Daniel Bahr
Daniel Bahr (* 4. November 1976 in Lahnstein) ist ein deutscher Politiker (FDP). Von Mai 2011 bis Dezember 2013 war er Bundesminister für Gesundheit. Zuvor war er seit Oktober 2009 Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Gesundheit. Bis zur Bundestagswahl 2013 war Bahr zudem Mitglied des Deutschen Bundestages sowie von 1999 bis 2004 Bundesvorsitzender der Jungen Liberalen und von 2010 bis 2012 Landesvorsitzender der FDP Nordrhein-Westfalen. Seit 1. November 2014 ist Bahr als Manager der Allianz Private Krankenversicherung tätig und soll dort die Bereiche Leistungsmanagement und Zentrale Vertriebskoordination übernehmen.[1]
Ausbildung und Beruf
Daniel Bahr wurde 1976 als Sohn eines Polizisten in Lahnstein geboren. Nach dem Abitur 1996 am Immanuel-Kant-Gymnasium in Münster absolvierte er von 1996 bis 1998 eine Ausbildung zum Bankkaufmann bei der Dresdner Bank in Schwerin und Hamburg. Ab dem Wintersemester 1998/99 studierte er Volkswirtschaftslehre an der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) in Münster und schloss mit einem Bachelor of Science (BSc) ab. Ein berufsbegleitendes Business-Management-Studium mit Schwerpunkt International Health Care and Hospital Management, ebenfalls an der WWU, schloss er neben seiner politischen Arbeit 2008 als Master of Business Administration (MBA) ab. Seit 2003 ist er als Mitarbeiter der Dresdner Bank (mittlerweile Commerzbank) gehaltslos beurlaubt.
Partei
Bahr trat 1990 als 14-jähriger Schüler den Jungen Liberalen (JuLis) bei. 1992 wurde er Mitglied der FDP. 1994 wurde Bahr Vorsitzender des JuLi-Bezirksverbandes Münsterland und hatte dieses Amt bis 1996 inne. Ab 1996 gehörte er dem Bundesvorstand der Jungen Liberalen an. Zunächst war er bis zum Bundeskongress 1998 in Mainz Beisitzer, ehe er zum Stellvertretenden Bundesvorsitzenden mit dem Geschäftsbereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit gewählt wurde. Auf dem Bundeskongress 1999 in Dresden wurde Bahr zum Bundesvorsitzenden der Jungen Liberalen gewählt; dieses Amt übte er bis 2004 aus.
Seit 2001 ist er zudem Mitglied im FDP-Bundesvorstand, zunächst als Vertreter der Jungen Liberalen und seit 2001 als gewähltes Mitglied. 2003 wurde er zum Vorsitzenden des Zukunftsforums Frauen, kinderfreundliches Deutschland, Generationengerechtigkeit beim FDP-Bundesvorstand bestellt. Bahr setzt sich unter anderem dafür ein, dass Akademikerinnen bessere Rahmenbedingungen geboten werden, einen Kinderwunsch zu verwirklichen. Er war Vorsitzender des FDP-Kreisverbandes Münster[2]. FDP-Bezirksvorsitzender des Münsterlandes[3] wurde er 2006.
Am 27. November 2010 wurde er auf dem Landesparteitag der nordrhein-westfälischen FDP zum Landesvorsitzenden gewählt. Im Vorfeld der vorgezogenen Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen am 13. Mai 2012 erklärte Bahr, dieses Amt an den Spitzenkandidat Christian Lindner abgeben zu wollen.[4]
Abgeordneter
Bahr war von 2002 bis 2013 Mitglied des Deutschen Bundestages. Hier war er von 2002 bis 2005 Sprecher für demographische Entwicklung, Behindertenpolitik und Pflege der FDP-Bundestagsfraktion. Von 2005 bis 2009 war er gesundheitspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion.
Daniel Bahr ist stets über die Landesliste Nordrhein-Westfalen in den Deutschen Bundestag eingezogen.
