Tracht (Kleidung)

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Hessen, Raum Marburg, Festtags-Männertracht
Bückeburger Festtagstracht

Der Begriff Tracht (von althochdt. traht(a), mittelniederdeutsch dracht: das, was getragen wird) wird im Allgemeinen für traditionelle und historische Kleidung oder Teile davon gebraucht. Die Tracht ist die traditionelle Kleiderordnung einer bestimmten Region, eines Standes oder der Angehörigen einzelner Bevölkerungsgruppen, z. B. Ethnien (Volksgruppe) oder Berufsgruppen.

Trachten sind das Ergebnis langwieriger Entwicklungen. In den vergangenen Jahrhunderten verhinderten strenge Kleiderordnungen eigene Entwicklungen der bäuerlichen Tracht. Die Herrschenden wollten verhindern, dass sich die Untertanen durch Prunksucht verschuldeten.

So bestimmte der Reichserlass von 1530,

„… daß sich jeder, wes Würden oder Herkommen er sei, nach seinem Stand, Ehren und Vermögen trage, damit in jeglichem Stand unterschiedliche Erkäntnüs sein mög …“

Die Berufstracht, Zunftstracht oder Amtstracht, welche die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Berufsgruppe zum Ausdruck brachte, stammt aus dem handwerklichen und städtischen Umfeld, während die Volkstracht ihren Ursprung in ländlichen Gebieten hat und eine regionaltypische Bekleidungsform darstellt. Erste bäuerliche Trachten entstanden Ende des 15. Jahrhunderts.

Traditionelle Bekleidungen

Traditionelle Kleidung wurde in vielen Teilen der Welt im Zuge der auch kulturellen und modischen Globalisierung im Alltag bereits weitgehend zurückgedrängt und wird nur noch als Festtagstracht getragen. In anderen Ländern werden die traditionellen Kleidungsstücke heute noch im Alltag getragen. Beispiele traditioneller Kleidung sind:

Volkstracht

Die Volkstracht ist eine regionaltypische Bekleidungsform, die ihren Ursprung oft im Empire (1800–1820), Biedermeier (1820-1848) und Rokoko hat. Im Gegensatz zu traditioneller Kleidung sind Volkstrachten in vielen Fällen bezüglich Farbe, Schnitt, Stoffwahl und Art des Tragens genau definiert.

Volkstrachten gibt es meist in zwei Ausführungen, einer Werktagstracht und einer Festtagstracht. Besonders Festtagstrachten sind oft sehr aufwendig hergestellt. Zu ihnen gehören typische Hüte oder Hauben (z. B. Bollenhut, Berner Haube mit Rosshaarspitzen, Goldhauben). Die Festtagstrachten werden in ländlichen Gegenden noch oft bei Festen oder traditionellen Anlässen getragen.

Werktagstrachten werden noch vereinzelt als Alltagskleidung getragen (was sie auch ursprünglich waren), heute aber insbesondere in Trachtenvereinen, Heimatvereinen, Brauchtumsgruppen, Musikkapellen, Schützenkompanien und Chören, da sie einfacher und günstiger herzustellen sind als die Festtagstrachten.

Tracht als Trend

In den letzten Jahren hat in Deutschland und Österreich die Tracht bzw. damit zusammenhängend auch die Trachtenmode einen Aufschwung erlebt. Insbesondere die Globalisierung, die Wirtschaftskrise und die mit diesen Entwicklungen zusammenhängende oder ihnen entgegengesetzte Rückbesinnung auf traditionelle Werte und altes Kulturgut wird für diese Entwicklung als ursächlich angesehen.[1] Die Art und Weise, wie traditionelle Bekleidung zusehends von vielen Menschen in die heutige Lebenswelt integriert wird, kommentierte der Kulturjournalist Alfons Kaiser:

„So wie die Jeans, ebenfalls ursprünglich ein ländliches Kleidungsstück, als urbanes Gegenmittel zur Tradition eingesetzt wurde, so zeigen Dirndl und Lederhose eine Generation später, dass man in seiner metaphysischen Obdachlosigkeit die ländlich-sittlichen Werte auf vertrackte Weise doch vermisst. Wenn man sich Traditionsbestände auf den Leib legt, verklärt man natürlich romantisierend das eigentlich so schwere und teils brutale Leben auf dem Lande. Auch das ist zeittypisch. Vom Joghurt „Landliebe“ bis zur Zeitschrift „Landlust“ gibt man sich eben gerne der Illusion von den guten alten Zeiten hin, in denen die Butzenscheiben noch den kalten Wind der Globalisierung abhielten.[2]

