Berlin-Johannisthal

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Johannisthal
Ortsteil von Berlin
Johannisthal auf der Karte von Treptow-KöpenickAlt-TreptowPlänterwaldBaumschulenwegOberschöneweideNiederschöneweideJohannisthalAltglienickeBohnsdorfGrünauSchmöckwitzFriedrichshagenMüggelheimRahnsdorfKöpenickAdlershofBrandenburgBerlin
Johannisthal auf der Karte von Treptow-Köpenick
Koordinaten 52° 26′ 36″ N, 13° 30′ 8″ OKoordinaten: 52° 26′ 36″ N, 13° 30′ 8″ O
Höhe 34 m ü. NHN
Fläche 6,54 km²
Einwohner 21.121 (31. Dez. 2023)
Bevölkerungsdichte 3230 Einwohner/km²
Eingemeindung 1. Okt. 1920
Postleitzahl 12487
Ortsteilnummer 0904
Bezirk Treptow-Köpenick

Johannisthal ist ein Ortsteil im Bezirk Treptow-Köpenick von Berlin. Bis zur Verwaltungsreform 2001 war es ein Ortsteil des ehemaligen Bezirks Treptow.

Der Ortsteil ist geprägt von lockerer Bebauung. Johannisthal ist vermutlich nach dem Kolonienherrn Kammerrat Johann Wilhelm Werner († 1754) benannt.

Geografie

Ortsteile

Der Ortsteil Niederschöneweide geht fließend in die zunehmend lockerere Bebauung von Johannisthal über. So liegen am Nordostrand Arbeitersiedlungen und der S-Bahnanschluss Berlin-Schöneweide. Im Südosten in Richtung Adlershof liegen Betriebsgelände zum ehemaligen Flugplatz Johannisthal. Nach Südwesten in Richtung Rudow wird das Gebiet begrenzt durch die A 113 und den Teltowkanal.

Im Süden und Südwesten Johannisthals befand sich die Berliner Mauer als Grenze zu West-Berlin. Nach Nordwesten in Richtung Baumschulenweg liegt die Königsheide, ein Waldstück, und südwestlich davon die Ortslage Späthsfelde.

Die Abgrenzung des Ortsteils Johannisthal veränderte sich im 20. Jahrhundert zweimal:

Im Zuge einer Grenzregulierung der Verwaltungsbezirke und Polizeiverwaltungen durch das Land Berlin vom 12. Oktober 1937 wurden die Flächen südlich des Lindhorst- und Akeleiwegs (Schliemann-Siedlung) bis zum Teltowkanal von Rudow, die Siedlung Späthsfelde von Britz und Buckow zu Johannisthal umgemeindet.

Mit Beschluss des Bezirksamtes vom Dezember 1997 wurden die Ortsteilgrenzen im Bezirk Treptow an verschiedenen Stellen verändert. Die Siedlung Späthsfelde wurde neu dem Ortsteil Baumschulenweg, die südliche Hälfte des früheren Flugplatzes Johannisthal mit der WISTA dem Ortsteil Adlershof angegliedert.

Siedlungen

  • Eisenbahnsiedlung (Friedrich-List-Straße, Hagedornstraße)
  • Kleinhaussiedlung (Am Alten Fenn)
  • Komponisten-Viertel (Fielitzstraße)
  • Schliemann-Siedlung (Eisenhutweg)
  • Johannisthal-Süd (Winckelmannstraße, Vereinsstraße, Springbornstraße)
  • Flugplatz-Siedlung

Geschichte

Ehemaliges Wappen der Landgemeinde Johannisthal

Die Siedlung Johannisthal wurde auf der Grundlage des Erbzinsvertrags zwischen dem Kammerrat Johann Wilhelm Werner und dem preußischen Staat vom 16. November 1753 gegründet. Wie das benachbarte Adlershof war Johannisthal somit ein Ergebnis der inneren Kolonisation zur Regierungszeit Friedrichs II. Zu den Kolonisten gehörten Seiler aus der Pfalz.

