Uschi Glas
Uschi Glas (* 2. März 1944 in Landau an der Isar als Helga Ursula Glas) ist eine deutsche Schauspielerin und Sängerin.
Leben
Werdegang
Glas wuchs in Landau an der Isar als jüngste von vier Geschwistern in einfachen Verhältnissen auf. Ihr Vater Christian arbeitete bei dem Autohersteller Glas, ohne mit dem Firmeninhaber verwandt zu sein. Die Realschule in Landau beendete sie 1960 mit der mittleren Reife. Nach einer Anstellung als Buchhalterin in Dingolfing ließ sich Glas 1964 in München nieder, wo sie als Sekretärin in einer Anwaltskanzlei bei Rolf Bossi und später in einem Fuhrunternehmen arbeitete. Zugleich suchte sie den Kontakt zur Filmszene.
Bei einem Empfang zur Premiere des Films Das Liebeskarussell machte sie gegenüber dem Produzenten Horst Wendlandt ein paar kritische Bemerkungen. Dieser zeigte Interesse an ihr und gab ihr 1965 in Der unheimliche Mönch ihre erste kleine Filmrolle. Da sie überzeugte, erhielt sie Schauspielunterricht bei Annemarie Hanschke und durfte schon bald Hauptrollen übernehmen, wie in dem Karl-May-Film Winnetou und das Halbblut Apanatschi. Hier wurde sie allerdings von Marion Hartmann synchronisiert.
Allgemein bekannt wurde Glas 1968 in ihrer Rolle als Barbara im Spielfilm Zur Sache, Schätzchen, wo sie einen – unvollendeten – Striptease auf einem Polizeirevier hinlegt, und in der Filmreihe Die Lümmel von der ersten Bank, die ebenfalls 1968 startete, in der sie die Schwester des Paukerschrecks Pepe Nietnagel spielte. Glas war zunächst Teil der 68er-Generation. Doch bereits Anfang der 1970er-Jahre zeigte sie einen Sinneswandel, als sie sich politisch Franz Josef Strauß und der CSU zuwandte. Noch heute macht sie aus ihrer konservativen Gesinnung kein Geheimnis.
Glas spielte noch in weiteren Kinofilmen die weibliche Hauptrolle, oft an der Seite von Roy Black. Im Jahr 1969 hatte sie in Düsseldorf ihre Theaterpremiere in dem Stück Unsere liebste Freundin.
Ihre Lebenspartner waren in der Zeit von 1966 bis Ende 1970 Bobby Arnold, von 1971 bis 1973 Max Graf Lamberg und danach ihr späterer Ehemann Bernd Tewaag, mit dem sie von 1981 bis Ende Februar 2003 verheiratet war. Aus dieser Verbindung gingen drei Kinder hervor: Benjamin Tewaag (* 1976) ist Moderator und Schauspieler, Alexander Christoph Tewaag (* 1982) ist Jurist und Julia Tewaag (* 1986) trat als Kind in der Fernsehreihe Tierärztin Christine an der Seite ihrer Mutter auf, wählte später aber eine Karriere außerhalb des Showgeschäfts. Die Scheidung von Bernd Tewaag wurde zuvor monatelang durch eine detaillierte Berichterstattung der Bild-Zeitung begleitet. Beide Ehepartner gaben dem Medium in dieser Zeit wiederholt ausführliche Interviews zu ihrer Beziehung und ihrem sonstigen Privatleben.
Am 22. Oktober 2005 heiratete Glas ihren neuen Lebensgefährten, den Unternehmensberater Dieter Hermann. Sie ist evangelisch.
1970 versuchte sich Uschi Glas zunächst als Schlagersängerin; sie nahm mit dem Produzenten Giorgio Moroder die Schallplatte Wenn dein Herz brennt (deutsche Fassung von Love grows (where my Rosemary goes) von Edison Lighthouse) auf. Danach trat sie zunehmend in Fernsehserien auf wie 1973 in Der Kommissar. Bald stand sie selbst im Mittelpunkt von Serien wie Polizeiinspektion 1 (ab 1977) oder Unsere schönsten Jahre (ab 1983). 1986 wurde sie kurzzeitig die Filmpartnerin von Christian Quadflieg, als sie die weibliche Hauptrolle in der Serie Der Landarzt übernehmen sollte. Auf Grund ihrer Schwangerschaft verließ sie die Produktion jedoch kurz nach Beginn der Dreharbeiten. Ab 1989 war sie in der Serie Zwei Münchner in Hamburg zu sehen – erneut an der Seite von Elmar Wepper. Für die ab 1993 erschienene RTL-Filmreihe Tierärztin Christine schrieb sie auch das Drehbuch. Weitere Erfolgsserien waren Anna Maria – Eine Frau geht ihren Weg (ab 1994) mit ihr als Kiesgrubenbesitzerin und Sylvia – Eine Klasse für sich (ab 1998), wo sie eine Lehrerin darstellte, sowie Zwei am großen See (ab 2004) als Antonia Lechner.
