Nauru

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Flagge von Nauru

Wappen von Nauru

(Details) (Details)

Wahlspruch: God's Will First
engl., "Gottes Wille zuerst"

Amtssprache Nauruisch, Englisch
Hauptstadt Keine offizielle Hauptstadt¹
Präsident Ludwig Scotty
Staatsform Parlamentarische Republik
Fläche 21 km²
Einwohnerzahl 12.329 (Stand 2002)
Bevölkerungsdichte 587 Einwohner pro km²
Unabhängigkeit 31. Januar 1968
Währung 1 Australischer Dollar = 100 Cents
Zeitzone UTC + 12
Nationalhymne Nauru Bwiema
Kfz-Kennzeichen NAU
Internet-TLD .nr
Vorwahl +674
(¹) Eine offizielle Hauptstadt besitzt Nauru nicht, die Regierungsbehörden sind im Distrikt Yaren angesiedelt.
Lage Naurus
Karte Naurus

Die Republik Nauru (Naoero, Republic of Nauru) ist der kleinste Inselstaat der Welt. Er liegt im Pazifischen Ozean und besteht aus der gleichnamigen Insel, die zur Inselwelt von Mikronesien (nicht zu verwechseln mit dem Staat Mikronesien) gehört.

Die Einwohner konnten lange Zeit vom Abbau der reichen Phosphat-Bestände leben; als diese zur Neige gingen, zeigte sich, dass der Staat und die meisten Bürger die Gewinne nicht günstig investiert hatten. Der Staat Nauru, der zur Zeit des Phosphat-Abbaus noch das höchste Pro-Kopf-Einkommen weltweit vorweisen konnte, verarmt nach dem vollständigen Abbau der einzigen Ressource zunehmend. Damit dient die Inselökonomie als Lehrbeispiel für schwache Nachhaltigkeit.

Geografie

Datei:Klima nauru.png
Klimadiagramm Nauru

Nauru ist eine Koralleninsel im Pazifischen Ozean bei 0° 32' südlicher Breite und 166° 55' östlicher Länge. Der Korallenstock, auf dem sich Nauru befindet, steigt aus einer Tiefe von ungefähr 2000 m unter dem Meeresspiegel auf und erreicht eine maximale Höhe von 65 m über NN. Bis auf einen schmalen Küstenstreifen wurde der innere Teil der Insel von Phosphat bedeckt, der sich aus den Exkrementen von Seevögeln bildete. Etwa knapp 2 km2 sind bewaldet.

Aufgrund der Lage Naurus in unmittelbarer Nähe des Äquators sind die Temperaturen ganzjährig ausgeglichen mit etwa 27,5° monatlicher Durchschnittstemperatur. Durch die Passatwinde bekommt die Insel auch das ganze Jahr Niederschläge, die sich im Jahr auf 1900 mm belaufen. Landwirtschaft wird durch das poröse Kalkgestein erschwert, da das Wasser sehr schnell versickert.

Nauru ist von der globalen Erwärmung direkt betroffen, da die Insel bei weiterem drastischen Anstieg des Meeresspiegels im Ozean zu versinken droht. Die Regierung hat diesbezüglich bereits mehrmals bei der UNO die Dringlichkeit der Angelegenheit dargelegt und einige Treffen mit den USA und anderen Industrienationen gefordert.

Demografie

Datei:NRU-Ew.-Diagramm.jpg
Ausländeranteile in Nauru

Die etwa 12.000 Bewohner Naurus setzen sich zu 61,7% aus Nauruern, 25% Kiribatiern und Tuvaluern, 8% Chinesen und Vietnamesen sowie 5% Europäern und Neuseeländern zusammen. Die durchschnittliche Lebenserwartung ist mit 62 Jahren (Männer 58,8, Frauen 66,1 Jahre) relativ niedrig, was auf die ungesunde Ernährung und die hohe Verbreitung von Diabetes zurückzuführen ist. Das jährliche Bevölkerungswachstum liegt bei 1,87%; 38,2% der Bevölkerung sind 0-14 Jahre alt, 60% zwischen 15 und 64 Jahre und 1,9% älter als 64. Die Kindersterblichkeit liegt bei 1,014%. Die Fruchtbarkeitsrate beträgt 3,61 Geburten pro Frau. Die Geburtenrate liegt bei 2,73 Geburten, die Sterberate 0,72 Sterbefälle pro hundert Einwohner. Die Urbanisierung liegt bei 48 Prozent, die Alphabetisierung bei 99 Prozent, die höchste Rate in Ozeanien, was der Investition der Regierung in die Erziehung zu verdanken ist. Auf einen Arzt kommen etwa 700 Einwohner.

