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„Georg Friedrich Händel“ – Versionsunterschied

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[[Bild:Georg Friedrich Händel.jpg|thumb|200px|Georg Friedrich Händel]]
[[Bild:Händelhaus Halle - TILN 1859.JPG|thumb|Älteste bekannte Darstellung von Händels Geburtshaus - Stich aus ''The Illustrated London News'' vom 18. Juli 1859]]

'''Georg Friedrich Händel''' (* [[23. Februar]] [[1685]] in [[Halle (Saale)]]; † [[14. April]] [[1759]] in [[London]]) war ein [[Komponist]] des [[Barock]]s, der vor allem durch seine zahlreichen [[Oper]]n zu großer Bekanntheit gelangte. Zu seinem Hauptwerk zählen rund 40 Opern und 25 Oratorien, darunter der ''[[Messiah]]''. Händel hat in allen musikalischen Gattungen seiner Zeit Kompositionen hinterlassen.

== Leben ==
=== Herkunft und Jugend in Halle ===
[[Bild:Halle1.jpg|thumb|Händels Geburtshaus in Halle (Saale)]]
Händels Vater Georg ([[1622]]-[[1697]]) war Barbier und Wundarzt lutherischer Konfession und hielt eine Stelle als Hofchirurg beim Herzog von [[Sachsen-Weißenfels]], so dass die Familie Kontakt mit dem etwa 30 km entfernt residierenden Hof hatte. Als Georg Händels erste Frau 1682 starb, heiratete er kurze Zeit später die 32-jährige Dorothea Taust ([[1651]]-[[1730]]), Tochter eines Pfarrers. Das erste Kind aus dieser zweiten Ehe starb 1684 bei der Geburt, nach Georg Friedrich folgten noch zwei Schwestern, Johanna Christina ([[1690]]-[[1709]]) und Dorothea Sophia ([[1697]]-[[1718]]), mit denen und mit deren Kindern Händel zeitlebens Kontakt hielt.
[[Bild:Georg Friedrich Händel 3.jpg|thumb|left|Der junge Georg Friedrich Händel]]
Die einzige Quelle für die Jugend des Komponisten ist John Mainwarings 1762 veröffentlichte Biographie, die auf Mitteilungen von Händels langjährigem Assistenten John Christopher Smith junior basiert. Ihm zufolge nahm Georg Händel seinen Sohn, noch bevor dieser acht Jahre alt war, mit nach Weißenfels. So lernte der Kleine die Hofmusiker kennen und spielte in Anwesenheit des Herzogs auf der Orgel. Dieser erkannte sofort das Talent des Knaben und sprach ernsthaft mit dem Vater, der seinen Argumenten nachgab, obwohl er selbst sich nicht für Musik interessierte.

Nach der Rückkehr wurde Händel ein Schüler von [[Friedrich Wilhelm Zachow]] (oder Zachau), dem Organisten der [[Marktkirche Unser Lieben Frauen|Liebfrauenkirche]]. Von ihm bekam er Unterricht in Komposition, auf Tasteninstrumenten sowie Oboe und Violine. Sein Lehrer ließ ihn auch viel [[Vokalmusik]] schreiben. Jede Woche war auch eine [[Motette]] zu komponieren. Mainwaring folgend wurde Händel zwölfjährig an den Hof in Berlin geschickt, wo er großen Eindruck hinterlassen haben soll. Der brandenburgische Kurfürst (später König [[Friedrich I. (Preußen)|Friedrich I.]] in Preußen) soll angeboten haben, den Jungen nach Italien zu schicken und anschließend am Hof in Berlin anzustellen.

Verschiedene Angaben in dieser Geschichte sind jedoch nachweislich falsch, so dass dieser Besuch in Berlin möglicherweise erst einige Jahre später stattgefunden hat, nachdem Händels Vater 1697 gestorben war. Händel führte jedenfalls seine Schul- und musikalische Ausbildung bis zum Ende fort und besuchte ab 1702 die neu gegründete [[Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg|Universität]] in [[Halle (Saale)]], um Rechtswissenschaft zu studieren. Im selben Jahr übernahm er jedoch den [[Organist]]enposten am [[Hallescher Dom|Hallenser Dom]].

=== Hamburg ===

Nach seiner Probezeit von einem Jahr begab er sich nach Hamburg. Dort blühte unter der Leitung [[Reinhard Keiser]]s das einzige deutsche Opernhaus, das diesen Namen verdiente. Händel musizierte erst als zweiter Violinist, später als Cembalist im Opernensemble und befreundete sich mit dem Komponisten, Dirigenten und Sänger [[Johann Mattheson]], der später einflussreiche musiktheoretische Schriften wie ''Das Neu-Eröffnete Orchestre'' und ''Grundlage einer Ehrenpforte'' schrieb. Als in [[Lübeck]] der Posten des berühmten Organisten [[Dietrich Buxtehude]] vakant wurde, weil dieser in hohem Alter schließlich in den Ruhestand ging, reisten Händel und Mattheson zusammen an die Trave. Aber keiner von beiden bewarb sich um die Stelle, weil der erfolgreiche Kandidat die ältliche Tochter des Organisten hätte heiraten müssen. Ein anderes Abenteuer hätte noch schlimmer ausgehen können. Bei einer Aufführung von Matthesons Oper ''Cleopatra'' in Hamburg weigerte sich Händel, dem Komponisten den Dirigentenstuhl zu überlassen, als dieser nach dem Singen des Antonius von der Bühne zu seinem üblichen Platz am Cembalo zurückkam. Der Streit führte zu einem Duell außerhalb des Theaters. Aber die beiden blieben Freunde, und Matthesons Schriften erwähnen viel Wichtiges über Händels [[Biographie]].

Für den Karfreitag 1704 schrieb Händel eine [[Passion (Musik)|Passionsvertonung]] nach dem [[Johannesevangelium]], mit einem Libretto des Operndichters [[Christian Heinrich Postel]]), die von Mattheson scharf kritisiert wurde und heutzutage weitgehend unbeachtet bleibt. Am 8. Januar 1705 wurde Händels erste Oper ''[[Almira (Händel)|Almira]]'' mit großem Erfolg in Hamburg aufgeführt, wenige Wochen später eine weitere mit dem Titel ''Nero'', die durchfiel. Während ''Nero'' verloren ist, bietet ''Almira'' mit ihrer Mischung aus deutscher und italienischer Form und Sprache ein gutes Beispiel für den in der [[Oper am Gänsemarkt]] üblichen Stil und für Händels [[Eklektizismus|eklektizistische]] Vorgehensweise. Viele Themen aus dieser Oper erscheinen in seinen späteren und besser bekannten Werken wieder.

In Hamburg wurde noch eine weitere Oper geschaffen, die aber solchen Umfang annahm, dass sie in zwei Werke, ''Daphne'' und ''Florindo'', aufgeteilt werden musste, die beide erst nach Händels Abreise im Januar 1708 auf die Bühne kamen. Die Musik beider Werke ist verschollen. Nachdem Händel schon mehrmals Angebote von adligen [[Mäzen|Mäzenen]] für eine Italienreise abgelehnt hatte, darunter wahrscheinlich von [[Gian Gastone|Gian Gastone de' Medici]], reiste er im Sommer oder Herbst 1710 auf eigene Rechnung dorthin.

=== Italien ===

Händels Studienreise durch Italien währte vier Jahre, die sich auf [[Florenz]], [[Rom]], [[Neapel]] und [[Venedig]] aufteilen. Die genauen Daten für seine Aufenthalte in den verschiedenen Städten sind nicht bekannt. Viele Anekdoten sind aus dieser Zeit überliefert, von Treffen mit [[Arcangelo Corelli]] und [[Antonio Lotti]] sowie [[Alessandro Scarlatti|Alessandro]] und [[Domenico Scarlatti]]. Händel wurde als ''Il Sassone'' (der Sachse) berühmt. Als Domenico ihn einmal incognito spielen hörte, soll er ausgerufen haben: „Das ist entweder der berühmte Sachse oder der Teufel!“ Dann gibt es eine Geschichte von Corelli, der sich über eine Passage in Händels Ouvertüre zu ''Il Trionfo'' beklagte, in der die Violinen bis zum hohen A gehen. Händel soll ihm das Instrument ungeduldig aus der Hand gerissen und gezeigt haben, wie die Passage zu spielen sei. Corelli, der nie in seinem Leben in der dritten Lage gespielt hatte (die Passage war in der siebten), habe geantwortet: „Diese Musik, mein lieber Sachse, ist im französischen Geschmacke, und darauf versteh ich mich nicht“.

In Italien führte Händel zwei Opern auf, ''Rodrigo'' (Sommer 1707) in Florenz und ''[[Agrippina (Händel)|Agrippina]]'' (Ende 1709/Anfang 1710) in Venedig. Letztere gilt allgemein als der eigentliche Durchbruch in seinem Opernstil. Die Ouvertüre verwendete er 44 Jahre später als Quelle für sein letztes neues Oratorium ''[[Jephtha]]''. Für Rom, wo Opernaufführungen durch den Papst verboten waren, schuf er zwei Oratorien, das geistliche ''La Resurrezione'' (Frühjahr 1708) und das allegorische ''[[Il Trionfo del Tempo e del Disinganno]]'' (Frühjahr 1707). Dieses arbeitete er 46 Jahre später mit einigen Ergänzungen zu seinem letzten Werk ''[[The Triumph of Time and Truth]]'' um.

Neben diesen größeren Werken gibt es die Serenata ''Aci, Galatea e Polifemo'' (Neapel 1708) und zahlreiche Chor- und Solokantaten, von denen die früheste das berühmte ''Dixit Dominus'' ist. In ihrem gesanglichen Schwierigkeitsgrad zeigen sie, wie grundlegend die italienischen Erfahrungen Händels Stil beeinflussten.

In Italien begründete Händel seinen Ruhm. 1709 wurde ihm in [[Venedig]] der Posten des Kapellmeisters des Kurfürsten [[Georg I. (Großbritannien)|Georg Ludwig von Hannover]] angeboten. Er nahm die Stelle an, ließ sich aber zusichern, für längere Zeiträume vom Hof abwesend sein zu dürfen. Diese Option nutzte er schon bald aus: offiziell begann sein Vertrag 16. Juni 1710, aber schon gegen Ende des Jahres reiste er nach London.

Er kam als Komponist italienischer Oper und erntete seinen ersten Erfolg mit der Uraufführung des ''[[Rinaldo]]'' am Haymarket am 24. Februar 1711. Zur Bestürzung des Librettisten hatte er die Oper innerhalb von nur vierzehn Tagen komponiert. Nach dem Ende der Opernsaison kehrte er Anfang Juni 1712 nach Hannover zurück und schrieb eine Reihe von Vokalduetten für [[Caroline von Ansbach|Prinzessin Caroline]], die Schwiegertochter des Kurfürsten und spätere englische Königin.

=== Erste Jahre in London ===

[[Bild:London Kings Theatre Haymarket.jpg|thumb|Das Queen's Theatre (ab 1714 King's Theatre) am Haymarket in London. Hier wurden die meisten Opern Händels uraufgeführt.]]
Im Oktober 1712 kehrte Händel nach London zurück, wo er – von Reisen abgesehen – den Rest seines Lebens verbrachte. Er wohnte zunächst ein Jahr bei einem reichen Musikliebhaber in Barn Elms, [[Surrey]]. Drei weitere Jahre lebte er beim [[Richard Boyle, 3. Earl of Burlington|Earl of Burlington]] in der Nähe von London. Die Hauptwerke dieser Periode sind zwei italienische Opern und das ''Utrechter Te Deum'' im Auftrag von [[Anne (Großbritannien)|Queen Anne]], nach dessen Aufführung sie ihm eine lebenslange Pension von £ 200 gewährte.

Obwohl Georg Friedrich Händel seine Abwesenheit vom Hof in Hannover weit überdehnte, ist kein Versuch des Kurfürsten Georg dokumentiert, ihn an seine Verpflichtung zu erinnern. Im September 1714 kam der Kurfürst als König George I. von England nach London. Für ihn schrieb Händel die ''[[Wassermusik (Händel)|Wassermusik]]'', die bei einem Fest auf der Themse wahrscheinlich erstmals 1717 aufgeführt wurde. Der König verdoppelte Händels Gehalt, und später wurde Händel Musiklehrer der Prinzessinnen und bekam weitere £ 200 von Prinzessin Caroline. 1716 folgte er dem König nach Deutschland, wo er eine zweite deutschsprachige Passion nach der beliebten Dichtung von [[Barthold Heinrich Brockes]] schrieb. Dies war Händels letztes Werk auf einen deutschen Text.

Nach seiner Rückkehr nach England trat er in die Dienste des [[James Brydges, 1. Duke of Chandos|Earl of Carnavon]] (später Duke of Chandos) und leitete dessen Konzerte. Händels Musik, die er für die Herzogsresidenz Cannons in Edgware schrieb, umfasst die ersten Fassungen von ''[[Esther (Händel)|Esther]]'' und ''[[Acis and Galatea]]'' sowie die zwölf ''Chandos Anthems''. Für das Cembalo schrieb er die 1720 veröffentlichten ''Suites de Pièces pour le Clavecin'', die unter anderem den bekannten [[Variation (Musik)|Variationenzyklus]] enthalten, der später den Namen ''The Harmonious Blacksmith'' erhielt.

