„Limes (Grenzwall)“ – Versionsunterschied

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* Nic Fields: ''Rome’s Saxon Shore Coastal Defences of Roman Britain AD 250–500.'' Osprey, Oxford/New York 2006, ISBN 978-1-84603-094-9 (''Fortress''. 56).
* Nic Fields: ''Rome’s Saxon Shore Coastal Defences of Roman Britain AD 250–500.'' Osprey, Oxford/New York 2006, ISBN 978-1-84603-094-9 (''Fortress''. 56).


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* Saalburgmuseum (Hrsg.): ''Der Limes. Eine antike Grenze''. CD-ROM. Saalburgmuseum, Bad Homburg 1998.


== Weblinks ==
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Version vom 14. Februar 2011, 18:00 Uhr

Der 2008 auf Grundlage der Arbeiten von Dietwulf Baatz rekonstruierte Holzwachturm
Sonderbriefmarke „UNESCO-Weltkulturerbe Limes“ der Deutschen Post (2007)

Limes (lateinisch ursprünglich „Weg“, „Schneise“, vor allem „Grenzweg“, später allgemein „Grenze“[1]; Plural limites) bezeichnet einen von den Römern angelegten Grenzwall oder eine ähnliche Grenzziehung (Limes Saxoniae) oder Überwachungsanlage an Reichsgrenzen. Oft waren diese Anlagen nicht zur Abwehr von ernsthaften Angriffen gedacht und geeignet, sondern dienten eher der Kontrolle und schnellen Nachrichtenübermittlung. Neben der Funktion als militärisches „Frühwarnsystem“ dienten die limites meist als Zollgrenzen und ihre Grenzübergänge als „Marktplätze“ für den Außenhandel. Die bekanntesten Limites sind der Obergermanisch-Rätische Limes in Deutschland, mit 550 km das längste Bodendenkmal der Welt nach der Chinesischen Mauer und der Hadrianswall in Großbritannien.

Antoninuswall

Hauptartikel: Antoninuswall

Der Antoninuswall markiert die größte Expansion des römischen Reiches in Großbritannien. Er bestand von 142 n. Chr. bis etwa 163 und erneut – nach dem zwischenzeitlichen Rückzug Roms auf den Hadrianswall – von 208 bis 213.

Hadrianswall

Hauptartikel: Hadrianswall

Der Hadrianswall war 120 Kilometer (damals 80 römische Meilen) lang und trennte Schottland von der damaligen römischen Provinz Britannia. Er erstreckte sich zwischen dem Solwaybusen und der Tynemündung. Er bestand aus einem Doppelwall mit 80 Toren, 17 Kastellen und 320 Türmen und wurde vom Jahr 122 n. Chr. bis etwa 410 verwendet. Für zwei kurze Perioden verlief die römische Grenze weiter nördlich am Antoninuswall.

Litus Saxonicum

Die Festungskette des Litus Saxonicum auf beiden Seiten des Ärmelkanals.
Portus Adurni/Portchester Castle ist heute das am besten erhaltene Kastell an der ehemaligen Sachsenküste

Hauptartikel: Sachsenküste

Als Sachsenküste (lateinisch: litus Saxonicum) bezeichneten die Römer im 4. Jahrhundert eine Kette von stark befestigten Militärlagern zwischen den Mündungen der Flüsse Wash und Solent entlang der Süd- und Südostküste von Britannien (dem heutigen England) und an der Kanalküste Galliens (Frankreich).

Britannien

Die Kastelle der Sachsenküste hatten eine dreifache Funktion:

  • befestigte Häfen für kleinere Flottillen, deren Aufgabe es war, Seeräuber schon an der vordersten Linie abzuwehren,
  • Garnisonen für Infanterie- oder Reitereinheiten, die bei Landungen feindlicher Barbaren sofort in Marsch gesetzt werden konnten, um diese noch an der Küste abzufangen,
  • Abschreckung von Plünderern, da sie meist an den Mündungen größerer Flüsse lagen, die als bequeme Einfallsrouten für Invasoren genutzt werden konnten.

