Lauscha
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 50° 29′ N, 11° 10′ O | |
Bundesland: | Thüringen | |
Landkreis: | Sonneberg | |
Höhe: | 625 m ü. NHN | |
Fläche: | 18,72 km2 | |
Einwohner: | 3173 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 169 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 98724 | |
Vorwahl: | 036702 | |
Kfz-Kennzeichen: | SON, NH | |
Gemeindeschlüssel: | 16 0 72 011 | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Bahnhofstraße 12 98724 Lauscha | |
Website: | www.lauscha.de | |
Bürgermeister: | Norbert Zitzmann (SPD) | |
Lage der Stadt Lauscha im Landkreis Sonneberg | ||
Lauscha ist eine durch das Glasbläserhandwerk bekanntgewordene Stadt im thüringischen Landkreis Sonneberg.
Geografie
Lauscha liegt im Thüringer Schiefergebirge zwischen den Städten Sonneberg, Ilmenau und Saalfeld. Die Stadt befindet sich in einem nordöstlichen Seitental der Steinach unterhalb des Gebirgskamms. Der Bahnhof Lauscha liegt 611 m über NN, der südlichste Punkt an der Mündung der Göritz in die Steinach 515 m ü. NN. Der Pappenheimer Berg erhebt sich 834,5 m ü. NN.
Nachbargemeinden
Im Uhrzeigersinn, beginnend im Norden: Neuhaus am Rennweg, Lichte, Piesau (beide Landkreis Saalfeld-Rudolstadt), Oberland am Rennsteig, Steinach, Steinheid
Stadtgliederung
Das nordöstlich der Stadt gelegene Ernstthal am Rennsteig ist seit 1994 ein Ortsteil von Lauscha. Das eigentliche Stadtgebiet weist keine administrative Gliederung auf, aufgrund der geografischen Gegebenheiten werden gelegentlich das rund um die Oberlandstraße und den Berg Köpplein gelegene Oberlauscha, der Ortskern um den Hüttenplatz (dos Duurf) und das im Süden der Stadt im unteren Lauschatal gelegene Unterlauscha unterschieden.
Gewässer
Namensgebend für das Tal und die Ansiedlung war das Gewässer Lauscha, das als lutzscha (nach G. Jacob wahrscheinlich etwa "Wildbach“ von ahd „lūz“, mhd „lūze“, Lauschner „lunzen“, Hochdeutsch „lauern“/„lauschen“) 1366 in einem Schwarzburgischen Amtsbuch erstmals urkundlich erwähnt wurde. Das klare Gebirgswasser war als Trinkwasser und Energieträger im späten Mittelalter Voraussetzung für die Glasmacherei. Der Gründersage nach war es auch der Grund, warum sich die ersten Glasmacher hier niederließen („Lausch', a Bach!“). Daneben sprachen die Erreichbarkeit der Rohstoffe Quarzsand in sehr reiner Qualität aus den Steinheider Sandsteinbrüchen, Soda (Flussmittel und Glasbinder, wurde aus gebranntem Tuffstein aus den Steinbrüchen um Weißenbrunn gewonnen, auch das Härtemittel Kalk wurde dorther bezogen) und Pottasche (Flussmittel und zum Absenken des Schmelzpunktes, aus Buchenholz selbst gesotten, ab 1755 durfte in den Ortschaften Sonneberg, Bettelhecken, Mürschnitz, Hämmern und Steinheid Asche gesammelt werden) sowie ein großes Brennholzvorkommen für die Ansiedlung der Glasindustrie im Lauschatal.
Der Lauschabach bildet sich unterhalb von Ernstthal aus dem Igelshieber und dem Ernstthaler Wässerlein. Sein Weg talwärts wird durch charakterisierende Beinamen beschrieben: Die Faule Lauscha fließt noch auf der Hochfläche langsam über einen Wiesengrund, die Muntere Lauscha zwängt sich durch das enge Lauschatal. Ihre Wasserkraft wurde mehrfach genutzt: Durch die Obermühle, 1856 eine Glashütte und seit 1969 Standort der Turnhalle, durch die Dorfmühle gegenüber dem Hüttenplatz, ab 1601 gleichzeitig Schneide- und Mahlmühle, ab 1644 durch die Wiesleinsmühle, ursprünglich eine Mahlmühle, später eine Brauerei, ab 1743 durch eine Glasschleifmühle unterhalb der Wiesleinsmühle, durch die Untermühle („Engelhardtsmühle“), eine Märbelmühle an der Stelle eines Hochofens aus dem Jahr 1604 und die Göritzmühle, als „Heubachsmühle“ eine Mahl-, Masse- und Schneidemühle, später eine Fabrik für Pharmaglas, also Behältnisse für Medikamente (die beiden letztgenannten Mühlen liegen unterhalb der Mündung des Lauschabachs an der Steinach).
Seit Fertigstellung der Bahnstrecke und der Straßenverbindung von Steinach nach Neuhaus durch das enge und sumpfige Tal Ende des vorletzten und anfangs des letzten Jahrhunderts fließt der Lauschabach größtenteils in einem unterirdischen Kanal durch die Ortsmitte. Vor der Verrohrung des mittleren Lauschabachs führten die Verbindungswege am Hang entlang, worauf die Straßennamen Alter Weg (heute Bahnweg) und Alte Chausee hinweisen. Weil das flickwerkartig mit dem ortsüblichen Baumaterial, großen Schieferplatten, überbaute Bachbett wiederholt durch Hochwasser während der Schneeschmelze in Mitleidenschaft gezogen worden war, wurde der Bach von 2002 bis 2007 vollständig in einem Neubau aus Stahlbeton gefasst. Im Unterland mündet der Lauschabach, wieder offen geführt, in die Steinach.
Seit 1729 gehört auch das obere Tal der Steinach zum Lauschaer Revier. Es ist weitgehend unbewohnt und heute dem Tourismus vorbehalten. Hier befinden sich die Ausflugsziele Ebermannsmühle, eine ehemalige Massemühle und später ein Ferienheim, die ehemalige Gastwirtschaft Rosenburg und das Erlebnisbad. Von diesem Tal zweigt der Totenweg nach Steinheid ab, auf dem bis zur Einrichtung einer eigenen Kirchengemeinde 1732 die Verstorbenen transportiert werden mussten. Bis zur Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert wurden durch das Tal der Alten Mutter, eines Quellbachs der Steinach, Baumstämme zu einem Sägewerk geflößt. Ganz im Süden, an der Göritzmühle an der Grenze zu Steinheid und Steinach, ergießt sich der Göritzbach in die Steinach. In einem klammartigen Seitental wurde 1995 ein neues Wasserwerk erbaut, das verschiedene Quellen im Göritzgrund für die Trinkwasserversorgung der Stadt erschließt.
