gutes Aussehen wird vor allem in der Werbung häufig mit beruflichem und sozialem Erfolg verknüpft. Unter anderem werden Diäten als Mittel zum Erreichen dieses Ideals angepriesen. Die Krankheit beginnt oftmals im Rahmen einer Diät und wird durch die Anerkennung und Beachtung, welche die Betroffene (vielleicht erst) durch ihren schlanken Körper bzw. ihren Gewichtsverlust erhält, verstärkt.

Den zahlreichen Castingshows im Fernsehen wird vorgeworfen, den Magerwahn zu fördern. Solche Castingshows sind beispielsweise Germany’s Next Topmodel und Das perfekte Model. Eine Studie des IZI (Internationales Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen des Bayerischen Rundfunks) weist darauf hin. 2009 befragten Maya Götz und Johanna Gather knapp 1200 Kinder und Jugendliche zwischen neun und 21 Jahren für die wissenschaftliche Untersuchung Castingshows und ihre Bedeutung für Kinder und Jugendliche. Die IZI-Studie ergab, dass sich viele der Jugendlichen äußerst kritisch ihrem Körper gegenüber zeigen. Das deckt sich mit den Ergebnissen der Dr.-Sommer-Studie der Zeitschrift Bravo aus dem Jahr 2009. Götz schrieb darin, die Mädchen seien deutlich unzufriedener mit ihrem Körper als die bei der Vorgängerstudie Befragten.[42] Das Bundesfamilienministerium startete 2003 die Initiative Schau hin! und offeriert Informationen über Castingshows.[43]

Andere Umweltfaktoren

Auch schwere psychische Traumatisierungen wie beispielsweise sexueller Missbrauch oder Misshandlung sind in der Geschichte von Magersuchtpatienten zu finden. Ein Mangel an Selbstwertgefühl, ein geringes Selbstbewusstsein und Perfektionismus sind Persönlichkeitszüge, die vor Ausbruch der Erkrankung bestehen. Die Annahme, dass all diese Faktoren zusammenwirken, wird als „psychobiologisch-soziales Modell“ bezeichnet.[25]

Extremer Gewichtsverlust kann Begleiterscheinung von Depressionen oder Ausdruck von selbstverletzendem Verhalten sein; er kann auch selbst von Depressionen oder Selbstverletzungen begleitet sein. Viele Menschen mit Anorexia nervosa neigen zu zwanghaftem Verhalten bzw. Perfektionismus in allen Lebensbereichen.

Für die Patienten ist die Magersucht in erster Linie eine Abwehr von Fremdbestimmung. Die Kontrolle über den eigenen Körper (beispielsweise durch das sog. Kalorien-Zählen) ist eine Form der Selbstkontrolle und der Ohnmachtsbewältigung im Prozess der Adoleszenz. Das Schlankwerden ist oft nur zu Beginn der Krankheit das zentrale Motiv. Erkrankte mit jahrelangem Krankheitsverlauf erleben das Abnehmen häufig als Sucht.

Therapie

Die Erkrankung kann nur selten durch eine kurze Behandlung geheilt werden. Häufig ist der Krankheitsverlauf langwierig, ebenfalls häufig lässt sich mit den zur Verfügung stehenden Therapien keine Heilung erreichen, da die fehlende Einsicht der Betroffenen Teil des Krankheitsbildes ist und diese nicht selten von ihren Angehörigen zur Therapie geschickt werden. Eine Herausnahme aus dem pathogen wirkenden Umfeld durch eine längerfristige stationäre Psychotherapie wird häufig als notwendig angesehen. Dabei hat die stationäre Psychotherapie in Deutschland die Möglichkeit, für dieses komplexe multikausale Krankheitsbild ein modernes Setting aus körpermedizinischen, verhaltenstherapeutischen, systemisch-familientherapeutischen, tiefenpsychologischen und Selbsthilfebestandteilen bereitzuhalten. Es gibt Kliniken, die sich unter anderem auf die Behandlung von Essstörungen spezialisiert haben. Viele Therapien von Essstörungen beinhalten eine Kombination aus ambulanter Therapie am Wohnort und Phasen stationärer Therapie. Magersucht zählt zu den psychischen Krankheiten mit der höchsten Sterberate. Etwa 15 Prozent der Erkrankten sterben an den Folgen ihrer Unterernährung oder durch Suizid.[44]

