Hamburger Institut für Sozialforschung

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Das 1984 gegründete Hamburger Institut für Sozialforschung (HIS) ist eine unabhängige sozialwissenschaftliche und zeitgeschichtliche Forschungsstätte, die von einer Stiftung gleichen Namens getragen wird. Das Institut konzentriert sich in den derzeit drei Forschungsgruppen „Makrogewalt“, „Nachkriegszeiten“ und „Zukunftsproduktion“ sowie einer Vielzahl von Einzelprojekten „auf den Dialog v.a. geisteswissenschaftlicher Disziplinen im Bereich empirischer Sozialforschung, historischer Analyse und sozialwissenschaftlicher Theoriebildung“.[1]

Zum HIS zählen ferner der Verlag Hamburger Edition, die Zeitschrift Mittelweg 36, ein Archiv und eine Bibliothek. Neben Publikationen tritt das Institut mit Konferenzen, Tagungen und Veranstaltungen an die Öffentlichkeit.

Am 2. April 2015 trat der Göttinger Soziologie-Professor Wolfgang Knöbl[2] die Stelle als Direktor des HIS an.[3] In der Leitungsrolle löste er damit Jan Philipp Reemtsma ab, der sich nach 30 Jahren zurückzog.[4]

Geschichte

Anfänge

Jan Philipp Reemtsma gründete das HIS 1984 in Hamburg mit Mitteln aus seinem Erbe und gehörte von der Gründung bis Ende März 2015 dem Vorstand geschäftsführend an. Im Gründungsjahr erschien eine erste programmatische Institutsschrift.[5] Neben Reemtsma lieferten Helmut Dahmer, Ernest Mandel, Margarete Mitscherlich-Nielsen, Jakob Moneta und Alice Schwarzer Beiträge zu dieser Schrift, diese fünf Autoren bildeten bis 1987 den Beirat. Ein Institutsziel war und ist es, aufklärendes Denken über Gesellschaft und Individuum zu fördern.[6] Anfangs befand sich das HIS im Laufgraben 37 in Hamburg-Rotherbaum, 1986 erfolgte der Umzug in den Mittelweg 36 im selben Stadtteil.

Zunächst förderte das HIS nur Einzelprojekte und orientierte sich in theoretischer Hinsicht an der analytischen Sozialpsychologie. Das sei ein Irrweg gewesen, meinte der Institutsgründer später.[7] Rückblickend gelten die frühen Jahre des Instituts als „chaotisch“.[8] Im akademischen Milieu wurde das HIS zunächst belächelt, es galt dort als „Liebhaberei eines Fachfremden, eines Millionärs […]. Das hat sich im Laufe der Zeit geändert“.[9]

Ausstellungen zu Wehrmachtsverbrechen

Der breiten Öffentlichkeit wurde das Institut durch seine „Wehrmachtsausstellung“ bekannt – die beiden viel beachteten Wanderausstellungen zur Beteiligung der Wehrmacht an NS-Verbrechen während des Zweiten Weltkrieges in der Sowjetunion und auf dem Balkan.[10] Die erste Ausstellung mit dem Titel „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“ wurde im März 1995 eröffnet. Zunächst war die „Wehrmachtsausstellung“ nur als kleinere Ausstellung neben einer größeren vorgesehen.[11] Sie erzeugte beim Publikum und in den Medien jedoch rasch intensive Debatten. Auch der Deutsche Bundestag befasste sich am 13. März 1997 mit der Ausstellung,[12] ebenso einige Landesparlamente.[13] Nachdem Kritik unter anderem an falschen Angaben zur Zuordnung einiger der gezeigten Fotos aufkam, zog das HIS diese Ausstellung Ende 1999 zurück. Eine Historikerkommission überprüfte die Vorwürfe und stellte fest, die Kritik an der Ausstellung sei zumindest in Teilen berechtigt. Die Ausstellung enthalte „sachliche Fehler“, „Ungenauigkeiten und Flüchtigkeiten bei der Verwendung des Materials“ und „allzu pauschale und suggestive Aussagen“. Die Kritik an der Zuordnung der Bilder sei jedoch für weniger als 20 von 1433 Fotos berechtigt.[14][15] Das HIS konzipierte daraufhin eine neue Ausstellung zum Thema, die mit dem Titel „Verbrechen der Wehrmacht. Dimensionen des Vernichtungskrieges 1941–1944“ von 2001 bis 2004 gezeigt wurde. Der Historiker Hans-Ulrich Thamer urteilte rückblickend, die Präsentation habe einen „Bewusstseinswandel“ in Deutschland bewirkt, sie habe „die Legende von der sauberen Wehrmacht zerstört“.[16]