Deutschland

Das Interesse an Trachten erwachte in vielen Regionen in Deutschland im späten 19. Jahrhundert, als man sich im Zuge der Heimatbewegung auf regionale Besonderheiten und die (in dieser Form sicher nie existent gewesene) ländliche Romantik besann.

„Als Tracht wird die Kleidung der ländlichen Bevölkerung bezeichnet, deren Verbreitung regional, zeitlich und konfessionell begrenzt ist. Sie wechselt in den ihr vorgeschriebenen Grenzen nach Anlass und Trauerstufe und spiegelt den sozialen Status wider.“ (Definition aus den Richtlinien des Landestrachtenverband Niedersachsen)

Diese Definition der Tracht erklärt in kurzer Form ihre Wesenszüge und grenzt die Kleidungsform von der bürgerlichen Kleidung und den Berufstrachten ab, die regional und konfessionell nicht oder nur wenig gebunden sind.

Die Tracht ist Ausdruck einer meist dörflichen Gemeinschaft und eines gemeinsamen Lebens in dieser Ordnung. Im Mittelpunkt steht nicht die Trägerin oder der Träger, sondern die Kleidung dient zur Präsentation von Besitz und Wohlstand. Je mehr Stoff in der Tracht Verwendung fand, je mehr Knöpfe auf den Westen saßen, desto reicher war der Träger oder die Trägerin der Tracht. In manchen Regionen wurden daher die Westenknöpfe so eng nebeneinander gesetzt, dass sie kaum Platz hatten; die Röcke so tief in Falten gelegt, dass sie eine nahezu unzumutbare Schwere erreichten. Die Ausprägung der Tracht hatte natürlich finanzielle Grenzen, die die soziale Schichtung der Bevölkerung deutlich machte. Es war ein ungeschriebenes Gesetz, dass man die Grenzen der einzelnen dörflichen Gesellschaftsschichten nicht übertreten durfte, selbst wenn die finanzielle Basis gegeben war, sich eine aufwendige Tracht anzuschaffen.

Die Kleidung lieferte dem kundigen Betrachter eine Vielzahl von Informationen. Sie zeigte deutlich an:

  • aus welcher Region die Tracht stammt
  • aus welchem Dorf der Träger/die Trägerin stammt
  • die augenblicklichen wirtschaftlichen Verhältnisse
  • die soziale Stellung innerhalb der Dorfgemeinschaft
  • den Personenstand (ledig, verheiratet, verwitwet, verwitwet und heiratswillig), vor allem bei Frauen in der Art wie die Schürze mit der Schleife gebunden wurde (links – ungebunden und ledig, rechts – gebunden und verheiratet, mittig – Zeichen der Jungfräulichkeit, hinten gebunden – verwitwet)
  • die Trauerstufe (Voll-, Halb-, Vierteltrauer, Freudenzeit)
  • den Anlass (Abendmahl, sonntäglicher Kirchgang, gewöhnlicher Sonntag, Hochzeit, Kommunion, Konfirmation, etc.) entsprechend gekleidete Frauen

Spätestens an dieser Stelle wird deutlich, dass es sich bei der Tracht um ein recht kompliziertes Thema handelt. Die Verwirrung wird sich nicht aufklären, wenn man bedenkt, dass die Tracht keine Uniform mit unverrückbaren Strukturen war. Sie folgte ihren eigenen Modegesetzen. Es gab also zu jeder Zeit „unfine“ Trachtenstücke, die man nicht mehr tragen konnte, ohne in den Ruf einer finanziellen Schwäche zu kommen.

Aus heutiger Sicht erscheinen diese modischen Vorlieben oftmals sehr uneinsichtig, denn es war kein Einzelfall, dass man in der modischen Fortentwicklung der Tracht billigen, weniger wertvollen Materialien den Vorzug gab, die kostbaren alten Stücke als untragbar in den Schrank legte oder an Personen verkaufte, denen es aufgrund ihrer sozialen Stellung recht gelegen kam, auf diese Weise in den Besitz z. B. einer Kappe oder Mütze einer reichen Bäuerin zu kommen.

