Hacke (Werkzeug)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 14. August 2016 um 23:53 Uhr durch S.K. (Diskussion | Beiträge) (-Weiterleitung). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Junge Frau mit Hacke, DDR, 1951

Eine Hacke ist ein Handwerkzeug zur Bodenbearbeitung, insbesondere zur Lockerung und zum Lösen des Bodens. Andere Bezeichnungen sind landwirtschaftlich auch Hau, Haue, regional, vor allem oberdeutsch und österreichisch-deutsch auch Heindl, Heinl, Häundl, Häunl, Harke oder Krampen, abgewandelt auch Karst.

Bauweise und Ursprung

Chinesische Figurinen mit Hacken und Schaufel. Tang-Dynastie (618–907)
Pickel [8] und Kreuzhacke [7] aus römischer Zeit, Pompeji, 79 n. Chr.
Dolabrae, bevorzugt für Schanzarbeiten, aus dem Römerlager Hedemünden

Im Unterschied zum Pickel (Spitzhacke, Pickhacke) hat die Hacke ein quer geschäftetes Blatt, an dessen hinterem Ende sich zur Aufnahme des Stiels entweder eine ringförmige Öse (das Haus) oder eine Tülle befindet, in die der Stiel eingesteckt wird. Bei vielen Bauformen mit Haus wird das Hackenblatt vom Griff her auf den Stiel gesteckt und nicht durch Gegenkeile, sondern durch die Verbreiterung des Stiels fixiert. Je nach Bauart und Verwendungszweck ist der Stiel etwa 1,00 m bis 1,40 m lang, bei Einhandhacken auch kürzer, bei Feldgeräten auch länger.

Ursprungsform der Hacke ist der knieförmige Grabstock, der den Anfang des Hackbaus als Stammform der Landwirtschaft markiert.

Ähnliche Werkzeuge sind die Dexel für die Holzbearbeitung und der Zweispitz für die Steinbearbeitung sowie die Steinhacke für die Gewinnung von Steinplatten.

Geschichte

Hacken sind mesolithische Werkzeuge. In der Archäologie werden so meist Geräte bezeichnet, die anders als Dechseln vollständig aus Geweih oder seltener teilweise aus Knochen bestehen, aber ebenfalls eine zum Schaft quer stehende Klinge haben. Nur wenige Klingen sind aus Feuerstein gefertigt, ahmen aber möglicherweise Geweihhacken nach.

Man stellte sie aus einem durchlochten Schulterblatt oder einer Schaufel des Hirsch- oder Elchgeweihs her, dessen abzweigende Sprossen entfernt wurden. Eine Bohrung dient als Fassung für den Stiel.[1]

Auch im Jangtsekiang-Tal Chinas wurden Hacken des 5. Jahrtausends aus Knochen und poliertem Stein gefunden, die dort einen frühen Ackerbau belegen. In der Fundstelle Kafiavana in Melanesien sind in sogar 11.000 Jahre alte, polierte und geschliffene Hacken gefunden worden, die wohl zum Roden von Buschwerk eingesetzt wurden.[2]

Formen, Funktion und Verwendung

Landwirtschaftliche Geräte: Unterschiedliche Hackenblätter, teils mit Sauzahn, teils als Karst, Centro Etnográfico de Soutelo de Montes, Pontevedra, Spanien

Feldhacke in der Landwirtschaft

Als landwirtschaftliches Gerät auch Breithacke, Feldhacke, Haue, Feldhaue, Harke, Erdharke oder Feldharke genannt, sind Größe und Form des Blattes abhängig vom Einsatzzweck, insbesondere von der „Schwere“ und der Steinigkeit des Bodens. So haben sich regional vielfältige Ausformungen entwickelt.

Zum Lösen „schwerer“ – also lehmiger oder tonhaltiger – Böden wird ein kleines Hackenblatt verwendet, für lockere und sandige Böden hingegen ein großes und breites Blatt wie beispielsweise bei der Ziehhacke oder dem vergleichbaren Schuffeleisen.