Zentrale Untersuchungsgegenstände

Von 1992 bis 1997 gab es vier Themenbereiche, in denen geforscht wurde, von 1997 bis 2012/2013 waren diese Tätigkeiten in drei[17] Arbeitsbereichen organisiert: „Die Gesellschaft der Bundesrepublik“ (Leitung Heinz Bude), „Nation und Gesellschaft“ (Leitung Ulrich Bielefeld[18]) und „Theorie und Geschichte der Gewalt“ (Leitung Bernd Greiner).[19]

Insbesondere die Holocaust- und die Genozidforschung erfuhren durch Beiträge des HIS Impulse. Dazu gehören Michael Wildts Arbeit über das Führungskorps des Reichssicherheitshauptamts,[20] Gudrun Schwarz’ Studie über Ehefrauen von SS-Männern[21], Ulrike Jureits Untersuchung über „das Ordnen von Räumen“[22] sowie Alison Des Forges’ Darstellung des Völkermords in Ruanda, die in der Hamburger Edition in deutscher Übersetzung erschien.[23][24]

Welche Formen das „Erbe der Gewalt“ des Zweiten Weltkriegs im Kalten Krieg annahm, war Gegenstand eines umfassenden Forschungsprojekts am HIS. In diesem Rahmen organisierte das Institut zwischen 2003 und 2011 eine achtteilige Konferenzabfolge, in der Hamburger Edition erschienen von 2006 bis 2013 unter dem Reihentitel „Studien zum Kalten Krieg“ sechs Sammelbände.[25]

Seit Ende der 1990er Jahre forscht das HIS unter anderem zu Fragen der Exklusion, Prekarität und Wohlfahrtsstaatlichkeit. Zu diesen Themen fand eine Reihe von Tagungen statt, beispielsweise über „Ausgrenzung, Entbehrliche, Überflüssige“ (Februar 2000),[26] über „Dimensionen und Perspektiven der Prekaritätsforschung“ (April 2012)[27] oder über „Arbeiten im Jobcenter. Zwischen Anforderung und Überforderung“ (Mai 2013)[28] Eine Reihe von Büchern präsentierte entsprechende Forschungsergebnisse, zum Beispiel Heinz Budes Analyse sozial Ausgeschlossener[29] oder Berthold Vogels Untersuchung über Wohlstandskonflikte.[30] Das HIS beteiligt sich am Projekt „Hamburg – Stadt für alle“.[31] Die Zeitschrift Mittelweg 36 dokumentierte die Debatte zur Frage der Exklusion intensiv.[32]

Zu den Kontroversen um die 68er-Bewegung und über linksterroristische Gruppierungen lieferte das HIS ebenfalls Beiträge, insbesondere durch die Arbeiten von Wolfgang Kraushaar.[33]

Gegenwärtige Forschung

Seit 2013 ist die wissenschaftliche Arbeit in drei Forschungsgruppen organisiert: „Krise und Transformation von Imperien“, „Nachkriegszeiten“ und „Zukunftsproduktion“. Die Sprecher der Forschungsgruppen wechseln jährlich. Überdies findet Forschung in Einzelprojekten statt.[34][35]

Krise und Transformation von Imperien

Die Forschungsgruppe „Krise und Transformation von Imperien“ untersucht die Anpassungsfähigkeit von Großreichen mit ihrer Gleichzeitigkeit von Teilhabeversprechen und Ungleichheit. Sie legt dabei ein besonderes Augenmerk auf Vorgänge in Peripherien von Imperien, insbesondere in Phasen schwerer Krisen, des Wandels und der Unsicherheit. Entsprechende Fragestellungen vertieft sie empirisch für das britische, russländische und sowjetische sowie das spanische und portugiesische Reich.[36]

