Schönberg (Mecklenburg)
Wappen | Deutschlandkarte | |
---|---|---|
| ||
Basisdaten | ||
Koordinaten: | 53° 51′ N, 10° 56′ O | |
Bundesland: | Mecklenburg-Vorpommern | |
Landkreis: | Nordwestmecklenburg | |
Amt: | Schönberger Land | |
Höhe: | 7 m ü. NHN | |
Fläche: | 52,19 km2 | |
Einwohner: | 4711 (31. Dez. 2022)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 90 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 23923 | |
Vorwahl: | 038828 | |
Kfz-Kennzeichen: | NWM, GDB, GVM, WIS | |
Gemeindeschlüssel: | 13 0 74 074 | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Am Markt 15 23923 Schönberg | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Lutz Götze (Parteilos) | |
Lage der Stadt Schönberg im Landkreis Nordwestmecklenburg | ||
Schönberg ist eine Stadt im Landkreis Nordwestmecklenburg in Mecklenburg-Vorpommern (Deutschland). Sie ist außerdem Verwaltungssitz des Amtes Schönberger Land, dem neben den Städten Schönberg und Dassow neun weitere Gemeinden angehören. Schönberg ist ein Grundzentrum für seine Umgebung.[2]
Geografie
Die Stadt Schönberg liegt etwa 15 Kilometer östlich von Lübeck am Fluss Maurine. Das hügelige Gebiet östlich und westlich des Maurinetals erreicht Höhen bis 83 m ü. NN (Bockholzberg). Stehende Gewässer im Ortsbereich sind der in der Stadt gelegene Oberteich mit einer Größe von elf Hektar, die Rupensdorfer Teiche und der Schilfteich.
Bis 1937 bestand Schönberg aus drei rechtlich selbständigen Gemeinden:
- der Stadt Schönberg, deren Gebiet vom Ratzeburger Ende bis zum Kalten Damm reichte
- der Gemeinde Amtsgebiet Schönberg um die Amtsstraße (zwischenzeitlich Straße des Friedens) und die Lübecker Straße mit den Verwaltungsgebäuden
- der Gemeinde Bauhof Schönberg, der Domäne Bauhof an der Dassower Straße, dem ehemaligen bischöflichen Tafelgut, deren Pächter gleichzeitig Gemeindevorsteher war.[3]
Die Gemeinde ist Teil der Metropolregion Hamburg und liegt im Einzugsbereich der Großstadt Lübeck.
Zu Schönberg gehören die Ortsteile Groß Bünsdorf, Klein Bünsdorf, Kleinfeld, Malzow, Retelsdorf, Rupensdorf und Sabow.
Nachbargemeinden
In Uhrzeigerrichtung, beginnend im Norden, grenzen folgende Städte und Gemeinden an Schönberg: Stadt Dassow, Papenhusen, Menzendorf, Roduchelstorf, Groß Siemz, Lockwisch und Selmsdorf.
Geschichte
Schönberg wurde im Jahr 1219 als Sconenberge erstmals urkundlich erwähnt.[4] Es wurde Anfang des 14. Jahrhunderts unter Bischof Markward von Jesowe Residenz der Bischöfe von Ratzeburg. Das Hochstift Ratzeburg, allgemein Land Boitin genannt, fiel nach dem Dreißigjährigen Krieg als Fürstentum Ratzeburg an Mecklenburg und gehörte ab 1701 zum Herzogtum Mecklenburg-Strelitz. 1822 erhielt Schönberg als Hauptort und Verwaltungssitz der Exklave das Stadtrecht. Nach der Reichseinigung von 1871 stand Schönberg im wirtschaftlichen Schatten des benachbarten Lübeck. 1934 wurden die Ämter Grevesmühlen und Schönberg im Zuge der Wiedervereinigung der beiden Mecklenburgs zum Landkreis Schönberg zusammengelegt, Sitz der Kreisverwaltung war Schönberg.
Zum 1. April 1937 wurde die Gemeinde Amtsgebiet Schönberg in die Stadt Schönberg eingemeindet, ein Jahr später am 1. April 1938 auch die Gemeinde Bauhof Schönberg.[5]
Die Kreisverwaltung wurde 1949 in das 20 Kilometer östlich gelegene Grevesmühlen verlegt.
Die Ortsteile Malzow (als Malsowe) und Rupensdorf (als Rubenestorp) wurden bereits 1194 im Isfriedschen Teilungsvertrag erstmals urkundlich erwähnt.
Durch die Lage an der innerdeutschen Grenze wurde die Stadt hart getroffen und erholt sich seit der Wiedervereinigung langsam. Der Altstadtkern wurde seit 1994 mit Hilfe der Städtebauförderung gründlich saniert.
