Meeresschutz

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Der Begriff Meeresschutz umfasst Maßnahmen, die dem Schutz und der Wiederherstellung mariner Lebensräume in Bezug auf ihre Funktionen im Naturhaushalt dienen. Somit ist der Meeresschutz ein Teilgebiet des Naturschutzes.

Der anthropogene Einfluss auf die Ozeane ist vielfältig und reicht von der direkten Verschmutzung mit Schadstoffen und Müll bis zur komplexen Erwärmung der Meere als Effekt der globalen Erwärmung. Dennoch wirken sich alle Einflüsse in vielfältigen Wechselwirkungen des Meeres auf das gesamte Ökosystem aus. Zu diesem System gehören neben Pflanzen und Tieren auch ozeanographische Faktoren, wie Strömung, Wassertemperatur, Dichte und klimatische Faktoren. Über 40 Prozent der Weltbevölkerung lebt heute nicht weiter als 100 Kilometer von einer Küste entfernt. Für viele Menschen ist das Meer der wichtigste Proteinlieferant. Während zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch von den unendlichen Ressourcen des Meeres gesprochen wurde, ist heute klar, dass menschliches Handeln die Funktion der Meere nachhaltig verändert. Seit Anfang der 1970er Jahre setzen sich verschiedene Nichtregierungsorganisationen für den Meeresschutz ein. Außerdem wurden verschiedene internationale Abkommen geschlossen.

Schutzgut und Funktion

Diagramm des Kohlenstoffkreislaufes. Die schwarzen Zahlen zeigen, wie viele Milliarden Tonnen Kohlenstoff in den verschiedenen Speichern vorhanden sind. Die violetten Zahlen zeigen an, wie viel Kohlenstoff zwischen den einzelnen Speichern pro Jahr ausgetauscht wird.

Marine Lebensräume sind die Ökosysteme der Meere und Ozeane sowie deren Küsten. Sie erfüllen eine wesentliche Funktion in den globalen Stoffkreisläufen, wie dem Kohlenstoffkreislauf, dem Stickstoffkreislauf und der Carbonatpumpe. Auch der globale Klimahaushalt wird wesentlich durch die Wassermassen der Weltmeere und Ozeane bestimmt. Als natürliche Ressource liefert das Meer tierisches Eiweiß (Meerestiere) für mehr als eine Milliarde Menschen auf der Erde und ist somit die größte Nahrungsquelle weltweit.[1] Außerdem ist die biologische Diversität mariner Ökosysteme besonders hoch. Schließlich haben Ozeane und Meere für viele Menschen einen intrinsischen Wert („Wert an sich“). Daher sollen durch Maßnahmen des Meeresschutzes die biotischen und abiotischen Bestandteile mariner Lebensräume im Naturhaushalt sowie deren Wechselwirkungen geschützt werden.

Gefährdete Lebensräume

Die Meere lassen sich durch den fließenden Übergang schwerer als terrestrische Systeme in verschiedene Gebiete gliedern. Dennoch hängt von der Gliederungsebene auch häufig der Schutzgedanke ab (Ressourcenschutz, Biodiversitätsschutz, Küstenschutz etc.).

Besonders bedrohte Lebensräume sind:

  • Korallenriffe: Korallenriffe sind vor allem durch das Phänomen der Korallenbleiche gefährdet. Korallenriffe sind aus ökologischer Sicht wegen ihrer hohen biologischen Vielfalt besonders wertvoll. Durch die Abhängigkeit der Korallen von wärmerem Wasser findet man Korallenriffe in relativer Nähe des Äquator. Hier kann es zu Verschiebungen kommen, bedingt durch das Einwirken großer Meeresströmungen (z.B. Humboldtstrom von Südamerika).
  • marine Mangrovenwälder: Mangroven-Wälder sind in vielen Teilen der Welt vor allem durch die Anlage und Ausweitung von intensiv bewirtschafteten Garnelenzuchten („shrimp farms“) gefährdet.[2] Häufig sind die Teiche nach drei bis zehn Jahren schwer mit Chemikalien verseucht und müssen nach nur wenigen Jahren wieder aufgegeben werden. Eine Wiederaufforstung mit Mangroven ist danach fast immer unmöglich. Weitere Gefährdungsursachen sind Verschmutzung durch Öl (Panama, Persischer Golf), aber auch Trockenlegung von Mangrovengebiet im Zuge des Siedlungsausbaus im Küstenbereich. Die Erträge der Küstenfischerei gingen überall drastisch zurück, wo die Mangrovenwälder großflächig abgeholzt wurden, da sie auch als „Kinderstube“ für verschiedene Fischarten gelten. Anstrengungen zur Wiederaufforstung von Mangroven werden z. B. in Vietnam, Thailand, Indien, Sri Lanka[3] und auf den Philippinen unternommen. Trotz dieser Bemühungen hält die Zerstörung von Mangrovengebieten an; der Verlust der letzten 20 Jahre beläuft sich auf 25 % der im Jahre 1980 vorhandenen Fläche.[4]

Instrumente des Meeresschutzes

Der Schutz mariner Systeme wird meist durch eine Kombination von Bildung und Kommunikation der betroffenen Menschen, rechtlichen Regelungen, freiwilligen Selbstverpflichtungen und politischer Maßnahmen umgesetzt. Ein wesentliches Instrument im Schutz mariner Lebensräume sind Meeresschutzgebiete. Zum Schutz von Küstenlebensräumen wird das auf der Kooperation von verschiedenen Akteuren beruhende, integrierte Küstenzonenmanagement angestrebt, durch das die wirtschaftlichen Eingriffe des Menschen in die Meeresumwelt reguliert und gegebenenfalls gesteuert werden können.

