Multiple Launch Rocket System

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MARS (MLRS) der Bundeswehr
MLRS
Allgemeine Eigenschaften
Besatzung 3
Länge 7,07 m (23 ft)
Breite 3,25 m (9,9 ft)
Höhe 2,85 m (9 ft)
Bodenfreiheit 430 mm
Kettenbreite 530 mm
Gewicht ~21 t (ohne Munition und ohne Bordausstattung)
~26 t (Munition: Bomblets)
~25,5 t (Munition: Panzerabwehrminen)
Panzerung und Bewaffnung
Panzerung geschweißtes Aluminium mit gepanzerten Verbundglasscheiben
Bewaffnung Raketen mit 227–237 mm, Cal. 298 mm*
max. Beladung 12 Raketen
Kadenz 12 Raketen, je 5,5 s eine Rakete
Munition Bomblet-Rakete M77
Minenrakete AT-2
Übungsrakete M26, GMRLS, UNITARY, 110 mm LAR
Beweglichkeit
Antrieb V8-Zyl.-Viertakt CUMMINS-Diesel
mit 368 kW (500 PS), Direkteinspritzung und Abgasturbolader
Federung Drehstabfederung und Schwingungsdämpfer
Bremsen ölgekühlte Mehrscheibenbremse
Höchstgeschwindigkeit 56 km/h (35 mph) bzw. 65 km/h mechan. abgeregelt
Kraft/Gewicht
Verbrauch Straße/Gelände je 100 km 150/280 l bei 636 l Tankinhalt

Beim Multiple Launch Rocket System (MLRS) handelt es sich um ein Mehrfachraketenwerfer-Artilleriesystem auf Kettenfahrgestell. Die Typenbezeichnung des amerikanischen Militärs lautet M270. Es wird bei der Bundeswehr unter dem Namen Mittleres Artillerieraketensystem (MARS) geführt. Während des Kalten Krieges war im Ernstfall der Einsatz von MARS I gegen Panzerverbände des Warschauer Pakts vorgesehen und sollte diese flächendeckend bekämpfen.

Beschreibung

Die Waffenanlage besteht aus einem horizontal und vertikal schwenkbaren Werferrahmen mit elektronisch gesteuertem hydraulischem Richtantrieb (Electric Launch Drive System; ELDS). Bei MARS I mit einem langsameren elektrohydraulischen Antrieb. Die Raketen werden zu je 6 Stück in den 2,5 t schweren containerartigen Transport- und Startbehältern (Rocket Pod Containern, RPC) gelagert, transportiert und auch daraus verschossen. Beim Start braucht die Rakete mindestens 5 Tonnen Schubkraft, um sich im RPC von ihren Halterungen zu lösen. Sie wird mit Gleitsteinen (Projektilführungsmechanik innerhalb des Abschussrohres) bis zum Rohraustritt geführt. Die Raktenstartbehälter (RPC) können durch eine im Werferrahmen integrierte Lade- und Hebevorrichtung einfach aufgenommen, geladen und abgesetzt werden. Es genügt ein Bediener, um eine schnelle Be- und Entladung durchzuführen.[1]

Waffensystem MLRS (Multiple Launch Rocket System)

Hauptbaugruppen des Fahrgestells stammen vom Schützenpanzer M2 Bradley, darauf montiert ist eine Fahrerkabine mit drei Sitzen für den Fahrer, den Bediener der Feuerleitanlage und den Kommandanten. Das Triebwerk mit 368 kW von Cummins Engine hat ein Automatikgetriebe mit drei Vorwärtsgängen und einem Rückwärtsgang. Diese Kombination mit dem drehstabgefederten Stützrollenlaufwerk mit lebender Endverbindergleiskette ermöglicht dem MLRS Geschwindigkeiten von über 70 km/h. Beim MARS lässt das deutsche Getriebe nur 65 km/h zu, die Kette DC 129 C1 nur 50 km/h.