Diese Modeströmungen wurden zum Teil auch von der Industrie beeinflusst, die beispielsweise manche Stoffe oder Bänder nicht mehr herstellte und einen Ersatz dafür anbot. Nur noch in wenigen Regionen Deutschlands haben sich Trachten in ihrer ursprünglichen Form erhalten und werden auch noch heute im alltäglichen Leben getragen. Dies ist, um nur ein Beispiel zu nennen, im Landkreis Schaumburg (Niedersachsen) der Fall. Dort trifft man noch eine durchgängige Trachtentradition an, auch wenn sich die im Aussterben begriffene Tracht in ihrem Endstadium gegenüber ihrer Ursprungsform eher bescheiden ausnimmt.

In Deutschland fand die Volkstracht bis ins 20. Jahrhundert eine weite Verbreitung und grenzte sich von der bürgerlichen Kleidung ab. Die traditionelle Volkstracht wird heute noch in einigen Regionen (meist zu Volksfesten und besonderen Anlässen) getragen. Die heutige Tracht hingegen geht auf die Jagd- und Wanderbekleidung zurück.

Laut Kulturwissenschaftlern (z. B. Thekla Weissengruber) werden in der volkskundlichen Forschung zur deutschen und österreichischen Tracht inzwischen zwei Kategorien unterschieden: jene der „nach historischen Bildern erneuerte Trachten“ und jene der „Trachtenmode bzw. der Trachtenbekleidung“. Ersteres meint dabei beispielsweise die Tracht von Vereinsmitgliedern bei Umzügen. Die zweite Kategorie „Trachtenmode“ umfasst Dirndln, Lederhosen etc., die auch von Festtagsbesuchern (Oktoberfest) getragen werden. Dabei greift die Trachtenmode mit ihren Schnitten auf die historischen Vorbilder zurück, allerdings werden Farben, Stoffe und Muster von Saison zu Saison variiert und den jeweiligen Modetrends angepasst.[3]

Der Pflege der traditionellen Trachten und des Brauchtums widmet sich der Deutsche Trachtenverein e.V.,[4] der auch die Deutsche Trachtenzeitung herausgibt.

Baden-Württemberg

In Baden-Württemberg gibt es den Landesverband der Heimat- und Trachtenverbände Baden-Württemberg e.V.[5], der sich im Jahr 2000 dem Deutschen Trachtenverband angeschlossen hat. Daneben gibt es den Südwestdeutschen Gauverband der Heimat- und Trachtenvereine e.V., einen Dachverband württembergischer und nordbadischer Trachten- und Brauchtumsvereine.[6] Für Trachten- und Brauchtumsvereine im Gebiet des alten Landes Baden gibt es den Bund „Heimat und Volksleben“ e.V. (BHV)[7] als Dachverband mit Sitz in Freiburg im Breisgau. Der BHV veranstaltet mit seinen Mitgliedsvereinen – insbesondere in den Landkreisen des Regierungsbezirks Freiburg – die Kreistrachtenfeste.

Der Bollenhut der Gutacher Tracht wurde zum Symbol des gesamten Schwarzwalds, obwohl er nur in einem kleinen Gebiet des Gebirges verbreitet ist.

Bayern

Als Bayerische Tracht wird zuallererst wohl die oberbayerische Gebirgstracht verstanden, mit der Lederhose für den Buam und dem Dirndlgwand für das Madl. Diese Gebirgstracht wurde durch Trachtenvereine und durch Arbeitsmigration auch in Regionen außerhalb der Berge heimisch. Zusätzlich zu diesen, weltweit als „die“ deutsche Tracht verstandenen, Formen existiert noch eine große Fülle von traditionellen Trachten, die meist regional getragen werden, beispielsweise die Dachauer Tracht, der Priener Hut oder die neu entstandenen Herrschinger Hosenträger.