Im Jahr 1880 wurde der bisherige Haltepunkt an der Berlin-Görlitzer Eisenbahn, Johannisthal-Neuer Krug, nach Südosten verlegt, zum Bahnhof umgebaut und in Johannisthal-Niederschöneweide umbenannt. Ab 1895 hieß der Bahnhof Niederschöneweide-Johannisthal. Seit 1929 gilt der gegenwärtige Name Berlin-Schöneweide. 1884 wurde dem Ort der Titel „Bad Johannisthal“ zugesprochen, der jedoch aufgrund der zunehmend verdichteten Bebauung mit folgendem Versiegen der Quelle rasch wieder verloren ging. 1901 eröffnete das Wasserwerk Johannisthal seinen Betrieb. 1905–1906 erbaute die Gemeinde nach Entwürfen des Charlottenburger Bildhauers und Architekten Georg Roensch das im Neorenaissance-Stil gehaltene Rathaus Johannisthal (heute: Soziokulturelles Zentrum und Heimatmuseum). 1912 erfolgte die Umbenennung der Landgemeinde Johannisthal in Berlin-Johannisthal.

Flugplatz Berlin-Johannisthal, 1910
Altes Rathaus Johannisthal

In Johannisthal wurde 1909 der zweite deutsche Motorflugplatz, der Flugplatz Johannisthal, eröffnet. Am 11. Juni 1911 starteten von Johannisthal 25 Piloten zum Deutschen Rundflug, der in 13 Etappen über 1854 Kilometer bis nach Köln und zurück führte. Der Flug war auf vier Wochen begrenzt. Einige der Pioniere der Luftfahrt in Deutschland gingen an den Start: Emile Jeannin (Flugschein Nr. 6), Eugen Wiencziers, (Nr. 8), Robert Thelen (Nr. 9) und Otto Lindpaintner (Nr. 9), der als einziger die erste Etappe bis nach Magdeburg schaffte. Zum Sieger wurde Benno König ernannt, der mit seinem Albatros-Doppeldecker fast die gesamte Strecke geflogen war.[1]

Im Jahr 1913 stürzte hier das Zeppelin-Luftschiff LZ 18 ab. In der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg siedelten sich am Rande des Flugplatzes insbesondere Unternehmen des Flugzeugbaus an, hier wurden Flugzeuge wie die Rumpler-Etrich-Taube gebaut.

In Johannistal begann die Geschichte der zivilen Luftpost in Deutschland am 5.  Februar 1919. Von diesem Tag an starteten zweimal täglich Flugzeuge in Berlin-Johannisthal, um Postsendungen – vor allem Zeitungen – von der Hauptstadt zum Tagungsort der verfassunggebenden Nationalversammlung in Weimar zu transportieren. Diese Flugpostverbindung konnte vorerst ausschließlich von den Abgeordneten der Nationalversammlung in Anspruch genommen werden, die wegen der revolutionären Lage in Berlin in die damalige thüringische Hauptstadt ausgewichen war. Wenige Monate später wurde diese Flugpostlinie auch für die Öffentlichkeit freigegeben.

Die Eingliederung Johannisthals zu einem Ortsteil Groß-Berlins erfolgte im Jahr 1920 durch das Groß-Berlin-Gesetz.

Die evangelische Kirche Johannisthal wurde 1921 in einem Gebäude am Sterndamm 92–96, das früher als Kurhaus und Kino gedient hatte, eingeweiht.

Zwischen 1933 und 1945 befand sich am südlichen Rand des Flugplatzes der Hauptsitz des Medikamentenherstellers Temmler, der dort unter anderem das als kriegswichtig eingestufte Pervitin produzierte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg 1945 nutzte die Rote Armee kurzzeitig den Flugplatz. Im Jahr 1953 wurde in Johannisthal der erste Großplatten-Experimentalbau der DDR als Versuchsbau der Deutschen Bauakademie in der Engelhardstraße 11–13 errichtet. Carl Fieger hatte maßgeblichen Anteil an der Entwicklung dieses Projekts.

Am 13. August 1961 wurde der Ortsteil durch den Bau der Berliner Mauer vom benachbarten West-Berliner Bezirk Neukölln getrennt. Von 1986 bis Herbst 1989 war auf dem Gelände am Großberliner Damm 82–100 eine Artillerieabteilung der NVA, unter Mitnutzung von Gebäuden und Flächen des ehemaligen Flugplatzes Johannisthal (u. a. die historische Flugzeughalle) stationiert, nachdem das zuvor dort ansässige Grenzwachregiment der Grenztruppen der DDR diesen Standort räumen musste. Unmittelbar daneben befand sich bis 1989 einer der Berliner Standorte des dem MfS unterstellten Wachregiment Feliks Dzierzynski.