Nachkriegszeiten

Die Forschungsgruppe „Nachkriegszeiten“ fragt, wie Nachkriegsgesellschaften mit dem Erbe von Massengewalt umgehen und stabile Verhältnisse entstehen, obgleich soziale, wirtschaftliche, kulturelle und normative Vorkriegsgewissheiten infrage gestellt sind. Sie interessiert sich besonders für politische Experimente, die Gewalt einzuhegen und spezifische Ideen und Institutionen zu ihrer Überwindung zu entwickeln. Der Untersuchungszeitraum reicht von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart, der geografische Umfang von Mitteleuropa bis zum globalen Süden, wobei der europäisch-atlantische Raum im Vordergrund steht.[37]

Zukunftsproduktion

Die Forschungsgruppe „Zukunftsproduktion“ analysiert, wie in gegenwärtigen Gesellschaften Zukunft gedacht und produziert wird. Besonderes Augenmerk legt sie auf Modi der Zukunftsbeschreibung, die im individuellen, wirtschaftlichen oder politischen Kontext in Phasen des Wandels und der Unsicherheit entstehen, wenn Gewissheiten infrage gestellt sind und Planung als Modus der Zukunftsbearbeitung krisenhaft wird. Wie vor diesem Hintergrund gesellschaftliche Zukunft produziert wird und welche möglichen und wahrscheinlichen Entwicklungen zu erwarten sind, steht im Mittelpunkt der entsprechenden Forschungsarbeiten.[38]

Einzelprojekte

Neben den Untersuchungen in Forschungs- und Arbeitsgruppen treiben Mitarbeiter des HIS viele einzelne Projekte zu soziologischen oder historischen Themen voran. Zu diesen Projekten zählen beispielsweise Forschungsvorhaben über die Soziologie des europäischen Geldes, zur Gesundheitswirtschaft, zur Arbeitsgerichtsbarkeit, zur sexuellen Gewalt in Kriegen oder zum Liberalismus der Zwischenkriegszeit.[39]

Veranstaltungen

Das HIS organisiert zu seinen Forschungsgegenständen regelmäßig wissenschaftliche Konferenzen, Tagungen und Workshops. Zu derartigen Veranstaltungen gehören die interdisziplinär angelegten Berliner Colloquien zur Zeitgeschichte, die seit 2010 viermal pro Jahr stattfinden.[40] Bei diesen Formaten ist das HIS Alleinveranstalter oder kooperiert mit anderen Institutionen wie beispielsweise dem Einstein Forum, der Helmut-Schmidt-Universität oder der „AG Soziales Hamburg“.[41][42] So organisierten das Frankfurter Institut für Sozialforschung (Frankfurt am Main), das HIS und der Münchner Sonderforschungsbereich Reflexive Modernisierung[43] gemeinsam im Dezember 2009 die Tagung „Rückkehr der Gesellschaftstheorie. Kritische Sozialforschung im Widerstreit“,[44] die sich mit dem sich wandelnden Verständnis von Gesellschaft und Aktualität der Gesellschaftstheorie befasste.

Ferner führt das HIS regelmäßig Vortragsreihen, Einzelvorträge und Diskussionsveranstaltungen durch.[45] Mitarbeiter des HIS und externe Referenten berichten beispielsweise seit 1999 in den sogenannten InstitutsMontagen aus ihrer aktuellen Forschungsarbeit.[46] Der Streit ums Politische findet seit 2012 öffentlich in der Schaubühne am Lehniner Platz statt.[47] Mit Lesungen und Präsentationen ihrer Bücher treten HIS-Mitarbeiter ebenfalls an die Öffentlichkeit.[48]