Meeresschutzgebiete (Marine Protected Areas, MPA)

Meeresschutzgebiete dienen als Erholungs- und Rückzugsraum für verschiedene maritime Tier- und Pflanzenarten. Bedeutend sind hierbei besonders Riffe und Korallenbänke. Die International Union for Conservation of Nature and Natural Resources, IUCN definiert ein Meeresschutzgebiet wie folgt:

„[Ein] Gebiet innerhalb oder unterhalb des Gezeitenbereichs, einschließlich seiner darüberliegenden Wassersäule und der dazugehörigen Flora, Fauna sowie historischen und kulturellen Werte, das gesetzlich oder durch andere wirksame Mittel in seiner Gesamtheit oder in Teilen geschützt wird.“[5]

Die positiven Effekte von Meeresschutzgebieten wurden durch Untersuchungen australischer Meeresbiologen 2008 bestätigt: In Schutzzonen mit Fischereiverbot um das Great Barrier Reef wuchsen innerhalb von nur zwei Jahren die Populationen verschiedener Fischarten um 31 bis 75 Prozent an.[6]

Die ersten deutschen Meeresschutzgebiete auf hoher See wurden aufgrund des Europäischen Programmes NATURA 2000 ausgewiesen. Mit Inkrafttreten der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume verpflichteten sich die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union 1992, ein zusammenhängendes Netz von Schutzgebieten an Land und zur See zu schaffen.

Diese Meeresgebiete stehen aus unterschiedlichen Gründen unter Schutz: teilweise sind sie „Kinderstube“ von Meeressäugern (speziell Schweinswalen), Rastgebiet für Seevögel oder besitzen einen wertvollen Lebensraum am Meeresboden (Benthos). 2005 wies Deutschland als erstes europäisches Land zwei Meeresschutzgebiete seiner Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) aus. Inzwischen stehen vier Gebiete in der Nordsee und sechs Gebiete in der Ostsee unter Schutz.[7]

Im November 2008 stellte die EU-Kommission Vorschläge zur Sicherung der Rohstoffversorgung der europäischen Industrie vor. Darin wird auch in Erwägung gezogen, nachhaltig Rohstoffe in NATURA-2000-Gebieten abzubauen.[8] Dies könnte langfristig bedeuten, dass in den Gebieten wieder Sand und Kies abgebaut werden darf oder Öl und Gas gefördert werden kann. In dem deutschen NATURA 2000-Gebiet Fehmarnbelt soll nach dem Willen Dänemarks, Deutschlands und Schleswig-Holsteins eine 19 km lange Brücke errichtet werden.

IUCN "Hope Spots"

Die IUCN führte die Kategorie der sogenannten "Hope Spots" ein. Dies sind derzeit 76 (Stand 2016) Meeresgebiete mit besonderem Schutzbedarf, aber ohne eine zwingenden verbindlichen Schutzstatus. Das Konzept lehnt sich an das Hotspots Netz an, das für terrestrische Lebensräume schon länger existiert. Auf dem Weltnaturschutzkongress der IUCN 2016 wurde der aktuelle Ocean Warming Report vorgestellt. Ein Resultat draus ist die Erweiterung der Liste um 14 weitere "Hope Spots[9]

Küsten-Nationalparks in Deutschland

Mit der Einrichtung des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer wurde am 1. Oktober 1985 ein Gebiet innerhalb der 12-Meilen-Zone ausgewiesen, das tideabhängig trocken fällt. Daneben werden Küstenzonen (unter anderem Salzwiesen) geschützt. Da Naturschutz Ländersache ist, folgte die Ausweisung eines Wattenmeer-Nationalparks in Niedersachsen (Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer) 1986 und in der Elbmündung (Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer) 1990. Die Zuständigkeiten und die verfolgte Politik in den Parks sind länderbedingt unterschiedlich. An der Ostseeküste wurde der Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft und der relativ kleine Nationalpark Jasmund auf Rügen ausgewiesen.

Abkommen zum Meeresschutz

Reykjavík an der Küste Islands. Der Atlantik um Island ist durch das OSPAR-Abkommen geschützt.

Da Meere und Ozeane Länder und Kontinente verbinden, wurde schnell erkannt, dass Maßnahmen zu ihrem Schutz nur dann zielführend sind, wenn sich alle Anrainer gemeinsam um den Schutz des jeweiligen Meeres kümmern. Eine Reihe weiterer regionaler und überregionaler Vereinbarungen sind in der Liste internationaler Umweltabkommen verzeichnet.