Durch das Scheitern seiner Partei an der Fünf-Prozent-Hürde bei der Bundestagswahl 2013 schied er im Oktober 2013 aus dem Bundestag aus.
Öffentliche Ämter
Bahr war vom 29. Oktober 2009 bis zum 11. Mai 2011 Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Gesundheit.
2010 geriet er in die Schlagzeilen, als er beim Streit um die Vorschläge von Philipp Rösler zur Einführung einer Gesundheitsprämie dem Koalitionspartner CSU vorwarf, sie sei „als Wildsau aufgetreten“ und habe sich „nur destruktiv gezeigt“.[5][6]
Am 12. Mai 2011 wurde Bahr vom Bundespräsidenten zum Bundesgesundheitsminister ernannt. Sein Amtsvorgänger Philipp Rösler (FDP) wurde Bundeswirtschaftsminister und Vizekanzler. Am gleichen Tag erfolgte seine Vereidigung vor dem Deutschen Bundestag.
Seit 2012 gehört Daniel Bahr ebenfalls zu den Young Global Leaders des World Economic Forums.
Mit dem Antritt des dritten Kabinetts Merkel am 17. Dezember 2013 schied Bahr aus der Bundesregierung aus.
Schwerpunkte
- Kampf gegen Krebs
Bahr engagierte sich gegen die Erkrankung Krebs und sein Ressort bereitete 2012 die gesetzlichen Grundlagen zur Einführung klinischer Krebsregister in Deutschland vor. In Verhandlungen mit Kostenträgern erreichte der Bundesminister die Aufbaufinanzierung durch die Deutsche Krebshilfe und durch die Bundesländer.[7] Am internationalen Weltkrebstag 2013 überreichte Bundesgesundheitsminister Bahr den Deutsche Krebshilfe Preis an zwei Krebsforscher, die sich seit Jahren um den Aufbau des Kinderkrebsregisters und des klinischen Krebsregisters in Deutschland verdient machen.[8]
- EHEC
In den ersten Wochen als Bundesgesundheitsminister gerieten Bahr und Verbraucherschutzministerin Aigner in die Kritik wegen des Krisenmanagements von Bund und Ländern im weltweit größten EHEC-Ausbruch.[9]
- Praxisgebühr
Als Bundesgesundheitsminister setzte sich Bahr mit Erfolg für die Abschaffung der 2004 eingeführten Praxisgebühr ein. Der Bundestag beschloss erstmals einstimmig mit Wirkung zum 1. Januar 2013 die Abschaffung.[10]
- Transplantation
Seit Beginn seiner Abgeordnetenzeit hat sich Bahr für die Organspende im Verein „no panic for organic“[11] eingesetzt. Auch den fraktionsübergreifenden Beschluss des Bundestages zur „Entscheidungslösung“ hat er vorangetrieben.[12] Ein großes Thema in seiner Amtszeit als Minister war auch der Transplantationsskandal in Göttingen.[13]
Familie
Sein Vater war Dozent an der Polizeihochschule Münster.
Sein Bruder Thomas ist zehn Jahre älter, Mediziner und Managing Partner der Nürnberger Managementgesellschaft UG-MaS GmbH (Unternehmung Gesundheit Management & Services).[14]
Bahr ist katholisch und seit 2008 mit Judy Witten verheiratet.[15] Ihre gemeinsame Tochter Carlotta Filippa Amelie kam am 26. Juni 2013 zur Welt.[16]
Tätigkeiten neben seinem Mandat
Er war bis September 2009 bei der ERGO Versicherungsgruppe AG in Düsseldorf Mitglied des Beirates sowie ebenfalls Mitglied des Beirates beim DUK Versorgungswerk e. V. in Berlin.