Die Kastelle der Sachsenküste müssen aber auch für die Einsätze der classis Britannica eine wichtige Funktion als Stützpunkte, Versorgungs- und Nachrichtenstationen gehabt haben. Da die gallischen Verteidigungsanlagen aber einige Unterschiede zu den zeitgenössischen Militäranlagen in Britannien aufweisen, ist dies ein Hinweis darauf, dass die Kastelle der britischen Sachsenküste Teil eines Sicherungssystems waren, das eigentlich für den Schutz Galliens gedacht war und nicht primär für Britannien. Heutzutage sieht man in diesen Kastellen allerdings mehr als nur befestigte Häfen, sie waren u. a. wohl auch wichtige Verbindungsglieder im Logistiksystem der Provinztruppen, um die Erzeugnisse Britanniens bestmöglich verteilen zu können. Die Herkunft des Namens für diesen Abschnitt des Limes ist nicht eindeutig zu klären, man kann ihn sowohl als von „Sachsen besiedelte Küste“ interpretieren[2] oder als denjenigen Teil der britischen Küste, der immer wieder von sächsischen Piraten angegriffen wurde.[3] Einige Forscher vermuten hingegen, der Name könnte sich von sächsischen foederati in römischen Diensten ableiten, doch fehlt es hierfür bislang an Belegen.

Die Befestigungen müssen auch mit den Militärlagern auf dem französischen Festland in Verbindung gestanden haben. Die Errichtung dieser Festungskette gründete sich aber wohl nicht auf einen vorher festgelegten Gesamtplan, wie es in der Zusammenstellung der wichtigsten Quelle über diesen Limes, der Notitia Dignitatum, den Anschein hat. Auch das genaue Datum ihrer Entstehung liegt weitgehend im Dunkeln. Man schätzt, dass der Aufbau dieses im Gebiet zwischen dem Wash und Solent liegenden Limes fast ein ganzes Jahrhundert in Anspruch nahm. Der Auffassung von einer planmäßigen Anlage widersprechen auch die Auswertungen und Forschungen in den letzten Jahrzehnten, Münzfunde und die Typologie der Kastelle zeigen dies ganz klar. Bemerkenswert ist, dass der betreffende Teil der Notitia[4] nur neun Kastelle auflistet, obwohl nachweislich elf am Wash-Solent Limes standen.

Gallien

Wie in Britannien bildete auch in Gallien eine Linie von Festungen und Häfen an der Kanalküste zwischen Flandern und der Halbinsel Cotentin die Küstenverteidigung, um Überfälle von Sachsen, Franken und Scoten an diesem Abschnitt abzuwehren. Die meisten dieser Städte/Kastelle dienten als Stützpunkte und Kommunikationsverbindungen für Armee und Flotte. Die Bezeichnung litus Saxonicum für die Küstenregion Galliens stammt wohl ebenfalls von sächsischen Stämmen her, die sich dort niedergelassen hatten. Der römische Historiker Eutrop deutet an, dass ursprünglich der Usurpator Carausius die Sachsen gezielt zur Ansiedlung im nördlichen Gallien ermuntert haben soll. Erst nach den Unruhen des Bagauden-Aufstandes und der Ursurpation des Carausius scheint diese Besiedlungsphase abgeschlossen worden sein. Nach Niederschlagung der Rebellion beließ Constantius Chlorus den Neusiedlern ihre neuen Wohnsitze.

Die gallische Küstenverteidigung stützte sich auf vier befestigte Städte:

  • Constantia, (heute Coutances, in der Tabula Peutingeriana als Cosedia bezeichnet),
  • Rotomago (Rouen),
  • Abrincatis (Avranches) und
  • Grannona.

In jeder dieser Städte/Kastelle lag ein größeres Kontingent der gallischen Limitanei. Diese einheimischen Grenztruppen wurden allerdings bereits in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts größtenteils durch Söldner oder Bundesgenossen sächsischer oder fränkischer Neusiedler ersetzt.

Die Organisation dieses Küstenschutzes ist ebenfalls im Wesentlichen durch die Notitia Dignitatum bekannt, in der auch die einzelnen Truppenabteilungen angegeben sind. Für die Verteidigung der Sachsenküste in Britannien war laut dieser der

zuständig.