Berge
Wie es für das Thüringer Schiefergebirge typisch ist, umgeben hochflächenartige, meist mit dichtem Fichtenwald bestandene Bergrücken das tief eingeschnittene Lauschatal, an deren steil abfallende Hänge sich die engen Straßen und kleinen Gassen des Städtchens schmiegen. Dies sind im Uhrzeigersinn: unterhalb des Rennsteigs östlich des oberen Lauschabachs der Brehmenstall (776 m ü. NN) im Ortsteil Ernstthal, weiter östlich der Pappenheimer Berg (834,5 m), südlich daran anschließend der Kleine (769 m) und der Große Tierberg (806 m) mit dem Schnitzerskopf (760 m) hoch über dem Lauschaer Ortszentrum.
Im Süden des Stadtgebietes gegenüber dem Großen Tierberg bildet westlich des Tals der Steinach der Göritzberg (793 m) die Grenze zu Steinach und Steinheid. Nordwestlich anschließend erstrecken sich entlang der oberen Steinach der Breite Berg (791 m) und der Eisenberg (852,5 m) bis nach Steinheid. Zwischen dem Quellbach Steinach und dem nördlichen Zufluss Alte Mutter erhebt sich der Große Zigeunerberg (820 m).
Gegenüber der Nordostflanke des Göritzberges, westlich des dort vom Steinachgrund abzweigenden Lauschatals erhebt sich das Teufelsholz (745 m) mit dem Lauschenstein, einem mächtigen Schieferfelsen, auf dem 1886 die Schutzhütte Felsenhäuschen errichtet wurde, über Unterlauscha. Hoch über der Lauschaer Ortsmitte, an der seit dem Dreißigjährigen Krieg so genannten Kroatenwacht, schließt sich die Eller an, ein Sattel (um 696 m) mit einem Skihang in das Tal der Steinach, der zum Steinigen Hügel (765 m) herüberführt. Den nördlichen Abschluss zum Rennsteig bildet die Igelskuppe (800 m) im Westen des oberen Lauschabachs. Südlich davon ragt das Köpplein (die Kupp, 781 m, bis in das 19. Jahrhundert auch „Ahorn“ genannt) im Oberland mitten in das Lauschaer Stadtgebiet hinein. Hier befindet sich der Festplatz, auf dem jährlich im August die überregional bekannte Köpplein-Kirmeß (Kuppna Kerwa) abgehalten wird, bei der ein uralter Wettbewerb, das Beerkuchenessen, ausgetragen wird.
Geschichte
Die Ära der Hüttengründungen
Lauscha wurde durch den Bau einer Glashütte gegründet. Die Glasmacher Hans Greiner und Christoph Müller erhielten am 10. Januar 1597 vom Herzog Johann Casimir zu Sachsen-Coburg die erbliche Konzession zum Betreiben einer Glashütte im Multertiegel, d. h. dort, wo sich heute der danach benannte Hüttenplatz befindet, nachdem ein erster Ansiedlungsversuch ab 1589 etwa 600 m talaufwärts unweit der heutigen Farbglashütte im damals Marktiegel ("Grenztal") genannten Henriettenthal noch an den Ansprüchen des dortigen Grundherren, des alternden Reichserbmarschalls Christoff Ullrich von Pappenheim zu Gräfenthal, gescheitert war. Für 12 Gulden Erbzins alljährlich auf Michaelis (29. September), 1 Schock Trinkgläser jährlich zur Hofhaltung und einen Preisnachlass von einem Pfennig auf alle weiteren vom Hofe gewünschten Gläser erhielten die Glasmacher Platz für die Glashütte und zwei Wohnhäuser, den Grund unterhalb der Hütte bis zum Lauschenstein, zusammen 42 Acker Wiesenrod, und den Grund zu beiden Seiten der Faulen Lauscha (unterhalb des Marktiegels), zusammen 30 Acker Bauland, Acker- und Wiesenrod (insgesamt ca. 21 ha), das Fischwasser Lauscha und das Recht, eine Schneidemühle anzulegen, Vieh zu halten und im Wald zu hüten und drei weitere Wohnhäuser zu bauen, dazu Steuerfreiheit für den Tischtrunk. Das zum Betrieb der Hütte notwendige Holz bekamen sie für 4 Groschen Waldmiete für den Klafter, dazu Holz als Schneideblöcher zu 3 Hellern bzw. jedes zwölfschuhige Bloch für 18 Pfennige. Der Hüttenknecht Bock erwarb eine Hofstätte neben der Hütte am Tierberg, 1 Acker Rodeland und 5 Acker Wiesenrod. Sollte ein Glasmeister oder ein Hüttenknecht sein Haus zu verkaufen wünschen, sollte er es nicht an Fremde verkaufen, die keine Glasmacher sind. Die Forstmeister in Franken und der Schösser zu Neustadt und Sonneberg wurden angewiesen, die Glasmeister und Hüttenknechte in ihren Rechten zu schützen.
Der Glasofen der Hütte hatte auf jeder Seite jeweils 6 Stände, die an der Westseite hatte die Familie Müller inne, die auf der Ostseite die Familie Greiner. Durch Vererbung und durch das Einheiraten der Familie Böhm 1691 wuchsen die Anteile an den Werkstätten aber schnell an. Im Dreißigjährigen Krieg blieb das junge Dorf von Kriegshandlungen verschont, doch führte der wirtschaftliche Niedergang im Umland zu einer Hungersnot, die die Lauschaer fast zur Aufgabe ihrer Siedlung zwang. Die wegen der großen Zerstörungen während des Krieges im großen Umfang angestiegene Nachfrage nach Butzenscheiben bewahrte die Lauschaer Glashütte gerade noch vor dem Konkurs. Doch nach dem Westfälischen Frieden stieg der Absatz von Gebrauchsglas, wie Trinkgläsern in verschiedenen Formen und Größen und Apothekerglas für die Olitätenhändler, und von Luxusgütern, insbesondere aus Beinglas, schnell wieder an.