Seit Januar 2011 ist er Schirmherr für das Aktionsbündnis „Schmerzfreie Stadt Münster“.[17]
Als Beiratsmitglied von Jugend gegen AIDS unterstützt Daniel Bahr eine von Jugendlichen initiierte und geführte Initiative, die Aufklärungs- und Präventionsarbeit auf Augenhöhe betreibt.[18]
Nach dem Ausscheiden aus dem Bundestag
Seit Februar 2014 arbeitet Bahr für die Denkfabrik Center for American Progress, die die Regierung von US-Präsident Barack Obama bei der Gesundheitsreform berät.[19] Neben seiner Tätigkeit beim Center for American Progress arbeitet er als Gastdozent an der University of Michigan für Gesundheitsökonomie[20]. Ab 1. November 2014 wird Bahr als Generalbevollmächtigter der Allianz Private Krankenversicherung tätig sein und dort die Bereiche Leistungsmanagement und Zentrale Vertriebskoordination übernehmen.[21]
Weblinks
- Website von Daniel Bahr
- Biographie beim Deutschen Bundestag
- Biografie beim Bundesgesundheitsministerium
- Daniel Bahr auf abgeordnetenwatch.de
Einzelnachweise
- ↑ Veränderungen in der Geschäftsleitung. Allianz, 29. September 2014, abgerufen am 29. September 2014: „Daniel Bahr (37) wird ab 1. November 2014 als Generalbevollmächtigter in die Allianz Private Krankenversicherung (APKV) eintreten und dort die Bereiche Leistungsmanagement und Zentrale Vertriebskoordination übernehmen.“
- ↑ www.fdp-muenster.de
- ↑ www.fdp-muensterland.de
- ↑ Lindner wird FDP-Spitzenkandidat in NRW in Zeit Online
- ↑ in der Passauer Neuen Presse, via Gesundheit: Liberale werfen CSU „Wildsau“-Politik vor in Spiegel Online
- ↑ FDP versus CSU: Seehofer macht Wildsau-Eklat zur Chefsache in Spiegel Online
- ↑ Verhandlungsbericht, Pressekonferenz vom 13. Dezember 2012, Berlin
- ↑ Bundesgesundheitsminister Bahr beim Festakt in der Redoute, 4. Februar 2013, Bonn.
- ↑ http://www.welt.de/politik/deutschland/article13418813/Bahr-kritisiert-typisch-deutsche-Reflexe-in-EHEC-Krise.html
- ↑ Bundestag: Praxisgebühr wird zum 1.Januar abgeschafft
- ↑ http://www.nopanicfororganic.de
- ↑ http://www.sueddeutsche.de/politik/transplantationsgesetz-deutsche-sollen-sich-zur-organspende-aeussern-1.1315496
- ↑ http://www.n-tv.de/politik/Bahr-will-schaerfere-Kontrollen-article7069101.html
- ↑ ÄrzteZeitung [1]
- ↑ Ein Banker als Chef-Arzt. FOCUS Online, 16. Mai 2011, abgerufen am 24. November 2012.
- ↑ Die Welt [2]
- ↑ Westfälische Nachrichten: Schmerzfreie Stadt: Bahr wird Schirmherr
- ↑ Quelle: Kongresshandbuch zum #ändere2014 Jugendkongress, hrsg. von Jugend gegen AIDS e.V.
- ↑ http://www.welt.de/politik/deutschland/article126592796/Ein-deutscher-Ex-Minister-mischt-Obamacare-auf.html
- ↑ http://www.faz.net/aktuell/politik/frueherer-gesundheitsminister-bahr-kuemmert-sich-jetzt-um-obamacare-12781080.html
- ↑ Veränderungen in der Geschäftsleitung. Allianz, 29. September 2014, abgerufen am 29. September 2014: „Daniel Bahr (37) wird ab 1. November 2014 als Generalbevollmächtigter in die Allianz Private Krankenversicherung (APKV) eintreten und dort die Bereiche Leistungsmanagement und Zentrale Vertriebskoordination übernehmen.“
Personendaten | |
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NAME | Bahr, Daniel |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Politiker (FDP), MdB |
GEBURTSDATUM | 4. November 1976 |
GEBURTSORT | Lahnstein |