Das US-amerikanische M142 High Mobility Artillery Rocket System (HIMARS) ist ein leichteres Trägersystem auf einem Radfahrzeug ausgerüstet mit sechs Raketen oder einem MGM-140 ATACMS und basiert auf dem M270 MLRS.

Bundeswehr

Die Raketenartillerie[2] der Bundeswehr ist mit acht Werfern je Batterie gegliedert. Sie verschießt mit dem MARS die AT2-Panzerabwehrminen über Entfernungen von rund 10 bis zu 38,5 Kilometer. Die ursprünglich beschaffte Bomblet-Rakete M77 ist als Streumunition durch das Minenverbot des Antipersonenminen-Verbotsvertrages (Ottawa-Konvention) und des Übereinkommen über Streumunition betroffen.[3] Zu Übungszwecken können die Kaliberrakete M26 und die 110-Millimeter-Rakete des Waffensystems Lars – aus modifizierten Raketenstartbehältern (s. u.) – abgefeuert werden.

Zur Bedienung des Artilleriesystems gehören drei Soldaten (Raketenkanonier, Werferführer, Kraftfahrer).

MARS II

Mit der Produktverbesserung (PV) Mars II unter Beibehaltung des vorherigen Trägersystems und der Beschaffung der Lenkrakete M30 Guided Multiple-Launch Rocket System (GMLRS) mit einer Geschwindigkeit von Mach 3,4 wird erstmals eine Abstandsfähigkeit von rund 70 km und eine Präzisionsfähigkeit erreicht, die deutlich zur Verringerung von Kollateralschäden beiträgt. Auf mehreren Testbasen wurde die Reichweite von 100 km weit übertroffen. Hierbei handelt es sich um abgewandelte Gefechtsköpfe, die durch einen spitzeren Einfallswinkel auf das Ziel einwirken. Bei einer Reichweite von 84 km konnte eine Treffergenauigkeit (CEP) von 10 Metern erreicht werden. Die Reichweitensteigerung auf bis zu 140 km ist geplant. Die Erneuerung der Ausrüstung des MARS umfasst eine Laserkreiselanlage und eine technische Weiterentwicklung der GPS-Navigationsanlage, die als Defense Advanced GPS Receiver (DAGR) bezeichnet wird und der Nachfolger des bundeswehrüblichen Precision Lightweight GPS Receiver (PLGR) ist. Zudem wurde die Waffenanlage von hydraulischem auf elektrischen Antrieb umgestellt, und beschleunigt damit die Ausrichtung der RPC.

Als Gefechtskopf wird Suchzünder-Munition für die Artillerie (SMArt) sowie ein penetrierender Splitter-/Sprengkopf (Unitary) zum Einsatz kommen. Dieser umfasst Verzögerungszünder und Annäherungszünder.

Das erste MARS-II-System wurde am 6. April 2011 an die Artillerieschule in Idar-Oberstein übergeben. Es verfügt über mehr als 2300 neue Teile.

2012 wurde das Raketenartilleriebataillon 132 (RakArtBtl 132) in Sondershausen als erste Einheit mit MARS II ausgerüstet. Die Einheit wurde nach einem Truppenschießen im März 2013 aufgelöst.[4]

2015 ist die 3. Batterie des Artilleriebataillons 131 (ehemals Beobachtungspanzerartilleriebataillon 131) in Weiden in der Oberpfalz mit MARS II ausgestattet.