Politik
Stadtrat
Die Gemeindewahlen am 25. Mai 2014 führten bei einer Wahlbeteiligung von 42,62 % zu folgender Zusammensetzung der Stadtvertretung:[6]
Partei / Liste | Stimmenanteil | Sitze |
---|---|---|
Die Linke | 29,37 % | 4 |
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) | 24,66 % | 4 |
Christlich Demokratische Union Deutschlands (CDU) | 24,20 % | 3 |
Liberale Wählergemeinschaft Schönberg | 21,75 % | 3 |
Gesamt | 14 |
Bürgermeister
Nach den Kommunalwahlen 2004 war Michael Heinze (Die Linke) Bürgermeister der Stadt. Mit über 72 % der abgegebenen Stimmen wurde er bei den Kommunalwahlen am 7. Juni 2009 wiedergewählt. Als danach bekannt geworden war, dass Heinze bis 1989 neben seiner früheren Funktion als Kommandeur der Grenztruppen der DDR auch Inoffizieller Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit war,[7] wurde er am 14. Juli 2009 vom Stadtrat (Mehrheitsentscheidung) seines Amtes enthoben. Die genannten Vorgänge wurden ab August 2009 vom Innenministerium des Landes überprüft.[8] Am 12. November 2009 wurde Lutz Götze (Die Linke) zum stellvertretenden und damit amtierenden Bürgermeister gewählt. Das Schweriner Verwaltungsgericht entschied dann am 9. Juni 2011, dass die Bürgermeisterwahl 2009 gültig war. Heinze konnte also in sein Amt zurückkehren.[9]
Die Bürgermeisterwahl vom 25. Mai 2014 gewann der ehemalige Fahrlehrer Lutz Götze mit 53,83 % der Wählerstimmen.
Wappen
Das Wappen wurde unter der Nr. 139 der Wappenrolle von Mecklenburg-Vorpommern registriert.
Blasonierung: „In einem von Blau über Gold und Rot geteilten Schild ein roter Mittelschild, darin ein schwebendes silbernes Hochkreuz, überhöht von einer goldenen Fürstenkrone.“[10]
Das Wappen wurde 1997 von dem Weimarer Michael Zapfe neu gezeichnet.
Städtepartnerschaften
Seit dem 7. Oktober 1990 gibt es eine Städtepartnerschaft mit dem nahen Ratzeburg in Schleswig-Holstein und seit dem 3. Oktober 2005 mit der schwedischen Gemeinde Färgelanda im Västra Götalands län.
Sehenswürdigkeiten
- Altstadt
- St.-Laurentius-Kirche mit der historischen Winzer-Orgel von 1847. Hier findet der jährliche Schönberger Musiksommer statt.
- Lutherdenkmal an der St.-Laurentius-Kirche
- spätgotische Mordwange (Sühnestein), ebenfalls an der Kirche
- das Volkskundemuseum in Schönberg dokumentiert die kulturelle Eigenständigkeit im ehemaligen Fürstentum Ratzeburg
- die Freilichtanlage des Bechelsdorfer Schulzenhauses von 1525
- Denkmal von 1951 im Stadtpark für die Opfer des Faschismus
- Büste aus dem Jahre 1985 von dem Bildhauer Hans Peter Jaeger zur Erinnerung an den kommunistischen Landtagsabgeordneten und Heimatdichter Rudolf Hartmann, der 1945 im KZ Mauthausen ermordet wurde. Das Kunstwerk wurde geschändet und beschädigt und befindet sich seit 1990 im Heimatmuseum.
- Das Rathaus ist ein zweigeschossiges Fachwerkgiebelhaus unter einem Krüppelwalmdach. Es wurde etwa 1800 errichtet. Zum Rathaus wurde es 1925 und dabei im Inneren stark verändert. Das Stadtwappen über dem Eingang wurde 1922 in Sgraffito-Technik ausgeführt.[11]
Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaft
Neben mittelständischen Unternehmen der Möbelproduktion (Fa. Palmberg) und der IT-Branche sowie dem Hersteller von Aerosol-Ventiltechnik (LINDAL Group) gibt es zahlreiche kleinere Handwerksunternehmen.
Verkehr
Schönberg liegt an der Bundesautobahn 20 zwischen Lübeck und Wismar, an der Bundesstraße 104 von Lübeck nach Schwerin sowie an der Eisenbahnstrecke Lübeck–Bad Kleinen. Der Flughafen Lübeck liegt etwa 15 Kilometer entfernt.
Ende der 1940er Jahre wurde die Stichbahn nach Dassow und darüber hinaus nach Pötenitz nahe dem Priwall als Reparationsleistung von der sowjetischen Besatzungsmacht abgebaut. Eine direkte Verbindung nach Schwerin wurde noch in den 1940er Jahren geplant, doch wurde das fehlende Verbindungsstück Schönberg–Rehna, von einigen Trassierungsarbeiten und Brückenbauten abgesehen, niemals fertiggestellt.
