Heidgraben

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Wappen Deutschlandkarte
Heidgraben
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Heidgraben hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 53° 42′ N, 9° 41′ OKoordinaten: 53° 42′ N, 9° 41′ O
Bundesland: Schleswig-Holstein
Kreis: Pinneberg
Amt: Geest und Marsch Südholstein
Höhe: 11 m ü. NHN
Fläche: 5,38 km2
Einwohner: 2739 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 509 Einwohner je km2
Postleitzahl: 25436
Vorwahl: 04122
Kfz-Kennzeichen: PI
Gemeindeschlüssel: 01 0 56 023
Adresse der Amtsverwaltung: Wedeler Chaussee 21
25492 Heist
Website: www.amt-geest-und-marsch-suedholstein.de
Bürgermeister: Julian Kabel (CDU)
Lage der Gemeinde Heidgraben im Kreis Pinneberg
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Karte
Gemeindezentrum Heidgraben

Heidgraben (niederdeutsch: Haidgraven) ist eine Gemeinde im Kreis Pinneberg in Schleswig-Holstein.

Geografie und Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Heidgraben liegt 18 Kilometer nordwestlich von Hamburg am Rande der Marschgebiete auf den in die Marsch hineinragenden Geestgebieten. Es grenzt an die Kleinstädte Uetersen und Tornesch sowie an die Gemeinden Klein Nordende und Groß Nordende.

Das Gemeindegebiet ist eher zerstreut besiedelt. Neben dem Ortszentrum im Bereich der Schule gibt es an den Rändern weitere Siedlungsschwerpunkte wie Heidgraben-Nordwest zur Marsch hin und die Randzonen zu den Nachbarstädten Uetersen und Tornesch. Weite Teile des Gemeindegebiets sind als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen. Grundlage ist die vom Landrat des Kreises Pinneberg erlassene Schutzgebietsverordnung „Moorige Feuchtgebiete (LSG 07)“.

Der Anteil der in der Landwirtschaft oder als Baumschuler tätigen Einwohner ist nur noch gering, die überwiegende Mehrzahl pendelt zu Arbeitsplätzen in der Umgebung oder nach Hamburg. Heidgraben hat eine Grundschule. Das im Sommer 2014 eröffnete Einkaufs- und Veranstaltungszentrum Markttreff bietet einen Lebensmittelmarkt, ein Frisörstudio und einen Backshop mit Café, einen Postshop und einen Geldautomaten.

Im öffentlichen Personennahverkehr ist Heidgraben durch eine Busverbindung der KViP im Hamburger Verkehrsverbund (HVV) zwischen Tornesch und Uetersen angebunden. Von Tornesch aus bestehen Eisenbahnverbindungen mit Regionalzügen nach Elmshorn, Pinneberg und Hamburg (HVV-Tarif).

Östlich von Heidgraben verläuft die Bundesautobahn 23 von Pinneberg nach Elmshorn. Daran ist Heidgraben über die Anschlussstellen Tornesch und Elmshorn angeschlossen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Entstehung des Ortes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erstmals ist Heidgraben in den Pinneberger Amtsbüchern 1688 urkundlich erwähnt worden. Man kann aber davon ausgehen, dass es sich zu dieser Zeit noch nicht um ein Dorf, sondern um weitgehend unbesiedeltes Gebiet handelte. Im heutigen Gemeindegebiet erstreckte sich eine unfruchtbare Moor- und Heidelandschaft. In Karten ab 1785 wird dieses Gebiet als Egyptenmoor bezeichnet. Es war durchzogen von einem großen Graben (Heidgraben), der in die Marsch führte und zur Entwässerung der Sumpf- und Moorgebiete angelegt worden war. Die Bewohner der angrenzenden fruchtbaren Marschgebiete stachen hier Torf, der als Brennmaterial diente.

Am Beginn des 18. Jahrhunderts begann die allmähliche Kultivierung. Im Jahre 1735 wurde Heidgraben in den Unterlagen der Amtsvogtei Uetersen erstmals als Dorf erwähnt. Verwaltungsmäßig gehörte es zum Bezirk Groß-Nordende, ab 1835 zum Distrikt Groß-Nordende innerhalb der Amtsvogtei Uetersen.