Distrikte

Hauptartikel: Administrative Gliederung Naurus

Nauru ist unterteilt in 14 Distrikte: Aiwo, Anabar, Anetan, Anibare, Baiti, Boe, Buada, Denigomodu, Ewa, Ijuw, Meneng, Nibok, Uaboe, Yaren

Geschichte

Frühgeschichte

Die Herkunft des nauruischen Volkes ist bis heute nicht geklärt. Sie kann möglicherweise aus der letzten malayo-pazifischen Völkerwanderung (etwa um 1200 n. Chr.) erklärt werden. Wahrscheinlich waren es seefahrende oder schiffbrüchige Polynesier, die sich niederließen, denn eine Urbevölkerung gab es nicht.
Als europäischer Entdecker Naurus gilt der britische Captain John Fearn, der die Insel 1798 besuchte. Wegen ihres attraktiven Aussehens nannte er sie "Pleasant Island" (angenehme Insel), und diesen Namen behielt sie für die nächsten neunzig Jahre, als Grossbritannien die Insel in Besitz nahm. Im 19. Jahrhundert war Nauru ein berüchtigter Stützpunkt ausländischer See- und Strandpiraten.
In Nauru lebten damals zwölf Stämme: die Deiboe, Eamwidamit, Eamwidara, Eamwit, Eamgum, Eano, Emeo, Eoraru, Irutsi, Iruwa, Iwi und Ranibok. Sie sind heute im zwölfzackigen Stern der Staatsflagge verewigt, ihre Nachkommen leben noch immer auf Nauru, ordnen sich aber nicht mehr dem Stamm, sondern dem Distrikt zu, in dem sie wohnen. Eine Besonderheit ist der Stamm Iruwa, der ursprünglich von den Gilbert Inseln stammt, also nicht gebürtig nauruisch ist. Weitere Ausnahmen bilden die Stämme Irutsi und Iwi, von denen es keine Nachkommen gibt. Sie sind vermutlich während der japanischen Besetzung in Chuuk ausgestorben.

Vor dem Ersten Weltkrieg

Datei:Auweyida.jpg
Auweyida vor der deutschen Reichsflagge

Die nun einsetzende europäische Einwanderung, vorwiegend britische Emigranten, blieb nicht ohne Folgen für die einheimische Bevölkerung: Bis dahin unbekannte Krankheiten brachten vielen Nauruern den Tod. Zwischen 1878 und 1888 kam es außerdem mehrfach zu kriegerischen Auseinandersetzungen verfeindeter Clans, ausgelöst durch Intrigen europäischer Siedler. Diese Kämpfe führten beinahe zur Ausrottung der nauruischen Bevölkerung.

Die Konflikte konnten erst beigelegt werden, nachdem Nauru 1888 von Deutschland erworben wurde und zum deutschen Protektorat der Marshallinseln annektiert wurde. Deutschland erwarb Nauru vor allem aus strategischen Gründen, um die deutsche Vormachtstellung im Pazifik zu festigen. Die Insel war zu dieser Zeit eine Monarchie und wurde von einem König regiert, der von den Stammeshäuptlingen ausgewählt wurde. Die damals regierenden Monarchen Auweyida und Eigamoiya wurde nach der Inbesitznahme durch Deutschland weiterhin als Oberhäupter akzeptiert. Nauru gehörte bis 1920 zu Deutsch-Neuguinea.

Nauru während der Weltkriege

Im Ersten Weltkrieg wurde Nauru von Australien besetzt, das es nach dem Krieg im Auftrag Großbritanniens und Neuseelands als Mandatsgebiet verwaltete. 1900 wurden die großen Phosphatvorkommen entdeckt. Australien sicherte sich danach die Rechte am Abbau, wobei die australischen Verwalter den nauruischen Häuptlingen umgerechnet ein paar wenige Euro dafür bezahlten.
1919 wurde der Angam Day verkündet, der Tag, an dem die nauruische Bevölkerung 1.500 Personen umfaßt hatte. Es wurde verkündet, daß mindestens 1.500 Nauruer leben müßten, um die nauruische Bevölkerung von der Angst der Ausrottung zu befreien.
Im Zweiten Weltkrieg wurde Nauru zunächst von deutschen Kriegsschiffen und danach von amerikanischen Flugzeugen beschossen, bis es dann von den Japanern besetzt wurde, die 1942 fast die gesamte Bevölkerung zur Zwangsarbeit auf Chuuk und andere Inseln der Karolinen deportierten. Mehr als ein Drittel ging dabei zu Grunde. Die Überlebenden kehrten 1946 zurück. Jener Zwangsrückgang der Bevölkerung machte einen weiteren Angam Day möglich.