Im Jahr 1992 wurde Glas mit dem Bayerischen Verdienstorden und 1998 mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet. Im selben Jahr wurde Glas mit dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst geehrt. Glas leistete eine Spende über 10.000 DM an Helmut Kohl, der damit im Jahr 2000 in der Schwarzgeldaffäre den Schaden der CDU auszugleichen versuchte.[1]
2002 veröffentlichte sie ein Album mit Weihnachtsliedern (Uschi Glas singt die schönsten Weihnachtslieder). Im Jahr 2003 erschien im Magazin Max eine Fotostrecke, bei der sie in knappen Bikinis und Unterwäsche abgebildet war. 2004 veröffentlichte sie ihre Autobiographie Mit einem Lächeln.
In den erfolgreichsten Kinofilmen des Jahres 2013 und 2015 Fack ju Göhte und Fack ju Göhte 2 sah man Uschi Glas in einer selbstironischen Nebenrolle als suizidgefährdete Lehrerin mit Burnout. Damit spielte sie in 10 der 100 erfolgreichsten deutschen Kinofilme mit.[2]
Rechtsstreitigkeiten
Einen Rechtsstreit verlor Glas, als sie die Berliner Polizei verklagte, weil diese für Ermittlungen im Bereich der Internet-Pornografie ihre Daten benutzt haben soll. Die Beamten hätten angeblich die Nummer ihres Personalausweises, der in einer Zeitschrift abgedruckt gewesen war, benutzt, um den Jugendschutzmechanismus einer derartigen Seite zu überprüfen. Die Klage über 20.000 Euro Schmerzensgeld wurde im Juni 2005 abgewiesen.[3]
Im April 2004 geriet Glas aufgrund einer von ihr vermarkteten Kosmetikserie in die Schlagzeilen: Bei einem Praxistest der Stiftung Warentest waren bei mehreren Testerinnen der Uschi Glas hautnah Face Cream, die im Fernsehen durch den Homeshoppingsender HSE24 angepriesen wurde, Reizungen und Entzündungen der Gesichtshaut aufgetreten. Die Stiftung beurteilte daraufhin die Creme mit mangelhaft und warnte vor der Anwendung. Das Landgericht Berlin wies im April 2005 eine Klage der Herstellerfirma 4S-Marketing GmbH gegen die weitere Verbreitung des Testergebnisses ab.[4] Das Kammergericht Berlin hat die Berufung des Herstellers wegen „mangelnder Aussicht auf Erfolg“ im Juni 2006 zurückgewiesen und diesen Rechtsstreit damit endgültig abgeschlossen.[5]
Sonstiges Engagement
Als Schirmherrin der Deutschen Stiftung Patientenschutz setzt sich Glas für Schwerstkranke, Pflegebedürftige und Sterbende ein. Fast 20 Jahre setzte sie sich, wie viele deutsche Prominente, für die in den USA zum Tode verurteilte Debbie Milke ein.[6] 1996 hatten Todesstrafengegner Glas auf den Fall aufmerksam gemacht, sie las sich in die Akten ein und war anschließend von Milkes Unschuld überzeugt. Sie pflegte engen Kontakt zu Milkes mittlerweile verstorbener Mutter, traf sich mit Milkes Anwälten und verschickte eine selbst produzierte DVD über den Fall an Freunde. Bei einer Münchner Sicherheitskonferenz ließ sie sich als Dinner-Tischdame von John McCain einschleusen – in der vergeblichen Hoffnung, den Senator aus Arizona für ihre Sache gewinnen zu können. Milke wurde 2013 aus der Haft entlassen. Zusammen mit ihrem Ehemann Dieter Hermann sitzt sie zudem im Vorstand des Vereins brotZeit e.V., der Schulfrühstücke für Grundschulkinder sponsert. Außerdem engagierte sie sich für die Augsburger Benefiz-Fußballelf Datschiburger Kickers, die sich dem Fundraising für wohltätige Zwecke verschrieben hat. Für ihr jahrelanges Engagement und die Gründung von brotZeit erhielt sie 2009 gemeinsam mit Dieter Hermann von Kinderlachen den Kind-Award. Die Laudatio hielt Boxweltmeister Wladimir Klitschko. Des Weiteren engagiert Uschi Glas sich seit vielen Jahren aktiv im Kampf gegen Blutkrebs und unterstützt die Deutsche Knochenmarkspenderdatei sowohl finanziell als auch mit ehrenamtlichem Engagement.[7]