Das Forschungssetting und die Präsentation von Forschungsergebnissen bleiben häufig nicht auf eine Disziplin beschränkt. So förderte das Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen seines Programms „Geisteswissenschaften im Dialog“ ein Projekt zum Leben in gesellschaftlichen Transformationsprozessen (Über Leben im Umbruch),[49] an dem neben dem HIS die Humboldt-Universität zu Berlin, der Fachbereich Soziologie der Universität Kassel, das Brandenburg-Berliner Institut für sozialwissenschaftliche Studien, das Thünen-Institut für Regionalentwicklung e.V. und das Maxim Gorki Theater Berlin beteiligt waren. In diesem Projekt wurden die Verhältnisse in der früheren Industriestadt Wittenberge künstlerisch und sozialwissenschaftlich untersucht. Mehrfach führten Schauspieler im Rahmen der Zusammenarbeit mit dem Gorki-Theater entsprechende Theaterstücke auf.[50]

Von 1994 bis 2004 präsentierte das HIS zudem Ausstellungen zu verschiedenen Themen, Personen und Ereignissen.[51]

Archiv und Institutsbibliothek

Archiv

Das den Forschungsprojekten des HIS und der interessierten Öffentlichkeit offenstehende Archiv wurde 1988 gegründet. Es sammelt unterschiedliche Quellen zu verschiedenen Themen der Zeitgeschichte, insbesondere zum Thema Protestbewegungen. Zu den Quellengattungen gehören unter anderem Aktenbestände, graue Literatur, Zeitschriften, Plakate und Fotos.[52][53]

Aktuell hat die seit 1988 bestehende Sondersammlung „Protest, Widerstand und Utopie in der Bundesrepublik Deutschland“ einen Umfang von 1300 Regalmetern (Stand 2014). Das Archiv des HIS beherbergt in diesem Zusammenhang unter anderem Sammlungen und Akten von Personen wie Rudi Dutschke, Birgitta Wolf,[54] Konrad Tempel oder Arie Goral-Sternheim. Derartige Unterlagen finden sich auch zu Gruppen, Einrichtungen oder Phänomenen wie dem KBW, dem Sozialistischen Anwaltskollektiv, der Kommune I oder der Kinderladen-Bewegung. Der umfangreiche Bestand zur Rote Armee Fraktion umfasst rund 100 Regalmeter (Stand 2014).[55][52] Dieses und weiteres Material gilt als „die größte Dokumentensammlung zum bundesdeutschen Terrorismus außerhalb des Bundeskriminalamts“.[56]

Die Zahl der archivierten Plakate liegt bei mehr als 9000 (Stand 2012),[57] rund 6000 sind digitalisiert (Stand 2014). Sie stammen aus dem Zeitraum 1950 bis 2010. Die Zahl der Fotos beläuft sich auf rund 350.000 (Stand 2014); vielfach dokumentieren sie die Protestgeschichte der Bundesrepublik. Die entsprechende Sammlung des Fotografen Günter Zint ist Bestandteil des HIS-Archivs.[55]

In den 1990er Jahren nahm das HIS Quellen zu den Themen Massengewalt im 20. Jahrhundert, Nationalsozialismus und Verbrechen der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg sowie seit der Jahrtausendwende Quellen aus der empirischen Sozialforschung ins Archiv auf.[52] Anlass zur Sammlung dieser Bestände sind die Forschungsschwerpunkte am HIS. Ein weiterer Quellenkorpus besteht in archiviertem institutsinternen Schriftgut.[55]

Bibliothek

Die 1984 eingerichtete, für die Öffentlichkeit zugängliche Präsenzbibliothek des Instituts hält rund 45.000 Print- und Onlinemedien vor, darunter 260 Zeitschriften im Abonnement. Nutzer können ferner in 30 Datenbanken recherchieren (Stand 2014).[58] Aufgabe der sozialwissenschaftlichen Spezialbibliothek ist die Unterstützung der am HIS tätigen Wissenschaftler und weiterer Institutsbereiche.[59] Der Medienbestand wächst jährlich um rund 1500 Einheiten. Der Katalog der Bibliothek ist Vollmitglied im Gemeinsamen Bibliotheksverbund.[60]