Für Gallien waren zwei Kommandeure verantwortlich, dies waren der

die die Festungen an der Nordwestküste befehligten.[5]

Niedergermanischer Limes

Hauptartikel: Niedergermanischer Limes

Der Niedergermanische Limes war kein befestigter Grenzwall, sondern die mit Kastellen versehene Flussgrenze des Rheins von der Nordsee (Kastell Katwijk-Brittenburg) bis zum Vinxtbach (gegenüber dem Kleinkastell Rheinbrohl des Obergermanischen Limes), der die Grenze zwischen den römischen Provinzen Germania Inferior und Germania Superior markierte.

Obergermanisch-Raetischer Limes

Der Limes in Germanien
Die rätische Mauer bei WP 14/77, dessen Überreste im Vordergrund zu sehen sind
Kastell Pfünz in Bayern. Rekonstruktionsversuch des Haupttores, der Porta praetoria, nach Vorstellung von Fischer (2008) und Angaben aus Johnson/Baatz (1987)

Hauptartikel: Obergermanisch-Raetischer Limes

In Deutschland wird mit „Limes“ vor allem der obergermanisch-raetische Limes bezeichnet, der in seinem Endausbau (159 n. Chr. bis 260 n. Chr.) etwa 550 Kilometer lang war und sich von Rheinbrohl (Landkreis Neuwied,nördliches Rheinland-Pfalz) zunächst nach Osten, dann aber in einem scharfen Knick nach Süden bis nach Lorch erstreckt. Etwas östlich von Lorch macht der Limes einen Knick von fast 90 Grad und verläuft weiter bis Hienheim an der Donau (südwestlich von Regensburg). Zwischen Lorch und Hienheim bestand der Limes bereits ab ca. 122, er wurde hier also gleichzeitig mit dem Hadrianswall in Nordengland errichtet. Der genaue Verlauf des Limes im Abschnitt der Grenze der Provinzen Obergermanien und Rätien zwischen ca. 120 und 160 ist nicht ganz gesichert. Zwischen den Ortschaften Osterburken und Welzheim verlief der obergermanische Limes aber über 81 Kilometer schnurgerade nach Süden – eine landvermesserische wie architektonische Meisterleistung,[6] die aber militärisch nur wenig sinnvoll war, da sie (anders als etwa der Hadrianswall) natürliche Gegebenheiten ignorierte. Was die Römer veranlasste, diese Grenze ungeachtet der Topografie des Geländes hier in dieser Form auszubauen, ist unklar. Vielfach hat man eine bewusste Machtdemonstration als Motiv angenommen, was indessen zu der Frage führt, warum anderswo anders gebaut wurde. Teilweise wird auch der römische Senator Gaius Popilius Carus Pedro hinter dieser Trassenführung vermutet. Er bevorzugte offenbar lineare Konstruktionen und lebte zur fraglichen Zeit. Andere Forscher nehmen die ungewöhnliche Anlage als Beleg dafür, dass der Grenzwall nie defensiven Zwecken dienen sollte (s. u.).

Der Limes lag auf dem Gebiet der heutigen Bundesländer Rheinland-Pfalz, Hessen, Baden-Württemberg und Bayern und grenzte die nördlich der Donau liegenden Teile der römischen Provinz Raetia nach Norden und die rechtsrheinischen Teile der Germania Superior nach Osten ab. In Obergermanien bestand der Grenzwall zunächst nur aus einem Postenweg, ab ca. 162/63 dann aus Palisaden, Gräben und Wällen; in einem kurzen Abschnitt bestand er, wie der rätische Limes, aus einer Mauer. In Raetien wurde der Wall später durch eine Mauer verstärkt. Entlang seines Verlaufes reihten sich etwa 900 Wachtürme sowie 120 größere und kleinere Truppenlager (Kastelle). Die Wachtürme waren so angelegt, dass sie bei klarem Wetter Sichtverbindung untereinander hatten. Der Limes hatte so auch die Funktion einer Fernmeldeeinrichtung, über die mit Hilfe von Licht- oder Hornsignalen Nachrichten an die befestigten Lager gesendet werden konnten. Im übrigen scheint er nach Ansicht der jüngeren Forschung weniger als Militär- denn als Wirtschaftsgrenze gedient zu haben, die Handel und Verkehr zwischen den römischen Provinzen und der Germania Magna regulieren sollte. Zur Abwehr größerer feindlicher Angriffe hingegen war die Anlage kaum geeignet; es handelte sich um eine Grenzanlage für Friedenszeiten. Der Limes wurde daher wohl in Zusammenhang mit dem großen Alamanneneinfall des Jahres 259/260 aufgegeben; das Dekumatland wurde irgendwann zwischen 260 und 285 von den römischen Truppen geräumt, die nun an der militärisch sinnvolleren Rhein- und Donaugrenze Stellung bezogen. Allerdings betrachteten die Römer das Gebiet zwischen Rhein/Donau und Limes offenbar nach wie vor als Teil des Imperiums, und unter Kaiser Julian wurden einige Abschnitte des obergermanischen Limes um 360 vielleicht sogar zeitweilig erneut bemannt.

