Fintel

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Wappen Deutschlandkarte
Fintel
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Fintel hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 53° 10′ N, 9° 40′ OKoordinaten: 53° 10′ N, 9° 40′ O
Bundesland: Niedersachsen
Landkreis: Rotenburg (Wümme)
Samtgemeinde: Fintel
Höhe: 43 m ü. NHN
Fläche: 36,14 km2
Einwohner: 2852 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 79 Einwohner je km2
Postleitzahl: 27389
Vorwahlen: 04265, 04180
Kfz-Kennzeichen: ROW, BRV
Gemeindeschlüssel: 03 3 57 015
Adresse der Verbandsverwaltung: Gartenweg 10
27389 Lauenbrück
Website: www.fintel.de
Bürgermeister: Rüdiger Bruns (SPD)
Lage der Gemeinde Fintel im Landkreis Rotenburg (Wümme)
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Karte

Fintel ist eine Gemeinde im Landkreis Rotenburg (Wümme) in Niedersachsen.

Geographie

Das Gebiet rund um Fintel wird überwiegend landwirtschaftlich (zunehmend für Energiepflanzen wie Mais) genutzt. Die Landschaft ist nur gering an den Rändern der Gemeinde bewaldet. Kleine Waldstücke finden sich im Südwesten, das größte liegt im Osten, weitere gibt es im Norden. Vom Süden fließt in Richtung Nordwesten die Ruschwede durch Fintel. Weiter nördlich fließt von Ost nach West die Fintau. Ein Teil dieser ist unter Naturschutz gestellt: 69,7 der 416 ha des Naturschutzgebietes Oberes Fintautal liegen im Gebiet der Gemeinde, der Rest im Heidekreis. In der Nähe davon liegt nördlich das 3,6 ha große Naturschutzgebiet Finteler Wacholderlandschaft.

Das Gelände ist bis auf drei Erhebungen eben. Sie liegen am Rande des Dorfes und sind im Südwesten der Krähenberg, im Nordosten der Osterberg und eine weitere im Osten.

Nachbargemeinden

Umgeben ist die Gemeinde Fintel von folgenden Gemeinden – beginnend im Norden und im Uhrzeigersinn:

Geschichte

Erstmals urkundlich erwähnt wurde Fintel im Jahr 1105, damals unter dem Namen Wintla, was vermutlich den heutigen Ort Fintel meint. Später finden sich häufig auch die Bezeichnungen Wintlo und Vintlo für den Ort. Der Name bedeutet so viel wie sumpfiges Gelände.

Seit 1970 ist Fintel Teil der Samtgemeinde Fintel, die ihren Verwaltungssitz in Lauenbrück hat. Ausgrabungen in der Feldmark zeugen davon, dass das Gebiet um Fintel schon circa 2000 Jahre v. Chr. bewohnt ist. Alte Steinbeile, Streitäxte, Pfeilspitzen, Steindolche und dergleichen wurden bei Ausgrabungen freigelegt.

Vermutlich ist Ende des 14. oder Anfang des 15. Jahrhunderts vom Verdener Bischof in Fintel eine Antoniuskapelle gegründet und geweiht worden. Der Almosensammler des Antoniterordens, der von seinem Mutterhaus in Grünberg ausgesandt worden war, machte auf seiner Sammeltour auch Station in Fintel. Er erreichte, gestützt wohl auf ein päpstliches Privileg, nach welchem Antoniuskapellen und -altäre nur noch vom Orden errichtet werden durften, dass der Bischof von Verden, Johannes III. von Asel (1426–1470), über die im Laufe eines Jahres in der Kapelle anfallenden Spenden nicht mehr frei verfügen konnte, sondern ihm, dem Boten, die Hälfte abgeben musste. Der Bischof seinerseits erhielt allerdings die Hälfte vom Erlös der Sammlung, die der Antoniter einmal jährlich in der Kapellen durchführen durfte. Darüber schlossen die beiden 1443 einen Vertrag. Dies ist die einzige für die mittelalterliche Kirchengeschichte Fintels überlieferte Urkunde.

Wahrscheinlich als das Wasser einer scheinbar wundertätigen Quelle Kranke zu einer Wallfahrt nach Fintel lockte, übernahmen die Antoniter am Ende des 15. Jahrhunderts die Krankenpflege am Ort und begannen, eine Niederlassung aufzubauen. Als jedoch während der Reformation ihr Mutterhaus in Grünberg 1527 aufgelöst wurde, gaben sie ihren Plan auf und verließen Fintel. Die Gebäude, die sie bereits gebaut hatten, wurden 1548 vom adeligen Gutsherrn Anton von Weye abgebrochen und das Material abtransportiert. Die so genannte Klosterkirche allerdings bestand auch weiterhin noch, bis sie vermutlich in den 20er oder 30er Jahren des 17. Jahrhunderts dem Dreißigjährigen Krieg zum Opfer fiel. Kurz nach Beendigung des Dreißigjährigen Krieges entstand im Jahre 1648 eine strohbedeckte Fachwerkkirche. Nachdem die jetzige, erbaut von 1882 bis 1884, fertiggestellt war, wurde die Fachwerkkirche abgebrochen. Somit konnte die St.-Antonius-Kirche 1984 auf ihr 100-jähriges Bestehen zurückblicken.