Unabhängigkeit und Folgen

Nach dem Zweiten Weltkrieg fiel Nauru wieder an Australien zurück. Das Streben nach Unabhängigkeit wuchs seither immer mehr, bis Nauru 1966 die weitgehende Selbstverwaltung und am 31. Januar 1968 unter Führung des Oberhäuptlings Hammer DeRoburt die politische Unabhängigkeit erhielt. DeRoburt blieb für lange Zeit Präsident, wurde dann aber vom jungen Bernard Dowiyogo abgelöst. Dowiyogo machte sich international bemerkbar, indem er die Atomversuche Frankreichs scharf kritisierte.

Nauru verklagte Australien beim Internationalen Gerichtshof (IGH) wegen der Ausbeutung des Phosphats vor der Unabhängigkeit. Am 9. August 1993 sagte Australien 107 Millionen Dollar zur Renaturierung Naurus zu. Das Renaturierungsprogramm enthielt u.a. die Beseitigung der Korallenfelsen, die nach dem Phosphatabbau übrig geblieben waren, um darauf Humus aufzutragen. Dieses Programm wurde jedoch bald abgebrochen und das Geld wurde für die weitere Modernisierung der Infrastruktur verwendet. Nauru verzichtete damals im Gegenzug darauf, seine Klage gegen Australien beim Internationalen Gerichtshof (IGH) weiterzuverfolgen.
Im August 1995 suspendierte Nauru zusammen mit Kiribati nach französischen Atomtests im Pazifik die diplomatischen Beziehungen zu Frankreich.
Am 9. Oktober 1997 schloss die Regierung einen Vertrag mit dem Internationalen Diabetesinstitut (IDI) über ein Langzeitprojekt zur Diabetesforschung ab. Der Vertrag beinhaltet, dass sich Nauruer für einen Zeitraum von 20 Jahren für genetische Untersuchungen zur Verfügung stellen und dass der Staat an wirtschaftlich verwertbaren Ergebnissen der Studie beteiligt würde.
Ende 1997 nahm Nauru die diplomatischen Beziehungen mit Frankreich wieder vollständig auf. Am 1. Mai 1999 wurde die Republik Nauru Vollmitglied beim Commonwealth, am folgenden 14. September wurde sie Vollmitglied der UNO.

Im Januar 2000 stellten die Deutsche Bank und Bankers Trust, die weltweit Geld transferieren, sämtliche US-Dollar-Zahlungen an Nauru ein. Auch die G8 erwogen Sanktionen gegen die Steueroase wegen Geldwäsche der russischen Mafia und südamerikanischer Drogenkartelle. Nauru hatte sich Ende der 1990er-Jahre zu einem Paradies für internationale Drogenhändler und Geldwäsche entwickelt. Wie das amerikanische Außenministerium Anfang März 2000 in seinem Jahresbericht zur Kontrolle des Drogenhandels feststellte, nutzen vor allem Mitglieder der russischen Mafia Nauru zum Waschen von Geld aus dem Drogenhandel. Nach Angaben der russischen Zentralbank sind im Jahr 1999 rund 80 Milliarden US-Dollar durch Banken, meist Briefkastenfirmen, in Nauru geflossen. Der Inselstaat hatte sich als Steuer- und Finanzparadies etabliert und wurde nur noch von den britischen Kaimaninseln übertroffen, was die Zahl der Finanzinstitutionen pro Kopf der Bevölkerung angeht. Doch während es auf den Kaimaninseln regulatorische Mechanismen zur Eindämmung des illegalen Geldflusses gab, fehlte auf Nauru jegliche Kontrolle. Die Vereinigten Staaten von Amerika verlangten deshalb von Nauru die Einführung eines Anti-Geldwäsche-Gesetzes nach internationalem Standard. Auf weiteren Druck der UNO ließ Nauru die Geldwäscherei unterbinden, auch wenn sie für Nauru eine lohnende Einnahmequelle war. Am 19. April 2002 veröffentlichte die OECD eine neue schwarze Liste der Staaten, die schädliche Steuerpraktiken dulden; mitaufgeführt auf dieser Liste ist auch Nauru.
Am 21. Juli 2002 brach Nauru, das bislang Taiwan offiziell anerkannt hatte, seine diplomatischen Beziehungen mit Taipeh ab und stellte sich auf die Seite der Volksrepublik China. Der damalige Präsident René Harris unterzeichnete in Hongkong eine gemeinsame Erklärung mit Chinas Vizeaußenminister Zhou Wenzhong. Mit dem Seitenwechsel Naurus wurde Taiwan nur noch von 27 Staaten offiziell anerkannt.