Oft werden systemisch-familientherapeutische Behandlungen empfohlen. In diesem Kontext erscheint der anorektische Patient als Symptomträger einer Familie; behandlungsbedürftig ist demnach nicht er alleine, sondern der Patient Familie. Sie muss lernen, dass Ausdrucksformen und Regeln derart geändert werden müssen, dass in der Familie Kommunikation und Konflikte direkt ausgedrückt werden können und somit kein Symptom mehr nötig ist. Nicht Einzelpersonen werden geändert, sondern die Regeln innerhalb des Systems.

Psychodynamische Behandlungsansätze (analytische Psychotherapie und tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie) kommen ebenfalls zum Einsatz. Sie sollen unbewusste Konflikte, die zur Entstehung des Symptoms geführt haben, bewusst machen und so eine weitere Reifung der Persönlichkeit ermöglichen. Einige Vertreter der analytischen Psychotherapie berichten eine Verbesserung der Symptomatik, ohne dass in der Therapie das fehlangepasste Essverhalten thematisiert werde.[36]

Oft werden auch kognitiv-verhaltenstherapeutische Behandlungen angewandt. Ihre Ziele sind

  • die verzerrte Körperwahrnehmung der Patienten zu beeinflussen,
  • die Einstellungen zum Essen zu verändern und
  • Wege für eine bessere Konfliktbewältigung sowie soziale Kompetenzen zu vermitteln.

Neben der psychotherapeutischen Behandlung spielt insbesondere der Einsatz von Antidepressiva vom SSRI-Typ eine große Rolle, da sich hiermit die Anorexie begleitenden und aufrechterhaltenden Begleitsstörungen wie soziale Ängste und Depressionen behandeln lassen. Zudem können Neuroleptika mit beruhigender oder stimmungsstabilisierender Wirkung eingesetzt werden. Je nach körperlicher Verfassung muss hier besonders vorsichtig ggf. nur im stationären Rahmen mit der medikamentösen Therapie begonnen werden.[45]

Ein experimenteller therapeutischer Ansatz, der sich direkt auf die Körperschemastörung bezieht, ist das stundenweise Tragen von maßgeschneiderten Neoprenanzügen zur Verbesserung der sensorischen Integrationsleistung des Gehirns, was ausgehend von der Charité in Berlin seit einigen Jahren an mehreren Standorten praktiziert wird.[29][46]

Eine störungsspezifische Therapie umfasst neben einer Stabilisierung des Essverhaltens die psychotherapeutische Behandlung des Patienten. Bei einem kritischen Untergewicht – akute Todesgefahr besteht bei einem BMI unter 13 – ist eine stationäre Behandlung in einem Krankenhaus mit einer parenteralen Ernährung notwendig, wobei der Patient über einen venösen Zugang mit Nährstoffen/Elektrolyten versorgt wird. Diese Zwangsernährung dient der Lebenserhaltung und ist als Therapie zur Verhinderung der körperlichen Folgen – bis hin zum Tod – der Erkrankung zu verstehen.

Als Ultima Ratio bei einer ansonsten nicht behandelbaren Anorexia nervosa mit der Gefahr eines letalen Verlaufes kann auch die Implantation eines beidseitigen Gehirnstimulators in den Gyrus subcallosus in Betracht gezogen werden. Zumindest zeigte eine Phase-I-Studie einen Erfolg bei drei von sechs Patientinnen mit therapierefraktärer Anorexie nervosa.[47]