Die jüngeren, nicht erbberechtigten Söhne der Glasmeister errichteten in der Umgebung immer wieder neue Glashütten, um die herum neue Ansiedlungen entstanden. Nachgewiesen sind derartige Gründungen der Gemeinden Schmalenbuche (1607, heute Neuhaus am Rennweg), das selbst zum Ausgangspunkt mehrerer Gründungen um Alsbach (1711), auf dem Herrnberg und dem Wurzelberg wurde, der späteren Gemeinde Grumbach (1615), Piesau (1623), Klein-Tettau (1661) und der 1838 wieder verlassenen Ansiedlung Glücksthal (1736). Lauschaer Glasmeister belebten 1616 die verlassene Glashütte in Bischofsgrün wieder, siedelten sich 1656 in Stützerbach an und gründeten 1698 eine Glashütte An der Sieglitze. So wurde Lauscha zur Mutterglashütte der Glasproduktion im Thüringer Wald. Auch in und um Lauscha entstanden noch weitere Glashütten; 1720 eine Stuhlglashütte für Fadenglaskelche im Henriettenthal, das von den Pappenheimern 1621 wie alle Gräfenthaler Besitzungen an Sachsen-Altenburg verkauft worden und durch Weitervererbung zwischenzeitlich an Sachsen-Saalfeld gefallen war und das erst 1946 gemeinsam mit Finstergrund-Obermühle nach Lauscha eingemeindet wurde. Ernstthal am Rennsteig wurde 1707 ebenfalls von Lauschaer Glasmeistern durch den Bau einer Glashütte gegründet. Die Köhlersiedlung Igelshieb (wahrscheinlich nach einem Waldbrand um 1624 entstanden und 1740 von Lauscha abgetrennt und nach Neuhaus eingepfarrt) und die auf eine Glashütte zurückgehende Porzellanmanufaktur in Limbach sind weitere Gründungen, die mit der aufblühenden Glasindustrie in der Region um Lauscha in Zusammenhang stehen.
Limbach wurde 1731 als eine Glashütte durch die Brüder Johann Gottfried, Martin und Gottlieb Greiner und deren Schwager Michael Gundelach, dem Gründer einer Glas- und Fayencehütte in Siegmundsburg, gegründet. Der 1732 in Alsbach geborene Johann Gotthelf Greiner erfand unabhängig von Johann Friedrich Böttger und in einer etwas abgewandelten chemischen Zusammensetzung in jahrelanger Forschungsarbeit das Porzellan und wandelte die Glashütte Limbach 1751 in die erste Thüringer Porzellanfabrik um. 1764 beteiligte er sich an der Gründung der Porzellanmanufaktur in Wallendorf. Bei seinem Vetter Johann Georg Greiner, Glas- und Hüttenherr zu Glücksthal, Oberalsbach und Sophienthal und hochfürstlich schwarzburg-rudolstädtischer Hofagent und Kommerzienrat, experimentierte der Schwarzburger Theologe Georg Heinrich Macheleid und entwickelte 1757 seine Technologie der Porzellanherstellung. Daraus ging 1762 die Porzellanfabrik Sitzendorf-Volkstedt hervor. Johann Christoph Friedrich Greiner, Glas und Hüttenmeister sowie Kauf- und Handelsherr zu Lauscha und Henriettenthal, herzöglich sachsen-coburgischer Kommerzienrat und Erb- Lehn- und Gerichtsherr zu Ehnes und Scherneck begründete 1783 mit Johann Georg Greiner und dessen Sohn Christian Daniel Siegmund Greiner, herzöglich sachsen-meiningischer Hofkommisarius und Besitzer der Rittergüter Ehnes und Katzberg, die Manufaktur in Rauenstein. 1817 kaufte er das alte Hüttenwerk in Hüttensteinach, um es in eine Porzellanfabrik umzuwandeln.[2]
Heimarbeit und Industrialisierung im 18. und 19. Jahrhundert
Mitte des 18. Jahrhunderts boten die Glashütten nicht mehr genug Arbeit für die schnell wachsende Ortschaft (1781 hatte Lauscha 490, 1871 dann schon 2.228 Einwohner), neue Einkommensquellen mussten erschlossen werden. In den Jahren zwischen 1730 und 1770 importierte der Glasbläser Johann Greiner Habekuk (Sixer) die Glaswarenherstellung in Heimarbeit vor der Lampe aus dem Rheinland durch das Beobachten der dortigen Glasbläser und durch das experimentelle Nachvollziehen ihrer Technologie, an dem sich in den bahnbrechenden Jahren Johann Greiner Tamerlan beteiligte, nach Lauscha. Allmählich kam der Glasschmuck auf, um 1762 hohlgeblasene Perlen, die bald in großen Mengen verkauft wurden, dann auch gläserne Figuren und Tiere. 1847 erfand ein Lauschaer Glasbläser gläsernen Schmuck für den Weihnachtsbaum. Schon im darauffolgenden Jahr wurden die ersten Weihnachtskugeln, große bemalte Glasperlen, in verschiedenen Größen über den Eigenbedarf hinaus angefertigt, wie ein erhaltenes Auftragsbuch beweist. Aus diesen entwickelten sich die Christbaumkugeln, die bis 1860 alle großen Sonneberger Spielzeugkontore und -verlagshäuser in ihr Sortiment aufgenommen hatten. Ab etwa 1870 wurden sie mit Silbernitrat verspiegelt. Um 1880 exportierte sie Frank Winfield Woolworth erstmals in die USA, um 1900 bestellte er für seine Kaufhauskette schon ca. 200.000 Stück Kugeln und figürlichen Christbaumschmuck pro Jahr.
Aus der Glasmalerei entwickelte sich die Porzellanmalerei, als sich Johann Karl Ens, der in der Markgräflichen Porzellanmanufaktur in Bruckberg das Porzellanmalerhandwerk erlernt und bei Johann Gotthelf Greiner in Limbach gearbeitet hatte, in Lauscha niederließ. Lauschaer Porzellanmaler waren an den Gründungen der Aeltesten Volkstedter Porzellanmanufaktur, der Wallendorfer Porzellanmanufaktur und der Porzellanmanufaktur in Rauenstein beteiligt. Auch die Manufakturen in Ilmenau (1777) und in Großbreitenbach (1779), die Porzellanfabriken Kloster Veilsdorf (1760, 1797) und in Hüttensteinach sind mit ihrem Wirken verknüpft. In Lauscha selbst war die Herstellung kunstvoll bemalter Porzellan-Pfeifenköpfe bedeutsam. Der bekannteste Porzellanmaler war Friedrich Karl Ens (* 1802; † 5. November 1865), der 1837 in die Pozellanmalerei Günther Greiner & Georg Wilhelm Greiner Sohn eintrat (nun Fa. Ens & Greiner), in Igelshieb seine eigene Werkstatt einrichtete und Anteile an der Volkstedter Porzellanmanufaktur erwarb. Er beschäftigt um 1850 bis zu 150 Mitarbeiter, nach seinem Tod verlor dieser Erwerbszweig in Lauscha aber rasch an Bedeutung.