=== Blüte der Oper ===

Händels Aufenthalt in Cannons endete etwa im Frühjahr 1719, als die Vorbereitungen für ein neues Opernunternehmen am [[Her Majesty's Theatre|King's Theatre]] begannen, die ''[[Royal Academy of Music (Opernunternehmen)|Royal Academy of Music]]'' mit Händel als musikalischem Direktor. Da zu dieser Zeit die Spekulation um die [[South Sea Company]] blühte, wurde das Unternehmen als Aktiengesellschaft mit einem Grundkapital von £ 10.000 gegründet. Für die Anwerbung einer Sängertruppe reiste Händel auf den Kontinent und konnte in [[Dresden]] mehrere Sänger abwerben (darunter den Star[[kastrat]]en [[Senesino]]), von denen die meisten aber erst zur Saison 1720/21 zur Verfügung standen.

Händels erste und sehr erfolgreiche Oper für die Opernakademie, ''[[Radamisto]]'', wurde erstmals am 27. April 1720 aufgeführt. Neben Händel beschäftigte die Akademie zeitweise auch [[Giovanni Battista Bononcini|Giovanni Bononcini]] (ab November 1720) und [[Attilio Ariosti]] (ab Februar 1723). Das Publikum spaltete sich in Parteien, die hinter Händel bzw. Bononcini standen, genauso wie es Parteien hinter den rivalisierenden Sängern gab. Insbesondere in der Anfangszeit waren Bononcinis Aufführungen erfolgreicher als Händels. Händels Dominanz wurde erst etwa ab der dritten Saison spürbar, und in den folgenden Jahren schrieb er einige seiner bedeutendsten und heute populärsten Opern, wie ''[[Giulio Cesare]]'', ''[[Tamerlano]]'' und ''[[Rodelinda]]''.

Nach heutigen Kenntnissen war die Opernakademie von Anfang an unterfinanziert und nur in den besten Zeiten wirtschaftlich tragfähig. Das Management versuchte dadurch zum Erfolg zu kommen, dass es noch mehr Starsänger einstellte. Ab Januar 1723 wurde [[Francesca Cuzzoni]], ab Mai 1726 [[Faustina Bordoni]] engagiert. Durch die hohen Gehälter (Cuzzoni bekam £ 2500 pro Saison) wurde das Unternehmen allerdings noch mehr belastet. Dazu kam, dass der Publikumsgeschmack zunehmend den leichteren englischsprachigen Musikdarbietungen zuneigte, wofür der rauschende Erfolg der ''[[The Beggar's Opera|Beggar's Opera]]'' von 1728 symptomatisch ist. Nach der Saison 1727/28 wurde die Opernakademie aufgelöst. Persönlich nahm Händel an dem Scheitern der Akademie jedoch keinen Schaden.

=== Niedergang der Oper ===
[[Bild:Haendel.jpg|thumb|200px|Georg Friedrich Händel (1733)]]
Am 13. Februar 1726 war Händel englischer Staatsbürger geworden. Nach der Auflösung der Opernakademie startete er zusammen mit dem ehemaligen Direktor [[Johann Jacob Heidegger|J. J. Heidegger]] ein neues Unternehmen, das in der Literatur auch als zweite Opernakademie bezeichnet wird. Sie übernahmen den Fundus der Akademie, mieteten das King's Theatre für fünf Jahre, und Händel reiste im Herbst 1728 nach Italien, um neue Sänger anzuwerben. Das neue Ensemble war durchweg bescheidener angelegt, mit [[Antonio Bernacchi]] als neuem Star. Auf der Rückreise besuchte Händel im Sommer 1729 seine Mutter in Halle und machte in Hannover und Hamburg halt.

Das neue Opernunternehmen eröffnete am 2. Dezember mit ''[[Lotario]]'', hatte aber nur moderaten Erfolg, so dass für die nächste Saison wieder Senesino als Zugnummer engagiert wurde. Eher zufällig wurde Händels Interesse auf das [[Oratorium]] gelenkt. 1732 wurden seine beiden englischsprachigen [[Masque]]s ''[[Esther (Händel)|Esther]]'' und ''[[Acis and Galatea]]'' aus der Cannons-Zeit unautorisiert gespielt. Händel antwortete jeweils schnell darauf, indem er eigene neue Fassungen erstellte und mit Erfolg aufführte.

Die nächste Saison 1732/33 bestritt er weitgehend mit Oratoriumsaufführungen, darunter das weitgehend aus altem Material bestehende ''[[Deborah (Händel)|Deborah]]''. Im Sommer reiste er mit seinem Ensemble für mehrere Aufführungen nach [[Oxford]]. Einem Pressebericht zufolge sollte ihm dort die Ehrendoktorwürde verliehen werden, die er aber aus unbekannten Gründen ablehnte. In Oxford wurde ''[[Athalia]]'' uraufgeführt, in der erstmals seine typischen Doppelchöre auftauchen, und das als erstes Reifewerk seines Oratorienschaffens gilt. Der Erfolg veranlasste Händel jedoch keineswegs, die niedergehende italienische Oper aufzugeben.

Im Dezember 1733 wurde eine rivalisierende Operngesellschaft, die ''Opera of the Nobility'', in [[Lincoln's Inn Fields]] eröffnet, mit [[Nicola Porpora]] als Komponisten. Zuvor hatte sie fast sein gesamtes Sängerensemble einschließlich Senesino abgeworben. Da es in London keinen Markt für zwei konkurrierende Opernhäuser gab, kam es zu einem ruinösen Wettbewerb. Die Situation verschärfte sich noch dadurch, dass in der nächsten Saison der Mietvertrag auslief und Heidegger das King's Theatre an die Adelsoper vermietete. Dazu gelang es der Adelsoper noch, den berühmten [[Farinelli]] unter Vertrag zu nehmen.

Händel zog nun in das neu erbaute [[Royal Opera House|Covent Garden Theatre]] um und führte das Unternehmen auf eigene Faust. Trotz des Dahinsiechens des Unternehmens komponierte er in dieser Zeit Werke wie ''[[Ariodante]]'' und ''[[Alcina]]'', die zusammen mit ''[[Orlando (Händel)|Orlando]]'' zu den bedeutendsten nach dem Zusammenbruch der ersten Akademie zählen. 1737 kam es zu einem Bankrott, und Händel erlitt einen Schlaganfall mit Lähmungserscheinungen, der als Überarbeitungsfolge angesehen wird. Auch die Adelsoper musste jedoch aufgelöst werden, so dass man Händels Scheitern nicht seinem Abstieg innerhalb der Musikwelt zuschreiben kann. Bei einem Kuraufenthalt in [[Aachen]] erholte er sich schnell wieder und komponierte mit der alten Produktivität.

=== Zeit der Oratorien ===
[[Bild:London Handel House.jpg|thumb|Händels Wohnhaus in London, heute ''Handel House Museum'']]

Wenngleich Händel bis zu seiner letzten Oper ''[[Deidamia]]'' 1741 noch zahlreiche Versuche unternahm, die Oper fortzuführen, trat doch allmählich das Oratorium in den Vordergrund, mit ''[[Saul (Händel)|Saul]]'' und ''[[Israel in Egypt]]'' von 1739 und Wiederaufnahmen seiner früheren Werke, darunter auch ''[[Alexander's Feast]]'' von 1736. Als Zwischenaktmusik spielte er [[Concerto grosso|Concerti grossi]], darunter die zwölf Konzerte op. 6, die er innerhalb weniger Wochen schrieb.

Der ''[[Messiah]]'' wurde erstmals am 13. April 1742 in [[Dublin]] aufgeführt. Nach diesem Zeitpunkt komponierte Händel keine Opern mehr, stattdessen gab es von 1743 bis 1752 eine durchgehende Reihe von ein oder zwei neuen Oratorien pro Saison, die meisten davon auf Themen aus dem Alten Testament, daneben die weltlichen ''[[Hercules (Händel)|Hercules]]'' und ''[[Semele (Händel)|Semele]]'', die gelegentlich zu den bedeutendsten englischen Opern gezählt werden, obwohl Händel selbst sie nicht szenisch aufführte.

Eine Zeit lang musste Händel immer noch mit einer Feindschaft in bestimmten Adelskreisen kämpfen. Anders als zu Zeiten der Adelsoper hatte er zwar als Oratorienschreiber keine Konkurrenz, aber seine Gegner konnten an den Abenden seiner Aufführungen Bälle und Bankette geben, um ihm zu schaden. Breitere Bevölkerungsschichten erreichte er mit seinen „Siegesoratorien“ nach dem [[Jakobiten]]aufstand von 1745, von denen ''[[Judas Maccabaeus]]'' das zu seinen Lebzeiten populärste Oratorium wurde.

Ab 1751 zeigten sich erste Probleme mit seinem Augenlicht. Das Autograph ''[[Jephtha (Händel)|Jephthas]]'', seines eigentlich letzten neuen Werkes zeigt ergreifende Spuren seines Leidens in seiner Handschrift. Seine Blindheit unterbrach ihn, während er den Chor ''How dark, oh Lord, are thy decrees'' schrieb. Das Autograph gibt so auch Einblick in Händels Kompositionsmethode. So fügte er offenbar die Begleitungen, Rezitative und die unwichtigeren Teile des Werks lange nach dem Rest ein.

Er unterzog sich erfolglosen Operationen, eine davon durch den umstrittenen Okulisten ([[Starstecher]]) ''John Taylor'', der auch [[Johann Sebastian Bach|Bachs]] Augen operiert hatte. Es gibt Hinweise, dass er während seiner letzten Jahre zeitweise sehen konnte, aber nach Mai 1752 gewann er sein Augenlicht praktisch nicht mehr zurück. Er beaufsichtigte weiterhin Aufführungen seiner Werke und spielte zwischen den Akten seine Orgelkonzerte, die er teilweise improvisierte. Weiterhin schrieb er neue Arien oder überarbeitete ältere. Das Oratorium ''[[The Triumph of Time and Truth]]'' benutzt zu einem wesentlichen Teil Material aus dem früheren italienischen ''Il Trionfo del tempo''. Händel besuchte noch eine Woche vor seinem Tod eine Aufführung des Messiah. Er wurde in [[Westminster Abbey]] beigesetzt.

== Musik ==

=== Opern ===

Händels 46 Opern folgen dem Typus des [[Dramma per musica]], der aus einer Folge von [[Rezitativ|Secco-Rezitative]]n und [[Da-capo-Arie]]n besteht. Im Laufe der Zeit entwickelte er die Oper weiter, ohne mit der etablierten Form zu brechen. So setzt er Accompagnato-Rezitative (etwa im ''[[Orlando (Händel)|Orlando]]'') ein, um besonders intensive Gefühlzustände einer Figur darzustellen. Gelegentlich bricht er Arien nach dem a-Teil ab und fügt Rezitative ein, bevor das Dacapo einsetzt.

Neben Soloarien gibt es Duette, seltener Terzette, und ein einziges Quartett. Chöre schrieb Händel anfangs nur für die Finali, wo sie von den Protagonisten gesungen werden, erst ab 1735 scheint er über einen eigenständigen Chor verfügt zu haben. Im selben Jahr schrieb er für die in Covent Garden gespielten Opern ''[[Alcina]]'' und ''[[Ariodante]]'' Ballettnummern, weil ihm dort eine Ballettgruppe zur Verfügung stand.

Die Ouvertüren folgen dem von [[Jean-Baptiste Lully|Lully]] geprägten französischen Typus. Die Libretti sind oftmals aus venezianischen Vorlagen abgeleitet, entgegen der allgemeinen Popularität der [[Metastasio]]-Texte benutzte Händel nur dreimal Libretti dieses Dichters.

=== Kirchenmusik ===

Händels Kirchenmusik teilt sich auf in einige Psalmvertonungen in lateinischer Sprache, die er in Italien schrieb, und die englischsprachigen Stücke. Zu den lateinischen Werken zählen die Vesperpsalmen ''Dixit Dominus'', ''Laudate pueri'' und ''Nisi Dominus''. Die in der frühen Londoner Zeit entstandenen ''Chandos Anthems'' sind entsprechend dem kleinen zur Verfügung stehenden Ensemble von eher intimem Charakter. Die anderen kirchenmusikalischen Werke der Londoner Zeit entstanden meist für die [[Chapel Royal]] für besondere, teils staatspolitische Anlässe. Das ''Utrechter Te Deum und Jubilate'' zur Feier des [[Frieden von Utrecht|Friedens von Utrecht]] ist vom Einfluss [[Henry Purcell|Purcells]] geprägt. Von den vier ''[[Coronation Anthems]]'' (1727) wird ''Zadok the Priest'' seither bei jeder britischen Krönungszeremonie gespielt, zuletzt 1952. Für das Begräbnis der ihm nahestehenden [[Caroline von Ansbach|Königin Caroline]] schrieb Händel ''The ways of Zion do mourn'' (1737), das viele für seine anrührendste Trauermusik halten. Die Musik verwendete er vollständig für das Oratorium ''[[Israel in Egypt]]''.

=== Orchestermusik ===

Entsprechend den Gepflogenheiten der Zeit ist der Großteil von Händels Orchesterwerken für Opern- und Oratorienaufführungen entstanden, also als Ouvertüren und Zwischenaktmusiken. Zu den getrennt herausgegebenen Konzerten gehörten die sechs so genannten Oboenkonzerte op. 3, die 1734 veröffentlicht, aber wesentlich früher zu verschiedenen Gelegenheiten geschrieben wurden, sowie die zwölf [[Concerto grosso|Concerti grossi]] op. 6 von 1739. Diese entsprechen der von [[Arcangelo Corelli|Corelli]] benutzten Form. Die Satzabfolge ist die der [[Sonate|Kirchensonate]], aber Händel geht vor allem in der Wechselwirkung zwischen Concertino und Tutti eigene Wege.