Umfangreiche Bestände finden sich zu Kriegen und zur Gewaltgeschichte des 20. Jahrhunderts, beispielsweise zum Holocaust, zum Stalinismus, zu Konflikten im Kalten Krieg, zum Nahostkonflikt, zum Vietnamkrieg, zum Genozid in Ruanda oder zu den Konflikten im früheren Jugoslawien. Ein großes Sammelgebiet sind Publikationen zum Thema Wohlfahrtsstaat, Sozialpolitik, Arbeitsmarkt, Arbeitsbedingungen, Prekarität und soziale Exklusion. Über die genannten Sammelgebiete hinaus finden sich größere Bestände zu den Themen Wiedergutmachung und Vergangenheitspolitik, Deutschlandpolitik, Nation und Nationalismus, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus, Rechtsradikalismus, Ausländerpolitik, Flüchtlingspolitik, Asylpolitik, Ethnizität und Migration. Ein weiterer Sammlungsschwerpunkt liegt auf Literatur zu Sozialen Bewegungen, Neuen Sozialen Bewegungen und Protestbewegungen der Bundesrepublik Deutschland. Dieses Gebiet ergänzt die Sammelaufgaben des Archivs. Bis in die 1990er Jahre sammelte die Bibliothek auch zu Themen der Wissenschafts- und Technikforschung.[60][61]

Verlag und Zeitschrift

Die Hamburger Edition HIS Verlagsges. mbH, kurz Hamburger Edition, ist der Wissenschaftsverlag des HIS, in dessen Räumen er seinen Sitz hat. Seit seiner Gründung im Jahr 1994 publizierte er 190 Titel von 149 Autoren (Stand April 2014).[62]

Mittelweg 36 ist eine deutsche sozialwissenschaftliche und zeithistorische Fachzeitschrift, die vom HIS herausgegeben wird. Die Zeitschrift, die nach der Postanschrift des Instituts benannt ist, erscheint seit 1992 zweimonatlich, seit 1994 in der Hamburger Edition.

Medienecho

Durch Gastbeiträge von Mitarbeitern in Zeitungen oder Zeitschriften, durch Experteninterviews, durch die Berichterstattung über Veranstaltungen sowie über Buchbesprechungen ist das HIS in den Medien vielfach präsent.[63]

die tageszeitung meinte 2009 zum 25-jährigen Gründungsjubiläum, das HIS habe sich „zu einer der einflussreichsten intellektuellen Orte der Bundesrepublik entwickelt“.[64] Die Neue Zürcher Zeitung urteilte ähnlich und äußerte, das HIS sei „unter den Instituten, die in Deutschland historisch und soziologisch arbeiten, dasjenige mit der grössten öffentlichen Wirkung und dem wachsten Blick für kritische gesellschaftliche Entwicklungen“.[65] Der Deutschlandfunk wies auf die wissenschaftlichen Leistungen hin: das HIS habe sich „vor allem mit der Forschung über Gewalt im 20. Jahrhundert einen Namen gemacht“.[66] Die Deutsche Welle urteilte, das HIS habe einen „hervorragenden Ruf“, viele seiner Forscher „lehren an in- und ausländischen Universitäten und nehmen zum Teil Gastprofessuren wahr. Ein Stipendium oder eine Mitarbeit am HIS gelten als wichtiger Baustein für die Karriere junger Wissenschaftler“.[7] In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung hieß es im November 2012 aus Anlass des 60. Geburtstages von Jan Philipp Reemtsma, das HIS sei das „einzige Institut für Sozialforschung in Deutschland, das erfolgreich an die Tradition der Kritischen Theorie anknüpft, weil es sich aus ihr nur das nimmt, was es für seine Forschungen zur Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts und zur Gesellschaft der Bundesrepublik braucht“.[67] Auch das Hamburger Abendblatt schrieb 2012, das HIS sei heute „als eigenständige Stimme im Wissenschaftsbetrieb akzeptiert“, nachdem es in den Anfangsjahren von den Hochschulen „kritisch beäugt“ worden sei.[68] Drei Jahre zuvor stellte diese Zeitung fest, das Institut sei zu einem „ergiebigen Quell des Wissens“ geworden.[56]

