Fluntern

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Wappen von Fluntern
Wappen von Fluntern
Wappen von Zürich
Wappen von Zürich
Fluntern
Quartier von Zürich
Karte von Fluntern
Karte von Fluntern
Koordinaten 684660 / 247880Koordinaten: 47° 22′ 35″ N, 8° 33′ 35″ O; CH1903: 684660 / 247880
Höhe 510 m
Fläche 2,84 km²
Einwohner 7865 (31. Dez. 2014)
Bevölkerungsdichte 2769 Einwohner/km²
BFS-Nr. 261-071
Postleitzahl 8044
Stadtkreis Kreis 7 seit 1893/1913

Fluntern ist ein Quartier der Stadt Zürich. Die ehemals selbständige Gemeinde Fluntern wurde 1893 eingemeindet und bildet heute zusammen mit Hottingen, Hirslanden und Witikon den Kreis 7.

Wappen

Blasonierung

In Blau zwei gekreuzte silberne Lilienstäbe

Lage

Das Quartier liegt an den südwestlichen Hängen des Zürichbergs. Das Gebiet erstreckt sich von den Hochschulen (Uni Zürich und ETH Zürich) oberhalb der Innenstadt bis über den höchsten Punkt des Zürichbergs hinaus in Richtung Schwamendingen. Der Höhenunterschied zwischen tiefstem und höchstem Punkt beträgt etwa 230 Meter.

Geschichte

Alte Kirche Fluntern

Frühgeschichte und Gemeinde

Früheste Funde stammen aus der Eisenzeit und von den Römern. Besiedelt war das Gebiet von den Alamannen. Schriftlich wurde Fluntern erstmals im Jahr 876 als Flobotisreine erwähnt.

Im Jahr 1127 entstand auf dem Zürichberg das Augustiner-Kloster St. Martin. Im Jahr 1525 wurde es infolge der Reformation aufgelöst. Heute erinnern noch diverse Flurbezeichnungen und das Restaurant Altes Klösterli an dessen Standort. Die 1938 erbaute katholische Kirche St. Martin an der Krähbühlstrasse führt die Tradition des Martinspatroziniums weiter.[1]

Weinbau war über Jahrhunderte das wichtigste Gewerbe in Fluntern. Weite Teile des Gemeindegebiets bis über 600 Meter Höhe waren Weinberge, die aber immer mehr der sich ausdehnenden Stadt weichen mussten.[2]

Die alte Kirche beim Vorderberg stammt aus dem Jahr 1763.[3] 1887 wurde auf der Allmend – als Ersatz für den kleinen Friedhof auf der Platte aus dem Jahr 1787 – der Friedhof Fluntern angelegt, wo in der Folge zahlreiche bekannte Persönlichkeiten beigesetzt werden sollten.

Eingemeindung

Gemeinde Fluntern innerhalb des Bezirks Zürich vor der Fusion 1893

1893 kam die eigenständige Gemeinde zur Stadt Zürich. Schon zuvor hatte sich städtisches Leben in Fluntern breitgemacht, nachdem am Rand und teilweise auch auf dem Gebiet Flunterns die Gebäude der ETH, der Universität, des Universitätsspitals und anderer Spitäler entstanden waren. Das andere Ende des Quartiers, die Allmend Fluntern, entwickelte sich zu einem beliebten Ausflugsziel der Städter. Der Berg wurde auch zur Erholung genutzt: In den Jahren 1889 und 1890 entstanden das Erholungsheim Zürich-Fluntern für Minderbemittelte sowie das Hotel Zürichberg des Zürcher Frauenvereins für alkoholfreie Wirtschaften, im Jahr 1904 das Sanatorium Bircher-Benner-Klinik. Immer weiter hinauf zogen sich die Villen, die Fluntern zu einem der Nobelquartiere Zürichs machten. 1920 wurde vom Zürcher Stadtarchitekten Karl Moser die neue Kirche Fluntern erbaut.[3][4]

Eine Tramlinie, anfangs der Zentralen Zürichbergbahn, führt seit 1895 zur Kirche Fluntern,[5] seit 1924 bis zur Allmend Fluntern, heute die Haltestelle Zoo.[6] Bis 1919 respektive 1938 fuhren die Trams noch durch die Moussonstrasse sowie Zürichberg- und Plattenstrasse; am oberen Ende der Moussonstrasse wurde mittels einer Spitzkehre die Fahrtrichtung gewechselt.[7][8] Oberhalb der Kirche Fluntern stand früher ein Tramdepot.[7][8]

Ortsgliederung

Sicht von der Grossen Kirche nach Norden auf den Zürichberg

Der flache unterste Teil des Quartiers bei den Hochschulen (ETH und Universität Zürich) wird als Platte bezeichnet. Oberhalb liegt auf der nächsten Geländeterrasse der Vorderberg, das Zentrum Flunterns. Nördlich davon liegt der Hinterberg. Die Allmend Fluntern liegt auf dem unbewaldeten Teil des Bergrückens, gehört aber teilweise zu Hottingen. Klösterli wird das Stück der Allmend genannt, das sich auf der Nordostseite des Hügels nach Schwamendingen zieht.