Die Feldmark bestand in der Vergangenheit aus sehr wenig Kulturflächen und großen Heide- und Moorflächen. Dies hatte zur Folge, das hier immer große Heidschnuckenherden gehalten wurden. Nach Aufzeichnungen und Erzählungen waren hier vor etwa 100 bis 150 Jahren 10 bis 15 Herden von je 200 Schafen vorhanden. Auch die Imkerei hatte hier eine Hochburg. 1885 entstand in Fintel die erste Imkereischule Deutschlands.

Der vielerorts bekannte niederdeutsche Dichter Friedrich Freudenthal, geb. am 9. Mai 1849 in Fallingbostel, lebte von seinem 3. Lebensjahr an in Fintel. Viele wahre Geschichten aus seiner Feder berichten aus dieser Zeit. Das Wohnhaus des Dichters steht heute noch in einem gut renovierten Zustand in Fachwerkbauweise und strohgedeckt im Ort. Nach ihm sind die Grundschule und eine Straße benannt und zu seinen Ehren wurde im Jahre 1929 in einem Wäldchen ein Denkmal errichtet. Beide Bauwerke sind für viele Besucher des Ortes ein beliebtes Ziel.

Die Grund- und Hauptschule wurde im Dezember 1963 eingeweiht. Die Schule wird seit 2001 als Grundschule weitergeführt, nachdem die neue Haupt- und Realschule in Lauenbrück fertiggestellt ist. In den darauf folgenden Jahren wurde daneben die Turnhalle errichtet und auf dem Schulgelände eine Leichtathletikanlage geschaffen. Außerdem steht im Ort eine Sportanlage mit zwei Sportplätzen zu Verfügung. Seit 1974 besteht ein beheiztes Freibad mit Einschwimmkanal. Diese Einrichtung wird von den Bürgern Fintels und den Nachbargemeinden sowie von den Feriengästen gern besucht. Auf einem 20.000 m² großen Gelände entstand 1986 ein Regenrückhaltebecken, der Fleetsee.

Politik

Gemeinderat

Der Gemeinderat, der am 11. September 2011 gewählt wurde, setzt sich wie folgt zusammen:

Bürgermeister

Bürgermeister ist seit dem 11. September 2011 Rüdiger Bruns (SPD).

  • 1986–2011 Claus Riebesehl (CDU)[2]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Sehenswürdigkeiten sind das Friedrich-Freudenthal-Denkmal, das Heimathaus und der historische Schafstall außerhalb des Dorfes.

Bauwerke

St. Antonius-Kirche

Die Finteler St. Antonius-Kirche ist eine von 1882 bis 1884 erbaute neugotische einschiffige Kapelle des Architekten Conrad Wilhelm Hase der Hannoverschen Bauschule. Ihr Name geht auf die im Mittelalter im Ort wirkende Antoniusbruderschaft zurück, die Armen- und Krankenpflege betrieb. Das Gebäude ist aus Backstein erbaut und hat einen viergeschossigen Turm. Die Apsis ist polygonaler Form und das Innere des Saales mit Holz verkleidet. Der Altar ist ein Flügelaltar und 1971 zu seiner jetzigen Form zusammengesetzt worden. Er beinhaltet geschnitzte Holzfiguren der Vorgängerkirchen in Fintel.[3]

Heimathaus

Im Dorfzentrum steht das Heimatmuseum Schimmes Huus. Das Niedersachsenhaus von 1771 zeigt im Inneren Gegenstände aus Haushalt, Landwirtschaft und Handwerk aus den letzten Jahrhunderten. Außerdem sind Fundstücke aus Stein- und Bronzezeit zu sehen. Auf dem Gelände befinden sich außerdem ein Steinofen, eine Remise, ein Speicher und ein Bauerngarten. Das Gelände wird auch für Veranstaltungen genutzt.[4]

Das Heimathaus
Die Remise auf dem Gelände des Heimatvereins

Grünflächen und Naherholung

Neben dem Grünland in der Umgebung der Siedlungsflächen dienen der Naherholung primär die Sportanlagen. Das Freibad Bad im Wiesengrund wird dabei häufig auch von Besuchern aus den Nachbargemeinden genutzt. Im Dorf gibt es neben dem Gemeindezentrum einen kleinen Park mit Rundweg.

Sport

Sportanlagen in der Gemeinde sind zwei Fußballplätze, eine Schießanlage, das Freibad und die Einfeldturnhalle der Grundschule.