Händels Orgelkonzerte sind seine eigene Erfindung und stehen zusammen mit Bachs Cembalokonzerten am Anfang der Entwicklung des Konzerts für Tasteninstrument. Händel spielte den Solopart auf dem [[Orgelpositiv]] des Theaters, in der veröffentlichten Fassung wurde auch das [[Cembalo]] als mögliches Soloinstrument angegeben. Gegenüber den sechs Konzerten op. 4 (veröffentlicht 1738) zeichnen sich die beiden aus der „Second Series“ (veröffentlicht 1740, das erste mit dem Beinamen „The Cuckoo and the Nightingale“) und die sechs [[posthum]] veröffentlichten Konzerte op. 7 dadurch aus, dass viele Stellen und ganze Sätze als „[[ad libitum]]“ gekennzeichnet wurden, die Händel also während der Aufführungen improvisierte. Wahrscheinlich wurden in op. 7 verschiedene Konzerte und Sätze aus seinem letztem Jahrzehnt vom Verleger zusammengestellt.

In den Jahren 1747 und 1748 schrieb Händel drei ''Concerti a due cori'', in denen das Orchester in zwei Bläserchöre (Oboen, Fagott, Hörner) und das Streichensemble aufgeteilt ist. Das musikalische Material für diese Konzerte stammt im wesentlichen aus Chorsätzen, etwa aus dem ''Messiah''.

Als Freiluftmusik konzipiert und Gelegenheitskompositionen sind die [[Wassermusik (Händel)|Wassermusik]] für Bootsfahrten auf der [[Themse]], die nach heutiger Kenntnis in mehreren Schüben in den 1710er und 1720er Jahren entstanden ist, und die [[Feuerwerksmusik]] von 1749, die anlässlich des am 7. Oktober 1748 geschlossenen [[Frieden von Aachen (1748)|Aachener Friedens]] von König Georg II bestellt wurde und 1749 in London uraufgeführt wurde. Bei der Hauptveranstaltung versagte allerdings das Feuerwerk – das entsprechende Gebäude ging in Flammen auf. Die Orchesterbesetzung war vom König ausdrücklich so gewünscht worden, als „Ouvertüre für Militärinstrumente“. Beide Werke sind breit angelegte [[Suite (Musik)|Suiten]], in denen sich lebhafte Tanzsätze, Airs und konzertante Sätze abwechseln.

=== Kammermusik ===

Sechs [[Triosonate]]n op. 2 wurden 1733 publiziert, datieren in der Komposition aber über einen weiten Zeitraum, der möglicherweise bis 1703 zurückreicht. Sie entsprechen durchgängig der viersätzigen [[Sonate|Kirchensonatenform]]. Weitere 7 Triosonaten op. 5 wurden 1739 veröffentlicht. Sie haben fünf bis sechs Sätze, darunter Tanzsätze wie [[Sarabande]] und [[Gavotte]], so dass sie der [[Suite (Musik)|Suitenform]] nahekommen. Von der gleichen Form sind 10 Solosonaten op. 1, die zwischen 1712 und 1726 komponiert und [[1732]] veröffentlicht wurden.
Für [[Oboe]] schrieb er 3 Sonaten in B-Dur, c-Moll und F-Dur (HWV 357, HWV 366 und HWV 363a).

Händels Werke für [[Cembalo]] entstanden größtenteils im Rahmen seiner Lehrtätigkeit oder als Gelegenheitswerke. Als die wichtigsten gelten die acht 1720 veröffentlichten [[Suites de Pièces pour le Clavecin|''Suites de Pièces pour le Clavecin'']] (HWV 426-433), daneben ein zweite Sammlung von Suiten (HWV 434-438, 1730) und 6 Fugen (HWV 605-610, 1735). Allen gemeinsam ist, dass sie lange Zeit vorher komponiert wurden, teilweise vielleicht schon in Hamburg.


Zur Kammermusik zählten zu Händels Zeit sowohl Vokal- als auch Instrumentalstücke. Zahlreich sind seine weltliche Kantaten: über 60 Continuo-Kantaten (für Solostimme und [[Generalbass|Basso continuo]]), die aus einer Abfolge von Arien und Rezitativen bestehen, bei denen er sich an [[Alessandro Scarlatti]] orientierte. Dazu kommen mehr als 10 Kantaten „con strumenti“, also mit selbständigen Instrumentalstimmen. Die meisten der weltlichen Kantaten werden der Zeit in Rom zugeschrieben, als Händel an der ''Accademia degli Arcadi'' mit Scarlatti, [[Arcangelo Corelli|Corelli]] und [[Bernardo Pasquini|Pasquini]] zusammentraf. Auf 1729 datieren die [[Neun Deutsche Arien|''Neun Deutschen Arien'']] für Solostimme, Melodieinstrument und Basso continuo.

Von seinen 21 Duetten mit Basso continuo schrieb Händel anscheinend zwei 1722, die übrigen zu etwa einem Drittel in Italien, Hannover und in den 1740er Jahren in London. In ihrer Struktur sind sie völlig anders als die Solokantaten, es gibt keine Rezitative und Da-capo-Arien, das kontrapunktische Gewebe der Stimmen steht im Vordergrund. Ein Vorbild dafür ist [[Agostino Steffani]].

== Arbeitsstil ==
[[Bild:Händel-Tolomeo-Autograph.png|thumb|250px|Auszug aus dem Manuskript von ''Tolomeo'']]
Händel berichtet zwar in seinen überlieferten Briefen wenig von seiner Kompositionsarbeit, aber seine Arbeitsweise lässt sich in etwa an seinen späteren Autographen nachvollziehen. Er begann die Niederschrift einer Partitur mit einer Datierung, arbeitete dann die Grundgedanken wie Melodien und Begleitungen aus und schloss wiederum mit einer Datierung ab. Dann erst schrieb er Rezitative, Mittelstimmen und andere weniger wichtige Partien nieder. Den Abschluss bildete stets die Formel SDG („[[Soli Deo Gloria]]“, Allein Gott die Ehre). Es sind nur wenige Skizzen überliefert, in denen zumeist kürzere Melodien und Themen festgehalten sind; offenbar dienten sie nicht der Ausarbeitung von Kompositionen. Insgesamt war sein Arbeitstempo hoch. Für den ''Messias'' benötigte er rund drei Wochen.

Wie zu seiner Zeit üblich, übernahm Händel Arien aus älteren Werken in neuere, teilweise mit dem gleichen Texte – soweit er passte – oder mit Anpassungen an den neuen Zusammenhang. Insbesondere geschah dies, wenn das ältere Werk als ganzes nicht mehr gebraucht wurde. So hatte er etwa in England keine Verwendung mehr für die deutschsprachige Brockes-Passion, und die Trauerode hatte nach dem Anlass, für den sie komponiert wurde, keine Hoffnung auf eine erneute Aufführung.

Für Händel charakteristisch ist, dass er nicht davor zurückscheute, neben eigener Musik auch Kompositionen anderer Musiker zu verwenden, darunter [[Gottlieb Muffat]]s ''Componimenti Musicali'' für die [[Ode for St. Cecilia's Day|Cäcilienode]], [[Franz Wenzel Habermann|Habermanns]] Messen für ''[[Jephtha]]'' und Werke von [[Georg Philipp Telemann|Telemann]], [[Johann Mattheson|Mattheson]] und [[Reinhard Keiser|Keiser]]. Das Finden von Händels Inspirationsquellen ist noch heute Teil der Händelforschung. Die Entlehnungen gehen von Motiven über [[Fuge (Musik)|Fugenthemen]] bis hin zu ganzen Sätzen.

Als moralisches Problem wurden diese Entlehnungen insbesondere im England des 19. Jahrhunderts gesehen, als das original schaffende Genie das Kunstideal darstellte. Zu Händels Zeiten galten offenbar andere Maßstäbe. Zwar konnte sein Zeitgenosse [[Giovanni Battista Bononcini|Bononcini]] in Ungnade fallen, als er ein komplettes Madrigal [[Antonio Lotti]]s als sein eigenes ausgab. Der Wert eines Themas oder Motivs lag jedoch nicht in der Erfindung an sich, sondern in der Ausarbeitung des Themas, in der Einbettung in einen Zusammenhang und im Ausdruck eines gewünschten Affekts. Händel arbeitete das bestehende Material immer so um, dass es sich nahtlos in seine Werke einfügt und man es von selbst erfundenen Ideen nicht unterscheiden kann.

== Nachwelt ==

Schon zu Lebzeiten genoss Händel den Rang eines Klassikers. 1738 war ihm zu Ehren in Vauxhall Gardens ein Denkmal errichtet worden, und Mainwarings 1760 erschienene ''Memoirs of the Life of the Late George Frederic Handel'' (von Mattheson ins Deutsche übersetzt) gelten als erste Musikerbiographie überhaupt. Im Gegensatz zu anderen Komponisten des Barock geriet Händel auch nach seinem Tod nicht in Vergessenheit, wenn sich seine dauerhafte Präsenz im Musikleben auch allein auf seine Oratorien gründet.

Neben regelmäßigen auszugsweisen Aufführungen seiner Oratorien wurden mehrere aus Händels Musik zusammengestellte Pasticci gespielt, an denen Thomas Morell als Librettist beteiligt war. Zur Feier von Händels hundertstem Geburtstag wurde 1784 (man hatte sich um ein Jahr vertan, weil im Geburtsjahr Händels in England noch der Julianische Kalender galt, nach dem das Jahr erst am 25. März begann, während in Deutschland der Gregorianische Kalender galt) mit über 500 Musikern eine dreitägige Gedächtnisfeier in [[Westminster Abbey]] und im [[Pantheon]] gehalten, mit Aufführungen des ''Messiah'', Stücken aus den Oratorien und Orchestermusik. Wegen des Erfolgs wurde die Messiah-Aufführung noch zweimal wiederholt. Die Gedächtnisfeier begründete eine Tradition, die bis 1791 fortgeführt wurde.

Die Begeisterung schwappte auch auf das Festland über. 1772 wurde der ''Messiah'' erstmals von Michael Arne in Hamburg dirigiert, drei Jahre später von [[Carl Philipp Emanuel Bach|C.P.E. Bach]]. [[Johann Adam Hiller]] war der erste, der für Berlin 1786 das Werk völlig neuinstrumentierte und änderte. Für die Konzerte des [[Gottfried van Swieten|Barons van Swieten]] ergänzte [[Wolfgang Amadeus Mozart|Mozart]] zwischen 1788 und 1790 die Instrumentierung vierer oratorischer Werken Händels, um sie dem Zeitgeschmack anzupassen.

Als [[Joseph Haydn|Haydn]] während seines London-Aufenthalts die Musik Händels hörte, traf es ihn so, „als sei er an den Beginn seiner Studien zurückversetzt worden und habe bis dahin nichts gewusst.“ (nach Giovanni Carpani). Er brachte ein Libretto nach Wien mit, das möglicherweise für Händel erstellt worden war, und komponierte danach ''[[Die Schöpfung]]'', ein Oratorium, das in seiner Struktur und seinen Chorfugen deutlich den Einfluss Händels zeigt. Gleichermaßen ließ sich [[Ludwig van Beethoven|Beethoven]] von Händel inspirieren. Auf ''See the conqu'ring hero comes'' schrieb er Variationen für Cello und Klavier (1796). Die Ouvertüre ''Die Weihe des Hauses'' mit ihrer großen Mittelfuge ist bewusst nach Händels Stil modelliert.

In den 1770er Jahren kam der ''Messiah'' in die USA und wurde bald danach insbesondere für Benefizkonzerte verwendet. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts etablierte sich dort die Tradition, ihn in der Vorweihnachtszeit aufzuführen. Ab 1842 machte [[Vincent Novello]] in England eine enge Auswahl an Oratorien in einem preiswerten Klavierauszug zugänglich. War die bis dahin einzige Gesamtausgabe von Samuel Arnold unhandlich, so konnten die Noten (deren Preis den leerer Notenblätter nicht überstieg) sich nun auch in den Chorvereinigungen der Provinzen ausbreiten.

In monumentalem Maßstabe wurden in London (nach einer Probe 1857) von 1859 bis 1926 im dreijährigen Abstande im [[Crystal Palace (Gebäude)|Crystal Palace]] Händelfestspiele gehalten. Auf ihrem Höhepunkt wirkten etwa 4000 Chorsänger und etwa 500 Orchestermusiker mit. In dieser Form entwickelte sich die Veranstaltung geradezu zu einer Demonstration des englischen Nationalstolzes.

Es war Deutschland vorbehalten, Händels völlig vergessene Opern wiederzubeleben. Ab 1920 brachte der Kunsthistoriker [[Oskar Hagen]] mehrere davon in [[Göttingen]] auf die Bühne. Seine deutschen Fassungen verbreiteten sich schnell an den Theatern des ganzen Landes. Gleichzeitig richtete sich der Blick in diesen Jahren auf die dramatischeren Oratorien wie ''[[Hercules (Händel)|Hercules]]'' und ''[[Susanna (Händel)|Susanna]]'', die mit großen Chormassen nicht angemessen dargeboten werden konnten.

Seit den 1970ern haben in [[Historische Aufführungspraxis|historisch informierter Aufführungspraxis]] musizierende Ensembles dafür gesorgt, dass Händel-Aufführungen sich mehr an den ursprünglichen Ensemblegrößen orientieren und Werke nicht willkürlich gekürzt werden. Ebenso versucht man neue Antworten auf Probleme wie die Kastratenstimmen in den Opern zu finden, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts noch durch Transposition auf normale Männerlagen gelöst wurden. Pionier auf diesem Gebiet war Alfred Deller, der in einer Messiah-Aufführung am 24. Februar 1951 unter John Tobin als Altus sang und als einziger Solist mit der improvisatorischen Verzierungspraxis zurecht kam. Erste Bestrebungen, die historische Aufführungspraxis wiederzubeleben, gehen auf Friedrich Chrysander zurück.