Magersucht in der Öffentlichkeit

In Kunst und Musik

  • Lene Marie Fossen war eine norwegische Fotografin, die auch durch Selbstporträts ihres entstellten Körpers bekannt wurde.
  • Daniel Johns, der Sänger der Gruppe Silverchair, verarbeitet seine Krankheit in dem Lied Ana’s Song.
  • Christina Aguilera verwendet in ihrem Video zum Lied Beautiful aus dem Album Stripped Bilder einer Magersüchtigen. Im Verlauf des Videos zerschlägt diese den Spiegel, in dem sie sich zuvor kritisch betrachtet hatte.
  • Die Lieder Lucy At The Gym und Supermodel von Jill Sobule setzen sich mit Magersucht in verschiedenen Ausprägungen auseinander.
  • Ein Hungerkünstler von Franz Kafka bearbeitet Magersucht als Allegorie. Kafka gilt als magersüchtig.[48]
  • Die Sängerin Karen Carpenter starb 1983 an Anorexia nervosa. Die Krankheit, die bis dahin von der Öffentlichkeit weitgehend ignoriert wurde, wurde dadurch / danach stärker von Medien wahrgenommen. Die Band Sonic Youth widmete Carpenters Schicksal ihr Lied Tunic (Song for Karen).
  • Die Black-Metal-Band Anorexia Nervosa trägt den Namen dieser Krankheit.
  • Ein Lied der Hellektro/Electro-Industrial-Band Suicide Commando trägt den Namen dieser Krankheit.
  • Das Lied Sophie von Eleanor McEvoy handelt von der Magersucht und dem Tod der Protagonistin.
  • Das Lied Courage von Superchick handelt vom Thema Magersucht
  • Das Lied Anorexia Nervosa von X-Fusion befasst sich mit diesem Thema.
  • Die Französin Isabelle Caro (sie war 1,64 Meter groß und wog nur 31 Kilogramm), wurde 2007 als „Mager-Model“ bekannt, als der Fotograf Oliviero Toscani sie für eine Kampagne gegen Magersucht fotografierte. Die Bilder der abgemagerten, nackten jungen Frau hingen in den Straßen der Modemetropolen Mailand, Rom und Paris und erregten großes Aufsehen. Caro erkrankte im Alter von 13 Jahren an Magersucht. Bewusst ging sie mit ihrer Krankheit an die Öffentlichkeit, hielt Vorträge und schrieb eine Autobiographie über ihr Leiden. Diese erschien 2008 mit dem Titel Das kleine Mädchen, das nicht dick werden wollte. Caro starb im November 2010 an einer Lungenentzündung.[49]
  • Das Lied Bulemiarexia der französischen Nü-Metal-Band Eths handelt von dieser Erkrankung.
  • Das Lied Please Eat von Nicole Dollanganger (* 1991)[50]
  • Der Netflix-Film To the Bone (etwa bis auf die Knochen) schildert den Überlebenskampf einer Magersüchtigen.[51]

Bei Models

Im August 2006 starb das 22-jährige Model Luisel Ramos kurz nach einer Modenschau. Die Todesursache war ein Herzinfarkt, nachdem sie mehrere Tage lang nichts gegessen hatte. Zwei Monate später starb die Brasilianerin Ana Carolina Reston Macan in Folge einer Magersucht. Etwa sechs Monate nach dem Tod von Luisel Ramos starb auch deren Schwester Eliana Ramos im Alter von 18 Jahren, vermutlich ebenfalls an den Folgen von Magersucht. Im November 2010 starb Isabelle Caro.[52]

2009 kritisierte Alexandra Shulman, die Chefin der britischen Vogue, Designer führender Couture-Häuser: weil deren Entwürfe immer schmaler ausfielen, seien Models viel zu mager.[53] Die Designerin Anja Gockel vertrat 2009 in einem Interview der Neuen Osnabrücker Zeitung die These, die Homosexualität der führenden Modedesigner sei der „wichtigste“ Grund für die Magersucht vieler Models. Für Schwule sei eine knabenhafte Figur das Idealbild, während Lesben meistens eine androgyne Figur bevorzugten. „Deshalb dürfen die Models nicht zu viel Busen und nur wenig Hüfte haben. Alles Volumige ist für sie unerotisch, nicht akzeptabel.“[54][55]

Gesetzliche Schutzmaßnahmen

In Israel ist seit Jahresbeginn 2013 für Models ein Body-Mass-Index von mindestens 18,5 vorgeschrieben.[56] Die britische Werbeaufsichtsbehörde Advertising Standards Authority (ASA) verbot im Juni 2015 ein Werbefoto des Unternehmens Yves Saint Laurent (YSL)[57][58] und im April 2016 eines von Gucci.[59]

