Bahnhof Berlin-Wannsee
Berlin-Wannsee | |
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Empfangsgebäude
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Daten | |
Bauform | Durchgangsbahnhof |
Bahnsteiggleise | 3 (Fernbahn) 4 (S-Bahn) |
Abkürzung | BWS (Fernbahn) BWSS (S-Bahn) |
IBNR | 8010405 |
Preisklasse | 2 |
Eröffnung | 1. Juni 1874 |
Webadresse | s-bahn-berlin.de |
bahnhof.de | Berlin-Wannsee |
Architektonische Daten | |
Architekt | Richard Brademann |
Lage | |
Stadt/Gemeinde | Berlin |
Ort/Ortsteil | Wannsee |
Land | Berlin |
Staat | Deutschland |
Koordinaten | 52° 25′ 17″ N, 13° 10′ 45″ O |
Eisenbahnstrecken | |
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Bahnhöfe in Berlin |
Der Bahnhof Berlin-Wannsee liegt im Berliner Ortsteil Wannsee in der Nähe des Großen Wannsees und ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Er befindet sich im Südwesten Berlins im Bezirk Steglitz-Zehlendorf und liegt an einem Schnittpunkt der Wannseebahn und der Bahnstrecke Berlin–Blankenheim nahe der Havel und der Autobahn 115 (AVUS).
Nach Norden verzweigen sich die Strecken in Richtung Grunewald und Steglitz, in Richtung Süden nach Dessau und Potsdam.
Der Bahnhof ist in der Bahnhofskategorie 2 der DB Station&Service eingeordnet.
Geschichte
Gemeinsam mit der am 1. Juni 1874 in Betrieb genommen Wannseebahn, Berlins erster Vorortstrecke von Zehlendorf nach Griebnitzsee, wurde die neue Station als Bahnhof Wannensee eröffnet. 1878 wurde der Name in Wannsee geändert. Dieser Name galt nur für den Bahnsteig der Wannseebahn, der 1879 an der Wetzlarer Bahn eröffnete Bahnhof hieß zunächst Dreilinden. Erst seit den 1880er Jahren wurden die Bahnanlagen zusammengefasst und die ganze Station trug nun den Namen Wannsee. Um 1890 herum entstanden auch zwei neue Bahnsteige mit den typischen Gusseisensäulen der Preußische Staatseisenbahnen als Träger der als Satteldach ausgeführten Bahnsteigüberdachung.
Als erstes Empfangsgebäude diente ab 1878 (1874?) der ausrangierte hölzerne Kaiserpavillon der Wiener Weltausstellung von 1873, in dem Kaiser Wilhelm I., Kaiser Franz Josef I. und Zar Alexander II. gemeinsam gefrühstückt hatten. Der Pavillon stand etwa an der Stelle des heutigen Restaurants Loretta und wurde 1927 für einen neuen Bahnsteig abgebrochen, nachdem man bereits mit der Errichtung eines größeren Stationsgebäudes begonnen hatte.
Den Bahnhof berührten seit 1891 mit der Einführung des Berliner Vororttarifs sowohl die Vorortzüge vom Potsdamer Wannseebahnhof als auch die von der Stadtbahn kommenden Vorortzüge der Wetzlarer Bahn, die südlich Wannsee nicht zum Vororttarif gehörte. Im Fernzugverkehr war Wannsee nur Halt für Fernzüge auf der Wetzlarer Bahn Richtung Dessau.
Am 13. Juni 1913 wurde eine weitere Streckenverzweigung eröffnet. Die Friedhofsbahn nach Stahnsdorf-Reichsbahn. Diese Strecke wurde auf Kosten der Evangelischen Kirche erbaut und sollte Berlinern den Besuch des in Stahnsdorf befindlichen Südwestfriedhofs ermöglichen. Sie wurde auch in den Vororttarif einbezogen. Erst ab 1921 wurde dieser Tarif bis Beelitz-Heilstätten ausgedehnt.
