Filmfest München

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Datei:Plakat 2014.jpg
Poster Filmfest 2014
Plakat Filmfest 2013
Filmfestplakat 2009
Das Kulturzentrum Gasteig – Presse- und Gästezentrum des Filmfests München
Das Filmmuseum München im Münchner Stadtmuseum
Mathäser-Filmpalast
Litfaßsäule mit Plakatierung für das Filmfest München 2010

Das Filmfest München (Eigenschreibweise: FILMFEST MÜNCHEN) ist das zweitgrößte Filmfestival in Deutschland. Es findet jährlich Ende Juni in München statt und ist Deutschlands bedeutendstes Sommer-Filmfestival. Es stellt Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme sowie Fernsehfilme in internationaler, europäischer oder deutscher Erstaufführung vor. Die 35. Ausgabe findet vom 22. Juni bis zum 1. Juli 2017 statt. Festivalleiterin ist seit 2012 Diana Iljine.

Mit mehr als 200 Filmen auf 18 Leinwänden und etwa 80.000 Besuchern ist es vor allem ein Publikumsfestival.[1] Zugleich dient es Filmjournalisten und Fachbesuchern als Treffpunkt der Filmbranche.

Das Filmfest dauert zehn Tage. Nach der Eröffnungsveranstaltung im Mathäser-Filmpalast spielt sich das Festival an zentralen Veranstaltungsorten in ganz München ab.[2] Neben dem Filmmuseum, Sendlinger Tor Kino, den City Kinos, dem Gasteig, den Kinos Münchner Freiheit und dem RIO Filmpalast im Zentrum Münchens zieht sich der Festivalbereich mit dem ARRI-Kino und dem Kino der Hochschule für Fernsehen und Film München (HFF) bis in das Kunstareal rund um die Pinakotheken und in das Universitätsviertel.[3] Das Presse- und Gästezentrum des Filmfests München ist im Kulturzentrum Gasteig. Veranstalter des Festivals ist die Internationale Münchner Filmwochen GmbH, die auch das jährlich im Herbst stattfindende Internationale Festival der Filmhochschulen München (Filmschoolfest Munich) veranstaltet. Gesellschafter sind der Freistaat Bayern, die Landeshauptstadt München, die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) und der Bayerische Rundfunk.

Geschichte

Das Filmfest München wurde 1983 zum ersten Mal veranstaltet. Eberhard Hauff, Bruder des Regisseurs Reinhard Hauff, leitete das Festival bis 2003. Ihm folgte Andreas Ströhl. Nach der 29. Ausgabe des Festivals im Jahr 2011 übernahm Diana Iljine die Leitung.[4]

Das Filmfest München ist das zweitgrößte Filmfestival in Deutschland. Im Jahr 2014 wurde mit rund 75.000 Eintrittskarten ein Besucherrekord aufgestellt.[5] Mit 81.000 Besuchern stellte das Filmfest München 2015 erneut einen Rekord auf.[6]

Jährlich sind beim Filmfest München über 2.500 deutsche und internationale Medienprofessionals aus der Film-, Fernseh- und Videobranche sowie mehr als 600 Journalisten akkreditiert.

Reihen

Das Filmfest bietet ein offenes Programm – von großen Premieren bis zum No-Budget-Underground, vom engagierten Spielfilm bis zur aktuellen politischen Dokumentation. Ein besonderer Schwerpunkt ist traditionell die Förderung junger Talente aus aller Welt. Besonderen Wert legt München dabei auch auf die deutschen Filmemacher. Neben den traditionellen Reihen des Festivalprogramms werden auch immer wieder neue thematische oder regionale Schwerpunkte gesetzt. Nach einer Neugestaltung der Reihen im Jahr 2012 sind die aktuellen Reihen des Filmfests München:

Wettbewerb CineMasters

Der Wettbewerb um den besten internationalen Film. Eine Auswahl von internationalen Filmen konkurriert in der Reihe Wettbewerb CineMasters um den ARRI/OSRAM-Award, der von einer international besetzten Jury vergeben wird.

Wettbewerb CineVision

Der Wettbewerb um den besten internationalen Nachwuchsfilm. Internationale Regie-Talente konkurrieren in der Reihe mit ihren ersten oder zweiten Filmen um den CineVision Award. Eine dreiköpfige Experten-Jury kürt den Gewinner.