Die leistungsfähigste Version im US-Arsenal ist jedoch die Submunition BAT (Brilliant Anti-armor Technology). Eine MLRS-Rakete kann zwei BAT tragen. Sie benutzt akustische und Infrarotsensoren, um ihr Ziel zu orten und ist autonom in dem Sinne, dass sie alleine in der Lage ist, das Ziel zu suchen und zu bekämpfen. Ihr duales Lenksystem erlaubt es auch, mobile Ziele unter schwierigen Bedingungen zu bekämpfen. Nachdem das Ziel erfasst wurde, werden die schwenkbaren aerodynamischen Kontrollflächen aktiviert und sie „segelt“ bis zur Detonation zum Ziel. Ziele sind z. B. sich bewegende Panzer, mobile Boden-Boden-Raketen-Startrampen, Mehrfachraketenwerfer, aber auch feste und gehärtete Ziele. Diese Munition kann im NATO-Bündnisfall ebenso von deutschen MARS abgefeuert werden, da sie auf einer Aktualisierungsplattform basieren. Eine weitere Rakete für den MLRS ist die Army Tactical Missile (ATACMS). Diese Rakete kann Reichweiten von bis zu 300 km überwinden, ohne dabei einer ballistischen Flugbahn zu folgen.

Raketen

Amerikanisches MLRS beim Abfeuern einer Rakete
  • M26: Rakete mit 644 M77-Hohlladungs-Bomblets. Reichweite 32 km.
  • M26 (AT2): Rakete mit 28 AT2-Panzerminen mit Magnetzünder. Reichweite 38 km.
  • M26A1 (MLRS-ER): Rakete mit 518 M85-Hohlladungs-Bomblets. Reichweite 45 km.
  • M26A2 (MLRS-ER): Wie Rakete M26A1, aber mit 518 M77-Bomblets.
  • M27: Trainingsrakete zur Übung der Handhabung.
  • M28: Trainingsrakete mit drei Rauchkörpern anstelle der Bomblets.
  • M28A1: Trainingsrakete mit flacher Raketenspitze. Dadurch reduzierte Reichweite von 9 km.
  • XM29 Rakete mit BAT oder SADARM (selbst Ziel suchende Tochtergeschosse). Nur Prototyp.
  • M30 (GMLRS-DPICM): Rakete mit GPS-Lenksystem und 404 M101-Bomblets. Reichweite 70 km.
  • M31 (GMLRS-U): Wie M30-Rakete, aber mit 81,6-kg-Splittergefechtskopf. Reichweite 70 km.
  • XM135: Rakete mit einem binären Sprengkopf für den chemischen Kampfstoff VX. Entwicklung eingestellt.
  • MGM-140 ATACMS: Version mit zwei ATACMS-Kurzstreckenraketen.

Des Weiteren kann auch die kostengünstigere Munition des mittlerweile nicht mehr im Bundeswehrarsenal befindlichen Lars geladen und abgefeuert werden, die sich immer noch im Munitionsbestand der Bundeswehr befindet. Die LAR (Leichte Artillerie-Rakete) hat ein Kaliber von 110 mm, eine Gebrauchsschussentfernung von sechs bis sieben Kilometern und wird aus extra dafür angefertigten RPCs (Rocket Pod Container) abgefeuert, die per Hand geladen werden müssen.

Einsatz

Der erste Kriegseinsatz erfolgte während der Operation Desert Storm. Weitere Einsätze erfolgten während des Irakkrieges 2003 und im Krieg gegen den Terrorismus in Afghanistan. Bis Ende Oktober 2014 wurden über 3000 gelenkte M31-Raketen bei Kriegseinsätzen verschossen.[5]

Nutzerstaaten

MLRS während des Manövers REFORGER ’85 in Deutschland

Siehe auch

Weblinks

Commons: MLRS – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. http://www.youtube.com/watch?v=3cuzL5gBW8I Lehrfilm MARS
  2. http://www.panzerbaer.de/guns/relaunch/bw_rakw_mars-a.htm
  3. Tagesschau: Deutschland verzichtet ab sofort auf Streubomben vom 29. Mai 2008.
  4. http://www.rk-instbtl7.de/2013/04/fotostrecke-letzter-schuss-des-raketenartilleriebataillons-132/
  5. Armada International, Issue 2, April-May 2015: Compendium Artillery. 2015, S. 47.