1835 fertigte Ludwig Müller-Uri erstmals ein künstliches Menschenauge aus Glas in bis dahin ungekannter Qualität an. Die Lauschaer Kunstaugen revolutionierten die Versorgung derjenigen Patienten, welche durch Unfall, Krankheit oder Krieg ein Auge verloren hatten. Bei der Fabrikation massiver Tieraugen aus Glas erfand sein Schwiegersohn Johann Christian Simon Carl Greiner (es a'lt Vetterla) 1848 die Märbelschere, ein Gerät zur Produktion von Glasmurmeln, die sich Elias Greiner 1849 als "künstliche Achat- und Edelsteinkugeln" patentieren ließ. Mit dem Kapital seiner Firma Elias Greiner-Vetter-Sohn, die Farben für die Glas- und die Pozellanmalerei hergestellt hatte, begründete er 1853 die heutige Farbglashütte (Seppenhütte), ursprünglich als Märbelhütte.[3] Bald schon lieferte sie die Halbfabrikate, Glasstäbe und Glasröhren, für die Heimindustrie. 1856 folgten ihr die Gründung der Glashütte Louis Robert Greiner-Bock & Co (Schlotfegerhütte) etwas unterhalb der Farbglashütte und etwas oberhalb auf dem ehemaligen Sachsen-Saalfeldischem Gebiet die Gründung der Glashütte Obermühle, 1862 einer Glashütte im benachbarten Steinach. Hatten die Heimarbeiter anfangs Öl- und ab 1850 Paraffinlampen benutzt, deren Flamme sie schon um 1820 mit Hilfe eines Blasebalges verstärkten, konnten sie mit dem Bau der Gasanstalt gegenüber dem späteren Bahnhof 1867 leistungsfähigere Gasgebläse verwenden und damit Kryolithglas für die Augenprothetik (1868) und andere Farbglasmischungen verarbeiten, die sich dünnwandiger, vielfältiger und filigraner formen lassen. 1923 beteiligte sich die Gemeinde am Ferngaswerk Neustadt und stellte auf die weniger aufwändige und weniger krisenanfällige Fernversorgung um. Im gleichen Jahr wurde Lauscha an das Elektrizitätsnetz angeschlossen.
Als 1801 die „Saalfelder Chaussee“ nach Neuhaus, 1825 die Straße nach Steinach, 1886 die Bahnstrecke nach Sonneberg und 1913 schließlich die Bahnstrecke nach Neuhaus und Wallendorf freigegeben wurden, eröffnete dies den Zugang zu den Spielzeugmetropolen, den Überseehäfen und den Märkten der Welt. Der Glasapparatebau, die Herstellung medizinischer Instrumente und Behälter, die Glasspinnerei von „Feenhaar“, dem Vorläufer der Glasfaser (um 1890), die Entwicklung der Glühlampe, der Leucht- und der Elektronenröhre, die technische und die chemische Glasindustrie nahmen ihre Anfänge. Diese spiegelten sich teilweise in der Produktpalette der Fa. Johann Georg Schneider (Schneidershütte) wider, dem späteren Glasfaserwerk auf einem vom Eisenbahnbau zuvor als Schotterwerk genutzten Gelände am 1906 eingemeindeten Köpplein, die 1920 – 1924 den Betrieb aufnahm. Sie war die letzte Hüttenneugründung in Lauscha, der 1923 noch das Glaswerk Brehmenstall in Ernstthal folgte.
Die erste Schule von 1768 wurde 1849 – 1851 durch ein neues Schulhaus ersetzt, das später wiederum die Gewerbliche Berufsschule beherbergte und in dem seit 1903 das Museum untergebracht ist. 1862 wurde die Poststation errichtet, 1868 die „neue Schule“, das heutige Rathaus, und 1875 eine Telegrafenstation. 1889 besuchte der Herzog Georg II. von Sachsen-Meiningen die Glasbläsergemeinde, die wirtschaftlich aufstrebte, die aber auch immer wieder von Epidemien, wie Pocken, Scharlach, Masern, Ruhr und Keuchhusten, heimgesucht wurde. Auch das deutsche Kaiserhaus schätzte den Lauschaer Christbaumschmuck als überkonfessionelles Symbol nationalen Brauchtums im jungen Deutschen Reich. 1897 wurde die Bahnhofschule (ab 1949 „Goethe-Schule“), 1906 die Kirchwegschule eingeweiht. Seit 1902 hat Lauscha ein Trinkwasserleitungsnetz und eine Freiwillige Feuerwehr, die 1938/39 ein Löschgerätehaus bekam. Die erste Dorfglashütte wurde 1905 abgerissen und machte einem entstehenden Ortskern Platz. Der erhielt mit der Einweihung der evangelischen Kirche nach nur 13-monatiger Bauzeit am 17. September 1911 an der Stelle eines bescheidenen Vorgängerbaus, des „Kirchleins auf dem Berg“ aus dem Jahr 1732, hoch über der Ortsmitte mit den kleinen beschieferten Bürgerhäusern sein heutiges malerisches Aussehen.
Klassenauseinandersetzungen und Weltkriege im 20. Jahrhundert
Mit der Gründung der Glasbläsergenossenschaft des Meininger Oberlandes e.G. 1907 auf Initiative des Sozialdemokraten Eduard Wagner schufen sich die Glasbläser eine Alternative zu den Sonneberger Verlegern, die bis dahin den Vertrieb der Glaswaren beherrschten und sowohl die Preise als auch den Absatz kontrollieren und beeinflussen konnten, wodurch die Heimarbeiter von ihnen abhängig waren. Die Genossenschaft war auch während des Ersten Weltkrieges und der Weltwirtschaftskrise wirtschaftlich erfolgreich. Durch ihre guten Ergebnisse beim Export erhielt die Glaswarenproduktion weiteren Auftrieb, auch die Gewinnmargen stiegen. Die sollten ausdrücklich der Verbesserung der Lebensbedingungen der Glasbläser zugute kommen. Auf dieser Grundlage konnten die SPD- und die KPD-Fraktion im Gemeinderat trotz tiefer Zerwürfnisse untereinander karitative Maßnahmen beschließen, um die Folgen von Krieg (Lauscha beklagte 221 Gefallene) und Inflation für die notleidende Bevölkerung abzumildern. Mit Unterstützung ihrer Hilfsorganisationen, der Arbeiterwohlfahrt und der Roten Hilfe Deutschland, organisierten sie Kindererholungstransporte nach Westfalen, nach Altona und nach Nürnberg für die durch Mangelernährung, die beengten Wohnverhältnisse und die anstrengende Mitarbeit in den Kleinstbetrieben gesundheitlich angegriffenen Kinder der Glasbläserfamilien. Schon 1873 hatte sich der Konsumverein gegründet, um die Versorgungssituation der Gemeinde zu verbessern.