  • MARPOL: Das Internationale Übereinkommen zur Verhütung der Meeresverschmutzung durch Schiffe wurde 1973 durch die IMO verabschiedet und 1978 ergänzt. Zunächst sollte damit die Seerechtliche Grundlage zur Verhinderung der Öl-Verschmutzung der Meere geschaffen werden. Heute ist MARPOL das wichtigste internationale Abkommen für Meeresumweltschutz in der kommerziellen Seefahrt. MARPOL soll grundsätzlich von dem Staat durchgesetzt werden, unter dessen Flagge das Schiff fährt. Da sich aber die Ausflaggung von Handelsschiffen heute als gängige Praxis erweist und diese Schiffe zum Teil nie einen Hafen ihres Flaggenlandes anlaufen, dürfen Behörden des Hafenlandes ebenfalls die Einhaltung der Regelungen kontrollieren und durchsetzen.
  • OSPAR: Vorläufer des Übereinkommens zum Schutz der Meeresumwelt des Nordost-Atlantiks traten mit der Oslo-Konvention, OSCOM von 1972 und der Paris-Konvention, PARCOM von 1974 in Kraft. Das Abkommen soll alle wesentlichen Eingriffe in die Meeresumwelt des Nordatlantiks regeln. Dazu gehört beispielsweise die Aufstellung von Windenergieanlagen oder Bohrinseln, sowie alle Substanzen, die in den Nordatlantik und die Nordsee eingeleitet werden.
  • HELCOM: Die Helsinki-Kommission, HELCOM wurde als zwischenstaatliche Organisation von den Ostsee-Anrainern gegründet, um den natürlichen Zustand der Meeresumwelt der Ostsee zu verbessern. Mitglieder sind die mittlerweile neun Anliegerstaaten und die Europäische Gemeinschaft. Nach der Novellierung des Abkommens 1992 werden auch die angrenzenden inneren Gewässer sowie deren gesamtes Einzugsgebiet einbezogen. Deshalb unterzeichneten 1992 auch Norwegen, die Tschechische Republik und weitere Staaten das Abkommen.
  • Biodiversitäts-Konvention: Die Biodiversitäts-Konvention, CBD (engl. „Convention on Biological Diversity“) ist ein internationales Umwelt-Vertragswerk zum Erhaltung der weltweiten biologischen Vielfalt. Das auf der Konferenz der Vereinten Nationen zu Umwelt und Entwicklung, UNCED 1992 in Rio de Janeiro ausgehandelte Abkommen verpflichtet die Vertragspartner, geeignete Maßnahmen zum Erhalt und Schutz ihrer biologischen Ressourcen an Land und im Meer zu unternehmen. Auf der 9. Vertragsstaatenkonferenz 2008 in Bonn wurden zu diesem Zweck weltweit vernetzte Meeresschutzgebiete gefordert.
  • Internationales Übereinkommen zur Regelung des Walfangs: Das Abkommen regelt die weltweiten Fangquoten und damit auch den Schutz diese Gattung von Meeressäugern. Ständiges Gremium ist die Internationale Walfangkommission, IWC.
  • EU-Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie: Die EU beschloss 2008 diese Richtlinie, um die europäischen Meere bis 2020 in einen guten Umweltzustand zu versetzen oder diesen zu erhalten. Zum Stand 2011 wird der Gesetzentwurf in den Mitgliedsstaaten rechtlich eingebettet. In Deutschland ist das Bundesamt für Naturschutz mit der Umsetzung betraut.

Gefährdungen mariner Systeme

Der folgende Überblick gibt einige Faktoren an, die die Meere gefährden. Details werden in den entsprechenden Fachartikeln dargestellt.

Eutrophierung

Plankton-Verteilung in den Weltmeeren (gemittelte Daten aus Aufzeichnungen von 1998 bis 2004)
Algenblüte vor Cornwall, 1999. Im Gegensatz zur hier beteiligten Kalkalge Emiliania huxleyi sind andere Algen von der Versauerung bedroht, unter anderem Gephyrocapsa oceanica, die von großer Bedeutung für das Ökosystem Ozean ist.
Toter Seehund auf Hallig Langeneß/Schleswig-Holstein. Wegen der hohen Konzentration an Schwermetallen im Fett der Tiere müssen die Tierkörper als Sondermüll entsorgt werden.

Während Stickstoff und Phosphor auf die Biomassebildung in Gewässern limitierend wirken, wird durch die Steigerung der Trophie dieser Faktor verschoben. Damit wird das Potential, also die „Fruchtbarkeit“ durch menschliche Einflüsse heraufgesetzt. Meist führt dies zum vermehrten Wachstum von Kieselalgen, jedoch nicht zur Erhöhung der Biomassebildung insgesamt. Phytoplankton nimmt in der Regel zu und das Artenspektrum verschiebt sich. Für den Menschen schädlich sind die Giftalgenblüten, die auch auf die Euthropierung von Seegebieten zurückgeführt werden. Euthropierung wird meist durch die in der Landwirtschaft eingesetzten Düngemittel verursacht und wirkt durch das vermehrte Algenwachstum negativ auf große Teile des marinen Ökosystems.

Schadstoffe

Schadstoffe gelangen in marine Systeme

  • Metalle: Im Zentrum der Diskussion stehen die Schwermetalle Cadmium, Quecksilber, Blei, Zink, Nickel und Kupfer. Speziell das hochgiftige Tributylzinnhydrid (TBT) wurde lange Zeit in großen Mengen in Schiffsanstrichen eingesetzt, um eine Besiedelung durch Seepocken und Muscheln zu verhindern. TBT wirkt krebserregend, erbgutverändernd und stört den Hormonhaushalt von Lebewesen.
  • Radioaktivität: Meere und Ozeane werden durch radioaktiv kontaminierte Abwässer und versenkte Abfallstoffe belastet. In Europa kommen 90 Prozent dieser Einleitungen aus zwei Wiederaufarbeitungsanlagen: La Hague und Sellafield. Von dort aus verteilt sich der flüssige Atommüll im Nordostatlantik und in der Nordsee und erreicht auch die Deutsche Bucht. Laut Angaben von Greenpeace (2011) pumpt die staatliche Betreiberfirma der Wiederaufarbeitungsanlage von Sellafield, British Nuclear Fuels, jeden Tag rund acht Millionen Liter radioaktive Abwässer in die Irische See, also knapp 3 Milliarden Liter im Jahr. Aus der Anlage in La Hague gelangen demnach jährlich rund 500 Millionen Liter in den Ärmelkanal.[11] Laut Nuclear Energy Agency (NEA) und der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) haben 9 Staaten an 15 Stellen im Nordostatlantik bis 1982 insgesamt 114 726 Tonnen Atommüll in 222 732 Fässern versenkt.[12] (Altlasten in den Meeren)
  • Feste Abfallstoffe: Die ‚Joint Group of Experts on Scientific Aspects of Marine Environmental Protection‘ (GESAMP) stellte fest, dass 80 Prozent des Mülls im Meer vom Festland und 20 Prozent von Standorten im Meer (etwa von Schiffen) kommt. Im Pazifik schwimmt ein „Müllteppich“ auf einer Fläche, die vergleichbar ist mit der Fläche der Länder Deutschland, Österreich, Tschechien, Polen, Luxemburg, Ungarn und Schweiz zusammengenommen.[14] Der Hauptanteil des Mülls besteht aus Kunststoffen. Seevögel (zum Beispiel Albatrosse) halten den Müll für Beute und fressen ihn. Ähnlich verhält es sich bei Meeressäugern. Die IUCN schätzt, dass jährlich eine Million Seevögel, 100.000 Meeressäuger und eine nicht zu beziffernde Zahl von Fischen an Plastikmüll verenden.[15]
  • Erdöl: Ölverschmutzung bis hin zur Ölpest ist eine immer wieder auftretende Gefahr für Ökosysteme im und am Meer. Nach der Havarie von Öltankern (siehe z.B. Exxon Valdez) kommt es manchmal zu großen Ölptest-Ereignissen.