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Internetseite des Hamburger Instituts für Sozialforschung (Abruf am 10. Januar 2016).
  2. CV von Prof. Wolfgang Knöbl
  3. Wolfgang Knöbl wird Direktor des Hamburger Instituts für Sozialforschung, Presseinformation des HIS vom 23. Februar 2015.
  4. Reemtsma verabschiedet sich mit Gewalt-Vortrag, Deutschlandradio Kultur vom 5. Juni 2015, abgerufen 12. Juni 2015
  5. Hamburger Institut für Sozialforschung 1984, (Hamburg) 1984.
  6. Tom Schimmeck: Zögling und Erbe. Jan phil. Reemtsma, in TransAtlantik 1/1985.
  7. a b Heide Soltau: Von Marx bis Migrationsforschung, Deutsche Welle, 9. Juni 2009 (Abruf am 11. September 2014).
  8. Das Orakel vom Mittelweg – das Hamburger Institut für Sozialforschung feiert 25. Geburtstag. Radiosendung in der Reihe IQ – Wissenschaft und Forschung von Bayern 2, 8. Juli 2009.
  9. Wolfgang Bonß in Das Orakel vom Mittelweg – das Hamburger Institut für Sozialforschung feiert 25. Geburtstag. Radiosendung in der Reihe IQ – Wissenschaft und Forschung von Bayern 2, 8. Juli 2009.
  10. Zur Bedeutung der Wehrmachtsausstellungen für das Institut siehe beispielsweise Irene Armbruster: Willkür am Mittelweg. Das von Jan Philipp Reemtsma gestiftete HIS ist aus dem öffentlichen Diskurs nicht mehr wegzudenken, in: Aufbau, Februar 2011, S. 25–27.
  11. Titel: 200 Tage und 1 Jahrhundert. Sie thematisierte die Zeit und die Hoffnungen zwischen der Befreiung von Auschwitz (27. Januar 1945) und dem Tag der Kapitulation Japans im Zweiten Weltkrieg. Siehe zum Beispiel Dieter Scholz: Welt- und Heimatgeschichte der Gewalt, in Kritische Berichte Bd. 23, Nr. 4 (1995), S. 78–82.
  12. Protokolle der Debattenbeiträge, hier S. 14708–14730 (Abruf am 11. September 2014).
  13. Siehe Wehrmachtsausstellung: Viele Feinde, viele Freunde, eine Denkpause vier Jahre auf Reisen, in: Der Tagesspiegel, 15. November 2000 (Abruf am 6. September 2014).
  14. Bericht der Kommission zur Überprüfung der Ausstellung „ Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“ (PDF)
  15. Anne Lena Mösken: „Die Täter im Blickpunkt“. Neue Erinnerungsräume in den Bildern der Wehrmachtsausstellung, in: Inge Stephan, Alexandra Tacke (Hrsg.): NachBilder des Holocaust, Böhlau, Köln [u.a.] 2007, S. 235–253, hier S. 238, ISBN 3-412-22506-1.
  16. Zitiert nach Millionär Jan Philipp Reemtsma wird 60, in: Rheinische Post online, 25. November 2012 (Abruf 11. September 2014).
  17. Der Bereich „Wissenschaft und Kritik“ wurde im September 1997 aufgegeben. Siehe Projekte, Veranstaltungen, Veröffentlichungen 1996–1999, Hamburger Institut für Sozialforschung, Dezember 1997, S. 47.
  18. Zu seinen Forschungstätigkeiten und Publikationen siehe die entsprechenden Angaben auf der Website des HIS (Abruf am 22. August 2014).
  19. Angaben zu den Forschungsbereichen und Leitungen nach Harald Welzer: Die Impulsgeber. Das Hamburger Institut für Sozialforschung feiert seinen 25. Geburtstag, in: Jüdische Allgemeine, 2. Juli 2009.
  20. Generation des Unbedingten. Das Führungskorps des Reichssicherheitshauptamtes. Hamburger Edition, Hamburg 2002, ISBN 3-930908-75-1.
  21. Eine Frau an seiner Seite. Ehefrauen in der „SS-Sippengemeinschaft“, Hamburger Edition, Hamburg, 1997, ISBN 978-3-930908-32-5.