Anfang der 1930er Jahre wurde durch den wachsenden Einfluss der NSDAP in Coburg und in Sonneberg die Arbeit der Genossenschaft schwieriger. Ende 1932 musste sie Konkurs anmelden.[4] Unmittelbar nach dem Reichstagsbrand am 27. Februar 1933 wurden vorwiegend kommunistische Gemeinderatsmitglieder, unter anderem Gustav Huhn, Max Leipold (Metten), Franz Müller-Deck (Decken Franz) und Paul Greiner-Pachter, verhaftet und im Konzentrationslager Nohra interniert. Die Gewerkschafter Wilhelm Böhm, Max Greiner-Bär und Robert Müller mussten sich der täglichen Meldepflicht unterwerfen. Nach dem Attentat auf Hitler vom 20. Juli 1944 wurden wieder Max Leipold, Albin Bäz (Bäzen Fried) und Elias Böhm-Hennes verhaftet und interniert. Während des Zweiten Weltkrieges mussten 121 Militärinternierte aus Italien sowie Frauen und Männer aus Russland, der Ukraine, den Niederlanden, Frankreich und Polen Zwangsarbeit bei Dipl.-Ing. Starke und bei Elias Greiner-Vetters Sohn in Lauscha, in der Glashütte Brehmenstall und bei der Firma Gebrüder Anschütz in Ernstthal am Rennsteig verrichten.[5] Nach 1939 wurde kein Christbaumschmuck mehr hergestellt. Erst nach dem Krieg nahmen die ersten Familienbetriebe die Fertigung wieder auf. Kurz vor Kriegsende, am 12. April 1945, sprengte der „Volkssturm“ eine kleine Straßenbrücke, die Eichhornsbrücke in Unterlauscha, um die heranrückenden Einheiten der 11. Panzerdivision der 3. US-Armee aufzuhalten, die in der Nacht zuvor von den umliegenden Bergen aus das Nachbarstädtchen Neuhaus unter Artilleriebeschuss genommen hatten. Der Versuch einer Straßensperrung blieb aber ohne Erfolg. Die Brücke konnte erst 1953 im Rahmen des NAW wieder instandgesetzt werden.
Nachkriegszeit und Neuzeit
Am 3. Juli 1945 besetzte die Rote Armee das südliche Thüringen. Lauscha gehörte damit zur Sowjetischen Besatzungszone, ab 1949 zur DDR und ab 1952 zum Kreis Neuhaus am Rennweg im Bezirk Suhl. 1953 wurde Lauscha zum Erholungsort. Die Glasproduktion wurde in einer Handwerksgenossenschaft (1948) und in Volkseigenen Betrieben organisiert, 1946 im VEB Glaswerke Lauscha, ab 1981 die Kunstglasbläserei im VEB Glaskunst, die Produktion von Christbaumschmuck im VEB Glasschmuck und die Herstellung von Glasfasern, Dämmstoffen, retroreflektierenden Beschichtungen für Verkehrszeichen (LAPILLI) und anderen Produkten der technischen und der chemischen Glasindustrie im VEB TRISOLA. In den 1960er Jahren wurde im VEB Neonbeleuchtungswerk Leuchtreklame aus handgeformten Neonröhren angefertigt. 1965 baute die PGH „10. Jahrestag“ die ehemalige Glashütte Louis Robert Greiner-Bock & Co um, 1979 nahm der damalige VEB Farbglaswerk an der Stelle der alten Farbglashütte Elias Greiner Vetters Sohn, die 1895 die abgebrannte hölzerne Hütte ersetzt hatte, einen modernen Neubau in Betrieb. Die devisenträchtige Glasschmuckherstellung wurde zeitweise auf eine maschinelle Großproduktion umgestellt. Dabei gelang in Lauscha die Konstruktion einer Anlage (KUBLA), mit der Glaskugeln ohne Naht und ohne Abstriche in der Qualität produziert werden konnten, allerdings blieben Verspiegelung, Verzierung und Verpackung weiterhin Handarbeit. Viele Lauschaer arbeiteten aber auch im Umland, insbesondere in dem aus einem Telefunken-Werk hervorgegangenen VEB Röhrenwerk „Anna Seghers“, dem späteren VEB Mikroelektronik Neuhaus in Neuhaus am Rennweg, das nach 1990 abgewickelt wurde. In Lauscha kam es nach der Wiedervereinigung zu einer Rückkehr zur traditionellen Herstellung des Glasschmucks. Heute wird der gläserne Christbaumschmuck in originaler Handwerkskunst mit teilweise über 100 Jahre alten Verfahren, Formen und Werkzeugen gefertigt.
Politik
Die Stadt Lauscha ist ein Kleinzentrum im Landkreis Sonneberg. Lauscha und die Nachbarstadt Steinach planten, sich im Zuge einer Gemeindereform zu Steinach-Lauscha zusammenzuschließen. Der Vertrag über die Zusammenlegung der beiden Städte wurde am 20. Juli 2007 unterzeichnet, der geplante gemeinsame Ortsname am 3. August 2007 durch einen Losentscheid auf neutralem Boden in der Bergmannsklause zwischen Steinach-Lauscha und Lauscha-Steinach entschieden. Da jedoch für freiwillige Zusammenschlüsse keine Fördermittel mehr ausgeschüttet werden, löste der Lauschaer Stadtrat am 23. September 2009 den Fusionsvertrag auf. Stattdessen wird eine verstärkte Zusammenarbeit im Städtedreieck Steinach-Lauscha-Neuhaus am Rennweg angestrebt. Der Städteverbund wird ein teilfunktionales Mittelzentrum bilden, das im Landesentwicklungsplan 2004 noch als Mittelzentrum Neuhaus am Rennweg/Lauscha vorgesehen war.[6]
Stadtrat
Der Rat der Stadt Lauscha besteht aus 16 Stadträten. Der Bürgermeister hat eine zusätzliche Stimme inne.