In Deutschland wird Händel heute neben Konzerten und Theateraufführungen bei drei Festspielen gepflegt: die Händel-Festspiele Göttingen, die aus Hagens Opernaufführungen der [[1920er]] entstanden, die 1952 in Händels Geburtsstadt gegründeten Händel-Festspiele Halle, und die Karlsruher Händel-Festspiele, die seit 1985 vom Badischen Staatstheater in enger Zusammenarbeit mit der Händel-Gesellschaft und der Int. Händel-Akademie veranstaltet werden.

== Ausgaben ==

Händel stellt jeden Herausgeber vor besondere Schwierigkeiten. Seine Änderungen, Ergänzungen und Anpassungen an veränderte Aufführungsbedingungen führen dazu, dass es für fast jedes Werk eine Vielzahl von möglichen Varianten gibt. Die Hallische Händel-Ausgabe hat sich zum Ziel gesetzt, alle Fassungen eines Werkes zu rekonstruieren. Eine Fassung letzter Hand gibt es nicht. So besteht für den Interpreten die Möglichkeit, zwischen den verschiedenen Fassungen zu wählen. Für die Kammermusik gibt es das Problem, dass mehrere Veröffentlichungen nicht von Händel autorisiert waren und teilweise vom Verleger selbst zusammengestellt und um unechte Werke ergänzt wurden. Inzwischen sind die unechten Werke jedoch identifiziert und der Befund in modernen Ausgaben erklärt.

Der erste Versuch einer Gesamtausgabe von Händels Werken erfolgte zwischen 1787 und 1797 durch [[Samuel Arnold]] in London, wurde aber wegen abspringender und verstorbener Subskribenten vorzeitig abgebrochen, so dass fast alle Opern und ein Großteil der vokalen Kammermusik fehlen. Eine von der English Handel Society zwischen 1843 und 1858 betriebene Ausgabe auf der Basis von Autographen brach nach kaum mehr als zwölf größeren Chorwerken ab.

Als Pionierleistung muss die Gesamtausgabe in 94 Bänden gelten, die [[Friedrich Chrysander]] – anfangs unter dem Dach der von ihm mitgegründeten Deutschen Händel-Gesellschaft in Leipzig – ab 1858 herausgab. Dazu kamen 6 Ergänzungsbände mit Kompositionen anderer Komponisten, deren Material Händel verwendete. Nur ein Band der Gesamtausgabe und 2 Ergänzungsbände wurden 1902 von Max Seiffert hinzugefügt, ein weiterer erschien nicht. Chrysander griff dafür auf Händels Dirigierpartituren und teilweise auf Autographen zurück.

1955 begann die Georg-Friedrich-Händel-Gesellschaft in Halle mit einer Ausgabe für den praktischen Gebrauch, die die Chrysander-Ausgabe ergänzen sollte. Man stellte bald fest, dass diese den modernen musikwissenschaftlichen Ansprüchen nicht mehr genügte, da Varianten und Begründungen der Editionsentscheidungen fehlten; so dass man 1958 beschloss, eine neue Gesamtausgabe mit kritischem Bericht zu erarbeiten – die ''[[Hallische Händel-Ausgabe]]'' (HHA). Die Arbeit soll bis 2023 abgeschlossen sein. Im Rahmen der HHA erschien 1978 im ''Händel-Handbuch'' das von Bernd Baselt erarbeitete [[Händel-Werke-Verzeichnis]] (HWV).

== Werkliste ==

=== Opern ===
{| class="prettytable" border="1"
!bgcolor=ececec|HWV
!bgcolor=ececec|Titel
!bgcolor=ececec|Uraufführung
!bgcolor=ececec|Ort
!bgcolor=ececec|Bemerkung
|-
|1
|''[[Almira (Händel)|Almira]]''
|align="right"|8. Januar [[1705]]
|[[Oper am Gänsemarkt]], [[Hamburg]]
|
|-
|2
|''Nero''
|align="right"|25. Februar [[1705]]
|[[Oper am Gänsemarkt]], [[Hamburg]]
|Musik verloren
|-
|3
|''Florindo''
|align="right"|[[1708]]
|[[Oper am Gänsemarkt]], [[Hamburg]]
|Musik verloren
|-
|4
|''Daphne''
|align="right"|[[1708]]
|[[Oper am Gänsemarkt]], [[Hamburg]]
|Musik verloren
|-
|5
|''[[Rodrigo (Händel)|Rodrigo]]''
|align="right"|[[1707]]
|[[Florenz]]
|
|-
|6
|''[[Agrippina (Händel)|Agrippina]]''
|align="right"|Ende [[1709]]/Anfang [[1710]]
|Teatro San Giovanni Grisostomo, [[Venedig]]
|
|-
|7a/b
|''[[Rinaldo]]''
|align="right"|24. Februar [[1711]]
|[[Her Majesty's Theatre|Queen's Theatre]], [[London]]
|
|-
|8a/b/c
|''[[Il pastor fido (Händel)|Il pastor fido]]''
|align="right"|22. November [[1712]]
|[[Her Majesty's Theatre|Queen's Theatre]], [[London]]
|
|-
|9
|''[[Teseo]]''
|align="right"|10. Januar [[1713]]
|[[Her Majesty's Theatre|Queen's Theatre]], [[London]]
|
|-
|10
|''Lucio Cornelio Silla''
|align="right"|Juni [[1713]]?
|Cannons bei [[London]]?
|Aufführung nicht gesichert, Musik in ''Amadigi'' wiederverwendet
|-
|11
|''[[Amadigi]]''
|align="right"|25. Mai [[1715]]
|[[Her Majesty's Theatre|King's Theatre]], [[London]]
|
|-
|12a/b
|''[[Radamisto]]''
|align="right"|27. April [[1720]]
|[[Her Majesty's Theatre|King's Theatre]], [[London]]
|
|-
|13
|''[[Muzio Scevola]]''
|align="right"|15. April [[1721]]
|[[Her Majesty's Theatre|King's Theatre]], [[London]]
|nur 3. Akt von Händel
|-
|14
|''[[Floridante]]''
|align="right"|9. Dezember [[1721]]
|[[Her Majesty's Theatre|King's Theatre]], [[London]]
|
|-
|15
|''[[Ottone]]''
|align="right"|12. Januar [[1723]]
|[[Her Majesty's Theatre|King's Theatre]], [[London]]
|
|-
|16
|''[[Flavio (Händel)|Flavio]]''
|align="right"|14. Mai [[1723]]
|[[Her Majesty's Theatre|King's Theatre]], [[London]]
|
|-
|17
|''[[Giulio Cesare]]''
|align="right"|20. Februar [[1724]]
|[[Her Majesty's Theatre|King's Theatre]], [[London]]
|
|-
|18
|''[[Tamerlano]]''
|align="right"|31. Oktober [[1724]]
|[[Her Majesty's Theatre|King's Theatre]], [[London]]
|
|-
|19
|''[[Rodelinda]]''
|align="right"|13. Februar [[1725]]
|[[Her Majesty's Theatre|King's Theatre]], [[London]]
|
|-
|20
|''[[Scipione]]''
|align="right"|12. März [[1726]]
|[[Her Majesty's Theatre|King's Theatre]], [[London]]
|
|-
|21
|''[[Alessandro (Händel)|Alessandro]]''
|align="right"|5. Mai [[1726]]
|[[Her Majesty's Theatre|King's Theatre]], [[London]]
|
|-
|22
|''[[Admeto]]''
|align="right"|31. Januar [[1727]]
|[[Her Majesty's Theatre|King's Theatre]], [[London]]
|
|-
|23
|''[[Riccardo Primo]]''
|align="right"|11. November [[1727]]
|[[Her Majesty's Theatre|King's Theatre]], [[London]]
|
|-
|24
|''[[Siroe]]''
|align="right"|17. Februar [[1728]]
|[[Her Majesty's Theatre|King's Theatre]], [[London]]
|
|-
|25
|''[[Tolomeo]]''
|align="right"|30. April [[1728]]
|[[Her Majesty's Theatre|King's Theatre]], [[London]]
|
|-
|26
|''[[Lotario]]''
|align="right"|2. Dezember [[1729]]
|[[Her Majesty's Theatre|King's Theatre]], [[London]]
|
|-
|27
|''[[Partenope]]''
|align="right"|24. Februar [[1730]]
|[[Her Majesty's Theatre|King's Theatre]], [[London]]
|
|-
|28
|''[[Poro]]''
|align="right"|2. Februar [[1731]]
|[[Her Majesty's Theatre|King's Theatre]], [[London]]
|
|-
|29
|''[[Ezio]]''
|align="right"|15. Januar [[1732]]
|[[Her Majesty's Theatre|King's Theatre]], [[London]]
|
|-
|30
|''[[Sosarme]]''
|align="right"|15. Februar [[1732]]
|[[Her Majesty's Theatre|King's Theatre]], [[London]]
|
|-
|31
|''[[Orlando (Händel)|Orlando]]''
|align="right"|27. Januar [[1733]]
|[[Her Majesty's Theatre|King's Theatre]], [[London]]
|
|-
|32
|''[[Arianna (Händel)|Arianna]]''
|align="right"|26. Januar [[1734]]
|[[Her Majesty's Theatre|King's Theatre]], [[London]]
|
|-
|A11
|''[[Oreste (Händel)|Oreste]]'' ([[Pasticcio (Musik)|Pasticcio]])
|align="right"|18. Dezember [[1734]]
|[[Royal Opera House|Covent Garden Theatre]], [[London]]
|
|-
|33
|''[[Ariodante]]''
|align="right"|8. Januar [[1735]]
|[[Royal Opera House|Covent Garden Theatre]], [[London]]
|
|-
|34
|''[[Alcina]]''
|align="right"|16. April [[1735]]
|[[Royal Opera House|Covent Garden Theatre]], [[London]]
|
|-
|35
|''[[Atalanta (Händel)|Atalanta]]''
|align="right"|12. Mai [[1736]]
|[[Royal Opera House|Covent Garden Theatre]], [[London]]
|
|-
|36
|''[[Arminio]]''
|align="right"|12. Januar [[1737]]
|[[Royal Opera House|Covent Garden Theatre]], [[London]]
|
|-
|37
|''[[Giustino]]''
|align="right"|16. Februar [[1737]]
|[[Royal Opera House|Covent Garden Theatre]], [[London]]
|
|-
|38
|''[[Berenice (Oper)|Berenice]]''
|align="right"|18. Mai [[1737]]
|[[Royal Opera House|Covent Garden Theatre]], [[London]]
|
|-
|39
|''[[Faramondo]]''
|align="right"|3. Januar [[1738]]
|[[Her Majesty's Theatre|King's Theatre]], [[London]]
|
|-
|40
|''[[Serse]]''
|align="right"|15. April [[1738]]
|[[Her Majesty's Theatre|King's Theatre]], [[London]]
|
|-
|A 14
|''[[Giove in Argo]]'' ([[Pasticcio (Musik)|Pasticcio]])
|align="right"|1. Mai [[1739]]
|[[Her Majesty's Theatre|King's Theatre]], [[London]]
|
|-
|41
|''[[Imeneo]]''
|align="right"|22. November [[1740]]
|Theater in [[Lincoln's Inn Fields]], [[London]]
|
|-
|42
|''[[Deidamia]]''
|align="right"|10. Januar [[1741]]
|Theater in [[Lincoln's Inn Fields]], [[London]]
|
|-
|58
|''[[Semele (Händel)|Semele]]''
|align="right"|10. Februar [[1744]]
|[[Royal Opera House|Covent Garden Theatre]], [[London]]
|}

=== Oratorien ===
{| class="prettytable" border="1"
!bgcolor=ececec|HWV
!bgcolor=ececec|Titel
!bgcolor=ececec|Uraufführung
!bgcolor=ececec|Ort
|-
|46a/b
|''[[Il trionfo|Il trionfo del Tempo e del Disinganno/<br>Il trionfo del Tempo e della Verità]]''
|align="right"|Juni [[1707]]
|[[Rom]]
|-
|47
|''[[La Resurrezione]]''
|align="right"|8. April [[1708]]
|[[Rom]]
|-
|48
|''Brockes-Passion''
|align="right"|[[1709]]?
|[[Hamburg]]
|-
|50a/b
|''[[Esther (Händel)|Esther]]''
|align="right"|vermutlich [[1718]]
|Residenz Cannons bei [[London]]
|-
|51
|''[[Deborah (Händel)|Deborah]]''
|align="right"|21. Februar [[1733]]
|[[Her Majesty's Theatre|King's Theatre]], [[London]]
|-
|52
|''[[Athalia (Oratorium)|Athalia]]''
|align="right"|10. Juli [[1733]]
|[[Sheldonian Theatre]], [[Oxford]]
|-
|53
|''[[Saul (Händel)|Saul]]''
|align="right"|16. Januar [[1739]]
|[[Her Majesty's Theatre|King's Theatre]], [[London]]
|-
|54
|''[[Israel in Egypt]]''
|align="right"|4. April [[1739]]
|[[Her Majesty's Theatre|King's Theatre]], [[London]]
|-
|55
|''[[L'Allegro, il Penseroso ed il Moderato]]''
|align="right"|27. Februar [[1740]]
|Theater in [[Lincoln's Inn Fields]], [[London]]
|-
|56
|''[[Messiah]]''
|align="right"|13. April [[1742]]
|New Music Hall, [[Dublin]]
|-
|57
|''[[Samson (Händel)|Samson]]''
|align="right"|18. Februar [[1743]]
|[[Royal Opera House|Covent Garden Theatre]], [[London]]
|-