Umbau der Bahnhofsanlage
In den späten 1920er Jahren wurde der Bahnhof grundlegend umgebaut. Anstelle des bisher an getrennten Bahnsteigen abgewickelten Verkehrs der Wetzlarer und Wannseebahn, deren Züge im Linienbetrieb abgefertigt wurden, sollten nunmehr für den Vorortverkehr die Züge im Richtungsbetrieb abgewickelt werden. Dadurch konnte von den Zügen aus Potsdam und Stahnsdorf nach denen zur Stadtbahn und zur Wannseebahn bahnsteiggleich umgestiegen werden. Die Gleise der Wannseebahn wurden daher ab Nikolassee in die Mitte genommen. Dafür wurde an der Haveluferseite, westlich der bisherigen Anlagen, ein neuer Bahnsteig errichtet, dessen Dach der damals aktuellen Flügelform mit Mittelstützen aus genieteten Stahlträgern verwirklicht wurde. Der bisher östliche Bahnsteig diente nunmehr dem Fernverkehr. Für diesen Neubau musste das bisherige Empfangsgebäude weichen.
Das heutige Bahnhofsgebäude am Kronprinzessinnenweg wurde 1927 bis 1928 vom Architekten Richard Brademann im Stil des gemäßigten Expressionismus errichtet. Im Zentrum des dreigeschossigen Klinker- und Putzbaus liegt die achteckige Schalterhalle mit Oberlichtern im Dachaufsatz. Charakteristisch für die expressionistische Anmutung sind die polygonalen Grundrissformen, die spitzwinklig zulaufenden Tür- und Fensteröffnungen, die Verwendung dunkler Klinker und die sich dynamisch zum Boden verjüngenden Pfeiler in der Schalterhalle. Die Einweihung der umgebauten Bahnhofsanlage erfolgte am 31. März 1928.
S-Bahn-Betrieb
Am 11. Juni 1928 wurde in Wannsee der elektrische S-Bahn-Verkehr auf der Linie Potsdam – Stadtbahn eröffnet, die Züge verkehrten nun zwischen Potsdam und Erkner. Die weiter dampfbetriebenen Vorortzüge der Wannseebahn endeten nunmehr fast alle in Wannsee statt in Potsdam. Am 10. Juli 1929 war auch die Friedhofsbahn mit Stromschienen versehen. Die Züge pendelten zwischen Stahnsdorf und Wannsee, außer sonntags, wo es bis zur Stadtbahn ging.
Ab 1933 war auch die Wannseebahn einschließlich der Gleise der Stammbahn elektrifiziert und der S-Bahn-Betrieb aufgenommen worden. Mit der Eröffnung des Berliner Nord-Süd-Tunnels fuhren die S-Bahn-Züge von Wannsee bis Oranienburg durch.
Nachkriegsära
Die Folgen des Zweiten Weltkriegs und der Deutschen Teilung gingen auch am Bahnhof Wannsee nicht spurlos vorüber. Am 18. Mai 1952 wurde der Fernbahnhalt in Wannsee wie in Berlin-Spandau aufgehoben, zeitgleich mit der Schließung des Anhalter Bahnhofs und Nordbahnhofs.
Der Vorortverkehr von Wannsee nach Beelitz-Heilstätten wurde zum Bahnhof Potsdam-Drewitz zurückgezogen. Die Interzonenzüge aus Westdeutschland nach Berlin fuhren von Griebnitzsee her ohne Halt durch den Bahnhof durch.
Mit dem Bau der Berliner Mauer am 13. August 1961 war auch der S-Bahn-Verkehr Richtung Potsdam und Stahnsdorf eingestellt worden, von Wannsee fuhren die Züge nur noch bis Friedrichstraße über die Stadtbahn und nach Frohnau durch den Nord-Süd-Tunnel.
Ab 1972 gab es wieder eine Nahverkehrsverbindung nach Potsdam: Die erste grenzüberschreitende Buslinie der BVG-West nach über 20 Jahren verkehrte vom Bahnhof Wannsee nach Potsdam-Babelsberg (Autobahnabfahrt) über den Grenzübergang Dreilinden (zunächst mit der Bezeichnung „E“, ab 1985: Linie 99).