Seit dem Tod DeRoburts bis in die Gegenwart ist die politische Situation sehr instabil: Viele Misstrauensvoten und häufig wechselnde Präsidenten sowie unterschiedlichste Ansichten im Parlament bezüglich der Verwendung des großen Reichtums ließen die finanzielle Lage außer Kontrolle geraten. Die Situation spitzte sich zusätzlich zu, als das Phosphat zur Neige ging: Zwischen 1999 und 2003 gab es eine Serie von Misstrauensvoten und Wahlen, nach denen René Harris und Bernard Dowiyogo das Land für verschiedene Perioden führten. Dowiyogo starb während seiner Amtszeit am 10. März 2003 in Washington D.C. an Diabetes; sein Nachfolger Derog Gioura erlitt eine Herzattacke. Ludwig Scotty wurde am 29. Mai 2003 als neuer Präsident gewählt, und es schien damals durchaus möglich, dass die Jahre der politischen Instabilität zu Ende gingen. Indes gab es im August 2003 eine erneute Misstrauens-Abstimmung. Harris gewann an Unterstützung zurück und wurde wieder zum Präsidenten gewählt. Am 22. Juni 2004 erlangte Scotty die Präsidentschaft wieder, nachdem Harris durch ein erneutes Misstrauensvotum abgesetzt wurde. Kinza Clodumar, einer der Minister unter Harris, stimmte dabei gegen Harris und bewirkte dadurch dessen Abwahl.

2001 richtete die Regierung unter Harris das Nauru Detention Centre ein, um nach dem Ende des Phosphatabbaus dem wirtschaftlichen Kollaps entgegenzuwirken. Die australische Regierung unter John Howard läßt hier Flüchtlinge festhalten und bezahlt Nauru dafür sehr großzügig. Jedoch führte dieser Umstand zu heftigen Protesten seitens der Opposition und der Bevölkerung: Demonstranten brannten 2003 das State House, die Residenz Harris', nieder. Am 23. April 2004 gab es Demonstrationen auf dem Flughafen, als Harris zu Verhandlungen nach China fliegen wollte. Bei diesen Protesten waren auch einige Parlamentarier der Oppositionspartei Naoero Amo zugegen, diee dafür mit 14 Jahren Haft bestraft wurden. Diese Haftstrafen wurden mit dem Amtsantritt Scottys widerrufen. Im Mai 2004 starteten einige australische Menschenrechtsaktivisten die Flotilla of Hope, eine Segelreise zweier australischer Jachten von Sydney nach Nauru, um friedlich gegen das australische Flüchtlingslager in Nauru zu protestieren.
Die neue Regierung unter Scotty befindet sich in einem Dilemma: Sie setzte sich zum Ziel, das Flüchtlingslager zu schliessen, jedoch warnte Harris kurz nach seiner Abwahl vor diesem Schritt, da sonst keine Einnahmen mehr bestünden. Die Wirtschaft wäre am Boden, der Staat bankrott. Harris, der Parlamentsmitglied blieb, forderte vorgezogene Neuwahlen des Parlaments, denn momentan reiche ein unsicherer Parlamentarier, um die ganze Situation wieder umzukehren.

Wirtschaft/Industrie

Die Wirtschaft ist immer noch sehr abhängig vom Phosphatabbau.

Die Landwirtschaft ist wegen des porösen Bodens und der unregelmäßigen Regenfälle auf die Küstenzone beschränkt, wo Kokospalmen, Bananen, Ananas und etwas Gemüse angebaut werden. Landwirtschaft und Fischerei sind jedoch von untergeordneter Bedeutung. Man versucht nun, die Korallenfelsen der abgebauten Phosphatfelder wegzuräumen und Humus aufzutragen, um die landwirtschaftlichen Flächen auszudehnen. Schätzungsweise 20 % aller Bewohner betreiben mittlerweile in ihren Gärten landwirtschaftlichen Anbau. Im Phosphatbergbau arbeiten trotz fast versiegter Förderung noch immer knapp die Hälfte der Erwerbstätigen. Nauru verfügte über ein Phosphatvorkommen mit dem höchsten Gehalt der Welt. Es hatte sich durch chemische Prozesse im Laufe von Jahrmillionen aus den Exkrementen von Seevögeln gebildet, die auch heute noch in großer Zahl bei ihren saisonalen Wanderungen Nauru als "Basis" nutzen. Rund 75% des BSP wurden durch den Export dieses Rohstoffes erwirtschaftet. Seit 2000 wird nur noch sehr wenig abgebaut.

