Kristina Schröder

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Kristina Schröder (2007)

Kristina Schröder, geb. Köhler (* 3. August 1977 in Wiesbaden), ist eine deutsche Politikerin (CDU). Seit 30. November 2009 ist sie Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Leben und Beruf

Schröder ist Tochter eines Oberamtsanwalts, während ihre Mutter mit Immobilien handelt.[1] Sie legte 1997 an der Diltheyschule in Wiesbaden das Abitur ab und studierte danach an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz Soziologie, Mittlere und Neue Geschichte, Philosophie und Politikwissenschaft. 2002 schloss Schröder ihr Studium als Diplom-Soziologin ab. Während ihres Studiums war sie von 1997 bis 2002 als Mitarbeiterin bei der hessischen CDU-Landtagsabgeordneten Birgit Zeimetz-Lorz und von 1998 bis 2002 als studentische Hilfskraft am Institut für Soziologie der Universität Mainz tätig.

Parallel zu ihrer Abgeordnetentätigkeit im Bundestag ab 2002 promovierte Schröder bis April 2009 bei Jürgen W. Falter am Institut für Politikwissenschaft der Universität Mainz mit einer Studie über Gerechtigkeit als Gleichheit, in der untersucht wird, wie sich die Wertvorstellungen der CDU-Bundestagsabgeordneten von denen der übrigen CDU-Mitglieder unterscheiden.[2]

Schröder gehört der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche an. Seit dem 12. Februar 2010 ist sie mit Ole Schröder verheiratet.[3]

Partei

Schröder trat als Schülerin 1991 in die Junge Union (JU) und 1994 auch in die CDU ein. Sie gehört seit 1992 dem JU-Kreisvorstand in Wiesbaden an und war von 1997 bis 2003 JU-Kreisvorsitzende. Schröder gehört seit 1995 dem CDU-Bezirksvorstand Westhessen und seit 2002 dem CDU-Landesvorstand in Hessen an.

Abgeordnete

Schröder gehörte von 2000 bis 2001 der Stadtverordnetenversammlung von Wiesbaden an.

Seit 2002 ist sie Mitglied des Deutschen Bundestages. Dort ist sie ordentliches Mitglied im Innenausschuss und Berichterstatterin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion für Islam, Integration und Extremismus. Ab November 2008 war sie Obfrau der CDU/CSU-Fraktion in dem 2006 eingesetzten und im Juni 2009 beendeten BND-Untersuchungsausschuss (Kurnaz-Untersuchungsausschuss).

Schröder zog 2002 und 2005 über die Landesliste Hessen in den Bundestag ein. Bei der Bundestagswahl 2009 gewann sie das Direktmandat im Wahlkreis Wiesbaden mit 40,8 % gegen Heidemarie Wieczorek-Zeul (32,6 %), wobei ihr Bundestagsmandat diesmal nicht über die Landesliste abgesichert worden war.

Am 30. November 2009 trat sie im Kabinett Merkel II die Nachfolge von Ursula von der Leyen als Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend an.

Mitgliedschaften

Schröder ist Mitglied der Europa-Union Parlamentariergruppe Deutscher Bundestag.

Positionen

Schröder gilt in ihrer Partei familienpolitisch als liberal, wirkte an der Grundsatzprogrammkommission für eine Modernisierung der CDU-Familienpolitik mit und gehört der Pizza-Connection an.[4] Ihr Doktorvater Jürgen W. Falter bezeichnet sie als „liberal-konservativ“.[5]

In ihrer Funktion als Berichterstatterin für Integration der CDU/CSU-Bundestagsfraktion rechtfertigte Schröder 2006 die Kampagne um die Reform des Staatsbürgerschaftsrechts im Wahlkampf der Landtagswahl in Hessen 1999 und sprach sich für einen Einbürgerungstest aus. [6] Ebenso setzte sie sich für eine Öffnung ihrer Partei für verfassungstreue Muslime ein und befürwortete einen Islamunterricht an Schulen. In der Debatte um einen theologischen Aufsatz Mustafa Cerićs für eine CDU-nahe Publikation warnte sie vor einem „europäischen Kalifat“.[7] Zudem fordert sie Aussteiger- und Beratungsprogramme für Islamisten [8] sowie Linksextremisten und will entsprechend das Budget für Präventiv- und Aussteigerprogramme des Bundes aufteilen.[9] Sie gilt darüber hinaus als vehemente Gegnerin der Partei Die Linke und hält deren Überwachung durch den Verfassungsschutz für „absolut richtig“.[10]