Parteien und Wählergemeinschaften | % 2009 |
Sitze 2009 |
% 2004 |
Sitze 2004 |
% 1999 |
Sitze 1999 |
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CDU | 22,9 | 4 | 16,6 | 3 | 39,5 | 6 |
Alternative für Lauscha (AfL) | 20,8 | 3 | 43,7 | 7 | - | - |
Die Linke/Freie Wähler | 19,4 | 3 | 19,6 | 3 | 22,4 | 4 |
SPD | 18,4 | 3+1 | 11,9 | 2+1 | 31,2 | 5+1 |
DVU | 11,8 | 2 | 8,3 | 1 | 6,9 | 1 |
Demokratische Bürgerliste (DBL) | 6,8 | 1 | - | - | - | - |
(Stand: Kommunalwahl am 7. Juni 2009)
Bei der Wahl des Bürgermeisters am 7. Mai 2006 erhielt kein Kandidat die erforderliche Mehrheit. Bei der Stichwahl am 21. Mai 2006 wurde Norbert Zitzmann, Kandidat der SPD, mit 52,8 % der Stimmen zum Bürgermeister gewählt. Der Kandidat von CDU und AfL, Swen Otto erhielt 47,2 % der Stimmen.
Städtepartnerschaften
Lauscha unterhält Partnerschaften mit den beiden deutschen Städten Heubach (Ostalbkreis) und Küps (Landkreis Kronach).
Wappen
Das Wappen zeigt ein stilisiertes Glasstück, eine typisch Lauschaer Arbeit, wie sie mundgeblasen und frei geformt beim Arbeiten vor der Lampe entsteht, in Form eines silbern konturierten Hirsches, der vor einem roten Grund über einen grünen, mit Christbaumkugeln geschmückten Weihnachtsbaum springt. Dieses Signet war von 1907 bis 1932 das gemeinsame Markenzeichen der Mitglieder der Glasbläsergenossenschaft des Meininger Oberlandes für Lauschaer Glaswaren, unter dem sie weltweite Bekanntheit erlangten. Damals war es farblos. Man findet es oft noch als Golddruck auf weißem oder hellgrauen Verpackungskarton ausgeführt. 1921 erklärte es der Gemeinderat zum Lauschaer Ortswappen. Dabei wurde die Tingierung in den vormaligen Wappenfarben des Landes Thüringen hinzugefügt. Mit der Verleihung des Stadtrechts am 1. Januar 1958 wurde das Wappen zum Stadtwappen. Seit 1906 hatte der Gemeinderat die Erlangung des Stadtrechtes angestrebt. Zu dieser Zeit war Lauscha (ohne Ernstthal) auf 5.516 Einwohner angewachsen (1905), 1958 zählte die Stadt sogar rund 6.500 Einwohner und begrüßte jährlich etwa 80.000 Tages-, davon bis zu 6.000 Urlaubsgäste.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Lauscha ist die Geburtsstadt des gläsernen Christbaum- und Weihnachtsschmuckes. Dieser verhalf der Stadt und ihren Glasbläsern zu Ansehen. Zahlreiche Glasgeschäfte und -galerien ziehen sich durch den ganzen Ort. Viele Glasbläser lassen sich bei ihrer Arbeit beobachten. Mit ihrer über 150-jährigen Hüttengeschichte ist die Farbglashütte das Herz der Glasbläserstadt Lauscha. Hier werden auch heute noch in Handarbeit Röhren und Stäbe für das weiterverarbeitende Kunsthandwerk gefertigt. Deren Entstehungsprozess können Besucher miterleben. Im Glaszentrum Lauscha kann die Studioglashütte besichtigt werden.
Das Museum für Glaskunst sammelt, dokumentiert, erforscht und präsentiert das Thüringer Glas in seiner gesamten zeitlichen und thematischen Breite: vom späten Mittelalter bis heute, vom frühen Waldglas über Glasperlen, Glasaugen, Spielzeug und technischem Glas bis zum Kunsthandwerk und zur Glaskunst der Gegenwart. Der Kern der Sammlung geht auf eine Ausstellung aus dem Jahr 1897 anlässlich der Lauschaer 300-Jahr-Feier zurück. 1903 wurde das Museum in der 1851 erbauten „Alten Schule“ als Ortsmuseum eröffnet, 1929 endgültig zum Spezialmuseum umstrukturiert.
In Lauscha befindet sich auch die Berufsfachschule Glas. Dort lernen Auszubildende zur Glasbläserin und zum Glasbläser mit den Fachrichtungen Glasgestaltung, Christbaumschmuck und Kunstaugenherstellung. Schon 1923 wurde die Berufsschule eingerichtet, die wiederum ihren Ursprung in einer Zeichen- und Modellierschule aus dem Jahr 1881 hat. 1936 bezog sie das heutige Gebäude in der Bahnhofstraße.
In der Vorweihnachtszeit lädt die Glasbläserstadt Lauscha ihre Besucher zu einem Weihnachtsmarkt der besonderen Art ein. Der Lauschaer Kugelmarkt hat sich inzwischen zu einem originellen Spezialmarkt für Christbaumschmuck entwickelt. An den ersten zwei Adventswochenenden verwandelt sich die ganze Innenstadt in eine Fußgängerzone. Jährlich werden etwa 15.000 Besucher gezählt.
Seit 1992 wird die Lauschaer Glaskunst durch eine Glasprinzessin repräsentiert. Anlässlich eines Hoheitentreffens am ersten Kugelmarkt-Wochenende übernahm am 28. November 2010 die 15. Hoheit das gläserne Zepter.
Am Waldrand oberhalb des Köppleins wurde bereits 1932 der Edelweißbrunnen mit einem Rastplatz für Wanderer erbaut. Das Ausflugsziel entstand als Gemeinschaftswerk des Gesangsverein Edelweiß und des Thüringerwald-Vereins Lauscha. Der Brunnen ist wieder beliebter Treffpunkt für Veranstaltungen, da er im Jahr 1991 grundhaft erneuert und liebevoll ausgestaltet worden ist.[7]
Dialekt
In Lauscha wird ein sehr eigener fränkischer Ortsdialekt gesprochen, der im Wortschatz dem Itzgründischen nahesteht, der sich durch seine melodische Klangfärbung und eine modernere Ortsgrammatik aber deutlich von ihm unterscheidet und der damit außerhalb des itzgründischen Dialektgebietes steht. Die früher vermuteten altböhmischen oder ilmthüringisch-sächsischen Ursprünge der Lauscher Mundart sind nie nachgewiesen worden und auch nicht nachvollziehbar, stattdessen hat Julius Kob („Phonetik der Lauschaer Mundart“) ihren ostfränkischen Charakter eindeutig festgestellt. Da die ersten Lauschaer, Hans Greiner und Christoph Müller, nachweislich zuvor in der Glashütte in Langenbach im Schleusegrund gearbeitet und dort mit ihren Familien gelebt hatten, ist als Ursprung wohl eher ein frühes östliches hennebergisches Idiom, ähnlich dem Ortsdialekt von Sachsenbrunn, anzunehmen, das vermutlich durch die Herkunft der Glasmacher aus dem Schwäbischen und dem Böhmischen, vielleicht auch aus den Niederlanden, beeinflusst wurde.