Um Wahrscheinlichkeit und Ausmaß ähnlicher Unglücke zu verringern, wurde in den USA 1990 im Oil Pollution Act festgelegt, dass nur noch Öltanker mit Doppelhülle in US-Häfen anlegen dürfen. Seit dem Frühjahr 2001 dürfen gemäß einem Beschluss der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation (IMO) keine Tanker mit einfacher Hülle mehr gebaut werden. Ab 2015 sollen diese generell nicht mehr eingesetzt werden.[16]

Die Verklappung von Schweröl trägt zur schleichenden Ölverschmutzung der Meere bei. Dabei lassen die Schiffe Treibstoffrückstände aus Kostengründen im Meer ab, statt sie im Hafen ordnungsgemäß entsorgen zu lassen. Bis in die 1990er Jahre war es kaum möglich, den Schiffen die Meeresverschmutzung nachzuweisen.[17] Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie, BSH vergleicht gaschromatographisch den „Fingerabdruck“ von Ölproben aus dem Meer mit solchen von verdächtigen Schiffen und kann so „Umweltsünder“ überführen und Bußgelder gegen sie verhängen.[18]

Überfischung

Die übermäßige Dezimierung des Fischbestandes in einem Gewässer durch Fischfang wird als Überfischung bezeichnet. Durch Instrumente des Fischereimanagements versuchen die Behörden, den maximal nachhaltigen Ertrag (MSY, engl. maximal sustainable yield) zu ermitteln. Der 1997 gegründete Marine Stewardship Council (MSC) verleiht ein Siegel für Produkte von nachhaltig arbeitenden Fischereibetrieben.

Illegale Fischerei, „Illegal, unreported and unregulated“ kurz IUU, ist die illegale, undokumentierte und unregulierte Fischerei in allen Meeren. Teilweise wird sie umgangssprachlich auch als „Piratenfischerei“ bezeichnet. Sie trägt zu einem großen, aber schwer zu beziffernden Teil zur Überfischung der Weltmeere bei. Nach Schätzungen des World Conservation Monitoring Centers der UNEP macht sie 30 Prozent des weltweiten Fangs an Meerestieren aus (Stand 2014).[19] Die Größenordnung der Anlandungen aus dieser Praxis liegt zwischen 11 und 26 Millionen Tonnen Fisch. Das WCMC sieht in dieser Praxis den wichtigsten Grund, weshalb die Internationale Gemeinschaft kein Management und keinen Schutz von Fischbeständen auf der Hohen See erreicht. Die Trawler operieren außerhalb existierender regionaler Management-Vereinbarungen. Die illegal operierenden Fischer beachten weder Fangquoten noch Restriktionen bei der Fangtechnik oder Schutzgebiete. Illegale Fischerei findet auch in den Hoheitsgewässern vieler Staaten statt, die nicht in der Lage sind, eine wirksame Fischereiaufsicht einzurichten. Das britische Ministerium für internationale Entwicklung (DFID) schätzt, dass der Küstenstaat Guinea jährlich 100 Millionen Dollar durch die in seinen Gewässern wildernden illegalen Fischtrawler verliert.[20] Lokale Fischer verlieren ihre Lebensgrundlage, was negative Auswirkungen auf die Sozialstruktur ganzer Regionen hat.

Beifang

Beifang: In einem Fischernetz gefangener Weißflankenschweinswal

Als Beifang werden die gefangenen Meerestiere bezeichnet, die keine Nutzfische sind, aber dennoch mitgefangen werden. Diese Meerestiere sind in der Regel so stark beschädigt, dass sie nicht überleben und häufig wieder zurück ins Meer geworfen werden. Nach Schätzungen werden jährlich 22 Prozent der in der Nordsee gefangenen Fische und Wirbellosen nicht angelandet, sondern als Abfall wieder über Bord geworfen. Da rund vier Prozent der gesamten Fisch-Biomasse der Nordsee Fisch- und sonstige tierische Abfälle sind, verändern diese auch das Gefüge des Nahrungsnetzes in der Nordsee erheblich.[21]

Bei der Technik der Langleinenfischerei kommen Meeresvögel in großer Zahl um. Die nahe der Wasseroberfläche während des Setzens der Leinen ausgebrachten Köder ziehen Seevögel auf der Suche nach Nahrung an. Sie verhaken sich und werden beim Absinken der Leinen ertränkt. Nach Schätzungen von BirdLife International muss man auf 2.500 Haken einen toten Albatros rechnen.

Rohstoffgewinnung und Offshore-Energieerzeugung

Durch den Abbau von Sand und Kies sowie durch die Förderung von Erdöl und Erdgas werden marine Ökosysteme am Benthos gestört. Ölplattformen auf offener See gefährden marine Ökosysteme durch betriebsbedingte Lecks in den Förderanlagen. Die einzige deutsche Ölplattform ist die von der RWE Dea und Wintershall Holding betriebene Mittelplate am südlichen Rand des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer vor Büsum. Die Betriebsgenehmigung erfolgte wenige Tage vor der Verabschiedung des Nationalparkgesetzes. Die Landanbindung erfolgt mit Pipelines, die im Wattboden vergraben wurden.

1995 betrieb Greenpeace eine Öffentlichkeitskampagne, die sich gegen Entsorgung von Industrieschrott im Meer richtete. Sie prangerten die geplante Versenkung eines schwimmenden Öltanks an, der Shell gehörte; eine Aktivistengruppe besetzte ihn.[22] 1998 beschlossen die 15 Teilnehmerstaaten der OSPAR-Konferenz ein Versenkungsverbot für Ölplattformen im Nordatlantik. Seitdem werden diese zur Verschrottung bzw. zum Rückbau in eine Werft geschleppt und dort zerlegt.