Entscheidend für die Kultivierung des Moores war die Aufteilung der Moorländereien im Zuge der Agrarreform von 1791. Das Gebiet wurde unter 76 Interessenten aufgeteilt, 19 aus Groß Nordende und 57 aus Heidgraben. Die Besiedlung erfolgte von Westen aus. Die ersten Siedler in Heidgraben lebten zunächst in höhlenartigen Behausungen, bauten erst später strohgedeckte Häuser, wie die fünf Söhne der Familie Hans Krohn. Viele Kolonisten mussten zusätzlich bei den Marschbauern arbeiten, um sich und ihre Familie zu ernähren. In der übrigen Zeit stachen sie Torf, hielten etwas Vieh und begannen das Land nach und nach zu kultivieren. Da der Mist ihres kleinen Viehbestandes zur Düngung anfangs nicht ausreichte, mussten sie bei ihren Torffahrten Dünger aus den Städten mitbringen.

Erst allmählich verbesserte sich die Lage etwas, so dass die Neubauern auch Fleisch und Milcherzeugnisse auf den umliegenden Märkten verkaufen konnten. Weitere Erzeugnisse der immer noch armen Bewohner Heidgrabens waren Heide zum Dachdecken und Schrubber aus Heide oder Reisig sowie Wäscheklammern aus Holz.

Im Folgenden wuchs die Bevölkerung weiter. Die Kinder des Dorfes besuchten zunächst die Schule in Groß Nordende. Das war angesichts der schlechten Wegeverhältnisse sehr beschwerlich, zumal der Schulweg für einige Schüler über vier Kilometer betrug. 1890 wurden die Gemeindevertreter vom Landrat angewiesen, einen Schulsteig anzulegen. Eine eigene Schule erhielt Heidgraben dann 1894. Es handelte sich um eine einklassige Volksschule mit Lehrerwohnung. Der Unterricht begann mit 46 Kindern. (Das alte Schulgebäude von 1826 in Groß Nordende existiert 2009 noch, es wird aber schon lange nicht mehr als Schule genutzt.)

Weitere Entwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Grundschule Heidgraben
Markttreff Heidgraben
Jahr Ereignis
1906 Die Heidgrabener Liedertafel wurde als Männergesangverein gegründet.
1913 Die Schule erhielt einen Erweiterungsbau, so dass zwei Klassen eingerichtet werden konnten.
1928 Bau der Straße zwischen Tornesch und Groß-Nordende über Heidgraben (Hauptstraße/Betonstraße)
Verlegung elektrischer Leitungen
1934 Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Heidgraben
ab 1945 Anstieg der Bevölkerung durch Flüchtlinge, Bau von einfachen Einzelhäusern zur Aufnahme der Flüchtlingsfamilien
1949 Der Heidgrabener Sportverein wurde gegründet.
1953 Gründung der „Volksbücherei“ in den Räumen der Schule; heute: Gemeindebücherei Heidgraben
1957 Die Schule wurde um zwei zusätzliche Klassen erweitert. Weitere Erweiterungen folgten 1989, 1991 und 2004/2005.
1963 „Schulverein Heidgraben e. V.“ wurde gegründet
1972/1973 Einrichtung einer Kinderspielstunde
1972 Bau einer Turnhalle
1974 Die Heidgrabener Schule wurde Grundschule.
1979 Die Heidgrabener Liedertafel nahm Frauen als Sängerinnen und Mitglieder auf.
1986 Bau der Räumlichkeiten für einen Kindergarten, Erweiterungen 1995, 2002 und 2014
1995 Anerkennung der Einrichtung als Kindergarten durch das Jugendamt Pinneberg
1999/2000 Bau eines neuen Sportplatzes
2001 Bau von Jugendräumen für die offene Jugendarbeit
2004 Gründung der Jugendfeuerwehr Heidgraben
2012 erste Teilnahme der Mannschaft „Schietwatter Heidgraben“ an der Wattolümpiade (zweite Teilnahme 2013)
2014 Eröffnung des MarktTreffs, eines Einkaufs- und Veranstaltungszentrums mit Lebensmittelmarkt, Frisör, Backshop mit Café sowie einem Geldautomaten. Das Projekt wurde mit 750.000 Euro über die AktivRegion Pinneberger Marsch und Geest gefördert. Unterstützt wird das Zentrum außerdem durch eine eigens gegründete Bürgergenossenschaft. Sie stellt Kapital für das Leasing des Inventars zur Verfügung.
2015 Einweihung des neuen Kunstrasenplatzes des Heidgrabener SV an der Uetersener Straße
2015–2020 Fertigstellung des Neubaugebietes an der Bürgermeister-Tesch-Straße