Heute kann man sechs Typen von Gebirgstrachten unterscheiden:

Brandenburg

Im heutigen Land Brandenburg gab es zahlreiche Trachtengebiete, von denen nur noch in wenigen das Tragen der Tracht gepflegt wird. Zwei der letzteren befinden sich im Süden des Bundeslandes, eines im äußersten Osten entlang der Oder. Die ersteren beiden sind die Niederlausitz, mit dem Spreewald und östlichen Teilen Sachsens, sowie der Fläming, zu dem auch östliche Teile Sachsen-Anhaltes gehören. Das dritte Gebiet ist das Trachtengebiet der Oderwenden, das mit seinen Kerngebieten nördlich (Land Lebus) und südlich (Gemeinde Aurith bzw. Ziltendorf) von Frankfurt/Oder liegt.

Außerdem gibt es Hinweise auf ein früheres zusammenhängendes Trachtengebiet mit übereinstimmenden charakteristischen Elementen sowohl der Frauen- als auch der Männertrachten des Königreichs Preußen, das sich von Westfalen und Südniedersachsen über Braunschweig, Potsdam und Berlin die Oder entlang über die Uckermark bis hinter Pyritz nach Pommern im heutigen Polen hinein erstreckte. Verbindendes Element war einerseits die schwarze Schleifenhaube, deren Formen vom schlichten, oft über einem Häubchen um den Kopf gebundenen schwarzen Seiden- oder Wolltuch bis zur eindrucksvollen, mit Pappe ausgesteiften riesigen Haube der Schaumburger Tracht reichte. Ein weiteres verbindendes Element dieses Trachtengebietes war der weiße, meist separate Rüschenkragen, der in Westfalen, um Braunschweig und im Havelland offenbar meist unter dem Schultertuch getragen wurde, in Südniedersachsen, der Mark und an der Oder dagegen vorwiegend über dem Schultertuch. Im Land Lebus war der üppige Rüschenkragen (von Theodor Fontane "Überfallkragen" genannt) am Frauenhemd festgenäht. Im Fundus der Märkischen Museums in Berlin findet sich ein mutmaßliches Originalhemd dieser Tracht. Der Berliner Maler Theodor Hosemann stellte die märkische Frauentracht um Berlin regelmäßig mit rotem Wollrock, kürzerer weißer Schürze, schwarzem Mieder und Hemd mit Rüschenkragen dar. Der rote "Friesrock" wird auch von Theodor Fontane mehrfach als unverzichtbarer Bestandteil der märkischen Frauentracht erwähnt.

Im Gebiet südöstlich von Berlin bis in den ehemaligen Kurmärkisch-Wendischen Distrikt um Storkow und Beeskow hinein, scheint es eine Mischform der wendischen Tracht des nördlichen Spreewalds um Lübben und Alt- bzw. Neuzauche und der laut Überlieferung "altpreußisch" genannten Schleifenhaubentracht gegeben zu haben. Dabei wurden vorwiegend dunkelbunt gestreifte Wollröcke und geblümte Schultertücher mit schwarzseidener Schleifenhaube (Buckow bei Beeskow) oder einfarbig rote bzw. grüne Wollröcke mit Schleifenhaube bzw. schwarzseidenem Kopftuch, geblümtem Schultertuch und separatem Rüschenkragen (Zeuthen) kombiniert.

Verbindendes Element der Männertrachten war der an den preußischen Uniformmantel angelehnte, waden- bis knöchellange, weitschwingende, blaue und rotgefütterte Mantel, der einreihig oder doppelreihig, mit kleinem Stehkragen oder breitem Reverskragen, mit oder ohne Ärmelaufschläge ausgeführt sein konnte. Die Westen waren meist hochgeschlossen und mit Metallknöpfen einreihig oder doppelreihig zu schließen. Hosenform und Kopfbedeckungen variierten dagegen stark. Zum Ende des 19. Jahrhunderts war außerdem bei den märkischen Trägern moderner Westen mit spitzem Ausschnitt ein bestickter Brustlatz sehr beliebt, der unter der Weste um den Leib gebunden wurde und im Westenausschnitt bestickten schwarzen Samt sehen ließ.

Bremen

Hessen

In der Schwalm, im Raum Marburg und im Hessischen Hinterland (Bilder 2 bis 9), entstanden schwarze Trachten mit farbenfreudigen Applikationen. Sie werden zu den ältesten deutschen Trachten gezählt.

