Görzke
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 52° 10′ N, 12° 22′ O | |
Bundesland: | Brandenburg | |
Landkreis: | Potsdam-Mittelmark | |
Amt: | Ziesar | |
Höhe: | 100 m ü. NHN | |
Fläche: | 75,58 km2 | |
Einwohner: | 1240 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 16 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 14828 | |
Vorwahl: | 033847 | |
Kfz-Kennzeichen: | PM | |
Gemeindeschlüssel: | 12 0 69 224 | |
Gemeindegliederung: | Görzke und 4 Ortsteile | |
Adresse der Amtsverwaltung: | Breiter Weg 32 14793 Ziesar | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Jürgen Bartlog | |
Lage der Gemeinde Görzke im Landkreis Potsdam-Mittelmark | ||
Görzke ist eine Gemeinde im Westen des brandenburgischen Landkreises Potsdam-Mittelmark und gehört zum Amt Ziesar.
Geografie
Die Gemeinde Görzke liegt im Hohen Fläming im gleichnamigen Naturpark am Flüsschen Buckau, etwa 35 Kilometer südwestlich von Brandenburg an der Havel. Die westliche Gemeindegrenze bildet die Landesgrenze zwischen Brandenburg und Sachsen-Anhalt. Neben der Buckau entspringt deren Nebenfluss Riembach in der Gemeinde.
Gemeindegliederung
Die Gemeinde Görzke umfasst das Gebiet der ehemals selbstständigen Gemeinden Görzke und Hohenlobbese. Hohenlobbese ist Ortsteil der Gemeinde.[2] Zur Gemeinde gehören weiterhin die bewohnten Gemeindeteile
- Börnecke
- Dangelsdorf
- Wutzow
sowie die Wüstung Dangelsdorf mit der Ruine einer Feldsteinkirche aus dem 14. Jahrhundert und die Wohnplätze Borgsdorf, Bussesche Mühle, Heidehof, Mühle Schöntal, Nonnenheide und Rentengut.[3]
Geschichte und Etymologie
Frühzeit bis 14. Jahrhundert
Die Region wurde etwa im 6. Jahrhundert von Slawen bevölkert. Wann sie genau in Görzke einen Burgwall errichten, ist nicht überliefert. Als Otto I. 948 das Bistum Brandenburg gründete, lag der Ort noch im Grenzgebiet des Gaues Moraciani, wenngleich noch nicht urkundlich erwähnt. Dies geschah erstmals im Jahr 1161, als Wilmar von Brandenburg das Domkapitel Brandenburg gründete. In einem Dokument wurden seinerzeit die Besitztümer des Domkapitels niederschrieben. In dieser Urkunde erschien unter anderem der Burgward Görzke, d. h. einen aus mehreren Orten gebildeten, wehrhaften Bezirk, der als Außengrenze um Magdeburg die Macht des Bischofs sicherte. Der Name stammt aus der slawischen Zeit der Mark Brandenburg und bedeutet Siedlung an einem Berg. Um 1250 erhielt Görzke das Stadtrecht und wurde mit einer Stadtmauer umgeben. In dieser Zeit wurde die Dorfkirche Görzke im Stil der Romanik als Feldsteinkirche errichtet. Am 15. Juli 1283 verliehen Otto IV. und sein jüngerer Bruder Konrad I. das Privileg der Gerichtsbarkeit vor einem eigenen Schultheiß. Zwei Jahre später erhielt die Stadt zusätzlich das Münzrecht, das die Brüder mit der Auflage versahen, der Stadt jährlich einen Betrag von 33 Schilling und 4 Pfenning für die weitere Befestigung der Gemarkung einzusetzen. 1328 verpfändete Ludwig V. mit Wirkung zum 25. Mai für 16.000 Silbermark den Ort mit weiteren Städten wie Beelitz oder Brietzen an Rudolf I.. Gleichwohl behielt sich der Markgraf das Recht vor, die verpfändeten Werte innerhalb der nächsten zwölf Jahre wieder auszulösen. Zu dieser Zeit trat der Falsche Woldemar, ein Hochstapler, auf und gab sich als Markgraf Waldemar aus. Er wiegelte mehrere Städte, darunter auch Görzke im Jahr 1349 gegen die Wittelsbacher auf, wurde aber 1350 unter König Karl IV. enttarnt. Die Görzker weigerten sich zunächst, dem König die Gefolgschaft zu leisten und wurden daher am 12. September 1350 mit der Reichsacht geächtet. Die Situation löste sich erst auf, als Waldemar am 10. Mai 1355 Görzke entband und sie an Ludwig verwies. Am 24. Juni 1369 überließ Otto das Münzrecht den Städten und führte damit vermutlich dazu, dass in Görzke die Prägung eigener Münzen fortan unterblieb. Im Zuge der Auseinandersetzungen des Erzstifts Magdeburg mit den Markgrafen von Brandenburg fordert der Stift von ihnen im Jahr 1373 die Stadt Görzke, die das Erzstift 1378 schließlich erobern konnte und zerstörte.