Spotlight

In der Reihe Spotlight werden seit 2012 große Geschichten, große Gefühle, Filme mit großen Namen vor oder hinter der Kamera gezeigt. Von manchen Zeitungen wurde diese neue Reihe als Manifestation eines Strebens nach mehr Glanz und Glamour interpretiert.[7]

International Independents

In der Reihe International Independents präsentiert das Festival seit 2012 seinem Publikum junges, innovatives Kino aus aller Welt. In dieser Reihe gehen die American Independents auf, die jahrelang vielen US-Indie-Regisseuren ihre erste internationale Plattform boten – darunter Steven Soderbergh (Schizopolis), Jonathan Demme (Stop Making Sense), Ethan und Joel Coen (Blood Simple – Eine mörderische Nacht), Allison Anders (Border Radio), Tom DiCillo (Living in Oblivion) und Richard Linklater (Slacker) – und so zu einem Aushängeschild des Filmfests München geworden waren. Ziel ist, der zunehmenden Globalisierung in der Filmbranche Rechnung zu tragen und den Produktions-Stil, nicht das -land ins Zentrum der Betrachtung zu rücken.

Neues Deutsches Kino

Gezeigt werden ausschließlich Kinofilme in deutscher Erstaufführung. Deutsche Regisseure wie Sönke Wortmann (Allein unter Frauen), Rainer Kaufmann (Stadtgespräch), Oskar Roehler (Silvester Countdown) und Marcus H. Rosenmüller (Wer früher stirbt ist länger tot) zeigten hier ihre Filme zum ersten Mal. Auch die Oscar-nominierten Filme Jenseits der Stille von Caroline Link und Die Geschichte vom weinenden Kamel von Byambasuren Davaa und Luigi Falorni hatten ihre Uraufführung in der Reihe. Verliehen wird in dieser Reihe der Förderpreis Neues Deutsches Kino.

Neues Deutsches Fernsehen

Uraufführungen ausgewählter Fernsehfilme werden in einer eigenen Sektion gezeigt. Die Fernsehspiele konkurrieren um den mit 25.000 Euro dotierten Bernd-Burgemeister-Fernsehpreis. Die Reihe ist 2000 aus der internationalen TV-Reihe Top TV hervorgegangen. Gezeigt wurden unter anderem Filme von Rainer Kaufmann (Blaubeerblau, Föhnlage. Ein Alpenkrimi), Tim Trachte (Davon willst du nichts wissen), Michael Verhoeven (Let’s Go!) und Dominik Graf (Polizeiruf 110 – Cassandras Warnung).

Hommage

Die Reihe Hommage vereint alle Filme, mit denen das Festival das Werk einzelner Künstler besonders hervorhebt. Hier findet man auch neue Dokumentarfilme, die sich dem Kino und seinen Machern widmen. Zur Reihe Hommage gehören unter anderem: CineMerit, Tribute to … und Stummfilm. Auch die vormals eigene Reihe Retrospektive wird seit 2012 als Bestandteil der Reihe Hommage weitergeführt. Zu den Retrospektiven bekannter Regisseure und Filmschaffender gehörten Sergio Leone (1986), Im Kwon-taek (1990), Lars von Trier (1991), Hal Hartley (1992), Nagisa Ōshima (1992), Stanley Donen (1992), Nanni Moretti (1994), Michael Haneke (1994, 2009), Nelson Pereira (1995), Nicolas Roeg (1995), Robert Wise (1996), Ron Bass (1996), Roman Polański (1999), Miloš Forman (2000), Aki & Mika Kaurismäki (2004), Alan Parker (2004), Barry Levinson (2006), Mike Figgis (2006), Richard Linklater (2007), Werner Herzog (2007), Herbert Achternbusch und Julie Christie (jeweils 2008), Stephen Frears (2009), Ulrich Seidl (2010), Roy Andersson und John Malkovich (jeweils 2011), Melanie Griffith (2012),[8] Alejandro Jodorowsky (2013), Walter Hill, Klaus Lemke, Willy Bogner und Udo Kier (alle 2014), Alexander Payne, Jean-Jacques Annaud und Rupert Everett (alle 2015), Christian Petzold, Bahman Ghobadi und Ellen Burstyn (alle 2016).

Kinderfilmfest

Gezeigt werden Spielfilme und Kurzfilme, nach Möglichkeit auch Dokumentarfilme für Kinder ab 4 Jahren. Es wird ein Kinderfilm-Publikumspreis verliehen.

Open Air

Auf der Piazza des Festivalzentrums Gasteig werden bei freiem Eintritt an sieben Abenden sieben Filme zu einem jährlich wechselnden Thema gezeigt.

