Perugia

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Perugia
Perugia (Italien)
Perugia (Italien)
Staat Italien
Region Umbrien
Provinz Perugia (PG)
Koordinaten 43° 7′ N, 12° 23′ OKoordinaten: 43° 6′ 41″ N, 12° 23′ 19″ O
Höhe 493 m s.l.m.
Fläche 449 km²
Einwohner 162.362 (31. Dez. 2022)[1]
Postleitzahl 06121–06135
Vorwahl 075
ISTAT-Nummer 054039
Bezeichnung der Bewohner Perugini
Schutzpatron Hl. Lorenz, Hl. Constantius, erster Bischof von Perugia
Website Comune di Perugia
Klimadiagramm von Perugia

Perugia [pe'ruːd͡ʒa, ital. Ausspr./?] ist die Hauptstadt der Region Umbrien in Italien und der Provinz Perugia. Sie hat 162.362 Einwohner (Stand 31. Dezember 2022).

Geschichte

Perugia wurde ursprünglich im 6. Jahrhundert v. Chr. von den Etruskern auf einem markanten Hügel (493 m) über der Ebene gegründet, ihr antiker Name ist Perusia. Sie gehörte zu den zwölf mächtigsten etruskischen Städten und zum Zwölfstädtebund. Die antike Stadt Arna ist heute ein östlicher Ortsteil.

Nach dem Sieg der römischen Truppen über die Etrusker in der Schlacht von Sentinum 295 v. Chr. fiel Perugia an die Römer, die einen 2,9 km langen Befestigungsring um die Stadt errichteten. Im Perusinischen Krieg verschanzte sich dort Lucius, der Bruder von Marc Anton; daraufhin wurde die Stadt im Jahre 40 v. Chr. fast vollständig zerstört. Anschließend wurde sie auf Anordnung von Octavian als Augusta Perusia großzügig wiederaufgebaut.

Im mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Italienisch konnte die Stadt als Perugia bezeichnet werden, aber auch – in Aussprache und Lautstandsvarianten – als Perogia, Perusa[2] oder Perosa. Im Mittelalter war die Stadt lange Zeit eine treue Verbündete Roms gegen den Kaiser. 1198 löste sich Perugia auch offiziell von der kaiserlichen Autorität, indem sie sich unter den Schutz des Papstes Innozenz III. stellte. Beherrscht wurde sie von guelfischen Kaufleuten, die sie zu dem einzigen bedeutenden umbrischen Handelszentrum machten, ähnlich den toskanischen Stadtstaaten. Der Höhepunkt dieser Entwicklung war im 13. Jahrhundert.

Die guelfische Ausrichtung der Stadt bedeutete aber nicht, dass es zu keinen Schwierigkeiten mit dem angeblich beschützenden Kirchenstaat gekommen wäre. Um 1500, also in der Zeit der ersten Hochblüte humanistischer Geschichtsforschung, rechneten die Historiker z. B. Perugia den toskanischen Städten zu, wie aus der Chronik des Matarazzo hervorgeht. Schon 1354, zur Zeit des Kardinals Albornoz, war Spoleto endgültig dem Kirchenstaat einverleibt worden, 1439 folgten Foligno, 1450 Orvieto, zu Beginn des 16. Jahrhunderts gingen dann die anderen Städte Umbriens denselben Weg, zuletzt Perugia 1540.

Im sogenannten „Salzkrieg“ unterlagen dann die Peruginer 1540 Papst Paul III. Sie hatten sich geweigert, eine neue Salzsteuer zu akzeptieren, und der Papst handelte drastisch. Innerhalb kürzester Zeit – von 1540 bis 1543 – ließ er, um die Stadt endgültig unter Kontrolle zu halten, eine Festungsanlage auf dem Colle Landone durch Antonio da Sangallo errichten, die nach ihrem Erbauer Rocca Paolina genannt wird. Mehr als drei Jahrhunderte lang blieb Perugia dem Kirchenstaat unterworfen. Das geistige Leben erstarrte in Akademien.

Zweimal wurde die Herrschaft der Kirche unterbrochen: 1798/99 nach dem Einmarsch französischer Truppen und 1809–1814, nach einem Jahrzehnt der kirchlichen Restauration, als Teil des napoleonischen Kaiserreiches. Die Aufstände von 1831, 1848 und 1859[3] (Blutbad von Perugia)[4] wurden von päpstlichen Truppen niedergeschlagen. Am 14. September 1860 marschierten Piemonteser Truppen in Perugia ein. Umbrien wurde dem neuen italienischen Staat eingegliedert.[5]