Schröder behauptete im Wahlkampf zur Landtagswahl in Hessen 2008 eine Zunahme „deutschenfeindlicher Gewalt“ von Ausländern und berief sich dabei gegenüber dem Politmagazin Panorama auf Erfahrungswerte des Staatsanwalts Anton Winkler und die Forschungsergebnisse des Kriminologen Christian Pfeiffer. Winkler wies daraufhin Schröders Aussagen als falsch zurück, Pfeiffer bewertete es sogar als Missbrauch seiner Befunde und erklärte, es gebe keine Untersuchung, die belegen würde, dass die Deutschenfeindlichkeit zunimmt.[11][12] Schröder erklärte daraufhin in einer Stellungnahme auf ihrer Homepage, dass sie sich auf „Erfahrungswerte“ Einzelner aus Staatsanwaltschaft und Polizei stütze.[13]

Schröder unterstützt als Bundesministerin weitgehend die Familienpolitik ihrer Vorgängerin Ursula von der Leyen, fordert aber beim umstrittenen Betreuungsgeld sowohl Barzahlungen wie auch Gutscheine und spricht von einem „schweren Zielkonflikt“.[14] Ebenso kündigte sie an, dass alle familienpolitischen Leistungen des Staates „vom Ehegattensplitting bis zum Kindergeld“ bis 2013 evaluiert werden sollen. Ziel sei jedoch „nicht eine Kürzung der Mittel, sondern ihr effizienter Einsatz“. [15] Ferner sprach sie sich für einen Rechtsanspruch auf eine zweijährige Pflegezeit aus.[16]

Im Februar 2010 sprach sie sich im Interview mit Spiegel Online für die Einführung eines „Forum Internet“ aus, in dem sie Experten aus diesem Bereich (wie zum Beispiel dem Chaos Computer Club) die Möglichkeit geben möchte, an Gesetzesentwürfen, die das Internet und Dazugehöriges betreffen, in Form einer virtuellen Diskussionsrunde teilzunehmen. Außerdem strebt sie ein Treffen mit der Piratenpartei Deutschland an, um mit ihnen über den umstrittenen Jugendmedienschutz-Staatsvertrag zu diskutieren. [17]

Sonstige Funktionen

Schröder ist seit Juni 2008 Vizepräsidentin des zivilgesellschaftlichen Netzwerks Europäische Bewegung Deutschland.[18]

Sie ist ferner ehrenamtliches Mitglied des Kuratoriums der Bundeszentrale für politische Bildung [19] und Mitglied des Beirates beim Bündnis für Demokratie und Toleranz – gegen Extremismus und Gewalt [20] und war bis zum 22. Mai 2008 in der Johanniter-Schwesternschaft e. V. Berlin als Mitglied des Verwaltungsrates ehrenamtlich tätig.[21]

Schriften

Weblinks

Commons: Kristina Schröder – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Von wegen "Küken" Stern.de vom 11. Dezember 2009
  2. Matthias Thieme: Umstrittene Doktorarbeit: Dr. Kristina Köhler und ihre Helfer in: Frankfurter Rundschau vom 16. Januar 2010, abgerufen am 27. Januar 2010
  3. Spiegel Online: Familienministerin Köhler heißt jetzt Schröder
  4. Die Traumfrauen der Kanzlerin. Spiegel Online, 27. November 2009
  5. Wer ist Kristina Köhler? Die Zeit, 28. November 2009
  6. Nicht jeder muss Leberwurst essen, Interview mit Kristina Köhler in Jungle World vom 15. März 2006
  7. Als der Obermufti einmal Scharia sagte. Spiegel Online, 14. Mai 2008
  8. Ehrenkodex versperrt den Weg zurück Die Tageszeitung, 16. August 2009
  9. Sechs Probleme für den Jungstar, Spiegel Online vom 7. Januar 2010
  10. "Bild" in Angst vor Linke. Die Tageszeitung, 14. Mai 2008
  11. Wer Deutsche beschimpft, fliegt raus – abenteuerliche Thesen in der Hessen-CDU (PDF). Norddeutscher Rundfunk (Panorama Nr. 692), 24. Januar 2008
  12. Panorama vom 24. Januar 2008: Dokumentation
  13. Kristina Köhler: Stellungnahme zur Panorama-Sendung vom 24. Januar 2008
  14. Köhler folgt von der Leyens Kurs. Die Zeit, 28. November 2009
  15. „Familienpolitische Leistungen auf den Prüfstand“, RP-Online vom 31. Januar 2010
  16. Schröder fordert Recht auf zwei Jahre Pflegezeit Spiegel Online vom 3. März 2010
  17. „Umstrittenes Internetsperrgesetz - Familienministerin Schröder rüffelt von der Leyen“, Spiegel Online vom 25. Februar 2010
  18. Dr. Kristina Köhler MdB, Bundesministerin. Netzwerk Europäische Bewegung Deutschland, 2009
  19. Kuratorium der Bundeszentrale für politische Bildung
  20. Beirat Bündnis für Demokratie und Toleranz
  21. Dr. Kristina Köhler (Wiesbaden), CDU/CSU. Deutscher Bundestag, aufgerufen am 30. November 2009