Erst ab dem 26. September 1976 hielten die inzwischen Transitzüge genannten Interzonenzüge wieder in Berlin-Wannsee. Die Transitzüge in Richtung Hamburg verkehrten seitdem wieder über Berlin-Spandau. Am Bahnhof Wannsee befindet sich seit Ende der 1960er Jahre eine Autoverladestation für „Auto im Reisezug“.
Nach dem im September 1980 ausgebrochenen Eisenbahnerstreik war für kurze Zeit nur noch die S-Bahn-Linie zur Stadtbahn in Betrieb.
Als am 9. Januar 1984 die West-Berliner BVG den S-Bahn-Verkehr von der Deutschen Reichsbahn übernahm und zunächst nur den Abschnitt Friedrichstraße – Charlottenburg weiter betrieb, wurde Wannsee vollständig vom S-Bahn-Verkehr abgeschnitten. Erst am 1. Mai 1984 fuhren wieder S-Bahn-Züge ab Wannsee über die Stadtbahn nach Friedrichstraße, nun als Linie S3 beschildert. Am 1. Februar 1985 wurde die Wannseebahn wieder in Betrieb genommen, die Züge fuhren als S1 bis Anhalter Bahnhof.
Wiedervereinigung
Eine neue Blütezeit erlebte der Bahnhof nach dem Mauerfall am 9. November 1989: Der Bahnhof wurde von DDR-Bürgern gestürmt, es fuhren Sonderzüge aus der DDR bis nach Wannsee. Am 22. Januar 1990 wurde Wannsee wieder Station für Nahverkehrszüge, im S-Bahn-Vorlaufbetrieb wurde ein Pendelverkehr mit Doppelstockzügen zum damaligen Potsdamer Hauptbahnhof aufgenommen.
Weitere Termine
- Intercity-Züge aus Karlsruhe und Basel–Köln–Hannover. 2. Juni 1991: In Wannsee halten jetzt auch
- 1. April 1992: Die S-Bahn fährt wieder nach Potsdam.
- 26. Mai 1993: Der Bahnhof Wannsee ist elektrifiziert. Die bisher in Drewitz endenden Regionalzüge werden nach Wannsee verlängert. IC-Züge spannen in Seddin von E-Loks auf Dieselloks um. Der ICE-Verkehr nach Berlin wird zum Bahnhof Lichtenberg umgeleitet, da die Stadtbahn noch nicht vollständig mit Oberleitung überspannt ist. Dafür fährt ein Shuttlezug von Michendorf zum Bahnhof Zoo.
- Bahnstrecke Berlin–Blankenheim und die Stadtbahn ist bis Bahnhof Zoo elektrifiziert. Nunmehr halten auch ICE-Züge in Wannsee. Die IC-Züge und IR-Züge aus Erfurt werden in Wannsee meistens von Bundesbahn-E-Loks der Baureihe 103 auf Diesellokomotiven der DR-Baureihe 132 umgespannt, die dann die Züge bis zum Ostbahnhof weiterbefördern. 4. Juli 1993: Die
- 25. September 1994: Mit Beginn der Sanierungsarbeiten auf der Berliner Stadtbahn enden alle Züge im Bahnhof Zoo; das Umspannen in Wannsee entfällt.
- 26. Mai 1995: Die neue Regional-Express-Linie RE 1 Berlin Zoo–Magdeburg hält auch in Wannsee, bis zum 14. Dezember 1995 mit Dieselloks, bis auch die Strecke Potsdam–Magdeburg elektrifiziert ist.
- 27. September 1998: Die meisten ICE-Züge verkehren über die neue Schnellfahrstrecke Hannover–Berlin. In Wannsee halten keine ICE-Züge mehr.
Im Frühjahr 2012 wurde ein Aufzug zum Regionalbahnsteig 5/6 in Betrieb genommen. Somit sind dieser und die beiden S-Bahnsteige vom Haupteingang am Kronprinzessinnenweg aus barrierefrei erreichbar.[1]
Die Station ist als eine von 20 sogenannten Stammbahnhöfen der Berliner S-Bahn mit einer örtlichen Aufsicht besetzt.[2]
Verkehrsangebot heute
Fern-, Regional- und Nahverkehr
Der Bahnhof Wannsee dient vorrangig als Regional- und S-Bahnhof im Berliner Südwesten. Seit der Inbetriebnahme des Berliner Hauptbahnhofs im Mai 2006 gibt es nur noch eine Intercity-Tagesrandverbindung nach Cottbus bzw. Norddeich Mole (einmal täglich). In Wannsee hält außerdem ein Nachtzug nach München. Hinzu kommen einige einzelne Züge, wie etwa einmal täglich ein Regional-Express Potsdam – Szczecin (Stettin) und der Harz-Berlin-Express von Transdev Sachsen-Anhalt in den Harz.