|59
|''[[Joseph and his Brethren]]''
|align="right"|2. März [[1744]]
|[[Royal Opera House|Covent Garden Theatre]], [[London]]
|-
|60
|''[[Hercules (Händel)|Hercules]]''
|align="right"|5. Januar [[1745]]
|[[Her Majesty's Theatre|King's Theatre]], [[London]]
|-
|61
|''[[Belshazzar]]''
|align="right"|27. März [[1745]]
|[[Her Majesty's Theatre|King's Theatre]], [[London]]
|-
|62
|''[[Occasional Oratorio]]''
|align="right"|14. Februar [[1746]]
|[[Royal Opera House|Covent Garden Theatre]], [[London]]
|-
|63
|''[[Judas Maccabaeus]]''
|align="right"|1. April [[1747]]
|[[Royal Opera House|Covent Garden Theatre]], [[London]]
|-
|64
|''[[Joshua (Händel)|Joshua]]''
|align="right"|9. März [[1748]]
|[[Royal Opera House|Covent Garden Theatre]], [[London]]
|-
|65
|''[[Alexander Balus]]''
|align="right"|23. März [[1748]]
|[[Royal Opera House|Covent Garden Theatre]], [[London]]
|-
|66
|''[[Susanna (Händel)|Susanna]]''
|align="right"|10. Februar [[1749]]
|[[Royal Opera House|Covent Garden Theatre]], [[London]]
|-
|67
|''[[Solomon (Händel)|Solomon]]''
|align="right"|17. März [[1749]]
|[[Royal Opera House|Covent Garden Theatre]], [[London]]
|-
|68
|''[[Theodora (Händel)|Theodora]]''
|align="right"|16. März [[1750]]
|[[Royal Opera House|Covent Garden Theatre]], [[London]]
|-
|69
|''[[The Choice of Hercules]]''
|align="right"|1. März [[1751]]
|[[Royal Opera House|Covent Garden Theatre]], [[London]]
|-
|70
|''[[Jephtha (Händel)|Jephtha]]''
|align="right"|26. Februar [[1752]]
|[[Royal Opera House|Covent Garden Theatre]], [[London]]
|-
|71
|''[[The Triumph of Time and Truth]]''
|align="right"|11. März [[1757]]
|[[Royal Opera House|Covent Garden Theatre]], [[London]]
|-
|}

=== Oden und Masques (Auswahl) ===
{| class="prettytable" border="1"
!bgcolor=ececec|HWV
!bgcolor=ececec|Titel
!bgcolor=ececec|Uraufführung
!bgcolor=ececec|Ort
|-
|49a/b
|''[[Acis and Galatea]]''
|align="right"|vermutlich [[1718]]
|Residenz Cannons bei [[London]]
|-
|74
|''[[Ode for the Birthday of Queen Anne]]''
|align="right"|6. Februar [[1713]]
|Königshof in [[London]]
|-
|75
|''[[Alexander's Feast]]''
|align="right"|19. Februar [[1736]]
|[[Her Majesty's Theatre|King's Theatre]], [[London]]
|-
|76
|''[[Ode for St. Cecilia's Day]]''
|align="right"|22. November [[1739]]
|Theater in [[Lincoln's Inn Fields]], [[London]]
|-
|}

=== Instrumentalmusik ===
* 6 Orgelkonzerte Nr. 1-6 op. 4 (HWV 289 – 294)
* 6 Orgelkonzerte Nr. 7-12 op. 7 (HWV 306 – 311)
* 4 Orgelkonzerte Nr. 13-16 (HWV 295, 296a, 304, 305a)
* 6 Concerti grossi op. 3 (HWV 312 – 317)
* Concerto grosso C-Dur "Alexander's Feast" (HWV 318)
* 12 Concerti grosso op. 6 (HWV 319 – 330)
* 3 Concerti a due cori (HWV 332 – 334)
* ''[[Wassermusik (Händel)|Water Music]]'' (''Wassermusik'', HWV 348 – 350)
* ''[[Feuerwerksmusik|Music for the Royal Fireworks]]'' (''Feuerwerksmusik'', HWV 351)
* 6 Konzerte (Musik Lexika)

== Siehe auch ==
* [[Händel-Werke-Verzeichnis]]
* [[Händelgesellschaft]]
* [[Händel-Haus]]
* [[Händelpreis]]

== Literatur ==
* Walter Eisen (Hrsg.): ''Händel-Handbuch'', Bärenreiter-Verlag, Kassel,
** 1. - ''Lebens- und Schaffensdaten'', 1983, ISBN 3-7618-0610-8
** 2. - ''Thematisch-systematisches Verzeichnis. Oratorische Werke, vokale Kammermusik, Kirchenmusik'', 1984, ISBN 3-7618-0715-5
** 3. - ''Thematisch-systematisches Verzeichnis. Instrumentalmusik, Pasticci und Fragmente'', 1986, ISBN 3-7618-0716-3
** 4. - ''Dokumente zu Leben und Schaffen'', 1985, ISBN 3-7618-0717-1
* [[Christopher Hogwood]]: ''Georg Friedrich Händel. Eine Biographie'', Insel Verlag, Frankfurt/M. 2000, ISBN 3-458-34355-5
* Hans J. Marx: ''Händels Oratorien, ODen und Serenaden'', Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1998, ISBN 3-525-27815-2
* Paul H. Lang: ''George Frideric Handel'', Dover Publications, Mineola, N.Y. 1996, ISBN 0-486-29227-4
* Dean Winton, John Merrill Knapp: ''Handel's Operas, 1704-1726'', Clarendon, Oxford 1987, ISBN 0-19-315219-3
* Dean Winton: ''Handel's dramatic oratorios and masques'', Clarendon, Oxford 1990 ISBN 0-19-816184-0
* [[Michael Heinemann]], ''Georg Friedrich Händel'', Reinbek 2004, ISBN 3-499-50648-3
* [[Stefan Zweig]]: ''Georg Friedrich Händels Auferstehung''. In: ''[[Sternstunden der Menschheit]].: Vierzehn historische Miniaturen''. Fischer Taschenbuch Verlag, ISBN 3-596-20595-6

== Weblinks ==
{{commons|Georg Friedrich Händel}}
* {{PND|118544489}}
* {{ADB|12|777}}
* {{BBKL|http://www.bautz.de/bbkl/h/haendel_g_f.shtml}}
* {{IMSLP|id=Handel%2C_George_Frideric|cname=Georg Friedrich Händel}}
* [http://www.haendelfestspiele.halle.de/ Händel-Festspiele Halle]
* [http://www.haendel-festspiele.com/ Händel-Festspiele Göttingen]
* [http://www.staatstheater.karlsruhe.de/ Händel-Festspiele Karlsruhe]
* [http://www.haendelhaus.de/ Händelhaus Halle - Geburtshaus Händels und Musikmuseum]
* [http://www.handelhouse.org/ Handel House Museum London] (englisch)
* [http://www.classiccat.net/handel_gf/ Classic Cat - Händel] - Verzeichnis mit freien Aufnahmen (englisch)
* [http://www.gfhandel.org/composition.htm Das vollständige Händel-Werke-Verzeichnis (HWV)] (englisch)
* [http://www.klassika.info/Komponisten/Haendel/ Tabellarische Auswertungen (Lebenslauf, Werke etc) zu G.F. Händel]
* [http://www.olafbruehl.de/handel.htm Filmdokumentation über Händel in Rom]
* [http://www.kantoreiarchiv.de/archiv/choir_orchestra/te_deum/haendel_III/ Te Deum A-Dur (Noten)]
* [http://www.lehrsaiten.de/content/view/43/75/ Sonaten für Violine und Klavier zum Download (Noten)]
* [http://www.valeriodistefano.com/lieberson.htm Lorraine Hunt Lieberson plays Haendel]

{{Lesenswert}}

{{DEFAULTSORT:Handel, Georg Friedrich}}
[[Kategorie:Georg Friedrich Händel| ]]
[[Kategorie:Deutscher Komponist]]
[[Kategorie:Englischer Komponist]]
[[Kategorie:Komponist (Barock)]]
[[Kategorie:Komponist (Oper)]]
[[Kategorie:Mann]]
[[Kategorie:Geboren 1685]]
[[Kategorie:Gestorben 1759]]

{{Personendaten
|NAME=Händel, Georg Friedrich
|ALTERNATIVNAMEN=George Frideric Handel
|KURZBESCHREIBUNG=Komponist des Barock
|GEBURTSDATUM=23. Februar 1685
|GEBURTSORT=[[Halle (Saale)]], Deutschland
|STERBEDATUM=14. April 1759
|STERBEORT=[[London]], England
}}

{{Link FA|fr}}
{{Link FA|sl}}

[[ar:جورج فريدريك هاندل]]
[[bg:Георг Фридрих Хендел]]
[[br:Georg Friedrich Händel]]
[[bs:Georg Friedrich Händel]]
[[ca:Georg Friedrich Händel]]
[[cs:Georg Friedrich Händel]]
[[cy:George Frideric Handel]]
[[da:Georg Friedrich Händel]]
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[[eo:Georg Friedrich Händel]]
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[[fi:Georg Friedrich Händel]]
[[fr:Georg Friedrich Haendel]]
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[[is:Georg Friedrich Händel]]
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[[zh:格奥尔格·弗里德里希·亨德尔]]

Version vom 4. September 2007, 12:05 Uhr

Georg Friedrich Händel
Datei:Händelhaus Halle - TILN 1859.JPG
Älteste bekannte Darstellung von Händels Geburtshaus - Stich aus The Illustrated London News vom 18. Juli 1859

Georg Friedrich Händel (* 23. Februar 1685 in Halle (Saale); † 14. April 1759 in London) war ein Komponist des Barocks, der vor allem durch seine zahlreichen Opern zu großer Bekanntheit gelangte. Zu seinem Hauptwerk zählen rund 40 Opern und 25 Oratorien, darunter der Messiah. Händel hat in allen musikalischen Gattungen seiner Zeit Kompositionen hinterlassen.

Leben

Herkunft und Jugend in Halle

Händels Geburtshaus in Halle (Saale)

Händels Vater Georg (1622-1697) war Barbier und Wundarzt lutherischer Konfession und hielt eine Stelle als Hofchirurg beim Herzog von Sachsen-Weißenfels, so dass die Familie Kontakt mit dem etwa 30 km entfernt residierenden Hof hatte. Als Georg Händels erste Frau 1682 starb, heiratete er kurze Zeit später die 32-jährige Dorothea Taust (1651-1730), Tochter eines Pfarrers. Das erste Kind aus dieser zweiten Ehe starb 1684 bei der Geburt, nach Georg Friedrich folgten noch zwei Schwestern, Johanna Christina (1690-1709) und Dorothea Sophia (1697-1718), mit denen und mit deren Kindern Händel zeitlebens Kontakt hielt.

Der junge Georg Friedrich Händel

Die einzige Quelle für die Jugend des Komponisten ist John Mainwarings 1762 veröffentlichte Biographie, die auf Mitteilungen von Händels langjährigem Assistenten John Christopher Smith junior basiert. Ihm zufolge nahm Georg Händel seinen Sohn, noch bevor dieser acht Jahre alt war, mit nach Weißenfels. So lernte der Kleine die Hofmusiker kennen und spielte in Anwesenheit des Herzogs auf der Orgel. Dieser erkannte sofort das Talent des Knaben und sprach ernsthaft mit dem Vater, der seinen Argumenten nachgab, obwohl er selbst sich nicht für Musik interessierte.

Nach der Rückkehr wurde Händel ein Schüler von Friedrich Wilhelm Zachow (oder Zachau), dem Organisten der Liebfrauenkirche. Von ihm bekam er Unterricht in Komposition, auf Tasteninstrumenten sowie Oboe und Violine. Sein Lehrer ließ ihn auch viel Vokalmusik schreiben. Jede Woche war auch eine Motette zu komponieren. Mainwaring folgend wurde Händel zwölfjährig an den Hof in Berlin geschickt, wo er großen Eindruck hinterlassen haben soll. Der brandenburgische Kurfürst (später König Friedrich I. in Preußen) soll angeboten haben, den Jungen nach Italien zu schicken und anschließend am Hof in Berlin anzustellen.

Verschiedene Angaben in dieser Geschichte sind jedoch nachweislich falsch, so dass dieser Besuch in Berlin möglicherweise erst einige Jahre später stattgefunden hat, nachdem Händels Vater 1697 gestorben war. Händel führte jedenfalls seine Schul- und musikalische Ausbildung bis zum Ende fort und besuchte ab 1702 die neu gegründete Universität in Halle (Saale), um Rechtswissenschaft zu studieren. Im selben Jahr übernahm er jedoch den Organistenposten am Hallenser Dom.

Hamburg

Nach seiner Probezeit von einem Jahr begab er sich nach Hamburg. Dort blühte unter der Leitung Reinhard Keisers das einzige deutsche Opernhaus, das diesen Namen verdiente. Händel musizierte erst als zweiter Violinist, später als Cembalist im Opernensemble und befreundete sich mit dem Komponisten, Dirigenten und Sänger Johann Mattheson, der später einflussreiche musiktheoretische Schriften wie Das Neu-Eröffnete Orchestre und Grundlage einer Ehrenpforte schrieb. Als in Lübeck der Posten des berühmten Organisten Dietrich Buxtehude vakant wurde, weil dieser in hohem Alter schließlich in den Ruhestand ging, reisten Händel und Mattheson zusammen an die Trave. Aber keiner von beiden bewarb sich um die Stelle, weil der erfolgreiche Kandidat die ältliche Tochter des Organisten hätte heiraten müssen. Ein anderes Abenteuer hätte noch schlimmer ausgehen können. Bei einer Aufführung von Matthesons Oper Cleopatra in Hamburg weigerte sich Händel, dem Komponisten den Dirigentenstuhl zu überlassen, als dieser nach dem Singen des Antonius von der Bühne zu seinem üblichen Platz am Cembalo zurückkam. Der Streit führte zu einem Duell außerhalb des Theaters. Aber die beiden blieben Freunde, und Matthesons Schriften erwähnen viel Wichtiges über Händels Biographie.