Der bauliche Verfall der Anlagen dauerte Jahrhunderte. So berichtet ein bayerischer Chronist im Jahre 1780 (!), die dortige Mauer sei auf weite Strecken noch sehr deutlich zu sehen, doch „holten sich die Anwohner fuderweise Steine von da“. Dies ist eine Parallele zur Situation in Köln, wo noch im frühen 19. Jahrhundert etliche Türme der römischen Stadtmauer standen und dann nach und nach abgebrochen wurden. Auch das Nordtor der römischen Stadtmauer von Köln wurde erst Mitte des 19. Jahrhunderts abgebrochen, weil es „zu eng“ für den gewachsenen Verkehr geworden war.

Offenbar waren alte Römerstädte Deutschlands noch bis ins Mittelalter hinein von römischen Monumentalbauten geprägt, wie dies etwa in Trier teilweise noch bis heute der Fall ist. Auch massive Steinbauten wie Aquädukte u. ä. waren wohl noch jahrhundertelang gut sichtbar, wurden aber in ihrer Funktion nicht mehr verstanden. So deutete die Bevölkerung den großteils an der Oberfläche verlaufenden, von Südwesten kommenden römischen Aquädukt der Stadt Köln als „geheimen Verbindungsgang“ zwischen den Städten Köln und Trier. Der rätische Limes hingegen, dessen Funktion sich ebenfalls niemand mehr erklären konnte, hieß im Volksmund die „Teufelsmauer“.

Am 15. Juli 2005 ist der Obergermanisch-Rätische Limes in die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen worden. Am 5. Juli 2006 wurden in Aalen im Rahmen eines Festaktes die Urkunden überreicht. Eine Besonderheit der Aufnahme des deutschen Teilstücks ist die enge Verknüpfung mit dem britischen Abschnitt, die in Zusammenarbeit mit britischen Fachleuten vorbereitet wurde.

Mainlimes

Als Mainlimes oder Nasser Limes wird der Abschnitt des Obergermanischen Limes bezeichnet, an dem der Main die Reichsgrenze bildete. Er reichte von Großkrotzenburg bis Bürgstadt.

Wetterau-Limes

Hauptartikel: Wetterau-Limes

Der Wetterau-Limes ist ein Teilstück des obergermanischen Limes im heutigen Hessen. Er bestand ungefähr von 85 n. Chr. bis 259/260 n. Chr.

Neckar-Odenwald-Limes

Hauptartikel: Neckar-Odenwald-Limes

Der Neckar-Odenwald-Limes ist eine römische Grenzbefestigung im heutigen Hessen und Baden-Württemberg, bestehend vermutlich vom Jahre 98 n. Chr. bis zum Jahre 159 n. Chr., als er unter Kaiser Antoninus Pius vom Obergermanischen Limes abgelöst wurde.

Alblimes

→ Hauptartikel Alblimes

Eine mit einer römischen Militärstraße verbundene Kastellkette auf der Schwäbischen Alb. Ihre Anfänge gehen auf das Jahr 73 n. Chr. zurück, als die Kinzigtalstraße gebaut wurde. Wenig später Erweiterung nach Nordosten ungefähr entlang der Wasserscheide, die die Grenze zwischen den römischen Provinzen Obergermanien und Rätien markierte. Bei Donnstetten war der Alblimes über den Lautertal-Limes mit dem Neckar-Odenwald-Limes verbunden. Der Alblimes ist bislang wenig erforscht. Es ist im einzelnen unklar, wie lange er in welchen Abschnitten die Außengrenze des römischen Reiches bildete.