Auch in Frankreich sind untergewichtige Models nun auf Laufstegen gesetzlich untersagt (Stand: Dezember 2015[60]). Ohne eine ärztliche Bescheinigung über einen guten gesundheitlichen Zustand dürfen Models in Frankreich nicht mehr arbeiten. Bei einem Verstoß dagegen droht dem Veranstalter eine Geldbuße von bis zu 75.000 Euro.[61][62] Am 26. Januar 2016 wurde das Gesetz in Kraft gesetzt.[63]

In Frankreich ist seit dem 1. Oktober 2017 ein Gesetz in Kraft, laut dem jedes kommerzielle Bild, bei dem die Figur eines Models nachträglich per Bildbearbeitung verändert wurde, gekennzeichnet werden muss als „photographie retouchée“.[64] Ohne diesen Hinweis drohen bis zu 37.500 Euro Strafe.[65]

Im Sport

Neben prominenten Fällen, in denen die Erkrankung zum Tod führte (Christy Henrich, Bahne Rabe), gaben mehrere Athleten ihre Karriere wegen einer entsprechenden Erkrankung auf, darunter die Skispringer Christian Moser und Stephan Zünd sowie die Eiskunstläuferin Eva-Maria Fitze.[66]

Siehe auch

Literatur

  • Patricia Bourcillier: Magersucht & Androgynie oder der Wunsch, die Geschlechter zu vereinen. Steinhäuser, Wuppertal 1992, ISBN 3-924774-16-1 (Volltext online (PDF; 1,3 MB) PDF, kostenfrei 332 Seiten, 1,3 MB)-
  • Hilde Bruch: Der goldene Käfig. Das Rätsel der Magersucht. 18. Auflage. Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main 1998, ISBN 3-596-26744-7.
  • Joan Jacobs Brumberg: Todeshunger. Die Geschichte der Anorexia Nervosa vom Mittelalter bis heute. Beltz, Weinheim 1994, ISBN 3-593-35050-5.
  • Peggy Claude-Pierre: Der Weg zurück ins Leben. Magersucht und Bulimie verstehen und heilen. 4. Auflage. Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main 2006 (Originaltitel: The Secret language of Eating Disorders; übersetzt von Gabriele Herbst), ISBN 3-596-14922-3.
  • Jürgen Engel: Magersucht und Gegenrolle. Lebensgestaltung durch Unterlassen. In: Christian Hoffstadt, Franz Peschke, Andreas Schulz-Buchta, Michael Nagenborg (Hrsg.): Gastrosophical Turn – Essen zwischen Medizin und Öffentlichkeit. Projekt-Verlag, Bochum / Freiburg im Breisgau 2009, ISBN 978-3-89733-202-7, S. 399–419.
  • C. G. Fairburn, P. J. Harrison: Eating disorders. In: Lancet. 2003 Feb 1;361(9355), PMID 12573387, S. 407–416.
  • Lesley Fairfield: Du musst dünn sein. Anna, Tyranna und der Kampf ums Essen. Patmos, Ostfildern 2011, ISBN 978-3-8436-0027-9.
  • Christine Fehér: Dann bin ich eben weg – Geschichte einer Magersucht. cbt, Düsseldorf 2002, ISBN 3-570-30170-2.