Zu den regenerativen Energiequellen gehört auch die Nutzung des stark und relativ konstant wehenden Seewindes auf offener See. Offshore-Windparks verändern durch ihre Fundamente und die Seekabel den Benthos. Das Maß der Belastung für ziehende Vögel und Seevögel, die in den Gebieten überwintern, ist derzeit noch umstritten. Für die Genehmigung solcher Anlagen in der deutschen ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) müssen die zukünftigen Betreiber dem Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) ein ausführliches Umweltverträglichkeitsgutachten vorlegen.

Im Dezember 2004 lehnte das BSH erstmals zwei geplante Offshore-Windparks in der Ostsee vor Rügen ab. Nicht genehmigt wurden die Parks Adlergrund sowie Pommersche Bucht. Begründet wurde die Entscheidung mit den möglichen ökologischen Auswirkungen. Im August 2009 ging der erste Offshore-Windpark in der deutschen AWZ alpha ventus in den Probebetrieb. Er befindet sich 43−45 Kilometer nordwestlich von Borkum. Im September 2009 trat die Bundesregierung (Kabinett Merkel I) kurz vor der Bundestagswahl 2013 mit einem Plan an die Öffentlichkeit, wonach 40 Offshore-Windparks in der deutschen AWZ der Nordsee und Ostsee entstehen sollen. Die 2500 Windräder sollten demnach eine Gesamtleistung von 12 GW erbringen.[23]

Im Oktober 2009 gab das BSH bekannt, drei weitere Windparks in der Nordsee genehmigt zu haben: „Delta Nordsee 2“ (Antragsteller Offshore-Windpark Delta Nordsee GmbH), „MEG Offshore I“ (Antragsteller North Sea Offshore MEG I GmbH) und „Veja Mate“ (Antragsteller Cuxhaven Steel Construction GmbH). Die Windparks „Delta Nordsee 2“ (32 Windenergieanlagen) und „MEG Offshore I“ (80 WEA) sind etwa 40 km nördlich der ostfriesischen Inseln in einem Eignungsgebiet für Windenergieanlagen geplant. Der Windpark „Veja Mate“ (80 WEA) soll etwa 90 km nördlich von Borkum und circa 129 km westlich von Helgoland errichtet werden. Die Windparks liegen außerhalb des Hauptkonzentrationsgebiets der Artengruppe Seetaucher. Mit diesen Vorhaben hat das BSH insgesamt 28 Windpark-Projekte in der deutschen AWZ (25 Nordsee, 3 Ostsee) genehmigt.

Tourismus

Kegelrobben vor Amrum im Schleswig-Holsteinischen Wattenmeer. Auf den Rastplätzen werden im Winterhalbjahr immer wieder Jungtiere von Touristen gestört.

Tourismus kann Küsten-Ökosysteme indirekt und direkt beeinträchtigen: durch Versiegelung wird ein Küsten-Lebensraum meist degradiert. In vielen Ländern entsorgen Hotels und touristische Anlagen ihre Abfälle direkt im Meer und leiten Abwässer ein. In vielen touristisch frequentierten Ländern sind die Umweltstandards niedrig und werden zudem häufig nicht eingehalten. Eine Landschaft, in der wenig menschlicher Einfluss erkennbar ist, gilt als „unberührt“ und hat im allgemeinen Verständnis einen hohen Erholungswert. Hier wirken menschliche Einflüsse direkt, zum Beispiel durch Störung von Schildkröten, Meeressäugern, See- und Watvögeln (Limikolen). In vielen Gebieten liegen Strände, an denen Wind- und Kitesurfen betrieben werden, unmittelbar neben Vogelschutzgebieten, was zu Nutzungskonflikten führt.

Klimawandel

Die Folgen der anthropogen verursachten Klimaerwärmung wirken sich stark auf die Meere und Ozeane aus. Eine wesentliche Rolle spielt das Schmelzen großer Eismassen in polaren Gebieten. Im Binnenmeer Ostsee konnte seit 1985 eine Erwärmung der Durchschnittstemperatur um 1,4 °C in der Periode von Juli bis September nachgewiesen werden.[24]

Jahresmittel der Meeresoberflächentemperatur (SST) für das Jahr 2005

Die thermische Ausdehnung des Wassers leistet einen nicht geringen Beitrag zum derzeitigen Anstieg des Meeresspiegels. Dieser Meeresspiegelanstieg hat jedoch in erster Linie Auswirkungen auf die Küstenregionen der Kontinente und insbesondere auf die dort lebenden Menschen. Für das Ökosystem Ozean weitaus gravierender sind die zahlreichen weiteren mit einer erhöhten Wassertemperatur einhergehenden Effekte. Im globalen Mittel haben sich die Ozeane seit 1955 um 0,04 °C erwärmt. Diese geringe Erwärmung liegt darin begründet, dass bislang nur einige hundert Meter der obersten Wasserschichten wärmer geworden sind. Betrachtet man lediglich die Oberflächentemperaturen, fällt die Erwärmung mit 0,6 °C bereits sehr viel deutlicher aus. Sie ist dennoch geringer als die Erhöhung der Oberflächentemperaturen an Land, da Landflächen sich allgemein schneller erwärmen.[25] Zwischen 1993 und 2005 wird die gesamte Erwärmungsrate der obersten 750 m Meerestiefe mit 0,33 ± 0,23 W/m² berechnet.