Mit der Hacke wird der Boden nicht – wie beim Spaten oder beim Pflug – gedreht, sondern er behält seine ursprüngliche Schichtung.

Heutzutage wird die Hacke – abgesehen von der Kleingärtnerei und dem heimischen Garten – als landwirtschaftliches Gerät überwiegend nur noch in Entwicklungsländern verwendet; in Industrieländern wurde sie zumeist durch den Pflug, die Fräse und die Motorhacke verdrängt.

Rodehacke in der Rodung

Als Werkzeug bei der Rodung (dem „Reuten“) von Sträuchern und Bäumen auch Rodehacke, Rodehaken, Rodehaue, Rodhaue, Radehacke (sächsisch), Reuthaue[3], Reuthacke, Reute oder Reithack genannt, wird zum Entfernen der Wurzeln – als Übergangsform zur Dexel – eine Hacke in besonders robuster Ausführung verwendet.

Spitzhacke, Kreuzhacke, Wiedehopf

Links: Kreuzhacke (Flachspitzhacke)
Rechts: drei Wiedehopfhacken
  • Die Spitzhacke, auch als Pickhacke bezeichnet, ist genau genommen ein Pickel mit zwei Spitzen anstelle des Hackblattes.
  • Die Kreuzhacke, auch Flachspitzhacke oder Flachkreuzhacke genannt, oberdeutsch auch als Krampen, im östlichen Europa als Krumpatsch (tschechisch Krumpáč), umgangssprachlich und als Handelsname als „Spitzhacke“ schlechthin bezeichnet, ist eine Hacke mit zwei unterschiedlich ausgeformten Blättern: Als Mischform aus Pickel und Hacke ist das eine Blatt (mehr oder minder) spitz ausgeformt, während das andere Blatt ein quer geschäftetes, abgeflachtes Hackenblatt bildet, das in einer flachen Schneide ausläuft. Die Kreuzhacke wird vor allem im Erdbau und im Tiefbau zum Lösen von steinigen und geröllhaltigen Böden eingesetzt.
  • Der Wiedehopf (seltener auch Wiedehopfhacke) besitzt ein quer geschäftetes Blatt und – ähnlich einer Axt oder einem Beil – ein längs geschäftetes Blatt; er wird vor allem zur Arbeit in stark durchwurzelten Böden verwendet.

Abwandlungen und Kombinationen

Hacken mit Zinken in zusätzlicher Funktion eines Erdrechens werden auch als Karst bezeichnet.

Auch hier finden sich vielfältige Varianten; diejenigen mit stark gekröpftem Hals oder steil rückständiger Blattspitze, auch Scharre genannt, bilden Übergangsformen zum Sauzahn (Kultivator).

Für das Unkrautjäten wurde die Schuffel entwickelt, bei der das Hackblatt horizontal angebracht ist.

Heraldik

Da die Hacke Inbegriff mittelalterlicher Landnahme ist, enthalten viele Wappen Hacken als heraldisches Element. Die Hacke verweist dabei allgemein auf Feldbau oder Forstarbeit; bei einem Bezug zu Rodungen unter Verweis auf das Entstehen einer Siedlung wird oft eine Rodehacke blasoniert. Bei Rodungsnamen ist das Bild „sprechend“. Einzelne Hacken stehen in Bezug zu Metallverarbeitung (Werkzeugschmiederei).

Das Werkzeug ist eine „gemeine Figur“; eine bevorzugte Stellung im Wappenschild ist nicht belegt.[4] Diese Darstellungen sind auch werkzeugkundlich interessant, weil sie die Regionalformen abbilden.