Regelmäßige Veranstaltungen

Seit dem Jahr 2000 findet auf dem Osterberg regelmäßig das Seifenkistenrennen statt. Einen Weihnachtsmarkt gibt es im Abstand von fünf Jahren. Lokale Vereine bieten Fahrradtouren und die Kinderakademie (ehem. Wildtierstiftung) Naturwanderungen durch die Fintauniederungen an.

Am ersten Sonntag im September findet jährlich der Finteler Triathlon statt. Dieses Ereignis ist bei Sportlern von nah und fern sehr beliebt. In jedem Jahr gibt es ein großes Rahmenprogramm.

Wirtschaft und Infrastruktur

Unternehmen

Durch die ländliche Prägung existieren vor allem kleine Handwerks-, Dienstleistungs- und Gastronomiebetriebe der Grundversorgung. Größere wichtige Arbeitgeber sind die Eurostrand Fintel GmbH (Ferienhäuser und Erlebnisgastronomie) und die Hühnerhof Heidegold GmbH (Eierverarbeitung). Fintel besitzt Geschäftsstellen der Volksbank Wümme-Wieste eG und der Sparkasse Scheeßel.

Öffentliche Einrichtungen

Öffentliche Einrichtungen sind das Gemeindebüro, die Polizeistation und die Freiwillige Feuerwehr Fintel. Die medizinische Versorgung gewährleisten zwei Allgemeinmedizin- und eine Zahnarztpraxis; das nächste Krankenhaus ist in Rotenburg (Wümme). Neben der St. Antoniuskirche wurde 2012 ein neues Gemeindezentrum errichtet.

Verwaltung der Gemeinde Fintel
Haus der Begegnung

Bildung

  • Grundschule Friedrich-Freudenthal-Schule
  • Kindergarten und -krippe Vintloh-Zwerge
  • Kinderakademie Fintel (Einrichtung zur Umweltbildung)

Verkehr

Verkehrswege

Durch Fintel führen die K211, K212 und K221. Im Osten wird das Gemeindegebiet außerdem von der K31 geschnitten, an die auf Gemeindegebiet jedoch nur Wirtschaftswege anschließen, weshalb sie für Fintel keine Verkehrsbedeutung hat. Im Norden schließt an die K221 die nach Lauenbrück führende K222 an.

Buslinien

Buslinien (primär Schülerbeförderung) existieren nach Schneverdingen, Lauenbrück und über Scheeßel nach Rotenburg (Wümme). 2013 hatte der Samtgemeinderat für zunächst zwei Jahre die Einrichtung einer Buslinie nach Tostedt zur besseren Anbindung des Ortes an den Bahnverkehr insbesondere für Berufspendler nach Hamburg beschlossen. Im März 2014 hat die neue Linie 4870 des HVVs nach Tostedt ihren Betrieb aufgenommen und stellt damit erstmals eine regelmäßige Busverbindung zu einem Bahnhof her. Die Busse verkehren durch die Ausrichtung auf Berufspendler morgens und spätnachmittags bis abends.[5]

Radwanderwege

Folgende Radwanderwege führen durch die Gemeinde

  • Freudenthal-Route
  • Heide-Region-Radweg
  • Kranich-Route
  • Mühlenroute
  • Wiesenroute
  • Hohe-Heide-Radweg
  • Melkhus-Radweg
  • Lüneburger-Heide-Radweg

Persönlichkeiten

Ehrenbürger

  • Claus Riebesehl, Landwirt und ehem. Bürgermeister. Verliehen im Dezember 2011 für die jahrzehntelange Tätigkeit und die Errungenschaften als Bürgermeister der Gemeinde.[2]

Söhne und Töchter des Ortes

Persönlichkeiten, die in dem Ort gewirkt haben

  • Friedrich Freudenthal (1849–1929), niederdeutscher Dichter, der ab seinem dritten Lebensjahr in Fintel lebte. Ihm zu Ehren wurde ein Denkmal errichtet, das den Namen Freudenthaldenkmal trägt. Es existiert noch heute.

Weblinks

Commons: Fintel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Landesamt für Statistik Niedersachsen, LSN-Online Regionaldatenbank, Tabelle A100001G: Fortschreibung des Bevölkerungsstandes, Stand 31. Dezember 2022 (Hilfe dazu).
  2. a b Klaus-Dieter Plage: Ehrenbürgerrecht verliehen. Großer Festakt zur Verabschiedung von Claus Riebesehl. Rotenburger Rundschau, 24. Dezember 2011, abgerufen am 26. August 2012.
  3. Stefanie Hahn: Fintel – St. Antonius-Kirche In: Landkreis Soltau-Fallingbostel (Hrsg.): Heidekirchen. Wegweiser in 1200 Kirchengeschichte in der Heide-Aller-Region, 2007, S. 110–111.
  4. Heimathaus "Schimmes Huus". Museen & Heimathäuser. Touristikverband Landkreis Rotenburg, abgerufen am 26. August 2012.
  5. Lars Warnecke: Die „4870“ geht ans Netz. Rotenburger Kreiszeitung, 26. Februar 2014, abgerufen am 4. März 2014.