Die Erwärmung der Meere hat Folgen für ihre Bewohner wie Fische und Meeressäuger: Sie wandern polwärts, worin sie den Landtieren ähneln. Die Populationen des Kabeljaus in der Nordsee etwa schrumpfen stärker, als es allein mit Überfischung erklärt werden kann; sie wandern infolge der steigenden Temperaturen bereits nordwärts. Nördlich gelegene Regionen profitieren von dieser Entwicklung: Für das Nordmeer ist davon auszugehen, dass sich der Fischfang insgesamt verbessern und die Zusammensetzung des Fangs ändern wird, solange die Erwärmung sich auf 2–4 °C beschränkt. Für darüber hinausgehende Steigerungsraten und ihre Folgen können keine Prognosen abgegeben werden, da die Unsicherheiten zu groß sind.[25]

Besonders negativ betroffen sind wiederum die Korallenriffe. Die Erwärmung des Meerwassers ruft bei ihnen die so genannte Korallenbleiche hervor, die zwar reversibel ist, bei länger anhaltender Belastung aber zum Tod der Korallen führt. Seit den 1950er Jahren sind bereits (auch durch problematische Fischfangmethoden wie Schleppnetze und ähnliches) 20 % aller Korallenriffe zerstört worden. Weitere 24 % stehen kurz vor dem Kollaps, 26 % sind gefährdet. Tropische Korallen haben nur geringe Toleranzen gegenüber steigenden Temperaturen; sie beginnen bereits bei 1–2 °C über dem sommerlichen Temperaturmaximum auszubleichen. Es wird angezweifelt, dass sich die Korallen schnell genug an den Anstieg der Meerestemperaturen anpassen können, wenngleich dies nicht ausgeschlossen werden kann.[25]

Durch den realen und zu erwartenden Meeresspiegelanstieg werden Küstenzonen verlagert und in besiedeltem Gebiet werden häufigere Sturmfluten befürchtet. Flache Inselgruppen im Pazifischen Ozean, wie etwa die Inselgruppe Tuvalu mit dem höchsten Punkt von 5 Metern über der derzeitigen Meereshöhe, werden in mittelfristigen Zeiträumen (50 bis 200 Jahre) überschwemmt werden.[25]

Versauerung

Geschätzte Verringerung des pH-Werts an der Meeresoberfläche durch anthropogenes Kohlenstoffdioxid in der Atmosphäre zwischen etwa 1700 und den 1990er Jahren

Das den Klimawandel beschleunigende Kohlenstoffdioxid (CO2) wirkt auch unmittelbar auf marine Systeme und führt zu einer Versauerung der Meere, also zur Abnahme des pH-Werts. Inzwischen haben die Ozeane die Hälfte der anthropogen verursachten CO2-Emissionen seit 1800 aufgenommen.[26]

Verursacht wird sie durch die Aufnahme von Kohlenstoffdioxid aus der Erdatmosphäre. Der Vorgang zählt neben der globalen Erwärmung zu den Hauptfolgen der menschlichen Emissionen des Treibhausgases Kohlenstoffdioxid. Bei unverändertem Anstieg des Kohlenstoffausstoßes wird der pH-Wert der Meere bis 2100 um 0,4 Einheiten absinken, ermittelten Wissenschaftler des IFM-GEOMAR.[27] Im Meerwasser wirkt das Kohlenstoffdioxid ausschließlich chemisch.

Kohlenstoffdioxid aus der Luft kann sich im Meerwasser lösen und liegt dann größtenteils in Form verschiedener anorganischer Verbindungen vor. Anorganischer Kohlenstoff findet sich im Ozean zu etwa 91 Prozent in Hydrogencarbonat-Ionen (HCO3). Im Wasser gelöstes Kohlenstoffdioxid steht über die folgenden Reaktionsgleichungen mit Hydrogencarbonat (sowie Carbonat und Oxonium-Ionen) im Gleichgewicht:

Die in diesem Prozess entstehenden Oxonium-Ionen (H3O+) bewirken den sinkenden pH-Wert.

Die Lösung von Kohlendioxid hat schwerwiegende Folgen unter anderem für Tiere mit einem Schutzmantel aus Calciumcarbonat: Korallen produzieren mit Aragonit die neben Calcit am häufigsten vorkommende Kalkform im Meer. Aragonit ist eine besonders leicht durch Kohlensäure lösbare Form von Kalk, was das Risiko für die Korallen durch saurer werdende Ozeane erhöht. Durch einen saureren Lebensraum konnten negative Auswirkungen auch auf Seeigel (verringertes Wachstum) und auf Miesmuscheln nachgewiesen werden.[28]

Auch im planktischen Bereich, besonders bei Kalkalgen, wirkt sich der pH-Abfall negativ aus.

Die Versauerung führt auch zu einer Verringerung des Sauerstoffgehaltes des Meeres. Wissenschaftler des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung ermittelten, dass der Sauerstoffgehalt in den Arktischen Meeren in einer Tiefe von 200 bis 800 m deutlich verringern wird. Ihre Simulation geht von einer Entwicklung der Kohlenstoffdioxid Emission vom Stand des Jahres 2009 für 100 Jahre aus.[29]

Akteure des Meeresschutzes

Eine Reihe staatlicher und nichtstaatlicher Organisationen setzt sich für den Schutz der Meere ein. Allerdings sind die Prämissen bei den einzelnen Akteuren unterschiedlich.

Regierungsorganisationen

Nennenswerte Maßnahmen für den Schutz der Meere wurden von kleinen Staaten mit Meereszugang schon Ende der sechziger Jahre gefordert. Verbindliche Regelungen wurden erstmals auf der Seerechtskonferenz in Caracas verabschiedet, die sich über acht Jahre hin zog und mit der Verabschiedung einer neuen Seerechtskonvention am 10. Dezember 1982 endete.[30]

Deutschland

In Deutschland liegen die Kompetenzen für den Meeresschutz im Wesentlichen bei drei Ministerien und ihren Fachbehörden. Für Meeresnaturschutz zuständig ist das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, BMUD und seine Fachbehörde, das Bundesamt für Naturschutz, BfN. Das BfN ist für Naturschutz in den Gebieten der deutschen ausschließlichen Wirtschaftszone zuständig. Innerhalb der 12-Meilen-Zone sind die Bundesländer und ihre Behörden für den Meeresschutz zuständig.