Die Hacke als Wappenbild

Region: Sortierbar nach NUTS, außerhalb der EU ISO 3166, so lassen sich gemeinsame Regionen zusammenstellen
Blason: Die Blasonierung (der Wortlaut) ist verbindlich, die Darstellung Freiheit des Heraldikers. Daher ist, wo bekannt, der präzise Blason angegeben
Vorletzte Spalte: Rodungsname (sortiert nach Wortstamm, siehe den Fachartikel)
Letzte Spalte: Form (Heft unten); ⋂ … biberschwanzförmig abgerundet; ♠ … spatenförmig breit auf spitz; ▲ … kellenförmig verjüngend auf schmale Schneide; ▐ … lange schmale, stichel- oder pickelförmige Klinge; ■ … undifferenziert breit; ▼ … spatel- oder axtförmig schmal auf breite Klinge auslaufend; 〪 … Form undefinierbar
Wappen Träger Region Blason und Anmerkungen
Bachum Hochsauerland NW Hacke, golden, schräggestellt
Bad Homburg vor der Höhe Hochtaunus HE
Bernitt Rostock MV Hacke, silbern (schräggekreuzt mit einem bischöflichen Krummstab, unten eine Pflugschar)
Chaloupky Beroun ST tschechisch hornické motyky (‚Bergmannshauen‘),[5] silbern mit goldenem Stiel, gekreuzt
Číměř nad Jihlavou Třebíč VY
Erdmannsweiler Schwarzwald-Baar BW ? (gekreuzt mit einem Spaten)
südwestdeutscher Typus mit eingesenkter Kante, Darstellung sprechend (Erdbearbeitung)
Friedrichroda Gotha TH Hacke, silbern mit schwarzem Stiel *
Hagen Segeberg SH Hacke, silbern (schräg gekreuzt mit einer Axt)
stark gebogene Form
*
Haynrode Eichsfeld TH Rodehacke, golden *
Herold Rhein-Lahn RP Rodehacken rot, gekreuzt
früherer Ortsname: Herberod
*
Kefenrod Wetterau HE *
Langendorf Burgenland ST Rodehacke, silbern, silbern gestielt (und eine silberne Sense)
Langhagen Rostock MV Rodehacken, golden, schräggekreuzt *
Lappi Westfinnland
Loučná nad Desnou Šumperk OL tschechisch motyky[5], golden
Marienheide Oberbergischer Kreis NW Rodehacken, silbern mit goldenen Stielen, gekreuzt *
Oberrod Westerwald RP Rodehacke, silbern *
Piippola Nordösterbotten
Pingelshagen Nordwestmecklenburg MV Rodehacke, schwarz, gestürzt *
Rammingen Unterallgäu BY Reuthauen, golden, schräg gekreuzt
Reinholterode Eichsfeld TH *
Rinchnach Landkreis Regen, Niederbayern BY zwei schräg gekreuzte silberne Reuthauen mit schwarzen Griffen
Rüti bei Büren Büren BE Reuthau[6] *
Rudersdorf Sömmerda TH Rodehacke, mit schwarzem Stiel und blauem Blatt (mit Baumstumpf) *
Sora Barcelona spanisch azada, katalanisch aixada, golden (gekreuzt mit einem Karst)
Weißenborn-Lüderode Eichsfeld TH *

In Mecklenburg ist die Rodehacke auch in den Wappen von Möllenhagen und Rövershagen abgebildet.

Siehe auch

Weblinks

Commons: Hacken (Krampen) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Hacken (Hauen) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Hacke/Beil in der Heraldik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Hacke – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Barry Cunliffe (Hrsg.): The Oxford Illustrated History. Illustrierte Vor- und Frühgeschichte Europas. Campus Verlag, Frankfurt am Main 1996, ISBN 3-593-35562-0, S. 113–116.
  2. Andrew Sherratt (Hrsg.): Die Cambridge Enzyklopädie der Archäologie. Christian Verlag, München 1980, ISBN 3-88472-035-X, S. 144, 158, 325.
  3. Das Roden Museums-Gesellschaft Grenchen
  4. Autorengemeinschaft: Pfälzisches Wörterbuch. Franz Steiner Verlag, Wiesbaden-Stuttgart 1965–1997
  5. a b vergl. Motyka in der polnischsprachigen Wikipedia
  6. Heraldry of the World