Die Reihen Internationales Programm (mit Regisseuren wie Lars von Trier, Quentin Tarantino, Stephen Frears oder Danny Boyle), Nouveau Cinéma Français (mit Filmen der ursprünglichen Nouvelle-Vague-Regisseure (Godard, Chabrol, Rivette, Rohmer) sowie von deren Nachfolgern (unter anderem Tavernier, Chéreau, Leconte, Desplechin); Autorenfilmen junger, noch unbekannter Regisseure; aber auch Beispielen des Polar, des französischen Polizei- und Gangsterfilms), Visiones Latinas (mit Regisseuren wie Pablo Trapero, Lucrecia Martel und Carlos Reygadas) und Fokus Fernost (mit Filmen von Apichatpong Weerasethakul, Brillante Mendoza, Joon-ho Bong) gingen von 2012 an in den neu geschaffenen, oben aufgeführten Reihen auf.

Veranstaltungen

Begegnung Filmfest

2009 wurde in Zusammenarbeit mit der Münchner Volkshochschule eine Reihe zur Filmbildung eingeführt: Begegnung Filmfest, bei der das Publikum einen Blick hinter die Kulissen erhält. In der Festivalwoche werden an fünf Vormittagen herausragende deutsche Filme und ihre Macher vorgestellt. Für Filmfans eine Gelegenheit, Highlights des Festivals kostengünstig und in entspannter Atmosphäre zu erleben. Was man die Filmemacher schon immer fragen wollte – hier kann es jeder tun.

Animation Meeting

Der MedienCampus Bayern veranstaltet jedes Jahr eine Podiumsdiskussion und in Kooperation mit filmtoolsConsult das Animation-Meeting auf dem Filmfest München, in deren Rahmen neueste Entwicklungen in der Animationsbranche vorgestellt werden.

Filmmakers Live

Schauspieler und Regisseure diskutieren mit Filmfans im Anschluss an die Film-Vorführungen in der täglichen Veranstaltungsreihe Filmmakers Live im Gasteig.

Preise und Auszeichnungen

Melanie Griffith 2012 bei der Verleihung des CineMerit Award

Auf dem Filmfest München werden folgende Preise verliehen:

  • Mit dem CineMerit Award ehrt das Filmfest München seit 1997 herausragende Persönlichkeiten des internationalen Filmschaffens für ihre Verdienste um die Filmkunst.
  • Der ARRI/OSRAM Award (bis 2010 ARRI-ZEISS-Preis, bis 2012 ARRI-Preis) im Wert von 50.000 Euro wird an den besten ausländischen Film verliehen. Die Entscheidung trifft eine dreiköpfige unabhängige Jury. Gestiftet wird der Preis von ARRI, seit 2013 gemeinsam mit der OSRAM Licht AG.
  • Der CineVision Award, den seit 2014 Wild Bunch stiftet (zuvor Senator Entertainment AG und die DZ Bank), soll dazu dienen, Jung-Regisseure aus dem Ausland tatkräftig zu unterstützen. Der mit 12.000 Euro dotierte Preis wird auf dem Filmfest München seit 2007 vergeben. Eine unabhängige Jury prämiert einen nicht-deutschen Film, der sich durch seinen innovativen Charakter auszeichnen und ästhetisch neue Wege gehen soll. Vorzugsweise handelt es sich dabei um den ersten oder zweiten Spielfilm des Regisseurs.
  • Der Förderpreis Neues Deutsches Kino, gestiftet von der DZ Bank, der Bavaria Film und dem Bayerischen Rundfunk, ist mit insgesamt 70.000 Euro dotiert und wird in den Kategorien Regie, Drehbuch und Schauspiel (Darstellerin/Darsteller) verliehen.
  • Bernd Burgemeister Fernsehpreis (ehemals: VFF TV Movie Award): der von der VFF Verwertungsgesellschaft der Film- und Fernsehproduzenten gestiftete Preis ist mit 25.000 Euro dotiert. Damit werden herausragende deutsche Fernsehfilme und ihre Produzenten ausgezeichnet.
  • Beim Bayern 2 und SZ Publikumspreis wählen die Besucher des Filmfest München ihren Favoriten aus dem Filmfestprogramm. Der Publikumspreis wurde 2004 zum ersten Mal vergeben.
  • Kinderfilmfest Publikumspreis: die jungen Besucher des Filmfest München bewerten die Filme des Kinderfilmfests und wählen ihren Favoriten für einen eigenen Publikumspreis.
  • Der One Future Preis der ökumenisch getragenen Interfilm-Akademie München würdigt Filme, die sich ethisch und filmästhetisch mit dem Thema einer unteilbaren Zukunft für diese Welt auseinandersetzen. Der Preis wird seit 1986 jedes Jahr an einen Film aus dem Gesamtprogramm des Filmfest München verliehen.