Das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, BMVI ist für die Schifffahrt zuständig. Ihm zugeordnet ist das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie, BSH. Das BSH ist vor allem mit der Kartographierung und geobiologischen Datenerhebung in der deutschen ausschließlichen Wirtschaftszone betraut. Das Amt betreibt das Meeresumweltreportsystem MURSYS, das biologische Parameter, chemische und physikalische Verhältnisse sowie hydrologische Randbedingungen der Deutschen Nord- und Ostsee bereitstellt und dokumentiert.

Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, BMELV ist für Angelegenheiten der Fischerei zuständig. Ihm zugeordnet ist die Bundesforschungsanstalt für Fischerei, BFAFi, die sich mit Problemen der Fischerei beschäftigt.

Am 1. Januar 2003 wurde in Cuxhaven das Deutsche Havariekommando als eine gemeinsame Behörde des Bundes und der fünf Küstenländer eröffnet. Seine Aufgabe ist es, bei Unfällen im Bereich der Nord- und Ostsee ein koordiniertes und gemeinsames Unfallmanagement zu gewährleisten.

Europa

Politisch fällt der Meeresschutz als Teil des Naturschutzes in die Zuständigkeit des EU-Umwelt-Kommissars Janez Potočnik. Im Europäischen Parlament befassen sich mehrere Ausschüsse mit Fragen, die im Zusammenhang mit den Europäischen Meeren stehen. Für den Meeresschutz relevante Entscheidungen treffen vor allem der und der Ausschuss für Umwelt und Volksgesundheit aber auch der Ausschuss für Verkehr und Fremdenverkehr und der Ausschuss für Fischerei.[31][32]

2007 stellte die EU-Kommission ein sogenanntes Blaubuch Meerespolitik (engl. „Bluepaper“) vor, mit dem die Leitlinien für die künftige Meerespolitik festgelegt werden sollen. Erstmals versucht die Kommission damit, von der Fischerei bis zur Schifffahrt alle wirtschaftlichen Nutzungen der europäischen Meere in einem Programm zusammenzufassen. Erklärte Ziele sind die Stärkung maritimer Industrien und eine nachhaltige Meerespolitik.[33] Umweltschutzverbände kritisieren, dass die Zuständigkeiten für Fischerei, Häfen und Transport sowie Energiegewinnung und Rohstoffförderung weiterhin zersplittert blieben. Eine einheitliche „marine Raumplanung“ gebe es nicht, kritisiert der WWF.[34]

Weltweit

Die International Maritime Organization IMO, eine UN-Organisation, befasst sich vor allem mit internationalen Abkommen zum Meeresschutz. Ein ständiger Ausschuss der IMO (Marine Environment Protection Committee, MEPC) ist mit der Umsetzung und Novellierungen des MARPOL-Abkommens befasst. Im Rahmen des United Nations Environmental Program (UNEP) arbeitet das Regional Seas Program mit 140 Küstenstaaten für den nachhaltigen regionalen Meeresschutz. Die International Union for Conservation of Nature and Natural Resources (IUCN) verzeichnet auf der von ihr herausgegebenen Roten Liste auch marine Tiere und Pflanzen. Die international gültigen Kategorien und Richtlinien für Meeresschutzgebiete werden von der IUCN festgelegt.

Nichtregierungsorganisationen

Ablegemanöver der Albin Köbis, Aktionsschiff der Meeresschutzaktion Habitat Mare 2007 in Kappeln. Die NAJU und die schwedische Fältbiologerna setzten sich bei der gemeinsamen Aktion für einen nachhaltigeren Ostseeschutz ein.

Eine Reihe von Stiftungen, Vereinen und Verbänden arbeiten weltweit zu verschiedenen Aspekten des Meeresschutzes. Beispielsweise stoßen Initiativen der Entwicklungszusammenarbeit ebenfalls Projekte zum lokalen Meeresschutz an. Die im Folgenden aufgeführten Organisationen stehen stellvertretend für eine Reihe weiterer Nichtregierungsorganisationen (NGOs, aus engl. „non-governmental organizations“), die hier nicht in ihrer Gesamtheit aufgeführt werden können.

Deutschland

Die Organisationen und Vereine sind von unterschiedlicher Größe und arbeiten teils stärker lokal im praktischen Naturschutz an der Küste, teils international in der Entwicklungszusammenarbeit oder politisch und Kampagnen-orientiert.

Schweiz

Europa

  • Federation Seas at Risk; Seas at Risk ist ein Zusammenschluss europäischer NGOs, deren gemeinsames Ziel es ist, die marine Umwelt der europäischen Meere und des Nordatlantik zu schützen.

Weltweit

Wissenschaftliche Akteure zum Meeresschutz

In Deutschland forschen und lehren verschiedene universitäre Einrichtungen und Forschungsinstitute zu Themen der Meereskunde, die für den Meeresschutz im engeren Sinne von Belang sind. Meeresschutz-relevante Forschungsgebiete sind meist in speziellen Arbeitsgruppen angesiedelt.

Weitere Institute, die nicht direkt zum Meeresschutz forschen, finden sich in der Rubrik Liste ozeanografischer Forschungsinstitute.

Mit dem CeDAMAR-Projekt (Teil des Census-Projektes) soll durch ein internationales Wissenschaftsprogramm sämtliches marine Leben erfasst und dokumentiert werden. Auf Grundlage dieser Daten können dann gezielte Schutzprogramme entworfen werden.[38]

Der 1902 von acht europäischen Ländern gegründete International Council for the Exploration of the Sea (ICES, deutsch: Internationaler Rat für Meeresforschung) vereinigt inzwischen weltweit Forschungseinrichtungen der Meereskunde und äußert sich zu den gravierendsten Umweltproblemen der Meere. Ständig wird die Entwicklung von 110 ausgewählten Fischarten global erforscht.