15. Jahrhundert bis 17. Jahrhundert
1416 gelang es Friedrich I., die Stadt zurückzuerobern und wieder in die Mark zu führen. Der Konflikt mit dem Erzstift war damit jedoch nicht beigelegt. Beide Parteien erhoben Anspruch auf die Stadt. Sie verständigten sich darauf, die Stadt als Lehen an den Grafen von Schwarzburg zu übertragen. Dieser wiederum belehnte es an die von Schierstedts. Diese Situation sollte sich erst am 27. Dezember 1533 auflösen, als Joachim I. endgültig auf Görzke verzichtete. Er ließ sich jedoch ein Geleitrecht einräumen, so dass die Stadt bei der Durchreise des Kurfürsten Bewaffnete zu seinem Schutz innerhalb eines vorab definierten Gebietes aufstellen musste – Görzke kam zum ersten Distrikt des Kreises Jerichow im Erzstift Magdeburg. Nach dem Tod von Hans von Schierstedt gelangte das Erbe – darunter auch die Stadt – am 2. August 1569 an die Söhne Wolf Friedrich, Friedrich und Hans Friedrich, die es fortan gemeinsam verwalteten. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Stadt im Jahr 1642 schwer verwüstet, die Kirche brannte bis auf den Chor und den Kirchturm ab. Die Stadt verarmte und verlor schließlich das Stadtrecht. 1680 übernahm Friedrich Wilhelm das Herzogtum Magdeburg und damit auch Görzke und regierte es von Brandenburg-Preußen aus.
18. bis 19. Jahrhundert
Görzke weist eine lange Tradition als Handwerkerort auf. 1706 schlossen sich die Töpfer des Ortes zu einer Innung zusammen und belieferten die umliegenden Dörfer und Städte mit Tonwaren. Die Handwerker nutzten dabei eine Kratztechnik, bei der die aufgetragene Glasur zunächst eine lederharte Konsistenz erreicht haben muss. Anschließend wird die Glasur durch das Kratzen wieder vom Werkstück genommen. Dadurch entstehen individuelle Muster oder Schriftzüge auf den Tonwaren. Ebenso fand die Schwämmeltechnik Anwendung. Dabei wird ein bestimmtes Muster mit einem kleinen Schwamm auf die Keramik gedrückt.[4] 1719 erhielt der Ort das Stadtrecht zurück. Der Frieden von Tilsit führte auch in Görzke zu einer Veränderung, denn mit den verschobenen Landesgrenzen kam die Stadt zum 1815 gegründeten Regierungsbezirk Potsdam und wurde Minderstadt. 1816 trat derer von Schwarzburg die Lehnshoheit an den Regierungsbezirk ab. Görzke kam damit zur Provinz Sachsen in den Regierungsbezirk Magdeburg (Landkreis Jerichow I). Im Jahre 1891 fand im Raum Görzke und den westlich beziehungsweise nordwestlich angrenzenden Ortschaften die Herbstübung des Berliner Gardekorps statt. Nur wenig später wurde die Entscheidung zur Anlage und zum Aufbau des Truppenübungsplatzes Altengrabow getroffen.