Signet der NPC

Der Industriesektor spielt eine geringe Rolle. Der einzig größere Arbeitgeber ist die staatliche Phosphatraffinerie.
Der Dienstleistungssektor hingegen ist mit rund 35% der Beschäftigten ein weiterer wichtiger Pfeiler der nauruischen Wirtschaft. Hauptarbeitgeber sind die Verwaltung der Phosphatminen (NPC) sowie die staatliche Schifffahrtslinie (Nauru Pacific Line) und die nationale Fluggesellschaft (Air Nauru), die gelegentlich ihren Betrieb einstellt, da sie sich oft den Treibstoff oder Reparaturen nicht leisten kann. Beide werden allerdings stark vom Staat subventioniert.

Als einziger Wirtschaftszweig für die Zukunft bleibt die Fischindustrie. Da die chronische Wasserknappheit ein großes Problem ist, wird eine Meerwasserentsalzungsanlage gebaut. Die Hauptaufgabe bezüglich der Zukunft besteht darin, den hohen Lebensstandard auch ohne die Einnahmen aus den bald erschöpften Phosphatvorkommen zu sichern. Zu diesem Zweck hatte die Regierung einen Kapitalfonds gebildet, der Immobilien und Aktien in den pazifischen Nachbarstaaten sowie in den USA und Australien erwirbt. Außerdem bemühte sich die Nauru Finance Industry, den Inselstaat durch erhebliche Steuervergünstigungen zu einem Steuerparadies für die internationale Geschäftswelt zu machen.

Wegen gravierender Fehlinvestitionen und korrupter Geschäfte der Regierung verlor der Staat fast seinen gesamten Reichtum und der hohe Wohlstand schwand. Beispielsweise finanzierte der Staat ein erfolgloses Musical in London, das nach der Premiere sofort abgesetzt wurde. Löhne werden zurzeit teilweise nicht bezahlt, der Abfall häuft sich an; der Staat hat riesige Schulden zu bezahlen und steht vor dem Bankrott. Außerdem fällt Nauru unangenehm auf als "Gefängnis" für afghanische Asylanten, die von der australischen Regierung noch voraussichtlich bis Juni 2005 im Nauru Detention Centre festgehalten werden.
Die Hoffnung Naurus beruht auf Zahlungen Australiens, die vor der Unabhängigkeit Naurus die Phosphatvorkommen ohne Gegenleistung ausgebeutet hatten. Außerdem entlohnt Australien Nauru für die Festhaltung der Flüchtlinge; diese Zahlungen machen momentan fast das gesamte Staatseinkommen aus. Weiterhin versucht Nauru, seine Gläubiger (u.a. GE) und die UNO von der Notlage zu überzeugen und bittet diese um Erlaß der Schulden sowie um Subventionen seitens der UNO.

Die Beschäftigten der früheren Phosphatmine sind fast ausschließlich Fremdarbeiter aus Kiribati, Tuvalu, den Philippinen, Hongkong, Australien und Neuseeland. Die Fremdarbeiter und deren Familien stellen rund 40% der Inselbewohner.
Die medizinische Behandlung war kostenlos, keine Steuern und Dienstleistungen waren zu bezahlen; der grösste Teil der üppigen Einnahmen aus dem Phosphatbau wurde dem nauruischen Volk zur Verfügung gestellt. So lebten die Nauruer relativ sorglos in den Tag hinein; viele hatten keinen geregelten Tagesablauf. Man vertrieb sich die Zeit mit dem Fangen und Züchten von Fregattvögeln. Der Alltag bestand fast nur aus Freizeit. Jeder Nauruer hatte drei Autos für 30 Kilometer Straße und ein eigenes Motorboot. Man flog einmal wöchnentlich nach Australien, um sich mit den neusten Errungenschaften der Technologie einzudecken. Es wurden viele Feste gefeiert und viel Ungesundes wurde gegessen und getrunken, sodaß heute nahezu die Hälfte der Nauruer fettleibig und/oder zuckerkrank ist.
Mit dem Reichtum schwand auch die kostenlosen Dienstleistungen. Die Regierung konnte die medizinische Behandlung nicht mehr gratis zur Verfügung stellen und auch Steuern müssen nun bezahlt werden.

