Bollschweil
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 47° 55′ N, 7° 47′ O | |
Bundesland: | Baden-Württemberg | |
Regierungsbezirk: | Freiburg | |
Landkreis: | Breisgau-Hochschwarzwald | |
Höhe: | 328 m ü. NHN | |
Fläche: | 16,43 km2 | |
Einwohner: | 2277 (31. Dez. 2022)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 139 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 79283 | |
Vorwahl: | 07633 | |
Kfz-Kennzeichen: | FR, MÜL, NEU | |
Gemeindeschlüssel: | 08 3 15 014 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Hexentalstraße 56 79283 Bollschweil | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Josef Schweizer (seit 1990) | |
Lage der Gemeinde Bollschweil im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald | ||
Bollschweil (alemannisch Bollschwil) ist eine Gemeinde im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald. Sie liegt im Hexental, etwa zehn Kilometer südlich von Freiburg im Breisgau.
Geographie
Zwischen dem Hohfirst als Südteil des Schönbergmassivs und dem Schwarzwald im südlichen Hexental gelegen, gehört Bollschweil sowohl zur sogenannten Vorbergzone als auch bereits zum Schwarzwald, da durch die Gemeinde die Hauptverwerfung zwischen Oberrheingraben und Schwarzwald verläuft. Der Ortsteil St. Ulrich liegt vollständig im Schwarzwald.
Bollschweil grenzt an die Stadt Freiburg und an die Gemeinden Münstertal, Ehrenkirchen, Pfaffenweiler, Ebringen, Sölden, Wittnau und Horben.
Gemeindegliederung
Zur Gemeinde Bollschweil gehört die bis 1974 selbstständige Gemeinde St. Ulrich. Zur Gemeinde Bollschweil in den Grenzen vom 31. Dezember 1973 gehören die Dörfer Oberdorf und Unterdorf, die Weiler Aubach, Ellighofen, Gütighofen (der westliche Teil gehört zu Ehrenkirchen), der Zinken Leimbach, Hof und Haus Gütle und das Gehöft Bitterst. Zur ehemaligen Gemeinde St. Ulrich gehören das Dorf St. Ulrich, der Weiler Geiersnest und das Gehöft Kaltwasser. In der Gemarkung Bollschweil liegt die abgegangene Burg Birchiberg und das im Unterdorf aufgegangene Innighofen.[2]
Geschichte
Bollschweil wird erstmals im Jahr 838 als Puabilinisvilare in einer Urkunde des Klosters St. Gallen erwähnt. Seine Geschichte ist eng mit der Adelsfamilie Snewlin-Bernlapp, einem Zweig der im gesamten Breisgau bedeutenden Familie Snewlin, verbunden. Als die Familie 1837 ausstarb, kamen das Schloss und der Ort an die Freiherren von Holzing-Berstett, deren Nachkommen auch heute noch das Schloss bewohnen.
Nach 1087 gründete Ulrich von Zell († 1093), der Prior des Priorats Sankt Ulrich im Schwarzwald, ein Nonnenkloster in Bollschweil, das 1115 nach Sölden verlegt wurde.
Eingemeindungen
St. Ulrich wurde im Zuge der Gemeindereform zum 1. Januar 1974 eingemeindet, bereits 1854 wurde die Gemeinde Geiersnest nach St. Ulrich eingemeindet.
Bergbau
Für kurze Zeit (1938−1939) wurde auf Bollschweiler Gemarkung nahe Kuckucksbad am Schönberg Eisenerz abgebaut. Dieser nicht besonders umfangreiche Bergbau wurde jedoch nach jenen zwei Jahren (1938: 28.144 t, 1939: 40.252 t) nach einer Gesamtförderung von 69.396 t wieder eingestellt. Zu dieser frühen Einstellung trugen hauptsächlich Transportprobleme bei, da das Erz aufwendig per Lastwagen nach Bad Krozingen transportiert werden musste. Dieser Transport verteuerte sich späterhin maßgeblich, da zum Kriegsausbruch der Treibstoff knapp wurde. Bergbaurelikte aus dieser Epoche sind aufgrund einer zwischenzeitlichen Flurbereinigung im Jahre 2000 nur schwer aufzufinden.
Im Gegensatz dazu lässt sich für das Mittelalter umfangreicher Bergbau im umliegenden Gebirge nachweisen, der primär auf Silber betrieben wurde. Besonders im Bereich Birkenberg wurde damit begonnen diesen Bergbau zu erforschen. Sehr bemerkenswert ist dabei der glückliche Umstand, dass hier die Stollen und Schächte des mittelalterlichen Bergbaus sich über die Jahrhunderte nahezu unverändert erhalten haben und nicht wie in vielen anderen Bergbaugebieten des Schwarzwaldes von neuzeitlichem Bergbau überprägt wurden.[3]
Politik
Gemeinderat
Seit der Kommunalwahl am 25. Mai 2014 hat der Gemeinderat von Bollschweil 13 Sitze. Die Wahl führte bei einer Wahlbeteiligung von 64,25 % (2009: 62,9 %) zu folgender Sitzverteilung:
Freie Bürgerliste Bollschweil-St. Ulrich | 8 Sitze |
Bürgerforum Bollschweil-St. Ulrich | 5 Sitze |
Verwaltung
Mit der Gemeinde Ehrenkirchen besteht eine Vereinbarte Verwaltungsgemeinschaft.
