Mortirolopass

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Mortirolopass (Foppapass)
Himmelsrichtung Nord Süd
Passhöhe 1852 m s.l.m.
Provinz Sondrio, Lombardei Brescia, Lombardei
Wasserscheide Oglino
Talorte Mazzo di Valtellina Monno
Ausbau Passstraße
Karte
Mortirolopass (Italien Nord)
Mortirolopass (Italien Nord)
Koordinaten 46° 15′ 9″ N, 10° 18′ 19″ OKoordinaten: 46° 15′ 9″ N, 10° 18′ 19″ O
REGION1-BEZ=REGION2-BEZ

Der Mortirolopass (ital. Passo del Mortirolo; früher Foppapass, ital. Passo della Foppa) ist ein italienischer Alpenpass in der Lombardei. Er verbindet die Ortschaften Monno im Südosten und Mazzo di Valtellina im Westen. Die Scheitelhöhe beträgt 1852 m.

Ursprünglich lag der Mortirolopass einige hundert Meter weiter nördlich auf einer Höhe von 1892 m; der heutige Pass wurde als Passo della Foppa bezeichnet. Der nördlichere Weg verlor jedoch ebenso wie der Name des südlichen Weges an Bedeutung, und heute bezeichnet man den Scheitelpunkt der Passstraße als Passo del Mortirolo.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neuzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im späten Mittelalter begann die Blütezeit von Apricapass und Mortirolopass. Letzterer, damals noch als „Mortaroul“ bezeichnet, lag zwar höher als der Apricapass, konnte aber die Wegstrecke im Nord-Süd-Verkehr erheblich verkürzen. Besonders in Krisenzeiten, wenn man den leicht verletzlichen Apricapass umgehen wollte, wurde der Mortirolopass oft bevorzugt. Aus dem Jahre 1526 existiert ein Reisebericht einer venezianischen Gesandtschaft, die im Dezember den Mortirolopass überschritt. Dabei wurden sie von sechs einheimischen Männern begleitet, die das Eis aufbrachen und den hohen Schnee wegräumten, damit man mit den Reittieren gefahrlos vorwärtskam.

Noch heute können in Monno, dem eigentlichen Ausgangspunkt der Passreise, die gepflasterten Straßen aus dieser Zeit bestaunt werden. Von Monno zog der Weg gleichmäßig zur Passhöhe an; dieser Weg ist heute noch bis fast oben hinauf mit großen Waldbeständen gesäumt und kann als gut unterhaltene ‚Mulattiera‘ begangen werden. Da man annimmt, dass die Passhöhe selbst noch im 16. Jahrhundert bewaldet war, ermöglichte dies dem damaligen Reisenden eine große Sicherheit bei einer Überquerung, sodass der Mortirolo auch im Winter begangen werden konnte. Im 16. Jahrhundert ging die kurze Blüte des Mortirolos durch den Ausbau des Gaviapasses dem Ende entgegen. Daran konnte auch nicht viel ändern, dass die Anlieger versuchten, den Weg auszubessern.

Moderne[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein stärkerer Ausbau der Passstraße erfolgte, weil das italienische Militär in den Bergen zwischen Edola und dem oberen Veltlin umfangreiche Befestigungsanlagen anlegte, die entsprechende Anschluss- und Verbindungsstraßen benötigten. Die Militärstraßen rund um den Foppa hatten letztendlich nur eine geringe Bedeutung fürs Militär. Einzig am Ende des Zweiten Weltkrieges, als sich im Gebiet Partisanenverbände versteckt hielten, erlangten diese Straßen eine aktuelle Bedeutung für das Militär. Die Partisanen griffen aus dem Hinterhalt der Berge immer wieder die Deutschen im Tal an, besonders aber deren Transporte – die Deutschen nahmen dies nicht hin und veranstalteten regelrechte Treibjagden auf die Partisanen. So kam es am Mortirolo im Februar und nochmals im April 1945 zu Schlachten, bei denen die angegriffenen Partisaneneinheiten ihre Stellungen gegen eine deutsche Übermacht halten konnten.

In den 1960er- und 1970er-Jahren wurde das Projekt einer Fern-Reschen-Stilfser-Joch-Bahn erörtert. Gerade der südliche Zweig dieser völlig neuen Alpentransversale wies unterschiedliche Trassierungsmöglichkeiten auf. Eine dieser Varianten sah einen gut 9,5 km langen Tunnel unter dem Mortirolopass vor, der die Verbindung Bormio-Edolo auf direkten Wege herstellen sollte. Unter dem Stilfser Joch war von Bormio ausgehend ein 15,9 km langer Tunnel vorgesehen. Dieses Projekt wurde nicht realisiert.

Gegenwart[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Passstraße ist seit April 2021 erstmals Staatsstraße.[1] In der Provinz Brescia war sie zuvor Provinzstraße SP81. Die brescianische Seite bekam die provisorische Nummer NSA (Nuova Strada ANAS) 597 und auf der Seite des Veltlin die provisorische Nummer NSA 591.[2]

Sie ist durchgängig asphaltiert, stellenweise nur einspurig in der Fahrbahnbreite. Auf der Passhöhe befindet sich ein kleiner geschotterter Parkplatz.

Im Umfeld verbindet der Pass ein ganzes Netz von Wanderwegen und einfachen Fahrstraßen. Er stellt eine Alternativroute zwischen Apricapass und Gaviapass dar. Wanderer können von Monno aus weitgehend auf einem Anfang dieses Jahrhunderts neu angelegten Saumweg von ein bis zwei Metern Breite wandern, der auf die Alp San Giacomo führt. Von dort verwischen sich die Spuren des alten Weges etwas, um sich auf Veltliner Seite ganz zu verlieren.[3]

Giro d’Italia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Mortirolopass ist mit der Auffahrt von Mazzo di Valtellina seit 1990 etwa alle zwei Jahre Teil der Italien-Radrundfahrt Giro d’Italia. Mit einem durchschnittlichen Anstieg von 10,5 % über 12,4 km zählt er zu den Bergwertungen der 1. Kategorie. Insgesamt sind 1.300 Höhenmeter bei einer maximalen Steigung von 18 % zu überwinden.[4]

Memorial Pantani

Ein Denkmal für den verstorbenen Radrennfahrer Marco Pantani wurde im Jahr 2006 errichtet, fünf Kilometer unterhalb der Passhöhe. Bei Giro-Etappen wird für den ersten Fahrer ein spezieller Preis ausgelobt, der Cima Pantani.[5]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. REGIONE LOMBARDIA - STRADE DA RICLASSIFICARE. In: anas, Gruppo FS Italiane. 2021, abgerufen am 5. Juni 2021 (italienisch).
  2. LOMBARDIA, ANAS: RIAPERTURA DEL PASSO DEL MORTIROLO SU ENTRAMBI I VERSANTI A SEGUITO DI CHIUSURA INVERNALE. 28. Mai 2021, abgerufen am 8. Juni 2021 (italienisch).
  3. Steffan Bruns: Alpenpässe. Die Pässe zwischen Bodensee und Comer See. Band 2. L. Staackmann Verlag, München 2010, ISBN 978-3-88675-281-2, S. 125.
  4. Mortirolo
  5. Launischer Berg der Götter. Abgerufen am 12. Januar 2021 (deutsch).