Lautertal-Limes

Hauptartikel: Lautertal-Limes

Der Lautertal-Limes ist eine schnurgerade römische Grenzbefestigung des frühen 2. Jahrhunderts n. Chr. zwischen der heutigen Stadt Köngen am Neckar (lateinisch: Grinario) und dem römischen Kastell bei Donnstetten auf der Schwäbischen Alb (vermutlicher lateinischer Name: Clarenna). Er bestand vermutlich von ca. 98 bis um 125.

Donau-Iller-Rhein-Limes

Hauptartikel: Donau-Iller-Rhein-Limes

Schon in den Jahren 15 v. Chr. bis ca. 70 n. Chr. verlief die Grenze zwischen Römern und Germanen ungefähr entlang der Linie des späteren Donau-Iller-Rhein-Limes, bevor die Römer unter Vespasian und Domitian weiter nach Norden ins Dekumatland vorstießen. Etwa seit dem Jahr 280 markierten die drei Flüsse dann nach der Aufgabe des Obergermanisch-Rätischen Limes erneut die faktische Grenze zwischen dem römischen Reich und dem „freien“ Germanien, und vor allem unter Kaiser Constantius Chlorus wurden dort um das Jahr 300 Befestigungen errichtet. Dieser spätantike Donau-Iller-Rhein-Limes wurde dann gegen die von Norden her vordringenden Alamannen unter dem römischen Kaiser Valentinian I. um 370 n. Chr. insbesondere am Hochrhein zwischen dem Bodensee und dem Rheinknie bei Basel nochmals erheblich ausgebaut. Obwohl die römische Grenze am Rhein dann 406/7 durchbrochen wurde, gelang es um 420 noch einmal, sie mit Hilfe germanischer foederati zu kontrollieren. Viele der Grenzkastelle wurden erst im späteren 5. Jahrhundert aufgegeben; die zugehörigen zivilen Römersiedlungen (vici) bildeten dann oft die Keimzelle mittelalterlicher Städte (z. B. Konstanz, Stein am Rhein).

Im Unterschied zum älteren Obergermanisch-Rätischen Limes war der Donau-Iller-Rhein-Limes eindeutig eine Verteidigungsanlage; die neuen Kastelle verfügten über weitaus dickere Mauern als die früheren, wurden den lokalen Gegebenheiten flexibel angepasst und überwachten in der Regel strategisch wichtige Punkte wie vor allem Flussübergänge. Die Bezeichnung Donau-Iller-Rhein-Limes ist im übrigen insofern unhistorisch, als zu römischer Zeit Flussgrenzen eigentlich nicht als limites bezeichnet wurden und die Truppen hier daher streng genommen zu den ripenses und nicht zu den limitanei zählten. Der Terminus Donau-Iller-Rhein-Limes hat sich aber in der wissenschaftlichen Literatur etabliert und wird nicht selten auch auf die übrigen spätantiken Festungen in Germanien und Rätien angewendet.

Norischer und Oberpannonischer Limes

Die wichtigsten Legionslager und Kastelle am norischen und oberpannonischen Limes (Österreich)
Spätantiker Hufeisenturm in Mautern an der Donau

Der norische Limes liegt zur Gänze auf dem Gebiet der Bundesländer Ober- und Niederösterreich und schließt in weiterer Folge an den pannonischen Limes im östlichen Niederösterreich, der Slowakei und Ungarn an. Er zieht sich ausschließlich an der Donau entlang. Daher handelt es sich hier nicht um einen Limes im herkömmlichen Sinn (Landgrenze), sondern um eine ripa (Flussgrenze), die mit weniger Aufwand für Befestigungsanlagen gesichert werden konnte. Ihre Besatzungen zählten in der Spätantike zu den ripenses, zum Teil auch zu den liburnari (Marinesoldaten) und damit nicht zu den limitanei.

