Bezirk Wilmersdorf

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Wappen des ehemaligen Bezirks Wilmersdorf
Wappen des ehemaligen Bezirks Wilmersdorf
Wappen von Berlin
Wappen von Berlin
Bezirk Wilmersdorf
1920–2000 Bezirk von Berlin
Lage des ehemaligen Bezirks Wilmersdorf in Berlin
Lage des ehemaligen Bezirks Wilmersdorf in Berlin
Koordinaten 52° 29′ 31″ N, 13° 18′ 19″ OKoordinaten: 52° 29′ 31″ N, 13° 18′ 19″ O.
Fläche 34,40 km²
Einwohner 140.090 (31. Dez. 2000)
Bevölkerungsdichte 4072 Einwohner/km²
Ordnungsnummer 9

Der Bezirk Wilmersdorf war von 1920 bis 2000 ein Verwaltungsbezirk von Berlin. Er bestand aus den drei Ortsteilen Grunewald, Schmargendorf und Wilmersdorf, wobei zum Ortsteil Wilmersdorf auch der heutige Ortsteil Halensee gehörte. Das Gebiet des Bezirks gehört seit dem 1. Januar 2001 zum Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf.

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Bezirk Wilmersdorf grenzte im Norden an den Bezirk Charlottenburg, im Osten an den Bezirk Schöneberg, im Südosten an den Bezirk Steglitz, im Süden an den Bezirk Zehlendorf und im Westen an den Bezirk Spandau. Heute bildet das Gebiet des ehemaligen Bezirks den südlichen Teil des Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zum Ende des 19. Jahrhunderts hatte sich die Landgemeinde Deutsch-Wilmersdorf zu einer dicht besiedelten Großstadt entwickelt. Am 1. April 1906 erhielt die Gemeinde Stadtrecht und zum 1. April 1907 schied Deutsch-Wilmersdorf aus dem Landkreis Teltow aus und wurde ein selbstständiger Stadtkreis. Nach der Gründung des Zweckverbandes Groß-Berlin im Jahr 1912 lautete der amtliche Name der Stadt Berlin-Wilmersdorf.[1][2] Mit der Bildung von Groß-Berlin am 1. Oktober 1920 wurde aus der Stadt Wilmersdorf, den Landgemeinden Grunewald und Schmargendorf sowie aus dem Gutsbezirk Forst Grunewald der 9. Berliner Verwaltungsbezirk gebildet. Nach seinem bevölkerungsreichsten Ortsteil erhielt er den Namen Wilmersdorf.

Im Jahr 1922 fiel in der Koenigsallee in Grunewald der damalige Reichsaußenminister Walther Rathenau einem von Rechtsradikalen verübten Attentat zum Opfer. Der Bezirk hatte in der Zeit der Weimarer Republik einen hohen jüdischen Bevölkerungsanteil, 1933 betrug er 13,5 %. Zwischen 1927 und 1931 entstand am südlichen Rand des Rheingauviertels die Künstlerkolonie Berlin.

Der Lunapark, ein seit 1904 am Halensee bestehender Vergnügungspark wurde 1933 geschlossen und 1935 für den Bau der Halenseestraße abgerissen, die 1936 eine Verbindung zum Messegelände am Funkturm herstellte.

Bezirk Wilmersdorf in den Grenzen von 1920

Durch die Berliner Gebietsreform mit Wirkung zum 1. April 1938 gab Wilmersdorf große Teile des Forsts Grunewald südlich des Hüttenwegs an den Bezirk Zehlendorf ab, während das Gebiet nördlich der Pücklerstraße an Wilmersdorf, (Ortsteil Schmargendorf) ging. Das Jagdschloss Grunewald und das Strandbad Wannsee gehörten nun zu Dahlem, bzw. Nikolassee. Die Siedlung Eichkamp und der Südteil des Messegeländes kamen zum Bezirk Charlottenburg. Die Bevölkerung des Bezirks nahm hierdurch um 3659 Einwohner zu, während die Bezirksfläche um 1645 Hektar abnahm.[3]

Im Zweiten Weltkrieg wurde Wilmersdorf durch Luftangriffe schwer getroffen. 44 % aller Wohnungen wurden zerstört.[4] In den letzten Apriltagen des Jahres 1945 wurde der Bezirk von der Roten Armee eingenommen und ab Juli 1945 gehörte der Bezirk zum Britischen Sektor von Berlin. Ab 1946 wurde im Westen des Bezirks mit dem Teufelsberg Berlins größter Trümmerberg aufgeschüttet. Die amerikanischen Streitkräfte richteten auf dem Teufelsberg eine große Abhörstation ein. Aus Trümmerschutt wurde zwischen 1948 und 1951 auch das Stadion Wilmersdorf erbaut.

Zwischen den Anschlussstellen Kurfürstendamm und Hohenzollerndamm wurde 1958 das erste Teilstück der Berliner Stadtautobahn eröffnet. In den 1960er Jahren wurde die Stadtautobahn sowohl in Richtung Charlottenburg als auch in Richtung Schöneberg erweitert. Ein Abzweig der Stadtautobahn, die Bundesautobahn 104, wurde in den 1970er Jahren in Richtung Steglitz geführt und in Höhe Wiesbadener Straße mit dem großen Wohnkomplex Schlangenbader Straße überbaut. 1971 wurde die aus Richtung Schöneberg kommende U-Bahn-Linie U7 bis zum Fehrbelliner Platz verlängert. 1978 wurde die U7 in Richtung Charlottenburg weitergeführt.