Filmografie (Auswahl)
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Theater
- 1969: Unsere liebste Freundin (mit Johannes Heesters, Anna Teluren; Regie: Alfons Höckmann)
- 1974: Vater einer Tochter (mit Karl Schönböck; Regie: Harald Leipnitz)
- 1975: Zweimal Hochzeit (mit Siegfried Rauch, Claus Wilcke; Regie: Jürgen Wölffer)
- 1975: Der Färber und sein Zwillingsbruder (mit Josef Meinrad; Regie: Axel von Ambesser)
- 1978: Barfuß im Park (mit Horst Janson, Gerda-Maria Jürgens)
- 1978: Spiel mit dem Feuer (mit Harald Juhnke; Regie: Jürgen Wölffer)
- 1979: Barfuß im Park
- 1979: Spiel mit dem Feuer
- 1980: Pygmalion (mit Karl-Heinz Vosgerau, Fee von Reichlin, Hilde Volk, Erik Ode, Alexander Golling; Regie: Rolf von Sydow)
- 1980–1982: Mary-Mary (mit Michael Hinz, Viktoria Brams; Regie: Horst Sachtleben)
- 1983–1985: Mittagsstunde (mit Horst Naumann; Regie: Horst Sachtleben)
- 1989: Falscher Alarm (mit Karl-Heinz Vosgerau; Regie: Horst Sachtleben)
- 2006: Vermischte Gefühle (mit Michael Hinz; Regie: Horst Sachtleben)
- 2013: Heiße Sohlen (Landestheater Linz)
Musik
- 1968: Cover Girl / Al Capone
- 1969: Es ist schön / Up to Date
- 1970: Wenn dein Herz brennt (Love Grows) / Laylalou
- 1970: Chucky / Bobby Taylor
- 1971: Denn ich liebe die Welt / Meine Freunde sind die Sterne
- 1972: Laß mich mein Leben leben / Mein Wochenende
- 1974: Ich suche die Brücke hinüber zu dir / Mein Herz ist wegen Liebe geschlossen
- 1982: Fahrschule (mit Heinz Schenk)
- 1997: Denn ich liebe die Welt (Kompilation)
- 2002: Uschi Glas singt die schönsten Weihnachtslieder (Album)
- 2003: Sonne, Mond und Sterne – Uschi Glas singt die schönsten deutschen Lieder (Album)
- 2014: Das dicke, dicke Ding (WM-Videoclip-Song von Mister Santos)
Drehbücher
(u. a. Beteiligung, Mitwirkung und Idee)
- 1993: Tierärztin Christine (TV)
- 1994–1996: Anna Maria – Eine Frau geht ihren Weg (Serie)
- 1995: Tierärztin Christine II: Die Versuchung (TV)
- 1997–2000: Sylvia – Eine Klasse für sich (Serie)
- 1998: Tierärztin Christine III: Abenteuer in Südafrika (TV)
Auszeichnungen
Glas erhielt zahlreiche Auszeichnungen:
- 1967: Bravo Otto in Bronze
- 1969: Bambi
- 1969: Bravo Otto in Gold
- 1970: Bravo Otto in Gold
- 1971: Bravo Otto in Gold
- 1972: Bravo Otto in Gold (2x)
- 1973: Bravo Otto in Gold
- 1974: Bravo Otto in Silber
- 1976: Bravo Otto in Bronze
- 1977: Bravo Otto in Silber
- 1984: Goldene Kamera in der Kategorie Bester Fernsehliebling (weiblich) (3. Platz der Hörzu-Leserwahl)
- 1990: Goldene Kamera in der Kategorie Beliebtester Seriendarstellerin (1. Platz der Hörzu-Leserwahl)
- 1990: Bambi
- 1990: Romy als Beliebteste Schauspielerin
- 1992: Romy als Beliebtester Serienstar
- 1992: Bayerischer Verdienstorden
- 1993: Romy als Beliebtester Serienstar
- 1995: Goldene Kamera in der Kategorie Beste Schauspielerin
- 1995: Bayerischer Fernsehpreis Ehrenpreis
- 1997: Goldener Gong
- 1998: Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst
- 1998: Bundesverdienstkreuz 1. Klasse
- 1998: Goldener Gong
- 1999: Courage-Preis
- 2003: Rose vom Wörthersee
- 2005: Brisant Brillant, Kategorie Soziales Engagement
- 2005: Wissenschaftspreis Laien schaffen Wissen des Hamburger Umweltinstitutes e. V.