Bildung
Das 1823 aus der Ratzeburger Domschule hervorgegangene Realprogymnasium hatte Absolventen wie Werner Siemens und Ernst Barlach. Zu Ehren Ernst Barlachs wurde das Gymnasium am Oberteich mit etwa 650 Schülern „Ernst-Barlach-Gymnasium“ benannt. Das Schulgebäude wurde 1928/1929 unter Baurat W. Brückner im Stil der Heimatschutzarchitektur in Backstein errichtet. Zusätzlich gibt es in Schönberg auch eine Regionale Schule, die „Grundschule am Oberteich“ (beide in Trägerschaft der Stadt Schönberg) sowie die Allgemeine Förderschule „Anne Frank“ (in Trägerschaft des Landkreises Nordwestmecklenburg). Seit dem Schuljahr 2006/2007 hat auch eine evangelische Grundschule in Trägerschaft der Diakonie ihren Betrieb aufgenommen.
-
Grundschule am Oberteich (1823–1826)
-
Ernst-Barlach-Gymnasium (1928/1929)
Energie
In der Nähe des Ortsteils Sabow befinden sich zwei Windkraftanlagen des Typs Enercon E-82 E2 mit 2300 kW Nennleistung, 138 Metern Nabenhöhe und 82 Metern Rotordurchmesser. Diese im Jahr 2010 fertiggestellten Windkraftanlagen sind die höchsten in Mecklenburg-Vorpommern.
Sonstiges
Bekannt wurde Schönberg durch seinen Fußballverein FC Schönberg 95, der es in den Jahren von 1999 bis 2004 jedes Jahr als Landes-Pokalsieger in die DFB-Pokal-Hauptrunde schaffte und dort an renommierten Gegnern wie dem FC Bayern München oder dem Hamburger SV scheiterte.
Nordwestlich der Stadt (zur Gemeinde Selmsdorf gehörig) befindet sich die Deponie Ihlenberg (auch bekannt als Deponie Schönberg), die seit 1977 betrieben wird und auf der seit vielen Jahren Hausmüll und Sondermüll behandelt und entsorgt werden.
Persönlichkeiten
- Johann Albrecht von Mandelslo (1616–1644), Reisender, geboren in Schönberg
- Johann Friedrich Stapel (um 1620–1678), evangelisch-lutherischer Geistlicher und Autor von Erbauungsschriften, geboren in Schönberg
- Gottlieb Matthias Carl Masch (1794–1878), Rektor, Pastor und Historiker, geboren in Schlagsdorf
- Ernst Werner von Siemens (1816–1892), ging ein Jahr lang zur Bürgerschule in Schönberg
- Bernhard Reinhold (1824–1892), Maler, geboren in Schönberg
- Ludwig Bicker (1835–1914), Bürgermeister von Schönberg
- Johannes Boye (1840–1905), Kaufmann, geboren in Schönberg
- Ernst Barlach (1870–1938), Bildhauer, verbrachte hier Kindheitsjahre
- Karl Erich Marung (1876–1961), Arzt und Ministerialbeamter, geboren in Schönberg
- Karl Koch (1879–1969), Rechtsanwalt, CDU-Politiker und Bürgermeister von Schönberg
- Gerhard Ringeling (1887–1951), Schriftsteller, geboren in Schönberg
- Heinrich Albert (1896–1971), Politiker, geboren in Schönberg
- Karl Alfred Hall (1906–1974), Rechtswissenschaftler, geboren in Schönberg
- Felix Jaehn (bürgerlich Felix Jähn) (* 1994), absolvierte am Ernst-Barlach-Gymnasium sein Abitur
- Christoph D. Minke (* 1965), wirkt als Kirchenmusiker und künstlerischer Leiter des Schönberger Musiksommers
Literatur
- Gerd Baier, Horst Ende, Brigitte Oltmans, Gesamtredaktion Heinrich Trost: Die Bau- und Kunstdenkmale in der mecklenburgischen Küstenregion mit den Städten Rostock und Wismar. Henschel Verlag GmbH, Berlin 1990, ISBN 3-362-00523-3
Einzelnachweise
- ↑ Statistisches Amt M-V – Bevölkerungsstand der Kreise, Ämter und Gemeinden 2022 (XLS-Datei) (Amtliche Einwohnerzahlen in Fortschreibung des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- ↑ Regionales Raumentwicklungsprogramm Westmecklenburg (2011), Regionaler Planungsverband, abgerufen am 12. Juli 2015
- ↑ Heidemarie Frimodig: Schönberg im Ratzeburger Land: ein Lesebuch. BoD 2003 ISBN 9783831149285, S. 15f
- ↑ MUB I, Nr. 250 [1]
- ↑ Geschichtliche Eckpunkte, abgerufen am 24. März 2016
- ↑ Website Schönberger Land
- ↑ Der Stasi-Bürgermeister. 3sat, 13. August 2009
- ↑ Kreis verweist Fall Heinze weiter nach Schwerin. In: Ostsee-Zeitung, 7. August 2008
- ↑ Meldung in der NNN aufgerufen am 16. Juni 2011
- ↑ Hauptsatzung § 3
- ↑ Gerd Baier, Horst Ende, Brigitte Oltmans, Gesamtredaktion Heinrich Trost Die Bau- und Kunstdenkmale in der mecklenburgischen Küstenregion mit den Städten Rostock und Wismar Henschel Verlag GmbH, Berlin 1990, ISBN 3-362-00523-3 Seite 69