Noricum

Zur Sicherung des norischen Limes wurden überwiegend Kohortenkastelle oder Wachtürme errichtet. Der einzige Legionsstandort der Provinz war zuerst Albing in OÖ, dann Lauriacum (Enns/OÖ). Die Hauptverbindungsstraße am norischen Limes war die via iuxta amnem Danuvium, sie führte vom pannonischen Vindobona über Cetium (St. Pölten), Lauriacum bis nach Boiodurum (Passau). Zwischen den Lagern standen an strategisch günstigen Plätzen oder Aussichtspunkten zusätzlich Wachtürme (burgi) und Kleinkastelle. Von fünf Stützpunkten aus überwachten auch Einheiten der Donauflotte den Strom. Neben den Kastellen entstanden zivile Ansiedlungen (vici); im unmittelbaren Hinterland des Limes wurden auch Städte (municipia) gegründet, z. B. Cetium oder Ovilava (Wels) – sie waren Verwaltungs- oder Handelsmittelpunkte und zählen deswegen nicht mehr zum Festungssystem des norischen Limes. Besonders gut sind römische Befestigungswerke im niederösterreichischen Abschnitt dieses Limes erhalten: Hier ist vor allem die noch bis zu 9 m hoch erhaltene Südmauer eines valentinianischen Wachturms in der Wachau (Gemeinde Rossatz-Arnsdorf, Ortsteil Bacharnsdorf) zu nennen, dann folgen, donauabwärts, die Hufeisentürme von Favianis (Mautern), Augustianis (Traismauer) und Comagena (Tulln) sowie abschließend die immer noch eindrucksvollen Ruinen des Kohortenkastells von Cannabiaca (Zeiselmauer).

Oberpannonien

Der pannonische Limes mit dem vorgelagerten Wallsystem des Limes Sarmatiae
Konservierte Überreste des Burgus von Rusovce/Gerulata, Slowakei

Pannonien stand fast vier Jahrhunderte lang unter römischer Herrschaft und war einer der wichtigsten Grenzprovinzen des Reiches. Obwohl auch dieser Teil der Grenze durch die Donau relativ gut geschützt war, war die Militärpräsenz der Römer hier immer sehr umfangreich (allein drei Legionslager, Vindobona, Carnuntum und Brigetio, im österreichischen, slowakischen und westungarischen Abschnitt) da besonders nach der Aufgabe Dakiens (271 n. Chr.) der Druck wandernder Völker aus dem Osten auf diesen Abschnitt des Limes stark angewachsen war. Die Ausbildung des Grenzschutzsystems dauerte über mehrere Jahrhunderte an und erhielt seine endgültige Form erst gegen Ende des 4. Jahrhunderts. Die zur Donau verlaufenden Straßen endeten in den meisten Fällen nicht am Südufer des Stromes sondern führten am gegenüberliegenden Ufer noch weiter ins Barbaricum hinein. Die pannonische Limesroute wird im Itinerarium Antonini und in der Tabula Peutingeriana erwähnt. Die von beiden Seiten in die Donau einmündenden Flüsse boten zusätzlich noch gute Verkehrsmöglichkeiten. Die frühen Legionslager wurden daher an den wichtigsten Flussübergängen und Straßenendpunkten errichtet. Wahrscheinlich wurden unter Claudius auch die Stützpunkte von Arrabona (Raab) und Brigetio (Komárom-Szőny) eingerichtet. Unter Domitian wurden die u.a. die Lager von Klosterneuburg, Ad Flexum (Magyaróvár, dt. Ungarisch-Altenburg) und Ad Statuas erbaut.

Die im 1. bis 2. Jahrhundert n. Chr. ausgebaute Grenze wies im großen und ganzen eine lineare Besetzung auf. Die mit der Zeit zu Festungen ausgebauten Legions- und Hilfstruppenlager sind meist in unmittelbarer Nähe der Donau zu finden. Anfänglich simple Holz-Erde-Bauten wurden sie unter Kaiser Hadrian systematisch in Steinlager umgewandelt und im 4. Jahrhundert bautechnisch noch einmal den neuen strategischen Gegebenheiten angepasst. Für das österreichische Gebiet des pannonischen Limes sind heute insgesamt zwei Legionslager und sechs Kastelle unterschiedlicher Größe bekannt. Die Lücken zwischen Legionslagern und Kastellen wurde mit (bis dato entdeckten) fünf Wachtürmen geschlossen. Zusätzlich wurden an besonders gefährdeten Punkten Einheiten der Donauflotte (classis Pannonica) stationiert. Seit Kaiser Mark Aurel hört man in Pannonien auch erstmals von steinernen Wachtürmen (burgus z.B. Gerulata), Fächertürmen und Kleinkastellen (praesidia).