Für den Karfreitag 1704 schrieb Händel eine Passionsvertonung nach dem Johannesevangelium, mit einem Libretto des Operndichters Christian Heinrich Postel), die von Mattheson scharf kritisiert wurde und heutzutage weitgehend unbeachtet bleibt. Am 8. Januar 1705 wurde Händels erste Oper Almira mit großem Erfolg in Hamburg aufgeführt, wenige Wochen später eine weitere mit dem Titel Nero, die durchfiel. Während Nero verloren ist, bietet Almira mit ihrer Mischung aus deutscher und italienischer Form und Sprache ein gutes Beispiel für den in der Oper am Gänsemarkt üblichen Stil und für Händels eklektizistische Vorgehensweise. Viele Themen aus dieser Oper erscheinen in seinen späteren und besser bekannten Werken wieder.

In Hamburg wurde noch eine weitere Oper geschaffen, die aber solchen Umfang annahm, dass sie in zwei Werke, Daphne und Florindo, aufgeteilt werden musste, die beide erst nach Händels Abreise im Januar 1708 auf die Bühne kamen. Die Musik beider Werke ist verschollen. Nachdem Händel schon mehrmals Angebote von adligen Mäzenen für eine Italienreise abgelehnt hatte, darunter wahrscheinlich von Gian Gastone de' Medici, reiste er im Sommer oder Herbst 1710 auf eigene Rechnung dorthin.

Italien

Händels Studienreise durch Italien währte vier Jahre, die sich auf Florenz, Rom, Neapel und Venedig aufteilen. Die genauen Daten für seine Aufenthalte in den verschiedenen Städten sind nicht bekannt. Viele Anekdoten sind aus dieser Zeit überliefert, von Treffen mit Arcangelo Corelli und Antonio Lotti sowie Alessandro und Domenico Scarlatti. Händel wurde als Il Sassone (der Sachse) berühmt. Als Domenico ihn einmal incognito spielen hörte, soll er ausgerufen haben: „Das ist entweder der berühmte Sachse oder der Teufel!“ Dann gibt es eine Geschichte von Corelli, der sich über eine Passage in Händels Ouvertüre zu Il Trionfo beklagte, in der die Violinen bis zum hohen A gehen. Händel soll ihm das Instrument ungeduldig aus der Hand gerissen und gezeigt haben, wie die Passage zu spielen sei. Corelli, der nie in seinem Leben in der dritten Lage gespielt hatte (die Passage war in der siebten), habe geantwortet: „Diese Musik, mein lieber Sachse, ist im französischen Geschmacke, und darauf versteh ich mich nicht“.

In Italien führte Händel zwei Opern auf, Rodrigo (Sommer 1707) in Florenz und Agrippina (Ende 1709/Anfang 1710) in Venedig. Letztere gilt allgemein als der eigentliche Durchbruch in seinem Opernstil. Die Ouvertüre verwendete er 44 Jahre später als Quelle für sein letztes neues Oratorium Jephtha. Für Rom, wo Opernaufführungen durch den Papst verboten waren, schuf er zwei Oratorien, das geistliche La Resurrezione (Frühjahr 1708) und das allegorische Il Trionfo del Tempo e del Disinganno (Frühjahr 1707). Dieses arbeitete er 46 Jahre später mit einigen Ergänzungen zu seinem letzten Werk The Triumph of Time and Truth um.

Neben diesen größeren Werken gibt es die Serenata Aci, Galatea e Polifemo (Neapel 1708) und zahlreiche Chor- und Solokantaten, von denen die früheste das berühmte Dixit Dominus ist. In ihrem gesanglichen Schwierigkeitsgrad zeigen sie, wie grundlegend die italienischen Erfahrungen Händels Stil beeinflussten.

In Italien begründete Händel seinen Ruhm. 1709 wurde ihm in Venedig der Posten des Kapellmeisters des Kurfürsten Georg Ludwig von Hannover angeboten. Er nahm die Stelle an, ließ sich aber zusichern, für längere Zeiträume vom Hof abwesend sein zu dürfen. Diese Option nutzte er schon bald aus: offiziell begann sein Vertrag 16. Juni 1710, aber schon gegen Ende des Jahres reiste er nach London.

Er kam als Komponist italienischer Oper und erntete seinen ersten Erfolg mit der Uraufführung des Rinaldo am Haymarket am 24. Februar 1711. Zur Bestürzung des Librettisten hatte er die Oper innerhalb von nur vierzehn Tagen komponiert. Nach dem Ende der Opernsaison kehrte er Anfang Juni 1712 nach Hannover zurück und schrieb eine Reihe von Vokalduetten für Prinzessin Caroline, die Schwiegertochter des Kurfürsten und spätere englische Königin.

Erste Jahre in London

Das Queen's Theatre (ab 1714 King's Theatre) am Haymarket in London. Hier wurden die meisten Opern Händels uraufgeführt.

Im Oktober 1712 kehrte Händel nach London zurück, wo er – von Reisen abgesehen – den Rest seines Lebens verbrachte. Er wohnte zunächst ein Jahr bei einem reichen Musikliebhaber in Barn Elms, Surrey. Drei weitere Jahre lebte er beim Earl of Burlington in der Nähe von London. Die Hauptwerke dieser Periode sind zwei italienische Opern und das Utrechter Te Deum im Auftrag von Queen Anne, nach dessen Aufführung sie ihm eine lebenslange Pension von £ 200 gewährte.

Obwohl Georg Friedrich Händel seine Abwesenheit vom Hof in Hannover weit überdehnte, ist kein Versuch des Kurfürsten Georg dokumentiert, ihn an seine Verpflichtung zu erinnern. Im September 1714 kam der Kurfürst als König George I. von England nach London. Für ihn schrieb Händel die Wassermusik, die bei einem Fest auf der Themse wahrscheinlich erstmals 1717 aufgeführt wurde. Der König verdoppelte Händels Gehalt, und später wurde Händel Musiklehrer der Prinzessinnen und bekam weitere £ 200 von Prinzessin Caroline. 1716 folgte er dem König nach Deutschland, wo er eine zweite deutschsprachige Passion nach der beliebten Dichtung von Barthold Heinrich Brockes schrieb. Dies war Händels letztes Werk auf einen deutschen Text.

Nach seiner Rückkehr nach England trat er in die Dienste des Earl of Carnavon (später Duke of Chandos) und leitete dessen Konzerte. Händels Musik, die er für die Herzogsresidenz Cannons in Edgware schrieb, umfasst die ersten Fassungen von Esther und Acis and Galatea sowie die zwölf Chandos Anthems. Für das Cembalo schrieb er die 1720 veröffentlichten Suites de Pièces pour le Clavecin, die unter anderem den bekannten Variationenzyklus enthalten, der später den Namen The Harmonious Blacksmith erhielt.

Blüte der Oper

Händels Aufenthalt in Cannons endete etwa im Frühjahr 1719, als die Vorbereitungen für ein neues Opernunternehmen am King's Theatre begannen, die Royal Academy of Music mit Händel als musikalischem Direktor. Da zu dieser Zeit die Spekulation um die South Sea Company blühte, wurde das Unternehmen als Aktiengesellschaft mit einem Grundkapital von £ 10.000 gegründet. Für die Anwerbung einer Sängertruppe reiste Händel auf den Kontinent und konnte in Dresden mehrere Sänger abwerben (darunter den Starkastraten Senesino), von denen die meisten aber erst zur Saison 1720/21 zur Verfügung standen.

Händels erste und sehr erfolgreiche Oper für die Opernakademie, Radamisto, wurde erstmals am 27. April 1720 aufgeführt. Neben Händel beschäftigte die Akademie zeitweise auch Giovanni Bononcini (ab November 1720) und Attilio Ariosti (ab Februar 1723). Das Publikum spaltete sich in Parteien, die hinter Händel bzw. Bononcini standen, genauso wie es Parteien hinter den rivalisierenden Sängern gab. Insbesondere in der Anfangszeit waren Bononcinis Aufführungen erfolgreicher als Händels. Händels Dominanz wurde erst etwa ab der dritten Saison spürbar, und in den folgenden Jahren schrieb er einige seiner bedeutendsten und heute populärsten Opern, wie Giulio Cesare, Tamerlano und Rodelinda.

Nach heutigen Kenntnissen war die Opernakademie von Anfang an unterfinanziert und nur in den besten Zeiten wirtschaftlich tragfähig. Das Management versuchte dadurch zum Erfolg zu kommen, dass es noch mehr Starsänger einstellte. Ab Januar 1723 wurde Francesca Cuzzoni, ab Mai 1726 Faustina Bordoni engagiert. Durch die hohen Gehälter (Cuzzoni bekam £ 2500 pro Saison) wurde das Unternehmen allerdings noch mehr belastet. Dazu kam, dass der Publikumsgeschmack zunehmend den leichteren englischsprachigen Musikdarbietungen zuneigte, wofür der rauschende Erfolg der Beggar's Opera von 1728 symptomatisch ist. Nach der Saison 1727/28 wurde die Opernakademie aufgelöst. Persönlich nahm Händel an dem Scheitern der Akademie jedoch keinen Schaden.

Niedergang der Oper

Georg Friedrich Händel (1733)

Am 13. Februar 1726 war Händel englischer Staatsbürger geworden. Nach der Auflösung der Opernakademie startete er zusammen mit dem ehemaligen Direktor J. J. Heidegger ein neues Unternehmen, das in der Literatur auch als zweite Opernakademie bezeichnet wird. Sie übernahmen den Fundus der Akademie, mieteten das King's Theatre für fünf Jahre, und Händel reiste im Herbst 1728 nach Italien, um neue Sänger anzuwerben. Das neue Ensemble war durchweg bescheidener angelegt, mit Antonio Bernacchi als neuem Star. Auf der Rückreise besuchte Händel im Sommer 1729 seine Mutter in Halle und machte in Hannover und Hamburg halt.

Das neue Opernunternehmen eröffnete am 2. Dezember mit Lotario, hatte aber nur moderaten Erfolg, so dass für die nächste Saison wieder Senesino als Zugnummer engagiert wurde. Eher zufällig wurde Händels Interesse auf das Oratorium gelenkt. 1732 wurden seine beiden englischsprachigen Masques Esther und Acis and Galatea aus der Cannons-Zeit unautorisiert gespielt. Händel antwortete jeweils schnell darauf, indem er eigene neue Fassungen erstellte und mit Erfolg aufführte.

Die nächste Saison 1732/33 bestritt er weitgehend mit Oratoriumsaufführungen, darunter das weitgehend aus altem Material bestehende Deborah. Im Sommer reiste er mit seinem Ensemble für mehrere Aufführungen nach Oxford. Einem Pressebericht zufolge sollte ihm dort die Ehrendoktorwürde verliehen werden, die er aber aus unbekannten Gründen ablehnte. In Oxford wurde Athalia uraufgeführt, in der erstmals seine typischen Doppelchöre auftauchen, und das als erstes Reifewerk seines Oratorienschaffens gilt. Der Erfolg veranlasste Händel jedoch keineswegs, die niedergehende italienische Oper aufzugeben.

Im Dezember 1733 wurde eine rivalisierende Operngesellschaft, die Opera of the Nobility, in Lincoln's Inn Fields eröffnet, mit Nicola Porpora als Komponisten. Zuvor hatte sie fast sein gesamtes Sängerensemble einschließlich Senesino abgeworben. Da es in London keinen Markt für zwei konkurrierende Opernhäuser gab, kam es zu einem ruinösen Wettbewerb. Die Situation verschärfte sich noch dadurch, dass in der nächsten Saison der Mietvertrag auslief und Heidegger das King's Theatre an die Adelsoper vermietete. Dazu gelang es der Adelsoper noch, den berühmten Farinelli unter Vertrag zu nehmen.

Händel zog nun in das neu erbaute Covent Garden Theatre um und führte das Unternehmen auf eigene Faust. Trotz des Dahinsiechens des Unternehmens komponierte er in dieser Zeit Werke wie Ariodante und Alcina, die zusammen mit Orlando zu den bedeutendsten nach dem Zusammenbruch der ersten Akademie zählen. 1737 kam es zu einem Bankrott, und Händel erlitt einen Schlaganfall mit Lähmungserscheinungen, der als Überarbeitungsfolge angesehen wird. Auch die Adelsoper musste jedoch aufgelöst werden, so dass man Händels Scheitern nicht seinem Abstieg innerhalb der Musikwelt zuschreiben kann. Bei einem Kuraufenthalt in Aachen erholte er sich schnell wieder und komponierte mit der alten Produktivität.

Zeit der Oratorien

Händels Wohnhaus in London, heute Handel House Museum

Wenngleich Händel bis zu seiner letzten Oper Deidamia 1741 noch zahlreiche Versuche unternahm, die Oper fortzuführen, trat doch allmählich das Oratorium in den Vordergrund, mit Saul und Israel in Egypt von 1739 und Wiederaufnahmen seiner früheren Werke, darunter auch Alexander's Feast von 1736. Als Zwischenaktmusik spielte er Concerti grossi, darunter die zwölf Konzerte op. 6, die er innerhalb weniger Wochen schrieb.

Der Messiah wurde erstmals am 13. April 1742 in Dublin aufgeführt. Nach diesem Zeitpunkt komponierte Händel keine Opern mehr, stattdessen gab es von 1743 bis 1752 eine durchgehende Reihe von ein oder zwei neuen Oratorien pro Saison, die meisten davon auf Themen aus dem Alten Testament, daneben die weltlichen Hercules und Semele, die gelegentlich zu den bedeutendsten englischen Opern gezählt werden, obwohl Händel selbst sie nicht szenisch aufführte.