  • Alexa Franke: Wege aus dem goldenen Käfig – Anorexie verstehen und behandeln. Beltz, Weinheim 2003, ISBN 3-407-22143-6.
  • Tilmann Habermas: Zur Geschichte der Magersucht. Eine medizinpsychologische Rekonstruktion. Fischer, Frankfurt am Main 1994, ISBN 3-596-11825-5.
  • Steffan Herpertz, M. de Zwaan, S. Zipfel (Hrsg.): Handbuch Essstörungen und Adipositas. Springer, Heidelberg 2008, ISBN 978-3-540-76881-4.
  • Viktoria J. Kluckner: Emotionen: Erleben und Regulation durch das Essverhalten bei Anorexia & Bulimia nervosa, VDM Verlag Dr. Müller (Hergestellt on demand), Saarbrücken 2008, ISBN 978-3-8364-6734-6 (Dissertation Universität Innsbruck 2007, 238 Seiten).
  • Jürg Liechti: Magersucht in Therapie. Gestaltung therapeutischer Beziehungssysteme. Carl-Auer, Heidelberg 2008, ISBN 978-3-89670-627-0.
  • Mara Selvini Palazzoli: Magersucht. Von der Behandlung einzelner zur Familientherapie. 8. Auflage. Klett-Cotta, Stuttgart 2003, ISBN 3-608-95095-8.
  • Annemarie Rettenwander: Magersucht – Einsichten und Auswege. Köster, Berlin 2007, ISBN 978-3-89574-619-2.
  • Dorothé Schleenstein: Frauenspezifische Suchtproblematik aus theologischer Perspektive am Beispiel der Ess-Störungen. Lang, Frankfurt am Main u. a. 2010, ISBN 978-3-631-59870-2 (Dissertation Universität Erfurt 2009, 264 Seiten).
  • Michael Schulte-Markwort, Sabine Zahn: Magersucht. Effektive Hilfe für Betroffene und Angehörige. Patmos, Ostfildern 2011, ISBN 978-3-8436-0026-2.
  • Petr Skrabanek: Notes towards the history of Anorexia nervosa. In: Janus 70, 1983, S. 109–128.
  • Walter Vandereycken, Ron van Deth: Hungerkünstler – Fastenwunder – Magersucht. Eine Kulturgeschichte der Eßstörungen. Bearbeitet (und übersetzt) von Rolf Meermann, Biermann, Zülpich 1990, ISBN 3-924469-34-2; bearbeitete und geänderte Taschenbuchausgabe: dtv 11542, München 1992, ISBN 3-423-11524-6.
  • Lars Wöckel, Martin H. Schmidt: Magersucht, Bulimie und Adipositas. Wenn der Körper aus dem Gleichgewicht gerät. In: Biologie in unserer Zeit. 32(6) 2002, S. 362–369.
  • Annika Fechner: Hungrige Zeiten, Überleben mit Magersucht und Bulimie. 2. Auflage. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-54766-9. (Auszug)
  • S3-Leitlinie Diagnostik und Therapie der Essstörungen der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie e.V. (DGPM) und der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie e.V. (DGKJP). In: AWMF online (Stand 05/2018)