20. bis 21. Jahrhundert
1911 erhielt der Ort den Anschluss an die Bahnstrecke Wusterwitz–Görzke. Am 30. September 1928 wurden die fünf Gutsbezirke Görzke I, Görzke II, Görzke III, Görzker Kirchenheide und Forst Nonnenheide mit der Landgemeinde Görzke vereinigt.[5] Wenige Wochen später, am 1. Dezember 1928, wurde der Gutsbezirk Hohenlobbese mit der Landgemeinde Hohenlobbese vereinigt.[6] Nach 1945 gehörte der Landkreis Jerichow I zunächst zur neugebildeten Provinz Sachsen-Anhalt, aus der 1947 das Land Sachsen-Anhalt wurde. Am 1. Juli 1950 wurde der Landkreis in Kreis Burg umbenannt. Im Zuge der Verwaltungsreform vom 1952 gelangte Görzke in den Kreis Belzig des Bezirks Potsdam. In einer Puppenfabrik des Ortes wurde Ende der 1950er Jahre die Figur des Sandmännchens hergestellt. Im Wald zwischen Görzke und Reppinichen unterhielt zu DDR-Zeiten ein metallverarbeitender Volkseigener Betrieb aus Leipzig ein Betriebsferienlager für die Kinder seiner Betriebsangehörigen. Am 29. September 1973 wurde der Bahnverkehr auf Grund sinkender Nachfrage eingestellt. Mit Wirkung zum 15. Juli 1981 gründete sich ein Gemeindeverband, dem neben Görzke die Gemeinden Reppinichen, Werbig, Benken, Lübnitz und Hagelberg angehören.
Hohenlobbese wurde am 1. März 2002 eingemeindet.[7]
Bevölkerungsentwicklung
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Gebietsstand des jeweiligen Jahres,[8][9] ab 2011 auf Basis des Zensus 2011
Politik
Gemeindevertretung
Die Gemeindevertretung von Görzke besteht aus 10 Gemeindevertretern und dem ehrenamtlichen Bürgermeister. Die Kommunalwahl am 25. Mai 2014 ergab folgende Sitzverteilung:[10]
Bürgermeister
Jürgen Bartlog wurde in der Bürgermeisterwahl am 25. Mai 2014 mit 71,7 % der gültigen Stimmen für eine Amtszeit von fünf Jahren[11] gewählt.[12]
Wappen
Das Wappen wurde am 20. Dezember 1999 genehmigt.
Blasonierung: „In Grün eine bewurzelte silberne Linde überdeckt von einem blauen Herzschild, belegt mit drei schrägrechten silbernen Bolzenpfeilen (Familienwappen von Schierstedt).“[13]
Sehenswürdigkeiten und Kultur
In der Liste der Baudenkmale in Görzke und in der Liste der Bodendenkmale in Görzke stehen die in der Denkmalliste des Landes Brandenburg eingetragenen Kulturdenkmale.
Bauwerke
Bedeutendstes Bauwerk des Ortes ist die evangelische Dorfkirche, ein spätromanischer Feldsteinbau aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts mit langgestrecktem Chor und Apsis. Die Kirche lag am Zugang zur ehemaligen Burg an der gleichfalls restlos abgetragenen Stadtmauer. Über die Entstehungsgeschichte ist bislang nicht viel bekannt. 1882 erfolgten erhebliche Umbauarbeiten. Aus dieser Zeit stammen sowohl die Kanzel wie auch das Gestühl. Ein Taufengel stammt aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts. Weiterhin befinden sich in der Kirche mehrere Epitaphe derer von Schierstedt.
Die mitten im Wald gelegene Wüstung Dangelsdorf ist bekannt durch die Ruine einer mittelalterlichen Feldsteinkirche aus dem 14. Jahrhundert.