In seiner reinen Form ist der Lauschaer Dialekt u. a. durch das Werk des unvergessenen Mundartdichters "Blaachs Erwin" Erwin Müller-Blech überliefert. Aber auch heute wird noch gerne in Mundart - dann eher in einer für hochdeutsche Hörer etwas besser verständlichen volksmundlichen Umgangssprache - gesprochen, gedichtet und gesungen. Ihre unverwechselbaren Grundzüge spielen auch in der Alltagssprache noch eine große Rolle. Einige ursprüngliche Begriffe sind allerdings aus dem Sprachgebrauch fast oder ganz verschwunden. In Ernstthal am Rennsteig, in Neuhaus am Rennweg und bei den anderen erhaltenen Tochterglashütten werden durch die Dialekte der Nachbarregionen, das Thüringische und das Oberfränkische, vor allem in der Aussprache beeinflusste und überformte Varianten des "Lauschner" gesprochen, bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts war eine erzgebirgisch-südmeißenisch eingefärbte Variante im Steinacher Oberdorf verbreitet.
Der Lauschaer Dialekt weist noch Sprachgepflogenheiten des 18. Jahrhunderts auf, was sich durch die Abgeschiedenheit der Bergregion erklärt. So ist der Gruß „Diener!“ eine Verkürzung des damals gebräuchlichen „Ergebenster Diener!“, ähnlich der latinisierten Variante "Servus!", die in Bayern verwendet wird. Dem Mittelhochdeutschen entstammen der charakteristische Diphthong eu [œʏ̯], der in Lauscha wie in einer kleinen unterfränkischen Region in der Nähe von Würzburg wie das niederländische ui gesprochen wird, und das „leere“ End-l (Eule = Aüe'l); dem Mainfränkischen entstammen weitere Vokal- und Konsunantenverschiebungen, wie die Verwendung sowohl eines besonders geschlossenen, o-lautigen als auch eines extrem offenen a, und grammatikalische Besonderheiten, wie die Verwendung des Partizips II anstelle des Infinitivs: „Konnsta nochnd gefohr?“ „Naa.“. Interessanterweise dient der a-Laut auch zur Unterscheidung des Artikels das (dos) von der Nebensatzeinleitung „dass…“ („dess…“). Ebenfalls aus der abgeschiedenen Lage und der Geschichte Lauschas erklärt sich die Eigenheit, in der Umgangssprache durch Verniedlichungen (Endsilbe -la) und mit viel Ironie jede Art von Obrigkeitshörigkeit von vorneherein abzulehnen: „…Wer nie gespürt den Lauschaer Spott, der rühme sich einer Gnade von Gott!… “
Das bekannteste Sprachbeispiel zum Üben: Es Heerla socht zom Frääla: „Drontn im Hauseern onterm Neern licht a Bendaschlääche'l“. (Der Großvater sagt zur Großmutter: „Unten im Hausflur unter dem Fußboden liegt eine Blindschleiche“.)
Auf eine preußische Namensreform geht die Verwendung der wohl einzigartigen Lauschaer Doppelnamen, besonders in Verbindung mit den Familiennamen der Nachfahren der Stadtgründer Müller und Greiner, aber auch mit anderen in Lauscha verbreiteten Nachnamen zurück. Zur Unterscheidung der Familien wurden die Nachnamen durch die gebräuchlichen Spitznamen der Namensträger, die Verwandtschaftsverhältnisse, Berufe oder Eigenschaften umschreiben, ergänzt. In der Umgangssprache werden diese oder neu erfundene Spitznamen heute noch verwendet.
Im Ortsteil Ernstthal lebte und wirkte die bekannte in Hochdeutsch über Südthüringer Motive schreibende Autorin Wally Eichhorn-Nelson (Rauh ist der Kammweg).
Kulinarische Spezialitäten
- Lauschner Knölla (ähnlich den Thüringer Klößen)
- Radiokranz (ein spezieller Kranzkuchen aus Teig mit Kartoffeln, Mehl und Nüssen bzw. Mandeln)
- Flockzamet (Kartoffelbrei)
- Schnippe'lsopp (Gemüsesuppe)
- Mellichstöcksuloot (Löwenzahnsalat)
- Dätscher (Kartoffelpuffer)
- Gelüng (Suppe aus Herz, Leber, Lunge, Milz, dazu gibt es Zamet)
- Schwemmbrüh' (Pilzsuppe)
(Siehe auch Broschüre: Lauter Lauschner Leibgerichte, Herausgeber: Ev.-Luth. Kirchgemeinde Lauscha, 1996, mit vielen Rezepten)
Musikalisches
Der Lauschaer Galopp ist ein weithin bekanntes Musikstück. Bemerkenswert ist auch der Lauschenstein-Jodler. Traditionell gibt es in Lauscha mehrere Chöre und verschiedene Musikensembles, bis hin zur altgedienten Rockband "Bromm Oss". Eine weitere Band aus Lauscha, die auch einige eigene Lieder auf Lauschaer Dialekt schreibt, ist die Band HOK ("hääß oddr koo'lt"). Auftrittsorte sind das Kulturhaus im ehemaligen "Hotel Böhm" von 1911 am Hüttenplatz und die Festbühne am Lauschensteinbrunnen auf dem Teufelsholz, 1953 erbaut.
Sport
Neben dem Fußball (FSV 07 Lauscha mit der Sportanlage auf dem Tierberg) spielt der Wintersport in Lauscha eine zentrale Rolle. Der Wintersportverein 08 Lauscha e.V. sorgt für hervorragend präparierte Loipen für Wintergäste und für Langläufer mit sportlichen Ambitionen. Die markanteste Sportstätte ist aber die moderne Sprungschanzenanlage im Henriettenthal, mitten im Ort gelegen. Der ehemalige Bundestrainer Reinhard Heß, der Vizeweltmeister im Skifliegen Axel Zitzmann und der Deutsche Meister und zweimalige Weltcup-Sieger André Kiesewetter erlernten hier das Skispringen, B-Nationalkader und Vorstandsmitglied Danny Queck steht für die heutige Sportlergeneration und den thüringen- und bundesweit erfolgreichen Nachwuchs. Die Marktiegelschanze wurde am 28. November 1911 mit einem ersten Sprunglauf eingeweiht, nach dem Zweiten Weltkrieg von 1953 bis 1957 in Eigenleistung wieder aufgebaut und bis heute mehrfach modernisiert. Von der Saison 1993/94 bis 2004/05 wurden auf der Anlage regelmäßig Interkontinentalcup- bzw. Continentalcup-Skispringen ausgetragen, seit 2005/06 finden hier FIS-Cup-Wettbewerbe statt.