In Hessen wurde 1772 eine Kleiderordnung erlassen, die verhindern sollte, dass

„… durch den Gebrauch fremder Waaren große Geldsummen zum Lande hinausgeführt würden, hingegen die inländischen Fabriquen und Manufakturen in immer größern Verfall gerieten.“

In dieser Ordnung wurden den bevorzugten Ständen gewisse Einschränkungen auferlegt, den Bürgern, Bauern und Juden aber geboten,

„… keine anderen Zeuge, Tuche, Strümpfe, und Hüte zu tragen als welche in hiesigen Landen fabriciert werden, Cattun und Zitz ausgenommen.“

Diese Vorschriften und die verschiedenen Modestile haben in den Trachten ihre Spuren hinterlassen. Durch die Ansiedlung französischer Glaubensflüchtlinge (Hugenotten) im mittelhessischen Raum, die mit besonderen Handelsprivilegien ausgestattet waren, nahmen auch sie Einfluss auf die Kleidungsentwicklung, u. a. durch bisher unbekannte Zutaten wie Borten, Stoffe und andere Zutaten (z. B. kleine bunte Perlen, dünne Metalldrähte).

Franken

Die Tracht in der Region Franken ist von kleinteiliger Vielfalt geprägt, auch aufgrund der politischen Verhältnisse und konfessionellen Spaltung im Fränkischen Reichskreis bis zum Ende des Heiligen Römischen Reiches.

Viele fränkische Trachten haben ihre Wurzeln in der Zeit des Barock. Bestandteile der Männertracht sind meist der Frankenhut als Dreispitz und/oder mit Kordel sowie das geknotete Halstuch. Meist werden Kniehosen aus Stoff oder Leder und dazu Westen und lange Leibröcke getragen. Bei der Frauentracht herrscht eine noch größere Vielfalt als bei der Männertracht. Weitgehend übereinstimmend ist das Tragen von Miederrock und Schürze. Im Sommer wird meist ein buntes Schultertuch verwendet, im Winter die Mutzen, eine langärmelige Jacke getragen. Bei den Kopfbedeckungen gibt es verschiedenste Hauben, aber auch bunte Kopftücher.

Mecklenburg-Vorpommern

In Mecklenburg gibt es sechs Trachtengebiete:

  • Schweriner Tracht
  • Poeler Tracht
  • Warnemünder Tracht
  • Biestower und Hägerortsche Tracht
  • Zepeliner Tracht
  • Schönberger und Rehnaer Tracht (Ratzeburger Trachtengebiet)

Niedersachsen

Niedersachsen ist neben Hessen das Bundesland mit einer Trachtenvielfalt, die ihresgleichen in Deutschland sucht. Dabei sind die wesentlichen Trachtengebiete wie folgt zu gliedern:

  • Altes Land
  • Ammerland
  • Artland
  • Scheeßel
  • Stader Geest
  • Winsen

Und diese einzelnen Trachtengebiete teilen sich natürlich noch weiter auf. So können zum Beispiel die einzelnen Trachten von Kirchspiel zu Kirchspiel hier und da noch Unterschiede aufweisen.

Nordrhein-Westfalen

Im Münsterland starb die Volkstracht schon gegen Ende des 19. Jahrhunderts aus.

Die Frauen trugen an Festtagen rote Wollröcke und u. a. schwarze Schürzen. Statt der Schürze trugen manche reichere Frauen einen Goldgürtel. Das Oberteil bestand aus einer weißen oder cremefarbenen Bluse und um die Schultern wurde ein weißes oder cremefarbenes mit Rosen besticktes Tuch getragen. Später kamen auch grüne Röcke hinzu.

Im Münsterland wurden später auch oft dunkelblau gefärbte Stoffe getragen; eine noch sehr bekannte traditionelle Kleidung ist die des Kiepenkerls, die allerdings in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts folkloristisch verklärt wurde. Tatsächlich lassen Steckbriefe und Nachlassinventare schon des frühen 19. Jahrhunderts erkennen, dass die Männerbekleidung einer Vielfalt unterlag, und der Rock häufiger getragen wurde als der Kittel.