Vor einigen Jahren wurden diejenigen Stadtteile, die nach dem Sieg des Papstes verschüttet worden waren, wieder freigelegt und bilden heute am Berghang eine etwas unheimlich wirkende eigene Stadt unter der oberen, „offiziellen“ Stadt, in der Rolltreppen, Geschäfte und Ähnliches untergebracht sind, ähnlich wie bei U-Bahn-Anlagen.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Neben den eher uninteressanten Neubaugebieten in der Ebene bietet die auf dem Berg liegende Altstadt viele enge Gassen mit Flair und zahlreiche interessante Kulturdenkmäler, darunter den Arco Etrusco, ein Bogenbauwerk aus dem 3. Jahrhundert v. Chr., wegen der Inschrift AVGVSTA PERVSIA auch Arco di Augusto genannt, die mittelalterliche Fontana Maggiore, die den Peruginern als der schönste Brunnen der Welt gilt, und den Palazzo dei Priori mit seiner außergewöhnlichen Außentreppe, in dessen Räumen die Nationalgalerie Umbriens untergebracht ist. Weiterhin sind der Tempio di San Michele Arcangelo zu nennen, eine Rundkirche aus dem 5.–6. Jahrhundert, die Kirchen San Domenico aus dem 17. Jahrhundert und San Pietro aus der Zeit um 1600 und der unterirdische Stadtteil unter der Rocca Paolina, der nach der Unterwerfung Perugias durch Papst Paul III. 1540 unter der Rocca verschüttet wurde. Berühmtester Sohn der Stadt ist der Maler Pietro Vannucci, genannt Perugino, im Collegio del Cambio sind Fresken von ihm zu sehen. Im Zentrum der Altstadt liegt der Corso Vannucci mit seinen Geschäften und Cafés.

Panoramaaufnahme der Altstadt von Perugia

Regelmäßige Veranstaltungen

  • Umbria Jazz: Perugia ist auch Schauplatz des Umbria Jazz, eines der größten und weltweit bekanntesten Jazz-Festivals. Das zehntägige Festival findet seit 1973 jährlich Anfang Juli statt.
  • Eurochocolate: Die Eurochocolate, eine der populärsten europäischen Veranstaltungen zum Thema Schokolade, findet jährlich im Oktober statt.

Spezialitäten

In ganz Italien – und darüber hinaus – kennt man die Baci Perugina (Küsse von Perugia), Pralinen mit einer Füllung aus Nougat und ganzen Haselnüssen; das Herstellerunternehmen Perugina hat seinen Sitz in Perugia und gehört seit Jahren zum Nestlé-Konzern.

Bildung

In Perugia befindet sich neben der Universität Perugia auch die Ausländeruniversität Perugia, an der ausländische Studenten aus aller Welt zum Studium der italienischen Sprache und Landeskultur zusammenkommen. Die Vorlesungsräume sind im Palazzo Gallenga untergebracht, dem einzigen Barockgebäude der Stadt.

Verkehr

Die MiniMetro

Perugia hat sehr rigide Maßnahmen gegen den Autoverkehr eingeführt. Zu bestimmten Tageszeiten ist eine Sondererlaubnis erforderlich, um mit dem Auto in die Innenstadt fahren zu dürfen, was sich positiv auf die Bewegungsmöglichkeiten der Fußgänger innerhalb der historischen Altstadt auswirkt. Autos können auf einem der großen Parkplätze in den unteren Stadtteilen abgestellt werden und die Innenstadt ist von dort über Rolltreppen durch die Rocca Paolina zu erreichen.

Seit 2008 verbindet außerdem die Minimetrò Perugia mit sieben Stationen die unteren Stadtteile mit der Altstadt.

Zwölf Kilometer östlich der Stadt liegt der Flughafen Perugia.

Sport

Partnerstädte

Partnerstädte von Perugia sind[6]

Persönlichkeiten

Bekannte Persönlichkeiten der Stadt sind in der Liste von Persönlichkeiten der Stadt Perugia aufgeführt.

Literatur

  • Danilo Nati: Le necropoli perugine, Città di Castello 2008.

Weblinks

Commons: Perugia – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bilancio demografico e popolazione residente per sesso al 31 dicembre 2022. ISTAT. (Bevölkerungsstatistiken des Istituto Nazionale di Statistica, Stand 31. Dezember 2022).
  2. Carl Joseph Bouginé (Hrsg.): Handbuch der allgemeinen Litterargeschichte nach Heumanns Grundriß, Band 1, Zürich 1789, S. 497.
  3. Johannes Weinand Leo XIII. Seine Zeit, sein Pontifikat und seine Erfolge S. 106, Salzwasser-Verlag Paderborn, Nachdruck von 1886, ISBN 978-3-8460-1001-3
  4. Corrado Augias: Die Geheimnisse des Vatikan S. 58, Beck München 2011 ISBN 978-3-406-61363-0
  5. Keller, Harald: Die Kunstlandschaften Italiens 1960. Frankfurt a.M. 1983, S. 390
  6. Comune di Perugia, Website