Kanäle

In Nauru gibt es keine Flüße, jedoch Kanäle. Einige Kanäle wurden künstlich angelegt, um der Süßwasser-Knappheit entgegenzuwirken und die Bewässerung zu gewährleisten und zu fördern.

  • Ganeno
  • Ganiamwe
  • Ganibawo, bei Boe
  • Ganiwuro
  • Ganokwang
  • Gatoe
  • Gonge, bei Ewa (auch Onge)
  • Gonokwoy

Kultur

Die Verdrängung der herkömmlichen Kultur durch zeitgenössische westliche Einflüsse macht sich auf Nauru sehr deutlich geltend. Nur wenig ist von den alten Sitten und Bräuchen erhalten geblieben. Kaum jemand kennt noch alte Lieder. An ihre Stelle ist zeitgenössische Musik getreten, wie sie die Nauruer im Rundfunk hören.
Die Traditionen des Kunsthandwerks sind fast gänzlich verlorengegangen. Im Alltagsleben hat sich fast nichts Althergebrachtes erhalten. Die Einwohner tragen die übliche Tropenkleidung: kurze Hosen und leichte Hemden. Noch am ehesten wird wohl der Fischfang in der traditionellen Art ausgeübt. Stets kann man nahe der Insel Angler beobachten, die in kleinen leichten Booten geduldig darauf warten, dass ein Fisch anbeißt. Erhalten geblieben ist auch die Sitte des Fischfangs mit Hilfe von dressierten Fregattvögeln. Diese stehen in Nauru als Nationaltier unter besonderem Schutz und werden nur zum Fischfang und teilweise noch zur Übermittlung von Briefen gehalten.
Bei Radio Nauru hat man zahlreiche Aufzeichnungen mit hiesiger Volksmusik gesammelt. Aber selbst alte Menschen können nicht immer den Inhalt dieser Lieder verstehen. In Nauru ist klar zu erkennen, wie rasch das Traditionelle seinen Platz an das Zeitgenössische abtritt.

Die wenige indigene Kultur, die noch übriggeblieben ist, ist ähnlich wie auf allen Inseln Mikronesiens. Musik und Tanz zählen zu den beliebtesten Kunstformen. Rhythmische Gesänge und traditionelle Reigen werden v. a. zu Festen und an Feiertagen aufgeführt. Kunsthandwerker stellen aus Kokosfasern und den Blättern des Schraubenbaumes Kleidungsstücke und Fächer her und verwenden geometrische Muster, die jenen der indonesischen Kultur ähneln. Auch das Holz der Kokospalme wird zur Herstellung von Kunsthandwerk genutzt. Die traditionellen Schnitzereien verzieren häufig Alltagsgegenstände wie Schalen und Proviantbehälter.
Die Zeremonie der Zubereitung und des Trinkens von Kava gilt als traditioneller Brauch, der ursprünglich nur von Männern begangen werden durfte, heute sind aber auch Frauen zugelassen.

Die Sprache Naurus ist eine Mischung aus den Sprachen der Nachbarinseln. Nauruisch ist die Nationalsprache, Englisch wird jedoch weitgehend verstanden und gesprochen. Die meisten Nauruer sind Protestanten, nur 30% sind katholisch. Es besteht allgemeine Schulpflicht vom 6.-16. Lebensjahr. Einzige Schule ist das Kayser College im Norden der Insel. Zur Sekundar- und Hochschulerziehung gehen die Nauruer ins Ausland, meist nach Australien. Der staatliche Rundfunk sendet ganztägig. Die gesamte Elektrizität für die Insel wird im Power House in Aiwo erzeugt.
Der offizielle Nationalfeiertag ist der Unabhängigkeitstag am 31. Januar, jedoch gilt der Angam Day als weiterer staatlicher Nationalfeiertag.