Persönlichkeiten des Meeresschutzes

Jacques-Yves Cousteau, 1976

Literatur

  • H. J. Müller: Ökologie. Gustav Fischer Verlag, Jena 1991, ISBN 3-334-00398-1.
  • R. B. Clark: Kranke Meere? Verschmutzung und ihre Folgen. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 1992, ISBN 3-86025-049-3.
  • P. H. Kemp, Schadstoffeinflüsse und Wechselwirkungen in der Landschaft. Geoökodynamik, Bd 2,121-136, Darmstadt 1981, ISSN 0720-454X.
  • Stefan Rahmstorf, Katherine Richardson: Wie bedroht sind die Meere? Biologische und physikalische Aspekte. Fischer Taschenbuch, 2007, ISBN 978-3-596-17277-1.
  • A legal scenario analysis for marine protected areas in areas beyond national jurisdiction. In: IDDRI Study. No 06. Paris 11. November 2011 (englisch, Online (PDF; 1,0 MB) [abgerufen am 30. Januar 2014]).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Nahrungsquelle Meer. Abgerufen am 2. Juni 2015.
  2. Vietnam: Mangrovenschutz ist Küstenschutz. Archiviert vom Original am 10. Dezember 2008; abgerufen am 2. Juni 2015.
  3. Maßnahmen des Post Tsunami-Projektes. Archiviert vom Original am 21. Februar 2014; abgerufen am 21. Februar 2014.
  4. FAO (2003): Status and trends in mangrove area extent worldwide. Forest Resources Assessment Working Paper – 63.
  5. WBGU Sondergutachten 2006. Archiviert vom Original am 13. Juli 2009; abgerufen am 2. Juni 2015.
  6. Fischereiverbot im Barrier Reef bringt rasante Bestandserholung. Abgerufen am 2. Juni 2015.
  7. Umsetzung von Natura 2000. Abgerufen am 2. Juni 2015.
  8. "Ressourcenhungrige EU wirft Auge auf Schutzgebiete", umwelt aktuell (oekom Verlag) 12/2008, S. 23
  9. http://www.br.de/themen/wissen/iucn-kongress-hawaii-2016-beschluesse-100~_image-5_-9c6161500b35e0212ab78451135c1de70c63511f.html
  10. R.B. Clark (1992): Kranke Meere? Verschmutzung und ihre Folgen. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, ISBN 3-86025-049-3.
  11. Atommüllkippe Meer – Greenpeace, Artikel zum Thema Meere. Archiviert vom Original am 14. April 2009; abgerufen am 2. Juni 2015.
  12. Auslaufende Atommüllfässer beunruhigen Abgeordnete und Umweltverbände, 1. November 2011
  13. Böttcher, et al. Munitionsbelastung der deutschen Meeresgewässer – Bestandsaufnahme und Empfehlungen, Stand 2011
  14. Plastic Ocean – Plastikinseln im Meer. Abgerufen am 2. Juni 2015.
  15. Bedrohte Meere – Tödlicher Abfall. Abgerufen am 2. Juni 2015.
  16. Exxon Valdez Katastrophe – 16 Jahre später Greenpeace, 17. März 2005
  17. Mario Gundlach: 'Waffe' gegen illegale Verklappung entworfen 11. März 2003
  18. Güven Purtul: Die Öldetektive WDR, 25. November 2008
  19. High Seas. Archiviert vom Original am 1. Februar 2014; abgerufen am 2. Juni 2015.
  20. Piratenfischerei. Archiviert vom Original am 29. August 2011; abgerufen am 2. Juni 2015.
  21. Stefan Rahmstorf, Katherine Richardson: Wie bedroht sind die Meere? Biologische und physikalische Aspekte. Fischer Taschenbuch 2007, ISBN 978-3-596-17277-1, S. 195.
  22. Krieg in der Nordsee, in Der Spiegel, einestages spiegel-online
  23. Offshore-Strom: Regierung plant 40 Hochsee-Windparks. Abgerufen am 2. Juni 2015.
  24. Nord- und Ostsee erwärmen sich extrem. Abgerufen am 2. Juni 2015.
  25. a b c d Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (2006): Die Zukunft der Meere – zu warm, zu hoch, zu sauer. Sondergutachten, Berlin (PDF, 3,5 MB) (Memento vom 27. Januar 2007 im Internet Archive)
  26. Mojib Latif in der eröffnungsrede zur ICES-Konferenz 2009 Meeresforschung und Fischerei: Wie die Ozeane auf den Klimawandel reagieren
  27. Ozeanversauerung. Archiviert vom Original am 4. Dezember 2009; abgerufen am 2. Juni 2015.
  28. Gazeau, Frédéric, Christophe Quiblier, Jeroen M. Jansen et al. (2007): Impact of elevated CO2 on shellfish calcification, in: Geophysical Research Letters, Vol. 34, L07603, online
  29. Frankfurter Rundschau, Seite 12: Klimawandel raubt Meerestieren Sauerstoff (vom 10. Februar 2009)
  30. Die IOI-Geschichte – Elisabeth Mann Borgese und der Schutz der Meere. Abgerufen am 2. Juni 2015.
  31. Fischerei – Europäische Kommission. Abgerufen am 2. Juni 2015.
  32. Umweltfragen, öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit – Von besonderem Interesse. Abgerufen am 2. Juni 2015.
  33. Grünbuch Meerespolitik
  34. WWF: Hoffnung für Europas Meere? WWF vermisst EU-Meerespolitik aus einem Guss., 10. Oktober 2007.
  35. Meere schützen und schonend nutzen. Abgerufen am 2. Juni 2015.
  36. M.E.E.R. e.V. Abgerufen am 2. Juni 2015.
  37. Ozeane spenden Leben. Abgerufen am 2. Juni 2015.
  38. Census of the Diversity of Abyssal Marine Life. Abgerufen am 2. Juni 2015.