Partnerschaft
Seit 1990 besteht ein Gemeindepartnerschaft zwischen Bollschweil und der elsässischen Gemeinde Berstett im Département Bas-Rhin.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Gebäude
- Das Schloss in Bollschweil aus dem 18. Jahrhundert steht an der Stelle einer ehemaligen mittelalterlichen Wasserburg.
- Die Pfarrkirche St. Hilarius wurde 1840 von Hans Voß im Weinbrenner-Stil errichtet.
- Die ehemalige Prioratskirche in St. Ulrich wurde 1739–1742 von Peter Thumb erbaut. Vor der Kirche steht ein Taufbecken aus rotem Sandstein, das in romanischer Zeit entstanden ist.
Denkmäler/Grenzsteine
Der Hohebannstein ist ein Gemarkungsstein im Hohfirstwald, an den die fünf Gemeinden Bollschweil, Ebringen, Ehrenkirchen, Pfaffenweiler und Schallstadt angrenzen. Inzwischen steht am Ort nur noch eine Replik, der Originalstein befindet sich im Dorfmuseum von Pfaffenweiler.
Erholung
Durch den Ort verläuft ein überregionaler Wanderweg, der historische Bettlerpfad von Merzhausen/Freiburg nach Badenweiler
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Bollschweil ist über die Linie 7208 Freiburg – Bad Krozingen der Südbadenbus-Gesellschaft an das Netz des regionalen Nahverkehrs angeschlossen.
Ansässige Unternehmen
In Bollschweil wird am Hohfirst schon lange Kalkabbau betrieben. Der vom Bollschweiler Unternehmer Franz Koch gegründete Betrieb gehört heute der Knauf Marmorit GmbH. Am 31. März 2011 wurde der Kalksteinabbau, vorwiegend aufgrund Nachfrageeinbruchs, vorerst eingestellt. Die Wiederaufnahme ist laut Unternehmen jedoch jederzeit möglich. Die Produktion von Putzen bleibt am Standort bestehen.[4]
Die örtliche Gastwirtschaft wird erstmals genossenschaftlich betrieben.[5]
Bildung
Im Ort gibt es die Marie-Luise-Kaschnitz-Grundschule, in der etwa 80 Kinder in vier Klassen von neun Lehrkräften unterrichtet werden. Im Kindergarten St. Joseph der katholischen Kirchengemeinde St. Hilarius werden bis zu 74 Kinder im Alter von einem Jahr bis zum Schuleintritt betreut und gefördert. Diese Einrichtungen sind zusammengefasst im „Bildungshaus für Drei- bis Zehnjährige“ (Modellprojekt des Landes Baden-Württemberg).
Weitere Bildungseinrichtungen im Erwachsenenbereich sind das Bildungshaus Kloster St. Ulrich (Landvolkhochschule), das Katholische Bildungswerk Bollschweil, das Katholische Bildungswerk St. Ulrich und die Volkshochschule Südlicher Breisgau.
Persönlichkeiten
Ehrenbürger
- Franz Koch (1883–1972), Gründer des Kalkwerks, Ehrenbürger 1953
- Marie Luise Kaschnitz, die teilweise in Bollschweil aufgewachsen und später auch oft hierher zurückgekehrt ist, erhielt die Ehrenbürgerwürde der Gemeinde. Mit dem Text Beschreibung eines Dorfes (1966) hat sie der Gemeinde ein literarisches Denkmal gesetzt. Sie ist auch hier begraben.
- Willi Bechtold (seit 2007), ehem. Schulrektor, hat sich um die Partnerschaft zu Berstett besondere Verdienste erworben.
Söhne und Töchter der Gemeinde
- Der Filmarchitekt und Fotokünstler Anton Weber († 1979) wurde 1904 in Bollschweil geboren.
Weitere Persönlichkeiten
- Adolf Max von Holzing-Berstett, der Bruder von Marie Luise Kaschnitz hatte seinen Familiensitz in Bollschweil.
- Hans Abich (1918–2003), Filmproduzent, Publizist und langjähriger Programmdirektor der ARD verbrachte seinen Lebensabend in Bollschweil und fand auch dort seine letzte Ruhestätte.
Einzelnachweise
- ↑ Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2022 (CSV-Datei) (Hilfe dazu).
- ↑ Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band IV: Regierungsbezirk Freiburg Kohlhammer, Stuttgart 1978, ISBN 3-17-007174-2. S. 65–181
- ↑ Gert Goldenberg, Matthias Fröhlich: Der Birkenberg bei Bollschweil - St. Ulrich. Ein Bergbaurevier aus dem Mittelalter. Bollschweil, 2006
- ↑ Artikel vom 31. März 2011 in der Badischen Zeitung, gesehen 6. April 2013
- ↑ Beitrag vom 18. April 2010 im Sonntagsspaziergang des Deutschlandfunks, gesehen 18. April 2010