Tourismus

Sehenswert sind die Phosphatminen im Inselinnern, die nach ihrer Ausbeutung eine triste zerstörte Natur hinterlassen haben. Man kann die Insel in einem Tagesausflug gut zu Fuß umrunden und stößt dabei auch immer wieder auf Relikte aus dem Pazifikkrieg, beispielsweise japanische Bunker entlang der Küste. Viele Relikte sind gesammelt im Nauru Museum.
Beim Rundgang durch die Chinatown im Südwesten fällt das große Warenangebot auf, was nicht weiter verwunderlich ist, denn alle Konsumgüter der Insel werden importiert. Daher gibt es auch keine typischen Landesspeisen. Den schönsten Strand Naurus findet man an der Anibare Bay, nördlich des einzigen großen Hotels, dem Menen Hotel. Weitab von der mondähnlichen Landschaft der Phosphatfelder können hier Einheimische ebenso wie die wenigen Urlauber, die die Südseeinsel besuchen, noch weitgehend intakte Natur erleben. Das Baden ist allerdings riskant, da vor der Ostküste gefährliche Unterwasserströmungen und eine starke Brandung herrschen. Außerdem schwimmt in dieser Gegend die Portugiesische Galeere, eine Quallenart, herum, die bis zu 30 Meter lange Nesseln besitzt.

Sport

Die Nauruer sind grosse Sportfans, sie spielen vor allem Fußball und Softball, eine Art Baseball. Internationale Sportauswahlen gibt es grundsätzlich nicht, jedoch gibt es einige Australian Football-Mannschaften, von denen eine in der australischen Liga spielt. Auch eine nauruische Fußballnationalmannschaft existiert, jedoch wurde der Verband sowohl von der OFC als auch von der FIFA mangels Professionalität noch nicht aufgenommen.
Weitere auf Nauru praktizierte Sportarten sind Tennis und Segeln sowie in geringem Masse Schwimmen und Golf.

Es gibt einige Rasenplätze in Nauru. Das einzige Stadion steht zurzeit in Yaren, ist jedoch überaltert und für internationale Ansprüche nicht geeignet. Ein größeres und moderneres Sportstadion ist im Distrikt Meneng im Bau, wird aber mangels Geld momentan nicht weiter gebaut. Geplant war früher auch ein größeres Stadion in Boe; man entschied sich jedoch für das Menen Stadium, weil dort keine Platzprobleme herrschen. Weitere "Stadien" sind:

Nirgends war und ist Nauru sportlich erfolgreicher als im Gewichtheben. Der sensationelle Gewinn der Goldmedaille bei den Commonwealth Games 1990 im Gewichtheben durch Marcus Stephen initiierte die Gründung des Nauruischen Olympischen Komitees. Die Gewichtheberin Reanna Solomon holte in der Folge ebenfalls mehrere Medaillen bei den Commonwealth Games.

1998 beschloß der Gewichtheber-Weltverband (IWF) in Lahti, die Weltmeisterschaften 2001 in Nauru durchzuführen. Dieser Tag wurde als "der größte Tag in der Geschichte unseres Volkes" tituliert. Nauru hatte bei der Kampfabstimmung in Lahti den deutschen Mitbewerber Riesa vor allem durch seine Finanzkraft aus dem Feld gedrängt. Die Nauruer wollten das Spektakel nebst Flugreise und Aufenthalt der Sportfunktionäre finanzieren. Und zum ersten Mal in der WM-Geschichte sollte es auch Geld für die Besten geben: 6.500 DM pro Goldmedaille.
Jedoch wurden diese Wettkämpfe seitens Nauru aufgrund der inzwischen fehlenden Geldmittel in letzter Minute abgesagt. Austragungsort wurde notgedrungen Guam.

Politik

Nauru ist eine demokratische Republik.

Regierung

Die Regierung besteht aus:

Das aus 18 Abgeordneten bestehende, einkammerige Nauruische Parlament wird in der Regel alle drei Jahre gewählt. Es wählt unter sich einen Präsidenten, der üblicher Weise nach den nationalen Parlamentswahlen von den neugewählten Parlamentsabgeordneten mit einer relativen Mehrheit gewählt wird. Der Präsident benennt danach meistens aus Parteigenossen im Parlament sein Kabinett, das aus 5 bis 6 Ministern besteht. Der Präsident ist gleichzeitig Staats- und Regierungschef. Es gibt ein kleines Mehrparteiensystem; die zwei grossen Parteien sind die Demokratische Partei Nauru und die Naoero Amo Partei sowie eine informale Partei, Nauru Partei.