Vorderberg

Vom Verkehr – Strasse, Bus und Tram – eingeschlossene Wirtschaft zum Vorderberg

Als Zentrum des Quartiers gilt der Vorderberg, heute ein enger Verkehrsknotenpunkt, wo sich nebst Tram und Bus die den Berg hochführenden Strassen mit der wichtigsten dem Hang entlangführenden Strassenverbindung kreuzen. Als Insel mitten im Verkehrsfluss stehen drei alte Häuser. Das Wirtshaus wurde im Jahr 1640 erstmals erwähnt und diente als Gemeindezentrum, neben dem die Gemeindeversammlung abgehalten wurde, und bis 1761 als Schulraum. Das nördlich angrenzende Nägelihaus stammt aus dem Jahr 1726. 1962 hätte die Häusergruppe einer Umgestaltung des Platzes weichen sollen; die Bewohner Flunterns wehrten sich aber gegen den Abriss, und die Stimmbürger Zürichs entschieden sich 1963 für den Erhalt.[9][10][11]

Daneben liegt die alte Kirche Flunterns, die 1763 als Bethaus eingeweiht wurde und erst 1862 mittels eines Dachreiters ein Glockentürmchen erhielt, nachdem es im Jahr zuvor zur Pfarrkirche erhoben worden war.[9] Rund um die Häusergruppe finden sich diverse Läden und das Schulhaus.

Seit Längerem wird eine erneute Neugestaltung des Vorderbergs gefordert, da das Quartierzentrum seit den 1960ern vom motorisierten Verkehr geprägt wird und kein Freiraum besteht.[12]

Die Bezeichnung Vorderberg des oberhalb gelegenen Gebiets wird heute mehr und mehr vom Namen der VBZ-Haltestelle Kirche Fluntern verdrängt.

Platte

Die einstige Bauernsiedlung auf einer Geländeterrasse oberhalb der Stadt Zürich wurde um das Jahr 1650 als uff der Blatte erstmals schriftlich erwähnt.[13] Ab Mitte des 19. Jahrhunderts beeinflussten die in der Nähe erbauten Hochschulen den Ortsteil stark, weshalb die Platte bald auch Quartier Latin genannt wurde. Es entstanden zahlreiche Gasthäuser und Pensionen und 1879 ein Theater. Das Plattentheater zeigte vor allem Schwänke, aber auch Völkerschauen.[14]

Vom alten Plattenquartier zeugen einige Häuser an der unteren Zürichbergstrasse. Dominiert wird die Gegend nun von Gebäuden des Universitätsspitals und der Hochschulen sowie vom 1956 erbauten Schwesternhochhaus.

Im Klösterli

Die Wohnüberbauung Im Klösterli, heute fast gänzlich vom Zoo umschlossen, besteht aus 27 einheitlichen Doppeleinfamilienhäusern. Die 1937 von Erhard Gull (1895–1970) erstellten Häuser sollten in der Krise der 1930er Jahre das Bedürfnis nach günstigem Wohneigentum für den Mittelstand befriedigen. Die Häuser im Stil der Klassischen Moderne sind nach Süden ausgerichtet und verfügen über ein markantes Pultdach. Seit 2006 stehen sie unter Denkmalschutz.[15]

Kirchen

Grosse Kirche Fluntern

Auf dem Gebiet von Fluntern gab es im Mittelalter bereits zwei kirchliche Gebäude: Die Lioba-Kapelle auf dem Zürichberg, zu der man nachweislich zwischen 1225 und 1524 alljährlich pilgerte, und das Kloster St. Martin, welches 1127 als Niederlassung der regulierten Augustiner-Chorherren entstand und 1523 oder 1525 im Zuge der Reformation aufgelöst wurde.[16]

In der heutigen Zeit gibt es in Fluntern drei Kirchen:[17] Die evangelisch-reformierte Kirche besitzt zwei Kirchen:

Die römisch-katholische Kirche ist in Fluntern mit der Kirchgemeinde St. Martin vertreten:

Wirtschaft

Mit den beiden Hochschulen, zahlreichen Krankenhäusern und Forschungseinrichtungen wie der Schweizerischen Meteorologischen Anstalt sind die zahlreichen Arbeitsplätze im Quartier vor allem in den Sektoren Bildung/Forschung und Gesundheit angesiedelt. Industrie gibt es im Nobelquartier nicht.

Sport und Freizeit

Die Allmend Fluntern hat noch immer eine wichtige Bedeutung für die Stadtbevölkerung als Ausflugsziel und Ort für die Freizeit. Neben den Sportanlagen der Hochschulen und dem Wald ist vor allem der Zoo Zürich eine Attraktion, die pro Jahr beinahe zwei Millionen Besucher anzulocken vermag.