Von den meisten hier angeführten Limesanlagen ist oberirdisch nichts mehr erhalten geblieben da viele von ihnen in verbautem Gebiet liegen oder von der Donau abgeschwemmt wurden. Eine Ausnahme bildet hierbei vor allem Carnuntum das mit seinen gut erforschten Ausgrabungsarealen und teilweise wiederaufgebauten Gebäuden der Zivilstadt (Wohnhaus, Therme und Villa Urbana) sowie den Baudenkmälern |Heidentor, Amphitheater I/II und große Therme weit über Österreich hinaus bekannt ist.

siehe auch: Liste der Kastelle in Österreich

Limes Sarmatiae

Als Limes Sarmatiae wird eine antike Erdwall- und Grabenlinie (ungarisch: Ördögárok = Teufelsgraben) im heutigen Ungarn (östlich der Donau) bezeichnet. Die Sperranlagen bestanden aus mehreren Reihen hintereinandergestaffelter Erdwälle und Gräben, die den Raum der großen ungarischen Tiefebene um den Fluss Tisia (Tisza = Theiß) abschirmen sollten. Sie erstreckten sich einst vom Donauknie bis Aquincum, dem heutigen Budapest, ostwärts entlang der Erhebungen der nördlichen Karpaten bis in die Nähe der Stadt Debrecen, und trafen im Süden, beim Legionsstandort Viminacium (nahe dem heutigen Stari Kostolac) wieder auf den Donaulimes.

Trajansäule: Römische Kavallerie greift sarmatische Panzerreiter an (Kataphrakt)

Die Art der Anlage der Erddämme lässt annehmen, dass sie vor allem den nomadischen Reitervölkern der Völkerwanderungszeit, die meist mit Pferd und Wagen unterwegs waren, das Eindringen in die von den Wällen umgrenzten Gebiete zumindest erschweren sollte, ein wirkliches Hindernis waren sie aber wahrscheinlich nicht.[7] Die Erdwerke wurden auch zum Schutz der Jazygen, einem Rom tributpflichtigen Teilstamm der Sarmaten, aufgeworfen, die ebenfalls in der Theissebene siedelten und Pannonien schon im Vorfeld gegen die Einfälle der Goten und der an der oberen Theiss ansässigen Gepiden verteidigen sollten. Der Limes Sarmatiae diente also in erster Linie als Pufferzone und zur Entlastung des Donaulimes, wie auch der sogenannte Konstantinische Wall in der heutigen Walachei, der sich wiederum an den Limes in Mösien anschloss. Beide Wallanlagen wurden jedoch am Ende des 4. Jahrhunderts überrannt und mussten von den Römern aufgegeben werden.

Trajanwall

Hauptartikel: Trajanwall

Kaiser Trajan (98–117) werden die Trajanwälle (Oberer und Unterer) als Grenzbefestigungen nördlich der Donaumündung zugeschrieben, die das Eindringen der Steppennomaden in das Reich verhindern sollten. Sie verliefen in west-östlicher Richtung über 120 km vom Pruth bis zur Küste des Schwarzen Meeres bzw. zum Dnister. Ihre Überreste liegen auf dem Gebiet des früheren Bessarabien, den heutigen Staaten Moldawien und Ukraine. Laut archäologischen Untersuchungen im 20. Jahrhundert datieren die Wallanlagen aber eher in die Zeit 200–1400.

Limes Arabicus

Hauptartikel: Limes Arabicus

Der Limes Arabicus oder Limes Orientalis, der im heutigen Jordanien und Syrien lag, grenzte mehrere Jahrhunderte lang die reichen römischen Provinzen Arabia und Syria gegen Nomaden sowie die Parther bzw. später die Sassaniden ab. Eine durchgängige Mauer oder einen Wall gab es dort nicht. Um 290 wurde die strata Diocletiana errichtet, eine Militärstraße, die eine Reihe von Festungen miteinander verband und noch im 6. Jahrhundert erwähnt wurde.

Limes Tripolitanus

Die Grenzbefestigung zwischen dem Trionis Lacus (heute zu Tunesien gehörig) und Leptis Magna (im heutigen Libyen) in Nordafrika bildete der Limes Tripolitanus.