Weblinks

Wiktionary: Magersucht – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Anorexia nervosa – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. Janet Treasure, Stephan Zipfel, Nadia Micali, Tracey Wade, Eric Stice, Angélica Claudino, Ulrike Schmidt, Guido K. Frank, Cynthia M. Bulik, Elisabet Wentz: Anorexia nervosa. In: Nature Reviews. Disease Primers. 1. Jahrgang, 26. November 2015, ISSN 2056-676X, S. 15074, doi:10.1038/nrdp.2015.74, PMID 27189821 (nih.gov).
  2. a b c d e f g h i j What are Eating Disorders? In: NIMH. Archiviert vom Original am 23. Mai 2015; abgerufen am 24. Mai 2015.
  3. a b c d Anorexia nervosa: current status and future directions. In: Annual Review of Medicine. 61. Jahrgang, Nr. 1, 2010, S. 425–35, doi:10.1146/annurev.med.050208.200745, PMID 19719398.
  4. a b c d Feeding and eating disorders. American Psychiatric Publishing, 2013, archiviert vom Original am 1. Mai 2015; abgerufen am 9. April 2015.
  5. P. Artoni, M. L. Chierici, F. Arnone, C. Cigarini, E. De Bernardis, G. M. Galeazzi, D. G. Minneci, F. Scita, G. Turrini, M. De Bernardis, L. Pingani: Body perception treatment, a possible way to treat body image disturbance in eating disorders: a case-control efficacy study. In: Eating and Weight Disorders. 26. Jahrgang, Nr. 2, März 2021, ISSN 1590-1262, S. 499–514, doi:10.1007/s40519-020-00875-x, PMID 32124409 (nih.gov).
  6. a b c d e f g h i j k Diagnostic and statistical manual of mental disorders : DSM-5. 5. Auflage. American Psychiatric Publishing, Washington 2013, ISBN 978-0-89042-555-8, 338–345 (archive.org).
  7. a b Kodua M, Mackenzie JM, Smyth N: Nursing assistants' experiences of administering manual restraint for compulsory nasogastric feeding of young persons with anorexia nervosa. In: International Journal of Mental Health Nursing. 29. Jahrgang, Nr. 6, Dezember 2020, S. 1181–1191, doi:10.1111/inm.12758, PMID 32578949 (westminster.ac.uk).
  8. Force-Feeding of Anorexic Patients and the Right to Die.
  9. Arcelus J, Witcomb GL, Mitchell A: Prevalence of eating disorders amongst dancers: a systemic review and meta-analysis. In: European Eating Disorders Review. 22. Jahrgang, Nr. 2, März 2014, S. 92–101, doi:10.1002/erv.2271, PMID 24277724 (lboro.ac.uk).
  10. Hay P: A systematic review of evidence for psychological treatments in eating disorders: 2005-2012. In: The International Journal of Eating Disorders. 46. Jahrgang, Nr. 5, Juli 2013, S. 462–9, doi:10.1002/eat.22103, PMID 23658093.
  11. Eating Disorders: Core Interventions in the Treatment and Management of Anorexia Nervosa, Bulimia Nervosa and Related Eating Disorders., 2004, S. 103 
  12. Vos T, Allen C, Arora M, Barber RM, Bhutta ZA, Brown A, etal: Global, regional, and national incidence, prevalence, and years lived with disability for 310 diseases and injuries, 1990-2015: a systematic analysis for the Global Burden of Disease Study 2015. In: Lancet. 388. Jahrgang, Nr. 10053, Oktober 2016, S. 1545–1602, doi:10.1016/S0140-6736(16)31678-6, PMID 27733282, PMC 5055577 (freier Volltext).
  13. a b c Smink FR, van Hoeken D, Hoek HW: Epidemiology of eating disorders: incidence, prevalence and mortality rates. In: Current Psychiatry Reports. 14. Jahrgang, Nr. 4, August 2012, S. 406–14, doi:10.1007/s11920-012-0282-y, PMID 22644309, PMC 3409365 (freier Volltext).
  14. Murray CJ, Barber RM, Foreman KJ, Ozgoren AA, Abd-Allah F, Abera SF, etal: Global, regional, and national age-sex specific all-cause and cause-specific mortality for 240 causes of death, 1990-2013: a systematic analysis for the Global Burden of Disease Study 2013. In: Lancet. 385. Jahrgang, Nr. 9963, Januar 2015, S. 117–71, doi:10.1016/S0140-6736(14)61682-2, PMID 25530442, PMC 4340604 (freier Volltext).