Eine Zeit lang musste Händel immer noch mit einer Feindschaft in bestimmten Adelskreisen kämpfen. Anders als zu Zeiten der Adelsoper hatte er zwar als Oratorienschreiber keine Konkurrenz, aber seine Gegner konnten an den Abenden seiner Aufführungen Bälle und Bankette geben, um ihm zu schaden. Breitere Bevölkerungsschichten erreichte er mit seinen „Siegesoratorien“ nach dem Jakobitenaufstand von 1745, von denen Judas Maccabaeus das zu seinen Lebzeiten populärste Oratorium wurde.

Ab 1751 zeigten sich erste Probleme mit seinem Augenlicht. Das Autograph Jephthas, seines eigentlich letzten neuen Werkes zeigt ergreifende Spuren seines Leidens in seiner Handschrift. Seine Blindheit unterbrach ihn, während er den Chor How dark, oh Lord, are thy decrees schrieb. Das Autograph gibt so auch Einblick in Händels Kompositionsmethode. So fügte er offenbar die Begleitungen, Rezitative und die unwichtigeren Teile des Werks lange nach dem Rest ein.

Er unterzog sich erfolglosen Operationen, eine davon durch den umstrittenen Okulisten (Starstecher) John Taylor, der auch Bachs Augen operiert hatte. Es gibt Hinweise, dass er während seiner letzten Jahre zeitweise sehen konnte, aber nach Mai 1752 gewann er sein Augenlicht praktisch nicht mehr zurück. Er beaufsichtigte weiterhin Aufführungen seiner Werke und spielte zwischen den Akten seine Orgelkonzerte, die er teilweise improvisierte. Weiterhin schrieb er neue Arien oder überarbeitete ältere. Das Oratorium The Triumph of Time and Truth benutzt zu einem wesentlichen Teil Material aus dem früheren italienischen Il Trionfo del tempo. Händel besuchte noch eine Woche vor seinem Tod eine Aufführung des Messiah. Er wurde in Westminster Abbey beigesetzt.

Musik

Opern

Händels 46 Opern folgen dem Typus des Dramma per musica, der aus einer Folge von Secco-Rezitativen und Da-capo-Arien besteht. Im Laufe der Zeit entwickelte er die Oper weiter, ohne mit der etablierten Form zu brechen. So setzt er Accompagnato-Rezitative (etwa im Orlando) ein, um besonders intensive Gefühlzustände einer Figur darzustellen. Gelegentlich bricht er Arien nach dem a-Teil ab und fügt Rezitative ein, bevor das Dacapo einsetzt.

Neben Soloarien gibt es Duette, seltener Terzette, und ein einziges Quartett. Chöre schrieb Händel anfangs nur für die Finali, wo sie von den Protagonisten gesungen werden, erst ab 1735 scheint er über einen eigenständigen Chor verfügt zu haben. Im selben Jahr schrieb er für die in Covent Garden gespielten Opern Alcina und Ariodante Ballettnummern, weil ihm dort eine Ballettgruppe zur Verfügung stand.

Die Ouvertüren folgen dem von Lully geprägten französischen Typus. Die Libretti sind oftmals aus venezianischen Vorlagen abgeleitet, entgegen der allgemeinen Popularität der Metastasio-Texte benutzte Händel nur dreimal Libretti dieses Dichters.

Kirchenmusik

Händels Kirchenmusik teilt sich auf in einige Psalmvertonungen in lateinischer Sprache, die er in Italien schrieb, und die englischsprachigen Stücke. Zu den lateinischen Werken zählen die Vesperpsalmen Dixit Dominus, Laudate pueri und Nisi Dominus. Die in der frühen Londoner Zeit entstandenen Chandos Anthems sind entsprechend dem kleinen zur Verfügung stehenden Ensemble von eher intimem Charakter. Die anderen kirchenmusikalischen Werke der Londoner Zeit entstanden meist für die Chapel Royal für besondere, teils staatspolitische Anlässe. Das Utrechter Te Deum und Jubilate zur Feier des Friedens von Utrecht ist vom Einfluss Purcells geprägt. Von den vier Coronation Anthems (1727) wird Zadok the Priest seither bei jeder britischen Krönungszeremonie gespielt, zuletzt 1952. Für das Begräbnis der ihm nahestehenden Königin Caroline schrieb Händel The ways of Zion do mourn (1737), das viele für seine anrührendste Trauermusik halten. Die Musik verwendete er vollständig für das Oratorium Israel in Egypt.

Orchestermusik

Entsprechend den Gepflogenheiten der Zeit ist der Großteil von Händels Orchesterwerken für Opern- und Oratorienaufführungen entstanden, also als Ouvertüren und Zwischenaktmusiken. Zu den getrennt herausgegebenen Konzerten gehörten die sechs so genannten Oboenkonzerte op. 3, die 1734 veröffentlicht, aber wesentlich früher zu verschiedenen Gelegenheiten geschrieben wurden, sowie die zwölf Concerti grossi op. 6 von 1739. Diese entsprechen der von Corelli benutzten Form. Die Satzabfolge ist die der Kirchensonate, aber Händel geht vor allem in der Wechselwirkung zwischen Concertino und Tutti eigene Wege.

Händels Orgelkonzerte sind seine eigene Erfindung und stehen zusammen mit Bachs Cembalokonzerten am Anfang der Entwicklung des Konzerts für Tasteninstrument. Händel spielte den Solopart auf dem Orgelpositiv des Theaters, in der veröffentlichten Fassung wurde auch das Cembalo als mögliches Soloinstrument angegeben. Gegenüber den sechs Konzerten op. 4 (veröffentlicht 1738) zeichnen sich die beiden aus der „Second Series“ (veröffentlicht 1740, das erste mit dem Beinamen „The Cuckoo and the Nightingale“) und die sechs posthum veröffentlichten Konzerte op. 7 dadurch aus, dass viele Stellen und ganze Sätze als „ad libitum“ gekennzeichnet wurden, die Händel also während der Aufführungen improvisierte. Wahrscheinlich wurden in op. 7 verschiedene Konzerte und Sätze aus seinem letztem Jahrzehnt vom Verleger zusammengestellt.

In den Jahren 1747 und 1748 schrieb Händel drei Concerti a due cori, in denen das Orchester in zwei Bläserchöre (Oboen, Fagott, Hörner) und das Streichensemble aufgeteilt ist. Das musikalische Material für diese Konzerte stammt im wesentlichen aus Chorsätzen, etwa aus dem Messiah.

Als Freiluftmusik konzipiert und Gelegenheitskompositionen sind die Wassermusik für Bootsfahrten auf der Themse, die nach heutiger Kenntnis in mehreren Schüben in den 1710er und 1720er Jahren entstanden ist, und die Feuerwerksmusik von 1749, die anlässlich des am 7. Oktober 1748 geschlossenen Aachener Friedens von König Georg II bestellt wurde und 1749 in London uraufgeführt wurde. Bei der Hauptveranstaltung versagte allerdings das Feuerwerk – das entsprechende Gebäude ging in Flammen auf. Die Orchesterbesetzung war vom König ausdrücklich so gewünscht worden, als „Ouvertüre für Militärinstrumente“. Beide Werke sind breit angelegte Suiten, in denen sich lebhafte Tanzsätze, Airs und konzertante Sätze abwechseln.

Kammermusik

Sechs Triosonaten op. 2 wurden 1733 publiziert, datieren in der Komposition aber über einen weiten Zeitraum, der möglicherweise bis 1703 zurückreicht. Sie entsprechen durchgängig der viersätzigen Kirchensonatenform. Weitere 7 Triosonaten op. 5 wurden 1739 veröffentlicht. Sie haben fünf bis sechs Sätze, darunter Tanzsätze wie Sarabande und Gavotte, so dass sie der Suitenform nahekommen. Von der gleichen Form sind 10 Solosonaten op. 1, die zwischen 1712 und 1726 komponiert und 1732 veröffentlicht wurden. Für Oboe schrieb er 3 Sonaten in B-Dur, c-Moll und F-Dur (HWV 357, HWV 366 und HWV 363a).

Händels Werke für Cembalo entstanden größtenteils im Rahmen seiner Lehrtätigkeit oder als Gelegenheitswerke. Als die wichtigsten gelten die acht 1720 veröffentlichten Suites de Pièces pour le Clavecin (HWV 426-433), daneben ein zweite Sammlung von Suiten (HWV 434-438, 1730) und 6 Fugen (HWV 605-610, 1735). Allen gemeinsam ist, dass sie lange Zeit vorher komponiert wurden, teilweise vielleicht schon in Hamburg.


Zur Kammermusik zählten zu Händels Zeit sowohl Vokal- als auch Instrumentalstücke. Zahlreich sind seine weltliche Kantaten: über 60 Continuo-Kantaten (für Solostimme und Basso continuo), die aus einer Abfolge von Arien und Rezitativen bestehen, bei denen er sich an Alessandro Scarlatti orientierte. Dazu kommen mehr als 10 Kantaten „con strumenti“, also mit selbständigen Instrumentalstimmen. Die meisten der weltlichen Kantaten werden der Zeit in Rom zugeschrieben, als Händel an der Accademia degli Arcadi mit Scarlatti, Corelli und Pasquini zusammentraf. Auf 1729 datieren die Neun Deutschen Arien für Solostimme, Melodieinstrument und Basso continuo.

Von seinen 21 Duetten mit Basso continuo schrieb Händel anscheinend zwei 1722, die übrigen zu etwa einem Drittel in Italien, Hannover und in den 1740er Jahren in London. In ihrer Struktur sind sie völlig anders als die Solokantaten, es gibt keine Rezitative und Da-capo-Arien, das kontrapunktische Gewebe der Stimmen steht im Vordergrund. Ein Vorbild dafür ist Agostino Steffani.

Arbeitsstil

Auszug aus dem Manuskript von Tolomeo

Händel berichtet zwar in seinen überlieferten Briefen wenig von seiner Kompositionsarbeit, aber seine Arbeitsweise lässt sich in etwa an seinen späteren Autographen nachvollziehen. Er begann die Niederschrift einer Partitur mit einer Datierung, arbeitete dann die Grundgedanken wie Melodien und Begleitungen aus und schloss wiederum mit einer Datierung ab. Dann erst schrieb er Rezitative, Mittelstimmen und andere weniger wichtige Partien nieder. Den Abschluss bildete stets die Formel SDG („Soli Deo Gloria“, Allein Gott die Ehre). Es sind nur wenige Skizzen überliefert, in denen zumeist kürzere Melodien und Themen festgehalten sind; offenbar dienten sie nicht der Ausarbeitung von Kompositionen. Insgesamt war sein Arbeitstempo hoch. Für den Messias benötigte er rund drei Wochen.

Wie zu seiner Zeit üblich, übernahm Händel Arien aus älteren Werken in neuere, teilweise mit dem gleichen Texte – soweit er passte – oder mit Anpassungen an den neuen Zusammenhang. Insbesondere geschah dies, wenn das ältere Werk als ganzes nicht mehr gebraucht wurde. So hatte er etwa in England keine Verwendung mehr für die deutschsprachige Brockes-Passion, und die Trauerode hatte nach dem Anlass, für den sie komponiert wurde, keine Hoffnung auf eine erneute Aufführung.

Für Händel charakteristisch ist, dass er nicht davor zurückscheute, neben eigener Musik auch Kompositionen anderer Musiker zu verwenden, darunter Gottlieb Muffats Componimenti Musicali für die Cäcilienode, Habermanns Messen für Jephtha und Werke von Telemann, Mattheson und Keiser. Das Finden von Händels Inspirationsquellen ist noch heute Teil der Händelforschung. Die Entlehnungen gehen von Motiven über Fugenthemen bis hin zu ganzen Sätzen.

Als moralisches Problem wurden diese Entlehnungen insbesondere im England des 19. Jahrhunderts gesehen, als das original schaffende Genie das Kunstideal darstellte. Zu Händels Zeiten galten offenbar andere Maßstäbe. Zwar konnte sein Zeitgenosse Bononcini in Ungnade fallen, als er ein komplettes Madrigal Antonio Lottis als sein eigenes ausgab. Der Wert eines Themas oder Motivs lag jedoch nicht in der Erfindung an sich, sondern in der Ausarbeitung des Themas, in der Einbettung in einen Zusammenhang und im Ausdruck eines gewünschten Affekts. Händel arbeitete das bestehende Material immer so um, dass es sich nahtlos in seine Werke einfügt und man es von selbst erfundenen Ideen nicht unterscheiden kann.

Nachwelt

Schon zu Lebzeiten genoss Händel den Rang eines Klassikers. 1738 war ihm zu Ehren in Vauxhall Gardens ein Denkmal errichtet worden, und Mainwarings 1760 erschienene Memoirs of the Life of the Late George Frederic Handel (von Mattheson ins Deutsche übersetzt) gelten als erste Musikerbiographie überhaupt. Im Gegensatz zu anderen Komponisten des Barock geriet Händel auch nach seinem Tod nicht in Vergessenheit, wenn sich seine dauerhafte Präsenz im Musikleben auch allein auf seine Oratorien gründet.

Neben regelmäßigen auszugsweisen Aufführungen seiner Oratorien wurden mehrere aus Händels Musik zusammengestellte Pasticci gespielt, an denen Thomas Morell als Librettist beteiligt war. Zur Feier von Händels hundertstem Geburtstag wurde 1784 (man hatte sich um ein Jahr vertan, weil im Geburtsjahr Händels in England noch der Julianische Kalender galt, nach dem das Jahr erst am 25. März begann, während in Deutschland der Gregorianische Kalender galt) mit über 500 Musikern eine dreitägige Gedächtnisfeier in Westminster Abbey und im Pantheon gehalten, mit Aufführungen des Messiah, Stücken aus den Oratorien und Orchestermusik. Wegen des Erfolgs wurde die Messiah-Aufführung noch zweimal wiederholt. Die Gedächtnisfeier begründete eine Tradition, die bis 1791 fortgeführt wurde.