Limes Mauretaniae

Hauptartikel: Limes Mauretaniae

Der Limes Mauretaniae war eine römische Grenzbefestigungs- und Grenzsicherungslinie zwischen Anzia (Anmale, Algerien) und Numerus Syrorum (Lalla Marnia, Marokko) und hatte die Aufgabe, die Provinz Mauretania Caesariensis zu schützen.[8] Im Jahre 42 n. Chr. teilte Kaiser Claudius die Provinz in zwei Teile: Mauretania Tingitana (Hauptstadt Tanger) und Mauretania Caesarea (Hauptstadt Cherchell). Die Grenze bildete der Fluss Mulucha (Oued Moulouya).

Zitat

„Solange die Zufälligkeiten hier walten, solange man nur gräbt, wo zufällig Dilettanten und Geld sich dafür bereit finden, und an anderen Stellen, wo es viel nötiger und aussichtsvoll wäre, die Zerstörungsarbeit ihren stillen Gang unaufhaltsam weitergeht, solange bleibt diese Aufgabe der deutschen Geschichtsforschung ungelöst, und diese am wenigsten können wir späteren Generationen vermachen“. [9]

Appell des Althistorikers und Literaturnobelpreisträgers Theodor Mommsen (1817–1903), der sich unermüdlich für eine systematische Erforschung des Limes in Deutschland eingesetzt hat.

Einzelnachweise

  1. W. Gebert: Limes. Untersuchungen zur Erklärung des Wortes und seiner Anwendung. In: Bonner Jahrbücher. Bd. 119, No. 2, 1910, S. 158–205.
  2. White 1961.
  3. Stephen Johnson 1979.
  4. ND Occ. XXVIII.
  5. ND Occ. XXXVII 14, XXXVIII 6.
  6. M. J. T. Lewis (2001): Surveying Instruments of Greece and Rome, Cambridge University Press, S. 242, 245 ISBN 0-521-79297-5
  7. Zsolt Mráv: Römische Militäranlagen im Barbaricum. In: Von Augustus bis Attila. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2000. ISBN 3806215413. S. 51.
  8. David J. Mattingly, R. Bruce Hitchner: Roman Africa. An Archaeological Review. In: The Journal of Roman Studies, Vol. 85, 1995 (1995), S. 165–213. Auch JSTOR.
  9. Andreas Thiel: Wege am Limes. 55 Ausflüge in die Römerzeit. Theiss, Stuttgart 2005. S. 9. ISBN 3-8062-1946-X.

Literatur

Römische Limites insgesamt

  • Grenzen des Römischen Imperiums. Zabern, Mainz 2006, ISBN 3-8053-3429-X.
  • Margot Klee: Grenzen des Imperiums. Leben am römischen Limes. Theiss, Stuttgart 2006.
  • Dieter Planck, Andreas Thiel: Das Limes-Lexikon. Roms Grenzen von A bis Z. Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-56816-9.
  • Akten der Internationalen Limeskongresse (Titel wechselnd). Zuletzt:
    • Zsolt Visy (Hrsg.): Limes XIX. Proceedings of the XIXth International Congress of Roman Frontier Studies held in Pécs, Hungary, September 2003. University of Pécs, Pécs 2005, ISBN 963-642-053-X.

Obergermanisch-raetischer Limes

Hauptartikel: Literatur zum Obergermanisch-Raetischen Limes

Norischer und oberpannonischer Limes (Ö)

  • Herwig Friesinger, Fritz Krinzinger: Der römische Limes in Österreich. 2., korrigierte Auflage. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2002, ISBN 3-7001-2618-2.
  • Manfred Kandler (Hrsg.): Der römische Limes in Österreich. Ein Führer. 2., unveränderte Auflage. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1989, ISBN 3-7001-0785-4 (= International Congress of Roman Frontier Studies 14, Petronell, Deutsch-Altenburg 1986).
  • Von Augustus bis Attila, Leben am ungarischen Donaulimes. Theiss, Stuttgart 2000, ISBN 3-8062-1541-3. Darin: Zsolt Visy: Zur römischen Geschichte Pannoniens/Historischer Überblick.
  • Peter Pleyel: Das römische Österreich. Pichler, Wien 2002, ISBN 3-85431-293-8 (Geschichte Österreichs. Bd. 1).

Sachsenküste

  • Nic Fields: Rome’s Saxon Shore Coastal Defences of Roman Britain AD 250–500. Osprey, Oxford/New York 2006, ISBN 978-1-84603-094-9 (Fortress. 56).

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