Die FIFA hat auf der Allmend Fluntern ihren Hauptsitz, das Home of FIFA.[18]

Verkehr

Fluntern ist durch die Tramlinien 5 und 6 sowie die Trolleybuslinie 33 der Verkehrsbetriebe Zürich erschlossen. Die Buslinien von Dübendorf über Gockhausen enden bei der Kirche Fluntern (Vorderberg).

Viele Bewohner des Quartiers fühlen sich durch den privaten Autoverkehr gestört: Werktags benutzen viele Pendler die Strasse über den Adlisberg als Ausweichsroute, und an den Wochenenden reisen viele Zoobesucher mit dem Auto an. Auch die Südanflüge auf den Flughafen Zürich belasten die Bewohner in Teilen des Quartiers. Eine Seilbahn vom Bahnhof Stettbach zum Zoo, die eine attraktive Alternative zum Auto und zur langen Tramfahrt vom Stadtzentrum werden soll, ist zurzeit in der Projektierungsphase.[19][20][21]

Persönlichkeiten

Literatur

Weblinks

Commons: Fluntern – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Cécile Brändli-Probst (Red.): Pfarrei St. Martin Zürich-Fluntern 1940–1990. Zürich 1990. Online-Zitate, abgerufen am 25. August 2011.
  2. Martin Kreutzberg: Flunterns Grundnahrungsmittel: Weinbau in Fluntern. In: Fluntern. 56. Jahrgang, Nr. 5, August 2011, S. 14.
  3. a b Die Gloriastrasse. In: Gang dur Züri. Abgerufen am 5. September 2010.
  4. Martin Kreutzberg: Seit 125 Jahren im Dienst. In: Fluntern. 60. Jahrgang, Nr. 1, Februar 2015, S. 7.
  5. Das Tram: Mehr als ein Transportmittel. Aus der Sicht des Historikers: Verkehrspolitik und Entwicklung. In: Trammuseum Zürich. Abgerufen am 4. Oktober 2010.
  6. Strassenbahn-Projekte der StStZ von 1919. In: Trammuseum Zürich. Archiviert vom Original am 26. Oktober 2010; abgerufen am 4. Oktober 2010.
  7. a b Linienplan 1907. In: Trammuseum Zürich. Archiviert vom Original am 1. September 2011; abgerufen am 4. Oktober 2010.
  8. a b Stadtplan von Zürich um 1900 auf stadt-zuerich.ch
  9. a b Hochbaudepartement der Stadt Zürich, Amt für Städtebau (Hrsg.): Baukultur in Zürich: Oberstrass, Fluntern. Verlag Neue Zürcher Zeitung, Zürich 2010, ISBN 978-3-03823-077-9.
  10. Martin Kreutzberg: Ein toller Ort. In: Fluntern. Jahrgang 56, Nr. 8, November 2011, S. 7–9.
  11. Ruedi Baumann: Studenten verkaufen das Herz von Fluntern. In: Tages-Anzeiger. 23. Februar 2010, abgerufen am 3. Dezember 2011.
  12. Sitzungsprotokoll Gemeinderat. In: NZZ Online. 6. März 2003, abgerufen am 3. Dezember 2011.
  13. Die Plattenstrasse. In: Gang dur Züri. Abgerufen am 5. September 2010.
  14. Martin Kreutzberg: Die Platte. In: Fluntern. 55. Jahrgang, Nr. 5, August 2010, S. 7–9.
  15. Stadt Zürich, Amt für Städtebau (Hrsg.): Archäologie und Denkmalpflege. Bericht 2006–2008. gta Verlag, Zürich 2008, ISBN 978-3-85676-238-4, S. 115.
  16. Fabrizio Brentini: Die katholische Kirche St. Martin in Zürich-Fluntern. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK, Bern 2013
  17. Vgl. zum Folgenden: Robert Schönbächler: Kirchen und Gotteshäuser der Stadt Zürich. Neujahrsblatt Industriequartier/Aussersihl. Zürich 2013, S. 81–83
  18. Grenzbereinigt gehört er [Anmkerkung: der Bau] zu Hottingen, gefühlsmässig zu Fluntern. (aus: Quartierzeitschrift Fluntern, Extrablatt, April 2007)
  19. Vorprojekt für Seilbahn zum Zoo, Stadt Zürich, Medienmitteilung vom 28. Januar 2004
  20. Auszug aus dem Protokoll des Regierungsrates des Kantons Zürich, Sitzung vom 20. August 2008: 1295. Interpellation Erschliessung des Zürcher Zoos mit einer Seilbahn (KR-Nr. 244/2008, DOC 29 KB)
  21. Zooseilbahn. Zoo Zürich, abgerufen am 22. Dezember 2015.