Im Jahr 1995 wurde der Flugplatz endgültig geschlossen. Auf einem größeren Teil der Fläche befindet sich heute der Landschaftspark Johannisthal/Adlershof.

Seit 2005 ist Johannisthal durch die Anschlussstelle Stubenrauchstraße der A 113 an das Autobahnnetz angebunden.

Das Filmatelier Johannisthal und Studio für Synchronisation

Als Folge des Versailler Friedensvertrages, in dem der Bau von Flugzeugen eingeschränkt wurde, gründete sich in ehemaligen Werkhallen des Flugplatzes am 20. Januar 1920 die Johannisthaler Filmanstalt GmbH (JOFA-ATELIER). Der Eigentümer des Geländes lässt zuvor durch den Ingenieur Hackenberger einige Produktionshallen umbauen. Als das damals „größte Filmatelier der Welt“.[2] entwickelte es sich unter der folgenden Geschäftsführung des Ingenieurs Hanns Otto zu einem der erfolgreichsten Filmstudios Deutschlands.[3]

Hier entstanden bis 1930 fast 400 Filme, darunter verschiedene Klassiker:

Im Jahr 1929 wurde auf Tonfilm umgestellt und in den 1930er Jahren wurden die Ateliers durch die Tobis-Filmkunst GmbH übernommen.

Bereits kurz nach dem Kriegsende 1945 wurde auf diesem Gelände die Synchronfassung von Iwan der Schreckliche produziert.

Am 17. Mai 1946 übernahm die DEFA neben der Ufa auch den Tobis-Standort in Johannisthal. Im gleichen Jahr entstand dort der erste gesamtdeutsche Nachkriegsspielfilm Die Mörder sind unter uns mit Hildegard Knef in der Hauptrolle unter der Regie von Wolfgang Staudte.

Ab 1952 entstand hier das DEFA-Studio für Synchronisation in dem bis 1989 über 7000 Spielfilme bzw. Serienfolgen synchronisiert wurden.

In den Filmateliers produzierte die „Gruppe Johannisthal“ der DEFA bis 1990 Filme, wie Jakob der Lügner (1974), nach Jurek Becker (einzige DDR-Produktion, die für den Oscar in der Kategorie bester fremdsprachiger Film nominiert wurde) oder so erfolgreiche[4] Musikfilme wie Heißer Sommer (1968) und Lustspielfilme Der Mann, der nach der Oma kam (1972).[5]

Ab den 1960er Jahren wurden die Ateliers auch zu Produktionen des DDR-Fernsehens benutzt.[3]

Wichtige Straßen

Datei:Stamps of Germany (DDR) 1967, MiNr 1296.jpg
Joh. J. Winckelmann zum 250. Geburtstag in der Briefmarkenserie Berühmte Persönlichkeiten des Namensgebers der Winckelmannstraße

Prominente Johannisthaler

Siehe auch

Weblinks

Commons: Berlin-Johannisthal – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ich kann nicht mehr. Ich muss landen. In: FAZ, 7. Juni 2011, Seite T6
  2. Film-Kurier, 11. Mai 1920
  3. a b JOFA-ATELIER, Johannisthal, Am Flughafen 6. In: Onlinepublikation Berliner Film-Ateliers. Ein kleines Lexikon. Abgerufen Format invalid.
  4. Die erfolgreichsten Filme der DDR, auf insidekino.com mit Zuschauerzahlen
  5. Filmographie der Künstlerischen Arbeitsgruppe „Johannisthal“, auf Internet Movie Database
  6. Schule ohne Rassismus. In: Neues Deutschland, 25. Mai 2013
  7. Alexander Kauther, Paul Wirtz: Der Friedhof und das Pumpwerk in Berlin-Johannisthal; Dokumentenreihe Heft 18, über den Flugplatz Berlin-Johannisthal 1909–1914; Seite 7
  8. Ludwig Oehmigke: Topographie der Untergerichte der Kurmark Brandenburg und der dazugeschlagenen Landestheile; 1837; Seite 121