  22. Das Ordnen von Räumen. Territorium und Lebensraum im 19. und 20. Jahrhundert, Hamburger Edition, Hamburg 2012, ISBN 978-3-86854-248-6.
  23. Kein Zeuge darf überleben. Der Genozid in Ruanda. 1. Auflage. Hamburger Edition, Hamburg 2002, ISBN 3-930908-80-8 (amerikanisches Englisch: Leave none to tell the story. Übersetzt von Jürgen Bauer).
  24. Die Studien von Wildt, Schwartz und Des Forges werden genannt bei Harald Welzer: Die Impulsgeber. Das Hamburger Institut für Sozialforschung feiert seinen 25. Geburtstag, in: Jüdische Allgemeine, 2. Juli 2009. Zu Jureit siehe David Kuchenbuch: Rezension zu: Jureit, Ulrike: Das Ordnen von Räumen. Territorium und Lebensraum im 19. und 20. Jahrhundert. Hamburg 2012, in: H-Soz-u-Kult, 29. Mai 2014.
  25. Informationen zum Projekt auf der Website des HIS (Abruf am 9. September 2014).
  26. Veranstaltungsbericht auf der Website des HIS (Abruf am 26. September 2014).
  27. Tagungsprogramm auf der Website des HIS (Abruf am 26. September 2014).
  28. Programm der Tagung auf der Website des HIS (Abruf am 26. September 2014).
  29. Die Ausgeschlossenen. Das Ende vom Traum einer gerechten Gesellschaft, Carl Hanser Verlag, München 2008, ISBN 978-3-446-23011-8. Siehe hierzu die Rezensionsnotizen auf Perlentaucher (Abruf am 26. September 2014).
  30. Wohlstandskonflikte. Soziale Fragen, die aus der Mitte kommen, Hamburger Edition, Hamburg 2009, ISBN 978-3-86854-200-4. Siehe dazu die Besprechung in den WSI Mitteilungen 3/2010 (Abruf am 20. September 2014) sowie die Rezension im Archiv für Sozialgeschichte vom 20. Januar 2010 (Abruf am 20. September 2014).
  31. Website des Projekts (Abruf am 10. September 2014).
  32. Siehe dazu Hilde von Balluseck: Rezension vom 13. August 2009 zu: Heinz Bude, Andreas Willisch (Hrsg.): Exklusion. Die Debatte über die „Überflüssigen“. Suhrkamp Verlag (Frankfurt/M) 2008. Orig.-Ausg., 1. Auflage. 335 Seiten. ISBN 978-3-518-29419-2. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245 (Abruf am 19. August 2014).
  33. Verzeichnis der Publikationen Kraushaars auf der Website des HIS (Abruf am 11. September 2014).
  34. Regine Klose-Wolf, Silke Greve, Una Gebhard: Vorwort, in: Hamburger Institut für Sozialforschung: Projekte, Veranstaltungen, Veröffentlichungen 2012–2015, Hamburg, April 2014, S. 7 f.
  35. Überblick über Forschungsgruppen, Arbeitsgruppen und Einzelprojekte auf der Website des HIS (Abruf am 22. August 2014).
  36. Hamburger Institut für Sozialforschung: Projekte, Veranstaltungen, Veröffentlichungen 2012–2015, Hamburg, April 2014, S. 18.
  37. Hamburger Institut für Sozialforschung: Projekte, Veranstaltungen, Veröffentlichungen 2012–2015, Hamburg, April 2014, S. 20 f.
  38. Hamburger Institut für Sozialforschung: Projekte, Veranstaltungen, Veröffentlichungen 2012–2015, Hamburg, April 2014, S. 24 f.
  39. Kurze Beschreibungen finden sich in den regelmäßigen Berichten des HIS (Projekte, Veranstaltungen, Veröffentlichungen).
  40. Berliner Colloquien zur Zeitgeschichte. In: his-online.de. Abgerufen am 16. April 2016.
  41. Website der AG.
  42. Siehe den entsprechenden Abschnitt über derartige Veranstaltungen in: Hamburger Institut für Sozialforschung: Projekte, Veranstaltungen, Veröffentlichungen 2012–2015, Hamburg, April 2014, S. 112–145.