Der Bezirk Wilmersdorf ließ 1991 am Bahnhof Grunewald das Mahnmal Gleis 17 errichten, das an die Deportation deutscher Juden erinnert, die von hier ab 1941 mit Zügen der Reichsbahn in östlich gelegene Konzentrations- und Vernichtungslager durchgeführt wurde.

Zum 1. Januar 2001 wurde der Bezirk Wilmersdorf mit dem Bezirk Charlottenburg zum neuen Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf zusammengeschlossen.

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Einwohner
1925 174.884
1933 196.573
1939 206.779
1946 126.615
1950 142.670
1955 151.041
1961 161.964
1965 166.340
Jahr Einwohner[5]
1970 154.397
1975 0136.1171
1980 0131.7191
1985 0130.7221
1987 139.880
1990 147.019
2000 140.090
1 
Das Statistische Landesamt geht für diesen Zeitraum von einer signifikanten Untererfassung aus, die erst mit der Volkszählung 1987 bereinigt wurde.[6]

Wahlergebnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weimarer Republik (1920–1933)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Reichspräsidentenwahlen

Reichspräsidentenwahl 1925
Kandidat 1. Wahlgang (29. März 1925) 2. Wahlgang (26. April 1925)
Wilhelm Marx 4.862 0(4,8 %) 50.084 (45,5 %)
Paul von Hindenburg 57.059 (51,8 %)
Karl Jarres 51.191 (51,1 %)
Otto Braun 19.866 (19,8 %)
Ernst Thälmann 3.705 0(3,7 %) 2.993 0(2,7 %)
Willy Hellpach 20.089 (20,0 %)
Erich Ludendorff 390 0(0,4 %)
Heinrich Held 117 0(0,1 %)
Sonstige 46 0(0,0 %) 21 0(0,0 %)
Reichspräsidentenwahl 1932
Kandidat 1. Wahlgang (13. März 1932) 2. Wahlgang (10. April 1932)
Paul von Hindenburg 70.643 (51,9 %) 70.880 (55,6 %)
Adolf Hitler 39.008 (28,7 %) 48.633 (38,2 %)
Ernst Thälmann 10.106 0(7,4 %) 7.861 0(6,2 %)
Theodor Duesterberg 16.032 (11,8 %)
Gustav Winter 256 0(0,2 %)
Sonstige 9 0(0,0 %) 12 0(0,0 %)

Wahlen zur Bezirksverordnetenversammlung

Stimmenanteile der Parteien in Prozent:

1921–1933
Jahr DNVP DVP DDP¹ SPD USPD Zen KPD NSDAP
1921 27,9 25,5 14,3 13,3 06,6 03,2 02,8
1925 33,7 10,6 17,4 20,3 03,1 05,9
1929 28,8 13,9 12,8 18,8 04,0 07,4 08,5
1933 20,2 01,5 06,0 18,4 05,8 06,5 41,1

¹ 1933: DStP

West-Berlin und Bundesrepublik (1946–2000)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Berliner Bezirksverordnetenversammlung

1946–1999
Jahr SPD CDU FDP ¹ Grüne²
1946 46,5 31,3 15,9
1948 52,8 23,3 23,9
1950 29,8 27,5 33,8
19544 30,7 36,4 19,6
1958 40,5 47,3 05,5
1963 50,3 37,1 11,9
1967 45,5 42,0 09,8
1971 40,0 46,4 10,9
19755 34,6 50,6 09,1
1979 35,5 49,4 08,9 05,1
1981 31,3 50,7 05,8 11,0
1985 26,9 50,9 05,5 14,6
1989 31,5 39,5 05,1 16,6
1992 27,1 40,5 07,0 16,3
1995 24,2 45,8 03,8 20,2
1999 25,4 48,5 04,2 15,7

¹ bis 1948: LDP
² bis 1989: AL

Bezirksbürgermeister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zeitraum Name Partei
1921–1924 Karl Augustin DVP
1924–1936 Emil Franke DNVP
1936–1940 Hermann Petzke NSDAP
1940–1945 Hans Hättasch NSDAP
1945 Bruno Willenbücher CDU
1945–1946 Gerhard Lichter SPD
1946 Otto Ostrowski SPD
1946–1951 Walter Rieck SPD
1951–1955 Wolfgang Rect FDP
1955 Ottomar Batzel CDU
1956–1964 Wilhelm Dumstrey CDU
1965–1971 Gerhard Schmidt SPD
1971–1979 Heribert Baumann CDU
1979–1981 Henning von der Lancken CDU
1981–1996 Horst Dohm CDU
1996–2000 Michael Wrasmann CDU

Partnerschaften des Bezirks Wilmersdorf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

International[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

NiederlandeNiederlande Apeldoorn (Niederlande)
FrankreichFrankreich Gagny (Frankreich)
Danemark Gladsaxe (Dänemark)
Israel Karmi’el (Israel)
UkraineUkraine Kiew-Pechersk (Ukraine)
Polen Międzyrzecz (Polen)
Kroatien Split (Kroatien)
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Sutton (Vereinigtes Königreich)

National[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Berlin-Wilmersdorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Rolf Jehke: Territoriale Veränderungen in Deutschland und deutsch verwalteten Gebieten 1874–1945. 2004, abgerufen am 15. Juni 2008.
  2. 1. April (Jahr 1912) in Tagesfakten des Luisenstädtischen Bildungsvereins (beim DHM).
  3. Berlin in Zahlen, 1949
  4. Arnold / Griesheim: Trümmer, Bahnen und Bezirke. Berlin 2002
  5. Statistisches Jahrbuch von Berlin (jeweilige Jahre)
  6. Statistisches Jahrbuch von Berlin 1981, S. 38 Fußnote 2)