Die DB Fernverkehr betreibt auf der Ostseite des Bahnhofs ein Terminal zur Verladung von Straßenfahrzeugen auf Autoreisezüge.[3] Zuletzt wurde nur noch eine tägliche DB-Autozug-Verbindung von und nach München angeboten. Am 26. April 2014 verließ letztmals ein Zug mit Autotransportwagen den Bahnhof Berlin-Wannsee mit dem Ziel München, seitdem wurden Autos und Motorräder separat per Lkw befördert,[4] bis auch diese Beladung eingestellt wurde.
Bus- und Fährverkehr
Über verschiedene Buslinien, die innerhalb von Zehlendorf verkehren, bestehen Verbindungen vom Bahnhof Wannsee in die umliegenden Siedlungsgebiete. Zusätzlich fährt auf der Linie 218 ein historischer Omnibus zum Messegelände.
Zudem verkehrt einmal stündlich die Fährlinie F10 der Berliner Verkehrsbetriebe über den Wannsee nach Alt-Kladow im Bezirk Spandau, die eine schnelle Verbindung vom Westen in den Süden Berlins herstellt und auch eine wichtige Ausflugslinie darstellt.
Linienübersicht
Linie | Verlauf |
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IC 56 | Emden Außenhafen – Oldenburg – Bremen – Hannover – Magdeburg – Berlin-Wannsee – Königs Wusterhausen – Lübben (Spreew) – Cottbus |
HBX | Harz-Berlin-Express Berlin – Berlin-Wannsee – Potsdam – Magdeburg – Halberstadt (Zugteilung) – Quedlinburg – Thale / Wernigerode – Vienenburg – Goslar |
RE 1 | Magdeburg – Brandenburg – Potsdam – Berlin-Wannsee – Erkner – Fürstenwalde – Frankfurt (Oder) (– Eisenhüttenstadt – Cottbus) |
RE 7 | Dessau – Bad Belzig – Beelitz-Heilstätten – Berlin-Wannsee – Berlin-Schönefeld Flughafen – Rangsdorf – Zossen |
RB 21 | Berlin Friedrichstraße – Berlin-Wannsee – Potsdam – Golm – Wustermark |
RB 22 | Berlin Friedrichstraße – Berlin-Wannsee – Potsdam – Golm – Saarmund – Berlin-Schönefeld Flughafen – Königs Wusterhausen |
RB 33 | Berlin-Wannsee – Michendorf – Beelitz Stadt – Treuenbrietzen – Jüterbog
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Literatur
- Richard Brademann: Das neue Empfangsgebäude des Bahnhofs Wannsee der Reichsbahndirektion Berlin. In: Deutsche Bauzeitung, Jahrgang 62 (1928), S. 441–448.
Weblinks
- Eintrag 09075493 in der Berliner Landesdenkmalliste
- Bahnhof Berlin-Wannsee auf stadtschnellbahn-berlin.de
- Privates Informationsportal zum Bahnhof Berlin-Wannsee
Einzelnachweise
- ↑ Regionalbahnsteig am Bahnhof Berlin-Wannsee nun stufenfrei erreichbar. DB Mobility Logistics AG, 4. April 2012, abgerufen am 1. Mai 2012.
- ↑ Drucksache 17/15669. (PDF) Abgeordnetenhaus Berlin, 19. März 2015, abgerufen am 11. Juli 2015.
- ↑ Beschreibung des Autozug-Terminals Berlin
- ↑ Der letzte Autoreisezug fährt ab. In: Der Tagesspiegel. 3. April 2014, abgerufen am 20. Mai 2014.