  43. Informationen zum Sonderforschungsbereich (Abruf am 11. September 2014).
  44. Website der Veranstaltung (Abruf am 11. September 2014).
  45. Siehe die Übersicht auf der HIS-Website (Abruf am 23. August 2014).
  46. Siehe den entsprechenden Abschnitt in: Hamburger Institut für Sozialforschung: Projekte, Veranstaltungen, Veröffentlichungen 2012–2015, Hamburg, April 2014, S. 148–151 sowie die Angaben der HIS-Website (Abruf am 23. August 2014).
  47. Informationen zur Reihe auf der Website der Schaubühne (Abruf am 11. September 2014)
  48. Siehe die Übersicht auf der HIS-Website (Abruf am 23. August 2014).
  49. Website des Projekts (Abruf 19. September 2014).
  50. Siehe hierzu auch Detlef Baum: Rezension vom 25. November 2011 zu: Heinz Bude, Thomas Medicus, Andreas Willisch (Hrsg.): ÜberLeben im Umbruch. Hamburger Edition (Hamburg) 2011. 350 Seiten. ISBN 978-3-86854-233-2 in: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245 (Abruf am 11. September 2014).
  51. Siehe die Übersicht auf der HIS-Website (Abruf am 23. August 2014).
  52. a b c Informationen über das Archiv auf der HIS-Website (Abruf am 24. August 2014).
  53. Zum Archiv siehe auch die Beschreibung auf der Website der Stiftungsarchive in Deutschland (Abruf am 24. August 2014).
  54. Autorin Birgitta Wolf 96-jährig gestorben (dpa-Meldung), Weser-Kurier, 29. April 2009.
  55. a b c Reinhart Schwarz: Das Archiv des Hamburger Instituts für Sozialforschung, in: Hamburger Institut für Sozialforschung: Projekte, Veranstaltungen, Veröffentlichungen 2012–2015, Hamburg, April 2014, S. 98–102.
  56. a b Irene Jung: Ergiebiger Quell des Wissens, Hamburger Abendblatt, 2. Juli 2009.
  57. Projekte, Veranstaltungen, Veröffentlichungen 2010–2013, Hamburger Institut für Sozialforschung, April 2012, S. 56.
  58. Angaben zur Bibliothek gemäß der HIS-Website (Abruf am 24. August 2014).
  59. Angaben zum Auftrag auf der HIS-Website (Abruf am 24. August 2014).
  60. a b Gudrun Döllner: Die Bibliothek des Hamburger Instituts für Sozialforschung, in: Hamburger Institut für Sozialforschung: Projekte, Veranstaltungen, Veröffentlichungen 2012–2015, Hamburg, April 2014, S.104–107.
  61. Angabe zu Literatur über den Balkankonflikt nach Bibliothek des Hamburger Instituts für Sozialforschung (Flyer, Stand April 2010).
  62. Birgit Otte: 20 Jahre Hamburger Edition, in: Hamburger Institut für Sozialforschung: Projekte, Veranstaltungen, Veröffentlichungen 2012–2015, Hamburg, April 2014, S. 70–73, hier S. 71; siehe ferner das Verlagsprogramm Hamburger Edition. Herbst 2014, S. 14–17.
  63. Eine Übersicht über diese Präsenz findet sich auf der HIS-Website.
  64. Jan Feddersen: Die Zivilgesellschaft tanzt!, die tageszeitung, 6. Juni 2009 (Abruf am 25. August 2014).
  65. Joachim Güntner: Interessante Gründung eines reichen Exzentrikers, Neue Zürcher Zeitung, 30. Juni 2009.
  66. Ursula Storost: Freund, Konkurrent oder Bedrohung, Sendung vom 9. Juli 2009 (Abruf am 24. August 2014).
  67. Jürgen Kaube: Von Wölfen und zivilisierten Menschen, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26. November 2012.
  68. Lutz Wendler: Reemtsma wird Sloweniens Honorarkonsul, Hamburger Abendblatt, 15. März 2012.

Koordinaten: 53° 34′ 9,1″ N, 9° 59′ 41,2″ O