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ratsversammlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sitzverteilung in der Gemeindevertretung (ab 1. Juni 2023)
   
Insgesamt 17 Sitze

Ergebnis der Kommunalwahl vom 14. Mai 2023:

Partei Prozent Sitze
CDU 41,4 % 7
GRÜNE 18,9 % 3
SPD 39,7 % 7

Bürgermeister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahre Name
1967–2016 Udo Tesch (SPD)
2016–2023 Ernst-Heinrich Jürgensen (SPD)
seit 2023 Julian Kabel (CDU)

Udo Tesch (SPD) war von 1967 bis 2016 Bürgermeister von Heidgraben und damit bis zu seinem Tod der dienstälteste Bürgermeister in Schleswig-Holstein.[2]

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blasonierung: „Von Silber und Rot durch einen schräglinken blau-silbernen Wellenbalken geteilt. Oben ein grüner Blütenstand mit acht roten Blüten der Besenheide, unten ein schräglinks gestellter silberner Torfspaten.“[3]

Gemeindepartnerschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von den historischen Bauernhäusern waren bis 2015 zwei Objekte als Kulturdenkmale ausgewiesen: Eine Kate und ein Ensemble mit Haupthaus und Scheune, beide im Ortsteil Heidgraben Nordwest.

Bekannte Heidgrabener[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Justin Balk (* 1972), Sänger und Songwriter
  • Stephanie Grebe (* 1987), deutsche Tischtennisspielerin und Teilnehmerin bei den Paralympischen Spielen 2012
  • Hubertus Lehner (1907–2006), expressionistischer Maler und Grafiker

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Dietrich Wettschereck: Kleine Chronik von Heidgraben
  • Heimat-Spiegel. Wissenswertes, Veranstaltungen, Informationen, Unterhaltung aus Uetersen, Tornesch, Moorrege, Heidgraben und der Haseldorfer Marsch. Uetersen 1973
  • De Schrubberdörper. Zeitung für Heidgraben. Parteilich, regional, abhängig. SPD-Ortsverein Heidgraben 1983
  • Luise Ladewig: Die Geschichte des Hofes Heidgraben, Birkenweg 72 : die Eigentümer und Bewohner des Hofes mit ihren Familien sowie die Entstehung der Stelle sind in dieser kurzen Zusammenstellung aufgeführt. Neuendeich 1993
  • Luise Ladewig: Die Geschichte der Gärtnerei in Heidgraben, Betonstraße 91: Die Entstehung der Stelle, ihre Eigentümer und Bewohner seit ihrer Gründung am 24. Nov. 1719–1994. Neuendeich 1994
  • Luise Ladewig: Das Volkszähl-Register der Gemeinde Heidgraben vom 1. 2. 1835. Neuendeich 1996
  • Luise Ladewig: Verzeichnis der am 1. Feb. 1840 vorhandenen Volkszahl a. w. d. a. in den Gemeinden Groß Nordende, Heidgraben, Heist, Moorrege, Neuendeich u. Kurzenmoor. Neuendeich 1999
  • Festschrift der Heidgrabener Liedertafel zum 100jährigen Jubiläum. Heidgraben 2006
  • Annette Schlapkohl: Groß Nordende, Husum Druck- und Verlagsgesellschaft, Husum 2012

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Heidgraben – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Statistikamt Nord – Bevölkerung der Gemeinden in Schleswig-Holstein 4. Quartal 2022 (XLSX-Datei) (Fortschreibung auf Basis des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. Fabian Schindler: Trauer um Udo Tesch, Bürgermeister und Ehrenbürger. Hamburger Abendblatt, 8. November 2016, abgerufen am 13. Februar 2017.
  3. Kommunale Wappenrolle Schleswig-Holstein