  15. Espie J, Eisler I: Focus on anorexia nervosa: modern psychological treatment and guidelines for the adolescent patient. In: Adolescent Health, Medicine and Therapeutics. 6. Jahrgang, 2015, S. 9–16, doi:10.2147/AHMT.S70300, PMID 25678834, PMC 4316908 (freier Volltext).
  16. Gull WW: Anorexia nervosa (apepsia hysterica, anorexia hysterica). 1868. In: Obesity Research. 5. Jahrgang, Nr. 5, September 1997, S. 498–502, doi:10.1002/j.1550-8528.1997.tb00677.x, PMID 9385628.
  17. Abed RT: The sexual competition hypothesis for eating disorders. In: The British Journal of Medical Psychology. 71. Jahrgang, Nr. 4, Dezember 1998, S. 525–47, doi:10.1111/j.2044-8341.1998.tb01007.x, PMID 9875960.
  18. Nettersheim J, Gerlach G, Herpertz S, Abed R, Figueredo AJ, Brüne M: Evolutionary Psychology of Eating Disorders: An Explorative Study in Patients With Anorexia Nervosa and Bulimia Nervosa. In: Frontiers in Psychology. 9. Jahrgang, 31. Oktober 2018, S. 2122, doi:10.3389/fpsyg.2018.02122, PMID 30429818, PMC 6220092 (freier Volltext).
  19. Nesse RM: Good reasons for bad feelings : insights from the frontier of evolutionary psychiatry. 2019, ISBN 978-1-101-98566-3 (worldcat.org).
  20. Olwen Hufton: Frauenleben. Eine europäische Geschichte 1500-1800. Frankfurt 1998. Seite 497 f.
  21. Milada Říhová unter Mitwirkung von Gundolf Keil: Bolismos oder bulimia - Krankheit der modernen Zeit? Beitrag zur Nosographie einer Erkrankung. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen. Band 18, 1999, S. 177–187; hier: S. 177 f.
  22. W. W. Gull: Anorexia nervosa (apepsia hysterica, anorexia hysterica). 1868. In: Obes Res. 1997 Sep;5(5), PMID 9385628, S. 498–502.
  23. C. Laségue: On hysterical anorexia (a). 1873. In: Obes Res. 1997 Sep;5(5), PMID 9385627, S. 492–497.
  24. W. Vandereycken, R. van Deth: A tribute to Lasègue’s description of anorexia nervosa. 1873, mit Vollendung seiner englischen Übersetzung. In: Br J Psychiatry. 1990 Dec;157, PMID 2289100, S. 902–908.
  25. a b c R. Rupprecht, H. Hampel: Lehrbuch der Psychiatrie und Psychotherapie. 2006.
  26. Magersüchtige Jungs - ein Tabuthema. Welt.de. Abgerufen am 21. März 2013.
  27. Defining characteristics of Anorexia Nervosa. auf der Webseite des Eating Disorder Referral and Information Center
  28. Sehr hohe Sterblichkeitsrate – Gefährliche Magersucht. auf: n-tv.de, 7. November 2007.
  29. a b Martin Grunwald: Haptikforschung im Griff der Human- und Technikwissenschaften. In: Leibniz-Online 6/2009, ISSN 1863-3285 (online)
  30. a b Anke Hinney, Anna-Lena Volckmar: Perspektiven der genetischen Forschung bei Essstörungen am Beispiel der Anorexia nervosa. In: PPmP. Band 65, Nr. 01, 2015, S. 8–10, doi:10.1055/s-0034-1394405 (researchgate.net [PDF; abgerufen am 19. Mai 2018]).
  31. Zhang W. Wang, C. S. Bloss u. a.: A genome-wide association study on common SNPs and rare CNVs in anorexia nervosa. In: Molecular Psychiatry. 16. November 2010, doi:10.1038/mp.2010.107.
  32. Horst-Reinhard Nitz: Anorexia bei Jugendlichen. Kontext der Störung und Ergebnisse familientherapeutischer Behandlungen. Springer, Berlin 1987, ISBN 3-540-16752-8.
  33. G. Schmidt: Familientherapie bei Patienten mit Essstörungen, insbesondere bei Anorexia nervosa. In: Jutta Brakhoff (Hrsg.): Essstörungen. Ambulante und stationäre Behandlung. Lambertus, Freiburg 1985, ISBN 3-7841-0289-1.
  34. Peter Lambley: How to survive anorexia. Frederick Miller, London 1983, ISBN 0-584-11012-X.
  35. Salvador Minuchin, Bernice L Rosman, Lester Baker: Psychosomatic families: Anorexia nervosa in context. Harvard University Press, Cambridge 1978, ISBN 0-674-72220-5.