Rheinland-Pfalz

Eine Quelle für Informationen über Trachten im Gebiet des heutigen Rheinland-Pfalz, insbesondere aus dem Gebiet des Westerwaldes, bietet das Heimat- und Trachtenmuseum in Westerburg (Neustraße 40, 56457 Westerburg). Es ist das einzige Trachtenmuseum in Rheinland-Pfalz (Stand August 2013). Es beherbergt zahlreiche „alte Schätzchen“ aus Westerburg und Umgebung sowie mehrere Originaltrachten aus verschiedenen europäischen Ländern und über 150 Trachten in Kleinformat. Neben Westerwälder Sonn- und Feiertagtrachten sind auch die Westerwälder Alltagstrachten vertreten.

Trachtenbeispiele aus der Eifel- und Maifeldregion sind in dem Eifelmuseum Genovevaburg ausgestellt (Am Markt, 56727 Mayen).

Das Stadtmuseum Simeonstift Trier besitzt eine beachtliche Sammlung historischer Textilien, vor allem bürgerliche Kleidung aber auch bäuerliche Trachten.

Rhein-Mosel-Region

Eine Form der Tracht war bis Ende des 19. Jahrhunderts eine Frisur mit kunstvoll verschlungenen Zöpfen, zusammengehalten von einem Ohreisenmützchen und Tugendpfeil. Diese Haartracht wurde von Mädchen ab der Pubertät bis zur Vermählung getragen. Überliefertes Verbreitungsgebiet waren die überwiegend katholischen, linksrheinischen Regionen um Koblenz, hier besonders das Maifeld und die Untermosel.

Vorderhunsrück/Rhein-Hunsrück-Kreis

Fotografien aus den 1870er Jahren zeigen Mädchen und junge Frauen aus Dörfern des Vorderhunsrücks in einheitlicher Kleidung. Über einen knöchellangen Rock wurde auch zu besonderen Anlässen (Sonntagstracht) immer eine Schürze getragen. Ein hochgeschlossenes, langärmeliges Oberteil setzte an Krägen und Ärmelenden durch Verzierungen individuelle Akzente. Farbigkeiten sind nicht überliefert. Diese Kleidung der Landbevölkerung ist – nach Familienfotos – noch bis in die 1910er Jahre zu sehen. Das Verbreitungsgebiet ist noch nicht erfasst.

Sachsen / Erzgebirge

Die Trachten im Erzgebirge stammen größtenteils aus dem Umfeld des Bergbaus. 1936 wurde eine Frauentracht eingeführt, die sich an der Renaissancekleidung der Barbara Uthmann orientiert – ein Kunstprodukt, das sich aber nicht verbreitet hat.

In der Oberlausitz, zwischen Bautzen und Kamenz, wird bis heute die sorbische Tracht von katholischen älteren Frauen getragen. Sie gehört zu einer der vier Trachtengebiete der Sorben. [8]

Schleswig-Holstein

In Schleswig-Holstein gibt es mehrere Trachtengebiete wie Nordfriesland, Dithmarschen, die Elbmarschen, Angeln oder die Probstei. Selbst nordfriesische Trachten können sich von Insel zu Insel stark unterscheiden.

Thüringen

Hamburg

Österreich

In einem Bericht der Neuen Tiroler Stimme wird im Jahr 1900 die Unterinntaler Festtagstracht wie folgt beschrieben:

„Der breite, goldbestickte Hut mit der Goldquaste an der verschlungenen Schnur, die prächtige, in zahlreichen Windungen den mehr oder weniger schlanken Hals umschließende Halskette mit breiter Schließe, das farbige, oft mit Goldstickereien versehene Busentuch, das aus dem tief ausgeschnittenen, schwarzen, mit Litzen benähten Korsett zierlich gefaltet hervorbricht, geschlossen mit einer schönen Brosche, der dunkle Rock und die in Farbenharmonie mit dem Busentuch stehende Schürze – sie kleiden schmuck sowohl die behäbige Dorfwirtin, als auch deren jugendlich schlankes Töchterlein.“

Siehe auch: Steireranzug, Kärntner Anzug, Goldhaube, Janker, Wiener Kathreintanz, Gailtaler Tracht, Tiroler Anzug, Salzburger Anzug