Görzker Delle
Im Hohen Fläming befinden sich eine Vielzahl periglazialer Trockentäler, die von den Menschen durch Bodenerosion noch vertieft wurden. Sie werden in der Region Rummeln genannt und sind häufig sagenumwoben. Die Görzker haben ihre Rummel Delle genannt. Sie befindet sich südlich des Gemeindezentrums. Ein rund acht Kilometer langer Rundweg, der Töpferwanderweg, führt an ihr vorbei.
Musik
Bekannt ist der Ort für das hier ansässige Blasorchester der Freiwilligen Feuerwehr, das 1975 gegründet wurde.
Regelmäßige Veranstaltungen
Die Tradition der Tonwarenherstellung kann alljährlich beim Töpfermarkt bewundert werden, der jeweils am Karsamstag und Ostersonntag stattfindet.
Verkehr
Durch den Ort führt die Bundesstraße 107 zwischen Ziesar und Wiesenburg.
Der Bahnhof Görzke war Endpunkt der Bahnstrecke Wusterwitz–Görzke. Der Personenverkehr wurde 1973, der Güterverkehr 1994 eingestellt. Die erhaltenen Reste der Strecke, darunter eine im Bahnhof Görzke abgestellte Diesellok, stehen unter Denkmalschutz. Zwischen Ziesar und Görzke verläuft seit 2011 ein Radweg auf der Trasse.
Persönlichkeiten
- Friedrich Wilhelm Dunckelberg (1773–1844), Baumeister, in Görzke geboren
- Eva Zeller (* 1923), Schriftstellerin, in Görzke aufgewachsen
Literatur
- Reinhard E. Fischer: Die Ortsnamen der Länder Brandenburg und Berlin, Band 13 der Brandenburgischen Historischen Studien im Auftrag der Brandenburgischen Historischen Kommission, be.bra wissenschaft verlag Berlin-Brandenburg 2005, ISBN 3-937233-30-X, ISSN 1860-2436, S. 66.
- Rat der Gemeinde Görzke mit Unterstützung durch die Gesellschaft für Heimatgeschichte des Kreises Belzig: Nachrichten aus acht Jahrhunderten Görzker Geschichte, Märkische Volksstimme, Potsdam, 1989
Weblinks
- Private Website mit Bildern und Informationen zu Görzke
- Görzke, Gorceke im Genealogischen Ortsverzeichnis
Einzelnachweise
- ↑ Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstand im Land Brandenburg Dezember 2023 (Fortgeschriebene amtliche Einwohnerzahlen, bezogen auf den aktuellen Gebietsstand) (Hilfe dazu).
- ↑ Hauptsatzung der Gemeinde Görzke
- ↑ Dienstleistungsportal der Landesverwaltung Brandenburg. Gemeinde Görzke
- ↑ Informationstafel zum Kratzen und Schwämmeln, aufgestellt auf dem Töpferwanderweg, Inaugenscheinnahme im April 2016.
- ↑ Regierungsbezirk Magdeburg (Hrsg.): Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg. 1928, ZDB-ID 3766-7, S. 201–202.
- ↑ Regierungsbezirk Magdeburg (Hrsg.): Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg. 1928, ZDB-ID 3766-7, S. 272 u. 283.
- ↑ StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2002
- ↑ Historisches Gemeindeverzeichnis des Landes Brandenburg 1875 bis 2005. Landkreis Potsdam-Mittelmark. S. 18–21
- ↑ Bevölkerung im Land Brandenburg von 1991 bis 2015 nach Kreisfreien Städten, Landkreisen und Gemeinden, Tabelle 7
- ↑ Ergebnis der Kommunalwahl am 25. Mai 2014
- ↑ Brandenburgisches Kommunalwahlgesetz, § 73 (1)
- ↑ Ergebnis der Bürgermeisterwahl am 25. Mai 2014
- ↑ Wappenangaben auf dem Dienstleistungsportal der Landesverwaltung des Landes Brandenburg