Auch die Lauschaer Schachsportler sind überregional erfolgreich. Nach Auflösung der Spielgemeinschaft Katzhütte-Lauscha spielen sie seit der Saison 2007/08 für den SV Motor Katzhütte-Oelze.
Wirtschaft und Infrastruktur
Lauscha ist von der Glasindustrie geprägt. Deren Kernstück ist die Farbglashütte Lauscha. Die Weiterverarbeitung des Glases erfolgt in der ortsansässigen Heimindustrie. Die Stadt ist für den dort produzierten Christbaumschmuck weltweit bekannt. Weiterhin nennenswert ist in Lauscha die Produktion von Microglasfasern mit einem Durchmesser von 0,33 – 5,0 µm der Firma Lauscha Fiber International GmbH.
Der Tourismus ist eine der wichtigsten Einnahmequellen.
Verkehr
Lauscha liegt an der Landesstraße L 1149, abgehend von der Bundesstraße 281 durch Neuhaus am Rennweg Richtung Steinach nach Sonneberg. Über die Anschlussstelle Eisfeld-Nord und voraussichtlich ab Ende 2011 auch über den Anschluss Neustadt/Sonneberg, der die überlastete Verbindung über Rödental ersetzen wird, ist die A 73 zu erreichen.
Die Stadt verfügt über einen Bahnhof und einen Haltepunkt an der Eisenbahnstrecke Sonneberg-Neuhaus. Der Bahnhof Lauscha (Thüringen) wurde 1886 als Endpunkt der Steinachtalbahn errichtet. Das heutige Empfangsgebäude in Kopflage der beiden Gleise am Bahnsteig wurde im Zuge des Lückenschlusses der Bahnstrecke nach Wallendorf in den Jahren 1912 bis 1914 erbaut, das alte Gebäude zum Güterschuppen des Güterbahnhofs umfunktioniert, dessen Gleisanlagen mit einer Mauer aus 6.000 m³ Stampfbeton abgestützt wurden. Der Bahnhof Lauscha ist ein Spitzkehrenbahnhof – die Züge können nach beiden Zielorten nur in südlicher Richtung aus dem Bahnhofsbereich ausfahren. Nach minutenlanger Fahrt um den Berg Teufelsholz herum über das Bahnhofsviadukt, durch den Lauschensteintunnel und über das Viadukt Nasse Telle - erst mit Blick in das Steinach-, dann in das Lauschatal - wird die Haltestelle Oberlauscha erreicht. Für sportliche Läufer ist es eine Herausforderung, die Bahn auf geradem, aber steil ansteigendem Weg durch die Stadt zu überholen.
Persönlichkeiten
Ehrenbürger
- Reinhard Heß, Skispringer, ehemaliger Cheftrainer der deutschen Skisprungnationalmannschaft (* 13. Juni 1945 in Lauscha; † 24. Dezember 2007 in Bad Berka)
- Gerhard Bürger, Geschäftsführer der Farbglashütte und der Lauscha Fiber International GmbH
- Eberhard Robke, Geschäftsführender Gesellschafter der Glaswerk Ernstthal GmbH
Söhne und Töchter der Stadt
- Friedrich Karl Ens (* 1802; † 5. November 1865), Pozellanmaler und Unternehmer
- Ludwig Müller-Uri (* 4. September 1811; † 7. November 1888), Glasmacher, Pionier der Augenprothetik
- Carl Louis Christian Eduard Müller (* 31. Mai 1855; † ~ 1912 in Rudolstadt), Fabrikant, Kommerzienrat und Politiker der Nationalliberalen Partei (NLP)
- Ludwig Karl Böhm (* 16. Juni 1859; † unbekannt, nach 1907 in den USA), Erfinder und zeitweise Mitarbeiter von Thomas Alva Edison
- Bruno Leipold (* 9. September 1879; † 20. September 1948 in Schmalkalden), Violinist, Lehrer, Kantor und Komponist
- Ursula Buckel (* 11. Februar 1926; † 5. Dezember 2005 in Genf), Sopranistin
- Werner Greiner-Petter (* 15. November 1927; † 9. Mai 1986), Minister für Glas- und Keramikindustrie der DDR
- Hans Müller-Deck (* 23. Oktober 1936), Judoka, Leistungssportler, Trainer, Funktionär und Wissenschaftler
- Herbert Kirchner (* 16. Mai 1937), ehemaliger deutscher Biathlet
- Jochen Greiner-Well (* 12. August 1956 in Gräfenthal), ehemaliger thüringischer Landtagsabgeordneter (SPD).
Literatur
- Stadt Lauscha (Hrsg.):Festschrift zur Verleihung des Stadtrechts. Friebel-Druck, Saalfeld 1957.
- Albert Böhm: Lauschaer Leut - Gestalten und Namen vom Thüringer Wald. Museum für Glaskunst Lauscha, Bad Blankenburg 1977.
- Stadt Lauscha (Hrsg.):Historischer Bilderbogen - Ein Streifzug durch die Geschichte von Lauscha und Ernstthal. Geiger-Verlag, Horb am Neckar 2008, ISBN 978-3-86595-255-4.
Einzelnachweise
- ↑ Bevölkerung der Gemeinden vom Thüringer Landesamt für Statistik (Hilfe dazu).
- ↑ Lauschaer Zeitung. (PDF-Datei: 0,2 MB) Stadt Lauscha, 5. November 2010, S. 16, abgerufen am 15. April 2011.
- ↑ Prof. G. Brückner: Landeskunde des Herzogthums Meinigen, Band 2: Die Topographie des Landes, Verlag Brückner und Renner, Meinigen 1853, S. 472 ff.
- ↑ Rudolf Hoffmann: Zur sozialen Lage der Werktätigen in der Lauschaer Glasindustrie unter den Bedingungen kapitalistischer Produktionsverhältnisse, Museum für Glaskunst Lauscha, 1977
- ↑ Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten und Studienkreis deutscher Widerstand 1933-1945 (Hrsg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945, Reihe: Heimatgeschichtliche Wegweiser Band 8 Thüringen, Erfurt 2003, S. 284, ISBN 3-88864-343-0
- ↑ Ministerium für Bau und Verkehr Thüringen (Hrsg.): Landesentwicklungsplan 2004 ([1])
- ↑ Barbara Bock: Der Edelweißbrunnen auf dem Steinigen Hügel in Lauscha. In: Hörselbergbote. Heft 50. Wutha-Farnroda 2002, S.14