Schweiz

In der Schweiz gibt es nicht nur unterschiedliche Trachten in jedem Kanton, auch innerhalb des Kantons sind besonders die Frauentrachten regional oft unterschiedlich, wobei es praktisch überall Festtags- und Werktagstrachten gibt. Zu den bekanntesten Festtagstrachten gehören die schwarze Bernertracht mit ihrem reichen Silberschmuck und die Engadinertracht aus rotem Wollstoff. Im Kanton Zürich sind die Wehntalertracht mit der leuchtend blauen Schürze und die Tracht des Knonauer Amtes, das Burefeufi (so genannt wegen der am Rücken V-förmig gebundenen Schürze) am häufigsten zu sehen. Unter den Männertrachten sind der Berner Mutz[9], eine schwarze, kurzärmlige bestickte Samtjacke, die Appenzeller Sennentracht mit den gelben Hosen und dem silbernen Löffel im Ohr, und die bestickte blaue Trachtenbluse der Innerschweiz am bekanntesten.[10]

Museen

Viele volkskundliche Museen präsentieren Trachten. (Siehe auch: Liste von Volkskundemuseen)

Daneben gibt es mehrere Spezialmuseen:

Siehe auch

Literatur

  • Hans Friebertshäuser: Die Frauentracht des alten Amtes Blankenstein (Hessen), N. G. Elwert Verlag, Marburg 1966.
  • Lioba Keller-Drescher: Die Ordnung der Kleider. Ländliche Mode in Württemberg 1750–1850. Tübinger Vereinigung für Volkskunde, Tübingen 2003, ISBN 978-3-932512-23-0, doi:10.15496/publikation-9871
  • Ferdinand Justi: Hessisches Trachtenbuch, Nachdruck der Ausgabe 1899-1905, Dr. W. Hitzeroth Verlag, Marburg 1989, ISBN 3-925944-61-3.
  • Christoph Kaiser: Die Tracht als veränderliche Kleidung, München/Ravensburg, 2. Auflage 2009, ISBN 978-3-640-18857-4 (Buch), ISBN 978-3-640-18704-1 (E-Book)
  • Bruno Köhler: Allgemeine Trachtenkunde in sechs Teilen, Verlag von Philipp Reclam jun. Leipzig, o.J.
  • Brunhilde Miehe: Der Tracht treu geblieben. Studien zum regionalen Kleidungsverhalten in Hessen. 3. Auflage. Verlag Brunhilde Miehe, Haunetal/Wehrda 1995, ISBN 3-9801197-7-7.
  • Marina Moritz: Trachten machen Leute. Ländliche Kleidungsstile im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert. (= Schriften des Museums für Thüringer Volkskunde Erfurt; Band 11 / Volkskunde populär; Band 2). Museum für Thüringer Volkskunde, Erfurt 1997.
  • Bernd Schreiter: Tracht im Erzgebirge - Gedanken, Texte, Bilder. Verlag Bernd Schreiter, Arnsfeld 2014.
  • Stephan-Lutz Tobatzsch: Volkstrachten im Osnabrücker Land und die bunte Geschichte der Volkskleidung bis zur Gegenwart. Krützkamp, Glandorf 2001, 107 S., ISBN 3-9807416-2-1

Weblinks

Commons: Tracht (deutschsprachiger Raum) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Die neue Lust am Dirndl Neue Zürcher Zeitung, 9. Jänner 2014
  2. Dirndlfieber: Mit aller Tracht. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 5. Oktober 2013
  3. Bericht über Trachten
  4. Homepage des Vereins; abgerufen am 6. Oktober 2014
  5. Homepage des Vereins; abgerufen am 6. Oktober 2014
  6. Homepage des Vereins; abgerufen am 6. Oktober 2014
  7. Homepage des Vereins; abgerufen am 6. Oktober 2014
  8. Domowina-Verlag GmbH (Hrsg.): Die Sorben in der Lausitz. 2., stark bearbeitete Auflage. Ludowe nakładnistwo Domowina, Bautzen 2003, ISBN 3-7420-1931-7, S. 63–64.
  9. Mutz = schweizerdeutsch für Bär; siehe hierzu auch wiktionary
  10. Christine Burckhardt-Seebass: Trachten. In: Historisches Lexikon der Schweiz.