Außerdem erfolgt im Rahmen des Filmfestes die Vergabe von:

  • Friedenspreis des Deutschen Films – Die Brücke: der Preis würdigt künstlerische Arbeiten, die Brücken schlagen und die sich durch Inhalte und filmische Kraft auszeichnen. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert.
  • Der weiße Elefant: der vom Medien-Club München e.V. initiierte Kinder-Medien-Preis zeichnet Produktionen aus, die die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen fördern helfen und dazu beitragen, dass die Qualität der Angebote verbessert und vermehrt wird.
  • Shocking Shorts Award: der Sender 13th Street zeichnet mit diesem Preis innovative Regietalente und unkonventionelle Formate aus. Der Preisträger erhält einen Backstage-Pass für die Universal Studios, Hollywood.
  • Treatment-Wettbewerbe für Dokumentarfilme/Dokumentationen: der in Trägerschaft des Bayerischen Rundfunks und der Telepool GmbH München ausgerichtete Wettbewerb soll der Förderung des Dokumentarfilmschaffens in Deutschland und im deutschsprachigen Europa dienen. Er wird jährlich wechselnd als Wettbewerb in der Kategorie „kinofähiger Dokumentarfilm oder fernsehtaugliche Dokumentation“ veranstaltet und hat sich zu einem der bedeutsamsten Preise in diesem Genre entwickelt (bis 2014).
  • Die von katholischen Bistümern getragene Filmbeteiligungsgesellschaft Tellux verleiht im Rahmen des Filmfests den mit 10.000 Euro dotierten Fritz-Gerlich-Preis – den in Erinnerung an Fritz Gerlich gestifteten einzigen katholischen Filmpreis in Deutschland – für zeitgenössische Spiel- oder Dokumentarfilme, die in couragierter Weise ein öffentlich diskutiertes Thema aufgreifen, das sich mit Widerstand gegen Intoleranz und Diktatur, Machtmissbrauch, Verfolgung und Erniedrigung befasst.[9]
  • Transmedia Preis: 2014 fand im Geiste des Journalisten Fritz Gerlich (1883–1934) erstmals ein Ideen-Wettbewerb statt. Die Akademie für Film- und Fernsehdramaturgie TOP Talente e.V. zeichnet in Kooperation mit der Tellux Beteiligungsgesellschaft mbH Ideen zur cross- oder transmedialen Umsetzung gesellschaftlich relevanter Themen aus.
  • Look & Listen – Telepool-BR-Music-Award: Der Award wird von der Telepool (Tochterfirma des Bayerischen Rundfunks), gestiftet und ist mit 10.000 Euro dotiert. Geehrt werden mit dem Preis herausragende Persönlichkeiten auf dem Gebiet der Filmmusik (bis 2014).
  • Der Tele 5 Award geht aus einer Online-Abstimmung auf der Website des Fernsehsenders Tele 5 unter den nominierten deutschen Kinofilmen des Filmfest-Programms hervor. Er wurde 2011 und 2012 vergeben.
  • Der FIPRESCI Preis vom internationalen Verband der Filmkritik wurde 2015 erstmals auf dem FILMFEST MÜNCHEN verliehen und geht an den besten Film in der Reihe Neues Deutsches Kino.

Weblinks

Commons: Filmfest München – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikinews: Filmfest München – in den Nachrichten

Einzelnachweise

  1. Sehnsucht Deutschland
  2. filmfest-muenchen.de
  3. filmfest-muenchen.de
  4. merkur-online.de oder filmfest-muenchen.de
  5. Bilanz 32. Film. In: Blickpunkt:Film. Nr. 29/14, S. 20.
  6. Besucher-Rekord. In: Süddeutsche Zeitung. Abgerufen am 6. Juli 2015.
  7. Mehr Glanz und weniger Filme zum 30. Filmfest München, Der Westen vom 3. April 2012
  8. CineMerit Award – Filmfest München: CineMerit Award (abgerufen am 12. März 2013)
  9. Fritz-Gerlich-Preis. Abgerufen am 5. Oktober 2014.