Die Begeisterung schwappte auch auf das Festland über. 1772 wurde der Messiah erstmals von Michael Arne in Hamburg dirigiert, drei Jahre später von C.P.E. Bach. Johann Adam Hiller war der erste, der für Berlin 1786 das Werk völlig neuinstrumentierte und änderte. Für die Konzerte des Barons van Swieten ergänzte Mozart zwischen 1788 und 1790 die Instrumentierung vierer oratorischer Werken Händels, um sie dem Zeitgeschmack anzupassen.

Als Haydn während seines London-Aufenthalts die Musik Händels hörte, traf es ihn so, „als sei er an den Beginn seiner Studien zurückversetzt worden und habe bis dahin nichts gewusst.“ (nach Giovanni Carpani). Er brachte ein Libretto nach Wien mit, das möglicherweise für Händel erstellt worden war, und komponierte danach Die Schöpfung, ein Oratorium, das in seiner Struktur und seinen Chorfugen deutlich den Einfluss Händels zeigt. Gleichermaßen ließ sich Beethoven von Händel inspirieren. Auf See the conqu'ring hero comes schrieb er Variationen für Cello und Klavier (1796). Die Ouvertüre Die Weihe des Hauses mit ihrer großen Mittelfuge ist bewusst nach Händels Stil modelliert.

In den 1770er Jahren kam der Messiah in die USA und wurde bald danach insbesondere für Benefizkonzerte verwendet. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts etablierte sich dort die Tradition, ihn in der Vorweihnachtszeit aufzuführen. Ab 1842 machte Vincent Novello in England eine enge Auswahl an Oratorien in einem preiswerten Klavierauszug zugänglich. War die bis dahin einzige Gesamtausgabe von Samuel Arnold unhandlich, so konnten die Noten (deren Preis den leerer Notenblätter nicht überstieg) sich nun auch in den Chorvereinigungen der Provinzen ausbreiten.

In monumentalem Maßstabe wurden in London (nach einer Probe 1857) von 1859 bis 1926 im dreijährigen Abstande im Crystal Palace Händelfestspiele gehalten. Auf ihrem Höhepunkt wirkten etwa 4000 Chorsänger und etwa 500 Orchestermusiker mit. In dieser Form entwickelte sich die Veranstaltung geradezu zu einer Demonstration des englischen Nationalstolzes.

Es war Deutschland vorbehalten, Händels völlig vergessene Opern wiederzubeleben. Ab 1920 brachte der Kunsthistoriker Oskar Hagen mehrere davon in Göttingen auf die Bühne. Seine deutschen Fassungen verbreiteten sich schnell an den Theatern des ganzen Landes. Gleichzeitig richtete sich der Blick in diesen Jahren auf die dramatischeren Oratorien wie Hercules und Susanna, die mit großen Chormassen nicht angemessen dargeboten werden konnten.

Seit den 1970ern haben in historisch informierter Aufführungspraxis musizierende Ensembles dafür gesorgt, dass Händel-Aufführungen sich mehr an den ursprünglichen Ensemblegrößen orientieren und Werke nicht willkürlich gekürzt werden. Ebenso versucht man neue Antworten auf Probleme wie die Kastratenstimmen in den Opern zu finden, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts noch durch Transposition auf normale Männerlagen gelöst wurden. Pionier auf diesem Gebiet war Alfred Deller, der in einer Messiah-Aufführung am 24. Februar 1951 unter John Tobin als Altus sang und als einziger Solist mit der improvisatorischen Verzierungspraxis zurecht kam. Erste Bestrebungen, die historische Aufführungspraxis wiederzubeleben, gehen auf Friedrich Chrysander zurück.

In Deutschland wird Händel heute neben Konzerten und Theateraufführungen bei drei Festspielen gepflegt: die Händel-Festspiele Göttingen, die aus Hagens Opernaufführungen der 1920er entstanden, die 1952 in Händels Geburtsstadt gegründeten Händel-Festspiele Halle, und die Karlsruher Händel-Festspiele, die seit 1985 vom Badischen Staatstheater in enger Zusammenarbeit mit der Händel-Gesellschaft und der Int. Händel-Akademie veranstaltet werden.

Ausgaben

Händel stellt jeden Herausgeber vor besondere Schwierigkeiten. Seine Änderungen, Ergänzungen und Anpassungen an veränderte Aufführungsbedingungen führen dazu, dass es für fast jedes Werk eine Vielzahl von möglichen Varianten gibt. Die Hallische Händel-Ausgabe hat sich zum Ziel gesetzt, alle Fassungen eines Werkes zu rekonstruieren. Eine Fassung letzter Hand gibt es nicht. So besteht für den Interpreten die Möglichkeit, zwischen den verschiedenen Fassungen zu wählen. Für die Kammermusik gibt es das Problem, dass mehrere Veröffentlichungen nicht von Händel autorisiert waren und teilweise vom Verleger selbst zusammengestellt und um unechte Werke ergänzt wurden. Inzwischen sind die unechten Werke jedoch identifiziert und der Befund in modernen Ausgaben erklärt.

Der erste Versuch einer Gesamtausgabe von Händels Werken erfolgte zwischen 1787 und 1797 durch Samuel Arnold in London, wurde aber wegen abspringender und verstorbener Subskribenten vorzeitig abgebrochen, so dass fast alle Opern und ein Großteil der vokalen Kammermusik fehlen. Eine von der English Handel Society zwischen 1843 und 1858 betriebene Ausgabe auf der Basis von Autographen brach nach kaum mehr als zwölf größeren Chorwerken ab.

Als Pionierleistung muss die Gesamtausgabe in 94 Bänden gelten, die Friedrich Chrysander – anfangs unter dem Dach der von ihm mitgegründeten Deutschen Händel-Gesellschaft in Leipzig – ab 1858 herausgab. Dazu kamen 6 Ergänzungsbände mit Kompositionen anderer Komponisten, deren Material Händel verwendete. Nur ein Band der Gesamtausgabe und 2 Ergänzungsbände wurden 1902 von Max Seiffert hinzugefügt, ein weiterer erschien nicht. Chrysander griff dafür auf Händels Dirigierpartituren und teilweise auf Autographen zurück.

1955 begann die Georg-Friedrich-Händel-Gesellschaft in Halle mit einer Ausgabe für den praktischen Gebrauch, die die Chrysander-Ausgabe ergänzen sollte. Man stellte bald fest, dass diese den modernen musikwissenschaftlichen Ansprüchen nicht mehr genügte, da Varianten und Begründungen der Editionsentscheidungen fehlten; so dass man 1958 beschloss, eine neue Gesamtausgabe mit kritischem Bericht zu erarbeiten – die Hallische Händel-Ausgabe (HHA). Die Arbeit soll bis 2023 abgeschlossen sein. Im Rahmen der HHA erschien 1978 im Händel-Handbuch das von Bernd Baselt erarbeitete Händel-Werke-Verzeichnis (HWV).

Werkliste

Opern

HWV Titel Uraufführung Ort Bemerkung
1 Almira 8. Januar 1705 Oper am Gänsemarkt, Hamburg
2 Nero 25. Februar 1705 Oper am Gänsemarkt, Hamburg Musik verloren
3 Florindo 1708 Oper am Gänsemarkt, Hamburg Musik verloren
4 Daphne 1708 Oper am Gänsemarkt, Hamburg Musik verloren
5 Rodrigo 1707 Florenz
6 Agrippina Ende 1709/Anfang 1710 Teatro San Giovanni Grisostomo, Venedig
7a/b Rinaldo 24. Februar 1711 Queen's Theatre, London
8a/b/c Il pastor fido 22. November 1712 Queen's Theatre, London
9 Teseo 10. Januar 1713 Queen's Theatre, London
10 Lucio Cornelio Silla Juni 1713? Cannons bei London? Aufführung nicht gesichert, Musik in Amadigi wiederverwendet
11 Amadigi 25. Mai 1715 King's Theatre, London
12a/b Radamisto 27. April 1720 King's Theatre, London
13 Muzio Scevola 15. April 1721 King's Theatre, London nur 3. Akt von Händel
14 Floridante 9. Dezember 1721 King's Theatre, London
15 Ottone 12. Januar 1723 King's Theatre, London
16 Flavio 14. Mai 1723 King's Theatre, London
17 Giulio Cesare 20. Februar 1724 King's Theatre, London
18 Tamerlano 31. Oktober 1724 King's Theatre, London
19 Rodelinda 13. Februar 1725 King's Theatre, London
20 Scipione 12. März 1726 King's Theatre, London
21 Alessandro 5. Mai 1726 King's Theatre, London
22 Admeto 31. Januar 1727 King's Theatre, London
23 Riccardo Primo 11. November 1727 King's Theatre, London
24 Siroe 17. Februar 1728 King's Theatre, London
25 Tolomeo 30. April 1728 King's Theatre, London
26 Lotario 2. Dezember 1729 King's Theatre, London
27 Partenope 24. Februar 1730 King's Theatre, London
28 Poro 2. Februar 1731 King's Theatre, London
29 Ezio 15. Januar 1732 King's Theatre, London
30 Sosarme 15. Februar 1732 King's Theatre, London
31 Orlando 27. Januar 1733 King's Theatre, London
32 Arianna 26. Januar 1734 King's Theatre, London
A11 Oreste (Pasticcio) 18. Dezember 1734 Covent Garden Theatre, London
33 Ariodante 8. Januar 1735 Covent Garden Theatre, London
34 Alcina 16. April 1735 Covent Garden Theatre, London
35 Atalanta 12. Mai 1736 Covent Garden Theatre, London
36 Arminio 12. Januar 1737 Covent Garden Theatre, London
37 Giustino 16. Februar 1737 Covent Garden Theatre, London
38 Berenice 18. Mai 1737 Covent Garden Theatre, London
39 Faramondo 3. Januar 1738 King's Theatre, London
40 Serse 15. April 1738 King's Theatre, London
A 14 Giove in Argo (Pasticcio) 1. Mai 1739 King's Theatre, London
41 Imeneo 22. November 1740 Theater in Lincoln's Inn Fields, London
42 Deidamia 10. Januar 1741 Theater in Lincoln's Inn Fields, London
58 Semele 10. Februar 1744 Covent Garden Theatre, London

Oratorien

HWV Titel Uraufführung Ort
46a/b Il trionfo del Tempo e del Disinganno/
Il trionfo del Tempo e della Verità
Juni 1707 Rom
47 La Resurrezione 8. April 1708 Rom
48 Brockes-Passion 1709? Hamburg
50a/b Esther vermutlich 1718 Residenz Cannons bei London
51 Deborah 21. Februar 1733 King's Theatre, London
52 Athalia 10. Juli 1733 Sheldonian Theatre, Oxford
53 Saul 16. Januar 1739 King's Theatre, London
54 Israel in Egypt 4. April 1739 King's Theatre, London
55 L'Allegro, il Penseroso ed il Moderato 27. Februar 1740 Theater in Lincoln's Inn Fields, London
56 Messiah 13. April 1742 New Music Hall, Dublin
57 Samson 18. Februar 1743 Covent Garden Theatre, London
59 Joseph and his Brethren 2. März 1744 Covent Garden Theatre, London
60 Hercules 5. Januar 1745 King's Theatre, London
61 Belshazzar 27. März 1745 King's Theatre, London
62 Occasional Oratorio 14. Februar 1746 Covent Garden Theatre, London
63 Judas Maccabaeus 1. April 1747 Covent Garden Theatre, London
64 Joshua 9. März 1748 Covent Garden Theatre, London
65 Alexander Balus 23. März 1748 Covent Garden Theatre, London
66 Susanna 10. Februar 1749 Covent Garden Theatre, London
67 Solomon 17. März 1749 Covent Garden Theatre, London
68 Theodora 16. März 1750 Covent Garden Theatre, London
69 The Choice of Hercules 1. März 1751 Covent Garden Theatre, London
70 Jephtha 26. Februar 1752 Covent Garden Theatre, London
71 The Triumph of Time and Truth 11. März 1757 Covent Garden Theatre, London

Oden und Masques (Auswahl)

HWV Titel Uraufführung Ort
49a/b Acis and Galatea vermutlich 1718 Residenz Cannons bei London
74 Ode for the Birthday of Queen Anne 6. Februar 1713 Königshof in London
75 Alexander's Feast 19. Februar 1736 King's Theatre, London
76 Ode for St. Cecilia's Day 22. November 1739 Theater in Lincoln's Inn Fields, London

Instrumentalmusik

  • 6 Orgelkonzerte Nr. 1-6 op. 4 (HWV 289 – 294)
  • 6 Orgelkonzerte Nr. 7-12 op. 7 (HWV 306 – 311)
  • 4 Orgelkonzerte Nr. 13-16 (HWV 295, 296a, 304, 305a)
  • 6 Concerti grossi op. 3 (HWV 312 – 317)
  • Concerto grosso C-Dur "Alexander's Feast" (HWV 318)
  • 12 Concerti grosso op. 6 (HWV 319 – 330)
  • 3 Concerti a due cori (HWV 332 – 334)
  • Water Music (Wassermusik, HWV 348 – 350)
  • Music for the Royal Fireworks (Feuerwerksmusik, HWV 351)
  • 6 Konzerte (Musik Lexika)

Siehe auch

Literatur

Commons: Georg Friedrich Händel – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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