- 2007: Aufnahme in der Hall of Fame bei der DIVA-Preisverleihung
- 2008: Bayerischer Bierorden[8]
- 2009: KIND-Award National von Kinderlachen
- 2011: Bayerische Staatsmedaille für soziale Verdienste[9]
- 2012: Orden Wider die Neidhammel für ihre darstellerischen Leistungen
- 2012: IDIZEM-Dialogpreis in der Kategorie Jugend & Bildung für die Initiative BrotZeit[10]
- 2013: Werzer's Award
- 2013: fit-4-future-Award, Ehrenpreis für ihr Charity-Projekt brotZeit
- 2014: Victress Social Impact Award, Sonderpreis für ihr Engagement mit ihrem Verein BrotZeit
- 2015: Goldene Schlemmer-Ente für ihr Engagement innerhalb der Initiative Brotzeit[11]
- 2015: München leuchtet in Gold
- 2015: "Neuköllner Ehrennadel" für soziales Engagement
- 2016: "St. Georgs Ordens" des SemperOpernballs für ihre beeindruckenden künstlerischen Erfolge[12]
- 2016: "Prix Courage" für soziales Engagement
Nominierungen
- 1968: Deutscher Filmpreis – beste Darstellerin
- 1984: Bambi – beliebtestes TV-Serienpaar mit Elmar Wepper
- 2004: Romy – beliebtester weiblicher Serienstar
Bücher
- Uschi Glas: Gesund, schlank und schön. Mit Uschi Glas durchs Jahr. 1996 (Kochbuch)
- Uschi Glas: Mit einem Lächeln – mein Leben. Droemer, München 2004, ISBN 3-426-27323-3.
- Uschi Glas: Herzenssache Vom Glück, gebraucht zu werden. 2016
Weblinks
- Uschi Glas bei IMDb
- Vorlage:Filmportal.de Name
- Literatur von und über Uschi Glas im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Uschi Glas bei Discogs
- Uschi Glas bei Who’s Who
- Homepage
Einzelnachweise
- ↑ http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/politische-ansichten-uschi-glas-aergert-sich-ueber-schwarze-zicke-1.2108221
- ↑ Die erfolgreichsten deutschen Filme seit 1966. Abgerufen am 28. Januar 2017.
- ↑ Kein Schmerzensgeld für Uschi Glas, Kammergericht Berlin, Az: 27 O 301/05, vom 26. Juli 2005
- ↑ Stiftung Warentest muss der Herstellerfirma der „Uschi Glas Hautnah Face Cream“ keinen Schadensersatz leisten und darf den umstrittenen Testbericht weiterhin verbreiten, Landgericht Berlin, Az: 27 O 922/04, vom 14. April 2005
- ↑ Endgültige Niederlage für Uschi Glas im Streit um Hautcreme, Kammergericht, Az: 9 U 108/05, vom 13. Juni 2006
- ↑ Antje Passenheim: Giftspritze und Henkersmahlzeit standen bereit, welt.de, 17. März 2013; abgerufen 15. November 2016.
- ↑ Deutsche Knochenmarkspenderdatei uschiglas.de
- ↑ tz-online.de: Bayerischer Bierorden für Uschi Glas, vom 11. November 2008
- ↑ Uschi Glas erhält Medaille für soziale Verdienste schwaebische.de vom 27. November 2011
- ↑ Die Welt vom 14. Oktober 2012 Dialog-Preis für Christian Stückl und Uschi Glas abgerufen am 1. Dezember 2014
- ↑ Verein „brotZeit“: Goldene Schlemmer-Ente 2015 für Uschi Glas. aachener-zeitung.de, 8. Mai 2015, abgerufen am 10. Mai 2015.
- ↑ http://semperopernball.de/presse/presseinformationen Presseinformation / SemperOpernball / 11. Januar 2016
Personendaten | |
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NAME | Glas, Uschi |
ALTERNATIVNAMEN | Glas, Helga Ursula (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Schauspielerin |
GEBURTSDATUM | 2. März 1944 |
GEBURTSORT | Landau an der Isar |
- Filmschauspieler
- Träger des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse
- Träger des Bayerischen Verdienstordens
- Träger des österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst
- Träger der Bayerischen Staatsmedaille für soziale Verdienste
- Romy-Preisträger
- Darstellender Künstler (München)
- Sachbuchautor (Essen und Trinken)
- Autobiografie
- Literatur (20. Jahrhundert)
- Literatur (21. Jahrhundert)
- Deutscher
- Geboren 1944
- Frau