Liste der Präsidenten seit der Unabhängigkeit

Name (Geburtsjahr-Todesjahr)Daten der Präsidentschaft
Hammer DeRoburt (1922-1992) 31.01.1968-22.12.1976
Bernard Dowiyogo (1946-2003) 22.12.1976-19.04.1978
Lagumot Harris (1938?-1999) 19.04.1978-15.05.1978
Hammer DeRoburt 15.05.1978-17.09.1986
Kennan Adeang 17.09.1986-01.10.1986
Hammer DeRoburt 01.10.1986-12.1986
Kennan Adeang 12.1986-12.1986
Hammer DeRoburt 12.1986-17.08.1989
Kenos Aroi 17.08.1989-12.12.1989
Bernard Dowiyogo 12.12.1989-22.11.1995
Lagumot Harris 22.11.1995-11.11.1996
Bernard Dowiyogo 11.11.1996-26.11.1996
Kennan Adeang 26.11.1996-19.12.1996
Ruben Kun 19.12.1996-13.02.1997
Kinza Clodumar (1944?-) 13.02.1997-18.06.1998
Bernard Dowiyogo 18.06.1998-27.04.1999
Rene Harris (1947-) 27.04.1999-20.04.2000
Bernard Dowiyogo 20.04.2000-30.03.2001
Rene Harris 30.03.2001-09.01.2003
Bernard Dowiyogo 09.01.2003-17.01.2003
Rene Harris 17.01.2003-18.01.2003
Bernard Dowiyogo 18.01.2003-10.03.2003
Derog Gioura (1931?-) 10.03.2003-29.05.2003
Ludwig Scotty29.05.2003-08.08.2003
Rene Harris 08.08.2003-22.06.2004
Ludwig Scottyseit 22.06.2004

Die offizielle Präsidialresidenz ist das State House; das Gebäude brannte 2003 während Protesten gegen die Politik der Regierung in Bezug auf die afghanischen Asylanten im Nauru Detention Centre ab.

Rechtssystem

Das nauruische Recht basierte auf dem britischen Gemeinschaftsrecht und auf Beschlüssen des nauruischen Parlaments. Entscheidungen werden durch das Oberste Gericht getroffen.

Mitgliedschaft in internationalen Organisationen

Nauru ist Mitglied der folgenden Organisationen: Asiatische Entwicklungsbank, Commonwealth, ESCAP, ICAO, ICC, Intelsat, Interpol, IOC, ITU, OPCW, Pacific Islands Forum, Pacific Community, Sparteca, South Pacific Forum, Vereinte Nationen, UNESCO, UPU, WHO

Wahlkreise

(Hauptartikel: Administrative Gliederung Naurus)

Letzte Wahlen, Mai 2003

Die letzten nationalen Parlamentswahlen fanden am 3. Mai 2003 statt. Sie wurden aufgrund des plötzlichen Todes des damals amtierenden Präsidenten Bernard Dowiyogo vorgezogen. Nachdem die durch das nauruische Stimmvolk neugewählten Abgeordneten des Nauruischen Parlaments ihre Mandate angenommen und einen Sprecher gewählt hatten, standen drei Präsidentschaftskandidaten zur Wahl: Ludwig Scotty, Kinza Clodumar und Derog Gioura, der Interimspräsident. Nach dem ersten Wahlgang hatte jeder Kandidat sechs Stimmen, was zu einem dreiwöchigen politischen Stillstand führte. Erst als am 20. Mai Derog Gioura eine Herzattacke erlitt und somit ausschied, konnte Ludwig Scotty im zweiten Wahlgang mit 9 zu 7 Stimmen gegen Kinza Clodumar die Wahl für sich entscheiden.

Vorangegangene Wahlen fanden statt:

Literatur

  • Ehrhart, S. (1993): Nauru. In: DIE SÜDSEE, Inselwelten im Pazifik; Köln: S. 276ff
  • Hambruch, P. (1914): III. Die Siedlungen. In: NAURU 1. Halbband; Hamburg: S. 56f
  • Herbote, B. (1999): Nauru - kleinste Republik der Welt. In: Stämme; Beckum
  • Kreisel, W. (1991): 9.3.3.3 Die Bedeutung des Phosphatabbaus für Nauru. In: Die pazifische Inselwelt; Darmstadt: S. 284f
  • Meissner, H.-O. (1979): Die Queen von Mapia. In: Inseln der Südsee; München: S. 44
  • Stahn, E. (1999): Nauru. In: Südsee; Dreieich: S. 374ff
  • Wächter H.-C. (2000): Nur noch der Schatten eines Paradieses. In: mare 19/00; Hamburg
  • Weissbach, U. (1996): Reisen in der Südsee. In: SÜDSEE Trauminseln im Stillen Ozean; München; S. 75
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