  36. a b c d Martin Hautzinger, Gerald C. Davison, John M. Neale: Klinische Psychologie. Belz, PVU, Weinheim 2002, ISBN 3-621-27458-8.
  37. Evelyn Heinemann, Hans Hopf: Psychische Störungen in Kindheit und Jugend. Kohlhammer, Stuttgart 2004, ISBN 3-17-018054-1.
  38. M. Selvini Palazzoli: Magersucht. 8. Auflage. Klett-Cotta, Stuttgart 2003.
  39. H. Hopf, E. Windaus (Hrsg.): Behandlungskonzepte der tiefenpsychologisch fundierten und analytischen Psychotherapie im Säuglings- und Kleinkindalter. In: H. Hopf, E. Windaus (Hrsg.); W. Hiller, E. Leibing, F. Leichsenring, S. K. D. Sulz: Lehrbuch der Psychotherapie. Band 5: Psychoanalytische und tiefenpsychologisch fundierte Kinder und Jugendlichenpsychotherapie. CIP-Medien, München 2007, ISBN 978-3-932096-44-0.
  40. R. G. Laessle, J. Kim: Anorexia Nervosa und Bulimia Nervosa. In: S. Schneider, J. Margraf (Hrsg.): Lehrbuch der Verhaltenstherapie. Band 2: Störungen im Erwachsenenalter - Spezielle Indikationen - Glossar. Springer, Heidelberg 2006, ISBN 3-540-79542-1.
  41. American Psychiatric Association: Practice Guidelines for the Treatment of Psychiatric Disorders - Compendium. 3. Auflage. APA, Arlington 2006.
  42. Model-Castingshows fördern Magerwahn. In: Rheinische Post. 23. Februar 2012.
  43. Faszination Castingshows – Was Eltern wissen sollten – SCHAU HIN! In: schau-hin.info. Abgerufen am 29. Januar 2019.
  44. Magersucht endet oft tödlich. (Memento vom 9. Februar 2009 im Internet Archive) auf: magersucht-online.de
  45. Essstörungs-Netzwerk Berlin: Essstörungs-Netzwerk: Behandlung. In: essstoerungs-netzwerk.de. 2012, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 12. November 2012; abgerufen am 12. März 2014.
  46. Martin Grunwald, T. Weiß: Inducing sensory stimulation in treatment of anorexia nervosa. In: QJM: An International Journal of Medicine, 1. Mai 2005, PMID 15833769, doi:10.1093/qjmed/hci061
  47. Nir Lipsman u. a.: Subcallosal cingulate deep brain stimulation for treatment-refractory anorexia nervosa: a phase 1 pilot trial. In: The Lancet. Band 381, Nr. 9875, 2013, S. 1361–1370, doi:10.1016/S0140-6736(12)62188-6.
  48. Andrew E. Slaby, Randall Dwenger: History of Anorexia Nervosa. In: The Eating Disorders. 1993, S. 1–17, doi:10.1007/978-1-4613-8300-0_1.
  49. Magermodel Caro stirbt an Lungenentzündung. Zeit Online, 29. Dezember 2010.
  50. Youtube.
  51. Der Krieg gegen den eigenen Körper, siehe auch englische Wikipedia
  52. Magere Zeiten für Hungerhaken. auf: stuttgarter-nachrichten.de 15. Mai 2012. (alle internationalen Ausgaben der Modezeitschrift Vogue haben sich einer „Gesundheitsinitiative“ angeschlossen und wollen künftig auf Magermodels verzichten)
  53. Dicker Angriff auf die Designer. Zeit Online, 23. September 2009.
  54. Anja Gockel: Deshalb gibt es Magermodels In: Neue Osnabrücker Zeitung Online. 6. November 2009.
  55. Böse schwule Designer. In: Der Standard. 9. November 2009.
  56. Israel verbannt Magermodels. In: Hamburger Abendblatt. 21. Januar 2013, S. 28.
  57. Werbeaufsicht verbietet Magermodel-Foto von Yves Saint Laurent
  58. asa.org.uk
  59. ASA Ruling on Guccio Gucci SpA. asa.org.uk – spiegel.de
  60. lemonde.fr 17. Dezember 2015
  61. Neues Gesetz für Models in Frankreich, zuletzt abgerufen am 21. Dezember 2015.
  62. LOI n° 2016-41, Artikel 20
  63. www.gouvernement.fr: LOI n° 2016-41 du 26 janvier 2016 de modernisation de notre système de santé
  64. Décret n° 2017-738 du 4 mai 2017 relatif aux photographies à usage commercial de mannequins dont l’apparence corporelle a été modifiée. legifrance.gouv.fr
  65. Article L2133-2
  66. Marion Lebenstedt, Gaby Bußmann, Petra Platen: Ess-Störungen im Leistungssport., Bundesinstitut für Sportwissenschaft, Bonn 2004, S. 10f.